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Frau Poppets, unsere Wirtin, war es, die mich am andern Morgen weckte. Sie rief durchs Schlüsselloch herein: »Wissen Sie auch, daß es gleich neun Uhr ist, mein Herr?« »Neun, was?« rief ich aufspringend. »Neun Uhr,« wiederholte sie, »ich hab' gedacht, Sie täten sich verschlafen!« Ich weckte Harris und sagte ihm, daß es neun Uhr sei. Er murmelte noch ganz schlaftrunken: »Ich dachte, du wolltest um sechs Uhr aufstehen? Was?« »Ja, das wollte ich auch, warum hast du mich denn nicht geweckt?«
»Ja, wie konnte ich dich denn wecken, wenn du mich nicht zuvor wecktest?« erwiderte er. »Jetzt kommen wir sicher vor zwölf Uhr nicht mehr aufs Wasser! Ich wundere mich nur, daß du bei solchen Aussichten überhaupt noch aufstehen magst!« »O, schwatz' nicht so dumm,« fuhr ich ihn an, »du solltest Gott danken, daß ich überhaupt aufstehe! Wenn ich dich nicht aufgeweckt hätte, so würdest du in vierzehn Tagen noch auf demselben Fleck liegen!«
So knurrten wir uns noch eine Weile an, bis wir durch ein gewaltiges Schnarchen unterbrochen wurden. Es kam von Georgs Bett herüber. Wir wurden dadurch zuerst, seit man uns aufgeweckt hatte, an sein Dasein erinnert. Da lag der Mann, der gestern abend zu wissen begehrte, wann er uns wecken sollte, auf dem Rücken, mit weit offenem Munde und in die Höhe gezogenen Knien. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber es ist einmal so, der Anblick eines schlafenden Menschen – wenn ich bereits auf bin – ärgert mich immer über die Maßen. Es kommt mir nichtswürdig vor, wenn ein Mensch die kostbaren Stunden seines Lebens, Stunden, die er niemals wieder zurückgewinnen kann, in solch tierischem Schlaf verschwendet.
So warf dieser Georg in schändlicher Faulheit das unschätzbare Gut der Zeit hinweg, so schwand ihm sein kostbares Leben dahin, und doch würde er dereinst für jede Sekunde Rechenschaft abzulegen haben! Hätte er nicht ebensogut auf sein und sich mit Eiern und Speck vollstopfen, oder den Hund ärgern, oder mit der Aufwärterin schön tun können, anstatt in dumpfer, stumpfer Selbstvergessenheit dazuliegen?
Es war ein schrecklicher Gedanke! Harris und mich überkam es zu gleicher Zeit. Wir entschlossen uns, ihn zu retten, und über diesem edlen Entschluß vergaßen wir unsern eignen Streit. Wir stürzten auf ihn los, rissen ihm die Decken weg, und Harris versetzte ihm eins mit dem Pantoffel, während ich ihm ins Ohr schrie. Endlich wachte er auf.
»Wa – was gi – gibt's denn?« fragte er, sich erhebend.
»Steh' auf, du dickköpfiger Faulpelz!« brüllte ihn Harris an, »es ist schon dreiviertel auf zehn.«
»Was?« schrie er, indem er aus dem Bett in die Badewanne plumpste. »Wer zum Donner hat denn dies Ding hergestellt?«
Wir fragten ihn, ob er denn blind sei, daß er die Badewanne nicht gesehn habe.
Nun, endlich waren wir alle drei mit dem Ankleiden fertig, und als wir nun zu der Toilette im engeren Sinn kamen, da fanden wir, daß wir richtig die Zahnbürsten und den gemeinschaftlichen Kamm nebst Bürste eingepackt hatten – diese meine Zahnbürste wird noch mein Tod sein, ich will darauf schwören – und wir mußten wieder hinunter und sie aus dem Koffer herausfischen. Und als wir sie hatten, fehlte Georg das Rasierzeug. Wir erklärten ihm, er habe heute unrasiert unter die Leute zu gehn, denn wir würden jetzt seinetwegen oder wegen irgend jemands seinesgleichen nicht noch einmal auspacken.
»So seid doch gescheit!« meinte er hierauf, »wie kann ich denn so in die City gehen?«
Es war jedenfalls eine starke Zumutung für die City, aber was kümmerten wir uns um menschliches Elend. »Die City muß es eben verschnupfen,« meinte Harris in seiner rohen, gemeinen Weise.
Wir gingen hinab zum Frühstück. Montmorency hatte sich noch zwei andere Hunde zum Abschied eingeladen, mit denen er sich einstweilen die Zeit durch eine Balgerei auf dem Flur vertrieb. Wir bändigten ihren Übermut mit einem Schirm und setzten uns dann zu Hammelkoteletten und kaltem Rindsbraten nieder.
Harris meinte: »Die Hauptsache im Leben ist ein ordentliches Frühstück,« und so nahm er sich ein paar Koteletten; bei diesen heiße es zugreifen, solange sie heiß seien, der kalte Braten könne warten.
Georg griff nach einer Zeitung und las uns daraus die Unfälle vor, die sich beim Bootfahren ereignet hatten, sowie die Wetterprophezeiung, nach welcher es regnerisches, kaltes, allmählich sich aufheiterndes Wetter geben würde, ferner außer sonstigen Unbilden da und dort ein örtliches Gewitter, steifer Ostwind mit allgemeinen Niederschlägen für die Gegend des mittleren Englands, sowie London und den Kanal – Barometer sinkend.
Es ist meine unmaßgebliche Meinung, daß unter allen verrückten, widerwärtigen Bosheiten, von welchen die Menschheit geplagt wird, dieser Humbug mit den Wetterprophezeiungen einer der niederträchtigsten ist. Da wird gerade für heute das Wetter angekündigt, das den Tag zuvor herrschte, das gerade Gegenteil von dem, was in Wahrheit eintrifft. Ich erinnere mich, daß mir letzten Herbst einmal ein Feiertag total verdorben wurde, weil ich auf die Wetterprophezeiung in unserer Zeitung Rücksicht genommen hatte. »Heftige Regengüsse nebst Gewitter für heute zu erwarten,« hieß es an jenem Tage, und somit gaben wir unser beabsichtigtes Picknick auf, blieben den ganzen Tag über zu Hause und warteten auf den Regen. Währenddessen zog jung und alt zu Fuß und zu Wagen in heiterster Stimmung an unsrer Wohnung vorüber, und den ganzen Tag über lachte der schönste Sonnenschein und kein Wölkchen zeigte sich am Himmel.
»Ah!« riefen wir schadenfroh aus, als wir sie unten so vorbeiziehen sahen, »wie werden die heute eingeweicht werden.« Und wir lachten in uns hinein bei dem Gedanken, wie naß sie werden würden, kehrten zum Kamin zurück, schürten das Feuer, holten uns Unterhaltungsbücher und ordneten unsere Seekräuter und Muschelsammlung. Gegen Mittag aber, als die Sonne immer noch so recht hell ins Zimmer strahlte, wurde die Wärme unerträglich, und wir fragten uns, wann denn wohl jene heftigen Regengüsse und gelegentlichen Gewitter eintreffen würden?
»O, die werden am Nachmittag kommen, ihr werdet's schon sehen,« sagten wir zueinander. »O, wie werden die guten Leutchen naß werden. Das gibt einen Hauptspaß!«
Um ein Uhr kam unsere Wirtin und fragte, ob wir denn heute nicht ausgingen, da es doch so wunderschönes Wetter sei.
»Nein, nein!« gaben wir ihr mit bedeutungsvollem Kichern zur Antwort, »Wir nicht! Wir haben keine Lust, eingeweicht zu werden.«
Und als der Nachmittag nahezu vorüber und noch immer kein Anzeichen von dem prophezeiten Regen zu bemerken war, da versuchten wir uns gegenseitig mit dem Gedanken zu trösten, daß das Gewitter auf einmal hereinbrechen würde, gerade wenn die Leute den Heimweg angetreten hätten, nirgends Schutz finden könnten und somit erst recht in die Patsche kommen würden. Aber es fiel kein Regen; der Tag blieb wunderschön, und eine prächtige sternklare Nacht folgte ihm. Den andern Morgen war zu lesen, daß das Wetter heute warm, schön und beständig sein werde; wir bekleideten uns demgemäß mit unsern leichtesten Anzügen und gingen aus; eine halbe Stunde später fing es an zu gießen wie mit Kübeln und ein schneidend kalter Wind fing an zu blasen, und beides hielt den ganzen Tag über an, so daß wir abends, mit Erkältungen und Rheumatismus behaftet, nach Hause zurückkehrten und schleunigst ins Bett krochen.
Das Wetter ist überhaupt etwas, das über meinen Verstand geht; ich kann es nie begreifen. Das Barometer ist ein nutzloses Instrument; es ist so unzuverlässig wie die Wetterprophezeiungen. In einem Hotel in Oxford, wo ich mich dieses Frühjahr aufhielt, hing so ein Ding und zeigte auf »anhaltend schön« Wetter. Den ganzen Tag hatte es aber keinen Augenblick zu regnen aufgehört, und ich konnte die Sache nicht begreifen. Ich klopfte daran; da sprang das Quecksilber vollends bis auf »sehr trocken«. Als der Hausknecht vorbeiging und mich am Barometer arbeiten sah, meinte er, es wolle wahrscheinlich das Wetter für morgen anzeigen. Ich hingegen war der Ansicht, es wolle das Wetter anzeigen, das wir vor acht Tagen gehabt hätten. Am nächsten Morgen klopfte ich abermals daran, da stieg das Quecksilber noch weit mehr in die Höhe, und dabei regnete es in Strömen. Mittwochs, nachdem ich wieder daran geklopft hatte, stieg der Zeiger bis auf den höchsten Punkt – weit über anhaltend schönes, sehr trockenes und sehr heißes Wetter hinaus, bis ihn der Riegel anhielt, und es überhaupt nicht mehr weiter steigen konnte. Das Instrument tat gewiß sein möglichstes, aber es war eben so eingerichtet, daß es ohne Lebensgefahr das schöne Wetter nicht noch kräftiger anzeigen konnte. Es wollte augenscheinlich noch höher steigen und Dürre, Wassermangel, Sonnenstiche und Wüstenwinde markieren, aber glücklicherweise hinderte es der Riegel daran; daher mußte es sich wohl oder übel begnügen, sein alltägliches »sehr trocken« anzuzeigen. Aber die Regengüsse dauerten inzwischen ununterbrochen fort, und der untere Teil der Stadt wurde durch das Austreten des Flusses unter Wasser gesetzt.
Der Hausknecht meinte, wir würden nächstens einmal lang anhaltendes schönes Wetter bekommen, aber das schöne Wetter kam jenen Sommer überhaupt nicht mehr. Ich glaube, das Instrument wollte das Wetter für das nächste Frühjahr ankündigen.
Dann gibt es noch jene langgestreckten Barometer neuen Stils; aus diesen kann ich nun vollends nicht klug werden. Auf der einen Seite zeigt es das Wetter für zehn Uhr vormittags von gestern, auf der andern für zehn Uhr vormittags von heute an. Aber man kann doch nicht jeden Morgen schon um zehn Uhr am Wetterhäuschen stehen. Es steigt und fällt der Regen oder schönes Wetter mit mehr oder weniger Wind, und wenn man daran klopft, so zeigt es absolut gar nichts an. Und man muß es erst auf die Meereshöhe und auf Fahrenheit reduzieren – und dann gibt es erst recht keine Antwort!
Aber wer braucht denn überhaupt das Wetter voraus zu wissen? Es ist doch in der Regel schlecht genug, wenn es kommt; wozu also schon vorher sich darüber abhärmen? Der liebste Prophet bleibt doch stets so ein alter Mann, der an einem besonders düsteren Morgen, an dem wir fürs Leben gern besonders schönes Wetter haben möchten, zuerst den ganzen Horizont mit kundigem Auge beschaut und uns dann sagt: »O, seien Sie unbesorgt, mein Herr, ich denke, es wird sich schon aufhellen. Es wird wahrscheinlich ganz gutes Wetter werden.« »O, der versteht sich darauf,« sagen wir zueinander, wünschen ihm guten Morgen und ziehen weiter; »Was doch diese alten Leute für gute Wetterpropheten sind!«
Und wir bleiben dem alten Manne wohl zugetan, wenn sich seine Prophezeiung auch nicht bewahrheitet und es vielmehr den ganzen Tag ohne Aufhören regnet. »Ei nun,« denken wir, »er hat ja doch sein möglichstes getan!« Aber dem, der uns schlechtes Wetter richtig prophezeit hat, bewahren wir ein bitteres und rachsüchtiges Angedenken.
»Denken Sie, daß es sich aufhellen wird?« fragt ihr fröhlich im Vorbeigehen.
»Ich glaube kaum, mein Herr,« antwortet er mit Kopfschütteln, »ich glaube im Gegenteil, daß es den ganzen Tag so fortregnen wird.«
»Dummkopf!« murmeln wir in den Bart, »was versteht der vom Wetter!«
Und wenn seine Voraussage eintrifft und wir ihm auf dem Heimweg wieder begegnen, so sind wir noch mehr gegen ihn aufgebracht, fast als ob er etwas dafür könnte, daß es wahr geworden.
Aber es war an diesem Morgen zu klar und sonnig, als daß uns Georgs herzbeklemmende barometrische Vorlesungen über »Barometer fällt – atmosphärische Störung in schräger Linie über Südeuropa hinziehend – Luftdruck verstärkt« usw. groß hätten aufregen können; als er fand, daß er diese seine Absicht nicht erreichte, stibitzte er mir eine Zigarette, die ich mir gerade sorgsam gedreht hatte, unter der Hand weg und ging davon.
Dann schafften Harris und ich, nachdem wir mit dem Frühstück vollends aufgeräumt hatten, unsere Bagage an die Haustür und warteten auf eine Droschke. Es war ein wackerer Haufen Bagage, nachdem alles beieinander lag. Da war der große Gladstone-Koffer und der kleine Handkoffer, die zwei Körbe und eine große Rolle Pelze und Plaids, etwa vier oder fünf Überzieher und Regenmäntel und einige Regenschirme; dann war da noch ein Pack, das aus einer einzigen Melone bestand, die wir ihres großen Umfangs halber nirgends anders hatten unterbringen können, und in einem andern Korb hatten wir noch einige Pfund Trauben; da war ferner ein japanischer papierner Sonnenschirm und eine Bratpfanne, welche wir, da sie zum Einpacken zu groß und lang war, in braunes Packpapier eingewickelt hatten.
Es war nicht zu bestreiten, es war ein recht ansehnlicher Haufen, und Harris und ich schämten uns ein bißchen; zwar kann ich es heute nicht einsehen, warum.
Indessen keine Droschke zeigte sich, dafür aber ein Haufen Gassenjungen, die sich augenscheinlich für die Schaustellung interessierten und dicht bei uns stehen blieben. Biggs Laufbursche war der erste, der herankam. Bigg ist unser Nachbar, der Gemüsehändler, dessen Hauptkunststück darin besteht, sich immer die durchtriebensten Schlingel von Laufburschen, die die heutige Zivilisation ausgebrütet hat, für seinen Dienst anzuwerben. Wenn irgendein Gassenbubenstück in der Nachbarschaft ausgeführt wird, so kann man sicher sein, daß Biggs neuester Laufbursche dabei der Rädelsführer war. Man erzählte, daß bei dem furchtbaren Mord in der Coramstraße man in unsrer Straße sofort darüber einig gewesen sei, daß Biggs damaliger Junge der Hauptbeteiligte bei der Affäre gewesen sein müsse; und wäre er nicht imstande gewesen, sein Alibi beim Kreuzverhör Nr. 19 und Nr. 21, wo er am Morgen nach dem Verbrechen nach Bestellungen anfragen mußte, nachzuweisen, so wäre es ihm gewiß schlecht ergangen. Ich kannte damals Biggs Jungen noch nicht, aber was ich seitdem über ihn gehört habe, hätte mich nicht veranlaßt, seinem Alibi viel Wert beizulegen.
Also Biggs Bube kam, wie gesagt, zuerst heran. Als er auf der Bildfläche erschien, hatte er es augenscheinlich sehr eilig, aber wie er Harris, mich, Montmorency und den ganzen Haufen Sachen erblickte, verlangsamte er seinen Trott und starrte uns an. Harris und ich schauten ihn durchbohrend wieder an; das hätte wohl eine sensitivere Natur aus der Fassung gebracht; aber Biggs Buben sind in der Regel nicht nervös. Er kam sogar noch einige Schritte näher, stand dann still, nahm sich einen Strohhalm vom Boden auf und kaute daran, indem er seine Augen fest auf uns haften ließ. Er wollte offenbar sehen, wie die Sache ablaufen würde. Einen Augenblick später kam der Junge des Spezereihändlers auf der anderen Seite der Straße daher. Biggs Bube rief ihn an: »He! 's Parterre von Nr. 42 zieht aus.« Der Junge kam sofort herbei und pflanzte sich auf der anderen Seite der Haustür auf. Dann hielt der Jüngling aus der Schusterbutike bei uns an und nahm festes Standquartier neben Biggs Jungen, während der Schenkbube aus der »Blauen Post« eine selbständige Stellung am Gartenzaun einnahm. »Die werden keinen Hunger leiden,« bemerkte der Schusterjüngling, »was meinst du?« – »Nun, du tätest doch sicherlich auch ein paar Sachen mitnehmen,« meinte der aus der »Blauen Post«, »wenn du in einem kleinen Boot nach Amerika schiffen wolltest.«
»Die wollen nicht bloß nach Amerika rüber,« warf Biggs Bube ein, »die wollen nach Afrika und Stanley auffinden!«
Inzwischen war der Haufen zu einer kleinen Volksversammlung angewachsen, und die Leute fragten einander, was es denn gebe. Ein Teil, nämlich der leichtfertige jüngere Teil, behauptete, es sei eine Hochzeit, und hielt Harris für den Bräutigam, während die Älteren und Verständigeren es für ein Leichenbegängnis hielten und mich wahrscheinlich für den Bruder des Leichnams ansahen.
Nach langem Harren kam denn doch endlich eine leere Droschke daher. Sofort packten wir unsere Sachen und uns selbst hinein, teilten noch an ein paar von Montmorencys Freunden, die sich augenscheinlich verschworen hatten, ihn nie zu verlassen, freundliche Hiebe zum Abschied aus und fuhren dann unter dem Hallo der Menge davon, während Biggs Bube uns noch eine gelbe Rübe als gutes Omen nachwarf.
Um elf Uhr erreichten wir den Waterloo-Bahnhof und fragten, von welchem Perron aus der 11.50 Uhr-Zug abginge. Natürlich wußte es niemand. Auf dem Waterloo-Bahnhof weiß nie jemand zu sagen, von wo ein Zug abgeht, oder wann ein Zug abgeht, wohin derselbe fährt, oder irgend sonst etwas über ihn. Nach langem, vergeblichem Suchen nach unserm Zuge konnten wir endlich mit Hilfe eines Trinkgeldes einen Zugführer bewegen, einen dastehenden Zug nach Kingston abgehen zu lassen.
Später erfuhren wir, daß der Zug, mit dem wir gefahren waren, in Wirklichkeit der Postzug nach Exeter gewesen sei, daß man im Waterloo-Bahnhof stundenlang nach ihm gesucht, daß aber niemand etwas über seinen Verbleib zu sagen gewußt habe.
Gerade unterhalb der Brücke bei Kingston lag ein Boot für uns in Bereitschaft; dorthin wandten wir unsere Schritte, und hinein stauten wir unsere Sachen, und hinein stiegen wir endlich selbst. – »Alles in Ordnung?« fragte uns der Bootvermieter.
»Alles!« antworteten wir, und Harris ergriff die Ruder und ich das Seil des Steuers; Montmorency freilich fühlte sich unglücklich und hatte sich voll böser Vorahnungen am Vorderteil aufgepflanzt – so schossen wir hinaus in die Fluten, welche nun auf vierzehn Tage unsere Heimat sein sollten.
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