Jean Paul
Die unsichtbare Loge
Jean Paul

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Fenk an mich

»Nimm den armen Überbringer dieses zum Klienten an; der Maußenbacher hat seine Saug- und Schöpfwerke dem armen Teufel eingeschraubt und zieht. Die sämtlichen Spitzbuben von Advokaten in Scheerau dienen ihm gegen keinen reichen Edelmann zu Patronen, den sie einmal zu ihrem eignen zu bekommen wünschen.

Ich bin zwar selber täglich in Maußenbach und advoziere; aber der Knicker nimmt keine uneigennützigen Gründe an; und sonst hat Röper für alles andre Gefühl und Vernunft. Es wird einmal eine Zeit kommen, wo man unsre vergangne Dummheit so wenig begreifen wird als wir künftige Weisheit, ich meine, wo man nicht bloß, wie jetzo, keine Bettler, sondern auch keine Reichen dulden wird.

Vom Vater einer schönen Tochter zwingt man sich gut zu denken. Ich nötige mich auch: an deiner Klavierschülerin Beata sahest du nur die grünen Blätter unter der Knospe; jetzo könntest du die aufbrechenden Rosenblätter selber sehen und den Duft-Nimbus darum. Eine solche Tochter eines solchen Vaters! Das heißt, die Rose blüht auf einem schwarzen, im Schmutze saugenden Wurzelgeflecht.

Ich bin dort, sie zu heilen; der Alte will für sein Geld was haben; aber in Maußenbach bedenkt kein Mensch, daß der Abt Galiani, den man vier Tage vor meiner Abreise aus Italien begrub, gesagt hat, daß die Weiber ewige Kranke sind. Jedoch bloß an Nerven; die Gefühlvollsten sind die Kränklichsten; die Vernünftigsten oder Kältesten sind die Gesündesten. Wenn ich ein Fürst wäre: ich resolvierte fürstlich und setzte in einem allerhöchsten Reskript Hausarrest darauf, wenn eine Frau auch nur einen einzigen Medizinlöffel austränke. Ihr armen hintergangnen Geschöpfe, warum habt ihr so viel Zutrauen zu uns Männern überhaupt und zu uns Doktoren insbesondere und lasset es euch gern gefallen, daß wir, die Arzneigläser wie in einer Reiheschank verzapfend, euch auf einem Medizinwagen so lange spazieren fahren, bis wir euch auf den Leichenwagen abladen?... So sagt' ich manchmal zu ihnen; und dann nahmen sie alle Arzneien noch lieber ein, die ich ihnen verordnete.

Die einzigen Arzneien, die Weibern mehr nützen als schaden, sind höchstens Kleider. Nach vielen Naturforschern verlängert das Mausern das Leben der Vögel; aber auch das der Weiber, setz' ich dazu, die allemal so lange siechen, bis sie wieder ein neues Gefieder anhaben. Aus der Therapeutik lässet sichs schlecht erklären; aber wahr ists; und je vornehmer eine ist, mithin je kränklicher, desto öfter muß sie sich mausern, wie auch der Sumpfsalamander sich alle fünf Tage häutet. Ein weiblicher Krebs, der auf eine neue Schale wartet, hockt erbärmlich in seinem Loche. Jedes Gift kann ein Gegengift werden; und da gewiß ist, daß Kleider Krankheiten geben können, z. B. die Hektik, Pest etc.: so müssen sie unter Anleitung eines vernünftigen Arztes auch Krankheiten heben können. Ein aufgeklärter Medikus wird meines Bedünkens, wenn die Hällische Hausapotheke, d. i. die Kleiderkommode, nichts hilft, aus keiner Apotheke als aus dem Auerbachischen Hofe in Leipzig rezeptieren. Da du mancher Preßhaften damit beispringen kannst: so will ich dir aus meiner weiblichen materia medica folgende offizinelle Halstücher, Kleider etc. hersetzen:

Stahlarzneien sind Stahlrosetten und Stahlketten. Der Stahl- und Magenschild des atlassenen Gürtels erwärmt den Magen und andre intestina sehr.

Die Edelsteine, die sonst aus Apotheken gegeben wurden, sind noch jetzo äußerlich gut zu gebrauchen.

Blumenbouquets, sobald sie von Seide sind, sind probate Arzneipflanzen und stärken durch den Geruch das Gehirn.

Schals sind Brustarzneien, und nicht ein roter Faden (welches Aberglaube ist), sondern ein Halsband mit einem Medaillon ist nach neuern Ärzten kranken Hälsen dienlich.

Mit der peruvianischen Rinde wird viel betrogen, aber echte ist ein Rock à la peruvienne.

Da alle Wunden nach der neuern Chirurgie durch bloße Bedeckung geheilet werden: so tut statt des englischen Taftpflasters bloßer Taft am Leibe dieselben Dienste.

Ein neuer Visitenfächer ist bei starken Ohnmachten unentbehrlich; ob aber ein Muff unter die erweichenden Mittel, falsche Touren unter die Haarseile, und ein Sonnenschirm unter die kühlenden Mittel, und eine Kleidgarnitur unter die Bruchbänder und Bandagen gehöre – das können ein oder dreihundert Beispiele noch nicht erweisen.

Wir halten uns lieber daran, daß ein Frisierkamm ein Trepan gegen Kopfübel, eine Repetieruhr gegen intermittierenden Puls und ein Ballkleid ein Universale gegen alles ist.

So ist also, scherzhaft zu reden, der Damenschneider ein Operateur, sein Nähfinger ein Arzneifinger, sein Fingerhut ein Doktorhut....

... Warum vergaß ich dich, edle Beata? Dich heilt eine Parüre nicht; und wenn künftig einmal dein schönes Herz erkrankte – so würde nichts es heilen als das beste Herz, oder es stürbe. – –

Wundere dich über mein Feuer nicht. Ich komme gerade von ihr und vergesse alle Fehler, die ich vor vierzehn Tagen noch von ihr wußte. Mädchen, die oft krank sind, gewöhnen sich eine Miene von geduldigem Ergeben an, die ›zum Sterben schön‹ ist. Ich habe ihren Lieblingausdruck unterstrichen, aber nur von ihrer Zunge kann er im schönsten sterbenden sinkenden Laute fließen. Diese Geduld gewöhnet ihr außer ihren ewigen Kopfschmerzen auch ihr Vater an, der sie gleich sehr quält und liebt und der ihr zu Gefallen (nach dem Egoismus des Geizes) eine Welt abschlachtete. Wenn die Seele mancher Menschen (sicher auch diese) zu zart und fein für diese Morast-Erde ist: so ist es auch oft der Körper mancher Menschen, der nur in Kolibri-Wetter und in Tempe-Tälern und in Zephyrn ausdauert. Ein zarter Körper und ein zarter Geist reiben einander auf. Beata hängt, wie alle von dieser Kristallisation, ein wenig zur Schwärmerei, Empfindsamkeit und Dichtkunst hin; aber was sie in meinen Augen hoch hinaufstellt, ist ein Ehrgefühl, eine demütige Selberachtung, die (meinen wenigen Bemerkungen nach) ein Erbteil nicht der Erziehung, sondern des gütigsten Schicksals ist. Diese Würde sichert ohne prüde Ängstlichkeit die weibliche Tugend. Wenn man aber dieses weibliche point d'honneur erst einerziehen, ja einpredigen muß – ach wie leicht ist nicht eine Predigt besiegt! – Weiber, die sich selber achten, umringt eine so volle Harmonie aller ihrer Bewegungen, Worte, Blicke!... Ich kann sie nicht schildern, aber die sind zu schildern, die der Rose gleichen, welche unten, wo man sie nicht bricht, die längsten und härtesten Dornen hat, aber oben, wo man sie genießet, sich nur mit weichen und umgebognen verpanzert.

Ich weiß nicht, ob es dir etwas Altes ist, daß Töchter ihren Müttern jede Wahrheit und alle Geheimnisse sagen; mir ists etwas Neues, und nur eine beste Tochter, wie Beata, kann es.

Vor vierzehn Tagen erinnerte ich mich eines Fehlers von ihr nicht so schwach als heute, welcher der ist, daß sie zu wenig Freude an der – Freude und zu große an traurigen Phantasien hat. Es gibt zu weiche Seelen, die sich nie freuen können (so wie nie beleidigt fühlen), ohne zu weinen, und die ein großes Glück, eine große Güte mit einem seufzenden Busen empfangen. Wenn aber diese vor rohen Seelen stehen, die den verborgnen Dank und die stumme Freude nicht erraten können: so werden sie gezwungen, nicht Empfindung, aber den Ausdruck derselben vorzuheucheln. Beatens Vater will für jedes seiner Geschenke, deren Wert er bis zu Apothekergranen auswiegt, eine springende Freude; sie hingegen fühlt höchstens später darauf eine; die Erscheinung irgendeines lichten Glücks selber blitzet ihr auf einmal über alle traurige Tage hin, die wie Gräber in ihrer Erinnerung liegen. Auch an dieser Beata seh' ichs wieder, daß der weibliche Leib und Geist zu zart und zu wallend, zu fein und zu feurig für geistige Anstrengung sind und daß beide sich nur durch die immerwährende Zerstreuung der häuslichen Arbeit erhalten; die höhern Weiber erkranken weniger an ihrer Diät als an ihren exzentrischen Empfindungen, die ihre Nerven wie den Silberdraht durch immer engere Löcher treiben und sie aus Fadennudeln in geometrische Linien zerdehnen. Eine Frau, wenn sie Schillers Feuerseele hätte, stürbe, wenn sie damit eines seiner Stücke machte, im fünften Akte selber mit nach.

Ich verstehe deine verliebte Fragartikel recht gut: freilich steigt der geheime Legationrat von Oefel hier oft aus. Er scheint zwar keine zärtlichern Geschäfte hier zu haben als kaufmännische und vom Kommerzien-Agenten nichts verschrieben zu fodern als Pfeffer für Zeylon und Muskatnüsse für Sumatra, folglich seine Tochter und ihre Güter am allerwenigsten. – Desgleichen ist die Ministerin, dieser Zoll- und Almosenstock voll männlicher Herzen, zwar auch mit da und hat Oefels angeöhrtes oder gehenkeltes schon an ihren Reizen hängen; aber der Teufel trau' geheimen Legationräten, zumal Oefeln. Ich sage dir, er mag Beaten kapern oder nicht, so wundert mich jedes. Du wirst dich freilich damit trösten, lieber Jean Paul, daß du erstlich größere Reize hast als er und zweitens gar nicht weißt, daß du die Reize hast, welches in der Konversation viel tut. Es ist wohl etwas daran; denn Oefel will nicht sowohl gefallen als bloß zeigen, daß er gefallen könnte, wenn er nur wollte, und er erlaubt sich daher alle Launen, bloß damit man etwas zu tadeln und zu vergeben und er gutzumachen habe; er ist auch – weil ein Hofmann und ein Demant außer der Härte noch reine Farbenlosigkeit haben müssen, um fremde Farben und Lichter treuer nachzustrahlen – sogar zu einem Hofmann zu eitel und kauft sich mit fremder Gunst nur seine eigne. Ich will dich mit noch mehr ›Zwars‹ trösten, bis ich meine Aber hole. Beata sieht zwar aus, als ob sie sich alle Minuten frage: ›warum bewunder' ich ihn nicht?‹; die Ministerin sieht aus, als ob sie jene alle Minuten frage: ›warum beneidest du mich nicht, da mein Lehnmann ein Forte-Piano mit hundert Zügen und Tritten ist wie ich selber?‹ – denn er behält keine Stellung und kann sich in jede wagen; jede Bewegung scheint aus der andern herzufließen; seine Seele ändert ebenso spielend wie der Körper die Positionen und biegt sich, wie ein Springbrunnen bei Wind, in die entlegensten Materien hinüber; ihn macht nichts irre, er jeden; er weiß hundert Eingänge zu einer Predigt, fängt an, um anzufangen, bricht ab, um abzubrechen, und weiß selber nicht eher als seine Zuhörer, was er will – – kurz es ist ein Nebenbuhler, lieber Paul! – Ich kann jetzt das versprochene Aber nicht recht hereinbringen.

Aber obgleich meine schöne Patientin ihn so kalt überblickt wie einen, der uns ein Kleid anprobiert, so setzt er doch das Gegenteil voraus und wirft Leuchtkugeln zu seiner Erhellung und Dampfkugeln zu ihrer Verfinsterung in sie und sticht schon im voraus die Münzstempel für seine künftige Eroberung-Medaillen. – Männer oder Männchen wie Oefel haben einen solchen Überfluß von Treue, daß sie ihn nicht einer, sondern unter tausend Weibern verteilen müssen; Oefel will ein ganzes weibliches Sklavenschiff kommandieren: er fragt dabei nach dir so wenig wie nach der Ministerin, die ihn liebt, weil es ihr letzter Liebhaber ist, und die er liebt, erstlich weil er an ihrem Triumphwagen, vor welchem sonst mehre Tröpfe eingespannt waren, gern als Gabelpferd allein ziehen will, zweitens weil sie mehr List und weniger Empfindung als er besitzt und ihn beredet, es sei gerade umgekehrt.

Da ich nun unsere Beata, die du gern in dein Leben und in dein Buch hineinhaben möchtest, in das Leben und das Buch des Oefels (er ist auch über einem) verflechte, so hab' ich, trauter Paul, dem alten Röper so viele Kabinett-Predigten darüber gehalten, daß die Kränklichkeit seiner Tochter nicht durch einen, sondern durch ein paar hundert Ärzte zu besiegen sei, d. h. durch Gesellschaft – daß der Alte ihr eine Gesellschaft oder vielmehr sie einer geben will, ohne selber für eine die Alimentengelder auszugeben. Er will sie auf irgendein Beet des Hofgartens verpflanzen: ›Sie soll auch Welt mitkriegen‹, sagt er und hat selber keine. Er würde, wenn er dürfte, die ganze weibliche Welt von ihren Altären und Bilderstühlen und Präsidentenstühlen und ordentlichen Sesseln auf Melkstühle und Werkstühle und Schemel herabziehen und drücken; gleichwohl sollen seiner Tochter durch Juden und durch Diamant-Pulver Facetten oder Glanzecken angeschliffen werden, die er selber hasset. Ist sie am Hofe, so sieht sie nachher der Legationrat alle Tage – und Jean Paul hat nichts.

Dieser Jean fragte mich auch pfiffigerweise, ob er nicht Gerichthalter beim Vater der besagten Tochter werden könne, weil er, der Jean, von dem Abdanken des jetzigen gehört habe – Herr Kolb (eben der Gerichthalter) ist aber noch da, zankt sich noch, sagt jede Woche: ›Wenn jeder die Streiche von Röper wüßt', die ich‹.... ; Röper sagt jede Woche: ›Wenn jeder die Streiche von Kolb wüßte, die ich‹...., und so sind beide aneinander durch wechselseitige Besorgnisse geleimt. – – Jetzt ist ohnehin nicht daran zu denken; denn in vierzehn Tagen lässet sich der alte Röper von seinem Rittergute huldigen. Ein Geiziger scheuet sich, zu ändern und zu wagen.

›Warum lässest du deine gute Schwester so lange im giftigen Hüttenrauche des Hofes stehen? Ist das, was sie dort gewinnen kann, wohl so viel wert wie das, was sie mitbringt und dort verlieren kann, ihr reines, weiches, obgleich flüchtiges Herz? Auf meinen Reisen dacht' ich anders, aber jetzt in der Einsamkeit ist mir ein kokettes Insekt, eine kokette Krebsin, die bald vor-, bald rückwärts kriecht, die ihre große und kleine Scheren immer aufsperrt und sie immer wieder erzeugt, wenn man sie abgerissen, die in der Brust statt des Herzens einen Magen trägt und doch kaltblütig ist wie alle Insekten, eine solche inkrustierte Krebsin ist mir widerlicher als eine schalenlose in der Mause der Empfindsamkeit, die zu weich ist und aus der Romanschreiber die empfindsame Krebsbutter machen. Empfindelei bessert sich mit den Jahren, Koketterie verschlimmert sich mit den Jahren. – Warum schaffst du deine Philippine nicht nach Haus?‹ Auf diese Fragen hat mir Jean Paul nicht geantwortet; ich aber auf seine: denn ich räche mich nicht; ich wünschte vielmehr, besagter Paul drückte Beatens Finger heute an unrechte Finger mehr als auf die rechten Tasten und jetzt im Lenz-Alter sähe sie sich neben dem Klavier fragend nach Paulo um und überleuchtete ihn mit dem blauen Himmel ihres weiten Auges; der arme Teufel, eben der Paul, würde sich nicht mehr kennen und dann sagen: ›Ohn' ein schönes Auge geb' ich für alles andre Schöne nicht einen Deut, geschweige mich; aber über ein Himmels-Augenpaar vergess' ich alle benachbarte Reize und alle benachbarte Fehler und den ganzen Bach und Benda, wie er ist, und meine Mordanten und die falschen Quinten und weit mehr.‹ Leb wohl, Vergeßlicher!

Dr. Fenk.«

 

Wir verstehen uns, herzlicher Freund; wer selber einmal Satiren geschrieben hat, vergibt alle Satiren auf sich, zumal die boshaftesten, bloß die dummen nicht. Aber, ob es der Doktor gleich im Scherze vermochten hat, so muß ich doch solche Leser, die weit von Scheerau wohnen, ohne Rücksicht auf mich benachrichtigen, daß der besagte Legationrat Oefel die unbedeutendste Haut ist, die wir beide nur kennen, wie er denn bloß unter Weibern weniger, aber unter Männern allzeit verlegen ist und im kleinen Zirkel viel mehr als im großen, zu geschweigen, daß er immer die Aufmerksamkeit aufsucht und auch erjagt, welche bescheidne Leute geschickt vermeiden, die allgemeine nämlich. Wenn ihm diese überall gelingt: so soll er sie doch nicht in meinem Buche haben.... Die folgende Sache ist freilich unmöglich – zumal meiner verdammten lang- und kurzbeinigen oder spondäischen Stellage und Konsole wegen, auf die mein übrigens von Kennern beurteilter Torso gelagert ist – – aber ausmalen kann sich doch ein Mensch die unmögliche Sache, welche diese ist, daß ich mich einmal Beaten mit einer Lieberklärung zeigte und so – wider eigne Erwartung – selber der Held dieser Lebensbeschreibung und sie die Heldin würde – – ich bin ordentlich verdutzt, denn ich wollte wahrhaftig nur sagen und setzen, daß ich bei Röper Gerichthalter würde und hernach im Grunde – weil ich jeden Gerichttag zärtlich wäre, oder eine zärtliche Bestie, wie eine Frau sich ausdrückt, die mehr zum schönen als schwachen Geschlecht gehört – gar sein Schwiegersohn – Mit Freuden wollt' ich dem so guten Leser, der Mitfreude fühlt, alles biographisch beschreiben und ihn ergötzen.... Aber, wie gesagt, die Sache ist fatalerweise wohl unmöglich, so weit ich in die Zukunft schauen kann; und dies bloß eines verdammten unsymmetrischen Drahtgestelles wegen, das doch der, den sein Unglück darauf geheftet, durch tausend Glasuren und Rasuren wieder gutmachen will und auf welchem ja Epiktet gleichfalls lange stand.

Im Feuer bin ich ganz aus meinem biographischen Plan herausgegangen; es sollte bisher der Lesewelt geschickt verhalten werden (und glückte auch), daß alle diese Avantüren noch nicht alt sind und daß in kurzem das Leben dieser Personen mit meiner Lebensbeschreibung davon Hand in Hand gleichzeitig gehen werde – – jetzt aber hab' ich alles losgezündet – Es muß nun überhaupt ein neuer Sektor angefangen werden, worin mehr Vernunft ist...


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