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Es herrschen verschiedene Vorurtheile in Ansehung des Schnupfens. Alle können sehr gefährliche Folgen haben. Das erste ist, daß ein Schnupfen niemals gefährlich seyn könne; ein Irrthum, der täglich vielen das Leben kostet.
Freylich stirbt man nicht am Schnupfen, so lang es nur ein Schnupfen ist, aber man versäume ihn, so stürzt er in tödtliche Brustkrankheiten. Der Schnupfen raft mehr Menschen weg als die Pest, antwortete jener Arzt seinem Freunde, der ihm sagte, er befinde sich wohl, er habe nur einen Schnupfen.
Ein zweytes Vorurtheil ist, daß der Schnupfen keine Hilfsmittel nöthig habe, und daß er dadurch nur länger daure. Das letzte kann seyn, in Betracht der schlechten Behandlung; aber der Grundsatz selbst ist äuserst falsch. Der Schnupfen hat, gleich andern Krankheiten, seine Mittel, und wird nach Masgabe der Behandlung leichter oder schwerer geheilet.
Ein dritter Irrthum ist, daß man ihn nicht nur für nicht gefährlich, sondern sogar für heilsam hält. Es ist freilich besser einen Schnupfen, als eine schlimmere Krankheit, zu haben; aber es wäre weit besser nichts von beyden zu haben. Ein Schnupfen ist allemal eine Krankheit, welche, wenn sie heftig wird, die ganze menschliche Maschine empfindlich angreift. Er schwächt die Brust recht merklich, und die Gesundheit wird früher oder später gestöret.
Ist der Schnupfen stark, so muß man eine Aderlaß auf dem Arm vornehmen, dieß verkürzt sehr seine Dauer. Das Aderlaßen ist allemal nothwendig, wenn der Kranke vollblütig ist, einen starken Husten und heftige Kopfschmerzen hat. Man muß sehr häufig von dem nachfolgenden Getränke trinken:
Nimm eine Hand voll Holderblüthe, thue sie in eine irrdene Schaale, mit einem Loth Hönig und drey Löth guten Weineßig; gieße über alles eine Maaß siedenden Wassers, rühre es mit einem Löffel ein wenig um, den Hönig aufzulösen; decke die Schaale zu, und seige es, wenn es kalt geworden, durch ein leinenes Tuch.
Oder:
Nimm vier Loth Gersten und anderthalb Quintlein Salpeter; dieses lasse mit fünf Quartel Wasser kochen, bis die Gerste sich geöfnet hat, nämlich aufgesprungen ist; seige es durch ein leinenes Tuch, und thue drey Loth Hönig, und zwey Loth Weineßig hinzu.
Es ist nützlich, alle Abend beym Schlafengehen ein Fußbad zu nehmen. Ungeachtet des alten Vorurtheils, das die Fußbäder in dieser Krankheit als sehr gefährlich ansehen ließ, schaffen sie den Kranken einen sehr großen Vortheil, indem sie das Fieber, die Kopfschmerzen und den Husten mindern.
Klistiere sind auch sehr dienlich, wenn der Kranke verstopft, oder der Harn weniger als gewöhnlich abgeht.
Allein sehr oft ist das Uebel so geringe, daß man nicht glaubt, eine vollständige Kur anfangen zu dürfen. Man wird vielmal auch ohne Arzneymittel, wieder besser, wenn man sich einige Tage des Fleisches, der Eyer, der Fleischsuppen, des Weins, und alles dessen enthält, was scharf, schwer oder fett ist; wenn man von Brod, Gartengewächsen, Baumfrüchten und Wasser lebt, insonderheit wenn man wenig oder gar nicht zu Abend speiset, und wenn man durstig ist, eine einfache Gerstentisane, oder einen Holderblüththee trinket, womit man ein Viertel, oder Drittel Milch vermischen kann.
Die lauwarmen Fußbäder und das nachfolgende Pulver befördern den Schlaf:
Nimm zwey Loth Salpeter, theile sie in 16 Theile ab, und nimm vor dem Schlafengehen einen Theil mit Wasser.
Man kann auch ohne Gefahr einige Schalen Klapperrosenthee trinken.
Man hat gegen den Schnupfen eine sehr große Menge von Hülfsmitteln, die als herrlich dawider ausgeschrien worden, z. E. Aepfeltisanen, Süßholz, Feigen, Rosinen, Borretsch, Gundermann, Ehrenpreis, Isop, Nesseln u. s. w. Ich will ihrem Werthe nichts benehmen, sie können alle nützlich gewesen seyn, aber das ist ein wahres Unglück, daß diejenigen, welche in einem Falle von einem Mittel gute Wirkung gesehen haben, selbiges gleich für das allervortreflichste halten; dies ist ein gefährlicher Irrthum, denn aus einem einzelnen Falle läßt sich nichts entscheiden.
In dem Kopfschnupfen verschaffet der Dampf von puren warmen Wasser, oder worinn man Holderblüthe geworfen, und ein wenig Weinessig gegoßen hat, gemeiniglich eine sehr baldige Erleichterung. Auch in dem Brustschnupfen thut dieser Dampf Dienste.
Man pflegte sich sonst des Wallraths sehr häufig zu bedienen, aber es ist eine sehr unverdauliches Oel, und die Oele sind nur sehr selten im Schnupfen dienlich. Außerdem, ist der Wallrath fast beständig ranzig; folglich ist es besser, dies Mittel zu verbannen; indem man oft schlimme, selten aber gute Wirkungen davon gesehen hat.
Diejenigen, welche sich bey einem Schnupfen von ihren Speisen nichts abbrechen, und dabey sehr viel warmes Wasser trinken, richten ihre Gesundheit zu Grunde. Sie verdauen nicht mehr, der Husten fängt an, zugleich mit der Brust den Magen anzugreifen, und sie laufen Gefahr in eine Auszehrung zu verfallen.
Brandweine und gewürzte Weine sind beym Anfange sehr schädlich, und man würde besser thun sie gar nicht zu gebrauchen. Wenn man einige gute Wirkungen davon gesehen hat, so ist es nur am Ende der Krankheit gewesen, da sie nur noch durch die Schwäche der innern Theile unterhalten wurde.
Der Schnupfen oder die Strauchen unterscheidet sich vom Karthar dadurch, daß erstere die Schleimhaut der Nase und Stirnhöle, letzterer aber die Brust einnimmt.
Holderlatwerge und Hönig, zu gleichen Theilen gemischt und öfters genommen, dient zur Ablösung des Schleims beym Kartharhusten recht gut.
Eingeheitzte Stuben taugen beym Kopfschnupfen nicht, da ist reine, nur nicht kalte, freye Luft besser.