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Daß die Gesundheit das größte Gut des menschlichen Lebens ist: wird mir wohl niemand widersprechen! daß aber dem ungeachtet der größte Theil des Menschen, entweder gar nicht, oder doch auf eine sehr verkehrte Art, für seine Gesundheit sorget, dies wird man mir eben so willig eingestehen, als daß sich manche vorsetzlich darum bringen.
So viele klägliche Beispiele ihrer Unachtsamkeit und Sorglosigkeit diese Menschen auch vor Augen haben, so wollen sie dieses doch nicht einsehen, und sind dahero, vor wie nach, für ihre Gesundheit ganz unbesorgt.
Von denjenigen, die auf eine verkehrte Art für ihre Gesundheit sorgen, wären zuverlässig die meisten zu retten; aber ihre falsche Vorsorge gründet sich auf Vorurtheile, alte hergebrachte Gewohnheit, Aberglauben und Unverstand; Feinde, die wenigstens öfters, wo nicht ganz doch zum Theil, zu besiegen sind.
Die Absicht dieses Büchleins ist also: denenjenigen, welche einer Bekehrung fähig sind, die Augen zu öfnen, und sie in den Stand zu setzen: gehörig, und ordentlicher als bishero, für ihre Gesundheit zu sorgen. Ich will sie blos, so viel ich es als ein Ungeweihter in der Arzneikunde kann, belehren, den rechten Weg zu gehen – dieser ist in der Fürsorge für die Gesundheit unbefangene natürliche Vernunft; und bey angehenden Krankheiten sind es unschädliche Vorbauungs- und Heilungsmittel – ganz vorzüglich aber ein vernünftiger denkender Arzt.
Bey Verwundungen, Verletzungen und andern äuserlichen Schäden und Gebrechen des Leibes, ist ein geschickter Wundarzt nöthig, den man in solchen Fällen unverzüglich herbeyholen und ihm allein die Kur anvertrauen muß. Vorbauungsmittel können hier im allgemeinen nicht vorgeschlagen werden; sie sind auch so notwendig nicht, weil es nur seltene Fälle giebt, wo augenblickliche Hilfe nothwendig wäre. Ein ruhiges Verhalten; Schützung der Verletzung für rauher und kalter Luft; bey starker Verletzung ein Verband, so gut ihn ein jeder in der Geschwindigkeit machen kann, um der heftigen Verblutung zu steuern, sind hier schon genug. Schädlich aber, und ein wahrer Mord sind die sogenannten sympathetischen Kuren, wo man durch ein lächerliches Verfahren, allerley Possen, Fratzen, und Alfanzereyen, die man mit dem Wort Sympathie belegt, eine Wunde, Quetschung Geschwür und dergleichen kuriren will. ( In dem Buch vom Aberglauben, Misbrauche und falschen Wahn, das man von Leipzig aus als einen Nachdruck fälschlich angrinzt, ich aber mit vieler Mühe mehrentheils umgearbeitet und verbessert, auch auf hiesige Gegenden anwendbar gemacht habe, findet man über die sogenannten sympathetischen Kuren vieles beschrieben, so wohl zu beherzigen ist.) Imgleichen muß man sich auch für den Afterwundärzten, als Schäfern, Abdeckern, Waldhanseln, Scharfrichtern und dergleichen unberufenen Leuten und ihren Kuren in Acht nehmen, wenn man nicht zum Krüppel oder Siechen auf seine ganze Lebenszeit werden will. –
Genug von diesem allen. In den beyden Bändchen des Unterricht- Noth- und Hülfs-Büchleins, von welchen diese Schrift hier als Anhang und Beschluß zu betrachten ist, findet man fast das nämliche und noch mehr, was in diese Vorrede gehörte, gesagt; ich verweise meine Leser also dahin um nicht zu weitläufig zu werden.
Was ich hier in Ansehung der Vorsorge für die Gesundheit, und in den Krankheiten bey Menschen, sagte, lehrte und anprieß, dies gilt gewisser massen auch bey dem Vieh; da aber das Vieh Vieh ist, und seinen eigenen Willen nicht hat, so soll der Mensch nicht Vieh seyn, sondern für dasselbe denken, sorgen und handeln; Anweisung dazu findet sich ebenfalls in diesem Büchlein.
Tissot, einer unserer geschicktesten Aerzte, gab mir den Stof zu dem, was ich hier schrieb, und ein anderer geschickter und gelehrter Mann im Fache der Arzney, Wundarzney und Entbindungskunde, lieferte mir manche Beyträge und Belehrungen. – Dieses bey dem Arzneybüchlein für Menschen.
Bey dem wenigen, was ich von der thierischen Arzneykunde sagte, oder beym Arzneybüchlein fürs Vieh, spricht der würdige deutsche Patriarch der Landwirthschaft, Herr Pfarrer Mayer in Kupferzell, die Zusätze aus einigen Schriften geschickter Viehärzte, z. B. eines Wills etc. werden ebenfalls bemerkbar seyn.
Dies, lieber Leser und Landmann ! ist es, was ich bettelte und dir nun schenke; gebrauchs nach Vorschrift, und nimm mit meinem guten Willen vorlieb, so wird's die frommen und mich herzlich freuen.
Die in der folgenden Anzeige beschriebene Arzney wird von zween geschickten und rechtschaffenen Aerzten verfertigt, deren Absicht eigentlich dahin gehet, hiedurch die vielen Aftertinkturen und mehr schädlich als nützlichen Universalmedizinen, die in den Zeitungen so kräftig und nachdrücklich empfolen werden, zu verdrängen.
Schriebs Weissenburg in Franken.
im Hornung 1791.
J. G. Fr. Jacobi.
Sie ist durch vieljährige Erfahrung, in einer weitläufigen Praxis, als ungemein heilsam und kräftig gegen folgende Krankheiten bewährt gefunden worden. In Nervenschwäche; Mutterbeschwerungen; Hypochondrie; Schwermuth; gegen die goldene Ader, Hämorrhoiden; Schwäche und Erschlappung des Magens; mangelhafte Verdauung; Säure; Sodbrennen; Magenkrämpfe; Blähungen; Aufstossen; Schleim und Wasserbrechen; Wechsel- oder kalte Fieber; Gelbsucht; Wassersucht; Windsucht; krampfhafte Engbrüstigkeit ohne Lungenfehler; verstopfte und unordentliche monatliche Reinigung; weissen Fluß; Verstopfung und Härte der Leibesöffnung; fehlerhafte Galle; Gallensteine; Verstopfungen in der Leber, im Gekröse, und in Drüsen; Flüsse oder Rheumatismen; Gicht oder Gliederkrankheit und Podagra; Hautausschläge und Krätze; und endlich gegen dicke, harte Bäuche der Kinder mit Abzehrung.
Erwachsene nehmen in der ersten Woche, Morgens und Abends einen Eßlöffel, voll wohl umgerüttelt; in der zweiten Woche täglich dreymal, nemlich vormittags zweimal und Abends einmal; in der dritten Woche wieder wie in der ersten; alle Tage nur einmal Vormittags; zuletzt alle zwei, drei, vier und acht Tage früh Morgens einen Eßlöffel voll. Daneben halte man gehörige Lebensordnung. Kindern gibt man auf gleiche Weise nach Beschaffenheit des Alters einen, zwei und mehrere Kaffeelöffelchen voll. Vom achtzehnten Lebensjahre an nimmt man wie Erwachsene. Die Tinktur muß an einem kühlen Orte, wohl zugeschlossen aufbewahrt werden. Das Glas, wohl versiegelt und mit eigenem Pettschaft versehen, kostet einen Gulden und zwölf Kreuzer; fünf Gläser kosten einen Dukaten. Briefe bittet man sich, wie billig, postfrei aus, und erbietet sich mit Vergnügen und Aufrichtigkeit zu jedem Rathe und genauern Anweisung, welche auch besonders gedruckt ist, und abgegeben wird.
Christoph Ludwig Becker,
der Arzeneigelehrsamkeit Doktor, Stadtphysikus und Waisenhausarzt zu Augsburg.
Ritter von Leveling,
Sohn, kurft. Rath, und Professor der Arzneigelehrsamkeit in Ingolstadt.
In dem Verlag dieses Büchleins kann man diese Tinctur beständig haben. Man erbittet sich aber Briefe und Geld postfrei.
Pflegskommissarius
Wir haben in unsern Zusammenkünften, als wir auf die Nummern im ersten Bändchen dieses Büchleins kamen, welche von den Giftpflanzen handelten, beschlossen, solche in dem Anhang dieses zweyten Bändchens oder in dem Arzneybüchlein für Menschen und Vieh mit abzuhandeln; weil doch diese Gegenstände eigentlich in das medizinische oder Arzneyfach gehören. Lesen sie demnach, Herr Schulmeister, diese Nummern nach einander vor.
Nro. 5.
Von giftigen Wurzeln.
Nro. 6.
Von giftigen Kräutern.
Nro. 7.
Von giftigen Beeren und Kirschen.
Nro. 8.
Von giftigen Saamwerk.
Nro. 9.
Von den Giftgewächsen insgemein.
Pflegsk. Ich muß in diesen Sachen meine Unwissenheit bekennen, und ich glaube, daß außer ihnen, Herr Pfarrkaplan, Niemand in unserer Versammlung seyn wird, der etwas würde anmerken können, das des Aufzeichnens werth wäre. Sagen sie demnach lieber was zu sagen ist, und erlauben uns sämtlich diesmal blos die Zuhörer machen zu dürfen.
Pfarrkaplan. Sie trauen meinen geringen Kenntnissen zu viel zu, meine Herren; indessen wenn sie es so befehlen, so werde ich leisten was ich vermag.
Schwerlich vergeht ein Jahr, daß nicht in den Städten sowohl als auf dem Lande, einige Personen, besonders Kinder, durch Versehen oder durch die Miskenntnis der Giftpflanzen, ein klägliches Schlachtopfer des Todes, oder doch wenigstens ein trauriges Opfer langwieriger Krankheiten werden. Die in öffentlichen Zeitungen und andern Nachrichten gegebene Berichte von dergleichen Unglücksfällen, sind kaum der hundertste Theil der sich jährlich ergebenden Fälle. Etwa der tausendste Theil derer die man auf Rechnung unschuldiger Sachen schreibt rühren davon her, in der That aber sind alle übrige langsame Folgen von genossenen Giftpflanzen oder andern Giften, die man nie für Gift angesehen hätte.
Es ist daher sehr nothwendig, daß man sich wenigstens von denjenigen Giftgewächsen eine Kenntniß verschaffe, die die größte Aehnlichkeit mit den gewöhnlichen und außergwöhnlichen Küchenkräutern haben, oder deren Saamen und Wurzeln sich aus Versehen unter die eßbaren Saamen, Wurzeln und Zwiebeln mischen könnten, oder bey welchen eine schädliche Verwechslung statt findet. Ich kenne deren 10 Arten, so vor andern in den Haushaltungen und Küchen vorkommen könnten, es sind folgende: