Victor Hugo
Die Meer-Arbeiter
Victor Hugo

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Drittes Buch.
Die Abfahrt des Cashmere.

Erstes Capitel.
Der Havelet dicht bei der Kirche.

Die Neuigkeiten verbreiten sich schnell an kleinen Orten. Den Rauchfang der Durande unter Mess Lethierry's Fenstern zu sehn, beschäftigte seit Sonnenaufgang ganz Guernesey. Jedes andere Ereigniß war gegen dieses zurückgewichen. Man sprach nicht vom Tod des Dekans von St. Asaph, es war nicht mehr die Rede von dem ehrenwerthen Ebenezer Caudray, noch von seinem plötzlichen Reichthum oder seiner Abfahrt mit dem Cashmere. Die von den Klippen zurückgebrachte Maschine der Durande, das war das Tagesgespräch. Man glaubte nicht daran. Der Schiffbruch war außerordentlich erschienen, die Rettung hielt man geradezu für unmöglich. Man mußte sich davon mit seinen eigenen Augen überzeugen. Jede andere Beschäftigung wurde verschoben. Lange Reihen von Bürgerfamilien, vom Niedrigsten bis zum Höchsten, Männer, Frauen, Stutzer, Mütter mit Kindern und Kinder mit Puppen, drängten sich von allen Seiten auf das »sehenswerthe Ding« bei den Bravées zu und drehten St. Pierre-Port den Rücken. Viele Läden blieben daselbst geschlossen; in der Kaufmannshalle stockte der Verkauf und der Handel völlig, die ganze Aufmerksamkeit galt der Durande; nicht ein Kaufmann hatte Geschäfte gemacht, mit Ausnahme eines Goldschmiedes, der zu seinem großen Erstaunen einen goldenen Trauring an einen Menschen verkauft hatte, der sehr eilig schien und ihn nach der Wohnung des Herrn Dekan fragte. Die offenen Läden dienten als Klatschstätten, in welchen man laut die wunderbare Rettung besprach. Nicht ein Spaziergänger ließ sich blicken.

Die Kirche zu St. Pierre-Port, ein dreifaches Giebelgebäude mit angesetztem Bogengange und Thurmspitze, befindet sich am Rande des Wassers im Hintergrunde des Hafens fast auf der Landungsstelle selbst. Sie begrüßt die Ankommenden und verabschiedet die Fortgehenden. Diese Kirche ist der hervorragendste Punkt der langen Linie, welche die Stadt dem Meere zukehrt.

Sie ist zugleich Pfarrkirche von St.-Pierre-Port und Dechanei der ganzen Insel und hat als Verweser den Vicebischof, einen Geistlichen mit unbeschränkter Vollmacht.

Der Hafen von St. Pierre-Port, welcher jetzt sehr schön und groß ist, war zu jener Zeit und noch vor zehn Jahren geringer, als der von St. Sampson. Es bildeten ihn zwei große, gebogene Cyklopenmauern, Steuerbord und Backbord, vom Ufer fortlaufend und an ihrem äußersten Ende, wo sich ein kleiner Leuchtthurm befand, fast zusammenstoßend. Unter diesem Leuchtthurme gestattete eine schmale Einfahrt, noch mit dem doppelten Kettenringe versehen, welcher sie im Mittelalter schloß, den Schiffen einen Durchgang. Man stelle sich eine halbgeöffnete Hummerscheere vor, so sah der Hafen von St. Pierre-Port aus. Diese Zange trug auf ihrem Boden etwas Wasser, was sie zum Stillstehen zwang. Aber bei Ostwind drang die Fluth durch die halbe Oeffnung ein und es wogte im Hafen, so daß es alsdann sicherer war, ihn nicht zu betreten. Der Cashmere hatte dies an jenem Tage gethan und war auf der Rhede vor Anker gegangen.

Bei Ostwind griffen die Schiffe gern zu diesem Hülfsmittel, wodurch sie außerdem noch die Hafenkosten sparten. Dann nahmen die von der Stadt eingesetzten Schiffer, ein braver Schlag von Seeleuten, welche der neue Hafen abschaffte, entweder an dem Orte der Einschiffung oder an verschiedenen Stellen des Strandes die Reisenden auf und brachten sie mit ihrem Gepäck, oft bei hoher See, aber stets ohne Unfall, zu den abfahrenden Schiffen. Der Ostwind ist ein für die Ueberfahrt nach England sehr günstiger Küstenwind; er schleudert nicht, sondern rollt die Schiffe hinüber.

Befand sich das abfahrende Schiff im Hafen, so ging Jeder hier an Bord; lag es auf der Rhede, so hatte man die Wahl zwischen einem der Küstenpunkte, welche in der Nähe des Ankerplatzes lagen. In allen Schlupfwinkeln fand man Schiffer, wie man sie brauchte.

Der Havelet war ein solcher Schlupfhafen; er lag ganz dicht neben der Stadt, war aber so öde, daß er von ihr sehr entfernt zu sein schien. Diese Einsamkeit verdankte er dem Engpasse der hohen Brandungen des Forts George, welches diese geheimnißvolle Zufluchtsstätte beherrschte. Auf mehreren Wegen gelangte man zu ihm. Der nächste zog sich am Ufer entlang; er hatte den Vortheil, daß man aus der Stadt und der Kirche in fünf Minuten dorthin gelangte; den Nachtheil aber, daß ihn die Fluth täglich zweimal bedeckte. Die andern, mehr oder weniger abgebrochenen Wege verloren sich in den scharfen Ausbiegungen des Ufers. Der Havelet lag selbst am hellen Tage im Halbschatten; schräge Felsen hingen an allen Orten über. Dicht verwachsenes Gesträuch und Buschwerk verdunkelte und bedeckte mit einer Art sanfter Nacht dieses Gewirr von Felsen und Wellen; es gab nichts Stilleres als dieser Schlupfwinkel bei ruhigem Wetter, nichts Aufgeregteres bei hoher See. Dort wurden die Spitzen einzelner Zweige beständig von Schaum bespritzt. Im Frühling war er voll Blumen, Nestern, Duft, Vögeln, Schmetterlingen und Bienen. Dank den neuesten Arbeiten existirt diese Wildniß heute nicht mehr; an ihrer Stelle befinden sich schöne gerade Linien, Mauerwerke, Quais und Gärtchen; die fehlerhaften Stellen sind ausgebessert; der neuere Geschmack hat den sonderbaren Formen der Berge und der Ungleichheit der Felsen Gerechtigkeit widerfahren lassen.


Zweites Capitel.
Verzweiflung herrscht.

Es war noch nicht ganz zehn Uhr Morgens, ein Viertel vor, wie man auf Guernesey sagt.

Die nach St. Sampson strömende Menge wuchs allem Anschein nach.

Da die ganze Bevölkerung von fieberhafter Neugierde ergriffen, dem Norden der Insel zuströmte, so war das ganze Havelet, welches im Süden liegt, verlassener als je.

Trotzdem sah man ein Boot und einen Schiffer dort. In dem Schiffe lag ein Nachtsack, der Schiffer schien zu warten.

Auf der Rhede sah man den Cashmere vor Anker, ohne irgend eine Vorbereitung zur Auftakelung, da er erst um Mittag abfahren sollte.

Ein Vorübergehender, welcher in der Nähe einer der Ufertreppen am Strande gehorcht hätte, würde ein Murmeln von Sprechenden in dem »kleinen Hafen« gehört und, wenn er sich über die Klippen gelehnt hätte, in einiger Entfernung von dem Boote in einem von Zweigen überdeckten Felsenwinkel, wohin der Blick des Schiffers nicht dringen konnte, zwei Personen bemerkt haben, einen Mann und ein Weib, Ebenezer und Déruchette.

Diese dunklen Stellen am Meeresufer, welche die Badenden anlocken, sind nicht immer so einsam, als man glaubt. Man wird dort zuweilen beobachtet und gehört. Wer dorthin flieht und sich dort verbirgt, kann leicht durch das dichte Gebüsch, in Folge der vielfachen und oft verschlungenen Wege, verfolgt werden. Die Felsen und die Bäume, welche den Flüchtling verbergen, können auch einen Zeugen verdecken.

Déruchette und Ebenezer standen gerade gegenüber, die Gesichter einander zugewendet, Hand in Hand. Déruchette sprach. Ebenezer schwieg. Eine gewisse Wehmuth lag auf Déruchette's Zügen und ihre Wimpern bedeckten Thränen.

Trostlosigkeit und Leidenschaft prägten sich auf Ebenezer's religiöser Stirn aus. Auf diesem, bis dahin rein engelhaften Gesichte drückte sich bereits der Stempel des Unglücks aus. Der, welcher bis jetzt nur über das Dogma nachgedacht hatte, begann über das Schicksal nachzudenken, ein für einen Priester unheilvolles Nachsinnen. Der Glauben scheitert daran.

Die Religionen, welche die Ehelosigkeit vorschreiben, wissen, was sie thun. Nichts macht den Priester so unfähig, wie die Liebe zu einem Weibe. Alle Arten von Nebel verfinsterten den sonst so klaren Blick von Ebenezer.

Er betrachtete Déruchette immer wieder.

Die beiden Wesen beteten sich an.

In Ebenezer's Augapfel schimmerte die stumme Verehrung der Verzweiflung.

Déruchette sprach:

– Sie werden nicht abreisen. Ich habe nicht die Kraft dies zuzulassen. Sehen Sie, ich glaubte von Ihnen Abschied nehmen zu können, ich kann es nicht. Warum sind Sie gestern gekommen? Sie mußten nicht kommen, wenn Sie fortgehen wollten. Ich habe nie mit Ihnen gesprochen. Ich liebte Sie, aber ich wußte es nicht. Nur am ersten Tage, als der ehrwürdige Hérode die Geschichte von der Rebecca las und Ihre Augen meinen begegneten, fühlte ich meine Wangen brennen und dachte: O! Wie hat Rebecca erröthen müssen! Es ist gleichgültig. Hätte man mir vorgestern gesagt: »Sie lieben den Pfarrer«, so würde ich darüber gelacht haben. Ich achtete nicht auf mich. Ich ging in die Kirche und sah Sie; ich glaubte, daß Jeder dasselbe thäte, wie ich. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, Sie haben nichts dazu gethan, daß ich Sie liebe, Sie haben Sich keine Mühe gegeben, Sie sahen mich an; es ist nicht Ihr Fehler, wenn Sie die Leute ansehen, aber in Folge dessen betete ich Sie an. Ich ahnte es nicht. Wenn Sie das Buch nahmen, ward es bei mir Licht; wenn es Andere nahmen, war es nur ein gewöhnliches Buch. Sie lenkten bisweilen Ihre Augen auf mich. Sie sprachen von Erzengeln und waren der Erzengel selbst. Was Sie sagten, dachte ich sofort. Ich weiß nicht, ob, bevor Sie kamen, ich an Gott glaubte. Seit Ihrem Dasein wurde ich ein betendes Weib. Ich sagte zu Douce: Kleide mich recht schnell an, daß ich nicht beim Gottesdienst fehle. Und ich lief in die Kirche. Das also heißt: in einen Mann verliebt sein. Ich sagte zu mir: Wie andächtig werde ich! Sie haben mir gezeigt, daß ich nicht des lieben Gottes wegen in die Kirche ging. Ich ging Ihretwegen hin, das ist wahr. Sie sind schön, Sie sprechen schön; wenn Sie die Arme gen Himmel hoben, schien es mir, als ob Sie mein Herz in Ihren beiden weißen Händen hielten. Ich war närrisch, ich wußte es nicht. Wollen Sie, daß ich Ihnen Ihren Fehler sage; es ist der, daß Sie gestern in den Garten kamen und mit mir sprachen. Hätten Sie mir nichts gesagt, so hätte ich nichts gewußt. Sie wären abgefahren, ich wäre vielleicht traurig geworden, aber jetzt würde ich sterben. – Jetzt, wo ich weiß, daß ich Sie liebe, ist es nicht mehr möglich, daß Sie fortgehen. Woran denken Sie? Sie scheinen mich nicht zu hören.

Ebenezer antwortete:

– Sie haben gehört, was gestern gesagt worden ist.

– Ach!

– Was kann ich dagegen?

Sie schwiegen einen Augenblick. Ebenezer fuhr fort:

– Ich kann nur noch eins thun. Abfahren.

– Und ich, sterben. Ach! Ich wünschte, daß es kein Meer und nur einen Himmel gäbe. Es scheint mir, als wenn sich dann Alles ordnen ließe; wir würden dann zusammen abreisen. Sie hätten nicht mit mir sprechen sollen. Warum haben Sie mit mir gesprochen? Jetzt gehen Sie nicht. Was soll aus mir werden? Ich sage Ihnen, daß ich sterben muß. Sie werden weit sein, wenn ich auf dem Kirchhofe bin. Ach! Mir ist das Herz gebrochen. Ich bin sehr unglücklich. Mein Onkel ist aber doch nicht schlecht.

Es war das erste Mal in ihrem Leben, daß Déruchette beim Sprechen Mess Lethierry ihren Onkel nannte, sonst hatte sie ihn nur ihren Vater genannt.

Ebenezer wich einen Schritt zurück und gab dem Schiffer ein Zeichen. Man hörte das Ruder in den Dollen knarren und den Schritt des Mannes an Bord seines Nachens.

– Nein, nein! schrie Déruchette.

Ebenezer näherte sich ihr.

– Ich muß es, Déruchette.

– Nein, nie! – Wegen einer Maschine! – Ist das möglich? Haben Sie gestern den schrecklichen Menschen gesehen? Sie können mich nicht verlassen. Sie haben Verstand, Sie werden einen Ausweg finden. Sie können mir unmöglich gesagt haben, daß ich Sie heute hier finden soll, in der Absicht, abzureisen. Ich habe Ihnen nichts gethan. Sie haben Sich nicht über mich zu beklagen. Mit jenem Boote wollen Sie fort? Ich will es nicht. Sie werden mich nicht verlassen. Man öffnet nicht den Himmel, um ihn wieder zu schließen. Ich sage Ihnen, Sie werden bleiben. Außerdem ist es noch nicht Zeit. Ach! – Ich liebe Dich.

Und sich an ihn drückend, schlang sie ihre Arme um seinen Hals, als wenn sie damit ein Band um Ebenezer schließen und mit ihren gefalteten Händen zu Gott beten wollte.

Er löste diese zarten Fesseln, die so viel Widerstand leisteten, als sie konnten.

Déruchette fiel auf einen mit Epheu bedeckten Stein nieder, mit einer mechanischen Bewegung den Aermel ihres Kleides bis zum Ellbogen aufschürzend und einen reizenden nackten Arm zeigend, während ihre starren Augen in feuchter und todtenähnlicher Klarheit schimmerten. Die Barke näherte sich.

Ebenezer faßte ihren Kopf mit seinen beiden Händen. Die Jungfrau hatte das Aussehen einer Wittwe und der Jüngling das eines Vaters. Er berührte ihr Haar mit einer Art heiliger Vorsicht, blickte sie einige Augenblicke an, drückte dann auf ihre Stirn einen jener Küsse, unter denen sich der Himmel zu öffnen scheint, und sagte mit einer Stimme, in welcher der höchste Schmerz zitterte und in der man die Zerrissenheit der Seele fühlte, zu ihr jenes Wort, das Wort der Tiefen: Leb' wohl!

Déruchette brach in Schluchzen aus.

In demselben Augenblicke hörten sie eine leise und ernste Stimme fragen:

– Warum heirathet Ihr Euch nicht?

Ebenezer wendete den Kopf um; Déruchette schlug die Augen auf.

Gilliatt stand vor ihnen.

Er war soeben durch einen Seitenweg eingetreten.

Gilliatt war nicht mehr derselbe Mensch, wie Tags zuvor. Er hatte seine Haare gekämmt, seinen Bart geordnet, Schuhe an den Füßen, ein weißes Schifferhemde mit großem Umschlagekragen und seine neuesten Matrosensachen angezogen. Man sah einen Goldreifen an seinem kleinen Finger. Er schien vollkommen ruhig. Seine Farbe war todtenbleich.

Sie blickten ihn verwundert an. Obgleich unkenntlich, erkannte ihn Déruchette doch. Was die Worte anbetraf, welche er gesprochen hatte, so waren sie so entfernt von dem, was die Beiden in jenem Augenblicke dachten, daß sie an ihrem Geiste vorübergeglitten waren.

Gilliatt fuhr fort:

– Wozu braucht Ihr Abschied zu nehmen. Heirathet Euch und fahrt miteinander ab.

Déruchette bebte. Ein Zittern durchlief sie vom Kopf bis zu den Füßen.

Gilliatt sprach weiter:

– Miß Déruchette ist 21 Jahr alt. Sie hängt also nur von sich ab. Ihr Onkel ist nur ihr Onkel. Ihr liebt Euch.

Déruchette unterbrach ihn sanft:

– Wie kommt es, daß Sie hier sind?

– Heirathet Euch, drängte Gilliatt.

Déruchette fing an zu verstehen, was dieser Mann zu ihr sagte. Sie murmelte:

– Mein armer Onkel . . .

– Er würde sich vor der Hochzeit weigern, nach der Hochzeit wird er seine Zustimmung geben. Außerdem gehen Sie ja fort. Wenn Sie wiederkommen, wird er Ihnen verzeihen.

Gilliatt fügte mit einem Anfluge von Bitterkeit hinzu: – Und dann denkt er nur noch daran, sein Schiff wiederzubauen. Das wird ihn während Ihrer Abwesenheit beschäftigen. Die Durande wird ihn trösten.

Er gehorchte der Bestechung dieses glücklichen und plötzlichen Umschwunges. Die bei einem Priester wahrscheinlichen Gewissensbisse schmolzen und lösten sich in diesem warmen liebenden Herzen auf.

Gilliatt's Stimme wurde kurz und hart und hörte sich wie fieberhafte Pulsschläge an:

– Sofort. Der Cashmere segelt in zwei Stunden ab. Ihr habt gerade diese Zeit, aber nur diese Zeit. Kommt.

Ebenezer betrachtete ihn aufmerksam; plötzlich rief er:

– Ich erkenne Euch. Ihr habt mir das Leben gerettet.

Gilliatt antwortete:

– Ich glaube nicht.

– Da unten, an der Bankspitze.

– Ich kenne den Ort nicht.

– An dem Tage meiner Ankunft.

– Verlieren wir keine Zeit.

– Und ich täusche mich nicht, Ihr seid der Mann von gestern Abend.

– Vielleicht.

– Wie heißt Ihr?

Gilliatt sprach mit lauter Stimme:

– Schiffer, erwartet uns. Wir kommen gleich wieder. Fräulein, Sie fragten mich, wie ich hierhin komme; das geschah ganz einfach; ich ging hinter Ihnen. Sie sind 21 Jahre alt. Hier zu Lande sind die Leute dann mündig und hängen von sich selbst ab; man verheirathet sich in einer halben Stunde. Schlagen wir den Weg am Meeresufer ein. Er ist gangbar, da die See erst um Mittag steigt. Aber schnell. Kommt mit mir.

Déruchette und Ebenezer schienen sich durch einen Blick zu fragen. Sie standen nebeneinander, ohne sich zu rühren, sie waren wie trunken. Sie verstanden ohne zu verstehen.

– Er nennt sich Gilliatt, sagte Déruchette zu Ebenezer.

Gilliatt begann mit einem gewissen Nachdruck wieder:

– Worauf wartet Ihr? Ihr sollt mir doch folgen.

– Wohin? fragte Ebenezer.

– Dorthin.

Und Gilliatt zeigte mit dem Finger auf den Glockenthurm der Kirche.

Sie folgten ihm.

Gilliatt ging voran mit festem Schritte. Die beiden schwankten.

Je näher sie dem Thurme kamen, um so mehr drückte sich auf Ebenezer's und Déruchette's reinen und schönen Gesichtern die Heiterkeit der Seele aus. So nahe der Kirche zu sein, stimmte sie fröhlich. In Gilliatt's starrem Auge lag die Nacht.

– Ich möchte nicht, äußerte Déruchette mit einer Stumpfheit, in die sich Freude mischte, Kummer zurücklassen.

– Er wird nicht lange anhalten, antwortete Gilliatt.

Ebenezer und Déruchette waren noch wie versteinert. Sie erholten sich jetzt. Je mehr ihre Verwirrung abnahm, um so besser verstanden sie den Sinn von Gilliatt's Worten. Eine Wolke blieb noch, aber es war nicht ihre Sache, Widerstand zu leisten. In der Stellung Déruchette's, die sich unwillkürlich auf Ebenezer stützte, lag etwas, was mit Gilliatt's Worten gemeinschaftliche Sache machte. Das Räthsel der Gegenwart dieses Mannes und seiner Worte, welche besonders in Déruchette's Geist mehrfaches Staunen hervorriefen, waren besondere Fragen. Dieser Mann sagte zu ihnen: Heirathet Euch. Das war klar. Gab es dabei eine Verantwortlichkeit, so übernahm er sie. Déruchette fühlte undeutlich, daß er aus verschiedenen Gründen das Recht dazu habe. Was er von Mess Lethierry sagte, war richtig. Ebenezer murmelte nachdenklich: Ein Onkel ist kein Vater.

Er glich fast einem Gespenst, welches zwei Seelen in das Paradies führt.

Der Pfad war ungleich, bisweilen naß und schwer zu gehen. Ebenezer, in Gedanken versunken, achtete nicht auf die Wasserpfützen und hervorragenden Steine. Von Zeit zu Zeit drehte sich Gilliatt um und rief Ebenezer zu: – Nehmen Sie sich vor diesen Steinen in Acht; reichen Sie ihr die Hand.


Drittes Capitel.
Die Vorsehung der Verleugnung.

Es schlug halb elf Uhr, als sie die Kirche betraten.

Zu dieser Zeit und wegen der Oede in der Stadt an diesem Tage war sie leer.

Im Hintergrunde jedoch befanden sich neben dem Tische, welcher in reformirten Kirchen die Stelle des Altars einnimmt, drei Personen: Der Dekan, sein Vertreter und der Registrator. Der Dekan, der ehrwürdige Jaquemin Hérode saß; die beiden andern standen.

Die Schrift lag offen auf dem Tische.

Auf einem Seitentische lag noch ein anderes Buch, das Kirchenregister, ebenfalls offen und in ihm hätte ein aufmerksames Auge eine frischgeschriebene Seite, auf der die Dinte noch nicht ganz getrocknet war, bemerken können. Eine Feder und ein Schreibzeug befanden sich neben dem Register.

Als Se. Ehrwürden Jaquemin Hérode Se. Ehrwürden Ebenezer Caudry eintreten sah, erhob er sich.

– Ich erwartete Sie, sagte er. Alles ist bereit.

Der Dekan hatte in der That seine Amtskleidung an.

Ebenezer sah Gilliatt an.

Se. Ehrwürden der Dekan fügte hinzu:

– Ich stehe Ihnen zu Diensten, lieber College.

Und er begrüßte ihn.

Nach der Richtung der Augen des Dekans zu schließen, war der Gruß offenbar nur für Ebenezer bestimmt. Dieser war Geistlicher und ein feiner Weltmann. Der Dekan begriff in seinem Gruße weder Déruchette, die zur Seite, noch Gilliatt, der hinten stand, ein. Es lag in seinem Blicke eine Begrenzung, die nur auf Ebenezer gerichtet war. Das Beobachten dieser Einzelheiten gehört zur guten Sitte und läßt die gesellschaftlichen Beziehungen erkennen.

Der Dekan fuhr mit anmuthig würdevollem Stolz fort:

– Lieber College, ich mache Ihnen ein doppeltes Compliment. Ihr Onkel ist todt und Sie nehmen sich eine Frau; Sie sind reich durch den einen und werden glücklich durch die andere. Uebrigens ist in Folge des Dampfschiffes, welches man wieder herstellen wird, Miß Lethierry jetzt auch reich, was mich freut. Miß Lethierry ist in dieser Pfarre geboren, ich habe den Tag ihrer Geburt nach dem Register eingetragen, sie ist mündig und gehört sich selbst an. Außerdem giebt ihr Onkel, welcher ihre ganze Familie bildet, seine Einwilligung. Sie wollen sich wegen Ihrer Abreise sofort verheirathen, ich verstehe das, obgleich ich der Trauung eines Pfarrers mehr Feierlichkeit gewünscht hätte. Ich stehe aber davon ab, um Ihnen dienen zu können. Wie Sie sehen, ist der ganze Act schon in das Register eingezeichnet, nur die Namen sind noch auszufüllen. Nach dem Gesetze und der Sitte kann die Hochzeit sofort nach dem Einschreiben gefeiert werden. Mein Vertreter wird der Zeuge des Gatten sein; was den der Gattin anbetrifft . . .

Der Dekan wandte sich Gilliatt zu, welcher ein Zeichen mit dem Kopfe machte.

– Das genügt, fuhr er fort.

Ebenezer blieb unbeweglich. Déruchette war außer sich, wie versteinert.

Der Dekan sprach weiter:

– Ein Hinderniß besteht indeß noch.

Déruchette machte eine Bewegung.

Der Dekan fuhr fort:

Der hier gegenwärtige Abgeordnete Mess Lethierry's, welcher für Euch die Erlaubniß nachgesucht und die Erklärung im Register unterzeichnet hat – und mit dem Daumen seiner linken Hand deutete der Dekan auf Gilliatt, wodurch er des Nennens eines Namens überhoben wurde – Meß Lethierry's Abgeordneter sagte mir heute früh, daß Mess Lethierry, zu beschäftigt, um selbst kommen zu können, wünsche, daß die Heirath sofort stattfinde. Dieser Wunsch genügt mündlich nicht. Ich könnte nicht, in Folge der zu bewilligenden Dispense und der Unregelmäßigkeit, welche ich auf mich nehme, so schnell darüber fortgehen, ohne mich bei Mess Lethierry zu unterrichten, wenn man mir nicht seine Unterschrift zeigen kann. So gut auch immer mein Wille ist, so darf ich mich doch nicht mit einem Wort, welches man mir wiedersagt, begnügen. Ich muß etwas Geschriebenes haben.

– Wenn es weiter nichts ist, antwortete Gilliatt.

Und er hielt Sr. Ehrwürden ein Papier hin. Der Dekan nahm dasselbe, durchflog es in einem Augenblick, schien einige, ohne Zweifel überflüssige Zeilen zu übergehen und las dann laut:

– ». . . Du gehe Deinerseits zu dem Dekan wegen des Dispenses. Ich wünsche, daß die Hochzeit so bald als möglich sei; sofort wäre das Beste.«

Er legte das Papier auf den Tisch und fuhr fort:

– Unterzeichnet Lethierry. Es wäre ehrfurchtsvoller gewesen, die Sache an mich zu adressiren. Da es sich aber um einen Kollegen handelt, so verlange ich weiter nichts.

Ebenezer sah von Neuem Gilliatt an. Es giebt ein Verständniß der Seelen. Ebenezer fühlte, daß Gilliatt betrog; er hatte aber nicht die Kraft, nicht einmal den Gedanken, dies auszusprechen. Sei es aus Gehorsam vor einem dunkeln Heldenmuthe, den er halb ahnte, sei es, daß das Gewissen durch die Fülle des Glückes betäubt wurde; er blieb sprachlos.

Der Dekan nahm die Feder und füllte unter dem Beistande des Registrators die weißen Stellen auf der beschriebenen Seite in dem Register aus, dann drehte er sich um und lud mit einer Handbewegung Ebenezer und Déruchette ein, an den Tisch heranzutreten.

Die Ceremonie begann.

Es war ein heiliger Augenblick.

Ebenezer und Déruchette standen neben einander vor dem Geistlichen. Wer jemals träumte, daß er sich verheirathete, empfand das, was jetzt beide fühlten.

Gilliatt stand in einiger Entfernung im Dunkel der Säulen.

Déruchette hatte sich am Morgen, als sie aufstand, in ihrer Verzweiflung an das Grab und Schweißtuch denkend, weiß angekleidet. Dieser Gedanke an den Tod war zu dem an die Hochzeit geworden. Das weiße Kleid macht sofort die Braut. Das Grab ist auch eine Trauung.

Ein Heiligenschein umgab Déruchette. Nie war sie so reizend, wie in jenem Augenblicke gewesen. Sie hatte den Fehler, vielleicht zu hübsch, und nicht schön genug zu sein. Ruhig, das heißt ohne Leidenschaft und Kummer, war Déruchette, wie wir schon gesagt haben, überaus lieblich. Déruchette war durch Liebe und Leiden groß geworden. Sie hatte dieselbe Zartheit mit mehr Würde, dieselbe Frische mit mehr Würze erhalten, gleichsam als wenn sich ein Maßliebchen in eine Lilie verwandelt hätte.

Die Feuchtigkeit versiegter Thränen war auf ihren Wangen zu sehen, vielleicht lag noch eine Zähre in dem Winkel ihres Lächelns. Getrocknete kaum sichtbare Thränen sind dem Glücke ein düsterer und schöner Schmuck.

Der Decan, neben dem Tische stehend, legte einen Finger auf die offene Bibel und fragte laut:

– Erhebt Jemand Einspruch?

Niemand antwortete.

– Amen, sagte der Dekan.

Ebenezer und Déruchette traten Seiner Ehrwürden einen Schritt näher.

Der Dekan sagte:

– Joë Ebenezer Caudray, willst Du dieses Weib zur Gattin haben?

Ebenezer antwortete:

– Ich will es.

Der Dekan fuhr fort:

– Durande Déruchette Letthierry, willst Du diesen Mann zum Gatten haben?

Déruchette, in ihrer Seelenangst und in übermäßiger Freude, murmelte mehr als sie sprach: – Ich will es.

Dann blickte nach dem schönen Ritus der anglikanischen Kirche der Dekan um sich und that in den Schatten der Kirche folgende feierliche Frage:

– Wer giebt dieses Weib diesem Manne?

– Ich, antwortete Gilliatt.

Es entstand ein Schweigen. Ebenezer und Déruchette fühlten einen gewissen unbestimmten Druck durch ihr Entzücken hindurch.

Der Dekan legte Déruchette's rechte Hand in Ebenezer's rechte Hand und dieser sagte zu jener:

– Déruchette, ich nehme Dich zu meinem Weibe, sei es, daß Du schlechter oder besser, reicher oder ärmer, krank oder gesund bist, um Dich bis zu Deinem Tode zu lieben, hierauf gebe ich Dir mein Wort.

Der Dekan legte Ebenezer's Rechte in Déruchette's Rechte und diese sagte zu jenem:

– Ebenezer, ich nehme Dich zu meinem Mann, sei es, daß Du besser oder schlechter, reicher oder ärmer, gesund oder krank bist, um Dich zu lieben und Dir zu gehorchen bis in den Tod, hierauf gebe ich Dir mein Wort.

Der Dekan fuhr fort:

– Wo ist der Ring?

Daran war nicht gedacht worden. Ebenezer hatte keinen Ring.

Gilliatt zog den Goldreifen ab, welchen er an seinem kleinen Finger trug und reichte ihn dem Dekan. Das war wahrscheinlich der »Trauring«, welcher an demselben Morgen bei dem Goldschmiede auf der Kaufhalle erstanden ward.

Der Dekan legte ihn auf die Schrift und gab ihn dann Ebenezer.

Dieser nahm Déruchette's kleine, linke, ganz zitternde Hand, steckte den Ring an den vierten Finger und sprach:

– Ich eheliche Dich mit diesem Ringe.

– Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, hob der Dekan an.

– So sei es, fuhr sein Stellvertreter fort.

Der Dekan sprach mit lauter Stimme:

– Ihr seid Gatten.

– So sei es, sprach der Stellvertreter.

Der Dekan fuhr fort:

– Laßt uns beten.

Ebenezer und Déruchette wendeten sich gegen den Tisch und knieten nieder.

Gilliatt blieb stehen und beugte den Kopf.

Jene beugten sich vor Gott, dieser vor seinem Geschicke.


Viertes Capitel.
Für Deine Frau, wenn Du Dich verheirathen wirst.

Bei ihrem Austritte aus der Kirche sahen sie den Cashmere, welcher sich näherte.

– Ihr kommt zur Zeit, sagte Gilliatt.

Sie schlugen den Weg nach dem kleinen Hafen wieder ein.

Jetzt gingen sie vorn und Gilliatt hinter ihnen.

Es waren zwei Sonnambulen, welche so zu sagen, nur ihr Verzückung gewechselt hatten. Sie wußten nicht, wo sie waren, noch was sie thaten. Sie sprachen nicht, da sie sich zu viele Dinge mit der Seele sagten. Déruchette drückte Ebenezer's Arm gegen sich.

Gilliatt's Schritte hinter ihnen ließ sie auf Augenblicke daran denken, daß er hinter ihnen war. Aus dem Grunde ihres Herzens dankten sie ihm glühend und überschwenglich. Déruchette sagte sich, daß später ein gegenseitiges Aussprechen erfolgen müsse. Unterdessen nahmen sie sein Opfer dankbar an. Sie fühlten sich in der Gewalt dieses entschiedenen und schnellen Menschen, der durch sein Auftreten ihr Glück begründet hatte. Fragen an ihn zu richten, mit ihm plaudern, war jetzt unmöglich. Zu viele Eindrücke drängten mit einem Male auf ihn ein.

Déruchette besonders hatte seit einigen Stunden jede Art von Aufregung durchgemacht; zuerst die Ueberraschung, – Ebenezer in dem Garten; dann das Alpdrücken, als Gilliatt zu ihrem Gatten erklärt wurde; hierauf die Trostlosigkeit, als Ebenezer ohne sie zur Abfahrt bereit war; jetzt die Freude, eine unerhörte Freude, mit einem unentzifferbaren Hintergrunde. Das Ungeheuer gab ihr den Engel, die Trauung nach der Todesangst; Gilliatt, gestern das Unheil, war heute das Heil. Sichtlich hatte er seit gestern keine andere Beschäftigung gehabt, als die Vorbereitungen zu ihrer Verbindung zu treffen; er hatte ja an Alles gedacht und Alles gethan: für Mess Lethierry geantwortet, mit dem Dekan gesprochen, die Einwilligung nachgesucht, die verlangte Erklärung unterzeichnet; nur so konnte die Trauung vor sich gehen. Aber Déruchette verstand ihn nicht; und selbst wenn sie das Wie begriffen hätte, würde sie nicht das Warum verstanden haben.

Eine Erklärung war zu lang, ein Dank zu kurz. Sie schwieg in dieser süßen Betäubung des Glücks.

In einigen Minuten waren sie am Havelet.

Ebenezer trat zuerst in das Boot. In dem Augenblicke, wo Déruchette ihm folgen wollte, fühlte sie sich an ihrer Hand sanft zurückgehalten. Es war Gilliatt, er hatte einen Finger auf eine Falte ihres Kleides gelegt.

– Madame, sprach er, Sie waren nicht darauf vorbereitet, abzureisen. Ich habe geglaubt, daß Sie vielleicht Kleider und Wäsche nöthig haben würden. Sie werden an Bord des Cashmere einen Koffer mit Frauensachen finden. Dieser Koffer stammt von meiner Mutter her und war für meine zukünftige Frau bestimmt. Erlauben Sie, daß ich ihn Ihnen anbiete.

Déruchette erwachte halb aus ihrem Traum und wandte sich zu Gilliatt, der mit leiser und kaum verständlicher Stimme fortfuhr:

– Jetzt ist es keine Zeit, Sie aufzuhalten, aber, Madame, ich glaube, Ihnen eine Erklärung schuldig zu sein. An dem Tage, an welchem sich das Unglück ereignete, befanden Sie sich in dem niedrigen Saale und sagten ein Wort. Sie erinnern sich dessen nicht; das ist ganz einfach. Man braucht sich nicht jedes Wortes zu erinnern, das man geredet hat. Mess Lethierry war sehr bekümmert. Gewiß war es ein gutes Schiff und leistete gute Dienste. Das Unglück auf dem Meere geschah; das ganze Land gerieth in Aufregung. Das sind natürliche Dinge, welche man vergessen hat. Das Schiff schien zwischen den Klippen verloren. Ich wollte nur sagen, daß man meinte, Niemand würde hingehen. Ich ging hin. Man sagte, es sei unmöglich; ich habe gezeigt, daß es nicht unmöglich war. Ich danke Ihnen dafür, daß Sie mir einen kleinen Augenblick zuhören. Sie begreifen, Madame, wenn ich dahin ging, so war es gewiß nicht, um Sie zu beleidigen. Außerdem schreibt sich die Geschichte schon von langer Zeit her. Ich weiß, daß Sie jetzt eilig sind. Wenn Sie Zeit hätten, wenn Sie sprächen, würden Sie sich erinnern; aber das dient zu nichts. Die Geschichte datirt bis zu einem Tage zurück, an welchem Schnee fiel. Und dann einmal, als ich an Ihnen vorüberging, glaubte ich, daß Sie lächelten. So erklärt sich das. Gestern nun hatte ich keine Zeit, in meine Wohnung zu gehen; ich kam von der Arbeit, war ganz zerrissen, jagte Ihnen Furcht ein; Sie befanden sich unwohl, man geht freilich nicht so zu Leuten; ich bitte Sie, mir deshalb nicht zu zürnen. Das ist Alles, was ich Ihnen sagen wollte. Sie werden abreisen. Es wird schönes Wetter sein. Es weht Ost. Leben Sie wohl, Madame. Sie werden es natürlich finden, daß ich ein wenig mit Ihnen sprach. Nicht wahr? Es ist die letzte Minute.

– Ich denke an den Koffer, erwiederte Déruchette. Aber warum heben Sie ihn nicht für Ihre Frau auf, wenn Sie sich verheirathen?

– Madame, ich werde mich wol nicht verheirathen.

– Das wäre schade, denn Sie sind gut. Ich danke Ihnen.

Und Déruchette lächelte. Gilliatt erwiederte das Lächeln.

Dann half er Déruchette beim Besteigen des Bootes.

In weniger als einer Viertelstunde landete er mit Déruchette und Ebenezer auf der Rhede am Cashmere.


Fünftes Capitel.
Das große Grab.

Gilliatt folgte dem Strande, ging schnell nach St. Pierre Port und dann nach St. Sampson am Meere entlang, sich wissentlich jeder Begegnung entziehend und alle belebten Wege vermeidend.

Seit langer Zeit war es, wie man weiß, seine Manier, das Land nach allen Richtungen hin zu durchstreifen, ohne von Jemand gesehen zu werden. Er kannte jeden Steg, alle einsamen und krummen Wege; er hatte die wilde Gewohnheit eines Wesens, welches sich nicht geliebt weiß; er blieb allein. Da er schon als kleines Kind in den Augen der Menschen kein Entgegenkommen sah, so hatte er früh die Neigung gehabt, allein zu sein und diese Neigung hatte sich später zum Instincte ausgebildet.

Er durchschritt die Esplanade, dann die Galerie. Von Zeit zu Zeit blickte er sich um und betrachtete hinter sich auf der Rhede den Cashmere, der so eben unter Segel ging. Es war geringer Wind; er ging schneller als das Schiff, immer auf dem äußersten Felsen am Ufer entlang mit gesenktem Kopfe. Die Fluth begann zu steigen.

Nach einer gewissen Zeit blieb er stehen und betrachtete, den Rücken dem Meere zukehrend, über die Felsen hinaus, welche den Weg nach Valle verdeckten, einen Eichenhain. Es waren die Eichen des Ortes, welcher die »Niedrigen Häuser« heißt. Dort unter diesen Bäumen hatte einst Déruchette's Finger seinen Namen Gilliatt in den Schnee geschrieben. Schon lange war dieser Schnee geschmolzen.

Er setzte seinen Weg fort.

Im ganzen Jahre war noch kein so schöner Tag gewesen. Der Morgen hatte etwas Bräutliches. Es war einer jener Frühlingstage, an denen sich der Mai ganz in seiner Pracht entfaltet; die Schöpfung schien keine andere Absicht zu haben, als sich ein Fest zu geben und glücklich zu machen. Unter jedem Geräusche, im Walde wie im Dorfe, im Meere wie in der Luft, hörte man ein Girren. Die ersten Schmetterlinge wiegten sich auf den ersten Rosen. Alles war neu in der Natur, die Gräser, Moose, Blätter, Düfte und Strahlen. Durch alle Oeffnungen im Grünen schimmerte das Blau des Himmels. Einige schmachtende Wolken jagten sich auf dem Azur mit schwebenden Nymphen. Man glaubte Küsse, welche von unsichtbaren Lippen gewechselt wurden, vorüberfliegen zu hören. Es gab nicht eine Mauer, welche nicht, wie ein Brautführer, ihren Levkoyen-Strauß gehabt hätte. Der Frühling warf all sein Gold und Silber in den ungeheuren, von Gehölzen durchflochtenen Korb. Die neuen Schößlinge erschienen in ganz frischem Grün. Man hörte in der Luft lautes Willkomm-Rufen. Ueberall ließen eine göttliche Fülle und ein geheimnißvolles Wehen die panhafte und heilige Anstrengung der sich hervorarbeitenden Triebe ahnen. Was glänzte, glänzte heller; was liebte, liebte inniger. Lobgesänge lagen auf den Blumen und Entzücken auf dem Geräusch. Die große, überall verbreitete Harmonie entfaltete sich. Die Blume versprach dunkel die Frucht, alles Jungfräuliche träumte, die von der unendlichen Seele des Schattens vorgedachte Wiederauferstehung der Wesen spiegelte sich in allen Dingen wieder. Man verlobte sich überall und heirathete sich ohne Ende. Das Leben, das Weib, verband sich mit dem Unendlichen, dem Manne. Es war schön, hell und warm; durch die Hecken, in den Gebüschen sah man Kinder lachen. Einige spielten Verstecken. Die Aepfel-, Pfirsich-, Kirsch- und Birnbäume bedeckten die Pfade mit ihren großen, blassen oder rothen Blüthen. In dem Grase sproßten die Schneeglöckchen, Wintergrün, Primeln, Maßliebchen, Narzissen, Tausendschön, Veilchen und Veroniken. Die Arbeiterinnen der Bienen schwärmten und gingen ihren Geschäften nach. Die Ebene war voll des Murmelns der Gewässer und des Schwirrens der Fliegen. Die Natur, dem Frühling überall zugänglich, schwelgte in Ueppigkeit.

Als Gilliatt in St. Sampson ankam, bedeckte noch kein Wasser den Grund des Hafens, er konnte ihn trockenen Fußes durchschreiten und unbemerkt hinter den zum Ausbessern liegenden Schiffskielen hergehen. Eine Reihe großer und flacher Stämme, welche daselbst lag, erleichterte ihm das Gehen.

Gilliatt wurde nicht bemerkt. Die Menge drängte sich nach der andern Seite des Hafens hin, in die Nähe der kleinen Bucht bei den Bravées. Dort war sein Namen im Munde Aller. Man sprach von ihm so viel, daß man auf ihn selbst nicht achtete. Gilliatt ging vorüber, gewissermaßen unter dem Aufsehen, welches er erregt, verborgen.

Von Weitem sah er die Barke an der Stelle, wo er sie festgemacht hatte, den Rauchfang der Maschine zwischen seinen vier Ketten, die Bewegungen der arbeitenden Zimmerleute, die verwirrten Umrisse Kommender und Gehender und hörte die donnernde und frohe Stimme des Befehle austheilenden Mess Lethierry.

Er verschwand in den Gassen.

Niemand war hinter den Bravées, die ganze neugierige Menge vor ihnen. Gilliatt schlug den Weg ein, welcher an der niedrigen Gartenmauer entlang ging, blieb in der Ecke stehen, wo die wilde Malve wuchs, sah den Stein wieder, auf welchem er, und die Holzbank, auf welcher Déruchette gesessen hatte. Er betrachtete den Fleck, auf welchem die beiden, jetzt verschwundenen Schatten sich umarmt hatten.

Er ging weiter, er erstieg den Hügel des Schlosses Balle, stieg wieder hinab und lenkte seine Schritte nach Bû de la Rue.

Das Houmet-Paradis war einsam und leer.

Sein Haus war so, wie er es am Morgen verlassen hatte, als er sich nach dem Ankleiden nach Saint-Pierre Port begab.

Ein Fenster stand offen, durch dasselbe sah er die Bug-pipe an einem Nagel in der Wand hängen.

Man bemerkte auf dem Tische die kleine Bibel, welche er zum Danke von einem Unbekannten erhalten hatte. Dieser Unbekannte war Ebenezer.

Der Schlüssel befand sich in der Thür. Gilliatt näherte sich derselben, schloß die Thür doppelt ab, steckte den Schlüssel in seine Tasche und entfernte sich.

Er entfernte sich, nicht nach dem Lande, sondern nach dem Meere zu.

Er durchschritt schräg seinen Garten, auf dem kürzesten Wege und ohne die schmalen Einfassungen zu beachten, aber vorsichtig die Seakalen vermeidend, für welche Déruchette eine Vorliebe besaß.

Er übersprang den Zaun, stieg zur Brandung hinab und begann der schmalen und langen, immer vor ihm hinlaufenden Klippenreihe zu folgen, welche Bû de la Rue mit dem großen Granitobelisken verband, welcher mitten im Meer steht und das Ochsenhorn heißt. Dort befand sich die Chaise Gild-Holm-'Ur.

Er ging von einer Klippe zur andern, wie ein Riese auf Berggipfeln. Ueber eine solche Klippenreihe forteilen ist dasselbe, als wenn Jemand auf einem Dachfirst geht.

Eine Hamenfischerin, welche mit nackten Füßen in den wenig entfernten Wasserlachen umherstrolchte und dem Ufer zueilte, rief ihm nach: Nehmt Euch in Acht. Das Meer kommt.

Er ging weiter.

Als er bei dem großen, vorspringenden Felsen, dem Horne, welcher aus dem Meere heraus eine hohe Zinne bildet, angekommen war, blieb er stehen. Das Land hörte dort auf. Es war der äußerste Vorsprung des kleinen Vorgebirges.

Er blickte um sich.

Auf hoher See lagen einige Barken fischend vor Anker. Von Zeit zu Zeit, wenn das Wasser aus den Netzen herausfloß, sah man auf diesen Barken im Sonnenschein einen Silberregen. Der Cashmere war noch nicht auf der Höhe von St. Sampson; er hatte sein großes Marssegel entfaltet und befand sich zwischen Herm und Jethou.

Gilliatt ging um den Felsen und gelangte unter die Chaise Gild-Holm-'Ur, am Fuße jener zerrissenen Treppe, welche herabzusteigen er vor weniger als drei Monaten Ebenezer geholfen hatte. Er erklomm sie.

Die meisten Stufen waren schon unter Wasser, nur noch zwei oder drei, welche er hinaufkletterte, trocken.

Diese Stufen führten zur Chaise Gild-Holm-'Ur. Er kam vor dieser an, betrachtete sie einen Augenblick, legte seine Hand auf seine Augen, fuhr mit ihr langsam erst über das eine und dann über das andere Auge, als wenn er die Vergangenheit durch diese Bewegung auslöschen wollte, und ließ sich dann in jener Felsenhöhle, die Böschung hinter seinem Rücken und den Ocean zu seinen Füßen, nieder.

In diesem Augenblicke fuhr der Cashmere um den großen, runden, im Wasser stehenden Thurm, welchen ein Sergeant und eine Kanone bewachen und welcher auf der Rede zwischen Herm und Saint-Pierre Port steht.

In den Spalten über Gilliatt's Kopfe schwankten einige Felsblumen. Das Wasser war blau, so weit das Auge reichte, und Ostwind. Um Serk herum giebt es wenig Stellen, von denen man nur Guernesey's Westküste erblickt. In der Ferne steht man das nebelgleiche Frankreich und Carteret's lange und gelbe Sandufer. Hin und wieder schwebte ein weißer Schmetterling vorüber. Die Schmetterlinge wiegen sich nämlich gern über dem Meere.

Der Wind war sehr schwach, das ganze Blau, in der Höhe, wie in der Tiefe, unbeweglich.

Der Cashmere, nur wenig vom Winde getrieben, hatte, um diesen besser aufzufangen, seine Marshauben aufgehißt und mit Segeln bedeckt. Da der Wind von der Seite kam, so zwang er ihn mittelst seiner Hauben, sich dicht an der Küste von Guernesey zu halten. Er hatte die Bake zu Saint-Sampson hinter sich und erreichte jetzt den Schloßhügel von Balle. Der Augenblick nahte, in dem er die Spitze von Bû de la Rue umfahren mußte.

Gilliatt sah ihn kommen.

Luft und Meer schienen zu schlummern. Die Fluth stieg nicht sprungweise, sondern ganz allmählig. Der Spiegel der Meeres bewegte sich ohne Zuckungen. Das sanfte Rauschen der hohen See glich dem Athmen eines Kindes.

Man hörte von dem Hafen St. Sampson her kleine, dumpfe Schläge, den Ton der Hämmer. Sie rührten wahrscheinlich von den Zimmerleuten her, welche Krahnen und Winden herrichteten, um die Maschine aus der Barke zu heben. Dieser Lärm drang in Folge der Granitmasse, an welche sich Gilliatt angelehnt hatte, kaum bis zu dessen Ohr.

Der Cashmere näherte sich mit gespensterhafter Langsamkeit.

Gilliatt wartete.

Plötzlich zogen ein Klatschen und das Gefühl von Kälte seine Augen nach unten. Die Fluth berührte seine Augen.

Er blickte erst hinunter, dann nach oben.

Der Cashmere war ganz nahe.

Die Böschung, an der die Regen die Chaise Gild-Holm-'Ur ausgegraben hatten, war so steil und so viel Wasser war da, daß die Schiffer bei ruhigem Wetter gefahrlos bis auf einige Kabellängen vom Felsen Strich halten konnten.

Der Cashmere kam immer näher, hob sich, senkte sich und schien auf dem Meere zu wachsen. Es war wie das Umsichgreifen eines Schattens. Das Takelwerk schnitt unter dem prächtigen Wogen des Meeres schwarz vom Himmel ab. Die langen Segel, einen Augenblick vor der Sonne schwebend, wurden fast rosenroth und von unbeschreibbarer Durchsichtigkeit; die Wellen murmelten eine unverständliche Sprache. Kein Laut störte das majestätische Dahingleiten dieses Schattenbildes. Man unterschied Alles auf dem Deck, als wenn man sich selbst dort befände.

Der Cashmere strich neben dem Felsen hin.

Der Steuermann stand am Ruder, ein Schiffsjunge erkletterte die Rüstseile, einige Passagiere an das Geländer gelehnt, betrachteten das wunderbar schöne Wetter, der Capitän rauchte. Aber das Alles sah Gilliatt nicht.

Auf dem Decke war ein von der Sonne beschienener Fleck. Dorthin blickte er. In diesem Sonnenlichte saßen Ebenezer und Déruchette; er neben ihr. Anmuthig schmiegten sie sich aneinander, wie zwei Vögel, welche sich an den Mittagsstrahlen wärmen, auf einer jener, mit einem getheerten Plan bedeckten Bänke, welche gut eingerichtete Schiffe für ihre Passagiere bereit halten und über denen man auf englischen Schiffen: »Nur für Damen«, liest. Déruchette's Kopf lag auf Ebenezer's Schulter, der seinen Arm um ihre Hüfte hielt; ihre Hände lagen mit verschlungenen Fingern in einander. Diese beiden von der Natur bevorzugten, von der Unschuld geschaffenen Gestalten sahen sich so gleich, wie ein Engel dem andern. Die eine Gestalt war jungfräulicher, die andere himmlischer. Ihr keusches Umfangen war so zart und rein. Es schwebte ein himmlischer Glanz über dieser Bank. Der sanfte Glanz der in einer Wolke dahingleitenden Liebe. Das größte Schweigen herrschte.

Ebenezer's Auge sprach Dank aus und betrachtete; Déruchette's Lippen bewegten sich und in diesem köstlichen Schweigen, als der Wind nach dem Lande hin ging, in dem Augenblicke, in dem die Schaluppe einige Klafter von der Chaise entfernt vorüberglitt, hörte Gilliatt die zarte und zärtliche Stimme Déruchette's sagen:

– Sieh da. Es scheint ein Mensch auf dem Felsen zu sein.

Die Erscheinung ging vorüber.

Der Cashmere ließ die Spitze vom Bû de la Rue hinter sich und furchte in die tiefen Wellenthäler hinein. In weniger als einer Viertelstunde waren ihre Masten und Segel nur noch eine Art weißen Obeliskes auf dem Meere, der nach dem Horizonte hin verschwand. Das Wasser reichte Gilliatt bis zum Knie.

Er sah die Schaluppe sich entfernen.

Die Brise frischte auf. Er sah, wie der Cashmere seine untere Hauben und Foksegel aufhißte, um den verstärkten Wind zu benutzen. Jetzt war er schon aus dem Wasser von Guernesey. Gilliatt verließ ihn nicht mit den Augen.

Das Wasser reichte ihm bis zum Gürtel. – Die Fluth stieg. – Die Zeit verging.

Die Möven und Kormoranen umflogen ihn unruhig. Sie schienen ihn warnen zu wollen. Vielleicht befand sich unter diesen Vogelschaaren eine von den Douvres-Klippen, welche ihn erkannte.

Eine Stunde verflog.

Der Wind auf hoher See war auf der Rhede nicht fühlbar, aber der Cashmere entfernte sich schnell. Die Schaluppe fuhr allem Anscheine nach mit vollen Segeln und war fast auf der Höhe der »Helme.«

Kein Schaum zeigte sich um den Felsen Gild-Holm-'Ur, keine Welle schlug den Granit. Das Wasser schwoll ruhig an und reichte Gilliatt fast bis zu den Achseln.

Eine zweite Stunde verfloß.

Der Cashmere war jenseits der Wasser von Aurigny. Der Ortach-Felsen verbarg ihn auf einen Augenblick. Er trat in seinen Schatten ein und kam dann wieder aus ihm hervor, wie aus einer Verfinsterung. Die Schaluppe floh gen Norden, gewann das hohe Meer und glich jetzt nur noch einem unter den Sonnenstrahlen aufblitzenden Punkte.

Die Vögel stießen ein leises Geschrei nach Gilliatt gewendet aus.

Man sah nur noch seinen Kopf.

Das Meer stieg mit düstrer Langsamkeit.

Gilliatt, unbeweglich, sah, wie der Cashmere verschwand.

Die Fluth war fast auf ihrer Höhe. Der Abend näherte sich. Hinter Gilliatt kehrten einige Fischerboote auf die Rhede zurück.

Gilliatt's Auge, in der Ferne auf die Schaluppe geheftet, blieb unbeweglich.

Diesem starren Auge glich nichts auf Erden. In diesem traurigen und ruhigen Sterne lag etwas Unbeschreibbares. Dieser Blick enthielt die ganze Ruhe, welche ein nicht erfüllter Traum zurückläßt. Von Augenblick zu Augenblick wuchs die Finsterniß unter diesen Lidern, deren Blick auf einen Punkt im Raume geheftet blieb. Zugleich mit dem unendlichen Wasser um den Felsen Gild-Holm-'Ur stieg die unendliche Ruhe des Schattens in Gilliatt's tiefem Auge.

Der Cashmere, unerkennbar geworden, war jetzt mit dem Nebel ein verschmolzener Punkt. Um ihn noch unterscheiden zu können, mußte man wissen, wo er war.

Nach und nach verblaßte dieser Fleck, welcher keine Form mehr hatte.

Dann verkleinerte er sich.

Dann verschwand er.

In dem Augenblicke, wo das Schiff hinter dem Gesichtskreise versank, verschwand der Kopf Gilliatts unter dem Wasser. Nichts war mehr, als das Meer.

 

Ende.

 


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