Heinrich Hoffmann
Die Mondzügler
Heinrich Hoffmann

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Neunter Auftritt

Der Vorige. Zwei Jesuiten

Erster Jesuit
(zum zweiten)'
              Gefunden! Sieh, nachdenklich steht er dort, der Mann,
Den überall vergeblich wir bist jetzt gesucht!
Peter
Zwei schwarze Raben kommen dort herangehüpft;
Die kenn ich schon. Schlauköpfe sind's, duckmäusrige
Und eingeübte Seelenfänger, gut dressiert.
Ob hier sich was verdienen läßt? – Ich will doch sehn!
Das Klügste ist, wenn jenen Lichtausputzern ich
Im Glanz der allerneusten Aufklärung erschein
Und als ein echt junghegelischer Teufelskerl.
Erster
(zu Peter)
Gelobt sei Jesus Christus!
Peter
                                          Yemen, Schemen!
Zweiter
                                                                        Weh!
Es spricht ein unverständlich Mondwelsch dieses Ding.
Das beste ist, wir senden's wohlverwahrt nach Rom
Zu Monsignore Mezzofanti. Der versteht's.
Peter
Ehrwürdige Väter! Finden will ich schon den Weg
Nach Rom allein; denn jede Straße führt ja hin.
So gebt mir nur ein reichliches Viaticum!
Erster
Was hör ich? Deutscher Sprache du ein Kundiger?
Wie kamst du denn zu dieser Kenntnis so geschwind?
Peter
Just wie die heilige Hildegard Lateinisch einst,
Ich lern es flugs aus simpler Inspiration.
Erster
So seid ihr also Gläubige, ihr im Monde dort?
Peter
Nein, bei der heiligen Kritik! das sind wir nicht!
Als freie Seleniten glauben wir an nichts.
Ich selber bin »ein Bauer«, der ins dürre Feld
Der alten Vorurteile setzt den scharfen Pflug.
Ich wühl des Aberglaubens Unkraut tüchtig um.
Zweiter
So bist du Heide? Oder gar ein Atheist?
Peter
Geht! Lernt »den Stolz, den kecken, der dem Menschen ziemt«,
Und gründlich müßt verachten ihr Religion,
Und all den Kirchenkehricht und den Märchenwust!
Zu fürchten und zu hoffen scheint gleich lächerlich.
Zweiter
Bedenk, es ist geerbte Sünde dieses schon,
Nur Mensch zu sein! Das Fegefeuer scheust du nicht?
Peter
»Unsterblich sein zu wollen, schwache Feigheit ist's.«
Zweiter
Ihr seid verdammt, verloren für die Ewigkeit!
Peter
Rechtschaffne Seleniten sind wir, brave Leut.
Erster
Das kann vor Strick und Galgen schützen; aber nie
Bewahrt es vor der Hölle euch.
Peter
                                                  Was kümmerts uns?
Wir leugnen Gott und Teufel, Höll' und Seligkeit.
Zweiter
Den Teufel auch?
(zu dem ersten)   Gefährlich scheint mir dieser Mann;
Der Satan ist ja unseres Herrgotts Polizei.
Erster
(zum zweiten)
Die alles leugnen, schaden uns am wenigsten.
(zu Peter)
Was treibt ihr aber eigentlich im Mond?
Peter
                                                                Kritik,
Vernichtung mit negierender Berserkerwut.
Erster
Und unantastbar heilig blieb euch also nichts?
Peter
Wir selbst allein und außerdem etwa das Geld.
Erster
(zum zweiten)
Gib Achtung! Bald gewonnen ist der Mann für uns.
Ich treib den einen Teufel mit dem andern aus.
(Er zieht eine Börse hervor: zu Peter)
Sieh hier, mein Freund! Der eine deiner Götter glänzt
In heller Offenbarung! Sprich, behagt er dir?
Peter
Mir wird zumut, wie Moses auf dem Sinai.
Gib her!
Erster
              Gemach! Verleugne erst den andern Gott!
Peter
Von Herzen gern!
Zweiter
                              Den wahren Glauben nimmst du an?
Peter
Mir recht ist jeder, unbequem nur sei er nicht.
Erster
Du glaubst an uns, und jede Sünde wird verziehn,
Wofern du nur in guter Absicht sie begingst.
Peter
Topp! Her das Geld!
(Er nimmt die Börse)
Zweiter
                                    Wir senden diesen Mann sofort
Als Missionar nach Leipzig in das Heidenland.
Erster
Bewahr! Als Mond-Antistes nützt er besser uns.
Gassenjungen
(im Hintergrunde)
Speckmäuse, hu! Speckmäuse, hu! Speckmäuse, hu!

(Alle ab. Peter läuft in das Haus des Amtmanns)


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