Heinrich Hoffmann
Die Mondzügler
Heinrich Hoffmann

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dritter Auftritt

Die Vorigen. Der Zug

Musik eröffnet denselben. Vor der ersten Abteilung, den Schellingianern, wird eine Fahne getragen, die an sich blau und schlechthin leer ist; die blaue Farbe ist aber vor Alter hie und da verblichen und weiß und an andern Stellen durch Mißbrauch schwarz geworden, so daß das Ganze sehr konfus aussieht. Auf dem Bande steht das Motto:

Transzendentes Spekulieren
Muß sich in das Blau verlieren.

Es folgt die erste Abteilung der Begriffsritter. Ein Herold trägt auf seidenem Kissen: einen Nußknacker. Eine andere Fahne eröffnet den zweiten Teil des Zugs. Da dieselbe in den Winkel gestellt war, so haben sich die Farben verwischt, und das Weiß des sichtbaren Lichts und das Schwarz der sichtbaren Finsternis sind in ein gemeinschaftliches an und für sich unverständliches Grau zusammengeflossen. Sie führt die Inschrift:

Grau, wie ihr wißt, ist alle Theorie;
Nur was sich selbst verneint, das ist Philosophie.

Begriffsritter, die Hegelianer, schließen den Zug. Die graue Fahne nimmt mit ihren Rittern die linke, die blaue die rechte Seite ein. Während der Zug sich so ordnet, wird vorn rechts und links ein geschmücktes Katheder aufgestellt.

Der gesamte Chor
                  Wie so selig vor allen zu preisen
    Ist, o Menschengeschlecht, dein Los!
Denn im Drange nach Wahrheit, im heißen
    Und gewaltigen, fühlst du dich groß.
Nimmer rastet zum Lichte dein Streben,
Und es bürgt für dein göttliches Leben,
            Daß du denkend lebst,
            Nach Erkenntnis strebst,
Und aufglänzendem Fittich zum Himmel schwebst.

Wie am Morgen im grüßenden Strahle
    Sich die duftende Blume erschließt,
Wie es rauscht durch die Wipfel im Tale,
    Wenn des Frührots Glut sie umfließt;
So erzittert die Seele in Wonnen,
Wenn die dumpfigen Nebel zerronnen,
            Und der Wahrheit Licht
            Durch die Schatten bricht,
Und den leuchtenden Kranz um das Haupt ihr flicht.

Doch Euch, die ihr schreitet in Klarheit
    Als ein Heldengeschlecht uns voran,
Die als flammende Säulen der Wahrheit
    Durch die Wüste gelehrt uns die Bahn,
Euch ein Lied, ein begeistertes, töne!
Mit der Wahrheit wandelt das Schöne,
            Und die Dichtung reicht
            Einen Kranz, dem leicht
Nicht ein anderer Preis auf der Erde gleicht.


 << zurück weiter >>