Heinrich Hoffmann
Die Mondzügler
Heinrich Hoffmann

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Sechster Auftritt

Die Vorigen, hernach Peter

Flunkerton
(gibt zuvor den beiden Mohren ein Zeichen, worauf diese sich entfernen, und eine geschlossene Portechaise auf die Bühne bringen)

    Den Beweis, daß ich Wahres gesprochen zu euch, seht dort! Es verbirgt ihn der Kasten.
Gleich zeig ich ihn euch, daß er stärk den Entschluß, den mit kühnem Vertrauen gefaßten.
Wie ihr jüngst aus dem Schriftchen von Herschel vernahmt, wo der Wunder so viel ihr gelesen,
So bewohnen den Mond in Familien gesellt fast menschengestaltete Wesen.
Kurzhaarig und braun ist das glänzende Fell, das die zierlichen Leiber umkleidet;
Reich wuchert ein Bart um das gelbe Gesicht, daß der Dandy sie wahrlich beneidet;
Doch ganz zu vollenden die Engelsgestalt, so bedenkt, daß sie Fittiche tragen
Von der Schulter herab zu der Ferse gespannt, und sie fliegen mit größtem Behagen.
Nun staunet! Ich hab in den Kasten gesperrt dort solch ein selenisches Wunder;
Ich fing es mit größter Beschwerde im Garn, und bracht' es vom Monde herunter.

(Er öffnet die Portechaise.
Peter,
der Beschreibung gemäß als Selenit gekleidet, springt heraus, und begrüßt die Versammlung.)

Chor
        Seht! O Seht!
Dorten steht
Homo vespertilio!
Wie ein großer brauner Floh,
Wie ein lebend Meteor,
Halb auch wie ein alter Mohr,
Halb wie eine Fledermaus
Sieht der Bursch leibhaftig aus.
Peter
Kongo, Pongo, Bake, Krake!
Molo, Polo, Hoangho, Fandango!
        Quagga's,
        Dschaggas!
Chor
        Seht! O Seht!
        Wer versteht,
        Was die Fledermaus da spricht?
        War es etwa ein Gedicht?
        Ja, es klang wie Poesie!
        Sicher ist sie ein Genie.
        Taschenbücher groß und klein
        Werden ab sie konterfein.
Michel
        Mir klang's, als hört ich rappelnd rumpeln einen Vers
Aus Freiligraths zoologischer Dichtergärtnerei
Und seinem Tropennaturalienkabinett.
Flunkerton
Mondsprache war's, Makamen nach dem neusten Klang.
Er grüßt in euch die neuen Freunde herzlich schon;
Dann sprach vom Heimweh nach den Mondesbergen er,
Und wie er ganz mondsüchtig sei, gleichwie auch ihr.
Herold
Wir sind von deiner Rede Wahrheit überzeugt,
Und alle stehn zu folgen wir sogleich bereit.
Doch was zuvor geschehen muß, dies melde uns!
Flunkerton
Zu Gelde müßt ihr machen alles, was ihr habt,
Und wohl verpackt dann überliefern dieses mir.
Herold
Es soll geschehen! – Im Monde droben angelangt,
Da kaufen wir in reichster Gegend Grundbesitz
Und bauen eine neue Stadt. So meinst du wohl?
Flunkerton
Am Rand des Bierquells, ziemlich nah dem Punschvesuv!
Chor
        Heil! Wir sind zu der Tat erwacht!
    Mut, das Werk zu beginnen!
Lichter Tag nach so langer Nacht!
    Weg das Träumen und Sinnen!
Soll euch werden das Glück der Welt,
    Müßt ihr keck es erringen.
Wem das Glück sich nicht selbst gesellt,
    Muß im Kampf es bezwingen.

Selten reifet die süße Frucht
    Tief an niederen Zweigen;
Wer den Stamm zu erklimmen sucht,
    Kann die goldne erreichen.
Berge ragen im Sonnenschein,
    Wenn im Tale es wettert;
Sicher blickt in den Sturm hinein,
    Wer den Gipfel erklettert.

Wer dem Meere sein Los vertraut,
    Trotze schäumender Brandung,
Und der kühne Pilot erschaut
    Selbst im Sturme die Landung.
Soll euch werden das Glück der Welt,
    Müßt ihr keck es erringen.
Wem das Glück sich nicht selbst gesellt,
    Muß im Kampf es bezwingen.

(Alle ab bis auf den Amtmann)


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