Hildegard von Bingen
Heilwissen
Hildegard von Bingen

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Gegen Ausbleiben der Menstruation

Ein Weib, welches unter Schmerzen am Ausbleiben der Reinigung leidet, nehme Anis [anesum] und Tausendgüldenkraut [?febrifuga] und Wollkraut etwas mehr als eines der beiden ersten und kocht sie in offenem, fliessendem Wasser, das von Sonne und Luft erwärmt ist; legt dann Backsteine ins Feuer und stellt mit besagtem Wasser und den Kräutern ein Dampfbad her. Wenn sie dann das Bad betritt, legt sie die warmen Kräuter auf eine Fussbank, setzt sich darauf und legt auch die Kräuter warm auf die Geschlechtstheile bis zum Nabel und um den ganzen Nabel herum. Wenn sie kalt werden, erwärmt sie sie in demselben Wasser und verfährt wie vorher, so lange sie in dem Bade verweilt … Dann nimmt sie rifelbere [?Stachel- oder Ahlbeere. Progr. S. 7], den dritten Theil davon Schafgarbe, den drittenTheil davon wieder Raute, Osterluzei soviel wie rifelbere und Schafgarbe und recht viel Diptam, und zerstösst dies alles in einem Mörser und kocht es mit gutem reinen Wein in einem neuen Topfe, giesst Alles in ein Säckchen, kocht recht viel zerstossene Gewürznelken und etwas weniger weissen Pfeffer und frischen reinen Honig in gutem Wein und giesst diesen zu den Kräuterwein im Säckchen und stellt so einen Lautertrank her; den nimmt sie täglich nach dem Frühstück und nüchtern, aber nicht im Bade, da das Bad die Verdauung etwas hemmt. Sie koche sich auch eine Suppe aus Eiern, reichlichem Fett und etwas Liebstöckelsaft und nimmt diese vor und nach der Mahlzeit. So verfährt sie 5 - 15 Tage lang, bis die Reinigung erfolgt; solange sie aber leidend ist, vermeide sie Rindfleisch und anderes schweres Fleisch, geniesse aber leichtes und trinke Wein; und wenn sie einmal Wasser trinken will, trinke sie Brunnenwasser; Quellwasser und Flusswasser vermeide sie, weil es härter ist als anderes Wasser, und koche das Flusswasser und lasse es abkühlen, bevor sie trinkt, weil dies hierdurch weich [suavis] wird.


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