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Viertes Gebot. – Übelgeratenheit. – Das Mädchen ist die Mutter der Frau. – Heiratsverbot für biologisch Untüchtige. – Offene Tuberkulosen. – Keimzüchtung. – Alkohol als Rassenverderber. – Aussätzigenheime zur Nachachtung. – Hufeland.
Schon auf den Gesetzestafeln des Moses hat es gestanden, und Knigges »Umgang mit Menschen« hat es wiederholt: »Du sollst Vater und Mutter ehren.« Dies Gebot hat der österreichische Volksdichter Ludwig Anzengruber in einem seiner wirksamsten Stücke dahin ergänzt: »Jawohl – aber sie müssen auch danach sein.«
In der Tat ist nicht abzusehen, weshalb ein Sohn besondere Ehrfurcht vor Eltern empfinden sollte, die ihm außer verdorbenen Säften, Säbelbeinen, schlechten Zähnen, skrofulösen Ausschlägen, hartnäckigen Augenentzündungen, früher Kahlköpfigkeit, Anlage zu Schwindsucht und allgemeiner Muskelschwäche auch noch ein krankhaftes Triebleben und verbrecherischen Hang mit auf den Weg gaben. Spätestens im Zuchthaus oder im Spital, meistens lange vorher, lernen solche Kinder von ihren Eltern anders denken. Die Mutter hat ihnen das Leben geschenkt, aber sie wären froher, wenn die gute Frau gerade dieses Geschenk ihnen erlassen hätte.
In der Tat, was ist wohl an Bitterkeit den Gefühlen eines Menschen vergleichbar, der dazu verurteilt wurde, seine Kameraden auf Schritt und Tritt um Güter zu beneiden, die diese wie etwas ganz Selbstverständliches genießen? Welch eine Pein, wenn ein solcher für den Lebensmarsch mit zu schwerem Gepäck Belasteter in reiferen Jahren merkt, daß alles Mühen umsonst bleibt, daß gewisse nicht auszutilgende Fehler seiner Abkunft ihm jeden Erfolg vernichten werden! Hier ist einer kenntnisreich und umsichtig; aber von einer viel zu weichen, stets verängstigten Mutter rührt seine geheime Scheu, sich durchzusetzen, so daß er überall bald aus dem Vordergrunde verschwindet. Hier ist einer hochbegabt für alle feineren Auffassungen; aber von seinem alkoholischen Vater hat er den Keim einer bösen Hirnschwäche mitbekommen, die ihm andauerndes, gesammeltes Arbeiten unmöglich und ihn für bessere Stellungen im Berufsleben ungeeignet macht.
Und nun das gewaltige Heer der Unseligen, die niemals das Glücksgefühl frohen Erwachens kennen lernen, denen jeder Tag einen fortgesetzten Kampf mit Unzulänglichkeiten und Beschwerden, eine Reihe beschämender Niederlagen und Zurücksetzungen bedeutet, bis zur schließlichen Verstrickung in schwere Schuld, nur weil sie gewissenlose und verkommene Eltern gehabt haben.
Da mit steigender Zivilisation die Zahl solcher körperlich und geistig Bresthaften in erschreckendem Maße wächst, hat zunächst einmal soziales Mitleid bei Verbrechern danach geforscht, inwieweit erbliche Belastung im Spiele war, worauf erwachendes biologisches Gewissen das Recht jedes Menschen auf gesunde Herkunft zu fordern wagte.
Der Schluß ist vollkommen bündig. Nach dem alten Sprichwort: »Der Knabe ist der Vater des Mannes« muß es auch heißen: »Das Mädchen ist die Mutter der Frau.« Also willst du schöne Frauen, dann sieh zu, daß es frische, blühende Mädchen gibt. Willst du kräftige, begabte Mädchen, dann sorge, daß wohlgebildete, normale Kinder zur Welt kommen; willst du gesunde Kinder, dann sorge für einen gesunden Keim; willst du gesunde Keimzellen, dann sorge für Eltern, die fähig und gewissenhaft genug sind, solche zu liefern.
So rundet sich der Ring. Aus einem Recht des Einzelnen ist eine gesellschaftliche Pflicht, aus ihr eine staatliche Forderung geworden. Denn »wehe dem Volke, dessen Reichtümer steigen, während seine Menschen sinken!« Will der Staat sein Dasein sichern, dann wird ihm die Instandhaltung seines Menschenmaterials zur obersten, wichtigsten, dringendsten Aufgabe. Die Vertreter der Schraube ohne Ende, der Zivilisation um jeden Preis, forderten bisher vor allen Dingen die Möglichkeit einer unablässigen Verfeinerung; die Vertreter der Wohlgeratenheit rufen dagegen: »Erst existieren, und zwar in einem biologisch würdigen Zustande! Alles andere später!«
Blickt man hinüber nach Frankreich, wo die schmeichelnde Redensart von der sich selbst heilenden Zivilisation kläglich zuschanden wird, wo nichts, gar nichts, was hohe Gesittung und Reichtum gewähren, dazu hilft, dem Geburtenrückgang zu steuern, so wird man ohne weiteres zugeben, daß die Vernunft auf seiten der Eugenik steht.
Natürlich fehlt es nicht an Widerstand gegen einen so demokratischen Gedanken, und es ist klar, warum in einem Gemeinwesen, das mit allem Nachdruck die Obrigkeit gegen die Menschenrechte vertritt, gerade die Eltern, die bei der Eugenik zuerst in Frage kommen, eine sehr zweifelhafte Partei bilden. Der Biologe glaubt nicht an ein »Jahrhundert des Kindes«, während die wirklichen Bedürfnisse des kindlichen Körpers, wenn überhaupt gekannt, so aufs rücksichtsloseste dem Geschmack der Erwachsenen untergeordnet werden. Es gibt natürlich überall ein paar rühmliche Ausnahmen. Allein schon die eine viel gebrauchte, oft gehörte Wendung: man wolle »doch was haben« von seinen Kindern, verrät eine Gesinnung, die leider ein wenig an jene schwarze westindische Mutter erinnert, die ihr eigenes Kind zubereitete und aufaß, um sich lachend zu rechtfertigen: »Wer war denn die nächste dazu, wenn nicht ich?«
Die Ausblicke, die sich vom Standpunkt der Eugenik ergeben, sind mannigfach; sie deuten zum Teil auf Schwierigkeiten, die längst empfunden wurden, auf Kämpfe, die längst hin und her wogen. Wie laut und oft ist zum Beispiel schon aus Frauenkreisen ein Heiratsverbot für solche verlangt worden, die wegen konstitutioneller Leiden zur Ehe ungeeignet sind. Indessen war es bisher nicht zu erreichen, daß ein von Vertrauensärzten ausgestelltes Gesundheitszeugnis zu den unerläßlichen Vorbereitungen für die Hochzeit gehören soll. Jeder mit chronischer Gonorrhöe behaftete Lebemann, sofern er über die nötigen Mittel zum Heiraten verfügt, darf seiner jungen, blühenden Gattin, die ihm von unkundigen oder pflichtvergessenen Eltern ausgeliefert wurde, eine chronische Gebärmutterentzündung mit allen übeln Folgen für Gesundheit und Schönheit als Morgengabe einbringen; er darf leider auch, falls er hinreichend verdorbene Säfte hat, ungestraft seinen Nachwuchs vergiften.
Nicht besser steht es um die selbstverständliche Forderung, daß doch endlich die sogenannten »offenen« Tuberkulosen, die durch Husten den Keim des Verderbens in ansteckungsfähigem Zustande verstäuben, aus den Familien herausgeschafft und so isoliert werden sollten, daß sie keinen Schaden mehr anrichten können. Aber nicht nur aus technischen Verwaltungsgründen – weil für ein solches Tal des Todes, wo die Kranken »im letzten Stadium« sich vereinigen, selbst das Pflegepersonal nur sehr schwer anzuwerben ist – sondern weil das wehleidige Publikum solche Pestverstäuber gar noch in Schutz nimmt, sobald sie nicht ganz unter sich sein wollen, ist aus dieser Rettungsmaßregel für die Allgemeinheit bisher nichts Rechtes geworden. Es fehlt an Empfinden für die Unbilligkeit, die darin liegt, wenn ein hoffnungslos Schwindsüchtiger mit der harten Selbstsucht verwöhnter Kranker es als seine letzte Lebensfreude in Anspruch nimmt, wenigstens noch Frau und Kinder zu verderben; man hat kein Herz für die Kleinen, die in diesem verseuchten Brodem sich die Drüsen anlegen, die den Schwindsuchtskeim bergen und nur in günstigeren Fällen in einem langen, stillen Kampf, der die Lebenskraft vorzeitig aufbraucht, zum Weichen gebracht werden. Man setzt sich, infolge mangelhafter hygienischer Schulung, hauptsächlich für das absterbende Blatt ein, das schon sinken will, nicht für das grünende, wie es die Eugenik verlangt. Noch hat auch kein Arzt das Recht, selbst in solchen Fällen, wo der unrettbar Kranke flehentlich nach Erlösung ruft und vor dem furchtbaren Endkampf schaudert, ihm durch eine Morphiumspritze das ersehnte Heil zu bringen und zugleich die Umgebung zu schützen, die der Schonung wert wäre. Nein, das Übel soll seinen Gang gehen, und die Wohlgeratenheit bleibt auf dem Papier. Denn ein Volk, das nicht grünen will, muß welken, und in den breiten Schichten, wo jene kaffeebohnengroßen Drüsen am Halse gedeihen, gedeiht auch die Bleichsucht mit ihrer Blutentmischung, ihrer Lebensunlust, gedeihen Flachbrüstigkeit und Muskelschwund.
Nun aber zum ureigensten Gebiet aller Eugenik, wo leider das Verantwortlichkeitsgefühl noch ausgiebiger zu versagen pflegt und ganz im Gegenteil das Recht des Einzelnen auf Augenblicksgenuß sich behauptet; ich meine die Keimzüchtung selbst.
Die Forderung lautet: den Keim dadurch zu züchten, daß im entscheidenden Augenblick auch der ihn umgebende Stoffwechsel auf der Höhe der Leistungsfähigkeit ist, ihn also nicht irgendwie in Mitleidenschaft ziehen kann. Sie beruht auf der Erkenntnis, daß in der Keimzelle bereits – das heißt in der aus dem Spermatozoon des Mannes und dem Ovulum der Frau sich nach dem Begattungsakt zusammensetzenden Urform der Frucht – sich sämtliche Anlagen des späteren Menschen vorgebildet finden. Aus zahllosen zur Beobachtung gelangten Fällen, wo der Vater noch vor der Geburt des Sohnes starb und dieser gleichwohl, sobald er herangewachsen war, in Gesichtsform, Gang und Blick, im Ton der Stimme wie in der Art seines Handelns genau dem Vater glich, hat man allmählich den Schluß gezogen, daß der Keim schon der Mensch selber ist. War der Keim kräftig und lebensvoll, dann wird es häufig auch durch Mißleitung unmöglich sein, das aus ihm entstandene Kind zu verderben. Im besten Fall kann das Kind sich so entwickeln, daß es der ursprünglichen Anlage gerecht wird. Allein auch keine noch so überlegt vorgehende Erziehung ist imstande, Kindern Gaben zu verleihen, die nicht schon in ihrem Keim gesteckt hatten.
Dem Irrtum, daß derlei möglich sei, hat die deutsche Elternwelt seit den Tagen Pestalozzis gehuldigt. Die Wohlgeratenheit hält nichts von alledem. Seit sie aus Erfahrung weiß, daß die Beschaffenheit des Menschen nicht etwa nach der Schulzeit, auch nicht nach vollendeter Geburt, sondern bereits beim Zeugungsakt endgültig bestimmt wird, daß also, wenn der Staat ein schönes, wohlgewachsenes Frauengeschlecht sein eigen nennen will, er darauf achten muß, daß taugliche Keime vorhanden sind, legt sie dem Einzelnen die Pflicht auf, sich so zu verhalten, daß er zum Zeugungsakt einwandfreies Material hergeben kann, damit lebensstarke Keime, aus ihnen lebensstarke Mädchen erstehen.
Liegt es doch auf der Hand, daß bei abgehetzten, ermatteten, nicht auf der Höhe ihrer Persönlichkeit befindlichen Berufsarbeitern auch die Materialien zur Keimbildung nicht auf der Höhe sein können. Jene sollten sich also der Gelegenheit, ein neues Menschenleben hervorzurufen, in diesem Zustande genau so enthalten, wie sich der ausgesprochen Schwindsüchtige ihrer dauernd enthalten sollte. Doch es gibt darüber hinaus noch einen besonders argen Feind aller Wohlgeratenheit, das ist der Alkoholrausch. Er hat die Eigenheit, die beiden edelsten und feinsten Gewebe des Körpers, Gehirn und Keimplasma, in ihrer funktionellen Tüchtigkeit herabzusetzen, so sehr, daß wie die meisten Menschen im Rausch albern werden und lallen, so die im Rausch erzeugten Kinder, wie die Geburtenkurven aus den Ländern des Karnevals und der Weinlese ergeben, häufig als Kretinen zur Welt kommen.
Nehmen wir als Beispiel unsere Fabrikarbeiter. Morgens, wenn die Leute ausgeruht sind, haben sie keine Liebesgedanken, sondern stürzen an ihre Arbeit. Weil diese Arbeit indessen nervenabspannend gewesen war, verlangen sie abends nicht sowohl nach Ruhe, als nach Aufpeitschung ihrer Mattigkeit. Als billigstes Reizmittel ergibt sich wie von selbst der überall bequem zu habende Trunk. Trinken sie über den Durst und kommen heim, dann macht sich jene Eigenschaft des falschen Freundes Alkohol geltend, die Shakespeare schon in den knappen Worten gebrandmarkt hat: »Er steigert die Begier und mindert die Kraft.« Dann fallen die Berauschten, gegen ihren eigenen Willen und Wunsch in Stunden der Nüchternheit, über ihre armen Weiber her, die tatsächlich von des Tages Last erschöpft sind, und zwei für diesen Zweck durchaus untaugliche Exemplare der Gattung erzeugen ein drittes, das, weil es als Keim bereits Schund gewesen war, auch nur zu Menschenschund heranreifen kann. Daher in manchen Industrievierteln diese Scharen krummbeiniger, wasserköpfiger, skrofulöser, blasser, schwächlicher Kinder, unter denen der Schönheitsfreund beklommenen Gemütes mit bangen Vorahnungen sich umblickt.
Freilich, weil auch der geduldigste Staatsbürger in keinem Punkt so schwer zu überwachen und auch in keinem anderen weniger geneigt ist, sich dreinreden zu lassen, darf man in Sachen der Keimzüchtung die Besserung nur von beharrlicher Aufklärungsarbeit und einer Schärfung der Gewissen erwarten.
Mit Recht wäre dagegen größere Betätigung des Staates auf Gebieten zu verlangen, wo die Wohlgeratenheit mit der öffentlichen Gesundheit geradezu zusammenfällt. Wenn die staatliche Hygiene es für löblich erklärt, solchen Volksfeinden wie Typhus und Cholera den Boden abzugraben, so ist nicht einzusehen, weshalb sie von einer strengen Durchführung ihrer Grundsätze gerade bei derjenigen Seuche absieht, die mit ihrem Gift sich an die Wurzeln unseres Lebensbaumes heranschleicht und, unähnlich jenen weit milderen Geißeln, sich an Einzelopfern nicht genügen läßt, sondern die Rasse selber anfrißt.
Hat man doch für die Aussätzigen in Norwegen besondere Heime geschaffen, die im Interesse der allgemeinen Wohlgeratenheit das Nützliche, das Notwendige leisten! Und bei uns werden gerade die unheilbaren Dirnen auf die Menschheit wieder losgelassen?
Der fiskalische Gedankengang dabei ist kein Geheimnis. Krankenhäuser sind für heilbare Leiden gedacht, sie dürfen zur Ansammlung von Invaliden nicht mißbraucht werden, weil sonst heilbare Kranke vergebens vor den Toren warten müßten. Die als unheilbar Erkannten werden also nach Spitälern und Siechenhäusern abgeschoben; nur daß es für unheilbare Geschlechtsleiden derartige Heime nicht gibt. Wohlgeratenheit und Schönheit müssen dafür leiden, daß es in Deutschland Sitte geworden ist, immer von »moralischen Verfehlungen« zu reden, wo vielmehr Schutz vor hygienischen Verbrechen gefordert werden sollte. Die Prüderie, der fast die gesamte öffentliche Meinung folgt, entrüstet sich: »Das wäre ja noch schöner, wenn man den Veteraninnen des Lasters einen ruhigen Lebensabend verschaffen wollte!« Aber sie vergißt leider, daß diese Veteraninnen keine Rente beziehen, sondern sich ihren Lebensunterhalt verdienen müssen und es auch ferner tun, indem sie Männer krank machen. Die zunehmende Verhäßlichung und Verschwächlichung innerhalb unserer akademischen Berufstände wird, außer gewissen anderen allgemein wirkenden Ursachen, wie zum Beispiel hockender Lebensweise in Stuben und Kneipen, ganz besonders einer für den Studenten fast unvermeidlichen Säfteverderbnis zugeschrieben, die sich nach der Heirat als Keimverderbnis äußert. Die Reinlichkeitsfürsorge ist auf diesem Gebiet so unzulänglich, daß heute noch viele Krankenhäuser zwar jedes harmlose Magenübel sofort aufnehmen, dagegen frische Geschlechtsleiden von der Schwelle weisen und ins Dunkel zurückstoßen Näheres in meiner Broschüre »Reinlichkeit oder Sittlichkeit?« (1906, bei Albert Langen in München) und in meinem Buch »Die Prostitution in Deutschland« (ebenda 1910).. Die unaufrichtige Ausflucht, um es mit der Verpflichtung zur Seuchenfreiheit des außerehelichen Verkehrs nicht ernst nehmen zu müssen, lautet: »Ihr könnt ja enthaltsam leben;« sie wird gerichtet an junge, vollsäftige Leute, die offenkundig nicht enthaltsam sind, und sie rächt sich an unschuldigen Frauen, die von ihren Ehemännern krank gemacht werden, sowie an einem Nachwuchs, der lieber kräftig und hübsch wäre, statt zur Verschandlung des Volkes beitragen zu müssen.
Auf einen Schlag wäre hier der nationalen Eugenik ein großer Dienst zu erweisen, indem die Ansteckungsmöglichkeiten zum Einschrumpfen gebracht würden, falls man sich entschließen könnte, die sanitären Ideen der Isolierung, der Säuberung, der Verhütung fernerer Gefahr, mit einem Wort der Ausschaltung – Ideen, die für sämtliche andre Seuchen gelten – endlich auch auf die gemeinschädlichste anzuwenden. Dazu müßte mancherlei, was Vorgänger schon gewußt hatten, was aber aus dem geistigen Besitz des Volkes verschwunden ist, wieder herangezogen werden, wie des alten Hufeland Weisheit, daß bei der Menschwerdung dem tragenden weiblichen Körper die entscheidende Rolle zufällt. »Von einem schwächlichen Vater,« sagt Hufeland, »kann immer noch ein robustes Kind erzeugt werden, wenn nur die Mutter einen recht gesunden und kräftigen Körper hat. Der stärkste Mann wird von einer kränklichen und lebensarmen Frau nie kräftige und gesunde Kinder haben.«
Schwächliche, häßliche Kinder zu zeugen und sie nachträglich durch »Erziehung« schön machen zu wollen, ist nichts als der bekannte »Versuch am untauglichen Objekt«.