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Es dauerte einige Stunden bis mir gemeldet wurde, Frau Direktor Daffodil erwarte mich im Salon des Hotels. Ich liess sie bitten, sich heraufzubemühen. Sie hüpfte ins Zimmer, wohl ein wenig geniert, und, um es nicht merken zu lassen, kichernd und allzu munter. Dadurch wirkte sie unvornehm, obgleich sie eine sehr elegante Erscheinung war, vielleicht etwas zu füllig, aber das mochte an dem kostbaren Chinchillapelz liegen, in den sie eingehüllt war. Ein vergnügtes, doch bleiches Gesicht, von dunklen Locken eingerahmt, schaute daraus hervor, strahlende braune Augen, eine schmale Nase und ein etwas zu grosser Mund mit brennend rot gemalten vollen Lippen. Sie reichte mir die Hand:
»Herr Emmaus? Wirklich Herr Emmaus? Daffodil schickt mich, ich will mich malen lassen.«
»Gnädige Frau, wollen Sie es oder will er es?«
»Ich will es selbst. Es ist ja längst mein sehnlichster Wunsch, dass Sie mich porträtieren. Bisher hatte er es nie haben wollen, nun auf einmal hat er selbst davon angefangen.«
»Deshalb gestatten Sie mir, bitte, eine ungewöhnliche Massnahme der Vorsicht, ich muss die Tür abschliessen.« Verwundert sah sie, wie ich die zweifache Tür des Hotelzimmers absperrte.
»Ja, wirklich ungewöhnlich, Herr Emmaus!« 404
»Ich muss es Ihnen erklären, will ganz aufrichtig sein. Herr Direktor Daffodil hat wiederholt versucht, mich umbringen zu lassen.«
»Was Sie nicht sagen!«
»Es ist nicht gelungen –«
»Wirklich nicht? Da bin ich aber froh.«
»und ich bin im Zweifel, ob dieser Porträtauftrag nicht bloss einen neuerlichen Versuch ermöglichen soll.«
»Ist das wirklich wahr? Hat er das gemacht? Nein sowas!« Mit einer komischen Bewegung gab sie ihrem Oberkörper eine Drehung und stiess mich mit dem Ellenbogen in die Seite, wandte mir dann, mit einem Auge blinzelnd, ihr Gesicht zu, eine etwas ordinäre Geste.
»Gnädige Frau, ich kann nicht annehmen, dass es Ihnen bekannt war. Bitte, setzen Sie sich und hören Sie mich an.« In einem Klubsessel sitzend, versuchte sie angestrengt, ihre aufrechte Haltung zu bewahren, reckte das Kinn in die Höhe, wohl um die Halslinie zu verschönern, und blickte aus halbgeschlossenen Lidern, das wirkte hochmütig und abweisend. Trotzdem berichtete ich ihr alles genau, sie schüttelte manchmal den Kopf. Beim Fall Losbichl unterbrach sie mich laut lachend:
»Mir hat Daffodil damals eine lange Geschichte erzählt, wie Losbichl im Gebirge mit dem Auto in einen Abgrund gestürzt ist. Er sei wie durch ein Wunder gerettet worden und befinde sich im Krankenhaus. Zu komisch!« Ihr Gelächter war so stark, dass ich, höflicherweise, mit einstimmte. Plötzlich wurde sie sehr ernst, sprach aufgeregt:
»Herr Emmaus, ich glaube, nun hat er den Losbichl umbringen lassen.« 405
»Warum?«
»Ich bin mit unserem jetzigen Chaufför nicht zufrieden, da fragte ich Daffodil heute, ob sich der Losbichl schon wieder erholt habe, und er lächelte unangenehm und sagte: ›Vollkommen, du kannst für sein Seelenheil beten.‹ Ich habe das nicht weiter beachtet.«
Nichts war von ihrer Munterkeit geblieben. Sie sank zusammen, hatte auf einmal begriffen. Sie schrie:
»Aber das ist ja fürchterlich!« Dann sank ihre Stimme bis zum Flüstern.
»Und mit so etwas bin ich verheiratet! Daffodil ist mir schon manchmal wie ein Verbrecher vorgekommen. Nach Diesem kann ich Ihnen nicht zumuten, mich zu malen. Das tut mir sehr, sehr leid. Ich hatte mich so auf Sie und auf das Bild gefreut.« Schluchzen durchschüttelte sie. Ich legte die Hand beruhigend auf ihren Arm.
»Nein, gnädige Frau, für mich ist es keine Zumutung. Ich male Sie gern, denn Sie sind schön.« Sie wurde ruhiger, drückte mir die Hand.« Ich bin Ihnen dankbar, wenn ich Sie malen darf und verspreche, diese Sache mit keinem Wort mehr zu berühren.«
»Wir werden doch immer daran denken. Sie sind gütig, Herr Emmaus, und Sie kennen mich so wenig. Wissen Sie denn, ob ich nicht auch einen Revolver bei mir trage, um Sie – Sie – –?« sie brach wieder in Tränen aus. Dann sprang sie auf, legte ihren Mantel ab, reichte ihn mir. Ich bemerkte, dass ihre Hüften noch schmal waren, wenn auch ihr Körper Neigung zu Üppigkeit zeigte. »Untersuchen Sie die Taschen, ob nicht eine Waffe darin ist!«
»Aber ich bitte Sie, gnädige Frau.« Doch sie zwang 406 mich, tatsächlich nachzuschauen »Und hier am Kleid, bitte!« Sie stand vor mir, die Arme seitwärts von sich gestreckt, in einem dunkelweinroten Kostüm.
»Die Farbe steht Ihnen ausgezeichnet. Nein, auch da ist kein Revolver«, sagte ich leichthin, indem ich meine Hand nur flüchtig auflegte, auf den Rock und die volle Brust, hier etwas fester, muss ich zugeben. Sie liess das gern geschehen, kam dem Druck entgegen und quittierte mit einem Lächeln, indem sie den Kopf zurücklegte und mich unter gesenkten Wimpern träumerisch anblickte. Zu meiner Verwunderung spürte ich, dass meine Gleichgiltigkeit einer Wärme des Gefühls wich.
»Nein, keine Waffen; aber trotzdem nicht ungefährlich.«
»Wieso?«
»Weil ich fürchte, ich bin im Begriff, mich in Sie zu verlieben.«
»Das darf nicht sein, Emmaus, heute noch nicht.«
»Sie haben Recht, es darf nicht sein. Wollen wir morgen mit dem Bild anfangen? Das Zimmer hier ist hell genug dazu. Ich möchte es in Pastellfarben malen, ich besorge mir das Material morgen früh. Vielleicht haben Sie die Freundlichkeit, zeitig am Nachmittag zu kommen, in demselben Kleid.«
»Ja, gern. Und, Herr Emmaus, Daffodil hat mir gleich das Honorar für Sie mitgegeben, hier in diesem Kuvert. Sie sollen das aber erst öffnen, wenn wir fertig sind.« Sie übergab mir ein gesiegeltes Geschäftskuvert sehr grossen Formats. Ich begleitete sie hinunter.
»Also auf Wiedersehen morgen!«
»Auf Wiedersehen, gnädige Frau!« 407
Natürlich habe ich das Kuvert sofort geöffnet. Es enthielt Aktien der Zralok-Werke zu einem sehr ansehnlichen Betrag. Also deshalb war die ganze Bilderkomödie aufgeführt worden! Daffodil wollte mich materiell am Waffengeschäft interessieren und, wenn ich doch, wider Erwarten, von neuem gegen die Rüstungsindustrie auftreten würde, konnte er mich immer unmöglich machen, indem er meinen Aktienbesitz öffentlich bekanntgab. So gedachte er, mich zu bekehren und zu beseitigen. Ob seine Frau davon wusste? Das Beste wäre, ich gebe ihr das Kuvert zurück und verzichte auf das Porträt. Aber die Arbeit interessierte mich und wohl die Frau auch. Ihre Stimmung hatte sich so schnell von einem Extrem ins andere gewandelt, dass es schwierig sein würde, ihren Charakter im Bilde wiederzugeben. Die Aufgabe lockte mich und vielleicht, unbewusst, noch Einiges.
Strahlend wie ein Sommertag trat sie zur verabredeten Zeit ein. Nur ein Wölkchen warf seinen Schatten, als ich sie, gleich nach der Begrüssung, ernst und streng fragte:
»Gnädige Frau, wussten Sie was in dem Kuvert ist?«
»Ja, natürlich! Haben Sie es schon aufgemacht? Es sollte eine Überraschung sein. Ist das Honorar nicht genügend?«
»Doch, gnädige Frau, allzusehr. Ich kann es nicht annehmen, bitte geben Sie es zurück.«
Sie nahm es nicht. »Aber wieso denn? Wer wird denn so bescheiden sein!«
»Nicht bescheiden, aber ich möchte keine Aktien einer Waffenfabrik besitzen.«
»Ach so. Wie komisch!« lachte sie. »Und ich hätte 408 mich besonders gefreut, wenn Sie an Papas Betrieben beteiligt gewesen wären. Sie rentieren sich gut.«
»Nein, ich male Sie nur, wenn Sie mir das nicht zumuten.«
Zögernd nahm sie das Kuvert und tat es in ihr Handtäschchen.
»Originell«, sagte sie.
Ich begann mit dem Bild, probierte verschiedene Stellungen, sitzend zeigten sich Spuren von Unterkinn, das ging nicht, die stehende Figur war günstiger, allerdings anstrengender für sie, so musste öfter unterbrochen werden. Wir sprachen nur in den Pausen.
»Wissen Sie Herr Emmaus, dass ich Sie schon lange kenne?«
»Danke, meine Arbeiten sind ja ziemlich bekannt.«
»Nein, persönlich.«
»Verzeihung, ich erinnere mich wirklich nicht –«
»Wir haben uns nie getroffen, aber Frau Katja Steinbeisova hatte mir so viel von Ihnen erzählt. Sie wollte nämlich, ich sollte Sie heiraten, vielleicht, damit sie Daffodil, mit dem sie nach Prag gekommen war, nicht an mich verliert, obgleich sie eigentlich nicht eifersüchtig war, wenigstens liess sie es nicht merken. Mag sein, wenn Sie in Prag gewesen wären, hätte alles anders kommen können. Das Leben hängt so sehr vom Zufall ab. Der Mensch ist wie ein Blatt, das der Wind hin und her weht. Sie schwärmte ein bisschen von Ihnen, hat mir auch Ihre Photographie gezeigt. Ich war nicht sehr begeistert. Aber jetzt mit dem Vollbart gefallen Sie mir besser. Ich hatte immer Sehnsucht nach einem Mann mit Vollbart, vielleicht ein Kindheitskomplex, weil Papa einen trug und, wenn er mir einen Gutenacht-Kuss gab, durchrieselte mich immer 409 ein zärtlich-wohliges Gefühl. Jetzt ist er ausrasiert wie Alle. Daffodil auch, er hätte mir nie das Opfer gebracht, sich einen Bart wachsen zu lassen, er ist so egoistisch. Ich glaube jetzt, dass er mich nicht wirklich geliebt hat. Ich war ihm nur Mittel zum Zweck. Für mein Seelenleben hat er sich nie interessiert, ich habe nämlich eins. Er ist viel auf Reisen, aber auch wenn er bei mir ist, bin ich einsam. Wir haben nie Zeit für einander gehabt. Er sinnt Tag und Nacht nur auf Geld, und ich habe doch höhere Interessen, Theater und Musik und Malerei und dann Sport, aber der ist mir nicht so wichtig, nur, ohne Reiten und Tennisspiel wäre ich nicht so schlank geblieben.«
»Ja, gnädige Frau, Sie haben eine wunderbar durchtrainierte Linie. Da sind die armen Leute zu beneiden, sie bleiben ganz von selbst mager, unsereinem macht jedes Pfund, das man zunimmt, Sorge.«
»Sie verstehen mich, Emmaus. Ich glaube, dass unsere Seelen auf den gleichen Akkord gestimmt sind.«
»Gewiss, Frau Lona. Jetzt wollen wir weiter malen.«
»Ah, Sie wissen, dass ich Lona heisse? Das ist süss.«
Als es zu dunkel zum Arbeiten wurde, liessen wir uns Tee heraufkommen. »Emmaus, ich habe Sie einige Male von weitem gesehen, im Theater, hätte Sie gern kennen gelernt, aber Daffodil hat es immer verhindert. Er war garnicht gut auf Sie zu sprechen, sagte: ›der wird uns noch das ganze Geschäft ruinieren, mit seinem Meteorismus‹. Daraufhin habe ich mich für den Meteor interessiert.«
»Das freut mich, Frau Lona. Haben Sie da eingesehen, dass all' Ihr Luxus mit dem Blut vieler unglücklicher Menschen erkauft ist?«
»Inwiefern?« 410
»Nun ja, weil das Geld mit den Kanonen verdient ist, die das Blutvergiessen verursachen. Haben Sie nie Gewissensbisse darüber?«
»Nein, nicht besonders. Eine Weile habe ich allerdings gemeint, der Meteor hat Recht, ich bin sogar eigens nach Prag gefahren und habe Papa erklärt: ›Ihr müsst sofort aufhören, Mordwaffen zu erzeugen.‹ ›Gut, wird gemacht‹, hat er geantwortet. Bald hat in allen Zeitungen gestanden, dass infolge des überhandnehmenden Pazifismus die Waffenfabriken gedenken, ihren Betrieb einzustellen. Glauben Sie, das Volk ist darüber beglückt gewesen? Es hat getobt und mit Aufruhr gedroht, man dürfe doch so viele Arbeiter nicht brotlos machen. Papa hat gesagt: ›Siehst du, die Leute wünschen sich Kanonen, wollen Soldaten werden, Untertanen sind nur glücklich als Kanonenfutter.‹«
»Das hat Ihr Papa schlau gemacht. Er weiss, dass Arbeiter nicht sehr weit denken. Wenn er wirklich den Krieg aus der Welt schaffen wollte, hätte er mit dem internationalen Rüstungskonzern beschliessen müssen, die Mordwaffen in so schlechter Qualität zu fabrizieren, dass sie unverwendbar wären. Dann hätte die Welt den Frieden.«
»Glauben Sie das nicht! Die Leute würden Krieg führen, auch wenn sie mit blossen Fäusten gegeneinander kämpfen müssten. Man soll nicht soviel an das Glück der Völker denken, sondern mehr an sein eigenes, sonst verpatzt man beides, nicht Leute befreien wollen, die lieber Sklaven sind. Aufgezwungene Wohltaten sind bloss komisch.«
Ich wurde ein wenig misstrauisch: »Hat Sie Daffodil abgerichtet, mir das zu sagen?«
Rot vor Zorn fuhr sie mich an: »Daffodil kann mich 411 zu garnichts abrichten, wir stehen nicht auf so intimem Fuss. Überhaupt, er ist mir unsympathisch. Aber ich will nicht, dass Sie Ihr Leben verpfuschen durch Ihren sogenannten Idealismus. Idealismus ist bloss eine Art Eitelkeit, eine sehr dumme. Nur Genuss macht glücklich. Das Leben kann so herrlich sein, Liebe, Kunst, Sonne, man darf es nicht versäumen.«
Vielleicht hatte sie recht: »Sie sind gescheiter als ich dachte, Lona. Doch wir wollen nicht philosophieren. Ich schlage vor, wir gehen in die Weinstube hinunter und soupieren gut. Daneben spielt eine Jazz-Kapelle, es wird ein bischen getanzt.«
Unser Abendessen in dem Weinlokal war ausgezeichnet, ganz unberührt von Hunger und Not, die das Land aushöhlten. Wir tranken Burgunderwein und dann Champagner, kamen in Stimmung.
»Ach, Emmaus warum haben wir uns nicht schon früher gefunden?«
»Ja, Lona, vielleicht wären wir glücklich miteinander geworden. Tanzen wir jetzt?«
Wir tanzten. »Dein Bart kitzelt mich so schön, es ist ein wundervolles Gefühl.«
»Ist er nicht ein bischen altmodisch? Zur Zeit der Vollbärte wäre dieser Tango unmöglich gewesen, wenigstens in der Öffentlichkeit.«
»Jeder Tanz soll eine sexuelle Angelegenheit sein. Deshalb sind die sogenannten rhythmischen Tänze so schauderhaft, ich habe oft mit Katja darüber gestritten.«
»Doch hat sie mir eine Photographie von dir in einer rhythmischen Tanzfigur gezeigt. Ich kann nicht finden, dass sie asexuell gewirkt hätte, sie hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht.« 412
»Wirklich? Hättest du dich damals in mich verlieben können?«
»Ja, jetzt auch. Und du tanzst so wundervoll, es ist als ob du schwebst, und doch spüre ich bei jeder Bewegung deinen warmen Körper, möchte ihn küssen.«
Als wir wieder beim Champagner sassen, kamen sich unsere Seelen immer näher und unsere Körper auch, doch war die Stunde noch nicht spät genug, so mussten wir brav und korrekt beisammen sitzen und konnten nur in heissen Worten Gefühle austauschen. Dazwischen gingen wir noch einige Male zum Tanz.
Aber schliesslich sagte sie: »Emmaus, jetzt kann ich nicht mehr tanzen, der Wein ist mir ein wenig in den Kopf gestiegen, alles dreht sich ringsum. Ich glaube, ich muss jetzt heimfahren.«
»So ruhe dich doch erst ein wenig bei mir aus, wir lassen uns den Kaffee ins Zimmer kommen.«
Das taten wir, und sie lag auf der Ottomane, lachte und war sehr lustig.
»Weisst du Emmaus, wie du mich gestern nach Waffen untersucht hast, da fiel mir ein, wie ich einmal mit Daffodil nach Rumänien gereist bin. Da wurden wir an der Grenze auch nach Waffen untersucht, und dem Zollbeamten kam meine Brust verdächtig vor und er behauptete: ›Da sind Bomben darin‹. Er machte das Kleid auf und schaute nach, da half kein Protest. Das war komisch.« Sie lachte und konnte nicht aufhören zu lachen. »Ach, ich bin so glücklich hier bei dir, so furchtbar glücklich. Ich bleibe hier, schlafe auf dem Divan.« Sie drehte sich nach der Wand um, vielleicht schlief sie wirklich.
»Heute werde ich sie nicht mehr los«, dachte ich, »ach was, ich lege mich auch schlafen.« Ich kleidete 413 mich in mein Pyjama und ging ins Bett. Als ich das Licht ausgelöscht hatte, sah ich im Halbdunkel, dass sie aufstand und sich auszog.
Auf einmal war sie im Bett bei mir, lachte: »Ach, eben dachte ich, ich wäre daheim. Wir wollen schlafen, leg deinen Bart auf meine Brust.«
Es wurde eine schöne Nacht. Wir schliefen bis spät in den Tag.
Das Telephon weckte uns. Wir wollten nicht darauf reagieren, aber es gab keine Ruhe. »Wenn es Daffodil ist, sage ihm, ich bin hier und es geht ihn nichts an.«
»Wenn er sich aber scheiden lässt. Ich kann dich nicht heiraten.«
»Wird er nie, für ihn bin ich die Firma Zralok.«
Als ich zum Apparat ging, hörte ich: »Ferngespräch von Passau. Ist unterbrochen«.
Der Teilnehmer meldete sich nicht mehr. Es blieb nichts übrig als wieder einzuhängen. Noch nie hatte mich Vevi antelephoniert, wenn ich in München war, und ich hatte diese Zurückhaltung sehr geschätzt. Der Anruf bedeutete sicher nichts Gutes, es musste etwas passiert sein.
»Ich fahre jetzt sofort nach Passau«, sagte ich.
»Was ist los, Emmaus?«
»Ich weiss es nicht, wohl irgend etwas Schreckliches, meine Frau – –«
»Du bist verheiratet?«
»Natürlich! Hast du das nicht gewusst?«
»Nein, du machtest einen sehr unverheirateten Eindruck. Aber ich bin ja auch verheiratet. Ist gleich.«
»Dich würde jeder für ein junges Mädchen halten.«
»Wie lieb du bist! Musst du wirklich fort?« 414