Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Parodieren heißt nicht: verspotten!
Jeder, der die nachstehenden Seiten liest, möge sich das bitte recht deutlich klarmachen.
Die Parodie ist der Versuch, sich in die Schreibart eines anderen hineinzufühlen, sie nachzuahmen. Dabei ist es selbstverständlich gestattet, Charakteristisches zu übertreiben und wohl auch, bei günstiger Gelegenheit, einen kleinen, freundschaftlich gemeinten Seitenhieb einzuflechten. Aber der nackte Spott hat in der Parodie, so wie ich sie auffasse, keinen Platz.
Um der gelegentlichen Seitenhiebe willen habe ich mich darauf beschränkt, nur lebende und nur deutsche Schriftsteller zu parodieren. Damit sie, falls sie es für nötig halten, sich wehren können. Ich hoffe aber, daß sie es nicht für nötig halten. Denn ich habe grundsätzlich nur solche Dichter parodiert, die ich aus irgendeinem Grunde liebe. Dichter zu parodieren, die ich nicht mag, habe ich mir versagt. Natürlich wäre es Unfug, diesen Satz umzukehren und zu schließen: ich haßte alle Dichter, die ich nicht parodierte. O, liebe Freunde, es gibt eine stattliche Zahl von mir hoch verehrter deutscher Dichter, die sich nicht parodieren lassen, oder richtiger: die ich nicht parodieren kann. Ich nenne, nur als Beispiele: von Münchhausen, Kolbenheyer, Strauß, Dörfler, Grimm, Waggerl, Zillich, Böhme, Ina Seidel und Agnes Miegel … Ebenso habe ich darauf verzichtet, Hedwig Courths-Mahler zu parodieren. Ich meine, daß man die Siebzigjährige in Frieden lassen soll. (Und wenn überhaupt, so sollte man mal ihre Leser aufs Korn nehmen. Das gäbe Überraschungen!)
Einige Parodien habe ich in kleinem Kreise in Hamburg vorgelesen. Zweimal waren die Objekte, die Parodierten also, dabei. Hans Leip hat, als er die »Paddelanweisung für eine Lady« über sich ergehen lassen mußte, herzerfrischend gelacht, und Wolfgang Frank versprach mir sogar, er wolle sich grundlegend ändern, damit ich neuen Stoff hätte. Das ist nun freilich nicht nötig. Ich erzähle das nur, weil ich bei dieser Gelegenheit den herzlichen Wunsch aussprechen will, es möchten die übrigen parodierten Autoren nicht minder heiter reagieren. Sie mögen das Parodiertwerden als eine Begleiterscheinung der Berühmtheit in Kauf nehmen.
Im übrigen weiß ich gut, daß ein Parodienbuch nur eine Nebenarbeit, ein Spaß und eine Spielerei ist. Ich habe nicht den Ehrgeiz, künftig nur noch Parodien zu schreiben. 3m Gegenteil, ich verspreche, es hiermit genug sein zu lassen; ich will eigene Arbeiten fertigstellen, damit spätere Parodisten Gelegenheit haben, mich zu parodieren. Worauf ich mich schon freue.