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Nach Felix Dhünen
Personen:
Der Reiter. Das Pferd.
Der Reiter: Mein Pferd, hast du die Kunde schon vernommen,
von jener Dhünung, die das Land durchbraust?
Das Pferd: Nein, Reiter, nichts vernahm ich noch bis heut.
Der Reiter: So höre also. Doch erschrick mir nicht.
Ein Dichtersmann, man sagt auch: Mann der Feder,
obwohl er heute mehr der Schreibmaschine,
denn seiner Feder anverhaftet ist,
ein Dichter also zieht durch unsre Gaue,
und wo er sieht ein Bildnis, steingehauen,
aus mittelalterlichen, schönen Zeiten,
aus Zeiten, da auch wir, mein treues Pferd,
jung waren, sieh – da weckt er es, das Bildnis.
Das Pferd: Ja, doch – von diesem Dichter hört ich schon,
hat er nicht jüngst Frau Uta konterfeit?
Der Reiter: Er tat's. Und nun, ich weiß aus guter Quelle,
will jener, den wir eben Dichter nannten,
aus siebenhundertjährigem Schlaf uns wecken.
Er denkt sich eine Handlung um uns aus,
die sich vielleicht nicht ebenso begab,
die sich indessen hätt begeben können!
O Pferd, ich bin des Kummers übervoll.
Ich mag nicht leben mehr, ich bin aus Stein,
bin leblos, kalt, bin nur Figur, sonst nichts,
kein Dichter soll sich je um mich bemühen,
ich will nicht leben, auch nicht auf der Bühne.
Das Pferd: Sei ruhig, Reiter, auch im zwanzigsten
Jahrhundert ißt man keine Speise heißer,
denn man sie kocht. Gewiß, die neue Dhünung
erweckt zu frischem Leben, ungeahntem
Nocheinmal-Dasein uns, die wir nicht wollen.
Jedoch der Dichter meint es gut mit uns,
er weckt uns zwar mit Worten, in der Tat,
doch gleich darauf begräbt er uns schon wieder.
Der Reiter: Begräbt uns, Pferd? Warum, wieso und wie?
Das Pferd: In einem Wust von kühnen Schachtel-Jamben,
die nie ein Sterblicher entwirren wird,
begräbt er uns sofort und eilends wieder.
Der Reiter: O Glück – nun schlaf ich sanft beseligt weiter.
Gut Nacht, mein Pferd!
Das Pferd: Gleichfalls, mein lieber Reiter!
Vorhang.