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Sechzehntes Kapitel

In den frühen Morgenstunden des 1. Oktober, eines Dienstags, hatten geschäftige Hände das Privatkontor der Firma Wernicke und Kompanie in einen Lorbeerhain verwandelt. Der Konferenztisch, der aus der Mitte des Raumes an eines der Fenster geschoben worden war, bog sich beinahe unter der Last der blühenden Topfgewächse und Blumengebinde. Auf dem Schreibtisch des Konsuls lagen, zu hohen Stößen aufgeschichtet, die mit der ersten Post eingelaufenen Glückwunschschreiben und die Telegramme, zu denen sich aller paar Minuten neue gesellten. Der Schreibtischsessel war bekränzt und stand in der Mitte eines aus Klubsesseln und Stühlen gebildeten Halbrunds, das sich nach der Tür zum Hauptkontor hin öffnete. Hennig, Blau und die Abteilungsleiter waren, festlich befrackt, schon versammelt, betrachteten mit Befriedigung die wohlgelungene Anordnung, weideten sich an der Pracht der Chrysanthemen, Orchideen und Kamelien, zählten die Briefe und Depeschen und rückten an der Staffelei herum, die das einstweilen noch verhüllte Ehrengeschenk des Personals, eine in Ebenholz gerahmte schwere Bronzetafel mit dem Reliefbildnis des Chefs, trug.

Gegen zehn Uhr erschien Wernicke selbst, spielte, die Umwandlung seines Arbeitszimmers in ein Gewächshaus gewahrend, ziemlich glaubwürdig den Überraschten und nahm die Glückwünsche seiner Getreuen mit einer ebenfalls recht echt anmutenden Bescheidenheit entgegen. Er sah sich mit geschmeicheltem Schmunzeln die Blumen an, öffnete die Telegramme, tat ab und zu gerührt und meinte gutgelaunt, wenn er die vielen Briefe alle lesen wolle, müsse er wohl ein paar Tage Überstunden machen.

Als sich die übrigen Herren, froh, ihre Gratulation an den Mann gebracht zu haben, erleichtert an ihre Arbeitsstätten begaben, blieb Hennig im Privatkontor zurück, um sich mit dem Konsul darüber zu verständigen, wie bei der auf elf Uhr festgesetzten offiziellen Feier die zu erwartenden Vertreter des Rates und der verschiedenen Körperschaften auf die Sitzgelegenheiten zu verteilen seien. Wernicke hielt den Augenblick für gekommen, einige begütigende Worte an seinen Prokuristen zu richten. Es hatte in der letzten Zeit doch gar zu oft scharfe Auseinandersetzungen gegeben, da Hennig immer wieder Veranlassung zu haben glaubte, sich darüber zu beklagen, daß er bei wichtigen Entscheidungen übergangen werde. Wenn ihm der Chef heute, am Ehrentage der Firma, die Hand zur Versöhnung bot, so war das, vom rein menschlichen Standpunkt aus betrachtet, ja recht schön, aber dem Prokuristen erschien es vor allem als ein Eingeständnis des Konsuls, daß er es sei, der die Schuld an dem Zerwürfnis trage. Und da er Wernicke lange genug kannte, um wissen zu können, daß auf eine wirkliche Sinnes- und Charakteränderung bei dem selbstbewußten und eigenwilligen Manne nicht zu rechnen sei, nahm er die Friedensbotschaft auch nur als das auf, was sie in der Tat war, als den vielleicht gut gemeinten, jedoch im Grunde etwas egoistischen Versuch, jeden Schatten zu beseitigen, der den Glanz des Jubiläums hätte trüben können.

»Ich habe Ihnen doch schon oft gesagt, daß wir beide aufeinander angewiesen sind, mein lieber Herr Hennig,« sagte der Chef, nicht wenig erstaunt darüber, daß seine »rechte Hand« seinen mit einer gewissen Wärme gesprochenen Worten gegenüber ziemlich kühl blieb. »Was sollte ich ohne Sie anfangen, was Sie ohne mich?«

»Jeder Mensch ist zu ersetzen, Herr Konsul. Ich bin überzeugt, Sie würden ohne mich ebenso gut auskommen wie bisher, vielleicht sogar besser, denn Sie betrachten nun einmal die Bedenken, die ich gegen manche Ihrer Maßnahmen zu erheben mich für verpflichtet halte, als lästige Hemmnisse, denen Sie nach Kräften auszuweichen bestrebt sind. Die Fälle, in denen ich diese Wahrnehmung machen mußte, haben sich in der letzten Zeit so sehr gehäuft, daß es mir schwer wird, noch an die Möglichkeit eines ersprießlichen Zusammenarbeitens zu glauben.«

»Gott ja, ich will ja gern zugeben, daß ich manchmal etwas schnell von Entschluß bin und die Neigung, meine Mitarbeiter vor ein fait accompli zu stellen, nicht immer zu überwinden vermag. Aber es gibt eben Lagen, in denen ein schnelles Zugreifen am Platze ist, besonders wenn man das instinktive Bewußtsein hat, den rechten Weg eingeschlagen zu haben.«

»Mag sein, Herr Konsul. Da ich jedoch jederzeit sofort erreichbar bin, würde es sich bei einer Verständigung zwischen uns meist nur um eine Verzögerung von wenigen Minuten handeln. Aber auch bei Angelegenheiten, die durchaus nicht dringlich sind, verzichten Sie neuerdings, wie es scheint, grundsätzlich darauf, meine Meinung zu hören.«

Wernicke tat verwundert. »Auf ein solches Vorkommnis wüßte ich mich nicht zu besinnen«, sagte er, den Klemmer hinter die Brille schiebend.

»Darf ich Sie an die aus Anlaß des heutigen Tages gemachten Stiftungen erinnern, Herr Konsul? Seit ich mir erlaubte, darauf hinzuweisen, daß Sie die uns doch eigentlich recht fernstehenden Presseverbände in wahrhaft großartiger Weise, die Angestellten Ihres Hauses dagegen desto kärglicher zu bedenken beabsichtigten, haben Sie Ihre Entschließungen getroffen, ohne diese Angelegenheit nochmals zwischen uns zur Sprache zu bringen. Ich kann heute nur wiederholen, daß das gesamte Personal enttäuscht sein wird, um so mehr, als die Leute wissen, was die Inhaber anderer Leipziger Firmen bei ähnlichen Anlässen für ihre Angestellten getan haben.«

»Mein lieber Herr Hennig, ich glaube, Sie und alle die, in deren Interesse Sie hier zu sprechen denken, sehen die Sache doch wohl nicht von der richtigen Seite an. Sie vergessen, daß die Zuwendungen an die Presse ja indirekt wieder dem Personal der Firma Wernicke und Kompanie zugute kommen. Je eifriger die Presse für uns eintritt – und dazu wird sie durch unsere Stiftungen ja geradezu moralisch gezwungen! –, desto stärker wird der Absatz der ›Phöbus‹-Bände und desto gesicherter die Position unseres Verlages und der damit verbundenen Betriebe werden. Und daß nur ein blühendes Geschäft seinen Angestellten befriedigende Existenzbedingungen schaffen kann, müßten die Herren doch wohl einsehen.«

Hennig zuckte die Achseln. »Vom Wert eines indirekten Vorteils wird niemand so leicht zu überzeugen sein, der auf einen direkten gehofft hat,« entgegnete er. »Ich weiß ja nicht, welche endgültigen Bestimmungen Sie in der Stiftungsangelegenheit getroffen haben, Herr Konsul, aber ich fürchte, daß eine Bevorzugung der Presse, wie sie von Ihnen zu Anfang ins Auge gefaßt worden war, das gesamte Personal gründlich verstimmen dürfte.«

»Das wollen wir erst einmal abwarten, mein lieber Herr Hennig,« meinte der Konsul leichthin. »Und sollten Sie mit Ihrer Befürchtung wirklich recht behalten, so werde ich eben die Ungnade meiner Herren Angestellten mit Würde zu ertragen versuchen müssen. Das eine aber wollen Sie freundlichst nicht außer acht lassen: wenn ich meinen Leuten aus eigenem Antrieb ein Opfer bringe, so muß ich auch das Recht haben, über die Höhe dieses Opfers selbst zu entscheiden.« Damit griff er zum Brieföffner und begann, die eingelaufenen Schreiben zu überfliegen. Der Prokurist betrachtete dies als ein Zeichen, daß der Chef das Gespräch als beendet ansehe, und verließ das Zimmer.

Kurz vor elf brachte das Auto die Frau Konsul mit Sohn und Tochter, und bald darauf stellten sich die ersten Gratulanten ein. Binnen einer Viertelstunde füllte sich das Privatkontor mit feierlich aussehenden Menschen, von denen jeder einzelne sich durch Lorbeerpyramiden und befrackte Zeitgenossen den Weg zu Wernicke bahnte, ihm unter verbindlichen Redensarten die Hand schüttelte und dann gewöhnlich seinen Damen vorgestellt wurde.

Nun wurden die Türen zum Hauptkontor und zum Korridor geöffnet, wo Kopf an Kopf die Angestellten standen und erwartungsvolle Blicke auf die im Allerheiligsten versammelte erlesene Gesellschaft warfen, und in demselben Augenblick stimmte der Hausgesangverein unter der Leitung eines musikbegabten Druckereifaktors Uhlands »Das ist der Tag des Herrn« an. Kritische Gemüter mochten bei den Worten »Ich bin al-lein auf wei-ter Flur, noch ei-ne Mor-gen-glok-ke nur, nun Stil-le nah und fern« ihre Betrachtungen darüber anstellen, daß das schöne Lied kaum so recht zu dieser Stunde paßte, ganz abgesehen davon, daß der schwäbische Dichter schwerlich unter dem Tag des Herrn vorausahnend das fünfundzwanzigjährige Geschäftsjubiläum des Konsuls Wernicke in Leipzig verstanden hatte. Aber Mendelssohns einfache Melodie tat doch ihre Wirkung, und als nach dem Verklingen der letzten Strophe Hennig vortrat, um im Namen des gesamten Personals eine Ansprache an den Firmeninhaber und die Festversammlung zu richten, herrschte wirklich »Stil – le nah und fern«.

Der Redner schilderte in kurzen Zügen die Entwicklung des Geschäfts, das aus bescheidenen Anfängen im Laufe eines Vierteljahrhunderts zu einem Welthause geworden sei. Wüßte man nicht, daß der Unternehmungsgeist, die zähe Energie und der nie ermüdende Fleiß des verehrten Herrn Chefs Wunder gewirkt hätten, so könne man in Versuchung kommen, ihn für einen bevorzugten Liebling der Glücksgöttin zu halten. Aber jeder, der die Ehre genieße, unter ihm tätig zu sein, habe täglich Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß bei dem schnellen Aufstieg der Firma Wernicke und Kompanie keine anderen Zauberkräfte im Spiele seien, als die vorbildlichen Eigenschaften des Herrn Konsuls, der vom ersten Tage an als ein Meister am Werk gestanden und das Haus Wernicke durch zielbewußte Arbeit zu seiner jetzigen Höhe und Bedeutung emporgeführt habe. Hennig schloß, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß es dem Chef vergönnt sein möge, dermaleinst auch das goldene Jubelfest der Firma in körperlicher und geistiger Frische zu erleben, und überreichte dann, indem er die Hülle von der Staffelei wegzog, die Ehrengabe der Angestellten.

Jetzt erhob sich der Gefeierte von seinem bekränzten Sitz, dankte dem Personal für die treue Mitarbeit an seinem Lebenswerke, das er wohl als eine, wenn auch bescheidene, Kulturtat bezeichnen dürfe, und für das prächtige Geschenk, das ihn gewaltig überrascht habe, und dessen Wert für ihn weniger darin liege, daß es bestimmt sei, seine Züge, von Künstlerhand verewigt, auf die Nachwelt zu bringen, als daß es von dem guten Einvernehmen zeuge, das im Hause Wernicke und Kompanie zwischen Chef und Angestellten herrsche. Um aber seiner Dankbarkeit einen stärkeren und nachhaltigeren Ausdruck zu verleihen, als es einem so schlechten Redner wie ihm möglich sei, habe er sich, einem Herzensbedürfnis nachgebend, entschlossen, zum dauernden Gedächtnis dieses schönen Tages eine größere Stiftung zu machen, deren Zinsen zur einen Hälfte zu Reisestipendien, zur andern zur Vermehrung des schon vorhandenen Pensionsfonds verwandt werden sollten, und über die er in der allernächsten Zeit Genaueres mitteilen werde. Er hoffe, daß sich diese Stiftung als ein neues Band zwischen ihm und seinen lieben Mitarbeitern erweisen werde.

Nun trat der Bürgermeister vor, verkündete, daß Seine Majestät der König die Gnade gehabt habe, Herrn Konsul Wernicke in Anbetracht seiner Verdienste um Literatur, Buchhandel und graphische Gewerbe Titel und Charakter eines Königlichen Kommerzienrats zu verleihen, händigte dem vor Seligkeit Strahlenden die darüber ausgefertigte Urkunde ein und sprach im Auftrage des Oberbürgermeisters die Gratulation des Rates der Stadt aus. Dann übermittelten die Vertreter des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, des Deutschen Verlegervereins, des Leipziger Kommissionärvereins, der Handelskammer und der Ortsgruppe Leipzig des Reichsverbandes deutscher Redakteure die Glückwünsche ihrer Körperschaften, und schließlich meldete sich Kurt Arnold Schlick zum Wort, um im Namen der Autoren des Verlages einen Festgruß an Wernicke zu richten, ihn als den uneigennützigen Förderer des deutschen Schrifttums zu feiern und ein Prachtalbum mit Bildnissen und Autogrammen zu überreichen. Vielleicht fand seine Ansprache beim Jubilar deshalb den stärksten Anklang und Beifall, weil das Wort »Idealismus« am häufigsten darin vorkam.

Der Konsul – Verzeihung! – der Kommerzienrat sah sich, als Schlick geendet hatte, im Kreise um, ob noch ein weiterer Sprecher auftauchen werde, und hielt, als dies nicht geschah, eine zunächst ziemlich allgemein gehaltene Dankrede an die Gratulanten, in der er betonte, daß er auch in Zukunft seine ganze Kraft aufwenden werde, um die auf ihn und sein Unternehmen gesetzten Hoffnungen restlos zu verwirklichen. Er sei sich jedoch der Schwere der seiner harrenden Aufgaben wohl bewußt und werde diese nur erfüllen können, wenn er nach wie vor auf die treue Hilfe seines Personals, auf die verständnisvolle Mitwirkung des Buchhandels und vor allem auf die ihm so überaus wichtige Förderung durch die Presse rechnen dürfe. Gerade dieser verdanke er außerordentlich viel; sie habe in gerechter Würdigung des unermeßlichen Wertes guter und dabei wohlfeiler Literatur für die Hebung weiter Volkskreise in der selbstlosesten Weise den »Phöbus«-Bänden die Wege geebnet und dadurch dem Unternehmen die sichere Grundlage geschaffen, die eine Garantie für eine gesunde Weiterentwicklung seiner Firma biete. Der Presse hierfür zu danken, sei ihm eine besonders angenehme Pflicht, und er habe es nicht besser tun zu können geglaubt, als indem er auch deren große Organisationen mit Stiftungen bedacht habe. Er nannte eine Reihe von Vereinigungen und teilte dabei die für jede bestimmte Summe mit – Zahlen, die allgemeines Erstaunen erregten und bei seinen Angestellten die kühnsten Erwartungen hinsichtlich des für sie ausgeworfenen Betrages wachriefen.

Mit dem Vortrage des Ambrosianischen Lobgesanges klang dann die Feier aus.

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Während in den Kontoren des Welthauses Wernicke und Kompanie eitel Glück und Seligkeit herrschten, wühlte ein paar Türen weiter Justizrat Nürnberger in Blumhardts Geldschrank, ließ sich von Hunger sagen, welche der darin aufgestapelten Manuskripte bereits honoriert seien, und gab dem alten Gehilfen die Weisung, alles noch Unbezahlte kurzerhand an die Verfasser zurückzusenden. Daß sich Beiträge darunter befanden, die schon zwei oder drei Jahre lagerten und als angenommen zu betrachten waren, kümmerte den energischen Herrn nicht im geringsten. Er hatte zu dieser durchgreifenden Maßnahme wohl gerade heute seine Zuflucht genommen, weil der Gemeinschuldner, der sich gegen einen solchen Eingriff in die Redaktionsangelegenheiten voraussichtlich mit Händen und Füßen gesträubt hätte, an diesem Tage wegen des Wernickeschen Jubiläums zu Hause geblieben war.

Hunger kam der Anordnung des Konkursverwalters mit gemischten Gefühlen nach. Daß das ersparte Honorar für mehr als zwanzig, zum Teil recht umfangreiche Manuskripte der Teilungsmasse zugute kommen sollte, war ja an sich ganz erfreulich, aber was mochten die Autoren dazu sagen, wenn sie morgen oder übermorgen die Arbeiten zurückerhielten, von denen ihnen auf ihre Mahnbriefe hin schon so oft versichert worden war, daß sie, sobald es der verfügbare Raum erlaube, zum Abdruck gelangen würden? Und was für ein Gesicht würde Herr Blumhardt machen, wenn er andern Tags wiederkam und seinen so liebevoll gehüteten eisernen Bestand an, Stoff für die »Aurora« um mehr als ein Drittel zusammengeschmolzen fand?

Nürnberger zündete sich an dem zerkauten Stummel der ausgerauchten Zigarre eine neue an und wanderte, während er dem dicken Herrn das Schema eines merkwürdig kurzen, geschäftlich-trockenen und lieblosen Ablehnungsbriefes in die Feder diktierte, wie ein Löwe im Zwinger auf und nieder. Zuweilen blieb er stehen und lauschte mit sarkastischem Lächeln auf den festlichen Lärm, der aus nicht allzu weiter Ferne an sein Ohr schlug. Einmal, gerade als Herr Schlick seine Rede hielt, öffnete der Justizrat ein klein wenig die Tür und hörte, während er den scharfen Duft des Lorbeers einschnupperte, ein Weilchen zu. Dann schloß er sie behutsam wieder und bemerkte zu Hunger: »Man führt da drüben fortwährend das Wort ›Idealismus‹ im Munde. Ich kenne den Wernickeschen Verlag ja nur aus seiner ein wenig aufdringlichen Reklame, aber mir scheint« – er wies auf die beiden Stöße der bezahlten und der unbezahlten Manuskripte –, »der wahre Idealismus dürfte doch wohl eher hier bei Ihnen zu Hause gewesen sein.«

Er hatte sich auf Blumhardts Sessel niedergelassen und schaute, mit dem Diktieren fortfahrend, durchs Fenster. Und da wurde er Zeuge, wie der verdorrte Kastanienbaum im Hofe plötzlich seltsam zu zittern begann, sich langsam zur Seite neigte und dann mit gewaltigem Krachen zu Boden stürzte. Daß sich ein blankes Sägeblatt mit leisem Ächzen und Knirschen hart über der Wurzel durch den morschen Stamm gefressen hatte, war dem Konkursverwalter infolge des auf dem Korridor herrschenden lebhaften Getriebes entgangen.


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