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(1802-1806)
Ausgewählte Stellen aus dem von Bettina v. Arnim in dem Buche: ›Die Günderode‹, 1840, veröffentlichten Briefwechsel, die aller Wahrscheinlichkeit nach Karoline v. Günderrode zuzuschreiben sind. (Wo Brieforiginale die Autorschaft Karolinens zur Gewissheit erheben, wurde Schrägdruck angewandt.)
I S. 144. Wir wollen unbedeutend zusammen sein! ... immer neu und lebendig ist die Sehnsucht in mir, mein Leben in einer bleibenden Form auszusprechen, in einer Gestalt, die würdig sei, zu den Vortrefflichsten hinzuzutreten, sie zu grüssen und Gemeinschaft mit ihnen zu haben. Ja nach dieser Gemeinschaft hat mir stets gelüstet, dies ist die Kirche, nach der mein Geist stets wallfahrtet auf Erden. –
S. 175. Halte doch noch eine Weile aus mit Deinem Geschichtslehrer; dass er Dir möglichst kurz die Physiognomien der Völkerschaften umschreibt, ist ganz wesentlich. Du weisst jetzt, daß Ägypten mit Babylonien, Medien und Assyrien im Wechselkrieg war, fortan wird dieses Volk kein stehender Sumpf mehr in Deiner Einbildung sein. Regsam und zu jeder Aufgabe kräftig – waren ihre Unternehmungen für unsre Fassungsgabe beinah zu gewaltig; sie zagten nicht, bei dem Beginn das Ende nicht zu erreichen, ihr Leben verarbeitete sich als Tagwerk in die Bauten ihrer Städte, ihrer Tempel, ihre Herrscher waren sinnvoll und umfassend heroisch in ihren Plänen, das wenige, was wir von ihnen wissen, gibt uns den Vergleich von der Gewalt ihrer Willenskraft, die stärker war, als die jetzige Zeit zugibt, und leitet zu dem Begriff hin, was die menschliche Seele sein könnte, wenn sie fort und fort wüchse, im einfachen Dienst ihrer selbst. Es ist mit der Seelennatur wohl wie mit der irdischen, ein Rebgarten auf einen öden Berg gepflanzt, wird die Kraft des Bodens bald durch den Wein auf Deine Sinne wirken lassen; so auch wird die Seele auf Deine Sinne wirken, die vom Geist durchdrungen, den Wein Dir spendet der Kunst oder der Dichtung oder auch höherer Offenbarung. Die Seele ist gleich einem steinigten Acker, der dem Reben vielleicht grade das eigentümliche Feuer gibt, verborgne Kräfte zu wecken; und zu erreichen, zu was wir vielleicht uns kein Genie zutrauen dürften. Du stehst aber wie ein lässiger Knabe vor seinem Tagwerk, Du entmutigst Dich selbst, indem Du Dir den steinigten Boden, über den Dorn und Distel ihren Flügelsamen hin und her jagen, nicht urbar zu machen getraust. Unterdes hat der Wind manch edlen Keim in diese verwilderte Steppe gebettet, der aufgeht, um tausendfältig zu prangen ...
Darum schien mir die Geschichte wesentlich, um das träge Pflanzenleben Deiner Gedanken aufzufrischen, in ihr liegt die starke Gewalt aller Bildung, – die Vergangenheit treibt vorwärts, alle Keime der Entwicklung in uns sind von ihrer Hand gesäet. Sie ist die eine der beiden Welten der Ewigkeit, die in dem Menschengeist wogt, die andere ist die Zukunft, daher kömmt jede Gedankenwelle, und dorthin eilt sie! War der Gedanke bloss der Moment, in uns geboren? – Dies ist nicht. Dein Genius ist von Ewigkeit zwar, doch schreitet er zu Dir heran durch die Vergangenheit, die eilt in die Zukunft hinüber, sie zu befruchten; das ist Gegenwart, das eigentliche Leben; jeder Moment, der nicht von ihr durchdrungen, in die Zukunft hineinwächst, ist verlorne Zeit, von der wir Rechenschaft zu geben haben. Rechenschaft ist nichts anders als Zurückholen des Vergangenen, ein Mittel das Verlorne wieder einzubringen, denn mit dem Erkennen des Versäumten fällt der Tau auf den vernachlässigten Acker der Vergangenheit, und belebt die Keime noch in die Zukunft zu wachsen ...
S. 180. Sei mir ein bischen standhaft, trau mir, dass der Geschichtsboden für Deine Phantasie, Deine Begriffe ganz geeignet, ja notwendig ist. – Wo willst Du Dich selber fassen, wenn Du keinen Boden unter Dir hast? – Kannst Du Dich nicht sammeln, ihre Einwirkung in Dich aufzunehmen? – Vielleicht weil, was Du zu fassen hast, gewaltig ist wie Du nicht bist. – Vielleicht weil der in den Abgrund springt freudigen Herzens für sein Volk, so sehr hatte ihn Vergangenheit für Zukunft begeistert, während Du keinen Respekt für Vaterlandsliebe hast, – vielleicht weil der die Hand ins Feuer legt für die Wahrheit, während Du Deine phantastischen Abweichungen zu unterstützen, nicht genug Lügen aufbringen kannst, denen Du allein die Ehre gibst, und nicht den vollen süssen Trauben der Offenbarung, die über Deinen Lippen reifen.
S. 195. Dem Clemens will ich gern von Deinen Briefen an mich nichts sagen, weil Du es nicht willst, und ich fühl auch, dass es nicht sein kann, es war Störung ohne Gewinn, er sieht Dich so ganz anders, ohne dass er Dich falsch beurteilt, nur sieht er in jedem Farbenstrahl Deines Wesens wie Diamanten, die er meint fassen zu müssen und doch nicht erfassen kann, weil es eben nur Strahlenbrechen Deiner Phantasie ist, die ihn und jeden verwirrt. Glaubst Du denn, dass ich ruhig bin, wenn Du so mit mir sprichst, von einem zum andern springst, dass ich Dich jeden Augenblick aus dem Auge verliere. Du hebst mich aus den Angeln mit Deinen Wunderlichkeiten! ...
Clemens schreibt, Du müsstest fortwährend dichten und nichts dürfe Dich berühren als nur was Deine Kräfte weckt, es ist mir ordentlich rührend, dass während er selber sorglos leichtsinnig, ja vernichtend über sich und alles hinausgeht, was ihm in den Weg kommt, er mit solcher Andacht vor Dir verweilt, es ist als ob Du die einzige Seele wärst, die ihm unantastbar ist, Du bist ihm ein Heiligtum. Wenn er manchmal von Offenbach herüberkam, da war er ganz still in sich vertieft, wo sonst seine Koketterie fortwährend gespannt war, kleine Kritzeleien von Dir hat er oft sorgfältig aufgehoben, es wäre traurig, wenn Du keinen liebenden Willen zu ihm hättest; schreib doch nicht mehr › passiert‹, das Wort ist nicht deutsch, hat einen gemeinen Charakter und ist ohne Klang, kannst Du nicht lieber in reichen deutschen Ausdrücken wählen, wie es der reine Ausdruck fordert. Vorgehet, ereignet, begibt, geschieht, wird, kömmt; das alles kannst Du anwenden, aber nicht: passiert. Ich muss Dir aber doch antworten, weiter passiert nichts ... Dann auch bitt ich, dass Du nicht mehr fluchst, Deine Briefe sind mir so lieb, und Deine Extravaganzen alle sind mir verständlich und lieb, aber Worte, die Du bloss um zu prahlen hinzufügst, wie Schwerenot, und die keine Bedeutung haben in Deinem Mund, die kannst Du ungesagt lassen, denn sonst glaub ich nicht, dass der Wohllautenheit und des Tanzes Genius Deine innern Erlebnisse begleiten ...
S. 233. Der Naturschmelz, der Deinen Briefen und Wesen eingehaucht ist, der meint Clemens, solle in Gedichten oder Märchen aufgefasst werden können von Dir; – ich glaubs nicht. In Dich hinein bist Du nicht selbstätig, sondern vielmehr ganz hingegeben bewusstlos, aus Dir heraus zerfliesst alle Wirklichkeit wie Nebel, menschlich Tun, menschlich Fühlen, in das bist Du nicht hineingeboren, und doch bist Du immer bereit, unbekümmert alles zu beherrschen, Dich allem anzueignen. Da war der Icarus ein vorsichtiger, überlegter, prüfender Knabe gegen Dich, er versuchte doch das Durchschiffen des Sonnenoceans mit Flügeln, aber Du brauchst nicht Deine Füsse zum Schreiten. Deinen Begriff nicht zum Fassen, Dein Gedächtnis nicht zur Erfahrung, und diese nicht zum Folgern ... Du kannst nicht dichten, weil Du das bist, was die Dichter poetisch nennen, der Stoff bildet sich nicht selber, er wird gebildet, Du deuchst mir der Lehm zu sein, den ein Gott bildend mit Füssen tritt, und was ich in Dir gewahr werde, ist das gärende Feuer, was seine übersinnliche Berührung stark in Dich einknetet. Lassen wir Dich also jenem über, der Dich bereitet, wird Dich auch bilden. – Ich muss mich selber bilden und machen so gut ich's kann.
S. 257. Oder am besten können wir sagen: Denken ist Beten, damit ist gleich was gutes ausgerichtet, wir gewinnen Zeit, das Denken mit dem Beten, und das Beten mit dem Denken. Du willst ungereimtes Zeug vorbringen, Du bist ungeheuer listig, und meinst, ich soll es reimen. Deine Projekte sind immer ungemein waghalsig, wie eines Seiltänzers, der sich darauf verlässt, dass er balancieren kann, oder einer der Flügel hat, und weiss, er kann sie ausbreiten, wenn der Windsturm ihn von der Höhe mit fortnimmt. Übrigens hab ich Dich wohl verstanden, trotz der vielen süssen Lobe, die Du einstreust wie Opfergras, dass ich das Opfer bin, was Du geschächtet hast, um mit dem Jud zu reden. Ich fühls, dass Du recht hast, und weiss, dass ich zu furchtsam bin, und kann nicht, was ich innerlich für recht halte, äusserlich gegen die aus der Lüge hergeholten Gründe verteidigen, ich verstumme und bin beschämt, grade wo andere sich schämen müssten, und das geht so weit in mir, dass ich die Leute um Verzeihung bitte, die mir Unrecht getan haben, aus Furcht sie möchtens merken. So kann ich durchaus nicht ertragen, dass einer glaube, ich könne Zweifel in ihn setzen, ich lache lieber kindisch zu allem, was man mir entgegnet, ich mag nicht dulden, dass die, welche ich doch nicht eines bessern überzeugen kann, noch den Wahn von mir hegen, ich sei gescheuter als sie. Wenn sich zwei verstehen sollen, dazu gehört lebenvolles Wirken von einem dritten Göttlichen. So nehm ich auch unser Sein an; als ein Geschenk von den Göttern, in dem sie selber die vergnüglichste Rolle spielen; aber meine inneren Fühlungen folgelosen Behauptungen ausstellen, dazu leiht mir weder die blauäugige Minerva noch Areus der Streitbare (dem die Jungfrauen einen Widder opferten, wenn sie öffentlich einen Wettlauf hielten) Beistand. Ich gebe Dir aber recht, es wäre besser, ich könnte mich mannhafter betragen, und dürfte diesen grossmächtigen Weltsinn in dem Sittenleben mit andern nicht mir untergehen lassen. Aber was willst Du mit einer so Zaghaften aufstellen, die sich immer noch fürchtet, im Stift das Tischgebet laut genug herzusagen ...
S. 403. Die Zukunft leuchtet mir nicht helle, und ich hab so grosse Lust nicht mehr am Lebendigen, an der Märchenwelt, die unsre Einbildung uns damals so üppig aufgehen liess, dass sie die Wirklichkeit verschlang, doch wird sichs ändern, gewiss, wenn wir wieder zusammen sind, diesen Winter denk ich ernstlich mich zu überwinden, ich hab mir einen Plan gemacht zu einer Tragödie, die hohen spartanischen Frauen studiere ich jetzt. Wenn ich nicht heldenmütig sein kann, und immer krank bin an Zagen und Zaudern, so will ich zum wenigsten meine Seele ganz mit jenem Heroismus erfüllen, und meinen Geist mit jener Lebenskraft nähren, die jetzt mir so schmerzhaft oft mangelt, und woher sich alles Melancholische doch wohl in mir erzeugt ... Gedichte sind Balsam auf Unerfüllbares im Leben; nach und nach verharrscht es, und aus der Wunde, deren Blut den Seelenboden tränkte, hat der Geist schöne rote Blumen gezogen, die wieder einen Tag blühen, an dem es süss ist, der Erinnerung Duft aus ihnen zu saugen.
II. S. 11. Gewiss jedes Gefühl, so einfach oder auch einfältig es geachtet werden könnte, so ist der Trieb, es sittlich zu verklären nicht zu verwerfen, und manchen Gedichten, die keinen Ruf haben, habe ich doch zuweilen die Empfindung einer unzweifelhaften höheren Wahrheit oder Streben dahin angemerkt – und es ist auch gewiss so. Die Künstler oder Dichter lernen und suchen wohl mühsam ihren Weg, aber wie man sie begreifen und nachempfinden soll, das lernt keiner, – nehme es doch nur so, dass alles Streben ob es stocke ob es fliesse, den Vorrang habe vor dem Nichtstreben ...
S. 15. Denn: wie auch das Allebendige sich berühre, es entsteigt Wahrheit aus ihm, aus dem chaotischen Wogen und Schwanken entstieg die Welt als Melodie.
S. 16. So wär der Menschengeist durch sein Fassen, Begreifen befähigt Geistesallheit, Philosophie zu werden; also die Gottheit selbst? – denn, wär Gott unendlich, wenn er nicht in jeder Lebensknospe ganz und die Allheit wär? – so wär jeder Geistesmoment die Allheit Gottes in sich tragend, aussprechend?
S. 19. Du meinst, wenn Du taumelst und ein bischen trunken bist, das wär unaussprechlicher Geist? – und Du besäufst Dich aber auch gar zu leicht – weil Du den Wein nicht verträgst, Du meinst, es müssten neue Sprachquellen sich öffnen, um Deine Begriffe zu erhellen. Werd ein bischen stärker, oder trinke nicht so viel auf einmal, wolltest Du Dich fester ins Auge fassen, die Sprache würde Dich nicht stecken lassen.
Von der Sprache glaub ich, dass wohl ein Menschenleben dazu gehört, um sie ganz fassen zu lernen und dass ihre noch unentdeckten Quellen, nach denen Du forschest, wohl nur aus ihrer Vereinfachung entspringen. Den Rat möchte ich Dir geben, dass Du bei Deinem Aussprechen von Gedanken das Beweisen aufgibst, dies wird Dir's sehr erleichtern. Der einfache Gedankengang ergiesst sich wohl von selbst in den Beweis, oder was das Nämliche ist: die Wahrheit selbst ist Beweis. Beweislos denken ist Freidenken. Du führst die Beweise zu Deiner eignen Aushilfe. Ein solcher freies Denken vereinfacht die Sprache, wodurch ihr Geist mächtiger wird. Man muss sich nicht scheuen, das, was sich aussprechen will, auch in der unscheinbarsten Form zu geben, umso tiefer und unwidersprechlicher ist's. Man muss nicht beteuern, weil das Misstrauen gegen die eigene Eingebung war. – Nicht Begründen: weil es eingreift in die freie Geisteswendung, die nach Sokrates, vielleicht Gegenwendung wird, und nicht bezeugen oder beweisen wollen in der Sprache, weil der Beweis so lang hinderlich ist, dem Geist im Wege ist, bis wir über ihn hinaus sind; und weil diese drei Dinge unedel sind, sowohl im Leben wie im Handeln, wie im Geist. Es sind die Spuren des Philistertums im Geist.
Freier Geist verhält sich leidend zur Sprache und so verhält sich auch die Sprache leidend zu dem Geist, beide sind einander hingegeben ohne Rückhalt, so wird auch keins das andre aufheben, sondern sie werden sich einander aussprechen ganz und tief. – Je vertrauungsvoller, umso inniger. – Wie es in der Liebe auch ist. – Was sollte also die Sprache am Geist zu kurz kommen? – Liebe gleicht alles aus. Trete nicht zwischen ihre Liebkosungen, sie werden einander so beseligen, dass nur ewige Begeisterung aus beiden strömt. – Und hiermit war Deine Ahnung von der Gewalt des Rhythmus wohl auch berührt, beweisen wollen wir ja nicht ... Haben nicht die geistschmiedenden Cyklopen mit dem einen erhabenen Aug auf der Stirne die Welt angeschielt, statt dass sie mit beiden Augen sie gesund würden angeschaut haben? – das frag ich in Deinem Sinne die Philosophen, um somit hier alle weitere Untersuchung aufzuheben, und erinnere mich zu rechter Zeit an Deine leichte Reizbarkeit.
S. 59. Alles was das Gemüt anregt, erfrischt und erfällt, ist mir heilig, sollte auch im Gedächtnis kein Monument davon zurückbleiben ... Ich hab immer Biographien mit eigner Freude gelesen, es ist mir dabei stets vorgekommen, als könne man keinen vollständigen Menschen erdichten, man erfindet immer nur eine Seite, die Kompliziertheit des menschlichen Daseins bleibt unerreicht und also unwahr, denn alle Momente müssen immer den einen bestimmen oder begreiflich machen.
S. 95. Du hast bei Deiner Abreise Ostertags schlechte Übersetzung des Suetonius in meine Behausung geschickt, vermutlich soll sie auf die Bibliothek zurück, noch in keinem Buch fand ich so viel Spuren Deines fleissigen Studiums als in diesem; vier bis fünf Blätter mit Auszügen, wo Du alle Missetaten der zwölf Kaiser auf eine Rechnung gebracht hast. Was bewegt Dich so solchen Dir sonst ganz fremden Forschungen? Ich such mirs zu erläutern, denkst Du(,) in Ansehung jener, die als grosse Männer nicht frei ausgingen von der Tyrannei Sünde, Deinen grossen Mann zu absolvieren? – Ich scherze, aber ich möchte doch dabei in Dein Gesicht sehen, ob Du ganz frei von jener Begeistrung bist, die aus aufgeregtem Gefühl entsteht bei dem ewigen Gelingen aller Schicksalslösungen, und die ich lieber Schwindel nennen möchte, und den andre Weltpatriotismus nennen und sich leicht verführen lassen, eine Rolle zu spielen, wenn sie ihnen geboten würde, weil es heisst Er hat einen Glücksstern, und da fühlt man sich gedrungen, dem zu fröhnen, aus astralischem Emanationsgefühl, und da tritt man bald von der reinen Einfalt zum Götzendienst über ... Von Clemens hab ich Dir auch noch viel zu sagen, Gutes und Vergnügliches, heisse Anhänglichkeit an Dein Wohl; – es ist sein tiefer Ernst, wenn er sagt, Du gehest durch Deinen Leichtsinn der Zukunft verloren, und dieser Ernst gehet so weit, dass er im Eifer meint, ich sei mit dran schuld. Einen Brief hast Du ihm geschrieben, wo Du meine Ansicht über Dich als Zeugnis zitierst, dass es nicht in Deinem Charakter liege, zu dichten oder vielmehr etwas hervorzubringen. Dies hab ich büssen müssen, denn er zeigte mir Deinen Brief und meinte, wer so schreibe, der dichte auch, ich hab schweigsam und bejahend alles über mich ergehn lassen; tue wie Du kannst. Dort in Marburg hast Du wahrscheinlich wenig Zerstreuung, wer weiss was Dir gelingt oder vielmehr einfällt, denn fiel es Dir ein, so fiel es Dir auch vom Himmel, aber dies schon so lang erharrte Phänomen will immer nicht sich ereignen ...
S. 131. Mir scheinen die grossen Erscheinungen der Menschheit alle denselben Zweck zu haben, mit diesen möcht ich mich berühren, in Gemeinschaft mit ihnen treten und in ihrer Mitte unter ihrem Einfluss dieselbe Bahn wandeln, stets vorwärts schreiten mit dem Gefühl der Selbsterhebung, mit dem Zweck der Vereinfachung und des tieferen Erkennens und Eingehens auf die Übung dieser Kunst, sodass wie äusserlich vielleicht die hohen Kunstwerke der Griechen, als vollkommne göttliche Eingebung galten und auf die Menge als solche zurückstrahlten, und von den Meistern auch in diesem Sinn mit dieser Konzentration aller geistigen Kräfte gebildet wurden, so sammelt sich meine Tätigkeit in meiner Seele; sie fühlt ihren Ursprung, ihr Ideal, sie will sich selbst nicht verlassen, die will sich da hinüber bilden ...
Der grösste Meister in der Poesie ist gewiss der, der die einfachsten äusseren Formen bedarf, um das innerlich Empfangne zu gebären, ja dem die Formen sich zugleich miterzeugen im Gefühl innerer Übereinstimmung.
Wie gesagt, wende nichts auf mich an von dem, was ich hier sage, Du könntest sonst in einen Irrtum verfallen. Ob zwar ich grad durch mein Inneres dies so habe verstehen lernen. Ich musste selbst oft die Kargheit der Bilder, in die ich meine poetischen Stimmungen auffasste, anerkennen, ich dachte mir manchmal, dass ja dicht nebenan üppigere Formen, schönere Gewände bereit liegen, auch dass ich leicht einen bedeutenderen Stoff zur Hand habe, nur war er nicht als erste Stimmung in der Seele entstanden, und so habe ich es immer zurückgewiesen, und hab mich an das gehalten, was am wenigsten abschweift von dem, was in mir wirklich Regung war; daher kam es auch, dass ich wagte, sie drucken zu lassen, sie hatten jenen Wert für mich, jenen heiligen der geprägten Wahrheit, alle kleinen Fragmente sind mir in diesem Sinn Gedicht. Du wirst wohl auch dies einfache Phänomen in Dir erfahren haben, dass tragische Momente Dir durch die Seele gehen, die sich ein Bild in der Geschichte auffangen, und dass sich in diesem Bild die Umstände so ketten, dass Du ein tief Schmerzendes oder hoch Erhebendes miterlebst; Du kämpfst gegen das Unrecht an, Du siegst, Du wirst glücklich, es neigt sich Dir alles, Du wirst mächtig, grosse Kräfte zu entwickeln, es gelingt Dir, Deinen Geist über alles auszudehnen; oder auch: ein hartes Geschick steht Dir gegenüber, Du duldest, es wird bitterer, es greift in die geweihte Stätte Deines Busens ein, in die Treue, in die Liebe; da führt Dich der Genius bei der Hand hinaus aus dem Land, wo Deine höhere sittliche Würde gefährdet war, und Du schwingst Dich auf, seinen Ruf, unter seinem Schutz, wohin Du dem Leid zu entrinnen hoffst, wohin ein innerer Geist des Opfers dich fordert. – Solche Erscheinung erlebt der Geist durch die Phantasie als Schicksal, er erprobt sich in ihnen und gewiss ist es, dass er dadurch oft Erfahrungen eines Helden innerlich macht, er fühlt sich von dem Erhabenen durchdrungen, dass er sinnlich vielleicht zu schwach sein würde zu bestehen, aber die Phantasie ist doch die Stätte, in der der Keim dazu gelegt und Wurzel fasst, und wer weiss wie oder wann als mächtige und reine Kraft in ihm aufblüht. – Wie sollte sonst der Held in uns zustande kommen? – Umsonst ist keine solche Werkstätte im Geist und wie auch eine Kraft sich nach aussen betätigt, gewiss nach innen ist ihr Beruf der wesentlichste. – So fühl ich denn eine Art Beruhigung bei dem Unscheinbaren und Geringfügigen meiner Gedichte, weil es die Fusstapfen sind meines Geistes, die ich nicht verleugne, und wenn man mir auch einwerfen könnte, ich hätte warten dürfen bis reifere und schmackhaftere Früchte gesammelt waren, so ist es doch mein Gewissen, was mich hierzu bewog, nämlich nichts zu leugnen, denn wenn je eine reine selbstgefühlige Gestalt hieraus sich entwickelt, so gehört auch dies hinzu und was ich bis jetzt auf diese Weise an mir erlebte, ist ja, was mich bis hierher führte, zu diesem Standpunkt meines festen Willens.
S. 169. Warum ich Dich mahnte an den Clemens zu schreiben, das will ich Dir hier offenbaren. Du sagst Du liebst den Clemens, der Idee nach kann ich ihm auch herzlich gut sein, allein sein wirkliches Leben scheint mir so entfernt von demjenigen, das ich ihm dieser Idee nach zumute, dass es mir immer ein wahres Ärgernis ist, deswegen kann ich auch nie eine feste Ansicht über ihn haben, – aber in Deiner Liebe zu ihm, fasse ich auch wieder Glauben zu ihm und habe eine Art Zutrauen zu einem inneren Kern in ihm, der nur durch allerlei Unarten verborgen und zurückgehalten ist, wie wenn ein gesunder und reiner Born sich teilweise in Schlamm und Sand versickert; nun mein ich, Dein Schreiben an ihn räumt diese trübenden, und schmälernden Hindernisse wohl hinweg, da Du grade an sein Herz gehest, wo ich vielleicht zu ungeschickt bin durchzufinden. Es ist nur der Wille, mich selbst besser zu ihm zu stellen, und alles was sich immer durch seine Briefe aufs neue zwischen uns drängte, zu überwinden, warum ich wünsche, dass Du ihn nicht versäumst; dann ist es auch mein Gewissen, was mich auffordert, dass Dich ihm nichts entfremde, denn wenn ich ihn je als treu und aufrichtig fassen kann, so ist's Dir gegenüber; umsomehr muss ihm dies erhalten bleiben, es ist die Quelle, aus der er verklärt aus dem Bad steigt. Hier hast du seinen Brief an mich; was er von Dir sagt, ist so aufrichtig natürlich innig; aber das andre ist umso wunderlicher, dass es mir ganz seltsam vorkam. Ich bestrebe mich immer, wenn ich an ihn schreibe, sehr fasslich zu sein, und ganz wahr, allein es ist als müsse grade dies dazu dienen, die verkehrtesten Ansichten bei ihm über mich hervorzubringen, es war mir, als ich den Brief gelesen hatte, und ist mir noch so, als ob er gar nicht für mich geschrieben sei. – Aber wenn ich ihm das schreibe, so muss ich schon gewärtigen, dass er es für eine künstliche Anstalt halte, obschon ich ihm versichere, dass es ganz von selbst so gekommen, denn er kann sich wohl unmöglich denken, dass sein tieferes Eingehen auf meine Natur, wo er mich lobt und wo er mich tadelt, mir ganz fremd erscheine. – Ich verstehe nur den Augenblick, in dem er mir geschrieben hat; – ich bin überhaupt nie weiter gekommen, als seine Augenblicke ein wenig zu verstehen, von dieser Augenblicke Zusammenhang und Grundton weiss ich gar nichts. Es kömmt mir oft vor als hätte er viele Seelen; wenn ich nun anfange einer dieser Seelen gut zu sein, so geht sie fort, und eine andre tritt an ihre Stelle, die ich nicht kenne und die ich überrascht anstarre, und die statt jener befreundeten mich nicht zum besten behandelt; ich möchte wohl diese Seelen zu zergliedern und zu ordnen suchen. Aber ich mag nicht einmal an alle seine Seelen denken, denn eine davon hat mein Zutrauen, das nur ein furchtsames Kind ist, auf die Strasse gestossen; das Kind ist nun noch viel blöder geworden, und wird nicht wieder umkehren, darum kann ich ihm auch nicht eigentlich von mir schreiben; sein Brief an Dich, über Wahrheit, hat mir viel Freude gemacht, und zugleich seh ich hell, was mir vorher nur dunkel und schwankend war.
S. 196. Deine Briefe haben mir viel Freude gemacht, zweifle nicht daran, liebe Bettine, weil ich Dir selbst so sparsam geschrieben habe, aber Du weisst, viel Denken und oft Schreiben ist bei mir gar sehr zweierlei; auch hab ich die Zeit schrecklich viel Kopfweh gehabt.
Du schreibst mir gar nichts von Gundel und Savigny, tue es doch.
Ich stelle mir Eure Lebensart recht still, vertraulich und heimlich vor. – Aber ich fürchte nur Du kommst wieder zu gar nichts ...
Du hast Wissenstrieb ohne Beständigkeit, Du willst aber alles zu gleicher Zeit wissen und so weisst Du keinem Dich ganz hinzugeben und setzest nichts recht durch, das hat mir immer leid an Dir getan. Dein Eifer und Deine Lust sind keine perenierenden Pflanzen, sondern leicht verwelkliche Blüten. Ist es nicht so? – Sieh, darum ist es mir gleich fatal gewesen, dass Dein Lehrmeister in der Geschichte Dich verlassen hat, die Begebenheiten unterstützen ordentlich Deinen natürlichen Hang ...
(Über Clemens Brentano.) Ich weiss nicht, ob ich so reden würde, wie er meinen Brief von dem seinigen reden lässt; aber es kommt mir sonderbar vor, dass ich zuhöre, wie ich spreche, und meine eigenen Worte kommen mir fast fremder vor als fremde. – Auch die wahrsten Briefe sind meiner Ansicht nach nur Leichen, sie bezeichnen ein ihnen einwohnend gewesenes Leben, und ob sie gleich dem Lebendigen ähnlich sehen, so ist doch der Moment ihres Lebens schon dahin. Deswegen kommt es mir vor, wenn ich lese, was ich vor einiger Zeit geschrieben habe, als sähe ich mich im Sarg liegen, und meine beiden Ichs starren sich ganz verwundert an.
Mein Zutrauen war freilich kein liebenswürdiges Kind, es wusste sich nicht beliebt zu machen, nichts Schönes zu erzählen, dabei flüsterten ihm die Umstehenden immer zu: Kind, sei klug! gehe nicht weiter vorwärts, der Clemens wird Dir plötzlich einen Streich spielen und Dir die Schuld geben, dass er Dich nicht mehr ausstehen könne. Da wurde das Kind verwirrt und ungeschickt, es wusste nicht recht, wie man klug sei und schwankte hin und her, darf man ihm das so übel nehmen? – Aber eigensinnig ist das Kind nicht. Wenn es im Hause freundlich und gut aufgenommen wird, kehrt es sicher lieber um, als dass es länger auf der Strasse verweile ...
So kannst Du dem Clemens über mich berichten, auch dass seine Scherze über meine Art zu schreiben und die ungefügen Worte, die ich gebrauche, mich nicht verdriessen, ich muss mich bei dieser Stelle seines Briefes immer auslachen und werde das Wort Ratschläge gar nicht mehr gebrauchen können, überdem erinnert es mich auch noch an Purzelbäume.
Ich kenne wenig Menschen und vielleicht niemand ganz genau, denn ich bin sehr ungeschickt andre zu beobachten. – Wenn ich daher einen Moment verstehe in ihm, so kann ich von diesem nicht auf alle übrigen schliessen. Es mag wohl sehr wenige Menschen geben, die dies können, und ich wohl mit am wenigsten. Jetzt denke ich es sei gut den Clemens zu betrachten und erfreulich; und wenn er will man solle ihn nur betrachten wollen. Ist diese Ansicht wahr oder falsch?
S. 271. Denke nicht, ich vernachlässige Dich, liebe Bettine, aber die Unmöglichkeiten, dem nachzukommen, was ich in Gedanken möchte, häufen sich, ich weiss sie nicht zu überwinden und muss mich dahin treiben lassen, wie der Zufall es will, Widerstand war nur Zeitaufwand und kein Resultat; Du hast eine viel energischere Natur wie ich, ja wie fast alle Menschen, die ich zu beurteilen fähig bin, mir sind nicht allein durch meine Verhältnisse, sondern auch durch meine Natur engere Grenzen in meiner Handlungsweise gezogen, es könnte also leicht kommen, dass Dir etwas möglich wäre, was es darum mir noch nicht sein könnte. Du musst dies bei Deinem Blicken in die Zukunft auch bedenken. Willst Du eine Lebensbahn mit mir wandeln, so wärst Du vielleicht veranlasst, alles Bedürfnis Deiner Seele und Deines Geistes, meiner Zaghaftigkeit oder vielmehr meinem Unvermögen aufzuopfern, denn ich wüsste nicht, wie ichs anstellen sollte, Dir nachzukommen, die Flügel sind mir nicht dazu gewachsen. Ich bitte Dich, fasse es bei Zeiten ins Aug, und denke meiner als eines Wesens, was manches unversucht muss lassen, zu was Du Dich getrieben fühlst. Wenn Du auch wolltest manches Recht, was Du ans Leben hast, aufgeben, um mit mir zusammenzuhalten, oder besser gesagt, Du wolltest von dem Element, das in Dir sich regt, nicht Dich durchgären lassen, bloss um Dich meiner nicht zu entwöhnen, das war ja doch vergeblich. Es gibt Gesetze in der Seele, sie machen sich geltend oder der ganze Mensch verdirbt, das kann in Dir nicht so kommen, es wird immer wieder in Dir aufsteigen, denn in Dir wohnt das Recht der Eroberung, und Dich weckt zum raschen selbstwilligen Leben, was mich vielleicht in den Schlaf singen würde, denn wenn Du mit des Himmels Sternen Dich beredest und sie kühn zur Antwort zwingest, so würde ich eher ihrem leisen Schein nachgeben müssen, wie das Kind der schlummerbewegenden Wiege nachgeben muss ...
Ich wollte Dir wünschen Bettine (unter uns gesagt, denn dies darf niemand hören), dass jede tiefe Anlage in Dir vom Schicksal aufgerufen würde, und keine Prüfung Dir erlassen, dass nicht im Traum aber in der Wirklichkeit Dir das Rätsel auf eine glorreiche Art sich löse, warum es der Mühe lohnt gelebt zu haben. Pläne werden leicht vereitelt, drum muss man keine machen. Das Beste ist, sich zu allem bereit finden, was sich einem als das würdigste zu tun darbietet, und das Einzige, was uns zu tun obliegt, ist, die heiligen Grundsätze, die ganz von selbst im Boden unserer Überzeugung emporkeimen, nie zu verletzen, sie immer durch unsre Handlungen und den Glauben an sie mehr zu entwicklen, so dass wir am End gar nicht mehr anders können, als das ursprünglich Göttliche in uns bekennen. Es gibt gar viele Menschen, die grosse Weihgeschenke der Götter mitbekommen haben, und keines derselben anzuwenden vermögen, denen es genügt, über dem Boden der Gemeinheit sich erhaben zu glauben, bloss weil der Buchstabe eines höheren Gesetzes in sie geprägt ist, aber der Geist ist nicht in ihnen aufgegangen und sie wissen nicht, wie weit sie entfernt sind, jenen Seelenadel in sich verwirklicht zu haben, auf den sie sich so mächtig zu gut tun. – Dieses scheint mir also die vornehmste Schule des Lebens, darauf zu achten, dass nichts in uns jene Grundsätze, durch die unser Inneres geweiht ist, verleugne; weder im Geist, noch im Wesen. Jene Schule entlässt den edlen Menschen nicht bis zum letzten Hauch seines Lebens ... Auch wie das Meer Ebbe und Flut hat, so scheinen mir die Zeiten zu haben. Wir sind in der Zeit der Ebbe jetzt, wo es gleichgültig ist, wer sich geltend mache, weil es ja doch nicht an der Zeit ist, dass das Meer des Geistes aufwalle, das Menschengeschlecht senkt den Atem und was auch Bedeutendes in der Geschichte vorfalle, es ist nur Vorbereiten, Gefühl wecken, Kräfte üben und sammeln, eine höhere Potenz des Geistes zu erfassen. Geist steigert die Welt, durch ihn allein lebt das wirkliche Leben, und durch ihn allein reiht sich Moment an Moment, alles andre ist verflüchtigender Schatten, jeder Mensch, der einen Moment in der Zeit wahr macht, ist ein grosser Mensch, und so gewaltig auch manche Erscheinungen in der Zeit sind, so kann ich sie nicht zu den Wirklichkeiten rechnen, weil keine tiefere Erkenntnis, kein reiner Wille den eignen Geist zu steigern sie treibt, sondern die Leidenschaft, ganz gemeine Motive. Napoleon zum Beispiel. – Doch sind solche nicht ohne Nutzen fürs menschliche Vermögen des Geistes. Vorurteile müssen ganz gesättigt, ja gleichsam übersättigt werden, eh sie vom Geist der Zeit ablassen. Nun! welche Vorurteile mag wohl dieser Aller Held schon erschüttert haben? – und welche wird er nicht noch bis zum Ekel sättigen? wie manches werden die zukünftigen Zeiten nicht mit Abscheu ausreuten, dem sie jetzt mit leidenschaftlicher Blindheit anhängen. Oder sollte es möglich sein, dass nach so schauderhaften Gespensterschicksalen der Zeit nicht gegönnt sei, sich zu besinnen? – Ich zweifle nicht dran, alles nimmt ein End und nur was lebenweckend ist, das lebt. – Ich habe Dir genug gesagt hierüber, Du wirst mich verstehen. Und warum sollte nicht ein jeder seine eigne Laufbahn feierlich mit Heiligung beginnen, sich selbst als Entwicklung betrachtend, da unser aller Ziel das Göttliche ist, wie und wodurch es auch gefördert werde? – Ja ich habe Dir genug gesagt, um Dir nah zu legen, dass jene Anlagen des höheren Menschengeistes das einzige wirkliche Ziel Deiner inneren Anschauung sein müsse, dass es Dir ganz einerlei sein müsse, ob und wiefern Dein Vermögen zur Tätigkeit komme. Innerlich bleibt nichts ungeprüft im Menschen, was seine höhere ideale Natur hervorbringen soll. – Denn unser Schicksal ist die Mutter, die diese Frucht des Ideals unterm Herzen trägt. – Nehme Dir aus diesen Zeilen alles, was Deine angehäuften Blätter berührt, beschwichtige Deine Ängstlichkeit und mich damit. Lebe wohl und habe Dank für alle Liebe und auch den guten Ephraim grüsse in meinem Namen und schreib mir von ihm und sprich auch mit ihm von mir.