Anastasius Grün
Volkslieder aus Krain
Anastasius Grün

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Roschlin und Verjanko.

          »Was ist zu tun? Wie soll es sein?
Du bist zu jung, ein Weib zu frein,
Zu alt ich, daß ein Bräut'gam mein!«

»Heiratet, Mutter, immerhin,
Und wählt nur frei nach Eurem Sinn;
Doch nehmt Roschlin den Bösewicht,
Der stets mein Todfeind war, nur nicht!
Er schlug mir Bruder, Vater tot,
Ich selbst entkam ihm nur mit Not.«

Die Mutter hielt sich wenig dran
Und nahm Roschlin den bösen dann,
Verjankos Erzfeind sich zum Mann.

Als nachts die beiden schlafen gehn,
Vorm Fenster bleibt Verjanko stehn.
Die Mutter spricht im Kämmerchen:
»Wie ist's um Hab' und Gut doch schad',
Daß jetzo seiner Teilung naht!
Was sag' ich dir, o mein Gemahl,
Am Buchbaum springt ein Quellenstrahl,
Verborgen durch die Buche dort,
Vollbringe du Verjankos Mord!
Ich stell' am Morgen krank mich an,
Dem Sohne will ich sagen dann,
Daß ich nur erst genesen kann,
Sobald ich trank vom Wasser kalt,
Das aus dem schwarzen Berge wallt;
Mein Sohn gehorchte stets mir schnell,
So send' ich dir ihn leicht zum Quell.«

Verjanko schleicht gar still sich fort
Und wahrt im Herzen gut ihr Wort.
Doch als der weiße Tag anbrach,
Trat er zur Mutter ins Gemach
Und zu ihr diese Worte sprach:
»Lieb Mütterchen, was sag' ich doch,
Die Sonne steht am Himmel hoch,
Sonst war's doch Eure Sitte kaum,
So lang zu ruhn in Bettes Flaum!«
»Lieb Söhnlein, krank bin ich gar schwer,
Genesen werd' ich nimmermehr,
Bis daß ich trank vom Wasser kalt,
Das aus dem schwarzen Berge wallt!«
Ein Krüglein nimmt der Sohn zur Hand,
Den Säbel um den Leib sich spannt,
Wirft sein Gewehr zur Schulter schnell,
Zu gehn am Buchenbaum zum Quell.
»Was nimmst du deine Waffen, Sohn,
Da wilde Tier' am Berg nicht drohn,
Längst aus dem Land der Türk' entflohn?«
»Das Vöglein hat die Schwingen sein,
Floßfedern hat das Fischelein,
Den Burschen seine Waffen freun!«
Verjanko fort zur Buche rennt,
Los auf Roschlin die Flinte brennt,
Sein Säbel dem die Adern trennt;
Drauf aber in sein Krüglein weiß
Fängt er das Blut auf, das noch heiß.
Zur Mutter eilt er dann nach Haus,
Und diese Worte spricht er aus:
»Hier, Mutter, trinkt vom Wasser kalt,
Das aus dem schwarzen Berge wallt.
Das Blut des Sohnes dünkt Euch gut,
Hier kostet von Roschlin das Blut!«


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