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Die neue Auflage vorliegenden Werkes hat manche durchgreifende Veränderungen und – wie ich hoffe und wünsche – Verbesserungen erfahren. Indem ich auf den Titel »für die reifere Jugend« setzte, zog ich den Leserkreis zwar enger, konnte und mußte ihn aber auch schärfer begrenzen. So fühlte ich mich denn veranlaßt, die Biographieen von Boerhave, Talleyrand, Wilh. v. Humboldt, Frau v. Staël, Paganini, Angel. Kaufmann und Mengs zu streichen, weil sie dem Interesse der Jugend ferner lagen; dagegen fügte ich die neugeschriebenen Arago, Stephenson und Uhland hinzu. Auch Newton und Kant wollte ich anfangs, dem Winke eines freundlichen Rezensenten folgend, streichen, auf den Rath und Wunsch zweier erfahrener Pädagogen, deren Söhne diese Miniaturbilder lesen und studiren, habe ich es jedoch unterlassen. Sollte unter den Geistesheroen der deutschen Nation – so sagte ich mir selber – kein Denker aufgeführt werden? und bietet nicht Kant sowohl als Mensch wie als Philosoph Charakterzüge genug, die schon dem angehenden Jüngling eindringlich werden? Für zehnjährige Knaben habe ich diese Biographieen nicht geschrieben. Wollte man streng den Satz befolgen, daß die Leser den ganzen Mann, der ihnen biographisch geschildert wird, verstehen und übersehen müssen, dann würden auch Herder, Fichte etc. etc., die ja auch für die Jugend bearbeitet sind, nicht zur biographischen Lektüre kommen dürfen. Und warum sollte der Gymnasiast oder Realschüler, der im physikalischen Unterricht so oft auf Newton hingeführt wird, nicht auch Näheres über dessen Lebensumstände erfahren und den großen Forscher persönlich näher kennen lernen, trotzdem, daß er von der geistigen Größe desselben noch keine volle Anschauung empfangen, sie vielmehr nur ahnen kann! Uebrigens habe ich in der biographischen Skizze Newtons Manches gekürzt und hinzugesetzt, wie es dem Zwecke der Miniaturbilder entsprach.
Daß ich ferner Charaktere wie Paskal und Fenelon, die mit ihrer sittlichen Würde, mit der Lauterkeit und Schönheit des inneren Menschen auch auf den empfänglichen Sinn des jugendlichen Lesers wirken und das französische Wesen von seiner edelsten achtbarsten Seite zeigen, unangetastet ließ, verstand sich bei mir von selbst, da ich nicht bloß das glänzende Genie und glückliche Talent oder die gewaltige erfolgreiche That verherrlichen, sondern auch Momente des inneren Lebens hervorheben, das Gemüth und die Gesinnung feiern wollte. Es scheint mir fast, als sei man in den neuerdings für die Jugend verfaßten Biographieen zu sehr auf das Spannende, Pikante, Glänzende, Handgreifliche und Materielle verfallen.
Ich habe es schon im Vorwort zur ersten Auflage ausgesprochen, daß ich bei Ausarbeitung dieser biographischen Bilder mich ebenso fern zu halten suchte von trockener Kürze wie von buntem Notizenkram. Die »Miniaturbilder« sollen, wenn auch im kleinsten Rahmen, dem Blicke ein lebendiges Ganzes darstellen mit dem Ausdruck und der Frische des individuellen Lebens. Dieses Ziel im Auge behaltend habe ich den durch kompresseren Druck gewonnenen Raum benutzt, manche Biographie noch mehr zu vervollständigen und abzurunden. Da der Herr Verleger überdieß noch werthvolle Illustrationen hinzugefügt hat, ohne den Preis des Werkes zu erhöhen: so durfte ich diese neue Auflage wohl eine »verbesserte« nennen.
Schon in der ersten Auflage wurde Aehnliches und Gegensätzliches zu Parallelen zusammengestellt; dieß ist in der vorliegenden zweiten noch durchgreifender geschehen. Das Bildungsleben der Neuzeit nach seiner wissenschaftlichen und künstlerischen, technischen und gewerblichen, politischen und religiösen Richtung ist in bedeutsamen Charakteren, welche den verschiedensten Ständen und Berufsarten angehören, veranschaulicht worden. Der erste Theil bringt vorzüglich Männer der Kunst und Wissenschaft, der zweite überwiegend Männer der Freiheit. Daß ich unseren deutschen Patrioten, namentlich aus der glorreichen Zeit der Freiheitskriege, den nicht geringsten Platz einräumte, bedarf wohl keiner Rechtfertigung.
So möge denn das Buch bei der deutschen studirenden Jugend, namentlich der Gymnasien und Realschulen, sich noch fernerhin Freunde erwerben und jener Lektüre Vorschub leisten, die nicht bloß flüchtig unterhält, sondern auch belehrt und bildet.