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Rom, 15. Januar
Ich war bei der Fürstin Hohenlohe. Sie sprach von der Bismarck'schen Politik in Schleswig-Holstein, indem sie ihren Schwiegersohn oder dessen mißliche Stellung milde beklagte. Ihr Neffe ist Monsignor Hohenlohe, Liebling des Papsts.
Es kam hieher Professor Thomas aus München, bekannt durch seine venezianischen Forschungen, ein liebenswürdiger und belebter Mensch; ferner Levin Schücking, der mir sehr wohlgefiel, fein und geistreich im Aussehen und Gespräch, und der talentvolle Engländer Bryce, Verfasser von ›The Holy Roman Empire‹.
Rom, 1. Februar
Am 22. sonntags ging der erste Teil des fünften Bandes mit dem Kurier der französischen Gesandtschaft über Paris in die Druckerei.
Der zweite Teil ist bis ins sechste Kapitel gefördert. Ich habe den leichtesten Winter. Die Folge davon ist, daß ich mir eine größere Teilnahme an der Gesellschaft erlaubt habe. Bei Sermoneta traf ich Mr. Pentland und Lord Grey, ehemals Minister. Mit der Fürstin Hohenlohe war ich nach dem Grabmal des Nero gefahren. Mehrmals bei Meyendorf, der noch immer hier Rußland vertritt. Öfters bei Frau Schwabe. Von bedeutenden Menschen ist nicht viel in Rom; die Stadt dies Jahr wenig besucht.
Brockhaus kündigt mir eine neue Auflage der ›Siciliana‹ an. Lindemann macht Zeichnungen von schönem Wert für ›Capri‹.
Das tragische Schicksal Gutzkows erschütterte mich. Wie viel Krankheitsstoff in der Literatur, im Fühlen und Denken dieser geistreichigen Zeit! Gutzkow, dessen ich mich hier in Rom nicht erfreuen konnte, hat keine Humanität in sich; er ist über sein eigenes Ich gefallen.
Hier ist man entzückt über die Unterwerfung des französischen Episkopats unter Enzyklika und Syllabus; selbst Montalembert, de Falloux, Broglie, Dupanloup huldigen diesem mittelalterlichen Wahnsinn. Das ist die gerühmte Regung des freien Geistes in Frankreich – Frömmler und fanatische Legitimisten –, es ist eine Schande.
Gestern war Empfang bei Pacheco, dem neuen spanischen Botschafter. Zahlloses Volk, dichtestes Gedränge.
Anderer Aufzug: der bronzene Herkules wurde aus dem Palast Pio nach dem Vatikan gebracht. Man sagt, die päpstliche Regierung wolle das Pantheon freilegen. Wenn sie dies täte, wollte ich ihr den Syllabus verzeihen.
Rom, 27. Februar
Cotta meldet die richtige Ankunft des ersten Teils von Band V über Paris. Seither habe ich an der Druckfertigkeit des zweiten Teils gearbeitet und die ›Siciliana‹ zur zweiten Auflage durchgesehen. In einem Strom von geselligen Vergnügen gelebt.
Am 8. Februar großer Ball von 1200 Personen auf der österreichischen Gesandtschaft – glänzende Erleuchtung, Pracht und Bewirtung. Die Honneurs des Festes machte die Prinzessin Corsini. Mehrere Abendgesellschaften bei Meyendorf. Oft mit der Fürstin Hohenlohe ausgefahren. Ich erfuhr erst jetzt, daß ihre an den Herzog von Augustenburg verheiratete Tochter Napoleon den ersten Korb gegeben hat. Eine Nachtfahrt mit Schotten und Engländern nach dem Kolosseum, welches wir bei Fackellicht bestiegen, bei scharfer Kälte und trübem Mond. Frau S. hatte Punsch mitgenommen, ging mit einer großen Flasche in der Runde – dies zufällig am Kreuz, in der Mitte des Kolosseums –, ringsum Fackeln, und französische Wachtposten. Der Blick vom Gipfel des Kolosseums ist bei Nacht wunderbar.
Es kam zu mir Georg Samarine aus Rußland, von der Großfürstin gesendet – mit Miliutin, vorgeblichem Reorganisator der ländlichen Verhältnisse Polens. Er sprach noch von der Erschaffung einer polnischen Nationalität, wozu ich lachte. Auch Tchicherine kam, aus der Begleitung des russischen Thronfolgers. Er ist seitdem Professor des Staatsrechts in Moskau geworden und bereits ein Mann von wissenschaftlichem Ruf. Der Staatsrat Lenz, mit dem ich eben erst bei Meyendorf war, wurde plötzlich vom Schlage gerührt. Gestern starb Dr. Kunde an der Schwindsucht. Wir begraben ihn heute. Als man ihn vor seinem Sterben fragte, ob er noch etwas wünsche, sagte er ruhig: den Tod! und starb.
Karneval – diesmal von dem Römern besucht – wüst und unerquicklich. Ich habe ihn nicht ein einziges Mal gesehen.
Rom, 11. März
Die Korrekturen des Bandes V sind angekommen. Ich habe dem Venezianer Antonelli das Recht, neue italienische Ausgaben der ›Geschichte der Stadt Rom‹ zu machen, abgetreten. Die Übersetzung soll sofort in Angriff genommen werden.
Seit gestern arbeite ich in der Bibliothek des Grafen Casimir Falzacappa von Corneto, eines schon bejahrten Herrn, welcher viele Manuskripte über cornetanische Geschichte gesammelt hat.
Graf Sartiges war vor 8 Tagen beim Papst und zeigte ihm an, daß Napoleon die Septemberkonvention genau aufrechthalten und demnach seine Truppen von Rom zurückziehen werde. Es hat tiefe Bestürzung im Vatikan gegeben. Die Sache wird ernst.
Viktor Emanuel hat Florenz wieder verlassen, sich mit Turin ausgesöhnt, wird aber nächstens nach Florenz zurückkehren, wo man ernstlich die Residenz einrichtet.
Rom, 9. April Palmarum
Der Zudrang der Fremden ist groß, ich werde alle Tage beunruhigt. Unter den Neuangekommenen wurde mir wert die Tochter von Prokesch-Osten, welche mit dem Freiherrn von Reyer, österreichischem Bevollmächtigten in Darmstadt, verheiratet ist, eine Frau voll Geist und Leben.
In der Villa Albani lernte ich zwei rheinische Dichter kennen: Wolfgang Müller von Königswinter und Matzerath.
Pauline schreibt mir aus Florenz, daß Ludmilla Assing damit umgehe, Korrespondenzen ihres Onkels herauszugeben, welche ein Licht auf den Charakter Wilhelms von Humboldt werfen und dessen moralische Versumpfung an den Tag bringen sollen. P. ist ganz entrüstet darüber als über ein Attentat gegen den Glauben an die Größe jener wenigen Charaktere, deren Kultus der Nation heilig geworden. Ich werde mit Brockhaus darüber konferieren, den Druck dieses neuen Skandals zu hindern.
Alles still in Rom. Persigny soll gestern angekommen sein. Man sagt, mit einer Mission Napoleons. Dessen erster Band von Cäsars Leben, eine oratio pro scelere commisso, macht einiges Aufsehen und fand an Rogeards ›Labienus‹ eine vortreffliche Satire.
Rom, 30. April
Am 19. April war Rom feenhaft beleuchtet. Der Tiber an Ponte S. Angelo, wo illuminierte Schiffe lagen, und der Borgo zauberisch schön. Ich fuhr durch die Stadt mit der Fürstin Hohenlohe und Herrn von Klumpp. Am 21. gab Liszt im Palast Barberini sein Abschiedskonzert. Dilettanten sangen und spielten; er spielte die Aufforderung zum Tanz und Erlkönig – ein sonderbarer Abschied von der Welt. Niemand ahnte, daß er schon die Abbatenstrümpfe in der Tasche trug. Am folgenden Sonntag erhielt er im St. Peter die Tonsur und erste Weihe von Monsignor Hohenlohe. Er trägt jetzt das Mäntelchen des Abbé, wohnt im Vatikan, soll, wie Schlözer mir gestern erzählte, gut aussehen und vergnügt sein. Dies ist das Ende des genialen Virtuosen, einer wahrhaft souveränen Persönlichkeit. Ich bin froh, daß ich Liszt noch spielen hörte; er und das Instrument schienen mir zusammengewachsen als wie ein Klavier-Kentaur.
Heute vor acht Tagen war ich in Ostia. Eine geteilte Gesellschaft: elf Preußen fanden sich dort zusammen.
Seit 14 Tagen ist Vegezzi hier, Finanzminister Italiens im Jahr 1860, jetzt Unterhändler Viktor Emanuels. Der Papst hat an den König geschrieben, ihn aufzufordern, der Verwirrung in Kirchensachen ein Ende zu machen. Darauf hat man Vegezzi hergeschickt. Die italienische Regierung will den Eid der Bischöfe fallen lassen – ein großes Zugeständnis –, und eben heißt es, daß sie das Gesetz über die Aufhebung der geistlichen Korporationen zurückgezogen habe.
Ich habe den 17. Korrekturbogen des Bandes V erhalten. Das letzte Manuskript nahm vor einigen Tagen Frau Grunelius mit. Ich war im Archiv Santa Croce. Die Ausbeute ist nicht groß.
Rom, 7. Mai
Heute ein Abschiedsfrühstück in der Titusosterie mit Schücking und den Freundinnen Meysenbug und Herzen. Darauf großer Café in Villa Wolkonski.
Am 2. Mai Fahrt in das Tal des Nero.
Vorgestern bei der Fürstin. Sie erzählte viel von ihrer Tante, der Witwe des Großfürsten Konstantin, welche lange Jahre in derselben Villa Boissière gewohnt hatte, die jetzt Herzen gemietet hat, und wohin seine Töchter nun bald abreisen werden.
Es ist in Rom ein ewiges Weben und Trennen des Gewandes der Penelope. Dies Leben ist reich, aber es verzehrt die Gefühle, mit denen es bezahlt werden muß.
Ich sah gestern Liszt als Abbate gekleidet – er stieg aus einem Mietwagen; sein schwarzseidenes Mäntelchen flatterte ironisch hinter ihm her – Mephistopheles als Abbé verkleidet. So endet Lovelace.
Ich arbeite wenig. Die Begeisterung in mir wich der philosophischen Ruhe. Das Schaffen ist ein langsames Entfernen von dem ersten Trieb, davon man ausging und worin ein Beseligendes lag.
Rom, 14. Mai
Mittwoch am 10. war ich nach Albano hinausgefahren, von der Fürstin Hohenlohe Abschied zu nehmen. Der Tag war drückend und schwül. Wir fuhren durch die Galerien nach Ariccia. Überall tauchten vor mir Szenen der Vergangenheit auf; alle diese Orte sind für mich mit Erscheinungen bevölkert.
Ich bin nun in die römische Stille zurückgetreten, welche ernst und gedankenvoll sein soll.
Viktor Emanuel hat seinen Sitz am 12. Mai nach Florenz verlegt. Vegezzi reiste ab, Instruktionen zu holen. Doch ist der Kreis der Unterhandlungen nur auf das Kirchliche beschränkt. Die Aktionspartei schreit Verrat.
Rom, 4. Juni
Stille Tage. Ich habe meine Wanderungen in Rom wieder mit Schlözer aufgenommen, einem lebhaften Menschen von noch immer jugendlichem Wesen. Vormittags arbeite ich in den Bibliotheken. Die Korrektur des Bandes V nähert sich dem Ende.
Rom, 11. Juni
Diner beim Herzog von Sermoneta mit Graf Gotze. Nach Tisch kam der Prinz Santa Croce mit seinen Töchtern.
Gestern bei Meyendorff; es war dort Baron Hübner, österreichischer Botschafter zu Paris im Jahr 1859 und bekannt durch die Kriegserklärung Napoleons zu Neujahr. Er ist außer Staatsdienst und sucht hier Material für eine Geschichte Sixtus' V. Ein feiner Mann, schlau und geistreich, und wie es scheint, selbständig. Er erzählte viel vom Pariser Hof, nannte Morny » un Fra Diavolo de la bonne compagnie«.
Schlözer reist übermorgen nach Sizilien.
Ich arbeite in der Minerva, das Material zum Band VI zu vervollständigen, und kopiere römische Familienwappen bei Chigi. Der Prinz Campagnano hat mir das Archiv ganz freigegeben. Gestern schickte ich den 40. Korrekturbogen des Bandes V zurück. Der Druck ist beendigt.
Vegezzi hier wieder angekommen. Der Gang der Verhandlungen bleibt im Dunkel.
Rom, 18. Juni
Gestern bei Sermoneta. Es wird bestätigt, daß die Unterhandlungen mit der italienischen Regierung abgebrochen sind. Diese besteht auf drei Forderungen: Eid der Bischöfe, Exequatur und Verminderung der bischöflichen Stühle in Italien. Dies will man im Vatikan nicht bewilligen. So ist dieser Versuch der Versöhnung gescheitert. Die Jesuiten und die Mazzinisten werden jubeln. Man steht hier wieder auf der confusio omnium rerum et providentia dei wie im alten römischen Reich.
Im Archiv Chigi findet sich auch der Baron Hübner ein, welcher bald abreist. Ich habe die letzte Korrektur des Bandes V abgeschickt.
Die Stadt wird leer – ich sehe nur noch Russell, Meyendorff, Sermoneta, Gotze, Lindemann.
Rom, 24. Juni
Die Krankheit Paulinens ist so bedenklich geworden, daß ich die Abreise nach Florenz beschlossen habe. Ich wollte heute fahren, aber gestern telegraphierte mir Frau Sabatier, ich solle noch nicht kommen. Ich habe ihr zurücktelegraphiert, daß ich heute nicht abreise, aber nächstens komme. Der Gedanke, diese hochherzige und treue Freundin könne sterben, ohne daß ich ihr noch Lebewohl gesagt hätte, ist mir unerträglich. Ich denke morgen abzureisen, sie mögen es wünschen oder nicht.
Rom so still und schön. Ich nahm gestern von Odo Russell Abschied, welcher mit dem Portugiesen Lobo in Ariccia ist.
Florenz, 16. Juli
Am 25. Juni, sonntags früh, nach Florenz abgefahren über Civitavecchia. Angekommen nachts 12 Uhr. Am folgenden Morgen ging ich zu Sabatiers. Pauline ist sehr krank. Sie hat sich in der nassen, kalten Wohnung ein Fieber zugezogen. Meine Gegenwart belebt sie; sie steht zweimal des Tags auf.
Ich lebe hier im Palast – Sabatier ist in Frankreich. Amari kommt täglich ins Haus. Ich lernte die Familie Pulszky kennen. Pulszky, zuerst Anhänger Kossuths, zehn Jahre im Exil in London, dann seit zwei Jahren hier, ist zur gemäßigten Partei übergegangen, wie auch Klapka, und wird gern nach Ungarn zurückkehren. Auch Dr. Schiff, hier Professor der Physik und neben Moleschott eine Zelebrität, habe ich gesehen. Mehrere Korrespondenten französischer Journale kommen ins Haus. Sonst ist die Stadt leer. Die Hitze entsetzlich. Florenz ist eine abgestorbene Lokalbühne mit reizenden Kulissen. Die Verlegung der Hauptstadt ist noch nicht fühlbar. Die großen Elemente, aus denen sich diese formen könnte, fehlen in der Stadt der Grazien.
Ich arbeite auf dem Staatsarchiv. Viele Dokumente aus der Zeit der Rückkehr von Avignon abgeschrieben.
Ich unterzeichnete hier den Venezianer Kontrakt in bezug auf die von mir autorisierte Übersetzung der ›Geschichte der Stadt‹; seltsamerweise unterzeichnete ich in eben diesem Palast vor acht Jahren die Cotta'schen Kontrakte.
Kufstein am Inn, 29. Juli
Am 22. reiste ich von Florenz ab. Paulinens Zustand war besser geworden. Das Haus löste sich auf. Pulszky und Amari waren schon in den Bädern von Lerici. Die Hitze ist grenzenlos.
In einer Tour fort nach Mailand. Ich hatte des Morgens noch Zeit, nach dem Dom zu gehen, und fuhr dann weiter. In Verona zwei Stunden Rast. Abends am 23. in Bozen, wo die Eisenbahn endet. Am 24. weiter über Brixen. Am 25. um 7 Uhr morgens in Innsbruck.
Ich blieb dort den Tag. Es regnete. Mich fror.
Am 26. des Morgens abgefahren. Ich wollte nach Reichenhall. Als ich in Kufstein Halt machte, gefiel mir die Lage des Orts so sehr, daß ich beschloß, hier zu bleiben.
Dunkle Berge umstellen ein grünes Tal, durch welches der wilde Inn fließt. Schöne Gänge im Wald, der frommen Sagen Aufenthalt. Alles voll Blumen und Grün.
Ich ging heute im Walde. Da fand ich die reizendste Szene. Ein großer Baum; daran war die verstümmelte Figur eines weißen Engels aus Holz angenagelt; ein junges Mädchen mit langen blonden Zöpfen und blauen Augen stand davor, hatte eine Menge Blumen neben sich und war beschäftigt, den Engel damit zu schmücken.
Kufstein, 30. Juli
Vorgestern sah ich das Volksschauspiel ›Faust‹ (Bearbeitung von Klingemann) in einem Wirtshaussaal – Faust als Buchdrucker vorgestellt, mit Vater, Weib und Kindern. Szene im Spessart. Vier Todsünden: Mord des Weibes mit dem Kind im Mutterleib, des Vaters, und Nro. 4 das Pactum mit dem Teufel. Höllenabfahrt!
Gestern das Passionsspiel in Thiersee. Die Bauern spielen dort alle zehn Jahre, wie in Oberammergau. Ein hölzernes Gebäude ist das Theater, mit mehreren Sitzreihen. Vormittags von 8-1 Uhr die Passion bis zur Kreuzigung, dann Pause. Um 2 Uhr Wiederanfang, bis 5 Uhr, wo die Auferstehung dargestellt wird. Die Himmelfahrt macht den Schluß. Das Ganze mit handwerksmäßigem Naturalismus vorgetragen – es blickte zuweilen hervor Pyramus und Thisbe, zuweilen war es wie eine dramatische Durchführung der Bilder von Wolgemut und Holbein. Plattverse – Tonart von Hans Sachs. Köstliche Magdalena, ein Bauernmädchen; andere Frauen: Maria, Veronika, die Gemahlin des Pilatus – zwei Engelgestalten, stets zum rechten Moment auftretend mit Gesang, wie ein antiker Chor, das Irdische mit dem Himmlischen vermittelnd. Eine uralte Tradition wird hier wirkliches Leben. Wie wenn die Quellen der Poesie, Kunst, Sitte, Religion und des ganzen geistigen Prozesses der christlichen Gesellschaft aufgedeckt würden. Daß man diese erhabene Mythe acht Stunden lang spielen kann, ohne in Karikatur zu fallen, daß die Gestalt des großen Genius der Menschheit von einem Bauer kann dargestellt werden und die tiefsten Probleme des Lebens diesen Landleuten künstlerisch begreiflich sind, spricht überzeugender als alles für die echte Menschlichkeit des ursprünglichen Christentums. Dies urdeutsche Wesen einmal gesehen zu haben, macht mich ganz glücklich.
Reichenhall, 16. August Gasthaus zur Post
Am 31. Juli fuhr ich von Kufstein nach Hopfgarten, wo ich nächtigte. Ich erstieg die Hohe Salve am 1. August in der Frühe – ein herrliches Alpenpanorama von gegen 200 Pyramiden, bis zum Ortler hin, war der Lohn dieser geringen Anstrengung.
An demselben Tage nach Kufstein zurück, wo ich noch bis zum 5. August blieb. Es regnete viel. Ich schrieb einen Bericht über das Thierseer Passionsspiel für die ›‹National-Zeitung‹.
Am 5. mit der Eisenbahn nach Teisendorf. Der Regen strömte. Dann Post nach Reichenhall. Das Fuhrwerk wollte nicht fort; ich mußte mit meinem Reisegefährten eine Strecke im Regen zu Fuß gehen.
Ich langte nachmittags in Reichenhall an.
Seither lebte ich hier 12 Tage, von denen etwa sechs gut und sonnig waren, nur im Umgang mit Giesebrecht und Professor Sanio aus Königsberg. Wir machten viele Partien: Paddinger Alp, Thumsee, Schloß Staufeneck (das mich sehr an Neidenburg erinnerte). Am 10. in Salzburg; vorgestern in Berchtesgaden, wo es stark regnete. Ich traf dort flüchtig Paul Heyse. Einmal mit der Sängerin Tutschek und Professor Werther eine Partie gemacht.
Ich fand keine Stimmung, auch nur das Geringste zu produzieren und kaum welche, etwas zu lesen.
Der fünfte Band der ›Geschichte der Stadt Rom‹ kam an – so wird vom Leben ein Scheit nach dem andern ins Feuer geworfen, bis der Baumstamm verbrannt ist.
Giesebrecht fragte mich, ob ich gesonnen sei, eine Professur in Deutschland anzunehmen, da man ihn darum frage; so hätte Leo in Halle sich danach erkundigt und der sächsische Minister, der mich nach Leipzig habe ziehen wollen. Ich erklärte, daß ich für solche Stellung nicht passe, sondern mich nur als einen Schriftsteller betrachte, welcher historische Studien treibe, ohne einen praktischen Lehrberuf damit zu verbinden, wie viele englische Historiker. Ich begehre nichts als Freiheit und Unabhängigkeit, oder deren Sicherung auf angemessene Weise, für meine noch übrige Lebenszeit.
Station Lambach, Sonnabend, 19. August 5 Meilen vor Linz
Noch am 16. August nach Salzburg. Schützenfest am 17. Man rüstete den Empfang des Kaisers, welcher am 19. mit dem König von Preußen dort zusammentreffen sollte, um die Gasteiner Unterhandlungen wegen Schleswig-Holstein abzuschließen.
Am 18. nach Lambach. Dieser Ort hat ein Benediktinerkloster. Ein Gymnasiast aus Klagenfurt sagte mir unterwegs, daß er die Gastlichkeit der Mönche beanspruchen wolle – er sah sehr zerlumpt aus, und doch machte er, wie er sagte, eine Vergnügungsreise. Als ich ins Kloster kam, sah ich über einer Türe mit goldnen Buchstaben geschrieben: »Für Arme und Reisende«. Ich trat in ein unfreundliches Zimmer, wo mein Gymnasiast saß und aus einem irdenen Teller aß. Man hatte ihm nur eine schwarze Wassersuppe ohne Brot dazu gegeben. Ich gab ihm Geld, sich solches zu kaufen. Die Benediktiner in Subiaco und Monte Cassino würden ihre Gäste nicht so elend abgespeist haben – und dazu die goldnen Buchstaben für eine Wassersuppe.
Passau, Montag, 21. August Im Grünen Engel
Von Lambach des Morgens nach Linz. Kurz zuvor war auf jener Station der Großherzog von Hessen angekommen, um nach Salzburg zu fahren – ein starker Mann in österreichischer Uniform, steif und finster wie ein Korporal. Der Wirt hatte seine Gäste im Gastzimmer ausgesperrt und dies hergerichtet. Er stand mit der Serviette unter dem Arm vor der Türe, wo er Kratzfüße machte; aber der hohe Durchreisende warf keinen Blick auf ihn, sondern stieg in den Wagen.
Linz ist im italienischen Rokokostil gebaut, namentlich so der schöne und große Markt, der beste Teil der Stadt.
Am 20. zu Dampfschiff stromauf nach Passau. Zu beiden Seiten bewaldete Ufer, welche hie und da einen Strand bilden, worauf Ortschaften stehen. Bisweilen in der Höhe eine Burg, wie Rana, das Schneiderschlössel, und Fichtenstein, welches aus einem finstern Wald hervorragt. Holzflöße kommen mächtig daher, mit langen Rudern vorn und hinten gesteuert, während in der Mitte eine Bretterbude steht; auch Salzkähne kommen vorüber, beladen mit Fässern, vom Inn herauf die Schätze des Salzkammerguts nach Wien führend. Die Dampfschiffahrt zwischen Linz und Passau ist auf zwei Schiffe beschränkt. Das meinige zählte kaum sechs Passagiere, welche sich noch während der Fahrt verminderten, denn das Schiff hält etwa viermal an den Strandorten an, die mit ihren gekuppelten Kirchen und weißen Häusern in idyllischen Flußuferlandschaften einsam dastehen.
Regensburg, 22. August Goldenes Kreuz
Nach Regensburg gekommen, um 3 Uhr nachmittags. Ich besuchte das Rathaus, welches ohne historischen Charakter ist, den Dom, der sehenswert, das Schloß Thurn und Taxis mit schönem Park, die steinerne Brücke über die Donau, welche hier wüst und verkommen aussieht, und wanderte kreuz und quer durch die Straßen. Morgen will ich fort nach München.
München, 28. August In der Blauen Traube
Am 23. bin ich hier eingetroffen. Die Stadt ist leer; alle meine Bekannte sind draußen, die Bibliothek ist geschlossen. Langweilige Tage bei herrlichen Wetter. Zweimal im Theater gewesen, die Hugenotten gehört und gestern des wunderlichen Raimund ›Verschwender‹ gesehen. Wenig Briefe erhalten.
Am 28. sah ich ›Clavigo‹ im Residenztheater, zu Goethes Geburtstage, bei fast völlig leerem Hause. Das Stück ist quälend.
Am 29. nahm ich Abschied mit der Vorstellung des ›Wintermärchens‹, in der Bearbeitung von Dingelstedt.
Bologna, 4. September Hotel Brun
München verließ ich am 31. August. Nachts in Innsbruck; am 2. September in Bozen. Dort besuchte ich den Bürgermeister Streiter, den Grenzwächter des deutschen Wesens in diesem Tirolerland, dessen durch gemischte Bevölkerung zerrissener Zustand mich an Posen erinnerte. Fallmerayer war oft hier zu Gast und rühmte die »attischen Nächte« von Bozen.
Heute besuchte ich Professor Frati im Archigymnasium, Giordani auf der Pinakothek, der mir ein Schreiben an den Prior des spanischen Kollegs mitgab.
Rom, 14. September
In Bologna fand ich auf der Albornoziana nichts für meine Zwecke, reiste daher schon am 5. nach Florenz, wo ich die Schwester Paulinens besuchte und den Zustand der Kranken unverändert fand. Sabatiers noch in Karlsbad; Amari anwesend. Pulszky in den Bädern von Lucca. Ich nahm Abschied von der edeln Freundin.
Am 7. in Pisa, wo ich die Nacht blieb. Ich sah das Haus wieder, wo Ludwig starb.
Am 8. nach Rom. Als ich das Grenzamt Montalto erreichte, wurde ich, weil mit einem anderen Reisenden aus Bologna kommend, in die Quarantäne abgeführt. Diese war in einem wüsten Hause mit zwei Zimmern eingerichtet. Eine Bank bildete die Demarkationslinie; der Ausgang, um frische Luft zu schöpfen, wurde untersagt.
Am 9. stellte man uns frei, nach Orbetello ins Italienische zurückzugehen, was wir sofort taten. Orbetello liegt an einem Haff hinter dem Kap Argentaro. Acht graue Türme stehen melancholisch am Sumpf, durch den ein Damm nach dem öden Kap führt – eine Seelandschaft von großartiger Schwermut.
Das Gasthaus »Alle chiave d'oro« war gut. Mein Bett sogar mit Seide bezogen. Man gab uns treffliche Fische und guten Wein. Lyrische Stimmung überkam mich, ich schrieb dort die Verse ›Quarantäne in Orbetello› – auf meiner ganzen Reise die erste produktive Stimmung. Ich machte mich mit dem Gedanken vertraut, dort noch vier Tage zu leben. Da kam am 10. abends Meldung, daß der Konsul in Civitavecchia meine Befreiung ausgewirkt habe. Ich reiste am 11. ab. In Montalto empfing mich ein Beamter der Post, alles war in Richtigkeit. In Gesellschaft zweier schöner Römerinnen und ihrer Männer, welche ebenfalls in Orbetello hatten Quarantäne halten müssen, fuhr ich über Civitavecchia weiter und langte in Rom an in der Morgenfrühe des 12. September.
Gestern ist der Papst aus Castelgandolfo zurückgekehrt. Die Kanonen donnerten.
Rom, 8. Oktober
Am 22. September habe ich Band VI niederzuschreiben angefangen. Das erste Kapitel ist vollendet; ich rücke schnell vor, in dieser noch ruhigen Zeit, wo Fremde nicht hier sind. Schöne und stille Tage. Die Franzosen werden den Kirchenstaat räumen – dies ist dem Papst erklärt worden. Sie sollen sich auf Rom, Civitavecchia und Viterbo konzentrieren. Es schlägt 11 Uhr im Vatikan.
In diesen Tagen sah ich ein herrliches Schauspiel: Die Palme von S. Francesco a Ripa wurde auf den Pincio verpflanzt – 14 Campagnaochsen, mit ihren Treibern zur Seite, zogen dieselbe auf einem hohen zweirädrigen Karren in einer Riesenvase von Holz –, sie ragte wie ein Triumphator empor, als der Zug um den Obelisken auf der Piazza del Popolo bog.
Wir begruben den Maler Johann Frey aus Basel an der Pyramide des Cestius. Er war einer meiner ältesten römischen Freunde, ein erfahrener Weltwanderer, einst mit Lepsius in Ägypten, ein Ehrenmann. Auch der Konsul Marstaller starb (in Frankfurt), und der Herzog Torlonia.
Der fünfte Band ist angekündigt.
Rom, 22. Oktober
Vorgestern schickte der Papst Merode die Entlassung als Kriegsminister. Die Stadt ist voll von diesem Ereignis; alles jubelt. Mit Merode ist die jesuitisch-legitimistische Fraktion unterlegen und die nationale Partei unter Antonelli wieder am Ruder. Es kostete große Anstrengung, jenen Fanatiker zu stürzen. Man stellte dem Papst vor, daß durch die Unbesonnenheit Merodes auch die Marittima und Campagna verlorengehen würde, wie Umbrien und die Marken. Dies wirkte. Außerdem wurde der Sturz des Günstlings von Frankreich gefordert. Man hat sich im Vatikan überzeugt, daß Österreich nicht Krieg führen kann; auch hat die Anerkennung Italiens durch Spanien große Bestürzung erregt.
Heute beginnen die Wahlen zur neuen Kammer in Italien. Kaum einige Fremde zeigen sich. Palleske schickte mir zwei Künstlerinnen aus Weimar.
Ich bin tätig. Vorgestern fing ich Kapitel III des Bandes VI an.
Rom, 12. November
Ich habe das vierte Kapitel beendigt.
Die Franzosen sind, 3000 Mann stark, wirklich nach Civitavecchia abgezogen, wo sie eingeschifft werden sollen; es wird Ernst. Das Central-Comité verbreitet Instruktionen, welche befehlen, sich nicht ohne einen Wink von Florenz her zu erheben.
Man fürchtet eine Revolution in Rom.
In Folge des Abzugs der Franzosen hat der neue Waffenminister General Kanzler, Merodes Nachfolger, Truppen nach Latium geschickt. Sie stehen unter dem Oberst Azzanesi und besetzen die Hauptorte bis Ceprano hin. Der Major Charette kommt mit sechs Kompanien Zuaven nach Velletri.
Rom ist niedergedrückt – dumpfe Stimmung – Verluste durch Ausbleiben der Fremden; Cholerafurcht. In Neapel sterben täglich im Durchschnitt 80 Menschen.
Stille, schöne, arbeitsame Tage.
Morgen will ich nach der Vaticana gehen; ich werde dort erkennen, wie man zu mir gesonnen ist.
Rom, 26. November
Auf der Vaticana gearbeitet; das fünfte Kapitel gestern beendigt. Ich lese mit Genuß die Werke Petrarcas. Er bezeichnet die Epoche, wo die Barbarei abgestreift ist; ein Kolumbus der Renaissance.
Ich habe den neuen österreichischen Botschafter Baron von Hübner besucht. Er hat sechs schön gebundene Bände von Materialien zur Geschichte Sixtus V. auf seinem Tische liegen. Er ist intelligent. Der Dichter Andreas Munch aus Christiania kam, ein Vetter des verstorbenen Geschichtschreibers, weniger bedeutend als jener, doch geordneter. Er sagte mir, daß er die Legende der Veronica aus meiner ›Geschichte der Stadt‹ zu Romanzen verarbeitet habe, welche großen Beifall gefunden hätten. Der Erbprinz von Weimar kam, in Begleitung Kuno Fischers.
Ich fand Liszt bei Fräulein von Stein, als Abbate. Man sagt, daß er bereits seine Metamorphose bereue.
Bayern und Sachsen haben Italien anerkannt. Dies hat tiefen Eindruck in Rom gemacht. Nicht minder fühlbar ist das Gewicht der Thronrede Viktor Emanuels. 4000 Franzosen sind eingeschifft. Selbst von Velletri haben sie sich zurückgezogen; sie besetzen noch Frascati und Albano. Die Päpstlichen sind in ihre Stellungen in der Campagna eingerückt, von wo täglich Depeschen über Kämpfe mit den Briganten einlaufen. Eine Bande hat S. Lorenzo bei Frosinone überfallen, ist dort umzingelt und verlangt Kapitulation. Der Kommandierende hat dieserhalb nach Rom telegraphiert. Panischer Schrecken herrscht in der Campagna, wo kein wohlhabender Bürger Alatri, Anagni, Frosinone verläßt, es sei denn unter Bedeckung. Die Forderung, eine Bürgermiliz aufstellen zu dürfen, hat die römische Regierung abgeschlagen, aus Furcht, dem Lande Waffen in die Hand zu geben.
Rom, 17. Dezember
Ich habe den Erbgroßherzog von Weimar kennengelernt, aus dessen Verhalten ich merkte, daß meine Ablehnung (Jahre sind darüber hingegangen) am dortigen Hofe so gewürdigt worden ist, wie ich beabsichtigt hatte. Der Erbgroßherzog ist ein junger Mann von 20 Jahren, einfach und liebenswürdig erzogen. Ich war mit ihm und seinen Begleitern in Tusculum. Unter diesen ist Kuno Fischer, der einzige Deutsche, der mir in Rom als ein besonderer Mann erschienen ist. Seit neun Jahren ist er Professor in Jena; das kleinliche Universitätsleben dort schilderte er mir als abschreckend und pries mich glücklich, um meiner Freiheit willen. Auch Strauß, so meinte er, wäre unfähig, die Gebundenheit eines Amts zu ertragen. Er sprach auch viel von den Miseren Weimars und der »Nullität« von D., dessen höchstes Streben ein Kammerherrenschlüssel sei. Schopenhauer nannte er eine Mischung von Kant und Buddha.
Ich bin in der Hälfte des Kapitels VII im Buch XI angelangt. Ich habe dieses Jahr einen Vorsprung von zwei Kapiteln.
Die päpstliche Regierung hat am 7. Dezember ein drakonisches Edikt erlassen; ein Militärgericht ohne Appellation; 500–1000 Scudi Preis für Einbringung von Briganten. Täglich finden Gefechte statt.
Die Finanzkrisis wird drohender. Man sagt, Frankreich wolle die Rente der auf den annektierten Provinzen lastenden Schuld übernehmen und sich dann von Italien bezahlt machen.
Die römische Münze prägt monatlich 60 000 Scudi in Papettistücken von 20 Baiocchi Wert.
Torlonia kauft die Villa Albani für drei Millionen Francs von Castelbarco.
Der Herzog von Sermoneta hat sich operieren lassen. Wahrscheinlich bleibt er blind. Ich war mehrere Male dort; er leidet sehr.
Schlözer reist mit Depeschen nach Berlin.
Schlimme Nachrichten aus Florenz.
Ich habe in diesen Tagen die Lage des Hauses Colas di Rienzo festzustellen gesucht und entscheide mich für Nr. 1 in der Via della Regola. Nichts angenehmer als solche Wanderungen, die ich im Frühjahr wieder fortsetzen will.
Forcella hat Aussicht, seine Inschriftensammlung auf Kosten Don Baldassares Buoncompagni zu drucken. Er kam deshalb zu mir. Es ist Zeit, die mittelalterlichen Inschriften zu retten, ehe sie ganz verschwinden.
Rom, 31. Dezember
Am 22. Dezember beendigte ich Kapitel VII. Dies war mein Weihnachtsgeschenk.
Die Tage sind still hingegangen – wenig Fremde von Bedeutung.
Am zweiten Weihnachtstage traf ich Kuno Fischer im Lateran; er war durchdrungen vom Eindruck, welchen die Kirche und ihr Kultus als geschichtlicher Organismus auf ihn macht. Rom ist ein Weltknoten; es läßt sich durch protestantische Kritik nicht auffasern. Im übrigen ist es gut, daß nicht zu oft Philosophen hierherkommen.
Ich war einmal zum Diner bei Herrn von Hübner – später kam der Herzog von Maddaloni Caraffa, ein schöner Mann, bizarren Geistes, echter Neapolitaner, allem opponierend; erst antipäpstlich, jetzt papistisch – er hat mehreres geschrieben, auch Dramen.
Heute in S. Martino ai Monti gewesen und die merkwürdige Grottenkirche gesehen.
Ricasoli war hier, auch Boggio.
Ein neuer Brot- und Fleischtarif gibt dem Volk Erleichterung.
Das Jahr 1865 geht zu Ende. Es war gut, im Anfang verwirrend, in der Mitte öde, am Ende stark durch männliche Arbeit. Ereignisse waren für mich: das Erscheinen des fünften Bandes, die zweite Auflage der ›Siciliana‹, der Übersetzungskontrakt mit Venedig, die Vollendung der ersten Hälfte des Bandes VI und die wenn auch flüchtige Heimatsreise. Alle Täuschungen sind abgetan.