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Neapel

Neapel.

1.

Eine schimmernde Atlasfläche, liegt
Im Mittagssonnenbrande das Meer –
Hier – dort und fernhin tanzt
Auf schäumenden Wogenkämmen
Verstreuter Lichtfunken blitzende Goldsaat,
Und in den Malachitglanz
Der schaukelnden Fluthen taucht,
Eine badende Schönheit, das Lichtbild Neapels!

Wie dehnt und streckt
Und wiegt sie die blendenden Glieder,
Die Zauberin! Wie lacht es mit tausend Stimmen
Syrenenhaft-koquett aus ihrer Brust!

Verdrossen und zürnend lauert
Zu ihr herüber der finstere Vesuv:
Wie lang' ach! und gern' schon hätt' er
In brünstiger Liebestollheit
Den Schooß der Holden umarmt,
Wie lang ach! und gern' schon
Bewältigt ihre süße, feucht-frohe Schönheit!

Umsonst! Festschmiedete ihn
Ein grausam Geschick, und aus
Der Ferne nur darf er genießen,
Wonach ihm fiebernde Gier
Den Leib durchschauert …
Sie aber –
Sie jauchzt!
Sie buhlt mit dem Himmel
Und kost mit dem Meer,
Und ihre Kinder klettern
An seinen Lenden empor
Und schau'n ihm in's Herz,
In's heiße, lava-blutende,
Und lachen seiner verschwendeten Gluthen
Mit ihrem Lachen: dem sonnig-hellen,
Dem meergott-heit'ren Lachen Neapels!


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