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Der Frühling ist da – doch im Kieferwald merkt man kaum seine Ankunft! Freilich, er reckt sich verschlafen, reibt sich den Winter aus den Augen, blinzelt dem wärmeren Sonnenstrahl entgegen, hat nicht nur die Schneelasten des Winters, sondern auch die kalten Aprilschauer von sich abgeschüttelt!. Doch er macht im Frühling wie im Winter dasselbe verdrossene Gesicht und vertauscht seine graugrünen Nadeln mit keinem lichteren Gewand; Sommer und Winter – der Kieferwald ist im Sommer ein Aschenbrödel, im Winter dagegen ein grünes Stück Leben in der todten Natur! Zu Füßen der Stämme schimmert's von bunten Mützen und Büchsen; da drehen sich grüne Stengel nach rechts und links und messen die feuchte Luft. Das sind die Moose, die sich auch nicht um Winter und Sommer kümmern. 168 Und neben den kleinen Wetterpropheten draußen, da sitzen kleine Baumeister drinnen im Herzen des Baumes, kleine Raupen, welche seine Herztriebe tödten und ihn zwingen, sein Astwerk gabelförmig auszubreiten, zu den weiten gespenstigen Armen, die im Nachtsturm so unheimlich an einander schlagen. Doch mit dem Frühling kommt die Drossel, die sich auf die Wipfelspitzen der kronenlosen Bäume setzt, kommt das Goldhähnchen, welches den volleren Gesang der hochthronenden Waldkönigin mit seinen Soprantrillern begleitet, kommt der braunschwarze Waldgärtner, das unscheinbare Käferlein, welches in eifriger Arbeit das Astwerk beschneidet. Und wenn die Sonne wärmer wird, dann athmet's so heiß im Wald; doch es ist eine Gesundheit athmende Schwüle, ein mit dem glühenden Aroma der Waldtriebe gewürztes Luftbad.
So ist's doch im Sommer anders, als im Winter – doch nur für ein achtsam Aug' und Ohr.
Arthur, der jetzt sein Roß durch die endlosen Kieferwälder der Mark lenkte, fühlte nur die düstere Einförmigkeit des Landstriches auf seiner Seele lasten. Kiefern, Kiefern und Sand, dann einmal blaue See'n mit breitem Spiegel – das ist die Mark!
Er hatte in Berlin das stolze, rührige Völklein, in Potsdam die Riesen gesehen – wie kamen sie hierher? Wie war die prächtige Stadt aus der Erde 169 gewachsen? Funkelte sie doch schon hell, die aus dem Bernsteinland geholte Krone! Doch wenn auch das alte Land des Perkunus Pathen gestanden – hier in der Mark war doch der Herzschlag des neuen Königreiches!
Eine festere Wurzel hat die Kiefer im Sand, als die Tanne und Eiche auf den Bergen! So faßt das junge Preußen mit einer solchen Pfahlwurzel Boden in deutscher Erde, breitet sich aus wie die Kiefer, weil gleich der Raupe, die den Herztrieb zerstört, damit der Stamm zu breitem Geäst auseinander wachse, in seinem Innern ein zerstörend schöpferischer Geist waltet!
Arthur dachte des schönen Heimatlandes, seiner bebauten Fluren, seiner duftigen Fernsichten und blauen Berge, seiner entzückenden Hochthäler! Wenn die Mark der Kiefer gleicht, so gleicht ja sein Schlesien der schlanken schönen Tanne auf Bergeshöhen, zu deren Füßen der Wasserfall schäumt in ein blumenreiches Thal! Doch die luftige Tanne entwurzelt der Sturm – die zähe Kiefer trotzt ihm mit höhnischem Knarren. Auf den endlosen Sandwegen hatte Arthur Muße, diesen Gedanken nachzuhängen. In dieselben mischten sich Bilder aus seinen jüngsten Breslauer Erlebnissen. Die schöne Isabella, die schwärmerisch bleiche Marie, die Domtanten, der Eremit bevölkerten die graugrüne Oede der Wälder, wenn sie schattenhaft vor seiner 170 Phantasie vorüberzogen. Er konnte, trotz aller Muße, welche ihm der einsame Ritt durch die märkischen Forsten gönnte, seine Breslauer Eindrücke nicht zu einem harmonischen Gesammtbild ordnen; es blieb so viel Unklares und Räthselhaftes übrig, dessen Auflösung er von der Zukunft erwarten mußte.
Die Sonne sank! Hell standen die Wipfel im Licht, während um die Stämme ein goldener Wiederschein spielte. Arthur konnte nach seiner Berechnung nicht mehr allzu weit von dem Städtchen Rheinsberg, dem Ziele seiner Reise, entfernt sein. Doch war er in seinen Träumereien, ohne es zu merken, vom Hauptwege abgekommen. Kein freundlicher Wegweiser hatte an der letzten Kreuzung der Straßen ihm die Richtung angezeigt, der er zu folgen hatte. Als der Seitenweg sich plötzlich verkleinerte und immer mehr mit Rasen überwachsen war, fiel dem Reiter selbst der Irrthum auf. Doch nicht allzu weit bemerkte er in einer hier sich öffnenden Lichtung ein Schindeldach, eine bewohnte Stätte ankündend, wo er über den nächsten Weg nach Rheinsberg Auskunft zu erhalten hoffte. Er ritt auf das Häuschen zu, welches sich durch ein herausgehängtes Bierzeichen als eine gastliche Herberge auswies.
Auf der Bank vor dem Hause saß ein Mann, die Stirn nachsinnend auf die Hand gestützt, in einer 171 sonderbaren Tracht, denn die buntfarbigen Pluderhosen wollten nicht recht zu dem grauen Rocke passen. Die durch die nachdenkliche Stellung zusammengekrümmte Gestalt, die spitzigen Züge, Nase und Kinn, die mageren, einzeln ausgestreckten Finger gaben der Erscheinung den Anstrich einer jener bunten und seltsamen Initialen, wie man sie in alten Druckwerken findet. Arthur überzeugte sich bald, daß dies nicht der Eigenthümer des Sandkruges sein könne, sondern ein fremder hier verweilender Gast.
»Geht hier der Weg nach Rheinsberg?« frug er mit höflichem Gruß. Die Initiale verwandelte sich augenblicklich; der stützende Arm sank zu dem andern auf das Knie herunter, Nase und Kinn erhoben sich und durchbohrten die Luft; die großen grauen Augen blinzelten eigenthümlich und um die Lippen schwebte ein etwas spöttisches Lächeln. Er betrachtete den Reisenden mit einer behaglichen und herausfordernden Ruhe und sagte dann:
»Pourquoi pas? Es ist nicht gerade der nächste Weg! Doch nach Rheinsberg kommt man hier überall! Sie sind von der Straße etwas abgekommen; doch der alte Dichter sagt: Aequam memento rebus in arduis!«
»Wie weit ist's noch nach Rheinsberg?« frug Arthur weniger höflich, indem er den seltsamen Kauz näher ins Auge faßte.
172 »Hab's nicht ausgemessen, gewiß nur über Feld, einen Hundeblaff weit, oder wie hier die landesüblichen Maße sind; jedenfalls aber weit genug, um erst in tiefer Dunkelheit in dem Städtchen anzukommen.«
»Das ist unangenehm! Mein Pferd ist müde vom Ritt.«
»Aber, mein Herr Cavalier, warum wollen Sie sich's denn so unbequem machen? Post equitem sedet atrox cura, singt der Poet – doch Sie brauchen ja nicht im Dunkel und mit solch einem Ungethüm auf ihrem Sattel zu reiten. Die Frau Sandwirthin hier wird Ihnen ein gutes Nachtquartier bereiten; dort im Stalle ist gutes Unterkommen für Ihr Pferd; Sie sehen morgen mit hellen, ausgeschlafenen Augen die herrliche Stadt Rheinsberg – und ich genieße das schätzbare Vergnügen Ihrer Gesellschaft hier in diesem Waldwinkel, in welchen mich das Schicksal verschlagen hat!«
Arthur warf einen zweifelnden Blick auf das Schindeldach der Herberge, deren Holzsparren ihm gerade kein angenehmes Nachtquartier versprachen. Inzwischen trat die dicke Wirthin näher, welche allerdings das beste Aushängeschild ihrer Wirthschaft war. Sie ersuchte den gnädigen Herrn abzusteigen, und da auch Arthurs »Elektra« so vergnügt wieherte, als wäre sie am Ziel ihres heutigen Tagewerks 173 angekommen, und als hätte sie das Bewußtsein, hinlänglich im märkischen Sand gewatet zu sein, so gab Arthur, der überdies von dem gelehrten Sonderling noch einige Mittheilungen über Schloß Rheinsberg zu erhalten hoffte, endlich nach, sprang vom Pferde und führte es in den Stall. Er ließ es sich nicht nehmen, sein Pferd selbst zu pflegen, weil er in dieser abgelegenen Waldschenke keinen kundigen Pfleger zu finden glaubte. Als er wieder aus der Stallthür trat, bemerkte er, daß sich zu der wohlbeleibten Wirthin und dem mageren Gelehrten noch ein drittes Wesen gefunden hatte, welches in der Abenddämmerung einem jungen hübschen Mädchen sprechend ähnlich sah. Er beobachtete die Gruppe und überzeugte sich bald, daß das Mädchen nur als Abgesandte einer höheren Macht erschienen sein mußte, indem es dem wunderlichen Fremden einen, dem Anschein nach ziemlich umfangreichen Brief überbrachte. Arthur sah, wie das Mädchen dann in einen Einspänner stieg, welcher im Gebüsch hielt und in den Wald hineinfuhr. Seine Neugierde wurde rege, was der seltsame Kauz hier suche und was für geheime Beziehungen hier in diese Schenke reichten. Er packte aus seinem Mantelsacke einige Flaschen guten Ungarweins und lud den Fremden zu Gast, der sich ohne zimperliches Sträuben bereit erklärte, den Tokayer Magnaten die Hälse zu brechen.
174 »Doch, edler Herr, wenn unsere Seele das rechte Behagen empfinden soll, so muß auch unser Körper behaglich in seiner Hülle sitzen. Ich werde mich daher erst in mein häuslich Gewand einpuppen mit Urlaub von Ew. Gnaden, sintemalen ich sonst nicht genußfähig bin. Erst wenn alle Muskeln freispielen können, wenn nichts die Kehle einschnürt und der Magen zu seinen höhern Orts angeordneten Bewegungen die vollkommenste Freiheit hat: dann erst können wir mit Horaz fröhlich singen: nunc est bibendum, nunc pede libero pulsanda tellus!«
Hiermit empfahl sich der spruchreiche Mann auf einige Augenblicke und begab sich in einen an das Gastzimmer stoßenden Verschlag, der sein Empfangssalon und Schlafgemach war. Dann kehrte er zurück, in einem unerlaubt bunten Schlafrock, im Munde eine Tabakspfeife mit einem riesigen Kopf, welcher geraden Wegs vom Bassa in Belgrad zu kommen schien. Nachdem er so das nöthige Behagen über seine äußere Erscheinung ausgebreitet hatte, sprach er tapfer dem Glase zu. Das Gespräch wurde lebendig – dennoch fehlte es an ganz freien Herzensergüssen, indem jeder der beiden Trinker zugleich den Diplomaten spielte und sich selbst in ein gewisses Geheimniß hüllte.
175 »Doch was führt Sie in diese Waldschenke, ein so unwohnliches Quartier für einen offenbar mit gelehrten Graden ausgerüsteten Herrn?«
Auf diese Frage Arthurs entgegnete der Fremde ausweichend: »Gelehrte Grade – nun ja! Ich leugne es nicht, ich bin rite promotus und gehöre zu den wahrhaft gelehrten Männern, deren Weisheit von einer Facultät anerkannt ist! Herr, das ist mein Stolz! Sonst könnte Jedermann weise sein – und das wäre der Umsturz der gesellschaftlichen Ordnung! Die wildwachsende Weisheit ist eine lächerliche Einbildung derer, die sie zu besitzen glauben. Ein König Salomon konnte weise sein, obgleich er ein König war, ohne promovirt zu haben, weil's damals noch keine Facultäten gab und als weiblicher rector magnificus die Königin von Saba erschien mit der Phönixfeder, um ihm das Diplom auszustellen! Doch bei uns – ne sutor ultra crepidam! Weisheit, die nicht von den Facultäten plombirt wird, ist Contrebande! Wie es quacksalberne Winkeldoctoren und Winkeladvocaten giebt, so giebt es auch Winkelphilosophen, welche der thörichten Einbildung leben, sie könnten eigene Gedanken haben, während wir Männer von Fach wissen, daß Alles, was gedacht werden kann, schon hundertmal gedacht worden ist in Latein, Deutsch und sonstigen Muttersprachen.«
176 »Doch wie darf ich Sie anreden, mein bester Herr Gelehrter?«
»Nennen Sie mich schlechtweg Doctor Salomon! Auf Ihr Wohl – doch auch ich befinde mich, Ihnen gegenüber, in derselben Verlegenheit.«
»Nennen Sie mich schlechtweg Baron Arthur,« entgegnete der Junker.
Die Gläser klangen. Der Doctor qualmte gewaltig aus seinem riesigen Pfeifenkopfe, so daß eine fast undurchsichtige Wolke vielsagend zwischen den beiden Tischgenossen schwebte.
»Hier in der Nähe,« fuhr der Doctor fort, indem er durch die sich hin und wieder verdünnende Rauchwolke prüfend dem Fremden ins Gesicht sah, »ist solch' eine Colonie von Weisen auf eigene Faust, welche glauben, weil sie von hoher Geburt sind, brauchten sie die gelehrten Weihen nicht. Da wird gelesen, debattirt, disputirt, geschrieben – doch welche Universität der Welt würde diese Herren zu Doctoren promoviren? Die Wissenschaft ist für sie ein Steckenpferd, wie andere Steckenpferde, auf denen sie gehörig spazieren reiten – im Bunde die vierte mit Wein, Weibern und Gesang!«
»Sie meinen Schloß Rheinsberg?«
»In der That, ich meine dies kronprinzliche Lustschloß, wo man bei Tag den Musen und bei Nacht 177 den Grazien huldigt! Es gehen dort wunderliche Dinge vor – geheime Bündnisse, die für alle Uneingeweihten ein Räthsel sind. Doch sollen sie etwas an die Zusammenkünfte auf dem Blocksberge erinnern, indem man auch hier dem Satan seine Reverenzen macht. Es giebt zwar keine Böcke in Rheinsberg, so viele auch dort in allen Wissenschaften geschossen werden; doch ganz allerliebste Hexen, denen zu Liebe man sich schon den Pferdefuß anschnallen könnte, um als infernalische Majestät von ihnen vergöttert zu werden.«
»Und was ist das für eine geheime Gesellschaft?« frug Arthur mit lebhafter Spannung.
»Der Kronprinz und einige seiner Freunde haben sie gestiftet – doch noch hat Niemand den Schleier gelüftet, der auf ihr ruht! Man vermuthet staatsgefährliche Zwecke; doch – es sind alles Vermuthungen! Viele glauben sogar, der Kronprinz sei ehrgeizig genug, noch bei Lebzeiten des Vaters nach der Krone zu streben – und Rheinsberg sei der Mittelpunkt einer großen Verschwörung! Doch was kümmert das uns? Integer vitae scelerisque purus – wir haben ein reines Gewissen und mischen uns nicht in Staatsangelegenheiten!«
Arthurs Vorsatz, eine diplomatische Zurückhaltung zu beobachten, hielt auf die Länge nicht Stand vor den Einflüssen des die Zunge lösenden Ungarweines. 178 Er bekannte, daß er zum Besuche seiner Tante, der Frau Oberhofmeisterin von Katsch, nach Rheinsberg reise.
»Zur Frau von Katsch? So soll doch gleich das Wetter – impavidum ferient ruinae!« rief der wunderliche Doctor, indem er auf einmal die seltsamsten Sätze machte und durch das Zimmer schoß wie eine Sternschnuppe. Offenbar hatte der Tokayer das Räderwerk seines Geistes in eine hin und her schnurrende Bewegung gesetzt, und es kam eine seltsame Mischung von gelehrten Citaten, drolligen Einfällen und närrischen Capriolen zu Tage. Er setzte sich auf den Tisch, rieb sich die Hände, schlenkerte mit den Beinen wie ein Zappelmann und schnitt die abenteuerlichsten Gesichter. Arthur konnte einen Augenblick den Verdacht nicht unterdrücken, der Doctor Salomon sei aus irgend einem Irrenhause entsprungen. Doch schon die Vorsicht, mit welcher der halbtrunkene Gelehrte es vermied, irgend etwas von seinen eigenen Plänen auszuplaudern, hätte den Junker überzeugen müssen, daß hier unter der Narrenkappe doch noch ein gehöriger Fonds von Verstand verborgen sei.«
»Zur Frau von Katsch – die arme Frau! Sie hat einen schweren Stand dort! Unter uns, sie ist auch meine Gönnerin – schön, schön, daß Sie kommen! Sie sind gewiß ein Jugendfreund, wollt' ich sagen, ein junger Freund von ihr! Eine feine Dame – 179 hält auf die Dehors! Da geht Alles nach der Schnur, bis der Kronprinz darüber schlägt! Dann schlägt auch der ganze Hof darüber und Frau von Katsch hat das Zusehen! O tempora, o mores Doch laßt uns heute lustig sein! Die Sterne wackeln am Himmel, so viel man durch die einzige Scheibe sehen kann, die nicht aus Oelpapier besteht, und der Mond macht ein närrisch Gesicht, als wollt' er mit mir disputiren! Wehe Dir, Astralikus, Du sollst tief leben, tief, tief!
Doch wer mir heut' mit dem Stocke droht,
Und trüg' er sonst Scepter und Krone,
Der sollte zittern, potz Sakerlot,
Vor mir auf seinem Throne!
Meinen Fuchsschwanz hab' ich mitgebracht –
O Bruder König, hab' Acht, hab' Acht!«
Bei diesen für Arthur gänzlich unverständlichen Anspielungen, welche ihm nur Ergüsse eines verwirrten oder trunkenen Gehirns erschienen, obgleich der Doctor nur einige Erinnerungen aus seinem bewegten Leben in Verse brachte, schwang dieser sein langes Pfeifenrohr mit drohender Geberde in die Lüfte, riß dann die Schnur auf, die den buntscheckigen Schlafrock zusammenhielt, und schlug mit den Troddeln derselben auf den wackeligen Holztisch, daß die Gläser klirrend an einander fuhren. Doch diese wilde Lustigkeit ging ebenso schnell vorüber und als Arthur aufsprang, um 180 weiteren Uebergriffen des anscheinend berauschten Doctors vorzubeugen, reichte ihm dieser plötzlich die Hand mit vieler Ruhe und Würde: »Sie werden mich hoffentlich bisweilen in meiner Waldeinsamkeit besuchen, Herr Baron, indem ich noch einige Zeit hier in dieser Schenke hausen werde! Doch bitte, erzählen Sie in Schloß Rheinsberg nichts von der Anwesenheit des Doctor Salomon! Sprechen Sie mit Niemand davon, außer mit unserer gemeinsamen Freundin!«
Und mit dem Anstande eines Fürsten, der eine Audienz ertheilt, begab sich Doctor Salomon in sein Schlafkabinet und ließ den Junker zurück, sehr erstaunt über das rasch wechselnde Benehmen des merkwürdigen Mannes. Müde vom Ritte sank er indeß alsbald auf einem Strohlager im Gastzimmer in tiefen Schlaf – und in seinen Träumen sah er einen Jüngling von durchgeistigter Schönheit nach der Krone greifen und den Doctor als leibhaftigen Bajazzo mit der Narrenpritsche umherlaufen. 181