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Die Hofdame.

Erzählung.

Der Geburtstag der Prinzessinn Elisabeth, der einzigen Tochter des regierenden Fürsten, sollte durch einen glänzenden Hofball gefeyert werden.

In dem neu erbauten Schlosse war schon der ganze Adel im höchsten Staate versammelt. Es wogte in den Sälen von glänzenden Uniformen, auch mehrere ausgezeichnete Fremde waren anwesend, aber Alle überstrahlte an Pracht und Glanz ein Graf aus einem benachbarten Lande, in reicher, kostbarer Kriegertracht, und fesselte die Augen der Gesellschaft durch seine schlanke Gestalt und seinen edlen Anstand. Doch bald kehrte sich die allgemeine Aufmerksamkeit von ihm ab, denn die Flügelthüren sprangen auf und herein trat an der Hand des fürstlichen Vaters die Prinzessinn, deren Schönheit heute den höchsten Gipfel erreicht zu haben schien. Obgleich die Prinzessinn sechsundzwanzig Jahre alt war, hatte ihre Farbe noch jene blendende Frische, die sonst nur der ersten Jugend eigen ist. Große, blaue Augen, beschattet von dunkeln Wimpern, eine hohe Stirn, eine Nase, die vielleicht etwas zu kühn gebogen, der schönste, schwellende Mund und reiches, braunes Haar – dieß Alles vollendete ein Bild, welches wohl geeignet war, den Beschauer zu blenden und zu entzücken.

Der Prinzessinn folgte auf dem Fuße eine zarte, schlanke Gestalt, die nur von Wenigen bemerkt wurde; es war ihre Hofdame, Gräfinn Elisa Sapiani. Mit der Fürstinn erzogen und dieser mit schwärmischer Liebe zugethan, war sie, obgleich mehrere Jahre jünger, im Puncte der Schönheit mit jener nicht zu vergleichen. Bey ihrem etwas kränklichen Aussehen war es noch Niemanden eingefallen, sie hübsch zu finden, obgleich sie unläugbar sehr feine Züge und die schönsten blonden Haare hatte.

Den ersten Walzer tanzte die Prinzessinn mit dem fremden Grafen. Aller Blicke ruhten auf dem wundervollen Paare, und der Fremde sah mehr in die strahlenden Augen seiner fürstlichen Tänzerinn, als sich mit der Etikette vertragen mochte. Doch die Prinzessinn schien ihm nicht zu zürnen, und tanzte mit einer Lebhaftigkeit, wie sie bisher noch Niemand an ihr bemerkt haben wollte.

Sie war den ganzen Abend überaus gnädig gegen den Grafen, und nahm noch einige Male die Gelegenheit wahr, mit ihm zu sprechen. Die Prinzessinn hatte bisher immer für sehr stolz gegolten; ihr Benehmen an diesem Abende fiel daher doppelt auf.

Diesem Feste folgten noch mehrere. Immer tanzte sie mit dem Grafen, immer zog sie ihn in die Unterhaltung, wenn er gerade mit ihrer Hofdame engagirt war, und diese an ihrer Seite stand. Auch Elisa schien Vergnügen an seiner lebhaften Unterhaltung zu finden – entlockte er doch dem schüchternen Wesen mehr Worte als irgend ein anderer Cavalier ihrer Bekanntschaft.

Es waren einige Wochen in diesem Treiben verflossen, als eines Tages Elisa ihren gewöhnlichen Morgenbesuch bey der Prinzessinn abstattete.

Sie fand sie auf ihrem Divan liegend und – welch ungewohnter Anblick! – Thränen in ihren schönen Augen. Die Gräfinn zog einen Schemel herbey und nahm zu den Füßen ihrer Gebieterinn Platz, nachdem diese durch einen stummen Wink sie dazu eingeladen. Sie reichte ihr schmerzlich lächelnd die Hand. Elisa bedeckte sie mit Küssen. »Du gute, treue Seele!« sagte endlich die Prinzessinn. »Ich weiß es, du liebst mich, und dennoch habe ich nicht den Muth, dich in mein schmerzerfülltes Innere blicken zu lassen; ich will die Engelsruhe deines Gemüthes nicht stören.«

»Um Gott, angebethete Fürstinn!« rief die Hofdame, »sprechen Sie schütten Sie all' Ihren Kummer in mein treues Herz aus. Wähnen Sie denn, mich martere nicht der Anblick Ihres stummen Leidens? O, wohl hab' ich es bemerkt, seit Ihrem Geburtstag sind Sie nicht mehr heiter, wie früher; Ihre Melancholie hat seitdem mit jedem Tage zugenommen, und eben als ich herein trat, mußte ich sogar Thränen in Ihren Augen erblicken.«

»Die Thränen entlockte mir die Erinnerung eines Traumes, den ich gestern Nacht geträumt. Ach, da war ich glücklich, Elisa – glücklich – wie ich nie hoffen kann, es zu werden! Und all' dieses Glück kam mir durch dich!«

»O, sprechen Sie, erzählen Sie, damit es auch in der Wirklichkeit mir möglich werde, etwas zu Ihrer Beruhigung beyzutragen. Sie wissen es ja wohl, mein Leben – es gehört nur Ihnen, und Ihnen würde ich es mit Freuden opfern!«

Die Prinzessinn schien von dieser schwärmerischen Liebe gerührt und versprach ihr den Traum zu erzählen. »Mein unglückliches Geheimniß wird dir dann auch klar werden,« setzte sie hinzu und begann: »Mir träumte, wir seyen Alle in unserer Schloßcapelle versammelt, wo, wie du weißt, nur fürstlichen Personen und den Mitgliedern des Hofstaates der Eintritt erlaubt ist; du standest im Schleyer und im Myrthenkranze vor dem Altare – neben dir, als dein Verlobter – der fremde Graf. Die Kerzen waren niedergebrannt, und nur der Mond erleuchtete spärlich die düstere Capelle. Da sahst du auf und gewahrtest mich in meinem Stuhle unweit des Altars, wie ich mit neidischen – ja wohl, mit neidischen, in Thränen schwimmenden Blicken dein Glück mit ansah. Mit einem Male – der Priester wollte schon die Trauungsrede beginnen, sagtest du rasch: ›Erlauben Sie. daß ich nur noch den Segen meiner Fürstinn mir erbitten darf, die eben in ihren Stuhl getreten ist.‹ – Du nahtest mir, und als du bey mir warst, zogst du alle Vorhänge des Kirchenstuhles dicht um uns zu und sagtest hastig zu mir: ›Theure Freundinn, nehmen Sie schnell meinen Schleyer und meine Krone und treten Sie vor den Altar. Reichen Sie statt meiner Ihre Hand dem Grafen, wir sind von einer Größe, wir tragen einen Namen – es ist als habe der Himmel mich dazu bestimmt, Ihr Glück zu begründen. Ach, ich weiß es gar wohl, Sie lieben ihn – und er bethet Sie an! So sind wir Alle glücklich.‹ – Der Gedanke erfüllte mich mit solcher Seligkeit, daß – ich erwachte. Nun weißt du Alles!« schloß die Prinzessinn, indem sie in Thränen ausbrach.

Mit grenzenlosem, immer sich steigernden Schrecken hatte die arme Elisa die Erzählung der Prinzessinn angehört, und als diese vollendet, war sie blaß geworden wie eine Leiche.

Lange vermochte sie nichts zu erwiedern, endlich stammelte sie: »Ein sonderbarer Traum, meine Fürstinn, ein schrecklicher Traum!«

»Sage: ein himmlischer, ein seliger Traum, denn was ich im Moment meines Erwachens empfand, war das Gefühl der Seligkeit, oder – es gibt keine Seligkeit!«

Da wurden die Damen unterbrochen, der Fürst ließ sich bey seiner Tochter melden, und mit zerrissenem Herzen kehrte Elisa in ihr Zimmer zurück.

Dort angekommen, brach sie in Thränen aus. »O, wäre ich nie geboren!« rief sie jammernd aus. »Verlangte die Prinzessinn mein Leben von mir, o wie freudig würde ich es für sie dahin geben; aber sie verlangt mehr, meine Gefühle – mein Höchstes; meine unbefleckte Ehre, meine Empfindung für Recht und Tugend – Alles, Alles soll ich ihr opfern. Mir ahnet Gräßliches – hinter jenem flüchtigen Traume verbirgt sich eine schaudervolle, schwere Wirklichkeit. Sie liebt ihn – nun ist mir Alles klar! – Mit welchem forschenden Ausdruck ruhten ihre Blicke auf mir während jener Erzählung! Sie liebt ihn, sie will ihn ewig an sich ketten. Und ich soll meinen unbefleckten Namen zum Deckmantel eines solchen Betruges hergeben! O nein – mein Gott, es ist nicht möglich – von Menschen kann man so Unmenschliches nicht verlangen! Nimm du die Waise in deinen Schutz – nimm sie zu dir!«

Die Arme war so im Innersten erschüttert, daß sie nicht bey Tafel erscheinen konnte, und es dauerte mehrere Tage, ehe sie wieder gänzlich hergestellt war.

Als Elisa das erste Mal die Prinzessinn wieder sah, kam ihr diese entgegen und umarmte sie weinend. »Betrübe dich nicht, mein armes Kind!« rief sie. »Ich werde dich nicht meinem Glücke aufopfern. Ich habe bey Tafel dem Grafen – dem ich jenen Traum auch erzählt hatte und der diesen Gedanken damals begeistert ergriffen – jede Hoffnung abgesprochen und ihn gebeten, bald abzureisen. Wozu uns länger quälen? zu helfen ist uns doch nicht; denn meine arme Elisa darf nicht geopfert werden. Mit ihrem Unglück will ich nicht mein Glück erkaufen. – Ich hatte damals gedacht, jene Täuschung solle nur so lange währen, als der Fürst, mein Vater, lebe. Sobald mein Bruder an die Regierung gekommen, würde ich meine Vermählung erklärt haben und mit meinem Gemahl in sein Vaterland übergesiedelt seyn. Denn dem Erbprinzen bin ich keine Rücksichten schuldig. Mißgönnt er mir ja doch die Liebe des Fürsten, und behauptet, mein Einfluß trete ihm überall störend entgegen. Aber nun ist Alles aufgegeben. Beruhige dich, mein Kind – du sollst glücklich seyn, und dieß sey fortan die einzige Aufgabe meines Lebens, das der Himmel abkürzen möge!«

Dabey umarmte sie nochmals zärtlich die arme, unschuldige Elisa, die nicht wußte, wie ihr geschah. Von der anscheinenden Großmuth und Resignation der Prinzessinn gerührt, sagte sie mit überwallendem Gefühle: »Nein, meine Fürstinn, an mir ist es das Opfer zu bringen. Wenn Sie es für möglich halten, daß jene Täuschung ausgeführt werde, ohne daß sie Jemand durchschaue, so werden zwey Menschen glücklich – und ich leide ja auch nur einige Zeit, und werde es ertragen können, wenn ich bedenke, daß es mir möglich war, das Glück meiner Fürstinn zu begründen.«

»Du wolltest?!« rief Jene, indem sie stürmisch das arme Opfer an ihr Herz zog und die bleiche Stirn der Gräfinn feurig küßte. »O Elisa, wie unaussprechlich glücklich machst du mich!«

Diese war tödtlich erschrocken, daß die Prinzessinn so schnell sie beym Wort gehalten und das Opfer angenommen. Ihr war wie im Traume.

»Nur jetzt rasch und ohne Säumen!« rief nun die Prinzessinn. »Ich muß vor allen Dingen den Grafen benachrichtigen, daß du, engelhaftes Wesen, einwilligst, unser Glück zu gründen. Ich kann ihm aber kein Billet schicken, und du wirst die Güte haben, diese Zeilen, die ich eben schreibe, ihm in deinem Namen zu übersenden. Da ohnedieß bald Euere bevorstehende Vermählung erklärt werden muß, hat dieses nichts zu sagen.«

Elisa nahm das Billet, klingelte im Vorzimmer einem Lakayen und übergab es ihm mit der Weisung, es dem Grafen B*** zu bringen. Nun sank sie trostlos in einen Sessel. – Sie hatte die Achtung vor sich selbst verloren. Sie war die Mitschuldige eines Betruges geworden, eines unerhörten Betruges. Der Fürst, der Geistliche, der ganze Hof sollte getäuscht werden.Es kam ihr vor, als wolle sie Gott selber betrügen.

Mit geläufiger Rede suchte die Prinzessinn ihre Gewissensbisse wegzuscheuchen. Wie staunte Alles, als einige Tage darauf der Graf B*** und die Gräfinn Sapiani bey Hofe als Verlobte vorgestellt wurden. Elise konnte sich kaum aufrecht erhalten. Man schrieb aber ihr verstörtes Aussehen ihrem nervösen Zustande zu, der dieses unverhoffte Glück nicht ertragen könne.

Einige murmelten zwar auch, aber nur ganz leise: die Gräfinn sehe so leidend aus, weil sie gegen ihre Neigung, auf Befehl der Prinzessinn, dem fremden Grafen ihre Hand reichen müsse, um diesen an den Hof zu fesseln. Und wirklich nahm einige Tage darauf der Graf die Stelle eines Hofcavaliers der Prinzessinn an.

»Ich kann mich von Elisen nicht trennen, und so ist es mir nach vielem Zureden gelungen, den Grafen zu bewegen, seinen bleibenden Wohnsitz in unserer Residenz zu nehmen,« sagte die Prinzessinn ihrem gütigen Vater, dem Fürsten, der von der Neigung seiner Tochter keine Ahnung hatte, und dem Graf B*** ein sehr angenehmer Gesellschafter war. Es wurden Letzterem mehrere Zimmer im Schlosse eingeräumt, und in acht Tagen sollte die Vermählung seyn.

Elisa hatte sich als einzige Gunst erbeten, diese acht Tage, unter dem Vorwande von Unwohlseyn, ungestört auf ihrem Zimmer zubringen zu dürfen – und die Prinzessinn ihr dieses bereitwillig gewährt. An dem zur Trauung festgesetzten Tage erschien die angebliche Braut wieder bey Tafel. Den Abend sollte die Ceremonie vor sich gehen.

Die Prinzessinn hatte den Geistlichen selbst gesprochen und diesen gebeten, die Braut bloß als Elisabeth zu trauen, aus besonderen, nur ihr und dem Verlobten bekannten Gründen; auch ihre persönlichen Verhältnisse durchaus nicht zu berühren, da sie sich in einem so krankhaften, aufgeregten Zustande befinde, sich dennoch aber auf das bestimmteste geweigert habe, die Trauung aufzuschieben. Sie bat ihn, die heilige Handlung so viel als möglich abzukürzen.

Dem Geistlichen war jedes Wort der Fürstinn Befehl.

Um acht Uhr erschien der Graf bey Elisen, um ihr zu sagen, daß Alles bereit sey. Er wollte noch etwas hinzusetzen – aber sie erhob flehend die Hände zu ihm, und gerührt und ergriffen im Innersten schwieg B***.

Das Aussehen der Gräfinn war auch wohl geeignet, in jedem Herzen Mitleid zu erwecken. Blaß, wie eine Leiche, im Schleyer mit der Myrthenkrone im Haar, weiß gekleidet, in dem Anzuge einer Braut, mit thränengefüllten Augen, zitternd an allen Gliedern stand sie vor ihm, und so schmächtig war sie in der kurzen Zeit geworden, daß der Graf wohl einsehen mußte, der Schmerz habe an ihr seine ganze Kraft erprobt.

Er bot ihr den Arm – sie berührte ihn kaum mit den Fingerspitzen und begab sich mit ihr zu der Prinzessinn. Fest ruhte das Auge des Grafen auf dieser, als er mit Elisen eintrat, und deren rührende Gestalt ihr Auge traf. Doch kein Zug veränderte sich in dem stolzen Antlitz – nur Freude und beglückte Liebe waren darin zu lesen.

Das fühlte die Prinzessinn wohl; sagen konnte sie Elisen nichts. Diese würde für jeden Trost unempfänglich gewesen seyn. Sie fragte daher nur, ob Alles bereit sey, und begab sich, gefolgt von Elisen, in ihren Wagen. Der Graf fuhr mit den beyden Zeugen, zwey alten Kammerherren, in einem andern Wagen nach.

So hatte sie Alles angeordnet. Niemand sonst sollte Zeuge seyn, und da man die Gräfinn noch immer krank wußte, ahnte Niemand vom ganzen Hofe, daß zu dieser Stunde die Trauung schon vor sich geben sollte. Die beyden Zeugen waren kurz vorher benachrichtigt worden und ihnen von der Prinzessinn das strengste Stillschweigen auferlegt; auch hier sagte sie, sie fürchte für die schwache Gesundheit ihrer Hofdame, und je stiller und geräuschloser die Ceremonie Statt finde, desto weniger werde es die Braut angreifen.

»Ich werde die einzige gegenwärtige Dame seyn, weil ich Elisa als eine Freundinn betrachte, und sie in diesem wichtigen Momente nicht verlassen kann. Ich selbst werde sie in die Kirche bringen und dann mich in den fürstlichen Stuhl begeben.«

Und so geschah es. Als der Wagen fortrollte, nahm die Prinzessinn mit fester Hand Kranz und Schleyer von dem Haupte Elisa's, die unfähig ihr behülflich zu seyn, zitternd in der Wagenecke lehnte, und legte den bräutlichen Schmuck um ihr eigenes fürstliches Haupt.

Kaum hatte sie dieses Geschäft vollendet, als der Wagen hielt. Die Gräfinn stieg zuerst aus, tief in einen dunklen Mantel gehüllt, und begab sich mit schwankenden Schritten in den fürstlichen Stuhl. Der dicht verschleyerten Prinzessinn trat der Graf entgegen, und führte sie als seine Braut an den Altar.

Niemand ahnte die Verwechslung. Graf B*** war todtenbleich, und sah von Zeit zu Zeit mit ängstlichen Blicken nach jenem Gitterfenster, hinter welchem sich die Gräfinn befand.

Die heilige Handlung begann. Der Graf gab mit bebender Stimme sein Jawort. – »Und du, Elisabeth, willst du diesem Manne angehören und ihm treu seyn dein Leben lang?« Die Braut öffnete unter dem Schleyer die Lippen, um Ja zu sagen – als von jener Gegend, wo die Gräfinn saß, ein sonderbarer Schrey ertönte, gefolgt von einem Grausen erregenden Röcheln. Dann war Alles still. Bebend sagte der Priester: »Dort stirbt Jemand – ich kenne diesen Ton!« – Er nahm selbst eine Kerze in die Hand und begab sich, gefolgt von den Herren, an den Kirchenstuhl, öffnete die Thür und rief: »die Prinzessinn ist todt!« – Er beleuchtete nun ihr Antlitz näher, und nach einer Pause sagte er mit feyerlicher Stimme: »Nein, hier starb die Braut, während ich sie dort zu trauen wähnte.« –

Alle sahen sich nach dieser um, aber sie war verschwunden. Die Prinzessinn hatte, als der Priester ausrief: »Dort stirbt Jemand,« die Kirche verlassen, indem sie Schleyer und Kranz von sich warf.

Selbst in diesem Momente war sie Herrinn ihrer selbst geblieben und hatte sich schnell nach dem Schlosse zurückfahren lassen.

B*** nahm die Todte in seine Arme, und indem er ihre bleiche Stirne mit seinen Lippen leise berührte, sagte er: »Du bist doch meine Braut und nie soll eine Andere mehr auf Erden diesen Namen tragen!« Er selbst brachte sie in das Schloß, auf ihr Zimmer.

Noch in derselben Nacht reisete er in sein Vaterland zurück.

Ludwig Leo.

* * *


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