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Hunold und Heinrich hatten die Lingenburg verlassen und trabten auf dem Wege nach dem Ehrenfels dahin. Die That des Mönches hatte den edlen Jüngling, welcher des Lebens Falschheit noch nie vor sich gesehen, in Feuer und Flammen versetzt, und er war so mit sich selbst beschäftigt, daß er nicht die spöttische Miene des Spielmanns merkte, der ab und zu seine Augen auf ihn richtete, um dann wieder die Bäume zu betrachten, welche, im ersten Flor des Frühlings, sich mit den kleinen hellgrünen Blättern belaubt hatten. Mit der Zeit schien das Werden der Natur dem Spielmann mehr zu gefallen, als die finstere Miene seines Freundes; sein Pferd blieb immer mehr zurück, bis Heinrich weit vor ihm sich befand. Hunold ließ sein Pferd Schritt gehen und ergriff einen grünblättrigen Zweig, riß ihn vom Baum ab und heftete seine beiden Enden so zusammen, daß er zu einem Kranze wurde. Diesen setzte er sich auf; das helle Sonnenlicht, das Jubilieren der Vögel, der grünende Wald und die linde Lust erweckten in ihm Sangeslust, und bald erscholl durch den Wald ein Sangesgruß, wie ihn dieser noch nie gehört. Nach dem Takte des Liedes schritt das Roß dahin, und das Neigen seines Kopfes schien anzuzeigen, daß es gern nach diesen Klängen dahinwandere, als mit einem Male der Sänger jäh verstummte. Ihm schien, als wenn er einen Hilferuf vernahm, und eiligst trieb er sein Pferd an, da Heinrich bedroht schien. In wilder Jagd, über Stock und Stein ging es dahin und der Strauch, dessen sprießende Blättchen er soeben noch so warm besungen hatte, wurde von dem Huftritt seines Pferdes zerstampft. Aus dem Walde gelangte er in eine Lichtung und wenige hundert Schritt vor ihm erblickte er Heinrich, der soeben von einem Ritter von dem Pferde heruntergezogen wurde. Vier oder fünf Reiter leisteten dem Ritter hierbei Unterstützung, während zwei mit Harnisch und Helm Bewaffnete, samt ihren Tieren, am Boden lagen und Zeugnis abgaben, daß Heinrich sich mächtig zur Wehre gesetzt hatte. Hunold übersah die Lage mit einem Blick und schon saßen seine Sporen in den Flanken seines Rosses, so daß es in mächtigen Sätzen sich mit ihm auf die Kämpfenden stürzte. Der Anprall war unvermutet und entscheidend. Der Heinrich angreifende Ritter wurde steigbügellos und als sein Pferd den Druck seiner Schenkel nicht mehr verspürte, scheute es und warf ihn ab, sodaß er in seiner schweren Rüstung hilflos liegen blieb. Heinrich, welcher sich des freien Gebrauches seiner Glieder wieder bewußt war, stach nun den ihn drängenden Reiter vom Pferde herunter und Hunold teilte mit der flachen Klinge seines Schwertes auf die übrigen so wuchtige Hiebe aus, daß sie eiligst unter den Verwünschungen des am Boden liegenden Ritters das Weite suchten.
»Lieber Heinz,« sagte Hunold, der, sein Schwert einsteckend, vom Pferde stieg und dem Tier die blutigen Stellen rieb, »hüte Dich vor Selbstüberschätzung. Dir ist die Unsicherheit der Wege bekannt und doch reitest Du allein des Wegs. Und Ihr, Herr Ritter dort unten, schlagt Euer Visier auf, das Euer ritterlich Gesicht zu schauen ist, denn Ihr seid fürwahr ein tapferer Mann, bei Gott; ein Dutzend Helfershelfer genügt Euch kaum, um einen einzelnen Jüngling zu fangen.« Der also angeredete Ritter lag am Boden, da ihm die Schwere der Rüstung nicht gestattete, sich zu erheben.
»Ihr mögt leider unsanft gefallen sein, Herr Ritter,« bemerkte der Spielmann weiter, »aber sagt, Euch fehlt ja eine Erkennungsfarbe, nicht einmal eine Helmzier habt Ihr! Dachtet Ihr vielleicht, wir sind Kaufleute und bergen kostbares Gut, daß Ihr uns deshalb angriffet, so irrtet Ihr Euch.«
Plötzlich wechselten Hunold und Heinrich einen Blick des Einverständnisses. Ihnen schien derselbe Gedanke zu kommen.
»Freund Heinrich,« sagte Hunold, der sich zu dem liegenden Ritter niederbeugte, um ihm aufzuhelfen, »mir ist, als wäre uns ein seltener Vogel ins Garn gegangen. Ich glaube, Herr Peter von Ehrenfels ist jetzt unser Gefangner, der mir doch noch vor ganz, kurzer Zeit von seiner Burg mit Bewaffneten folgte, um mich, gewaltsam zurückzuführen, nicht wahr, Herr Ritter?«
Heinrich hatte dem inzwischen Emporgerichteten das Visier geöffnet. »Ja wohl,« erwiederte Heinrich, »das ist jener Herr, der mir im Kloster mit höhnenden Redensarten aufwartete und beinahe einen scharfen Denkzettel empfing, hätten sich nicht seine Freunde für ihn ins Mittel gelegt.«
»Tapfere Leute aber habt Ihr fürwahr, mächtiger Beherrscher des Ehrenfels; gut eingeübt, um im Kampfe, wenn ihrer ein Häuflein zusammen sind, dem Einzelnen scharf mitzuspielen; wenn es ihnen aber an den Kragen geht, geben sie wacker Fersengeld und lassen sogar ihren Herrn in Nöten zurück.«
»Sie werden bald verstärkt zurückkommen,« knirschte Peter, wütenden Zornes voll.
»Das werden wir nicht abwarten,« meinte Heinrich, indem er jetzt vom Pferde absprang, »sondern wir werden weiterziehen und Ihr mit uns, Herr Ritter.« Peter wollte eben nach seinem Schwerte greifen, doch war dasselbe bei seinem Sturze aus der Scheide geglitten. Hunold hatte es aufgenommen und sagte ruhigen Tones, indem er sich darauf stützte:
»Lieber Peter, bemeistere Deinen Zorn; ein Angriff auf diesen Jüngling würde Dir dieses Mal nicht so ungestraft hingehen, wie an jenem Tage, wo der Wein Deine Sinne umnebelte.«
»Wer bist Du,« fuhr es aus Peter heraus, »daß Du Dich mir gleich stellst! Ein Spielmann, einer von den fahrenden Leuten!« –
»Denen Du das Stück Brot verweigerst, wenn sie Dich auf Deiner Burg darum ansprechen, die Du mit Deinen Reitern hetzen läßt, als Dankeszoll, wenn sie Dir und Deiner Gemahlin, zu Eurer Lust, ihre Künste und Lieder vorgetragen haben. Erinnerst Du Dich noch, wie jener junge Gesell, der mit seiner Schwester – es mögen wohl der Jahre fünf her sein, zu Dir auf die Burg kam, – sein Gewand war zerlumpt, vom Wetter zerzaust und die Kleider des Mädchens waren es nicht minder, – wie sie Dich um Obdach und Brot anflehten, weil sie von dem Hamelner Stadtbüttel aus der Stadt gewiesen, mit wunden Füßen den Weg nicht fortsetzen konnten, und Du sie beide zwangst, ihre Künste Dir zum Besten zu geben. Vor Kälte und Nässe triefend, vor Hunger kraftlos, ließ der Knabe seinen Gesang erschallen; es waren wehmütige Weisen, nach welchen das Mädcheneinen Tanz aufführte. Entsinnst Du Dich noch dessen?«
Peter schüttelte den Kopf.
»Nun,« fuhr Hunold fort, »ich werde Dir weiter erzählen, aber zuvor, edler Peter, obwohl auch ich nur ein Spielmann bin, ein fahrender Geselle, so muß ich Dir doch Deine Sporen abnehmen. Dein Schwert habe ich schon und Deine Helmzier ist auch mein eigen. So ist es Ritterbrauch, nicht wahr, und jetzt bist Du mein Gefangner. Doch nun hurtig aufs Roß, mein edler Herr, wir werden Euch auf die Burg geleiten, wo Ihr nach Ritterbrauch verpflegt werdet, denn sonst möchten Eure Leute Euch vermissen und uns übel mitspielen.«
Es war harte Arbeit für Hunold und Heinrich, dem Ritter, der sich mit Händen und Füßen wehrte, die Gegenstände abzunehmen, welche der Spielmann als seine Beutestücke bezeichnet hatte, und noch schwerer wurde es beiden, den Rasenden wieder in den Sattel zu setzen, damit er ihnen folge. Dank der schweren Rüstung, welche dem Ritter eine jede freiere Bewegung nahm und deren Gewicht ihn bald müde machte, hatten die beiden Freunde seinen Widerstand in kurzer Zeit besiegt und ihn und sein Pferd in die Mitte nehmend, so daß jede Flucht ausgeschlossen war, trabten sie nun auf der Straße längs der Weser, die ihnen kein Hindernis weiter bot, der Lingenburg zu, die sie nach einigen Stunden scharfen Reitens ungefährdet erreichten. Als sie der Burg ansichtig wurden, ließ Hunold die Schritte der Pferde verlangsamen und sagte zu Peter:
»Du erinnerst Dich wirklich nicht, wohledler Herr, der beiden fahrenden Leute von denen ich erzählte? Vielleicht doch, wenn ich weiter berichte. Das Mädchen, sie mochte wohl sechszehn Jahre alt sein, war schön, und langes, schwarzes Haar, das im Rücken durch einen Metallreif zusammengehalten wurde, floß ihr über die Schultern. Sie hatte in den weichen Sand auf Deinem Burghof in geraden Abständen Eier gesteckt, und wie eine Königin, so schritt sie durch die Irrgänge, welche die Eier bildeten, nach dem Gesänge des jungen Burschen, stolz einher. In den Händen ihrer über den Kopf ausgestreckten Arme schwang sie ein Tambourin. Zuerst war der Gesang langsam und klagend. Sie bog ihren Leib hin und her, auf den Spitzen ihrer Füße einherschreitend, schien sie der Welt vollends entrückt, obwohl ihr der Hunger aus den Augen sah und ihre Glieder nicht mehr recht dem Willen folgen wollten. Aber der Klang der Musik machte sie alles vergessen, und wie eine Überirdische, voller Hoheit und Liebreiz folgte sie dem Takte des Gesanges. Waren es doch Zigeuner, jene vaterlandslosen Kinder des sagenhaften Ägyptens, denen Musik gleich wie Brot zum täglichen Leben gehört! Da schlug ihre flache Hand gegen das Tambourin, der Bursche zog eine Pfeife aus der Tasche, denn ihm versagte die Stimme vor Durst, und Trockenheit des Halses und wilde Weisen entlockte er seinem Instrumente. Das Tambourin erklang dazu, von der Hand der Dirne anhaltend geschlagen, und sie wirbelte zwischen den aufgestellten Eiern dahin, so daß es schien als fliege sie, denn kaum beehrten die Spitzen ihrer Zehen die Erde. Mit einem Mal setzte der Gesell seine Pfeife von seinen Lippen ab, ihm schwindelte und kaum war der Ton verhallt, da stürzte das Mädchen der Länge nach zu Boden, wie eine von scharfer Axt gefällte Eiche, und zerschlug in ihrem Fall die Eier, deren Gelb die farbigen Lumpen besudelte, die sie bedeckten.«
»Aber Du warst bei guter Laune, edler Peter, und der Sang gefiel Dir, Dir verlangte nach mehr. Die Jungfrau ließest Du mit einem Eimer kalten Wassers begießen und wie lachtest Du, als sie, durch dieses Mittel zum Leben erweckt, schleunigst wieder auf die Füße sprang. Dem Burschen erklärtest Du, daß Du ihn schließen lassen wolltest, würde er nicht seine Kunst so lange ausüben, wie es Dir gefiele. Da stürzte der arme Junge auf die Knie und bat in seiner Sprache, – denn wenn er wohl auch ein wenig deutsch verstand, so war ihm das Deutschsprechen versagt, – ihm Brot und Wasser zu geben, ihm und seiner Schwester. Einer Deiner Leute aber mußte, da der Bursch nicht gehorchen wollte, ihm die Pfeife an den Mund setzen. Daß er ihm dabei einen Zahn ausbrach, so daß der Zigeuner vor Schmerz laut schrie, erhöhte nur Deine Lustigkeit, denn Du liebtest solche Vergnügungen, und vordem und nachdem kam auf dem Ehrenfels Ähnliches vor.«
»Das lügst Du,« rief Peter aus, der bis dahin sich keinen Einwurf verstattet hatte.
»Gemach, gemach, Blume der Ritterschaft,« fuhr der Spielmann kalt lächelnd fort: »Ich lüge nie.« Der Ton war so entschieden und die Stimme so scharf, daß Peter verstummte und seine Augen sich auf den Weg richteten, der jetzt langsam zur Lingenburg anstieg.
»Meine Erzählung geht noch weiter,« fuhr der Spielmann fort. »Der fahrende Gesell verbiß den Schmerz; er blies seine Flöte wacker und das Mädchen tanzte, aber seine Gewänder flogen nicht mehr, sondern hingen triefend, noch beschmutzter als sie vordem waren, an ihrem Körper hernieder. Da erbarmte sich endlich Dein Weib Bertha, welche bisher weidlich über den Scherz mitgelacht, über die Bejammernswerte, und endlich ließest Du die Geschwister durch Speise und Trank erquicken. Das war sehr menschenfreundlich von Dir, und der Himmel wird Dir diese gute That einstmals nicht vergessen. Dann bekümmertest Du Dich an diesem Abend nicht mehr um die Zigeuner, und der Burgvogt war so mitleidig, ihnen in den Ställen eine Lagerstatt anzuweisen.
»Am anderen Morgen versammelte sich Euer Jagdgefolge auf dem Hof unter der Burglinde. Es war gegen Ende Mai, noch früh am Tage; man erwartete den Herrn und die Herrin der Burg, als die Geschwister, die der mitleidige Burgvogt noch mit einem Morgenimbiß versehen hatte, über den Hof die Burg verlassen wollten. Was der Herr sich erlauben darf, ist den Dienern wohl auch gestattet, also dachten die Dienstmannen der Ehrenfelsburg und flugs bildete sich ein Kreis um die beiden; das Mädchen setzte Steinchen zurecht, durch die, anstatt der Eier, sie ihren Tanz vorführen wollte; der junge Spielmann holte seine Flöte heraus, und wie er spielte, so tanzte sie. Gern waren beide dem Gefolge zu Diensten, denn Speise und Trank und ein gesunder Schlaf hatte in ihnen neues Leben erstehen lassen und so eifrig gaben sie sich ihrer Kunst hin, daß sie nicht bemerkten, wie der Burgherr mit seiner edlen Gemahlin, von dem Gefolge ehrfurchtsvoll begrüßt, in den Kreis getreten waren. Endlich hatten sie ihr Spiel beendet, beide faßten sich einander an und mit edlem Anstand kreuzten sie die Arme über die Brust, verbeugten sich vor Herrn Peter und Frau Bertha, um mit niedergeschlagenen Augen, rückwärts gehend, so daß dem Burgherrn und seiner Gemahlin ihr Antlitz stets zugekehrt blieb, die Burgpforte zu gewinnen.«
»Da wandte sich die Burgfrau zu ihrem Gemahl und flüsterte diesem etwas ins Ohr. Eben waren die Pferde vorgeführt worden, als Herr Peter, sich in den Sattel schwingend, den Davoneilenden ein Halt zurief. Gehorsam eilten sie zurück und traten vor ihn hin.
»Du Bursche,« sagte er zu dem Flötenspieler, »Du kannst gehen, das Mädchen bleibt hier.« Der Knabe verstand ihn nicht, aber er sah, was für ein Verlust ihm drohte, als ein Dienstmann des Burgherrn das Mädchen ergriff, es auf den Arm hob und mit ihr im Hause verschwand. Der Bursche wollte ihr nach, aber der Jagdzug setzte sich in Bewegung, und die Kopf an Kopf dem Ausgange zustrebenden Pferde trieben ihn vor sich her. Er wußte nicht, was er that; er bat, er schrie, er weinte – jedoch das Getöse der Roßhufe verschlang seine Stimme, bis er sich endlich an dem Steigbügel des Pferdes anklammerte, welches Frau Bertha ritt, um sie in seiner Sprache zu beschwören, die Schwester, die ihm mehr wie das Leben galt, die seit Anbeginn seines Denkens mit ihm zusammen ihre Künste trieb, frei zu geben. Der Burgfrau wurde der Bursche lästig, und ein Schlag mit der Rute, mit der sie das Pferd antrieb, war die einzige Antwort. Der Knabe fiel zu Boden und die Pferde gingen über ihn hinweg. Nach stundenlangem Liegen fand ihn ein Schäfer; der rieb ihm die Wunden mit Salben und nach wenigen Tagen, die er in dem Obdache zubrachte, welches der gute Mann ihm gab, konnte er daran denken, seinen Fuß wieder durch das Land wandeln zu lassen. Aber vorerst gedachte er nochmals die Schwester zu sehen, und in einer Sommernacht erklomm er den Felsen, auf dem die Burg steht, und mit der Gelenkigkeit einer Katze zog er sich an der Traufe, welche das Regenwasser vom Dache leitete, zu den Fenstern des Hauses empor, von denen herab man in die grausige Tiefe des Abgrundes sieht. Und er hatte Glück, denn gerade als er sein Knie auf den Sims eines Fensters stützte, um zu verschnaufen, sah er seine Schwester, wie sie der Burgfrau den Nachttrunk kredenzte. Wie war sie abgehärmt, bleich und ihre Augen thränenschwer! Er fühlte, wie seine Kräfte erlahmten und ließ sich bis auf den zackigen Fels herunter. Dort nahm er seine Pfeife aus dem Quersack und entlockte ihr die wilden Weisen, wie an jenem Abend, als sie das Tambourin schlug. Immer wilder, sehnsüchtiger und dringender wurde der Ton. Da zeigte sich am Sims des Fensters, durch das er eben geschaut, eine hohe weiße Gestalt; sie schien frei zu schweben und rief ihm zu. Die Flöte verstummte, die Schwester, die jenem Ton blindlings zu folgen gewöhnt war, ging ihm auch heute nach. Er sah empor – ein jäher Aufschrei entrang sich seinen Lippen, und lautlos stürzte das Mädchen in die Tiefe und riß in ihrem Fall den Bruder mit hinab. Ihre Gebeine werden wohl die Raubtiere abgenagt haben, die des Nachts um den Ehrenfels kreisen!« …
Der Spielmann sah scharf zu Peter hinüber, dieser aber blickte unverwandt zur Erde, so daß eine Gefühlsregung im Antlitz nicht zu entdecken war. Der Weg stieg immer mehr und mehr, nur langsam erklommen die Pferde den steilen Burgpfad; Hunold jedoch schien eine Antwort aus dem Ritter herausholen zu wollen, denn nach einer kleinen Pause wandte er sich an ihn mit den Worten:
»Das war nur ein Begebnis, doch wieviele könnte ich Dir, wohledler Ritter, noch auftischen; ich bin zwar nur ein fahrender Sänger, und Dein Stolz erlaubt Dir nicht, mit mir Rede zu pflegen; aber, Ritter Peter, glaubst Du, daß im Jenseits schlechte Thaten gerichtet werden? Du antwortest mir nicht – nun wohl, schon diesseits sollst Du gerichtet werden, so wahr ich das Gute belohne und das Schlechte strafe.«
Da lachte der Ritter höhnisch: »Ihr seid ein Gaukler, ein Teufelsbanner, wie unter dem fahrenden Volke ja so viele leben sollen.«
»Und wenn ich ein Teufelsbanner bin,« erwiderte ernst der Spielmann, »nun wohl, so werde ich Dich zu bannen wissen, denn Du bist ein Teufel in menschlicher Gestalt.«
Hunold ritt um eine Pferdelänge den beiden andern voraus und sah Peter ins Gesicht. Dieser erhob seine Augen und starrte entsetzt demselben Antlitz entgegen, das er an jenem Tage auf der Burg an dem Spielmann gesehen, als er die vom Wasser Geschädigten auswies. Da befiel ihn zum ersten Mal namenlose Angst. Über eine Vergeltung im Jenseits hatte er bisher nie nachgedacht, aber jetzt fürchtete Peter die Zukunft, denn nun wußte er, daß er in die Hände eines unerbittlichen Feindes gefallen war. – –