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Antonfrancesco Grazzini

(1503-1584)

Antonfrancesco Grazzini, genannt il Lasca, geb. am 22. März 1503 zu Florenz, gest. ebendort am 18. Februar 1584. Dichter, Komödienschreiber und Novellist. Seine unvollständig auf uns gekommene Novellensammlung, die »Nachtmähler«, scheint um die Mitte des 16. Jahrhunderts geschrieben worden zu sein. Erst 1743 wird das 2. Nachtmahl veröffentlicht und 1756 erscheint die ganze uns bekannte Sammlung mit Ausnahme einer 1765 veröffentlichten Novelle (La Giulleria).

Ein Florentiner Streich; die 4. Novelle des 2. Nachtmahls. Entnommen aus: »Antonfrancesco Grazzini: Die Nachtmähler und andere Novellen, zum erstenmal vollständig ins Deutsche übertragen von Hanns Floerke, München 1912 (Perlen älterer romanischer Prosa. Band XVIII)«.

Currado von Fiesole; die 5. Novelle des 2. Nachtmahls. Ebendaher entnommen.

Ein Florentiner Streich

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Scheggia und Pilucca waren geriebene und witzige Kumpane, junge Leute, die sich gern einen guten Tag machten, und in ihrer Kunst tüchtige Meister. Der eine war nämlich Goldschmied und der andere Bildhauer, und obwohl sie alles eher waren denn wohlhabend, waren sie doch erklärte Feinde aller Anstrengung, ließen alles draufgehen, was sie hatten, und lebten, da sie sich keinerlei Sorgen machten, lustig in den Tag hinein. Sie waren zufällig mit einem Mützenmacher, namens Gian Simone, einem nicht übermäßig klugen, aber wohlhabenden Manne, befreundet, der damals sein Geschäft am Canto de' Pecori hatte und in einem kleinen Gewölbe desselben, namentlich im Winter, Bekannte um sich versammelte. Hier erschienen Scheggia und Pilucca häufig, um sich die Zeit zu vertreiben, spielten hie und da auch nur Dame und Tarock, wenn aber eine lebhafte Unterhaltung im Gange war, wurden oft auch verschiedene Fiaschi geleert. Und da Scheggia ein anmutiger Plauderer war und die schönsten Einfälle hatte, erzählte er häufig allerlei von Geistern und Zauberei, was die Zuhörer ergötzte und mit nicht geringem Erstaunen erfüllte.

Gian Simone war damals in eine Nachbarin, eine außerordentlich schöne Witwe, verliebt; da diese aber aus edlem Hause und sehr ehrbar war, dazu durchaus die Mittel hatte, behaglich zu leben, sah er zu seiner Unzufriedenheit keine Hoffnung. Und da er kein anderes Mittel wußte, um zum Ziele zu gelangen, meinte er, allein mit Hilfe von Zauberei die ersehnte Frucht pflücken zu können. Er rief daher eines Tages Scheggia, zu dem er das größte Vertrauen hatte, beiseite, weihte ihn vollständig in seine Gefühle ein und bat ihn – nachdem er ihn zuvor hatte schwören lassen, Stillschweigen zu bewahren – um Rat und Hilfe. Scheggia erklärte ihm, seine Wünsche würden sich unschwer erfüllen lassen, er müsse sich jedoch mit Pilucca besprechen, der einen Freund, genannt Zoroastro, habe, der die Teufel nach seiner Pfeife tanzen lasse. Nachdem Gian Simone sich mit allem einverstanden erklärt hatte, kamen sie überein, am nächsten Abend im Hause Gian Simones zu speisen und sich über die in Sachen besagter Liebe zu unternehmenden Schritte schlüssig zu werden. Sowie Scheggia den Mützenmacher verlassen hatte, suchte er hochvergnügt Pilucca auf und erzählte ihm ausführlich die ganze Geschichte. Sie wollten sich darüber beinahe schief lachen und dachten, abgesehen von dem Spaß, den es geben würde, noch einen netten Profit dabei herausschlagen zu können. Sie entwarfen also einen vorläufigen Schlachtplan und gingen dann an ihre Beschäftigungen.

Am andern Abend dann (es war vor Allerheiligen) stellten sie sich zeitig im Laden Gian Simones ein, der sie bald darauf in sein Haus führte, wo er ein glänzendes Mahl hatte vorbereiten lassen. Als sie dann die Früchte gegessen hatten, ließen sie die Frauen ihr Zimmer aufsuchen und kamen nun auf Gian Simone und seine Liebe zu sprechen. Im Verlauf des Gesprächs richtete Scheggia an Pilucca die Bitte, er möge doch auf Zoroastro einwirken, daß er sich herbeilasse, es durch seine Zauberkünste dahin zu bringen, daß Gian Simone seine Geliebte genieße und sie ihn besitzen zu lassen, wie er es schon unzähligen anderen wackeren Leuten gleich ihm zuliebe getan. Nachdem Pilucca erklärt hatte, er wolle sich alle Mühe geben und am nächsten Tage Bescheid, und zwar, wie er fest glaube, günstigen, bringen, verabschiedeten sie sich schließlich von Gian Simone. Dieser aber fühlte sich ganz beruhigt und froh und konnte es kaum erwarten, mit seiner Witwe zusammenzusein. Nachdem die beiden Kumpane noch verschiedenerlei besprochen hatten, gingen sie zu Bett.

Am andern Morgen aber suchten sie besagten Zoroastro, ihren gemeinsamen Freund, auf und erzählten ihm den ganzen Anschlag. Dieser fand seinen vollen Beifall, da er sehr auf dergleichen Streiche aus war, und er machte ihnen viele Vorschläge, und sie verfielen zusammen auf viele Mittel, Gian Simone hineinzulegen und dumm zu machen. Sie kamen schließlich überein, Pilucca solle zu ihm gehen und ihm sagen, der Geisterbeschwörer sei bereit, alles zu tun, was in seinen Kräften stehe, doch wolle er fünfundzwanzig Dukaten im voraus. Hierauf verließen sie Zoroastro, und Pilucca suchte Gian Simone in seinem Laden auf und teilte ihm alles mit. Diesem schien es sehr merkwürdig, daß er fünfundzwanzig Florinen und noch dazu im voraus bezahlen sollte, und da er sich vorläufig noch nicht dazu entschließen konnte, antwortete er Pilucca, er wolle sich mit Scheggia beraten, sie möchten zusammen zu ihm kommen, er erwarte sie zum Mittagessen, dann werde er einen Entschluß fassen; denn er wolle nichts ohne Scheggias Rat unternehmen. Pilucca gefiel dies sehr, er suchte Scheggia auf, der ihn in der Santa-Reparata-Kirche erwartete, und erzählte ihm alles, was diesen mit großer Befriedigung erfüllte. Sie gingen darauf eine gute Weile spazieren und begaben sich dann gegen die Stunde des Mittagessens zu Gian Simone. Als dieser ihrer ansichtig wurde, kam er ihnen entgegen, ergriff sie bei der Hand und führte sie zum Essen nach Hause (er wohnte damals in der Via Fiesolana).

Nachdem sie aber dann die Mahlzeit hinter sich und lange Zeit über den Zauber und den Zauberer geredet hatten, wollte sich Gian Simone doch nicht dazu verstehen, die fünfundzwanzig Dukaten zu bezahlen, besonders, weil er sie im voraus geben sollte. Scheggia erklärte ihm jedoch, daß der Geisterbeschwörer es dahin bringen würde, daß seine Dame nicht ohne ihn würde leben können, und erreichte es schließlich, daß er einwilligte, doch wollte er vor Auszahlung des Geldes ein Zeichen seiner Kunst sehen, aus dem er schließen könne, daß seine Hoffnung, in den Besitz seiner Geliebten zu gelangen, sich erfüllen werde.

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»Ihr wißt doch«, antwortete ihm Scheggia, »daß er ein Ehrenmann ist: er wird Euch Dinge sehen lassen, die Euch verblüffen werden, und Ihr werdet volle Gewißheit erlangen, – aber habt Ihr Euch schon überlegt, wie Ihr das erstemal mit ihr zusammen sein wollt? sagt!« »Nein, noch nicht«, antwortete Gian Simone. Worauf Pilucca: »Es wird gut sein, wenn er sie Euch das erstemal gegen Mitternacht ans Bett kommen läßt und sie Euch an die Seite legt und daß er sie dann mit solcher Liebe zu Euch erfüllt, daß sie ihren einzigen Gott in Euch sieht und sich nach Euch verzehrt wie das Salz im Wasser. Er wird es dahin bringen, daß sie gieriger hinter Euch her ist als die Lämmer hinter dem gesalzenen Brot.« »Du hast's getroffen!« rief Gian Simone, »man hätte es gar nicht besser ersinnen können, so soll's gemacht werden; aber bevor ich das Geld hinzahle, will ich ein Zeichen sehen, nicht etwa, weil ich Euch nicht traute, sondern um nicht als gedankenloser Mensch zu erscheinen, um im Gegenteil zu beweisen, daß ich ein Mann und kein Schatten bin, und in jeder Hinsicht als Mann von Kopf dazustehn; der Zauberer wird mich darum nur um so höher achten.« »Man kann keinen Einwand gegen Eure Gründe erheben, so gut sind sie«, erwiderte Scheggia, »und darum wollen wir übermorgen abend, also Sonntag, ihn zusammen in seinem Hause in der Via Gualfonda aufsuchen, und Ihr werdet Euer blaues Wunder erleben.« Nachdem sie dann noch über vieles andere geredet hatten, beschlossen sie schließlich, sich in Santa Maria Novella zu treffen, verließen das Haus, und während Gian Simone vergnügt seinem Laden zustrebte, begaben sich die beiden Kumpane zu Zoroastro.

Dieser Zoroastro war ein Mann von sechsunddreißig bis vierzig Jahren, groß und wohlgebaut, hatte eine olivfarbene Haut, ein finsteres Gesicht mit wildem Blick, einen schwarzen, struppigen Bart, der fast auf die Brust herabreichte, und war sehr wunderlich und phantastisch. Er hatte sich mit der Alchimie abgegeben und mit Zauberpossen beschäftigt, was er auch noch tat. Er besaß Siegel, magische Zeichen, Talismane, Denkzettel, Glocken, Destillierblasen und verschiedene Schmelzöfen zum Destillieren von Kräutern, Erde, Metallen, Steinen und Hölzern, ferner Jungfernpergament, Luchsaugen, Geifer von einem tollen Hund, Rückengräten von der Nagelroche, Totenbeine, Stricke von Gehängten, Dolche und Degen, die Menschen ins Jenseits befördert hatten, das Schlüsselbein und das Messer Salomonis, Kräuter und Samen, gepflückt zu verschiedenen Phasen des Mondes und unter verschiedenen Konstellationen, und tausend andere Kinkerlitzchen und Seltsamkeiten, die dazu dienten, den Einfältigen Furcht einzuflößen. Er beschäftigte sich mit Astrologie, Physiognomie, Chiromantie und hundert andern Narreteien, glaubte fest an die Hexen, vor allem aber forschte er den Geistern nach. Und trotz alledem hatte er noch nie etwas sehen oder machen können, was gegen die Ordnung der Natur gewesen wäre, obgleich er die unmöglichsten Dinge und Fabeln darüber erzählte und sich bemühte, die Leute mit Worten davon zu überzeugen. Er war ziemlich wohlhabend, und da er weder Vater noch Mutter mehr hatte, mußte er die meiste Zeit allein hausen, weil er keine Magd und keinen Diener finden konnte, die sich nicht gefürchtet hätten, mit ihm zusammen zu wohnen, worüber er innerlich die größte Freude von der Welt empfand. Da er wenig Umgang hatte, aufs Geratewohl herumspazierte, einen verfilzten Bart trug, sich niemals kämmte, schmierig und unsauber war, wurde er vom niederen Volke für einen großen Philosophen und Geisterbeschwörer gehalten. Scheggia und Pilucca waren seine besten Freunde und wußten aufs Gramm genau, wieviel er wog und was hinter ihm steckte.

Als sie ihn nun gefunden hatten, erzählten sie ihm von der mit Gian Simone getroffenen Übereinkunft und daß er die vorauszubezahlenden fünfundzwanzig Dukaten erst hergeben wolle, wenn er ein Zeichen gesehen habe, das ihm für den Erfolg bürge, und teilten ihm schließlich mit, was sie verabredet hatten. Dessenungeachtet wußte der sehr geriebene Zoroastro Rat, und nachdem er zuerst viele Mittel, ihn das begehrte Zeichen schauen zu lassen, und dann ebensoviel Wege zur Behandlung der Liebesangelegenheit angegeben hatte und die beiden Kumpane ihrerseits eine Unzahl Möglichkeiten in Vorschlag gebracht hatten, einigten sie sich und setzten fest, was zu geschehen habe. Dann erklärte Zoroastro noch, daß er sie am Sonntagabend wohlvorbereitet in seinem Hause erwarte, worauf sie, hochvergnügt in der Erwartung, einige Tage und Wochen auf Kosten Gian Simones schlemmen zu können, abzogen und sich bis zum verabredeten Termin ihrem Zeitvertreib und ihrer Kurzweil hingaben.

Gian Simone, der jeden Morgen seine Witwe rund und frisch sah, verzehrte sich in Sehnsucht nach ihr wie der Schnee in der Sonne und konnte es gar nicht erwarten, sie an sich zu drücken. »Hah, du schlimme Verräterin!« sagte er bei sich selbst, »du ketzerische Hündin, du hast mir noch nicht ein einziges Mal in die Augen gesehen, seit ich mich in dich verliebt habe, aber die Zeit wird kommen, wo du mir das bereuen und mit heißen Augen darüber weinen sollst! Laß mich nur machen: wenn ich dir das Prätzchen auf den Buckel lege, sollst du schon kirre werden, beim Leib des Antichrist!« Und da er häufig bald Scheggia, bald Pilucca sah, unterließ er es nie, sich in Erinnerung zu bringen und ihnen seine Angelegenheit auf die Seele zu binden.

Endlich kam der Sonntag, und Gian Simone war kaum mit dem Mittagessen fertig, als er in die Kirche Santa Maria Novella ging und dort die Vesper, die Komplete und den Lobgesang anhörte, so daß er, als er die Kirche verließ, gerade mit den beiden Freunden zusammentraf; denn es war kurz vor dem Avemarialäuten. Man wünschte sich guten Abend, und er sagte: »Ich fing schon an zu zweifeln, – ihr seid so spät gekommen!« »Es ist durchaus nicht spät, nein«, antwortete Pilucca, »wir hatten verabredet, gegen halb hinzugehen.« Damit schwenkten sie um die Ecke und erreichten das Haus des Zauberers, gerade als es anfing, dämmerig zu werden. Auf ihr zweimaliges Klopfen wurde das Türseil gezogen, Zoroastro erschien mit einem Leuchter in der Hand am Kopf der Treppe und leuchtete ihnen, und als sie die Treppe erklommen hatten und in den Saal getreten waren, empfing er sie heiteren Antlitzes. Man setzte sich, begann ein Gespräch und unterhielt sich über verschiedene Dinge, die sich aber alle auf Teufel und Geister bezogen. Schließlich richtete Pilucca das Wort an Zoroastro und sagte: »Das da ist jener verliebte Ehrenmann, von dem ich Euch gesprochen habe, – er ist gekommen, um ein Zeichen Eurer Kunst zu sehen und dann alles zu tun, was wir wollen.« Da richtete Zoroastro die schrecklichen Augen auf Gian Simone und sagte zu ihm mit einem Blick, so wild, daß er ihn ganz erschauern machte: »So sei's denn, ich bin bereit – euch zuliebe – zu tun, was er will, andre als ihr würden mich aber nicht dazu bringen, dies zu tun, doch ihr seid so sehr meine Freunde, daß ich in keiner Sache, in der ich etwas machen kann, euch im Stiche lassen mag noch darf.«

Damit ließ er sie im Saale zurück, indem er sagte, er werde gleich wiederkommen, verschwand in seiner Kammer und zog sich ein schneeweißes, bis auf den Boden herabreichendes Hemd an, gürtete sich in der Mitte mit einer roten Schnur, setzte sich einen Helm aufs Haupt, umwunden von einem Kranz nachgemachter, aber so kunstvoll gebildeter Schlangen, daß sie zu leben schienen, und nahm in die Linke ein Marmorgefäß und in die Rechte einen Schwamm, der an einen menschlichen Schenkelknochen gebunden war. Also verkleidet erschien er wieder im Saal, und ebensoviel Vergnügen und Spaß die beiden Kumpane bei seinem Anblick empfanden, ebensoviel Furcht und Unbehagen peinigten Gian Simone, der es fast bereute, mitgekommen zu sein. Nachdem Zoroastro den Schwamm und das Gefäß auf den Boden gesetzt hatte, sagte er den dreien, sie sollten sich durch nichts, was sie sehen oder hören würden, in Schrecken setzen lassen und nie die Namen Gottes oder der Heiligen aussprechen. Hierauf zog er ein Büchlein aus den Falten des Gewandes, tat, indem er leise vor sich hinmurmelte, als lese er erhabene und tiefe Dinge, kniete dann nieder, küßte bald den Boden, bald erhob er den Blick gen Himmel und trieb so eine Viertelstunde lang den größten Hokuspokus von der Welt. Darauf öffnete er das Gefäß, das mit roter Farbe gefüllt war, tauchte den Schwamm hinein und sprach mit dumpfer Stimme: »Mit diesem Blut aus Drachenleibe ich Plutos Zauberkreis beschreibe.« Damit zog er einen Ring, so groß, daß er zwei Drittel des Saales einschloß, kniete sich in seine Mitte, küßte dreimal die Erde und sagte: »Sprecht, welches Zeichen wünscht ihr?« Da wandte sich Pilucca zu Gian Simone, der wie ein Blatt im Winde bebte, und fragte ihn, was für ein Zeichen er am liebsten sehen möchte. Dieser blickte sich hilfesuchend nach Scheggia um und bat ihn, einen Vorschlag zu machen. Er und Pilucca warteten mit einer ganzen Reihe auf, aber keines fand seinen Beifall: denn das eine war zu geringfügig, das andere zu gewaltig, das dritte gefährlich, das vierte verstieß gegen den Glauben – kurz er konnte zu keinem Entschluß kommen.

Da sagte Zoroastro lächelnd: »Ich will Euch etwas zeigen, was vergnüglich und zum Lachen, aber trotzdem keine Kleinigkeit ist: ich sehe nämlich eben den Monaco, unser aller Freund, der sich gerade an der Ecke des Mercato Vecchio befindet und noch in Pantoffeln, Mantel und Kappe ist. Ihn will ich vermöge meiner Kunst unverzüglich hier in diesen Kreis kommen lassen.«

Dieser Vorschlag gefiel Gian Simone sehr, zumal Scheggia und Pilucca ihm Beifall spendeten, und er erklärte, er werde ihn sehr gerne sehen, da er ja sein Gevatter sei. Dieser Monaco war als Makler bei der Seidenzunft eingeschrieben, beschäftigte sich aber noch mit anderen Dingen: er stiftete Ehen, vermietete Häuser, machte kleine Kuppelgeschäfte und hätte, wenn es erforderlich gewesen wäre, sich zu allerlei kleinen Dienstleistungen herbeigelassen, auch kleine Prellereien verübt. Er war ein lustiger Gesell, ein Tänzer, Sänger, vortrefflicher Harfenspieler, kurz, ein mit allen Hunden gehetzter, zu allem verwendbarer Mensch, dazu, wie gesagt, ein ganz besonderer Freund Zoroastros, Scheggias und Piluccas. Diese hatten ihn von den Schmerzen Gian Simones unterrichtet, und er war laut Verabredung am Abend in Zoroastros Haus gekommen, gekleidet, wie Ihr vernommen habt, und dazu mit zwei zusammengebundenen Stauden Kopfsalat und einem Bund Rettiche versehen. Und während die drei ans Tor gepocht hatten und ins Haus getreten waren, hatte er sich auf das äußere Gesims des Fensters gestellt, das auf die Straße hinausging, und obwohl seine Lage dort sehr wenig angenehm war, stand er doch so, daß er nicht fallen konnte. Zoroastro aber hatte das Fenster so hergerichtet und dem Holzriegel eine solche Lage gegeben, daß es geschlossen schien, es aber nicht war und sich beim leisesten Druck öffnen mußte.

Während Monaco nun auf diese Art wartete, sah und hörte er durch ein eigens zu diesem Zwecke angebrachtes Löchlein alles, was im Saale vorging und gesprochen wurde und erwartete den großen Augenblick mit unbeschreiblichem Vergnügen. Zoroastro fuhr nun fort und sagte: »Unser Monaco ist an einen Salathändler herangetreten, der ihn bittet, ihm etwas abzukaufen.« Und nach einer kleinen Pause: »Er hat zwei Köpfe Salat und einen Bund Rettiche genommen. Oh! jetzt bindet der Mann sie ihm zusammen. Oh! jetzt wechselt er ihm einen Dickgroschen, um ihm den Rest herauszugeben; denn der Salat und die Rettiche kommen auf sechs Heller.« Damit streckte er sich bäuchlings auf dem Boden aus und murmelte unverständliche Worte, sprang dann auf die Füße und machte zwei Tanzschritte, worauf er sich am Rande des Kreises hinkniete und starr in das Gefäß blickte. Hierauf sagte er: »Unser Monaco hat bereits den Rest zurückerhalten und geht mit dem Salat nach der Via Pellicceria zu, um sich nach Hause zu begeben; aber in diesem Augenblick habe ich ihn unsichtbar von den Teufeln vom Erdboden erheben lassen; da – jetzt ist er über dem Bischofspalast! O, er kommt schnell! Jetzt ist er über der Piazza di Madonna! Oh! jetzt über dem alten Platz von Santa Maria Novella, jetzt schwebt er in die Via Gualfonda! Oh! jetzt hat er die Straße erreicht! Oh! jetzt ist er keine fünfzig Ellen mehr entfernt! Oh! da ist er, da ist er, – dicht am Fenster! Gleich wird er im Kreise stehen!« Kaum war dieses letzte Wort gesprochen, da gab Monaco, der gespannt lauerte, dem Fenster einen Stoß und schwang sich wie im Fluge mitten in den Kreis hinein, in Pantoffeln, Mantel, Kappe und mit dem Salat und den Rettichen in der Hand. Und im gleichen Augenblick stieß er einen lauten Schrei aus und fing an zu brüllen, was das Zeug halten wollte.

Als Gian Simone dies sah, befiel ihn alsbald solches Entsetzen und solche Furcht, daß er nahe daran war, tot umzusinken. Trotzdem wollte er sprechen, vermochte aber kein Wort herauszubringen, und infolge der übermäßigen Angst revoltierten seine Därme und schon hatte er die Hosen gestrichen voll. »Ist das nicht das deutlichste Zeichen, daß er mit den Teufeln machen kann, was er will, o Gian Simone?« fragte ihn Scheggia ganz unbefangen. Monaco aber brüllte: »Ha, ihr Verräter! Was soll das heißen? Spielt man so ehrenwerten Männern mit?« Pilucca bemühte sich, ihn zu beruhigen und zu trösten, während Scheggia und Zoroastro Gian Simone umstanden. Da sie sahen, daß er stumm blieb und im Gesicht aschfahl war, waren sie sehr besorgt um ihn. Sie griffen ihm daher unter die Arme, zogen ihn von seinem Sitz empor und fingen an, ihn im Saale auf und ab zu führen. Als er dann wieder ein wenig zu Atem und Sprache gekommen war, sagte er zitternd: »Laßt uns gehen, laßt uns gehen! Ich kann es kaum erwarten, bis ich zu Hause bin«, und dabei schlugen seine Zähne dermaßen aufeinander, daß er es noch mehrere Wochen darauf in den Kinnbacken spürte. Scheggia ergriff ihn daher hei der Hand und ging mit ihm, ohne ein Wort zu sagen, nach der Treppe.

Er war aber noch keine zwei Schritte gegangen, als er, zumal Gian Simones Darm sich noch immer nicht beruhigt hatte, merkte, daß dieser sich in die Hosen hofiert haben müsse. »Gian Simone«, sagte er daher zu ihm, indem er sich nach ihm hinwandte, »ich wette, Ihr habt Euch in die Hosen gemacht.« »Das würde Cimabue sehen, der blind geboren wurde«, bemerkte Pilucca, »riechst du nicht, wie er stinkt?« »Ich wundere mich«, antwortete ihm Gian Simone, »daß ich nicht meine Seele von mir gegeben habe, vom Herzen ganz zu schweigen; ach Gott! ich war nahe dran, den Geist aufzugeben.« »Es wird daher gut sein, wenn Ihr Eure Kleider wechseln geht«, ließ sich da Zoroastro vernehmen, »damit Ihr mir nicht das Haus verpestet; nachher können wir uns dann in aller Gemütlichkeit wiedersehen.« Und so ging Scheggia mit ihm fort und ließ Monaco, der nicht aufhören wollte, sich zu beschweren, und Pilucca, der so tat, als bemühe er sich, ihn zu beruhigen, zurück und brachte ihn nach Hause, nachdem er ihm auf dem ganzen Wege keine vernünftige Antwort gegeben, vielmehr in einem fort geklagt und geseufzt hatte. So klopfte er denn schließlich an seine Haustür, schloß sie hinter ihm zu und kehrte zu seinen Kumpanen ins Haus Zoroastros zurück. Man kam den ganzen Abend aus dem Lachen nicht heraus, speiste beim Zauberer zu Nacht, und jeder suchte dann seine Behausung auf.

Als Gian Simone daheim war, rief er vom Erdgeschoß seiner Frau und der Magd hinauf, sie sollten schnell Wasser aufs Feuer setzen, er müsse sich sehr notwendig waschen. Als die Frau den Gestank roch, den er verbreitete, und sein fahles Gesicht sah, fragte sie besorgt: »Lieber Mann, was ist Euch denn Unangenehmes begegnet, daß Ihr ausseht, als kämet Ihr eben aus dem Grabe? Was hat das zu bedeuten?« »Ach«, antwortete Gian Simone, »ich wurde von so plötzlichen Leibesschmerzen und einer so heftigen Kolik befallen, daß ich beinahe gestorben wäre; als ich daher schnell nach Hause eilte, wurden die Schmerzen unterwegs so unerträglich, daß ich, da ich keinen anderen Ausweg wußte, der Natur freien Lauf lassen mußte.« Die Gattin, die eine tüchtige Frau war, zog ihm die Hosen aus und brachte ihn, nachdem sie ihn mit Hilfe der Magd gründlich abgewaschen hatte, seinem Wunsche entsprechend zu Bett, ohne daß er zu Abend gegessen hätte. Hier jammerte und stöhnte er und machte die ganze Nacht kein Auge zu; gegen Tagesanbruch aber begann er zu frösteln und verfiel in ein gehöriges Fieber.

Scheggia, der sich am andern Morgen zeitig erhoben hatte, suchte Pilucca auf, und sie gingen zusammen um die Terzie herum in den Laden Gian Simones, wo sie vernahmen, daß er sich nicht wohl befinde. Dies erfüllte sie mit Besorgnis, und Scheggia, der besser mit ihm bekannt war, ging hin, ihn zu besuchen, und fand ihn von Aussehen wie eine Leiche im Bette liegen. Er sagte daher, damit die Sache in der Stadt nicht ruchbar würde, zu ihm, er wünsche, daß er einen Arzt zu Rate ziehe, und er wolle ihm einen besorgen. »Aber wen denn?« fragte Gian Simone. »Meister Samuel, den Juden«, antwortete Scheggia, – der war damals nämlich der beste Arzt in Florenz und ganz Italien. Und damit die Sache nicht auf die lange Bank geschoben würde, machte er sich sofort auf den Weg, und als er den Arzt, mit dem er sehr befreundet war, gefunden hatte, erzählte er ihm von Anfang bis zu Ende die ganze Krankheitsgeschichte Gian Simones. Dieser wollte sich während des Berichtes halbtot lachen, machte sich dann aber eiligst mit Scheggia auf, um den Kranken zu sehen, ließ ihm sofort acht oder zehn Unzen Blut, vom dicksten und dunkelsten, das man je gesehen, abzapfen und sagte zu ihm: »Gian Simone, sei unbesorgt. Du bist wiederhergestellt.« Und um es kurz zu machen: nach acht oder zehn Tagen, während deren er ihn eine sorgsame und gute Diät hatte einhalten lassen, ließ er ihn, gleichzeitig vom Fieber und von der Liebe geheilt, aufstehen.

Wegen dieser Liebesangelegenheit besuchte ihn, der bisher noch nicht wieder ausgegangen war, Scheggia, dem es kurios vorkam, daß ihm die fünfundzwanzig Dukaten entgehen sollten, brachte das Gespräch auf Gian Simones Liebe und sagte: »O Gian Simone, nun Ihr dank Gottes Gnade wiederhergestellt seid und ein Zeichen gesehen habt, gewichtig genug, Euch glauben zu lassen, daß Zoroastro der Mann ist, Euch zu dienen, nun, sage ich, fehlt nichts weiter als das Geld. Gebt es her und das Werk wird zum Abschluß gebracht werden, und Ihr könnt, wann es Euch behagt, Eure dralle Witwe in die Arme schließen, die wahrhaftig ein prächtiger Brocken ist, wie geschaffen, um ohne viel Rücksicht und Schonung darüber herzufallen.« Hierauf antwortete Gian Simone, indem er den Kopf schüttelte: »Freund, ich danke dir und dem Geisterbeschwörer ebenfalls, doch, um dir's kurz zu sagen: ich will mich weder mit Teufeln noch mit Geistern bemengen. Weiß Gott, ich zittere noch, wenn ich an Monaco denke, der dort, durch die Luft dahergetragen, halbtot erschien, ohne daß man gesehen hätte, wer ihn brachte. Ich schwöre dir, so wahr ich lebe, daß mir die Liebe ganz und gar aus dem Leibe gefahren ist und ich mich gar nicht mehr um die Witwe kümmere; ja, wenn ich an sie denke, empfinde ich sogar Widerwillen gegen sie, da sie doch beinahe die Ursache meines Todes gewesen ist. O was für eine gräßliche Furcht befiel mich plötzlich! Die Haare sträuben sich mir, wenn ich daran zurückdenke; sage daher Zoroastro, daß ich seine Dienste nicht länger in Anspruch nehme, und statte ihm meinen Dank ab.«

Als Scheggia diese Worte hörte, wurde er ganz klein, und es schien ihm, als habe er sich vergebens bemüht, und er sagte bei sich selbst: »Schau, die Sache wird sich nicht so leicht machen, wie wir gedacht hatten.« Und da er besorgte, mit langer Nase abziehen zu müssen, antwortete er ihm folgendermaßen: »O weh, Gian Simone! was sagt Ihr mir da? Hütet Euch, daß der Geisterbeschwörer nicht in Zorn gerät! Welch bedenkliche Absicht habt Ihr? Ihr rennt in Euer eigenes Unglück! Ich fürchte sehr, daß Zoroastro, wenn er diese Kunde von Euch hört, glauben wird, Ihr macht Euch über ihn lustig, und in Zorn gerät und Euch dann irgendwie übel mitspielt. Das ist ja ein nettes Verfahren und steht Ehrenmännern wohl an, sein Wort zu brechen! Wozu braucht Ihr ihn denn zu veranlassen, einen Beweis von seiner Kunst zu geben, wenn Ihr die Ansicht hattet, die Sache nicht weiter zu verfolgen? Er ist zwar nicht der Mann, blindlings zu handeln, Gian Simone, – aber wenn er Euch in irgendein häßliches Tier verwandelt, habt Ihr ein feines Geschäft gemacht.«

Der Mützenmacher war vor Schreck weiß wie ein frischgewaschenes Leintuch geworden und rief: »Beim Blute aller Märtyrer, ich schwöre, daß es morgen früh mein erstes sein soll, zum Rate der Acht zu gehen, ihnen den Fall zu erzählen und mich vor jeder Unbill zu sichern, – ich weiß übrigens gar nicht, was mich zurückhält, jetzt gleich hinzugehen!«

Sowie Scheggia den Rat der Acht nennen hörte, wurde er bald rot, bald blaß und sagte bei sich selbst: »Holla, jetzt wird die Sache brenzlig; jetzt heißt's vorbauen und sorgen, daß der Teufel nicht in Prozession geht!« und zum Mützenmacher gewandt, sagte er begütigend: »Ihr irrt jetzt von der Hauptfrage ab, Gian Simone, und ich möchte in Euerm Interesse nicht um tausend Goldflorinen, daß Zoroastro erführe, was Ihr gesagt habt. Wißt Ihr denn nicht, daß der Rat der Acht wohl Macht über Menschen, aber nicht über die Dämonen hat? Zoroastro hat tausend Mittel, Euch, sofern ihn die Lust dazu ankommt, ins Unglück zu stürzen, ohne daß man je dahinterkäme. Da er aber liebenswürdig, höflich und bereitwillig ist, habe ich mir überlegt, daß es gut wäre, wenn Ihr ihm ein Geschenk machtet, das nicht allzuviel kostet, nämlich vier Paar Kapaunen, acht Paar fette Tauben, zehn Fiaschi eines guten Weines, wie er bei den Giugni und den Macinghi verkauft wird, sechs Topfenkäse und sechzig Kaktusfeigen, und sie ihm durch zwei Lohndiener als Präsent übersendet. Er wird diese Liebenswürdigkeit und Freigebigkeit höher schätzen und mit größerer Genugtuung aufnehmen, als wenn Ihr ihm hundert Dukaten gebt, und Ihr werdet sehen, daß er zu Euch schicken wird, um sich zu bedanken. Auf diese Weise werdet Ihr ihn Euch als Freund erhalten. Handelt Ihr aber anders, so schneidet Ihr Euch in Euer eigenes Fleisch und haut Euch mit dem Beil ins Bein.«

Dieser Ausweg gefiel Gian Simone sehr, und er sagte: »Ich möchte, daß du ihm in meinem Namen das Geschenk überreichst, mich bei ihm entschuldigst – du bist ja von allem unterrichtet – ihm tausendmal dankst und mich ihm empfiehlst.« »Mir ist's recht«, antwortete Scheggia, »und ich bin überzeugt, ihn dadurch zufriedenzustellen und Euch als Freund zu erhalten.« »Es wäre mir sehr lieb, wenn er zufrieden wäre«, erklärte Gian Simone, »an seiner Freundschaft ist mir dagegen gar nichts gelegen.« Damit rechnete er aus, wie hoch die Viktualien kommen würden, die Scheggia vorgeschlagen hatte, und gab ihm das Geld dafür. Scheggia ging also auf den Mercato Vecchio, nahm sich zwei erfahrene Lohndiener, schickte den einen aus, um den Wein zu kaufen, während er den andern beim Geflügelhändler, der schöne und fette Kapaunen und ebensolche Tauben hatte, mit der eingehandelten Ware belud, und sobald der erste mit dem Wein zurückgekehrt war und auch die Früchte gekauft waren, begab er sich zum Hause Gian Simones. Hier rief er ihn ans Fenster, ließ ihn einen Blick auf die Lebensmittel werfen und sagte: »Ich gehe jetzt also hin.« »Geh«, antwortete Gian Simone, »und gebe Gott, daß du guten Erfolg hast!« Scheggia zog also ab und ging, von den beiden Lohndienern gefolgt, zu Zoroastro, dem er lachend das Gespräch erzählte, das er mit Gian Simone gehabt hatte. Dem Zauberer machte das keine kleine Freude, und nachdem er die Lohndiener ihre Last hatte niedersetzen und alles auspacken lassen, wollte er nicht aus dem Hause weichen, um die Lohndiener zu überwachen, damit das Essen aufs beste gerate.

Scheggia dagegen ging fort, um Monaco und Pilucca zu suchen. Als er sie endlich gefunden hatte, erzählte er ihnen die ganze Geschichte. Diese waren sehr zufrieden über das Ergebnis, nichtsdestoweniger schien ihnen ein bescheidenes Mahl im Verhältnis zu den fünfundzwanzig Dukaten ein schlechter Tausch, namentlich dem Pilucca, und er hätte sich unter keinen Umständen damit zufrieden gegeben, wenn er nicht von Gian Simones Absicht gehört hätte, die Hilfe des Rates der Acht in Anspruch zu nehmen. Sie kamen schließlich überein, sich im Hause Zoroastros einzufinden, um auf des Mützenmachers Kosten zu Abend zu essen. Hierauf trennte sich Scheggia von ihnen, suchte Gian Simone auf und überbrachte ihm im Namen Zoroastros tausend Danksagungen und Empfehlungen, worauf er in das Haus des Zauberers zurückkehrte, um sich um die Braten zu kümmern und dafür zu sorgen, daß sie nach seinem Sinn bereitet würden; war er doch andächtiger auf die Befriedigung seines Gaumens bedacht, als der heilige Franz auf die Askese. Zur festgesetzten Stunde erschienen dann Pilucca und Monaco, und nachdem sie zusammen weidlich über Gian Simone gelacht hatten, setzten sie sich schließlich zu Tisch, ließen sich von einem Diener Zoroastros und den Lohndienern die erwähnten wohlzubereiteten und richtig gebratenen Gerichte vorsetzen und genossen in aller Behaglichkeit ein wahres Prälatenmahl, gewürzt durch funkelnden Wein.

Als sie dann aber an dem Punkt angelangt waren, wo die Unterhaltung größeres Vergnügen macht als die Speisen, begann Pilucca, der immer an die fünfundzwanzig Dukaten denken mußte und sich nicht an den Gedanken gewöhnen konnte, daß es damit Essig sein sollte, ganz unvermittelt: »Diese Kapaunen und jungen Tauben sind bei Gott wohlschmeckend und zart gewesen, auch glaube ich nicht, je besseren Topfenkäse gegessen und köstlicheren Wein getrunken zu haben.« »Für morgen abend«, unterbrach ihn Zoroastro, »habe ich von allem die Hälfte zurücklegen lassen, so daß wir ebenso lecker tafeln können wie heute, und wenn du nur gewartet hättest, so hättest du gesehen, daß ich euch unter allen Umständen eingeladen hätte.« »Davon war ich vollkommen überzeugt«, erwiderte Pilucca, »und darauf zielte meine Rede auch nicht ab; ich wollte sagen, daß das Schmausen auf andrer Leute Kosten mir stets mehr als doppelt soviel Freude macht als das auf eigene, und darum möchte ich, daß wir irgendeinen Schelmenstreich inszenierten, Gian Simone irgendein Netz über den Kopf würfen, um ihm jene fünfundzwanzig Dukaten aus der Tasche zu locken, – bedenkt, wie viele Schmausereien wie diese das geben würde! Ich versichere euch, ich würde sechshundert Libbren schwer werden.« »Also los!« rief Monaco. »Und wie gedenkt ihr die Sache anzufangen?« fragte Scheggia. Da hagelte es von Seiten Zoroastros und der andern Vorschläge, Gian Simone zu überlisten, unter denen ein von Pilucca ausgehender als der aussichtsreichste und ungefährlichste angenommen wurde und später, wie Ihr alsbald hören werdet, auch besten Erfolg hatte. Als sie dann alles Nähere verabredet hatten, verabschiedeten sie sich von Zoroastro und gingen schlafen.

Um den ausgeheckten Plan zur Ausführung zu bringen, schrieb und imitierte Pilucca am andern Morgen in aller Frühe eine Vorladung, holte einen seiner Arbeiter von der Bauhütte von Santa Maria del Fiore, wo er Bauleiter war, einen Steinmetzen, der vor kurzem aus Rom zurückgekehrt war, setzte ihm einen verräucherten Helm auf, so daß er genau aussah wie ein Häscher, hing ihm eine Plempe an die Seite und schickte ihn mit den nötigen Verhaltungsmaßregeln zu Gian Simones Hause. Nachdem er dort ans Tor geklopft hatte und ins Haus getreten war, führte ihn die Magd in die Kammer, und er überreichte Gian Simone das Schriftstück. Als dieser ihn fragte, woher er komme und wer ihn schicke, antwortete er: »Lies und du wirst es sehen«, machte sich einen Augenblick ostentativ mit seinem Käsemesser zu schaffen, damit der Mützenmacher es sehen solle, und machte dann kehrt.

Als Gian Simone die höchst unerfreuliche Antwort hörte und die Waffe sah, kam ihm sofort der Gedanke, das müsse ein Häscher sein. Er hatte sich just entschlossen aufzustehen und las nun voll Unbehagen – das Fenster war bereits offen – im Bett die Vorladung, die folgenden Wortlaut hatte: »Von Seiten und auf Anordnung des hochwürdigsten Vikars des Erzbischofs von Florenz wird Dir, dem Mützenmacher Gian Simone, befohlen, Dich nach Einsichtnahme in diese Vorladung innerhalb dreier Stunden auf der Kanzlei des bischöflichen Palastes einzufinden, widrigenfalls Du in die Strafe der Exkommunikation und in eine Buße von hundert Goldflorinen verfällst.« Unterzeichnet hatte Pilucca das Schriftstück mit dem Namen des Sekretärs, der ihm bekannt war, und es dann mit einem halbverwischten Siegel versehen, dessen Bild nicht zu erkennen war und das so aussah, als sei es in aller Eile aufgedrückt worden, wie es manchmal geschieht.

Verblüfft und aufs höchste beunruhigt, überlegte sich Gian Simone, was das wohl zu bedeuten habe, und ließ sich unterdessen von seiner Frau die Kleider bringen und sich beim Anziehen helfen, entschlossen, auf jeden Fall heute morgen auszugehen. »Ich will heute hinaus, um einen Gang zu machen«, sagte er, »was zum Teufel habe ich mit dem Bischof zu schaffen? Ich weiß doch, daß ich weder mit den Priestern, noch mit den Mönchen, noch mit den Nonnen irgend etwas zu tun habe – ich kann das gar nicht verstehen!«

Mittlerweile pochte Scheggia, der in der Besorgnis, Gian Simone möchte das Haus verlassen, auf der Lauer stand, an die Tür, und es wurde ihm geöffnet. Kaum stand er in der Kammer, als er fast weinend anfing: »Nun ist es wirklich um uns geschehen, jetzt gibt's keinen Ausweg mehr! O wir Unglücklichen! Wir Elenden! Wer hätte es je gedacht? Weiß Gott, wenn ich davonkomme, befasse ich mich nie wieder mit Zauberern und Hexenmeistern! Verflucht seien die Geisterbeschwörer samt ihrer Kunst!« Gian Simone hatte schon einige Male den Versuch gemacht, ihn zu bewegen, den Grund seines Klagens zu verraten, aber Scheggia hatte weitergejammert und ihm keine Antwort gegeben. Als er dann die Geisterbeschwörer erwähnen hörte, schrie er: »Scheggia, ich bitte dich, sag mir doch, was ist denn passiert, was macht dich klagen?« Da antwortete Scheggia sogleich: »Das Allerschlimmste für mich wie für Euch!« »Weh mir!« rief Gian Simone aus, »was für eine Kunde bringst du?« Und damit wollte er ihm die Vorladung zeigen, als Scheggia fortfuhr: »Da seht her! Eine Vorladung des Vikars.« »O weh!« rief Gian Simone, »hier ist noch eine!« »Das ist's eben, weswegen es aus ist mit uns«, sagte Scheggia. »Wieso denn?« fragte Gian Simone, »sag doch schnell, erzähl mir, was los ist!«

Da begann Scheggia mit dumpfer, trauervoller Stimme: »Monaco, Euer Gevatter, der, wie Ihr wißt, von den Teufeln durch die Luft getragen wurde, hat, da ihn die Sache über die Maßen bedrückte, nicht eher geruht, als bis er von Pilucca den ganzen Zusammenhang herausgebracht und erfahren hatte, daß ich und Ihr die eigentlichen Veranlasser waren und daß alles inszeniert worden war, um Euch ein Zeichen sehen zu lassen. Aufgebracht und erbittert hierüber hat Monaco gestern den Vikar aufgesucht und ihm den Fall erzählt, und Pilucca hat seine Aussagen ihm zuliebe als wahrheitsgemäß bestätigt und bezeugt. Der Vikar, dem dies eine häßliche Geschichte schien, wollte daher sofort die Untersuchung einleiten, da es aber schon spät und der Geheimschreiber nicht mehr anwesend war, verschob er sie auf heute morgen. Dies habe ich soeben von einem Priester gehört, der mit dem Vikar zusammenwohnt und ein guter Freund von mir ist. Ihr seht jetzt also, woran wir sind.«

»Ja, ist denn das eine so bedenkliche Sache, daß du dich so darüber aufregst und solche Angst zu haben brauchst?« fragte Gian Simone schüchtern, »was haben wir denn getan?« »Was wir getan haben?« rief da Scheggia, »ich will es Euch sagen: wir haben gegen den Glauben verstoßen, das ist Nummer eins, indem wir an Zauberei geglaubt und versucht haben, mit Hilfe von Teufeln eine edle, sittenreine Dame zu schänden, dann haben wir Monaco in Lebensgefahr gebracht, hat er doch einen so weiten Weg durch die Luft zurückgelegt, wobei er vor Furcht den Geist hätte aufgeben oder der Teufel in seinen Leib fahren, können – lauter Dinge, die hinreichen, um damit das Leben zu verwirken. Und seid überzeugt, wenn wir vor dem Vikar erscheinen, werden wir sofort ins Gefängnis geworfen werden, und wenn wir alles eingestehen, droht uns der Scheiterhaufen; da aber Beweise gegen uns vorliegen, können wir nicht leugnen, und das Gelindeste, was uns passieren kann, ist, daß wir am Pranger stehen oder auf dem Esel reiten und eine gehörige Strafe bezahlen müssen. Vielleicht wird auch unsere ganze Habe eingezogen und wir werden auf Lebenszeit in ein Turmverlies geworfen, wenn es uns nicht gar noch schlimmer geht. Weh mir! Scheint Euch dies vielleicht ein Pappenstiel?« Als er diese letzten Worte sprach, ließ er seinen Augen soviel Krokodilstränen entrollen, daß es erstaunlich war, und rief jammernd: »Was soll jetzt aus dir werden, armer Scheggia! Jetzt kannst du gehn und dir ein neues Heim suchen. Hättest du im Augenblick flüssiges Geld, so könntest du entfliehen, wie es der Geisterbeschwörer wird, sobald er Wind von der Geschichte bekommt; denn ich bin sicher, daß er nicht wird warten wollen, bis es zu spät ist.«

Als Gian Simone die Worte Scheggias in seinem Herzen bewegt und seine Mienen, Bewegungen und Tränen gesehen hatte, war er fest überzeugt, daß es sich in Wahrheit so verhalte, und es befiel ihn eine heftigere Furcht, als er je empfunden. Er sah sich bereits in den Händen der Häscher und fing daher an, jammernd seine Liebe, die Witwe, die Geisterbeschwörer, die Schwarzkunst zu verfluchen und zu verwünschen und rief, zu Scheggia gewandt, aus: »Ja, was werden denn Pilucca und Zoroastro machen?« »Pilucca«, antwortete Scheggia, »ist mit Monaco einig und wird als Denunziant freikommen. Zoroastro aber wird durch die Lappen gehen und sich anderswohin wenden; übrigens hat er ja tausend Mittel, der Gefahr zu entrinnen und auch uns entrinnen zu lassen.« »Warum gehst du dann aber nicht hin und bittest ihn, daß er uns helfe und aus dieser Not errette?« fragte Gian Simone, »weh mir! Ich bin jetzt schlimmer dran als zuvor.«

»Allerdings«, erwiderte Scheggia, »man kann sagen, daß Ihr aus der Pfanne in die Glut gefallen seid, aber wie darf ich ihm unter die Augen kommen, da ich ihm die fünfundzwanzig Florinen nicht gebracht habe, die er sicher war verdient zu haben, nachdem er Euch das Zeichen hatte sehen lassen? Und obwohl er das Geschenk bekommen hat, dürft Ihr doch glauben, daß er an sie denkt und sie ihm auf der Seele liegen.«

Da rief Gian Simone: »O Gott! Wenn er uns auf irgendwelche Weise aus diesem Handel befreit, wollen wir sie ihm jetzt geben, was kann es schließlich helfen, zum Henker! Ich habe keine Lust, mich zur Verzweiflung bringen zu lassen.« »Ja, seid so gut, lieber Herr«, ermunterte ihn Scheggia, »er wird befriedigt sein!« Und indem er die Hände gen Himmel hob: »Ich will ihn sofort aufsuchen, aber unter der Bedingung, daß Ihr Euer Versprechen nicht wieder zurücknehmt, sonst würden wir verloren sein.« »Nein, nein, glaubt nur das nicht!« beteuerte der Mützenmacher, »Gott bewahre mich, in der Gewalt der Priester zu sein! Sie würden mich sofort für einen Ketzer erklären und mich zum Scheiterhaufen verurteilen, und wenn ich all meine Habe und mein ganzes Vermögen hingäbe, würden sie glauben, mir eine Gunst zu erweisen, – geh also, geh, und Gott mit dir!«

So ging Scheggia denn eilig und vergnügt wie noch nie davon. Als er eine kleine Weile fort war, kehrte er wieder zurück, indem er tat, als habe er mit dem Zauberer gesprochen, und berichtete Gian Simone, Zoroastro sei zu allem bereit und wisse tausend Mittel, ihnen aus der Klemme herauszuhelfen, er wolle aber zuvor das Geld haben.

Wiewohl Gian Simone das Zahlenmüssen sehr schmerzlich war, sagte er dennoch, um nicht vor dem Vikar erscheinen und sich mit ihm einlassen zu müssen, und da es ihm, abgesehen von dem Schaden, der seiner Meinung nach daraus für ihn erwachsen konnte, außerordentlich unangenehm gewesen wäre, wenn die ganze Geschichte in der Stadt bekanntgeworden wäre, zu Scheggia: »Das Geld liegt in dem Kasten, den du dort siehst, zu seiner Verfügung, bring du es ihm allein, doch bevor er es ausgezahlt erhält, will ich hören, wie und auf welche Weise er uns retten wird, denn ich möchte nicht noch mehr in die Tinte geraten.« »Was Ihr sagt, ist gut und verständig«, antwortete Scheggia, »ich will sofort zu ihm laufen, und sobald ich mir habe erzählen lassen, wie er die Sache anfangen will, kehre ich sogleich mit dem Bescheid zu Euch zurück, unterdessen mögt Ihr das Geld abzählen, damit ich keine Zeit verliere.« »Ich werde es tun«, antwortete Gian Simone, »da meine Frau gerade in die Messe gegangen ist, und du wirst dich bemühen, schnell wieder da zu sein; denn jeder Augenblick, bis ich aus diesem Handel heraus bin, scheint mir eine Ewigkeit.«

Scheggia eilte infolgedessen unverweilt davon und rannte voller Freude nach Zoroastros Behausung. Er fand ihn in Gesellschaft Piluccas. Sie erwarteten ihn und brannten vor Neugierde, zu erfahren, wie die Sachen ständen, und fürchteten, der erhoffte Braten möchte ihnen entgehen. Nachdem sie aber alles von ihm erfahren hatten, empfanden sie eine solche Freude, daß sie sich gar nicht zu lassen wußten. Scheggia aber trank einen gehörigen Schluck von dem guten Wein vom vorigen Abend und aß dazu einen Bissen, worauf er eilig in Gian Simones Haus zurückkehrte.

Er fand ihn wartend in der Kammer und das Geld fertig hingezählt. »Der Weg, den Zoroastro zu unserer Rettung einschlagen will«, rief er nach einem kurzen Gruß, »ist folgender, Gian Simone: im Gespräch mit dem Spiritus familiaris, den er in die Flasche gebannt hat, erfuhr er, daß allein Pilucca, Monaco, der Vikar und der Geheimschreiber und weiter niemand um die Sache wissen, und obwohl der Geheimschreiber die Vorladungen geschrieben, hat er sie doch nicht ins Buch eingetragen; denn sie pflegen erst eingetragen zu werden, wenn der Zitierte erscheint oder wenn die ihm zum Erscheinen gewährte Frist verstrichen ist. Darum hat Zoroastro vier Bilder aus grünem Wachs – eines für jeden – angefertigt und alsbald einen in seinen Dienst gezwungenen Teufel in die Unterwelt zum Flusse Lethe gesandt, damit er eine Flasche jenes verzauberten Wassers hole. Wenn er die Bilder damit dreimal übergossen und sie darauf über der Glut zum Schmelzen gebracht hat, werden die vier sofort alles vergessen, was sich auf unsre Angelegenheit bezieht, und sich ihr ganzes Leben lang – und lebten sie tausend Jahre – nicht mehr daran erinnern. Und wenn Ihr oder ich ihnen davon sprechen wollten, würden Pilucca und Monaco uns für übergeschnappt halten. Der Vikar und sein Schreiber werden, da niemand da ist, der sie an die Sache erinnern oder drängen kann, sie selbst aber alles vergessen und keine Eintragungen in das Buch der Klagen gemacht haben, keine weiteren Schritte tun, und so wird es sein, als ob nie etwas vorgefallen wäre. Man nennt dies den Zauber des Vergessenlassens.«

Außerordentlich und ganz wunderbar kamen diese Sachen Gian Simone vor, viel wunderbarer aber erschien ihm noch, daß Monaco durch die Luft in Zoroastros Haus gekommen war, denn daran glaubte er fest. Er traute also den lügnerischen Worten Scheggias und sagte: »Das Geld liegt dort auf der Truhe in jenem Zwillichbeutel, nimm es an dich; – aber was machen wir, da es nur zweiundzwanzig Florinen sind? Von den fünfundzwanzig, die es waren, habe ich nämlich drei ausgegeben, um wieder gesund zu werden und für das Präsent.« »In Gottes Namen!« antwortete Scheggia, »damit das Zögern keine üblen Folgen habe, will ich, da die Sache sich so gut anzulassen verspricht, die übrigen von einem befreundeten Bankier leihen und von meinem Gelde dazutun; was steckt da schließlich drin, zum Henker! Daran soll's nicht scheitern!«

»Daran wirst du gut tun«, sagte Gian Simone, »und sobald du sie ihm ausgehändigt hast und der Zauber fertig ist, komm wieder zu mir und berichte mir.« Scheggia ergriff den Beutel, in dem sich das Geld – lauter Gold und Silber – befand, verließ hocherfreut den Mützenmacher und lief, so schnell er konnte, zu den beiden Kumpanen, die ihn erwarteten.

Als diese das Geld gesehen und gehört hatten, was Scheggia wegen der drei fehlenden Dukaten zu Gian Simone gesagt hatte, beschlossen sie lachend und voller Freude, sich damit, solange sie reichen würden, gute Tage zu machen. Nachdem Pilucca den Auftrag erhalten hatte, Monaco zu holen und die nötigen Leckerbissen für das Mittagessen in Zoroastros Haus zu senden, kehrte Scheggia zu Gian Simone zurück und rief ihm gleich beim Eintritt entgegen: »Seid guter Dinge, Gian Simone, alles ist in Ordnung!« Dann erzählte er: »Ich habe mir die fehlenden drei Florinen gepumpt, bin dann wie der Wind zum Geisterbeschwörer geeilt und traf dort gerade den Teufel, der das Wasser gebracht hatte. Sowie Zoroastro das Geld erblickte, übergoß er die Bilder, brachte sie alle vier auf das Feuer, das er von Zypressenkohlen gemacht hatte, und im Nu schmolzen sie zusammen und vergingen. Hierauf ließ er sich einen großen Kessel, gefüllt mit verzaubertem Wasser reichen, und löschte damit die Glut, wobei er einige geheimnisvolle Worte murmelte. Dann sagte er zu mir: ›So, jetzt kannst du gehen und brauchst nichts mehr zu fürchten!‹ Ich bedankte mich bei ihm und verließ ihn alsbald. Auf dem Wege zu Euch traf ich just am Canto dei Pazzi auf Monaco, der mir mit dem freundlichsten Gesicht von der Welt ›Grüß Gott!‹ sagte, während er mich vorher keines Wortes zu würdigen pflegte und mich immer ansah wie eine böse Stiefmutter.«

Man kann sich vorstellen, wie erleichtert sich Gian Simone fühlte. »Glaubst du«, fragte er nach einer Weile Scheggia, »daß auch ich alles vergessen hätte, wenn Zoroastro für mich ein Bild gemacht hätte?« »Freilich«, antwortete Scheggia, »zweifelt Ihr?« »Dann will ich«, erklärte der Mützenmacher, »daß du zu ihm zurückkehrst und ihn eines anfertigen läßt, ganz gleich, was es kostet; denn wenn ich diese unangenehme Geschichte vergessen könnte, wäre ich der zufriedenste Mensch von der Welt.« Da antwortete Scheggia ärgerlich: »Verwünschte Nachlässigkeit! Das konntet Ihr mir doch vorher sagen! Jetzt würde es allzu viele Umstände machen, den Teufel wieder zurückkehren zu lassen und von neuem auszusenden; – genügt es Euch denn nicht, daß Ihr ledig seid? Und dann möchte ich ihm auch nicht so zur Last fallen, damit er mir nicht nachher sagt, ich erregte ihm Überdruß, auch will ich nicht länger das Schicksal versuchen, noch mich je wieder mit Geistern oder Zauberei oder Zauberern befassen, gebt Euch also zufrieden.« »Ja, ja, du hast recht«, antwortete Gian Simone, »die Sache hat schon lange genug gedauert.« Nachdem sie sich noch eine Weile in ähnlichem Sinne unterhalten hatten, ließ ihn Scheggia in Frieden und begab sich in Zoroastros Behausung, wo ihn die Genossen erwarteten. Er berichtete ihnen alles und aß dann vergnügt mit ihnen zu Mittag.

Als Gian Simone am anderen Tage ausging und Monaco und Pilucca traf, war er vollständig von der Wirkung des Zaubers überzeugt. Als er dann nach einiger Zeit bei ihnen auf den Busch klopfte und sie die vollkommen Ahnungslosen und Erstaunten spielten, schlug er die übermütigste Lache von der Welt auf. Die vier Gefährten aber schlemmten ihm zu Spott und Schaden lange Zeit auf seine Kosten.


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