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Eine Katze und ein Kaninchen waren Freunde, und eines Tages saßen sie in bester Eintracht unter einem Baume, als ein großer, wütender Bullenbeißer dahergejagt kam. Das Kätzchen war mit einem Satze oben im Gezweig; das Kaninchen aber packte der rasende Hund mit den Zähnen beim Genick, schlug es sich ein paar mal um die Ohren, und tot war es.
Ein alter Rabe hatte allem zugesehen und sprach nun kopfschüttelnd zur Katze: »Du bist mir eine nette Freundin! Sobald ein Köter daherkommt, läßt du deinen Kameraden im Stich und flüchtest auf einen Baum!« »Wie?« sprach die Katze entrüstet, »einen Baum nennst du das?« »Ja,« erwiderte der Rabe, »ist das kein Baum?«
»Ich bitte sehr,« versetzte die Katze. »Du scheinst mir in der Ethik schlecht beschlagen zu sein!. Das ist kein Baum, das ist der objektive Standpunkt!«
Ein Löwe fiel ein Pferd an und zerriß es. Ein Fuchs sah es und sprach bei sich: »Das muß ich denn doch sagen – ohne mich rühmen zu wollen! – einer solchen Handlung wäre ich denn doch nicht fähig.«
»Ach!« rief die Drossel, die zweitbeste Sängerin unserer Fluren, der Meise zu, »ach, wie wunderbar ist dieser Gesang des Buchfinks: Das, sehen Sie, das ist Genie! Welch kraftvoll-gedrungene, herbe Eigenart in diesem einfachen, lapidaren ›Pink pink!‹ Hier beuge ich mich gern und huldige mit Begeisterung dem überlegenen Genius.«
»Jaja,« seufzte die kluge Meise, »die Nachtigall ist weit gefährlicher.«
Ein Goldstück fiel ins Wasser und ging unter. Ein Kork sah das und rief: »Das kommt davon, wenn man nicht den beständigen Trieb nach oben in sich hat wie ich!«
Die Insekten waren empört über den Seidenwurm. »Die Anmaßung, mit der dieses Geschöpf sich einspinnt und von aller Welt absondert, ist unglaublich! Sein Dünkel übersteigt alle Grenzen! Und das alles um das bißchen Seide!« So brummte das Krabbelzeug. Am lautesten aber raisonnierte und rumorte eine gewöhnliche Stubenfliege.
Da geschah es eines Tages, daß diese Fliege auf einem Teller eine nach ihrer Meinung besonders schöne und kräftige Spur zurückließ. »Hm,« summte sie, in liebevolle Betrachtung ihres Werkes versunken, »schließlich ist der Stolz auf ein bedeutendes Erzeugnis ja begreiflich. Ich habe dem Seidenwurm unrecht getan; ich fange an, ihn zu verstehen.«
Fast in jedem Streit sind Recht und Unrecht auf beiden Seiten. Viel Streit würde geschlichtet und vermieden, wenn die Richter danach urteilten.
Jemand hatte einen andern »Esel« genannt, und dieser hatte jenen »Ochse« gescholten. Sie riefen meine Vermittlung an.
Ich sprach: »In der Sache habt ihr ja beide vollkommen recht; aber in der Form habt ihr euch beide vergriffen.«
Da versöhnten sie sich gern und priesen meine Unparteilichkeit.
»Jahraus, jahrein,« sagte der ägyptische Regenpfeifer, »jahraus, jahrein such' ich nun dem Krokodil das Ungeziefer ab; aber glaubt einer, es hätte sich nur ein einziges Mal bedankt? Jaja,« seufzte er, »Dank darf man von Tieren nicht erwarten.« – »Nun,« fügte er dann mit edler Entsagung hinzu, »man tut es ja auch nicht des Dankes wegen!«
Während eines Landaufenthalts kam ich in ein Dorf, wo man die Schweine in den Häusern hielt und diese Tierlein ungehindert durch Stube, Kammer und Küche liefen.
»Wie können Sie nur diese unsauberen Tiere in Ihrer Wohnung dulden!« sagte ich zu einem Bauern.
»Ooo!« rief der Mann mit Befremden, »die schmutzigsten Schweine sind ja gerade die besten!«
Ein junger Adler schwebte majestätisch durch strahlende Himmelsbläue dahin, und sein Herz jauchzte ob der siegenden Kraft seiner Schwingen. Die Taube, die Schwalbe, der Rabe, der Kranich, kurz: alle guten Flieger blickten staunend zu ihm hinauf. »Wer es doch von ihm lernen könnte!« rief der Kranich bewundernd aus.
»Pah!« machte die Gans – denn sie und ihre Verwandten nahmen einen anderen Standpunkt ein – »pah!« sagte sie, »was sie für ein Aufhebens von ihm machen! Als wenn er nicht ebensogut nur ein Vogel wäre wie wir!«
»Sehr richtig!« versetzte der Pinguin, »ganz meine Meinung. Jaaa, wenn es noch die Signora Fledermaus oder der fliegende Mister Fisch wäre!«
Ein Kadi war der Bestechlichkeit überführt und hatte sich vor dem Scheich zu verteidigen. »Ich muß zugeben,« sagte er, »daß ich Geschenke angenommen habe; aber ich habe darum nie dem Schenkenden günstiger geurteilt, sondern bin stets nach dem Rechte verfahren, und wenn der Schenkende anderes erwartete, hat er sich in mir getäuscht.«
»Vortrefflich!« lachte der edle Scheich. »Ich war geneigt, dich nur für schwach zu halten; jetzt aber zeigst du selbst, daß du ein reeller Schuft bist, und du sollst doppelt bestraft werden.«
Bei einem klugen Manne meldeten sich zwei Bewerber für einen Posten, der Selbständigkeit und rasche Entschlossenheit forderte. Der Mann bat die beiden, sie möchten, während er noch ein dringliches Geschäft erledige, eine Viertelstunde in seinem Garten verweilen. Der kluge Mann beobachtete nun von seinem Fenster aus, wie einer von den beiden ein Gespräch begann und wie beide dann plaudernd auf- und abgingen. Dabei bemerkte er, daß eben jener, der das Gespräch begonnen hatte, jedesmal zuerst den Schritt wendete, wenn der Gartenweg zu Ende war. Diesen Mann wählte er.
Zehn Weiber, jede mit einem leiblichen Kinde auf dem Arm, schmähten ein Weib, das zwei Kinder an der Brust liegen hatte, ihr eigenes und ein fremdes. »Unverantwortlich,« riefen die Weiber, »wie diese gewissenlose Person sich verzettelt und vergeudet, anstatt ihre ganze Kraft dem eigenen Kinde zu widmen und es zu etwas Tüchtigem heranzunähren!« Es war ihnen nämlich ungewohnt, und sie dachten gar nicht an die Möglichkeit, daß jenes reiche Weib Nahrung genug für zwei Kinder habe.
Ein segenschwerer Regen war niedergegangen.
Zwei weltkundige alte Spatzen saßen unter dem Dachvorsprung einer Scheune und lugten ins Wetter.
»Merkwürdig,« sagte der eine, »wenn der Himmel sich schon längst ausgewettert hat, meint so ein Scheunendach noch stundenlang plappern zu müssen.«
»Und doch,« bemerkte der andere, »wiederholt es nur, was der Himmel schon gesagt hat.«
»Ja,« versetzte jener, »aber mit dem Unterschied, daß ein Scheunendach in Tropfen redet, der Himmel aber in Strömen.«
In einem Tierpark sah ich in einem Käfig zwei Tiger, einen Jaguar, einen Wolf, zwei Hyänen, zwei Bären und einen Hund vereinigt. Die wohlgezähmten Tierlein umschlichen einander beständig mit mordlustigen Blicken, als suchte jedes dem andern einen Hinterhalt abzugewinnen. Dann erschien der Bändiger; die Tiere mußten sich mit ihm in einen Kreis setzen, die Köpfe zusammenschmiegen und, wie der Mann sagte, »eine zärtliche Familie« bilden.
»Eine diplomatische Friedenskonferenz,« sagte einer der Zuschauer.
In der Auslage der Konditorei sah ich einen Osterhasen, der lauter halbe, hartgekochte Eiger gelegt hatte. Damit aber noch nicht zufrieden, hatte das fleißige Tier auch Sardellen auf die halben Eier gelegt. Alles war fein aus Zucker und Marzipan gebildet.
»Gott, wie natürlich, nich?« rief eine umfängliche Krämersfrau.
»Ja!« stieß ihr Gatte hervor, »das is 'n richtiges Kunstwerk.«
Auf der Straße mißhandelten verwahrloste Buben einen armen, hinkenden Hund. Der Schlossermeister Balzer sah es von seinem Fenster aus, und hinausstürzen, mit beiden Händen einige Schlosserohrfeigen austeilen und den winselnden Hund in Sicherheit bringen, war das Werk weniger Minuten.
Alles dies sah auch sein Nachbar Flaumig, der lyrische Dichter, der in Filzschuhen am Fenster stand. Er verbrachte sein ganzes Leben auf Filzschuhen. Er sah es an mit der ganzen Aufmerksamkeit eines feinsinnigen Künstlers, der ein bewegtes Straßenbild beobachtet. Und dann ging er wieder auf Filzschuhen an seinen Schreibtisch und an sein neues Sonett, ein recht gutes Sonett, und feilte daran mit größtem Künstlerbehagen.
Der gute Balzer hatte von seinem Eingreifen noch allerlei Unannehmlichkeiten. Der Vater eines der Rohlinge hatte etwas vom »Jahrhundert des Kindes« gehört und verklagte den Meister, und der Richter, der sogar etwas vom »Jahrhundert des Kindes« gelesen hatte, verurteilte den Verklagten. »Weiß der Kuckuck,« sagten die Leute, »der Balzer hat doch immer Händel! Was für ein vornehmer Mann ist dagegen sein Nachbar Flaumig!«
Mein Freund Julius Lammfell erklärte eines Tages mit vollem Rechte, Kolumbus habe Amerika entdeckt. »Was?« rief ich, »bist du bei Troste? Kolumbus Amerika entdeckt? Wie kommst du darauf? Kolumbus war der Erfinder des Kompasses! Der Entdecker Amerikas hieß Erasmus von Rotterdam!«
Er blickte mich ziemlich starr an; aber als er sah, daß ich fest blieb, lenkte er ein und zeigte sich überzeugt.
»Sieh mal,« sagte ich dann, »nun hast du dich wieder einmal durch irgendeine entschiedene Behauptung umüberzeugen lassen. Natürlich hat Kolumbus Amerika entdeckt! Aber ich brauchte nur an deiner Meinung zu rütteln, und sie fiel um. Wie kann man sich so beeinflussen lassen!«
Meine Vorhaltung machte sichtlich tiefen Eindruck auf ihn. Wie tiefen, das konnte ich schon am nächsten Tage beobachten.
Am nächsten Tage behauptete Julius nämlich, Martin Luther habe die Buchdruckerkunst erfunden. Ich sagte ihm, daß Gutenberg sie erfunden habe. Aber er lächelte sicher und überlegen und blieb bei seiner Behauptung. Er hatte den Tadel von gestern zu Herzen genommen und blieb gegen alle Belehrung unzugänglich.
Einen Monat später bemerkte Julius Lammfell ganz richtig, Tilly habe Magdeburg zerstört. »Was?« rief ich empört; »was kohlst du nun da wieder durcheinander? Otto v. Gericke hat Magdeburg zerstört; Tilly war Bürgermeister von Magdeburg und Erfinder der Luftpumpe!«
Da ich ein reichlich entschlossenes Gesicht machte, nahm er seine Behauptung zurück und entschuldigte sich.
Wenn man einen Waschlappen bei 10 Grad Kälte ins Freie bringt, wird er fest und steif wie ein Brett. Aber wenn man ihn dann ins Zimmer zurückbringt, nimmt er wieder jede gewünschte Form an. Praktischer Wink für Volksredner.
Das Leben macht die besten Epigramme.
Ich saß in der Eisenbahn und hörte zwei Burschen von 15–16 Jahren sich unterhalten.
»Ich laß mir von keinem Menschen was sagen!« erklärte der eine.
»Na,« versetzte der andere mit hohngeschürzter Lippe, »das wär' ja auch das Letzte!«
Unendlich komisch, nicht wahr?
Ja. Beim ersten Anhören unendlich komisch.
Aber das Ende ist die Verlumpung der Menschheit.
Ein Mann ging in den Käfig eines Tigers und bot ihm die Hand. Der Tiger nahm gleich den ganzen Arm mit der Schulter und einem Stück der Brust.
Nachdem man den Unglücklichen aus den Pranken der Bestie befreit und einigermaßen wieder hergestellt hatte, fragte man ihn: »Wie sind Sie denn nur auf die wahnwitzige Idee gekommen, in den Käfig des Tigers zu gehen?«
»Ich finde es so traurig,« sagte er, »daß zwischen Tier und Menschen Feindschaft besteht; ich habe mir vorgenommen, Frieden zwischen ihnen zu stiften, und einer muß doch den Anfang machen.«
Er war ein Deutscher.
In der Eisenbahn traf ich das Ehepaar Füllhaber, prächtige Leute. Sie wollten ein bißchen in die Alpen fahren und nach Italien.
»Sieh da!« rief Herr Füllhaber, als er mich erblickte. »Wohin wollen Sie denn?«
»Trifft sich ja großartig, fahren wir eine ganze Strecke zusammen. Kommen Sie mit in unser Abteil; meine Frau wird sich freuen.«
Frau Füllhaber freute sich, und wir plauderten.
»Ich hab' gelesen, Sie haben einen neuen Roman erscheinen lassen,« sagte Herr Füllhaber.
»Stimmt,« sagte ich.
»Dscha – ich würd' ihn ja furchtbar gern lesen, und meine Frau und Kinder auch; aber Bücher kann man sich beim besten Willen nicht mehr kaufen. Dreißig Mark für'n Roman – das geht ja über Kreide und Rotstein! Man kann sich docb nicht arm kaufen!«
»Nee,« sagte ich. Und dann schnupperte ich (ich hab' nämlich eine unfehlbare Nase für Zigarren) und rief:
»Donnerwetter, Sie rauchen da eine gute Zigarre!«
Füllhaber ist sehr liebenswürdig; er hatte schon die Zigarrentasche in der Hand.
»Ausgezeichnet!« rief er. »Müssen Sie mal probieren! Und gar nicht teuer! Drei Mark!«
Ich sagte natürlich: »Das war nicht die Absicht!« (war es auch nicht gewesen); aber ebenso natürlich nahm ich die Zigarre und setzte sie in Brand. Füllhaber stopfte mir noch ein paar in die Rocktasche.
»Hm,« sagte ich, »das ist dieselbe Zigarre, die ich früher für zwanzig Pfennig kaufte.«
»Ja, ja,« bestätigte Füllhaber.
»Also das Fünfzehnfache,« sagte ich.
»Dscha,« machte Füllhaber; »aber was will man machen? Teuer ist jetzt alles.«
»Ja.«
Füllhabers sind durchaus nicht knauserig; als Frau Füllhaber eine prachtvolle Bonbonschachtel aufgemacht hatte, mußte ich unweigerlich von den leckeren Pralinen nehmen und immer noch eins und noch eins.
»Diese Pralinen,« sagte ich, »Hab' ich früher für vier Mark das Pfund gekauft.«
»Ja, jetzt kosten sie fünfzig,« sagte Frau Füllhaber lachend.
»Das Zwölfeinhalbfache,« sagte ich.
»Ja, rechnen darf man heutzutage nicht!« meinte Frau Füllhaber. – Ich nahm ein Buch zur Hand.
»Was haben Sie da?« fragte Füllhaber.
Ich reichte ihm das Buch; es war ein neuer Novellenband von einem hochverdienten Dichter.
»Was kostet der nun?« fragte Füllhaber.
»Fünfunddreißig Mark.«
»Nna – das ist doch – das ist doch ungeheuerlich!« rief er ganz empört.
»Ja,« sagte ich, »früher hätte er sieben Mark gekostet; es ist also das Fünffache. Im Verhältnis zu Schokolade und Zigarren dürfte der Band ja eigentlich neunzig bis hundert Mark kosten.«
Füllhabers sind nette Leute; sie merkten was. Sie hatten offenbar das Gefühl: In Tabak und Süßigkeiten sind wir großzügig; aber wenn es sich um eine Ware handelt, die uns bis ans Lebensende und darüber hinaus unsern Kindern und Kindeskindern zum Segen und zur Freude gereichen kann, sind wir schäbig. Und sie wurden still. Aber ich bin ein rücksichtsvoller Mensch und brachte das Gespräch schnell auf andere Gegenstände. Auf Schaumweine und Damenhüte.
I.
Die bekannte Hexe aus dem »Faust« ging im Sonntagsputze auf der Stadtpromenade spazieren. Eine Dame begegnete ihr und stieß ihr versehentlich an den Sonnenschirm.
»Verdammtes Aas, verfluchte Sau, kannst du nicht sehen?« schrie sie. »Sperr' doch deine Glotzaugen auf, altes Biest!«
»Mein Gott!« rief ein Herr, der darüber zukam, »schämen Sie sich denn gar nicht? Was sind das für Roheiten!«
»Was?« schrie die Hexe. »Ich verbitte mir diesen Ton!«
II.
Eine große Menschenansammlung auf der belebtesten Promenade der Stadt lockte mich an. Ein Fleischergeselle kniete auf einem anständig gekleideten Mann und schlug ihm ein Loch in den Schädel, nachdem er ihm vorher ein Auge ausgeschlagen und ein Ohr abgerissen hatte. Die Umstehenden verfolgten das Schauspiel mit objektiver Teilnahme. Da bekam der Angegriffene einen Arm frei und gab dem Fleischer eine Ohrfeige.
»Wie roh!« riefen die Umstehenden.
»Wie unvornehm!« sagte ein vornehmer Herr.
Ein Schutzmann trennte endlich die Kämpfenden.
»Verzeihung,« sagte der Mißhandelte, nachdem er sich mühsam aufgerichtet hatte, »sagte hier nicht jemand: Wie unvornehm!?«
»Ja, ich erlaubte mir,« sagte kalt der vornehme Herr.
»Aber erlauben Sie!« meinte der Geschundene, »der Mann hat mir ein Ohr abgerissen, ein Auge ausgeschlagen und ein Loch in den Schädel gehauen!«
»Ach was!« rief der Vornehme. »Von solchen Angriffen nimmt ein vornehmer Mensch gar keine Notiz!«
»Dann bin ich so frei,« sagte der Einäugige und schlug dem vornehmen Herrn zwei Vorderzähne ein.
Natürlich zog der vornehme Herr einen Revolver und schoß ihn nieder.
III.
Durch die Dorotheenstraße in Berlin schob ein junger Mensch eine Karre. Auf dem Fußsteig stand ein gleichaltriger Postgehilfe und suchte ihn durch Neckreden aufzuziehen. Die ganze Sache hatte aber ein vollkommen gutartiges Aussehen und nahm einen friedlichen Verlauf.
Das paßte indessen einem dritten Bengel nicht, der auf dem gegenüberliegenden Fußsteige stand.
»Hau ihm doch eens in de Fresse!« rief er dem Karrenschieber zu.
Als er das gesagt hatte, trat ich auf ihn zu, zog den Hut und sagte:
»Verzeihen Sie, sind Sie vielleicht von der Theaterkritik?«
Er sah mich verständnislos an.
Dies bestärkte mich in meiner Vermutung.