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Die Nacht zum Mittwoch schlief Asbjörn Krag allein in der Polizeiwachtstube, wo einige der untergeordneten Konstabler immer anwesend waren. Er wollte es nicht riskieren, allein zu sein, denn er fühlte sich beständig von der Mörderbande des rotbärtigen Ingenieurs umschwärmt.
Am Mittwoch in aller Frühe ging er in die Stadt. Er hatte einen geladenen Revolver in der Tasche. Im Hotel erfuhr er, daß Ingenieur Barra die ganze vorhergehende Nacht aufgesessen war und gearbeitet hatte. Von Zeit zu Zeit hatte man ihn fieberhaft im Zimmer hin und her gehen gehört. Um acht Uhr morgens war ein schwarzbärtiger Mann zu ihm auf Besuch gekommen, und die beiden hatten lange miteinander gesprochen.
»War es ein Nordländer?« fragte Krag.
»Nein,« erwiderte der Hotelportier, »ich glaube, es war ein Spanier oder Italiener, er sprach sehr gebrochen Norwegisch.«
Der Detektiv erbat sich eine nähere Beschreibung, und der Portier berichtete, daß der Fremde von kleinem Wuchs war, aber sehr muskulös und stark, und aussah wie ein Seemann oder etwas Derartiges, denn dicht über dem Handgelenk hatte er einen blauen Anker eintätowiert. Er hatte kohlschwarzes Haar und Bart und trug kleine Goldohrringe. Dieser Schwarze war gegen neun Uhr fortgegangen und gleich darauf hatte sich Ingenieur Barra zum Schlafen niedergelegt.
Asbjörn Krag begab sich zur Polizeistation zurück und sah in den Protokollen nach, ob irgendein Ausländer angemeldet war, dessen Aussehen der Beschreibung des Portiers entsprechen konnte. Aber es war nichts zu finden. Krag setzte darum die ganze Detektivabteilung des Polizeikorps in Bewegung, um den Schwarzen zu finden. Im Laufe des Vormittags wurden alle Pensionen und Hotels der ganzen Stadt durchstöbert, aber nirgends wohnte ein Mann, der der Beschreibung entsprach.
Asbjörn Krag begann ganz fieberisch zu werden. War es denn nicht möglich, den Aufenthaltsort dieses verdammten Schurken und seiner Mitverbündeten zu finden? Es mußte eine ganze Menge solcher geben, aber es konnte nicht die Rede davon sein, herauszufinden, wo sie nachts schliefen oder sich außerhalb der bestimmten Zeiten aufhielten, wo sie mystisch und plötzlich in der Nähe des rotbärtigen Ingenieurs auftauchten und wieder verschwanden. Aber Krag wußte doch jetzt, daß der entscheidende Wendepunkt des Abenteuers unmittelbar bevorstand, in höchstens vierundzwanzig Stunden würde das geschehen, was Barra Reichtum oder Gefängnis bringen mußte.
Donnerstag stand im Telegramm. Also morgen gingen zwei Schnellzüge nach dem Süden, der Tagesschnellzug um zwei Uhr und der Nachtschnellzug um elf Uhr zehn. Natürlich konnte von einem Attentat gegen den Tagesschnellzug nicht die Rede sein – also handelte es sich darum, auf den Elfuhrzehnzug aufzupassen. Er hatte es auch erreicht, daß die Lokomotive Nummer 72 diesem Zuge nicht beigegeben wurde.
Der Detektiv wußte ganz gut, daß man ihm nachspionierte. Nie war er auf der Straße so vielen starrenden Augen begegnet wie jetzt, und er bemerkte einzelne fremde Menschen, die immer wieder und wieder seinen Weg kreuzten.
Unterdessen schlich der Tag dahin. Der Abend begann zu dämmern.
Gegen neun Uhr wurde Krag aus dem Hotel gemeldet, daß der Schwarze wieder bei Barra gewesen war. Nach Verlauf einer halben Stunde war er fortgegangen.
Krag fragte, ob etwas passiert sei, während er sich in Barras Zimmer aufhielt.
»Nein,« antwortete der Portier, »nichts anderes, als daß Barra, sowie der Schwarze gekommen war, dem Kellner läutete und ihm sagte, daß er den Rest des Abends absolut ungestört sein wolle. Er wäre müde nach der vorhergegangenen schlaflosen Nacht. Gleich darauf war der Schwarze fortgegangen.«
Krag bereute, daß er keine Wache vor dem Hoteleingang aufgestellt hatte, aber jetzt ließ sich ja nichts mehr tun. Um halb elf Uhr rief er das Hotel telephonisch an und fragte, ob Barra noch immer schlafe. Ja, lautete die Antwort, in seinem Zimmer sei alles still, Barra schlafe noch immer.
Um halb zwölf Uhr klingelte er mit derselben Frage an und bekam dieselbe Antwort.
Aber plötzlich packte den Detektiv ein furchtbarer Gedanke, der ihn bleich wie der Tod machte.
Asbjörn Krag griff nach seinem Hute und stürzte zur Türe hinaus.
Vor der Polizeistation hielt er eine fahrende Droschke auf. Er zeigte seine Polizeikarte und rief den Namen des Hotels.
»Fahren Sie wie besessen,« rief er.
Der Kutscher drehte den Wagen, er knallte ein paarmal mit der Peitsche, und dann rollte Asbjörn Krag mit rasender Geschwindigkeit durch die Straßen dahin. Die Leute sahen sich um und riefen dem Wagen Bemerkungen nach, weil er mit so wahnwitziger Hast fuhr.
Ein paar Minuten später war Krag vor dem Hotel.
Der Portier empfing ihn im Stiegenhaus. Aus dem Gesicht des Detektivs konnte er entnehmen, daß etwas Ernstes vorgefallen sein mußte.
»Führen Sie mich sofort in Ingenieur Barras Zimmer,« sagte er.
»Aber er hat gewünscht, ungestört zu sein.«
»Das hat gar nichts zu sagen. Führen Sie mich nur in sein Zimmer.«
Der Detektiv und der Portier sprangen in den Fahrstuhl, der sie rasch in das dritte Stockwerk brachte.
Der Portier wies auf eine Türe.
»Nummer 34,« sagte er.
Krag ging zu der angewiesenen Türe und klopfte an. Niemand antwortete. Er klopfte stärker. Noch immer keine Antwort.
Der Detektiv rüttelte an der Türe. Sie war von innen versperrt.
Der Portier begann unruhig zu werden.
»Die Gäste daneben sind alle zur Ruhe gegangen,« sagte er. »Wenn Sie so lärmen, wecken Sie das ganze Hotel auf.«
Asbjörn Krag antwortete nicht.
»Rufen Sie den Direktor,« befahl er.
Eine Minute später war der Direktor zur Stelle und fragte, was denn um Himmelswillen da vorgehe.
Asbjörn Krag machte ihn aufmerksam, wer er war, und verlangte dediziert, Ingenieur Barra zu sprechen. Er wies die Arrestorder vor.
»Gut,« antwortete der Direktor, »da bleibt nichts anderes übrig, als zu öffnen.«
Er klopfte nun ebenfalls an die Türe und schrie hinein, daß aufgemacht werden müsse. Aber es kam keine Antwort.
»Sie sind sicher, daß er drinnen ist?« fragte der Direktor.
»Ganz sicher,« erwiderte der Portier, »ich habe ihn nicht ausgehen sehen.«
Der Direktor rüttelte an der Klinke und rief noch einmal, aber es kam noch immer keine Antwort.
»Vielleicht ist er doch zu einem rückwärtigen Ausgang hinausgegangen,« murmelte er, »das sieht ganz mysteriös aus.«
Aber Asbjörn Krag wies auf das Schlüsselloch.
»Der Schlüssel steckt doch innen.«
»Ja, aber was sollen wir tun? Wir können die Türe doch nicht sprengen. Können Sie nicht bis morgen warten? Er kann ja doch nicht heraus.«
»Nein,« erwiderte Krag ernst. »Jede Sekunde ist kostbar für mich. Holen Sie mir Stemmeisen.«
Der Inhaber des Hotels versuchte, die Mißhandlung der Türe zu verhindern, aber Krag wies ihn sofort zurück:
»Hier führe nur ich das Kommando. Holen Sie die Stemmeisen.«
Der Portier, der wußte, mit wem er es zu tun hatte, lief in das Werkzeugmagazin hinunter, ohne erst den Befehl des Direktors abzuwarten.
Er kam mit ein paar kräftigen Stemmeisen zurück.
Krag ergriff das eine und begann die Türe mit der Tüchtigkeit eines Fachmannes zu bearbeiten.
Aber da hörte er, wie es drinnen im Zimmer lebhaft wurde.
»Der Ingenieur verbarrikadiert die Türe,« rief der Portier. »Hören Sie nur, wie er die Möbel heranschleppt. Jetzt stapelt er sicherlich die große schwere Kommode auf das Bett und schiebt das Ganze vor die Türe.«
Der Detektiv setzte ganz unberührt seine Arbeit fort. Plötzlich gab das Schloß einen Krach, und Krag wußte, daß die Türe nun offen war. Aber er machte nicht sofort auf.
»Treten Sie etwas zurück,« rief er, und im selben Augenblick zog er seinen sechsläufigen Revolver hervor.
Der Direktor, der Portier und ein paar der Gäste, die bei dem Lärm herbeigeeilt waren, traten jetzt vorsichtig einige Schritte zurück.
Krag legte seine gewaltige breite Schulter an die Türe und drückte zu.
Sie öffnete sich langsam.
Plötzlich stürzten alle Möbel, die dahinter aufgestapelt waren, zusammen.
Krag sprang mit geschwungenem Revolver hinein.
Doch plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
Drüben im Bette lag ein Mann und sah ganz ruhig den eindringenden Detektiv an. Aber dieser Mann war nicht Ingenieur Barra.
Vorsichtig und ängstlich näherten sich der Hoteldirektor, der Portier und die Gäste.
Der Portier prallte verblüfft zurück.
»Aber das ist ja der Schwarze!« rief er. »Der hat doch das Hotel vor mehreren Stunden verlassen.«
Asbjörn Krag war jetzt ganz ruhig geworden, er sah nur sehr blaß aus.
»Ich ahnte es – zu spät,« murmelte er. »Wieder sind wir hinters Licht geführt, geschickt wie immer. Der Schwarze, der das Hotel verlassen hat, war kein anderer als Ingenieur Barra selbst, und gut verkleidet.«
Er legte seinem Gefangenen selbst Handschellen an und trug dem Portier auf, genau aufzupassen, daß er nicht davonlief. Krag wollte dann ein paar Polizisten schicken, um ihn abholen zu lassen. Aber das war ihm ein schwacher Trost. Hatte Ingenieur Barra nicht ausdrücklich Donnerstag genannt? War das vielleicht eine Finte und Mittwoch der wirkliche Tag? Alle Zeichen sprachen dafür. Es war über ein Uhr, gute zwei Stunden, seit der Nachtzug abgegangen war! Vermutlich war das schon geschehen, was er erwartete und befürchtete.
Bevor er das Hotel verließ, rief er den Bahnhof an, und seine schlimmsten Ahnungen wurden durch den Stationsvorstand bekräftigt. Mit dem Elfuhrzehnzuge war eine große Goldsendung südwärts gegangen, eine Ausbezahlung der zwei vornehmsten norwegischen Banken an die Nationalbank in Kopenhagen.
Die Station hatte erst spät abends Mitteilung davon erhalten. Einer der zuverlässigsten Diener der Bank war mitgefahren, um das Gold zu bewachen. Er war in dem letzten Wagen untergebracht, der gewöhnlich an den Post- und Warenwagen angekoppelt war.
Als Asbjörn Krag so die Lage in ihrem ganzen furchtbaren Umfange überblickt hatte, versuchte er sich zu fassen, um wieder Herr der Situation zu werden.
Jetzt muß alles für eine letzte Jagd eingesetzt werden, gleichviel wie weit sie gehen muß, dachte er und verließ das Hotel in fliegender Eile, um zur Polizeistation zurückzufahren.
Dort war alles im hellsten Aufruhr. Die Leute liefen ratlos durcheinander.
»Was ist denn los?« fragte er, von bangen Ahnungen erfüllt.
»Ein Telegramm!« war die Antwort, und er stürzte in das Kontor des Chefs des Sicherheitsbureaus. An dem großen grünen Tisch saß der Chef selbst, eben aus seiner Wohnung hierher berufen. Als Krag eintrat, reichte er ihm ganz umdüstert ein Telegramm. Im selben Augenblick klingelte das Telephon. Es war das Reichstelephon aus Moß.
Der Chef ergriff das Hörrohr, während Asbjörn Krag das Telegramm las.
Das Telegramm war aus Moß abgesandt und lautete:
»Der letzte Wagen des Elfuhrzehnzuges in ganz rätselhafter Weise während der Fahrt zwischen Ski und Moß abgekoppelt. Niemand etwas vor der Ankunft in Moß bemerkt. Vermutlich liegt Verbrechen vor, da abgekoppelter Wagen größere Goldsendung enthielt. Gleichzeitig verdächtig aussehender Reisender, rotbärtig und klein, verschwunden. Schnellzug geht weiter südwärts, aber Lokomotive wird von hier mit Polizei nordwärts gesendet, um Wagen zu suchen.«
Das Telegramm war von dem Stationsvorstand von Moß unterzeichnet.
Asbjörn Krag war ganz blaß und nervös geworden. Also war die Katastrophe doch eingetreten, ohne daß er es hatte verhindern können. Einen Tag früher als berechnet hatte Barra den Coup ausgeführt, eben um die Detektive hinters Licht zu führen. War er denn ein reiner Teufel, dieser Mann? Was sollte Krag nun anfangen?
Er wartete, um zu hören, was dem Chef telephonisch aus Moß mitgeteilt wurde. Es war nur eine kurze Meldung, denn er läutete sofort ab.
»Das ist ja eine schreckliche Geschichte,« sagte er, »wenn nur die Zeitungen nicht schon Wind davon bekommen haben. Ich habe zwar der Polizei in Moß den strengen Auftrag gegeben, alles geheimzuhalten, aber man kann nicht wissen, was geschehen wird, was denken Sie darüber?«
Krag hatte seinen Chef in vollständiger Unkenntnis über die Arbeit gelassen, die er in den letzten Tagen mit der Barra-Sache gehabt hatte.
»Was haben Sie durch das Telephon erfahren?« fragte er zurück.
»Nichts anderes, als daß die Nachforschungslokomotive abgegangen ist. Der Polizeichef teilte es mir mit. Er bat um einige geschickte Detektive. Sie müssen sofort abreisen.«
»Das habe ich mir auch gedacht,« erwiderte Krag. »Ich habe schon einen Extrazug bestellt. Er geht in zwanzig Minuten. Hier gilt es vor allem, rasch zu handeln.«
»Sie hatten also eine Ahnung, was geschehen würde?«
»All das werde ich Ihnen später erklären. Ingenieur Barra ist in Tätigkeit.«
Der Chef fuhr in die Höhe.
»Der Rotbärtige?« rief er.
»Jawohl.«
Asbjörn Krag ging ans Telephon.
»Was wollen Sie tun?« fragte der Chef.
»Ich will nach Horten telephonieren. Ich brauche ein Torpedoboot. Barra hat natürlich das Gold aus dem abgekoppelten Wagen an die See an Bord eines kleinen Dampfers gebracht. Dieser kleine Dampfer ist aus Fredrikshavn gekommen. All das weiß ich. Aber ich habe jetzt nicht Zeit, Ihnen zu erklären, woher.«
Krag bat um Verbindung mit Horten. Einen Augenblick darauf sprach er mit dem wachhabenden Marineoffizier der Werft. In wenigen Worten erklärte der Detektiv ihm die Situation. Es handelte sich darum, den Fredrikshavner Dampfer zu stoppen.
Der Offizier konnte ohne Order des Vizeadmirals, der sich eben in Horten bei den Uebungen der Eskader befand, nichts tun. Aber er versprach, den Admiral augenblicklich wecken zu lassen und dann telephonisch Bescheid zu geben.
Asbjörn Krag sah auf die Uhr. »Noch kann es Zeit sein,« sagte er, »der Nebel hängt dicht, so daß das Fredrikshavner Schiff nur langsam fahren kann. Aber es ist höchste Zeit.«
Im selben Augenblick kam ein Telegraphenbote herein. Es war wieder eine Depesche aus Moß. Der Chef des Sicherheitsbureaus las sie laut:
»Der abgekoppelte Wagen zirka acht Kilometer nördlich von Moß auf einem kleinen Wechselgeleise gefunden. Der Goldinhalt geraubt. Der Wächter bewußtlos nach heftigem Schlage auf den Kopf. Der Räuber vermutlich per Automobil südwärts geflüchtet, die Spuren weisen darauf hin.«
Asbjörn Krag lächelte.
»Wir wollen uns nicht so sehr auf die Spur verlassen, die Ingenieur Barra hinterläßt,« sagte er. »Wenn er Spuren hinterläßt, ist es nur, um irrezuführen. Aber wir haben jetzt auf jeden Fall die Gewißheit, daß ein Verbrechen begangen worden ist.«
Der Chef des Sicherheitsbureaus saß mit dem Telegramm in der Hand da und wußte weder aus noch ein.
»Ich verstehe nicht,« sagte er, »wie Barra und seine Helfershelfer diesen Wagen abkoppeln konnten, während der Zug im Fahren war, ohne daß jemand etwas merkte.«
»Nein, das ist sicher überaus rätselhaft,« erwiderte der Detektiv; aber er erinnerte sich an die Worte des Rotbärtigen von den Schienen, für die die Verantwortung übernommen werden mußte, und fügte hinzu: »Vermutlich wieder irgendeine teuflische Erfindung. Ein Arrangement mit den Eisenbahnschienen. Der Wagen wurde doch eben an einem Wechselgeleise abgekoppelt. Ja! Das müssen wir eben herausbekommen. Hallo! Da haben wir schon wieder Horten!«
Asbjörn Krag war durch das intensive Klingeln des Telephons unterbrochen worden. Es war der Vizeadmiral selbst, der anrief.
»Ich kam eben aus einer Gesellschaft, als ich Ihre Botschaft erhielt,« sagte er. »Ich möchte diese Jagd gerne selbst mitmachen. Zwei Torpedoboote liegen bereit. Es fügt sich insofern günstig, als sie morgen ohnehin auf Uebung sollten. Beide bringen Scheinwerfer mit.«
»Ausgezeichnet! Wann können sie fahren?«
»Sogleich.«
»Haben Sie Bescheid über die Affäre bekommen?«
»Ja, ich habe eben mit Moß telephonisch gesprochen.«
»Haben Sie von den Automobilspuren gehört?«
»Ja, aber ich glaube nicht recht daran.«
»Ich auch nicht. Die Stelle, wo der Wagen abgekoppelt wurde, liegt ja ganz nahe vom Meer,« fuhr Krag fort. »Die Goldsendung ist natürlich hinuntergebracht, an Bord eines wartenden Dampfers.«
»Wie ist das Wetter?«
»Stockfinster und neblig.«
Krag bat schließlich den Admiral, das eine Torpedoboot nach Moß zu senden, um ihn und noch einen Polizisten mit an Bord zu nehmen. Der Admiral versprach es, und es wurde abgeklingelt.
Der Polizist nahm seinen Rock und Hut, prüfte seine Revolver und rief den Kollegen, der ihn auf seiner Fahrt begleiten sollte.
Gleich darauf saßen die beiden Polizisten in einer Droschke und fuhren in raschem Trab dem Ostbahnhof zu. Hier stand die Lokomotive bereit. Es war der neue, kräftigste Stahlriese der Eisenbahn. Dichter, schwarzer Rauch quoll aus dem Schornstein.
»Ist die Linie bis Moß ganz klar?« fragte Krag, indem er mit seinem Kollegen auf der Lokomotive Platz nahm.
»Der ganze Weg klar!« lautete die Antwort. »Alle sind von dem Extrazug verständigt.«
»Denn los!« – Und die Lokomotive machte einen Ruck und prustete aus der Station in die nächtliche Dunkelheit. Zugleich schrie Asbjörn Krag dem Lokomotivführer ins Ohr:
»Fahren Sie auf Leben und Tod, Mann! Lassen Sie die Stationen vorbeitanzen wie die Telegraphenpfähle!«
Der Lokomotivführer nickte zustimmend, und der Heizer spuckte sich in die Faust und griff nach seinem Schürhaken.