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Iskander

Es wird berichtet, daß die Stimme sprach gegen Iskander Zualkarnain und ihm befahl, seine Lenden todwärts zu gürten. Und da er auf seinen Reisen alle Gegenden und Menschen genossen hatte, sagte er vor sich hin: »O blinder Sklave des Geschickes, wohlan, freue dich endlich, denn nun wirst du erfahren, was nach diesem kleinen Leben sein wird.« Also haderte er nicht mit jener Stimme letzten Befehls, sondern gebot Sklaven, ihm seine zwei Hörner wie für ein Fest zu putzen. Und nachdem er noch vorsichtshalber einen ganzen Wildesel verzehrt hatte, bestieg er ein Eilkamel, um nicht zu säumen und so zu beleidigen den Ruf des ehrwürdigen Todes. Aber seine Dichter, die Nachtigalleulen, begannen auf eine schöne Weise zu klagen und versuchten, sein gleichgültig schauendes Herz mit ihren gelinden Traurigkeiten zu erfüllen und den der neuen Sache Begierigen wieder an die knappen Habseligkeiten des Lebens zu binden. Das Eilkamel jedoch in dreihöckeriger Weisheit erinnerte sich verzehrter Dattelkerne, und indem es den Dichtern warmen Mist des Lebens ließ für die rauhen Nächte der Zukunft, verschwand es mit dem König der Zeit im Wald. Er aber sprach zu seinem Bart: »Nicht begreif ich die sachte Trauer der Gefährten meines Atemholens. Wenn ich ihnen entgleite, so können sie mich doch zurückhalten in den Bogen und Windungen ihrer schlangengleichen Gedichte. Ich aber hab es schwerer als diese Gezähmten: ich muß etwas tun. Nun hab ich einen ganzen Wildesel gegessen, denn es ist nicht gut, dem Tod angstvoll und mit hungerndem Magen entgegenzutreten. Sollte er mir nicht gefallen, so kann ich, ein Herr, ihm wenigstens mancherlei ins Gesicht rülpsen, wie es sich gebührt. Doch noch seh ich hier niemanden, der mich töten könnte.« Indem er also seinen Unwillen, auf den Tod warten zu müssen, ärgerlich kundgab, erschien auf dem Weg ein weiser Wildkater und klärte ihn auf: »Nicht dies ist der Weg zum Tod, o König Zweihorn; du könntest allerdings, wenn du schneller ans Ziel gelangen willst, gegen die Bäume reiten. Aber du reit lieber diese zwei Wälder hier seitwärts durch, und wenn du im Waldwinkel an der letzten Lichtung meine Frau siehst, so sag ihr, daß ich sie noch heut besuchen werde.« Da dankte der König dem lieben Kater, und als er einen halben Kamelritt weiter wirklich die wildernde Katze erblickte, grüßte er sie höflich und richtete seine Botschaft aus. Dafür belehrte ihn die Wildkatze freundlich über die nahe Möglichkeit eines annehmbaren Todes – nur eine Parasange weit! Und als er sich über diese Strecke hinweggesetzt hatte, traf er richtig dort einen Mann, an Stärke gleich einem ausgewachsenen Löwen. »Nächstens laß mich nicht so lang warten«, brüllte der Mann. »Mein Name ist Rustan. Ich bin dein Vater. Und da ich dich ins Leben gesandt hab, schickt es sich auch, daß ich dich töte.« Begann auch sogleich dem unpünktlichen Sohn die Hörner aus dem Kopf zu drehen, und Iskander Zualkarnain ehrte den Vater, getreu dem Gesetz des Propheten. Er wagte es nicht, diesen Tod am Bart zu zupfen, noch auch ihm den vorbereiteten Esel ins Gesicht zu rülpsen. So benommen war er von den Schmerzen des Lebens.


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