Alexander Dumas
Zwanzig Jahre nachher
Alexander Dumas

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Die Botschafter

Die zwei Freunde begaben sich sogleich auf den Weg und ritten über den steilen Abhang der Vorstadt hinab, als sie aber unten ankamen, sahen sie mit Schrecken, daß die Straßen von Paris in Flüsse und die Plätze in Seen verwandelt waren; infolge des großen Regengusses im Monat Januar war die Seine über die Ufer getreten, und der Strom überschwemmte zuletzt die halbe Hauptstadt. Athos und Aramis ritten verwegen in diese Überflutung; doch standen die armen Pferde alsbald bis an die Brust im Wasser, und die zwei Kavaliere mußten sich entschließen, abzusteigen und einen Kahn zu nehmen, wonach sie den Bedienten auftrugen, sie bei den Hallen zu erwarten. Somit kamen sie zu Schiffe nach dem Louvre.

Man gelangte wohl zur Königin, mußte jedoch im Vorzimmer warten, weil Ihre Majestät soeben Edelleuten Audienz gab, welche ihr Nachrichten aus England brachten. »Auch wir,« sprach Athos zu dem Diener, der ihm diese Antwort gab, »auch wir bringen nicht bloß Nachrichten von England, sondern kommen soeben von dort an.« »Wie nennen Sie sich denn, meine Herren?« fragte der Bediente. »Graf de la Fère und Chevalier d'Herblay,« entgegnete Aramis. Als der Diener diese Namen vernahm, welche die Königin so oft in ihrer Hoffnung ausgesprochen hatte, erwiderte er ihnen: »Meine Herren, in diesem Falle ist es etwas anderes, und ich denke, Ihre Majestät würde mir nicht vergeben, wollte ich Sie eine Minute lang warten lassen. Ich bitte also, folgen Sie mir.« Er ging voraus, Athos und Aramis folgten.

Als sie bei dem Zimmer ankamen, gab er ihnen einen Wink, zu warten, und während er die Tür öffnete, sprach er: »Madame, ich hoffe, daß mir Ihre Majestät vergeben wird, wider Ihre Befehle gehandelt zu haben, wenn sie erfährt, daß diejenigen, welche ich anmelde, der Herr Graf de la Fère und der Chevalier d'Herblay sind.« Auf diese zwei Namen erhob die Königin einen Freudenschrei, den auch die beiden Kavaliere von ihrem Platze aus hörten. »Die arme Königin!« murmelte Athos. »O, laßt sie eintreten! laßt sie eintreten!« rief nun auch die junge Prinzessin, und eilte nach der Türe. Das arme Kind verließ seine Mutter nicht, und suchte, sie durch seine kindliche Sorgfalt die Abwesenheit ihrer beiden Brüder und der Schwester vergessen zu machen. »Tretet ein, meine Herren!« rief sie, »tretet ein!« Sie öffnete ihnen selbst die Türe. Athos und Aramis traten ein. Die Königin saß in einem Lehnstuhl, und vor ihr standen zwei von jenen drei Kavalieren, welche sie in der Wachstube gesehen hatten. Es waren die Herren von Flamarens und Gaspard von Coligny, Herzog von Châtillon. Als die zwei Freunde angemeldet wurden, traten sie einen Schritt zurück, und flüsterten sich besorgt einige Worte zu. »Nun, meine Herren,« sprach die Königin von England, als sie Athos und Aramis sah, »endlich seid Ihr hier, treue Freunde! jedoch die Staatskuriere reisen noch schneller als Ihr. Der Hof war von den Angelegenheiten in London in dem Augenblicke unterrichtet, als ihr an die Tore von Paris kamet, und hier sind die Herren von Flamarens und von Châtillon, welche mir im Namen Ihrer Majestät der Königin Anna die neuesten Nachrichten bringen.« Aramis und Athos blickten sich an; sie staunten ungemein über die Ruhe und selbst Freude, welche in den Blicken der Königin strahlte. »Erzählt gefälligst weiter,« sprach sie, indem sie sich an die Herren von Flamarens und von Châtillon wandte; »Ihr habt also gesagt, Se. Majestät Karl I., mein erlauchter Gemahl, sei trotz des Wunsches der Mehrheit der englischen Nation zum Tode verurteilt worden?« »Ja, Madame,« stammelte Châtillon. Athos und Aramis blickten sich stets verwunderter an. »Er sei auf das Schafott geführt,« fuhr die Königin fort, »auf das Schafott, ach, mein Herr und mein König! – er sei auf das Schafott geführt, und von dem entrüsteten Volke gerettet worden.« »Ja, Madame,« erwiderte Châtillon mit so leiser Stimme, daß die zwei Kavaliere, ungeachtet ihrer Aufmerksamkeit, diese Bejahung kaum hören konnten. Die Königin faltete die Hände mit großherziger Dankbarkeit, indes die Tochter einen Arm um den Hals der Mutter schlang und ihre von Freudentränen feuchten Augen küßte. »Nun erübrigt uns nur noch, uns Ihrer Majestät untertänigst zu empfehlen,« sprach Châtillon, dem die Rolle beschwerlich schien und der unter Athos' festem, durchbohrendem Blicke sichtlich errötete. »Noch einen Augenblick, meine Herren,« sprach die Königin, und hielt sie mit einem Winke zurück. »Einen Augenblick, denn hier sind die Herren de la Fère und d'Herblay, welche von London kommen, wie Ihr hören konntet, und die Euch vielleicht als Augenzeugen Näheres, was Ihr nicht wisset, werden berichten können. Überbringt sodann diese näheren Umstände der Königin, meiner guten Schwester. Redet, meine Herren, redet, ich höre. Verheimlicht nichts und schonet nichts. Wenn Se. Majestät noch lebt und die königliche Ehre bewahrt ist, so ist mir alles übrige gleichgültig.«

Athos wurde blaß und legte eine Hand auf sein Herz. »Nun,« sprach die Königin, welche diese Bewegung und diese Blässe bemerkte, »so redet doch, mein Herr, ich bitte Euch.« »Um Vergebung, Madame,« erwiderte Athos, »allein ich will dem Berichte dieser Herren nichts beifügen, ehe sie nicht selber einsehen, das sie sich vielleicht geirrt haben.« »Geirrt!« rief die Königin fast erstickt, »geirrt! – Was ist es denn? Ach mein Gott!« »Meine Herren,« versetzte Herr von Flamarens, zu Athos gewendet; »wenn wir uns geirrt haben, so kommt der Irrtum von seiten der Königin, und ich sehe voraus, Ihr werdet nicht so vermessen sein, ihn zu berichtigen und damit Ihre Majestät Lügen strafen.« »Mein Herr, von seiten der Königin?« fragte Athos mit seiner ruhigen und klangvollem Stimme, »Ja,« murmelte Flamarens mit niedergeschlagenen Augen. Athos seufzte traurig. »Geschieht das nicht vielmehr von seiten desjenigen, der Euch begleitete, und den wir mit Euch in der Wachstube der Barrière Roule gesehen haben, daß dieser Irrtum bestehe?« fragte Aramis mit seiner beißenden Höflichkeit; »denn wenn wir uns nicht getäuscht haben, der Graf de la Fère und ich, so seid Ihr zu dreien nach Paris gekommen.« Châtillon und Flamarens erbebten. »Doch erklärt Euch, Graf,« sprach die Königin in ihrer Beängstigung, die sich von Augenblick zu Augenblick vermehrte; »ich lese auf Eurer Stirn die Verzweiflung. Euer Mund zaudert, mir eine entsetzliche Botschaft zu bringen, Eure Hände beben – – Ach, mein Gott, mein Gott, was ist denn vorgefallen!« »O Herr!« seufzte die junge Prinzessin, während sie neben ihrer Mutter auf die Knie sank, »erbarmet Euch unser!« »Mein Herr,« versetzte Châtillon, »wenn Ihr eine traurige Botschaft bringt, so handelt Ihr grausam, wenn Ihr sie der Königin mitteilt.«

Aramis trat Châtillon so nahe, daß er ihn fast berührte, und sprach mit gepreßten Lippen und funkelnden Augen: »Mein Herr, ich hoffe, Ihr werdet nicht so anmaßend sein, den Herrn Grafen de la Fère und mich zu lehren, was wir da sprechen sollen.« Während dieses kurzen Wortstreites hatte sich Athos, stets die Hand auf dem Herzen und den Kopf gesenkt, der Königin genähert, wonach er mit bewegter Stimme zu ihr sprach: »Madame! die Fürsten haben vermöge ihrer über die andern Menschen erhabenen Natur vom Himmel ein Herz erhalten, welches weit größere Unglücksfälle zu ertragen vermag als der gemeine Haufe, denn ihr Herz hat Anteil an ihrer höheren Stellung. Sonach darf man, wie mich dünkt, mit einer Königin wie Ihre Majestät nicht auf dieselbe Art verfahren, wie mit einer Frau von unserem Stande. Königin, zu allem Märtyrertum auf dieser Welt bestimmt, das ist das Resultat der Sendung, mit der wir beehrt worden sind.« Athos kniete vor der zitternden und erstarrten Königin nieder, nahm aus seinem Busen ein Kästchen hervor, welches den Orden in Diamanten in sich schloß, den die Königin vor seiner Abreise Lord Winter gegeben, ferner den Trauring, welchen Karl vor seinem Tode Aramis zugestellt hatte; Athos hatte diese zwei Gegenstände, seit er sie empfangen, treu bewahrt. Er schloß das Kästchen auf, und überreichte sie der Königin mit einem tiefen stummen Schmerze. Die Königin streckte die Hand aus, nahm den Ring, preßte ihn krampfhaft an ihre Lippen, und ohne daß sie einen Seufzer ausstieß, ohne daß sie ein Schluchzen hervorbrachte, streckte sie die Arme aus und sank blaß und bewußtlos in die Arme ihrer Frauen und ihrer Tochter. Athos küßte den Saum von dem Kleide der unglücklichen Witwe, richtete sich wieder mit einer Majestät empor, welche einen tiefen Eindruck auf die Anwesendem machte, und sprach: »Ich, Graf de la Fère, Edelmann, der nie gelogen, ich schwöre zuvörderst vor Gott und sodann vor dieser armen Königin, daß wir auf Englands Boden zur Rettung des Königs alles getan haben, was zu tun möglich war. Nun, Chevalier,« fügte er, zu d'Herblay gewendet, hinzu, »nun laßt uns gehen, unsere Verpflichtung ist erfüllt.« »Noch nicht,« erwiderte Aramis, »es erübrigt uns noch, mit diesen Herren ein Wort zu sprechen.« Dann wandte er sich wieder zu Châtillon und sagte: »Mein Herr, beliebt es Euch nicht, hinaus zu gehen, wäre es auch nur für einen Augenblick, um dieses Wort zu hören, welches ich in Gegenwart der Königin nicht aussprechen kann?« Châtillon verneigte sich, ohne zu antworten, zum Zeichen der Einwilligung. Athos und Aramis gingen voraus, Châtillon und Flamarens folgten; sie gingen durch den Vorsaal, ohne ein Wort zu sprechen, als sie aber zu einer Terrasse kamen, die mit einem Fenster in gleicher Höhe lag, nahm Aramis den Weg zu dieser ganz einsamen Terrasse, blieb an dem Fenster stehen, wandte sich zu dem Herzog von Châtillon und sprach: »Mein Herr! Ihr habt Euch eben herausgenommen, uns sehr übermütig zu begegnen. Das ist durchaus und in keinem Falle annehmbar, und noch weniger für Männer, welche der Königin die Botschaft eines Lügners überbrachten.« »Mein Herr!« rief Châtillon. »Was habt Ihr denn mit Herrn von Bruy gemacht?« fragte Aramis höhnisch. »Sollte er etwa sein Antlitz verändern, das dem des Herrn von Mazarin gar zu ähnlich war? Im Palais-Royal gibt es bekanntlich eine beträchtliche Anzahl italienischer Masken . . .« »Ha, mich dünkt, daß Ihr uns herausfordert,« sagte Flamarens. »Ah, meine Herren, es dünkt Euch nur?« »Chevalier, Chevalier!« rief Athos. »Ei, laßt mich gewähren,« entgegnete Aramis mit Unmut, »Ihr wißt doch, daß ich die Dinge nicht mag, die nur halb getan sind.« »Kommt also ans Ende, mein Herr,« versetzte Châtillon mit einem Hochmut, der dem von Aramis in nichts nachstand. Aramis verneigte sich und sagte: »Meine Herren, ein anderer als ich oder der Graf de la Fère ließe Euch festnehmen, denn wir haben in Paris einige Freunde; allein wir bieten Euch ein Mittel an, abzureisen, ohne behelligt zu werden. Kommt und plaudert mit uns fünf Minuten lang mit dem Schwerte in der Hand auf dieser einsamen Terrasse.« »Recht gern,« erwiderte Châtillon. »Einen Augenblick, meine Herren,« sprach Flamarens, »ich weiß wohl, daß der Antrag verlockend ist, doch ist es uns in diesem Momente nicht möglich, ihn anzunehmen.« »Weshalb nicht?« fragte Aramis in seinem scherzhaften Tone. »macht Euch etwa die Nähe Mazarins so vorsichtig?« »O, hört Ihr, Flamarens?« fragte Châtillon, »wenn ich nicht antworte, so wäre das ein Brandmal für meinen Namen und meine Ehre.« »Das ist auch meine Ansicht,« versetzte Aramis kalt. »Ihr werdet aber nicht antworten, und ich bin überzeugt, diese Herren werden sogleich meine Ansicht teilen.« Aramis schüttelte den Kopf mit einer Miene ungläubigen Trostes. Châtillon bemerkte diese Miene und griff an sein Schwert. »Herzog,« sprach Flamarens, »Ihr vergesset, daß Ihr morgen ein überaus wichtiges Unternehmen leitet, und daß Ihr, von dem Prinzen ausersehen und von der Königin angenommen, Euch bis morgen abend nicht selber angehört.« »Wohlan denn, also auf übermorgen,« sagte Aramis. »Übermorgen, daß ist sehr lange, mein Herr,« entgegnete Châtillon. »Nicht ich bestimme diesen Zeitpunkt,« erwiderte Aramis, »zumal,« fügte er hinzu, »als man sich bei diesem Unternehmen treffen könnte.« »Ja, Ihr habt recht, mein Herr!« rief Châtillon, »und mit großem Vergnügen, wenn Ihr Euch bemühen wollet, bis an die Tore von Charenton zu kommen.« »Ha doch, mein Herr, ich würde um der Ehre willen, Euch zu treffen, bis ans Ende der Welt gehen, um so mehr werde ich in dieser Rücksicht ein paar Stunden Weges machen.« »Nun denn, mein Herr, auf morgen.« »Ich rechne darauf. Somit gehet wieder zu Eurem Kardinal, schwört mir aber zuvor auf Eure Ehre, daß Ihr ihm unsere Rückkehr nicht melden werdet.« »Bedingnisse?« »Weshalb denn nicht?« »Weil es den Siegern zukommt, Bedingnisse zu stellen, und Ihr das nicht seid, meine Herren!« »So laßt uns sogleich ziehen. Uns, die wir morgen kein Unternehmen leiten, gilt das gleichviel.« Châtillon und Flamarens blickten sich an; es lag in Aramis' Worten und Mienen so viel Hohn, daß vorzüglich Châtillon schwere Mühe hatte, seinen Zorn zu mäßigen. Doch auf ein Wort von Flamarens beherrschte er sich und sagte: »Wohlan, es sei; unser Begleiter, wer er auch sei, soll nichts von dem erfahren, was vorgegangen ist. Doch Ihr, mein Herr, sagt es mir kräftig zu, morgen in Charenton zu sein, nicht wahr?« »O, seid unbesorgt, meine Herren,« entgegnete Aramis.

Die vier Kavaliere trennten sich, doch jetzt verließen Châtillon und Flamarens den Louvre zuerst und Athos und Aramis folgten ihnen. »Wem gilt denn all Eure Wut, Aramis?« fragte Athos. »Nun, bei Gott, ich bin gegen diejenigen entrüstet, an die ich mich gehalten habe.« »Was haben sie Euch getan?« »Was sie mir getan haben? saht Ihr es also nicht?« »Nein.« »Sie haben spöttisch gelacht, als wir schwuren, daß wir in England unsere Verpflichtung erfüllt haben. Nun haben sie es aber entweder geglaubt, oder nicht geglaubt. Glaubten sie es, so haben sie spöttisch gelacht, um uns zu beleidigen; glaubten sie es nicht, so war es abermals eine Beleidigung für uns, und es ist durchaus nötig, ihnen zu beweisen, daß wir doch zu etwas tauglich sind. Übrigens ist es nur ganz recht, daß sie die Sache auf morgen verschoben haben; denn ich glaube, diesen Abend gibt es etwas Besseres zu tun, als vom Leder zu ziehen.« »Was haben wir zu tun?« fragte Athos. »Ei, bei Gott, wir haben mit Mazarin anzubinden.« Athos verzog seine Lippen und sagte: »Ihr wißt, Aramis, daß ich diesen Unternehmungen meinen Beifall nicht gebe.« ,»Weshalb?« »Weil sie Überfällen ähnlich sind.« »Athos, Ihr wäret wahrhaft ein seltsamer Feldherr, Ihr würdet nur bei hellem Tage kämpfen; würdet Eurem Gegner die Stunde bekannt geben, wann Ihr ihn angreifet, und sehr auf der Hut sein, etwas in der Nacht gegen ihn zu unternehmen, aus Besorgnis, er möchte Euch beschuldigen, daß Ihr die Dunkelheit benützt habt.« Athos lächelte und sprach: »Ihr wisset wohl, man kann seine Natur nicht ändern und überdies wisset Ihr, woran wir eben sind, und ob die Gefangennehmung Mazarins nicht viel mehr ein Unglück als ein Glück, viel mehr eine Gefährdung als ein Triumph wäre.« »Sagt, Athos, daß Ihr meinen Vorschlag mißbilligt.« »Nicht doch, im Gegenteile ist er eine gute Kriegslist, allein . . .« »Allein . . . was?« »Ich denke, Ihr hättet diese Herren nicht sollen schwören lassen, Mazarin nichts mitzuteilen, denn weil Ihr das getan, so habt Ihr beinahe die Verbindlichkeit auf Euch genommen, nichts zu tun.« »Ich habe ganz und gar keine Verbindlichkeit übernommen, das schwöre ich, sondern halte mich für völlig ungebunden. Auf, Athos, gehen wir!« »Wohin?« »Zu Herrn von Beaufort oder zu Herrn von Bouillon, um ihnen zu melden, was vorgeht.« »Ja, jedoch nur unter der Bedingung, daß wir bei dem Koadjutor anfangen. Er ist Priester, er ist bewandert in Sachen des Gewissens, wir wollen ihm die unsrige vortragen.« »Ha,« versetzte Aramis, »er wird alles verderben, alles sich aneignen; enden wir mit ihm, anstatt mit ihm anzufangen.« Athos lächelte, man sah es, er trage auf dem Grunde seines Herzens einen Gedanken, den er nicht kundgab. »Wohlan, es sei!« sprach er. »Bei wem beginnen wir?« »Bei Herrn von Bouillon, wenn es Euch beliebt; zu ihm führt auch unser Weg zuerst.« »Nun werdet Ihr mir wohl eines zugeben, nicht wahr?« »Was?« »Daß ich zuvor einen Augenblick in den Gasthof ›Kaiser Karl der Große‹ gehe, um Rudolf zu umarmen.« »Wie doch, ich gehe mit Euch dahin, wir umarmen ihn mitsammen.«

Beide stiegen wieder in den Kahn, der sie hergeführt hatte, und ließen sich nach den Hallen rudern. Dort trafen sie Grimaud und Blaisois, welche ihre Pferde hielten, und alle vier ritten nach der Straße Guonegaud. Allein Rudolf befand sich nicht im Gasthause »Karl der Große«; er hatte dieser Tage einen Brief von dem Prinzen bekommen und sich auf der Stelle mit Olivain auf den Weg gemacht.

 


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