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3. Das paramentale Gebiet

Wir wenden uns der Theorienbildung auf parapsychischem Gebiete zu.

Diejenigen »weg«-erklärenden Hypothesen, die mit Betrug, Zeichengebung, Überempfindlichkeit der Sinne, »Angeln« und dergleichen mehr die Tatsachen abtun zu können glauben, sind durch unsere Untersuchungen über Sicherung implizite erledigt worden. Und zwar im absprechenden Sinne: So geht es nicht. Es gibt allzu viele Fälle des Parapsychischen, in denen jene Annahmen mit Bestimmtheit nicht das Tatsächliche treffen – wobei, wie wir wissen, die Frage, welche Art des Parapsychischen denn vorliegen möchte, ein, ebenfalls von uns erörtertes, Problem zweiter Ordnung ist.

a) Die Strahlungshypothese

Aber der Strahlungshypothese, über deren Ungenügen zur Erklärung paranormaler Wissensübertragung wir uns bisher schon beiläufig geäußert haben, müssen wir jetzt doch in etwas eingehenderer Weise gedenken. Bei ihr handelt es sich nämlich nicht um eine Möglichkeit, die durch bloße Sicherungen in erster Instanz abgetan werden kann, wie jene soeben noch einmal kurz aufgezählten Vermutungen. Gegen sie kann nur auf Grund von Erwägungen höherer Ordnung, von Erwägungen, die nicht nur das »Ja oder Nein«, sondern das »Wie« betreffen, entschieden werden; und eben das müssen wir zeigen.

Wir wollen für die Zwecke des folgenden die Begriffe Identitäts- und Korrespondenzübertragung im allgemeinen Rahmen des Begriffs »paranormale Wissensübertragung« einführen. Von Identitätsübertragung soll geredet werden, wenn ein Erlebnis, so wie es ist, von der einen Person auf die andere paranormal übertragen wird, von Korrespondenzübertragung, wenn, wie der Name sagt, nicht das Erlebnis des Senders (Agenten) als solches, wohl aber ein in fester klarer Sinnbeziehung zu ihm stehendes vom Perzipienten erfaßt wird.

Identität nun könnte man sich wohl auf dem Wege physischer Strahlen übertragen denken, wenn man die Lehre vom psychophysischen Parallelismus annimmt. Freilich halten wir diese Lehre als allgemeine Doktrin, wie wir auf Seite 100 gesagt haben, für endgültig widerlegt, wollen aber jetzt einmal ihre Zulässigkeit annehmen. Dann könnte vielleicht, wo es sich um Identitätsübertragung handelt, der folgende Sachverhalt ins Spiel getreten sein: Person A erlebt das Erlebnis a; das entspricht einem bestimmten Zustand ihres Gehirns; dieser wird auf das Gehirn einer Person B übertragen durch Strahlen und versetzt es, nach Art auf den gleichen Ton abgestimmter Stimmgabeln, in den gleichen Zustand, und nun erlebt, nach dem Prinzip des Parallelismus, auch die Person B das Erlebnis a.

Das könnte vielleicht bei ganz einfachen Arten der Vorstellungsübertragung – (den Parallelismus hier als richtig vorausgesetzt) – der Fall sein, etwa bei gewissen Versuchen Pagenstechers, wo sein Erleben von »süß« oder »Schmerz« (im Gefolge eines vom Metagnomen nicht gesehenen Nadelstichs, den der Experimentator sich selbst zufügte) von der Metagnomin paranormal erlebt wurde, und vielleicht auch noch bei der paranormalen Übertragung von geometrischen Vorstellungen anschaulicher Art – (wahrscheinlich ist es auch hier nicht).

Aber, um nun gleich auf Korrespondenzübertragung zu kommen und weiteres über Identitätsübertragung zu vertagen: für jede Korrespondenzübertragung versagt diese Annahme, und zwar ganz ohne Rücksicht darauf, wie man sonst zum Parallelismus steht. Ganz besonders klar tut sie es angesichts der Spontantelepathie: Der Mensch in Todesgefahr denkt irgendwie an seine ferne Gattin; sie aber denkt doch nicht an sich selbst, was sie nach der Hypothese von Parallelismus, Strahlung und Stimmgabel müßte, sondern sieht ihn oder träumt von ihm! Vielleicht sieht sie ihn verwundet da liegen – er aber sieht doch nicht sich selbst in dieser Lage, und es gibt sichere Fälle, in denen ihn auch andere Menschen nicht sahen, also nicht als sozusagen Nebensender in Frage kommen.

Baerwald Der Okkult. in Urkunden, Band II, 1925. hat darauf hingewiesen, daß beim Empfang einer telepathischen Meldung sogleich das assoziative Phantasiespiel des Perzipienten einsetzen und das Erlebnis dramatisch ausschmücken möchte. Das könnte sicherlich für viele Fälle zutreffen und Baerwalds Erwägung verdient darum sehr ernste Berücksichtigung. Gerade für die echten Korrespondenzfälle, in denen Einzelheiten der Situation des Senders, ja, unerwartete sich etwa auf Kleidung, Barttracht u. a. beziehende Einzelheiten vom Perzipienten geschaut werden, bedeutet aber dieser Einwand nichts, ganz abgesehen davon, daß »Nebensender« in vielen Fällen sicherlich ausgeschlossen sind. Wenn Baerwald, bloß um reine Telepathie ohne Hellsehzusätze als das allein Tatsächliche erscheinen zu lassen, die Möglichkeit erwähnt, daß der Agent doch vielleicht in seinem Unterbewußtsein Bilder aller jener Einzelheiten bewahren und nun eben sie senden möchte, so erscheint uns dieser Gedanke derart gekünstelt und einer vorgefaßten Meinung zuliebe ersonnen zu sein, daß er kaum ernsthafte Berücksichtigung verdient.

Damit sind alle Fälle von Korrespondenzübertragung, nicht nur die spontantelepathischen, der Strahlungstheorie entzogen – wird uns doch übrigens an späterer Stelle die Tatsache der Korrespondenzübertragung selbst noch zu neuen, ebenso bedeutsamen wie seltsamen Erwägungen führen.

Aber auch auf dem Boden der Identitätsübertragung versagt die Strahlenlehre grundsätzlich, wie Tischner gezeigt hat, sobald es sich nicht um Übertragung von homogenen, d. h. nicht zusammengesetzten, Erlebnissen oder von einfachen geometrischen Dingen handelt.

Tischner Telepathie und Hellsehen, 2. Aufl., 1921, S. 99 ff. hat darauf hingewiesen, daß, erstens, der Perzipient bei paranormaler Übertragung doch eben nicht durch ein so kompliziertes Gebilde, wie das Auge, das Übertragene erfaßt. Aber wodurch denn? Von anderen spezifisch gebauten Erfassungsapparaten, im Hirn etwa, ist nichts bekannt. Sie müßten aber da sein; denn »Strahlungen« von einem Hirn aus gehen in alle Winde und müßten erst wieder in bestimmter Art gesammelt werden, um ein Bild der Situation, von der sie ausgingen, im fremden Hirn zu erzeugen.

An zweiter Stelle stimmt es doch sehr bedenklich, daß die Stärke aller paranormaler Wissensübertragung nach allem, was wir wissen, unabhängig von der Entfernung ist, daß es gleichgültig für sie ist, ob es sich um Kalkutta und London oder um zwei Zimmer in ein und demselben Hause handelt. Die Intensität von Strahlungen aber nimmt umgekehrt proportional zum Quadrate der Entfernung ab.

Weiter fragt Tischner: wo denn die verabredeten konventionellen Zeichen für die Übertragung wären, wenn irgend etwas »Abstraktes«, etwa ein Gedanke, eine Stimmung, übertragen werden soll. Bei der Telegraphie, drahtgebundener wie drahtloser, haben wir solche Zeichen konventioneller Art; beim Sprechen und Schreiben, den »drahtlosen« Übertragungsarten von »Sinn« im täglichen Leben, sind es die gesprochenen Laute und die geschriebenen Buchstaben und ihre Kombinationen. Sie sind jeweils einem »Sinn« konventionell eindeutig zugeordnet, z. B. dem Sinn »Die Philosophie Kants«. Davon wäre telepathisch gar keine Rede! Baerwald (l.c.S. 102 ff.) geht in seiner Kritik Tischners gerade auf dieses sein Hauptargument gegen die Strahlenhypothese nicht ein. Man könnte auch sagen, er versucht, ohne auf die Hauptsache einzugehen, Tischners Gedankengang durch eine den wahren Sachverhalt gar nicht treffende Erörterung zu entkräften: bei Übertragung von Musik wird nämlich nicht »Sinn« in Form rein konventioneller Zeichen, sondern werden Töne als Töne übertragen! Das übersieht Baerwald, wenn er die Übertragung von Musik gegen Tischner ausspielt..

Auf diesem Weg kann man, wie mir scheint, noch mehr in die Tiefe gehen und kommt dann zu denselben Argumenten, die mich zur radikalen Ablehnung des psycho-mechanischen Parallelismus, der ja aber die unabweisliche Grundlage für die parapsychische Strahlungshypothese wäre, geführt haben, so daß mit dem Parallelismus auch diese endgültig fällt. Es ist einfach ein Unsinn, ist ein bloßes Wortbeieinander, wenn man sagt, der Inhalt eines Gedankens mit seinem Tone des »Wahr-« oder »Falsch«-seins, also sein »Sinn«, sei »eigentlich dasselbe« wie eine bestimmte Konstellation oder Bewegung von Elektronen im Gehirn, nur »von der anderen Seite gesehen«. Das eben müßte aber die Strahlungstheorie tun. Wer uns aber sagt, und damit kehren wir zu Tischners eigenem Argument zurück, wir übertrügen doch täglich bei Sprache und Schrift den »Sinn« von Gedanken drahtlos und durch Strahlen, der vergißt eben, daß wir das stets durch Umsetzung des Sinnes in verabredete Zeichen – (in andere in jeder Sprache) – tun, daß diese Zeichen allerdings drahtlos strahlend übertragen werden, um dann, auf Grund der Konvention, sich in »Sinn« zurückzuübersetzen. Die konventionellen Zeichen, die unbedingt nötig wären, sowie über das einfachste Anschauliche hinausgegangen wird, fehlen nun aber parapsychisch – damit ist die Sache erledigt.

Ein neues treffendes Argument gegen die Strahlungshypothese ist übrigens jüngst noch von Belton Psychical Research and Religion, London 1931, S. 35. den schon gegen sie vorgebrachten Argumenten hinzugefügt worden: sie erklärt es nicht, daß von telepathischen Anrufen jeweils eine bestimmte Person, nämlich die, welche es eben »angeht«, betroffen wird. Wellensendungen müßten zum mindesten viele, wenn nicht alle Menschen erreichen. Auch dieser Grund gegen die genannte Theorie ist vernichtend.

Wenn wir echtes Hellsehen als Sonderphänomen elementarer Art zulassen, was wir, wie gezeigt ward (Seite 70 f.), vielleicht dürfen, so könnte hier bei sehr oberflächlicher Erwägung vielleicht wirklich von einer Übertragung durch Strahlen geredet werden. Freilich – das »Sehen« des Hellsehens geschähe nicht durch das Auge – wodurch aber denn?

Doch wir brauchen diesem Gedanken nicht nachzugehen. Wenn der Inhalt einfach beschriebener glatter Briefbögen festem undurchlässigem Umschlag gleichermaßen hell-»seherisch« erfaßt wird, gleichgültig, ob von vorn oder von hinten dargeboten, so spricht das scharf gegen jede Art von durch Strahlen vermitteltem »Sehen«: müßte doch im zweiten Fall – Spiegelschrift erfaßt werden! Und nun gar vielfach gefaltete Briefe: nicht das Chaos der sich überlagernden Schriftzüge wird erfaßt, sondern der »Inhalt«.

Also auch hier ist die Strahlungstheorie erledigt. Was an ihre Stelle zu setzen ist zu erörtern, ist hier noch nicht der Ort. –

Wie nun also könnte die Dynamik der mentalen Paraphänomene »verstanden« und also »erklärt« werden, nachdem die Strahlungshypothese, die eine gewisse Art des Weg-erklärens bedeutet hätte, versagt hat?

Es scheint da zunächst, als sei noch eine andere Art des physikalischen Weg-erklärens möglich, indem mit dem Begriff einer »psychischen Energie« gearbeitet wird. Aber, ganz abgesehen von anderen Bedenken, die dem Begriff einer psychischen oder auch »vitalen« Energie grundsätzlich entgegenstehen Vgl. meine Philos. d. Organ., 4. Aufl., 1928, S. 297.: eine solche Energie müßte doch eben übertragen werden, und da wären wir wieder bei der als unmöglich aufgezeigten Strahlungshypothese angelangt.

Es muß also ganz anders versucht werden; wir müssen von der weg-erklärenden Theorienbildung zur erfindenden, in dem von uns auf Seite 96 f. festgelegten Sinne, übergehen.

Versuchen wir das vorsichtig und Schritt um Schritt zu tun.

b) Die nicht-physikalischen Theorien

Was zur Untersuchung steht, sind, wie wir schon wiederholt sagten, besondere Formen des Wissenserwerbs, und zwar entweder in bezug auf fremdseelische Zustände und Inhalte oder auf objektive Situationen.

Wie wir nun auf Seite 102 sagten, daß paraphysische Phänomene, wenigstens solche im Anschluß an den Leib eines Menschen, »Handlungen« seien, wie es sie als Veränderungen der Natur seitens des Menschen auch im Normalen gibt, daß nur die Ausführungsart, der Weg des Handelns das Paranormale sei, so ist es auch hier, und wir sagen es noch einmal:

Wissen bleibt Wissen, und Wissenserwerb bleibt Wissenserwerb. Der Weg des Wissenserwerbs ist das Paranormale; er geschieht nämlich nicht vermittels der Sinnesorgane, sondern – anders.

Wie er geschieht, das wollen wir nun zu erforschen versuchen. –

Im Raum, oder besser gesagt, auf Raumeswegen oder durch den Raum hin kann nach allem, was wir wissen, die Übertragung zwischen dem Agenten und dem Perzipienten oder (beim sogenannten Hellsehen) zwischen Objekt und Perzipienten bei paranormalem Wissenserwerb nicht stattfinden. Also müssen wir, weil sie ja eben doch stattfindet, »aus dem Raum« hinausgehen, in unbekannte Übertragungsmittel hinein. Man wird sagen, unser ganzes Erleben und Erfahren sei an die Form des Raumes (und der Zeit) unweigerlich gebunden, und das ist, soweit das unmittelbare Erfahren des empirisch Wirklichen in Frage steht, auch für das parapsychische Tatsachenfeld richtig. Haben wir doch selbst auf Seite 59 gesagt, daß Paranormales stets »behavioristisch«, das heißt durch Beobachtung des Metagnomen in bezug auf seine, letzthin in Mund- oder Handbewegungen bestehenden, Aussagen, erfahren werde.

Dabei bleibt es natürlich; aber das geht nur das Erforschen der Tatsachen, nicht ihr Verstehen an.

α) Ihre Notwendigkeit in der normalen Biologie und Psychologie

Schon die normalen organischen Vorgänge, obschon auch, wie alles, unmittelbar als Bewegungen von Materie erfaßt, zwingen uns, wie der Vitalismus lehrt, dazu, nicht von Materie ausgehende, sondern vielmehr, sozusagen, »in den Raum hinein« wirkende Agentien einzuführen, weshalb eben der Vitalismus eine Brücke zur Parapsychologie darstellt, da auch er schon »aus dem Raum hinausgeht« Man denke hier aber ja nicht an den Unsinn einer »vierten Dimension« des Raumes. Der hat nun einmal drei Dimensionen. Es handelt sich um etwas, das mit Raum nur insofern zu tun hat, als es sich in ihm äußert.. Diese Agentien müssen da sein, wenn überhaupt das Organische kausal verstanden werden soll; ihr Sosein freilich kennen wir nur aus ihren Wirkungen, nämlich insofern, als wir wissen: sie müssen das »Vermögen« haben, das zu leisten, was nun einmal erfahrungsmäßig geschieht. Sie müssen »da sein« – das sagen wir noch einmal ganz ausdrücklich; es sei denn, man wolle auf ein kausales »Erklären« verzichten.

Nun redet freilich der biologische Vitalismus zunächst nur von »ganzmachenden« X-Agentien in bezug auf die Gestaltung und das Verhalten einer lebendigen Person. Wir brauchen aber parapsychologisch mehr; wir brauchen etwas, das sich, um zunächst ganz unbestimmt zu sprechen, auf mehrere Personen bezieht, also etwas Überpersönliches, das wie alles Vitale mit »Raum« nur insofern zu tun hat, als es sich in ihm manifestiert, das aber nicht im Raum ist und nicht durch ihn hindurch wirkt.

Wie, wenn nun schon die normale Biologie und Psychologie auch so ein »Überpersönliches« brauchte, nachdem sie einmal »aus dem Raum hinausgegangen« ist?

Sie tut es in der Tat.

Biologisch haben wir da zunächst die Tatsache der Phylogenie oder Stammesgeschichte der Organismen, die, nachdem die »Zufallstheorien« Darwins und Lamarcks versagt haben, ohne so etwas wie eine überpersönliche Entelechie, die sich in der Phylogenie manifestiert, gar nicht verstanden werden kann Philos. d. Org., 4. Aufl., S. 214 ff..

Wir haben ferner die experimentell erhärteten Tatsachen der Regeneration und der Entwicklung mehrerer ganzer Organismen aus einem Ei nach Trennung der Furchungszellen voneinander, sowie ihr Gegenstück, die Entwicklung eines »Riesen«-Organismus aus zwei Eiern; wir wissen, weiter, daß ein weiblicher Organismus viele Eier produziert, die aber in ihm, als er noch Embryo war, eine Zelle, die sich dann fortgesetzt teilte, waren. Diese, unter dem Namen »Das Eine und das Viele« eingehend von mir erörterten Tatsachen L. c. S. 384 ff. zwingen geradezu dazu, von einem überpersönlichen Wesen zu reden, das hier eine Rolle spielte.

Im Seelenleben aber besitzen wir ein seltsames elementares Erlebnis, welches man »sittliches Bewußtsein« nennt. Dieses Erlebnis, das sich in den Aussagen, daß etwas sein sollte, äußert, und zwar in ausdrücklicher Beziehung auf anderes Lebendige, ist auch aufs klarste personenübergreifend.

Sowohl biologisch wie psychologisch brauchen wir also schon im Normalen so etwas wie einen Rahmen, der die Personen umgreift, um Rätselhaftes absichtlich mit einem farblosen Namen zu belegen. Es muß »dasein«, dieses Überpersönliche, ebenso wie Unraumhaftes überhaupt »dasein« muß. –

β) Das »Seelenfeld«

Mental-parapsychisch brauchen wir nun, wie schon gesagt, auch neben dem Unraumhaften überhaupt noch ein Überpersönliches. Da ist es sicherlich erfreulich, daß wir zeigen konnten, es sei, was wir brauchen, an Bekanntes zum mindesten angeknüpft (Seite 111), mögen wir auch sogleich gezwungen sein, neue, gerade auf das Parapsychische bezogene Wesenszüge dem Bekannten anzufügen.

Denn wir brauchen ja eben, da, wie wir zeigten, der Raum nicht genügt, einen unraumhaften verknüpfenden Rahmen für viele Seelen, einen Rahmen, der aber jetzt ausdrücklich als Übertragungsfeld für einzelne kausale Geschehnisse gilt; ein Umstand, der in der normalen Biologie und Psychologie noch nicht in Frage kam. »In« diesem Feld, das Wort »in« natürlich nicht wörtlich genommen – (aber es gibt kein besseres) –, muß sich der Wissenserwerb bei Telepathie, Gedankenlesen und Hellsehen abspielen. Wir wollen von einem Seelenfeld reden. Die Einführung dieses unraumhaften Seelenfeldes braucht jede parapsychische Theorie, da es sich doch eben um kausale Übertragung handelt; ganz gleichgültig, ob sie weiterhin die Form des »Animismus«, des »Spiritismus« oder irgendeine andere Form annimmt.

γ) Der reine Animismus

Eine mental-parapsychische Theorie, welche nur mit den Seelen lebender Menschen rechnet, nennt man Animismus, wennschon viele, die sich »Animisten« nennen, ohne es zu bemerken, Dinge einführen, die über den Rahmen des Begriffs »personale Seele« erheblich hinausgehen, wovon zu reden sein wird.

Als reinen Animismus wollen nun wir eine Lehre bezeichnen, die wirklich nur mit personalen, zum unmittelbaren Wissensaustausch befähigten Seelen arbeitet.

Ein reiner Animismus ist logisch a priori sicherlich möglich, wenn ihm die Lehre vom kausal verknüpfenden überpersönlichen Seelenfeld, welche, wie wir sagten, jede parapsychische Theorie braucht, von vornherein beigefügt wird; ohne diesen Zusatz freilich ist schon die rein animistische Lehre unvollständig. Denn um Verknüpfendes handelt es sich bei aller paranormalen Wissensübertragung nun doch einmal, und der Raum als Verknüpfungsfeld und Träger kausaler Beziehungen genügt eben nicht. Stillschweigend ist auch wohl stets der Animismus mit der Annahme dessen, was wir »Seelenfeld« nennen, verbunden worden.

Es steht nun aber noch dahin, ob die allgemeine sehr unbestimmte Lehre von Animismus und Seelenfeld in dieser ihrer allgemeinen und unbestimmten Fassung angesichts der mentalen parapsychischen Erfahrungstatsachen, die hier ja gerade, im Unterschied vom paraphysischen Gebiet, zum Teil sehr gut gesichert sind, wirklich genügt.

Daß sie offenbar nicht überall genügt, zeigt schon ein Blick auf die sehr kurze Geschichte wissenschaftlicher Parapsychologie: man hat sich fast nie mit dem bloßen allgemeinen und unbestimmten reinen Animismus begnügt, sondern hat ihm, wenn man sich auch nur »Animist« nannte, theoretisch meist etwas beigefügt, was über seine unbestimmte allgemeine Form, von der unbedingt notwendigen Einführung des Seelenfeldes ganz abgesehen, hinausgeht.

Warum wohl? Welche Tatsachen zwingen zu diesem Hinausgehen?

δ) Die ersten Ergänzungen des reinen Animismus

Freilich liegen solche zur Erweiterung der Theorie des reinen Animismus zwingenden Tatsachen nicht bei jeder parapsychischen Beobachtung oder bei jedem mental-parapsychischen Experiment vor. Gerade da, wo in echter Weise »experimentiert« wurde, liegt bisweilen kein Anlaß zu solcher Erweiterung vor.

Man denke etwa an die Versuche von Cl. Miles und H. Ramsden Proc. S. P. R., Band 21 u. 27. und an die des Ehepaars Upton Sinclair: hier genügen Animismus und Seelenfeld. Dasselbe gilt von Pagenstechers Versuchen, soweit sie Übertragungen einfacher Sinnesempfindungen betreffen; sagten wir doch, daß man auf sie vielleicht sogar die Strahlungshypothese anwenden könnte, wäre sie nicht aus anderen Gründen unmöglich.

Aber wenn nun auch hier und in manchen anderen Fällen, z. B. in den von Richet studierten, der reine Animismus, durch die Lehre vom Seelenfeld vervollständigt, für die Erklärung der Tatsachen grundsätzlich genügt und keiner eigentlichen Erweiterung bedarf, so tritt doch schon jetzt eine bedeutsame Sonderfrage unabweisbar auf, die durch Animismus und Seelenfeld schlechthin noch nicht geklärt ist; und von dieser Frage, die also den Rahmen des bisher Behandelten noch nicht eigentlich sprengt, wohl aber eine durchaus notwendige Vervollständigung alles bisher theoretisch Ausgeführten ist, soll jetzt an erster Stelle geredet werden.

Es handelt sich um das Problem, wie Agent und Perzipient sich finden, ein Problem, welches wir als das der Abstimmung bezeichnen wollen.

Im Bereiche des Normalen »finde« ich den, welchem ich eine Mitteilung machen oder von welchem ich eine erhalten will, entweder indem ich ihn sinnlich wahrnehme oder weil ich weiß, wo er sich befindet, und Mittel kenne (Post, Telegraph), durch die er zu erreichen ist. Wie steht es damit paranormal?

Wir wissen das, offen gesagt, gar nicht und können nur Hypothesen vorbringen, wobei offenbar die Fragen »Wo ist er?« und »Wie komme ich zu ihm« zu scheiden sind.

Bei spontaner Telepathie und bei Gedankenabzapfung von Anwesenden kann wohl die Frage des »Wo?« meist ohne weiteres als gelöst gelten; bei Telepathie freilich vielleicht nicht immer.

Die Frage des »Wie?« pflegt man bei spontaner Telepathie durch die Behauptung erledigt zu sehen, daß ein »emotionales« Band, wie Liebe, Zuneigung, Agenten und Perzipienten umspannen müsse. Das mag richtig sein; es sagt aber wenig Bestimmtes und gut nicht immer. Denn es gibt Spontantelepathie zwischen einander Gleichgültigen. Bei experimentaler, also willkürlicher telepathischer Sendung zwischen Menschen, die nicht in eigentlich emotionaler Beziehung stehen, wird alles nicht viel bestimmter; der Ausdruck »gemeinsames Interesse« ist nicht viel mehr als ein Wort.

Beim Gedankenabzapfen kommt, auch wo Anwesende in Frage sind, nun noch die große Schwierigkeit der Auswahl des Abgezapften hinzu. Warum, so lautet hier die Frage, wird gerade dieses und nicht jenes aus dem, um seine Wissenshergabe ja gar nicht wissenden, Agenten, herausgeholt? Und es kann ja doch nicht nur aktuell Bewußtes, was sich wohl noch ohne Schwierigkeit verstehen ließe, sondern auch Vergessenes, ja gar nicht mehr Reproduzierbares herausgeholt werden. Hier liegt schon einer der Gründe, die über den reinen Animismus später grundsätzlich hinausführen werden, und deshalb verfolgen wir diesen Gedanken jetzt nicht weiter.

Beim Gedankenabzapfen von Abwesenden mag die Frage des »Wo?« keine besondere Schwierigkeit bieten, wenn der Metagnom ihren Ort kennt. Meist wird er ihn aber nicht kennen. Dann kompliziert sich alles bedeutend; ganz abgesehen davon, daß die Frage der Auswahl, wenn es sich nicht um aktuell Bewußtes handelt – (was sehr selten in Frage steht) – hinzukommt. Auch hier muß wohl der Rahmen des reinen Animismus grundsätzlich gesprengt werden.

Man sieht aus allem, daß die Frage der Abstimmung zwischen Agent und Perzipient zwar nicht immer den Rahmen des reinen Animismus zu sprengen braucht, obschon sie gelegentlich große Schwierigkeiten in seinem Rahmen bereitet; daß aber die Frage der Auswahl selbst beim Gedankenlesen aus Anwesenden oder örtlich Bekannten den Rahmen des reinen Animismus schon fast zerbricht, vom Gedankenabzapfen aus Abwesenden und ihrer Örtlichkeit nach Unbekannten gar nicht zu reden. Wir sagen ausdrücklich, daß von sogenannter Psychometrie hier mit Absicht noch nicht geredet wurde.

ε) Die Exkursionshypothese

Behandelten wir im vorigen Abschnitt schwierige Sonderprobleme im Rahmen des Animismus, die freilich gelegentlich schon an seine Grenzen führten, so soll es sich jetzt um eine Zusatzhypothese zum Animismus handeln.

Es handelt sich um die Hypothese der sogenannten Exkursion Hierzu vor allem Mattiesen, »Der jenseitige Mensch«, 1925, Abschnitt 37–39, sowie Zeitschr. f. Parapsych. 6, 1931, Heft 9 und 10. Ferner Myers »Human personality« 1902/3 (Registerstichwort »clair-voyance«) und seine theoretischen Betrachtungen in Vol. II von »Phantasms of the Living«.

Es wird berichtet, daß schon in tiefer Narkose, zum Zwecke einer Operation, der Patient gelegentlich den gesamten operativen Prozeß »von außen« gesehen, ihn jedenfalls hinterher richtig in seinen Einzelheiten von einem ganz bestimmten Gesichtspunkt aus beschrieben, gleichzeitig auch hellseherische richtige Angaben über Vorgänge außerhalb des Operationszimmers gemacht habe. Die Berichte bedürfen wohl der Bestätigung durch neue Fälle. Nehmen wir sie einmal als richtig an, was hätte sich dann ereignet?

Hat sich da die Seele vom Leibe auf Zeit getrennt? Unmöglich ist der Gedanke für den, der den psycho-mechanischen Parallelismus verworfen und damit die Seele als selbständige Wesenheit eingeführt hat, nicht.

Echt hellseherische Beschreibung ferner Örtlichkeiten im Trancezustand, wenn zugelassen, würde auf dasselbe Blatt gehören – (die hellseherische Erfassung gefalteter Briefe freilich nicht; hier müßte Psychometrie zu Hilfe gerufen werden).

Es scheint mir nun aber, daß, wie ja schon früher gesagt ward, viele Fälle sogenannter spontaner Telepathie gar nicht nur das sind, als was sie sich geben, sondern daß gerade hier, wo wir uns auf tatsächlich gesichertem Boden bewegen, noch ein Phänomen hinzukommt, das durch Exkursion, ja, wohl nur durch sie, verständlich werden könnte. Ich denke an das, was wir anläßlich der Kritik der Strahlungshypothese »Korrespondenzübertragung« nannten, also an Fälle von angeblicher einfacher Telepathie, in denen aber der Perzipient die jeweilige Situation des Agenten Vgl. S. 70. Es gehören aber nicht hierher jene Fälle einer reziproken Telepathie, in denen beide Beteiligten sich wechselseitig sehen, aber jeder den anderen in dem ihm selbst, dem Visionär eigenen Milieu, als ob es sich um einen Besucher handelte. Vgl. z. B. »Phantasms of the Living«, Fall 645. in ihren Einzelheiten richtig erfaßt, etwa die ihm notorisch unbekannte Kleidung, Barttracht, Verwundungsart usw. des Agenten richtig, oft gegen seine Erwartung, in ihren Einzelheiten kennt und beschreibt, und in denen eine Beeinflussung seitens anderer Agenten, die etwa die Situation gesehen und telepathisch übertragen haben könnten, zum mindesten sehr unwahrscheinlich, wenn nicht geradezu ausgeschlossen ist. Sieht es hier nicht aus, zumal wenn der Perzipient im Schlaf oder Wachschlaf beeinflußt wird, als ob die eigentliche telepathische Beeinflussung nur, kurz gesagt, ein »Rufen« bedeutet, worauf die »Seele« des Perzipienten, der also jetzt der eigentliche »Agierende« wird, sich »hinbegibt« an den Ort des Rufers? Fälle, wie die hier genannten, das sei noch einmal besonders betont, gehören gerade zum am besten gesicherten Gut der gesamten Parapsychologie.

Und bei beabsichtigter Telepathie möchte wohl auch der ursprüngliche Agent »gereist« sein: es sind sehr gute Fälle berichtet, in denen er die Örtlichkeit des Perzipienten, den zu sehen er wünscht, richtig, wenn auch bisweilen ohne »Verständnis« (Seite 41 beschreibt – (wobei wir ausdrücklich davon absehen wollen, daß er gelegentlich von ihm als »Phantom« gesehen worden sein soll, es dahingestellt sein lassend, ob es sich da um ein subjektiv-halluzinatorisches, immerhin sicherlich paranormales, oder um ein objektives Phänomen, das nicht mehr in die Gruppe mentaler Geschehnisse gehören würde, handelt).

Übrigens sind ja auch von gewissenhaften Autoren viele Fälle berichtet, in denen, ohne »gerufen« zu sein und ohne Absicht, ein Metagnom, im Schlaf, im Trance oder in vollem Wachsein ferne Situationen spontan in allen Einzelheiten richtig beschreibt, Fälle, in denen jedenfalls das Gerufensein nicht nachweisbar ist.

Man sieht, wie verschiedenartig die »Bedingungen« sein würden, die zu einer Exkursion, wenn wir sie hypothetisch zulassen, führen.

In allen diesen Fällen, also, kurz gesagt, beim Hellsehen, geschehe es auf Ruf oder ohne ihn, erklärt die Exkursionslehre eben die Besonderheit der Berichte der Metagnomen. Sie erklärt, warum der »hellsichtige« Metagnom immer nur ganz Bestimmtes paranormal erfaßt; und zwar erklärt jene Lehre es durch die Aussage, daß nicht ein eigentliches »Hellsehen« seitens eines örtlich fixierten Metagnomen, sondern daß eben die spezifische »Seelenreise« als der eigentlich maßgebende Faktor in Frage kommt. Wer normalerweise »reist«, sieht ja auch nur die Besonderheiten seines Reiseweges und Reisezieles.

Wir haben nun freilich auf Seite 90 selbst gesagt, daß Hellsehen als Urphänomen nicht so gesichert sei wie Telepathie, daß man sich in vielen Fällen, und zwar gerade in manchen (wennschon nicht allen), in denen der Agent nur »ruft« und der Perzipient dann ganze Situationen richtig »sieht«, damit helfen könne, daß man sagt: Andere Menschen haben ja doch die Situation normaliter gesehen und sie haben eben auch, neben dem eigentlichen Rufen, den Perzipienten telepathisch beeinflußt.

Aber ich gestehe offen, daß mir diese Annahme, ganz abgesehen davon, daß sie sicherlich nicht auf alle berichteten Fälle zutreffen würde, auch da, wo sie logisch möglich ist, weit gekünstelter erscheint als die Hypothese der Exkursion. –

In den Rahmen der Exkursionslehre gehören vielleicht auch die Berichte über Doppelgänger, zumal auch die sogenannten »arrival cases« der britischen Forscher »Phantasms of the Living« II, S. 96 ff. Viel Material in v. Gagerns Werk »Geister«, 1932.. Hier ist alles noch wenig geklärt. Ist es spontan, ohne Wissen und Willen des Agenten ausgesandte telepathische Halluzination oder etwa – objektiver Spuk? Das könnte, etwa hinsichtlich eines »vorzeitigen« Besuchers, wohl die photographische Platte erweisen. Überhaupt ist strenge Sicherung des Tatsächlichen hier noch erforderlich. –

Es muß ausdrücklich betont werden, daß die Exkursionshypothese nur auf solche Fälle paranormalen Wissenserwerbs anwendbar ist, die irgendwie mit dem Erfassen objektiver Situationen zu tun haben, also auf unmittelbares Hellsehen als solches, wenn wir es zulassen, oder auf Fälle sogenannter Telepathie, die mehr sind, als der Name besagt. Mit Gedankenabzapfen, überhaupt mit dem Wissenserwerb fremdseelischer Wissensinhalte hat die Exkursionslehre es nicht zu tun. Aber wo irgend etwas Hellseherisches, wenn auch nicht isoliert, in Frage steht, »erklärt« sie und nur sie einigermaßen den Sachverhal Wir haben die Fälle, in denen Telepathie sich mit Hellsehen zu verquicken scheint und die Hypothese einer »Exkursion« als mögliche Erklärung auf den Plan tritt, so aufgefaßt, daß wir zuerst den telepathischen Ruf und dann, als zweites, die vielleicht auf Exkursion zu beziehende hellseherische Leistung geschehen lassen. Hier fängt also der telepathische Agent den ganzen Vorgang, sozusagen, an. Lassen wir Hellsehen zu, das nicht an Telepathie in dieser Weise gebunden ist, so möchte wohl auch die hellseherisch begabte Person »anfangen«, nämlich mit ihrer Hellschau, dann aber, auf Grund dieser Schau, selbst als Agent telepathisch wirken, etwa im Sinne einer Warnung an den, dessen Lage sie erfaßte. Das wäre eine ganz andere Form der Bindung von Telepathie und Hellsehen. Meine Frau deutet das von ihr Erlebte und Geschilderte (Zeitschr. f. Parapsych. 1926, S. 666 und 193!, S. 493) im Sinne der zuletzt erwogenen Möglichkeit. Aber könnte sie nicht doch unterbewußt gerufen sein, indem eben die in Gefahr befindliche Person, obwohl noch schlafend oder doch dämmernd, die bedenkliche Lage dumpf erfaßte? Die Sachlage würde jedenfalls vereinfacht, ließe man nur eine Art der Bindung von Telepathie und Hellsehen zu..

Und wir sagen noch einmal, daß die Widerlegung des psychomechanischen Parallelismus sie möglich gemacht hat, ja ihre notwendige Voraussetzung ist, ebenso wie die Widerlegung jener Lehre die notwendige Voraussetzung des reinen Animismus und der Lehre vom Seelenfeld gewesen ist.

Man sieht, wie überall die neuere normale Psychologie der Parapsychologie vorarbeitet. –

Wir kehren jetzt zu den Fällen parapsychischen Wissenserwerbs zurück, in denen der Erwerb fremdseelischer Wissensinhalte, also nicht der des Wissens über objektive Situationen in Frage steht.

ζ) Die Lehre vom Weltbewußtsein und der »Spiritismus«

Wenn kein Lebendiger mehr da ist, der um den in Frage kommenden paranormal vom Metagnomen geäußerten richtigen Wissensinhalt einmal wußte, ein gerade bei psychometrischen Untersuchungen häufiger Fall, so wird die Nötigung, den Rahmen des reinen Animismus theoretisch völlig zu sprengen, eine Nötigung, die sich schon angesichts mancher der bisher erörterten Dinge in mehr oder weniger unbestimmter Form gezeigt hat, eine Forderung. Denn hier zwingt die Tatsächlichkeit geradezu, über den Rahmen des »reinen Animismus«, durch die Lehre vom allgemeinen Seelenfeld und anderes schon ergänzt, hinauszugehen, und zwar in sehr erheblichem Ausmaße.

Der Möglichkeiten, welche sich für ein solches theoretisches Weitergehen logisch darbieten, sind nun im Grunde nur zwei, jede mit mancherlei Variationen in sich: die Lehre vom plantragenden Weltbewußtsein, wie sie von James und Osty vertreten wird, und der eigentliche Spiritismus.

Jede dieser Lehren hat der anderen vorgeworfen, sie arbeite nicht mit einer Causa vera. Der wechselseitige Vorwurf ist aber auf beiden Seiten ungerecht, und zwar deshalb, weil beide Hypothesen mit einer Causa vera im echten, von uns auf Seite 96 dargelegten Sinne gar nicht arbeiten können, indem eben neue Urphänomene in Rede stehen, so daß also zum mindesten schon Bekanntes mit ganz neuen »Zügen« oder »Seiten« ausgestattet werden muß. Es wird sich im einzelnen zeigen, inwiefern das bei beiden Hypothesen der Fall ist; und es wird sich weiter ergeben, daß allerhöchstens, und vielleicht nicht einmal das, gesagt werden kann, es arbeite die eine Hypothese mit etwas weniger an neu Eingeführtem als die andere.

Beide Hypothesen arbeiten, ohne das meist direkt zu sagen, mit dem Begriff des Seelenfeldes, d. h. eines allgemeinen unraumhaften überpersönlichen Rahmens, in dem Wirkungen zwischen Seelen statthaben. Dieses Seelenfeld einführen mußte schon der reine Animismus.

Beide kennen auch begreiflicherweise den Begriff der persönlichen lebendigen Seele, einschließlich des Unterbewußtseins.

Von diesen beiden Faktoren ist der zweite eine Causa vera, denn persönliche lebendige Seelen sind bekannt. Der erste ist, wie wir wissen (Seite 113), eine auf das Paranormale hingetriebene Erweiterung der allgemeinen Setzung eines »Überpersönlichen«, die schon die normale Wissenschaft theoretisch braucht (Phylogenie, »Eines und Vieles«, sittliches Bewußtsein); die Erweiterung dem Normalen gegenüber betraf die Setzung des Seelenfeldes als eines Schauplatzes unmittelbar kausaler Einzelgeschehnisse zwischen personalen lebenden Seelen.

Beide Lehren statten auch die persönliche Seele mit paranormalen Fähigkeiten aus: das ist, bei beiden, keine Causa vera, auch keine Erweiterung schon bekannter Dinge, sondern ein grundsätzlich neuer, zur Erklärung der Tatsachen »erfundener« Wesenszug, wie ihn alle mentale Parapsychologie ganz grundsätzlich braucht.

Soweit also besteht Gemeinsamkeit.

Auf diesem gemeinsamen Grunde lehrt nun die Lehre vom plantragenden Weltbewußtsein dieses:

Das Weltbewußtsein

Das Überpersönliche ist nicht nur ein unbestimmter, personale lebende Seelen verbindender und paranormale unmittelbare Wissensübertragung zwischen ihnen möglich machender Rahmen, sondern eine Art von überpersönlichem Subjekt. Dieses Subjekt aber hat alle Lebenspläne aller Menschen fest geformt in sich. Man wird hier an die theologische Lehre denken, daß die Menschen mit ihren Schicksalen »Gedanken Gottes« seien, ebenso an die »Akasha-Chronik« der Inder. Von Bedeutung ist hier, daß also nicht nur alles Vergangene dem Überpersönlichen gleichsam eingegraben ist, sondern alles überhaupt Geschehensmögliche; es ist also nicht eigentlich zutreffend von Welt-»gedächtnis« zu reden; Ostys Wort vom Plan transcendental ist besser.

Nun aber weiter: Der Metagnom kann unmittelbar in einer anderen Seele, mit der er ja durch das Seelenfeld verbunden ist, lesen. Viel wichtiger aber ist, daß er auch im Weltsubjekt lesen und die darin vorhandenen Pläne erfassen kann. »Telefonanschluß im Absoluten« nannte diese Vermutung schon E. v. Hartmann. Da die Pläne im Weltsubjekt gleichgültig gegen die Zeit in ihrer empirischen Verwirklichung sind, da hier das Zukünftige auch jetzt schon »da ist«, so bedürfen prophetische Gaben des Metagnomen auf dem Boden dieser Lehre keiner besonderen Erklärung und keiner besonderen ihm zuzuschreibenden Fähigkeit. Anders freilich, wenn das »Weltbewußtsein«, nach Art der indischen »Akasha-Chronik«, nur als Welt-Gedächtnis gefaßt, also nur Träger des Vergangenen ist, woran wohl James lediglich gedacht hat. Denn würde die Prophetie noch nicht verstanden, sondern würde, wenn sie überhaupt zugelassen wird, besondere Zusatzhypothesen erfordern. An Stelle des Lebens-»planes« würde ja der bloße, nur die Vergangenheit registrierende Lebens-»Katalog« treten.

Die Frage, wie denn nun der Metagnom im einzelnen Falle gerade mit diesem, und. mit keinem anderen. Lebensplan oder -katalog in Kontakt komme, wird von den Vertretern der Weltsubjektslehre, wenn überhaupt, dahin beantwortet, daß ein psychometrisches Objekt, als welches, wie wir wissen, auch der Leib der von der paranormalen Aussage betroffenen Menschen selbst dienen kann (Seite 77), die Vermittlung besorge. Hiervon wollen wir einstweilen noch nicht weiter reden, da das Psychometrieproblem überhaupt gesondert behandelt werden muß.

Der Leser möge übrigens besonders beachten, daß, wie wir ja gesagt haben, die Verkünder der Lehre vom katalog- oder plantragenden Weltsubjekt dieses nicht für jeden Fall paranormaler Wissensübertragung heranziehen. Es gibt auch paranormale Übertragung unmittelbar zwischen einzelnen lebenden Seelen, und zwar gerade in den echten Experimentalfällen.

Der Monadismus (Spiritismus)

Der eigentliche Spiritismus leidet, wenigstens in Deutschland, an seinem fatalen, an »Spiritus« (== Branntwein) erinnernden Namen. Dieser Name gibt ihm bei vielen von vornherein einen lächerlichen Beigeschmack und beeinflußt viele unterbewußt von vornherein zur ablehnenden Haltung.

Könnte man nicht Monadismus zur Bezeichnung dessen, was er lehren will, sagen? In der Tat, mit des großen Leibniz Monadenlehre hat das, was gemeint ist, eine starke logische Verwandtschaft, wenn unser Monadismus auch die Monaden mit gewissen Vermögen, nämlich paranormalen Mitteilungsvermögen, ausstattet, an welche der Philosoph nicht dachte.

Der Monadismus nämlich lehrt dieses:

Die persönlichen Seelen gehen mit dem Tode, der nur den materiellen Leib betrifft, nicht zugrunde; sie bestehen vielmehr als Personen mit ihrem im Leben erworbenen Erfahrungsinhalt weiter. Sie sind als leibfreie Seelen fähig mit noch leibbehafteten unter gewissen, in den Metagnomen verwirklichten Bedingungen in telepathischen Wissenaustausch zu treten oder aber – (das ist eine andere Variante der Lehre) – den Leib der Metagnomen unmittelbar zu Äußerungen (Sprechen oder Schreiben) zu benutzen. Gelegentlich prophezeien sie auch durch Vermittlung der Metagnomen.

Analysiert man diese Lehre auf ihre elementaren Bestandteile, so findet man zunächst jene Basis, die sie mit der Hypothese des Animismus gemeinsam hat: die Lehre vom über persönlichen Seelenfeld, das nun freilich leibbehaftete und leibfreie Seelen umspannt. Läßt man die Prophetie zu, so braucht man auch die aus der Theorie vom überpersönlichen Weltsubjekt bekannte Lehre von den ihm eingegrabenen »Plänen« – man müßte denn annehmen, daß der leibfreie Geist eine derart andere (und reichere) Wissensform besitzt als der leibgebundene, daß für ihn bloß Kalkulation ist, was uns als rätselhaftes Vor wissen der Zukunft erscheint; können wir doch auch kalkulatorisch in beschränktem Maße »prophezeien«, z. B. in der Astronomie. Sieht man von Prophetie ab, was aber kaum noch angängig ist (Seite 75), so fällt dieser Bestandteil der Theorie fort. Es bleiben als Hauptkennzeichen der Lehre: die Existenz der Seelenperson nach dem sogenannten Tode, aber in neuer Seinsmodifikation, und ihr Vermögen sich mitzuteilen.

Nach monadischer Lehre gibt es einen tieferen Wesensunterschied zwischen lebender und abgeschiedener Seele nicht; auch Telepathie bleibt immer Telepathie, gleichgültig ob zwischen Lebenden, zwischen einem Lebenden und einem »Verstorbenen« oder, um das nachzutragen, zwischen zwei leibfreien Personen. Etwas ganz anderes freilich bringt jene Modifikation des Monadismus hinein, welche eine abgeschiedene Seele den Leib des Metagnomen »benutzen« läßt. Hiervon sehen wir zunächst ab.

η) Allgemeines

Wir sagten oben, daß sich die beiden von uns erörterten Theorien, die also beide auf der Grundlage der Lehre vom Seelenfeld ruhen, sich gegenseitig den Vorwurf machen, nicht mit Causae verae zu arbeiten. Wir sagten ferner, daß dieser Vorwurf nach beiden Richtungen hin unberechtigt ist, weil eben beide Lehren Faktoren, die nicht Causa vera sind, einführen, und weil ohne ein grundsätzlich »neues« Urprinzip hier, auf diesem »para«-normalen Gebiet, überhaupt theoretisch gar nicht gearbeitet werden kann.

Wägen wir jetzt einmal in Sachen der Frage der Causae verae im einzelnen ab, das heißt: vergleichen wir die Gesamtheit der besonderen neuen Dinge, die unsere beiden Theorien einführen, so erhalten wir folgendes Ergebnis:

Die Lehre vom katalog- oder plan-tragenden Weltsubjekt führt, abgesehen von der allgemeinen Hypothese vom Seelenfeld überhaupt als Träger paranormaler Übertragungen, neu zu Erklärungszwecken ein: erstens, daß da überhaupt ein überpersönliches Subjekt sei, zweitens, daß es »Pläne«, die auch die Zukunft in sich bergen, denke, drittens, daß der Metagnom in den Plänen lesen kann, viertens, daß es ein Mittel geben muß, welches ihn jeweils den richtigen bestimmten Plan finden läßt.

Der Monadismus setzt, abgesehen von der allgemeinen Hypothese vom Seelenfeld als Träger paranormaler Übertragungen, als neu zu Erklärungszwecken hin: erstens die leibfreie Modifikation der Seelenperson, zweitens, daß sie irgendwie die Zukunft zu erfassen fähig sei, entweder weil sie in »Plänen« liest oder weil sie mit übermenschlicher Kalkulationsfähigkeit begabt ist, drittens, Telepathie zwischen Lebenden und Abgeschiedenen, viertens, Mittel den »richtigen« Perzipienten zu finden.

Er setzt also, der üblichen Ansicht zum Trotz, die Lehre von der Conscience universelle (Osty) mit ihren Plänen oder Katalogen ebensoviel des Neuen voraus wie der Monadismus. Denn dieses plantragende Weltsubjekt ist wahrhaftig ebensowenig eine Causa vera, wie die leibfreie Seelenperson des Monadismus.

Man möchte sogar sagen, daß der Monadismus etwas weniger an wesenhaft Neuem gebraucht als die Lehre vom Weltbewußtsein mit seinen Plänen. Denn eben jenes gänzlich hypothetische Weltsubjekt mit seinen »Plänen« fällt weg. Der Monadismus arbeitet nur mit paranormaler Übertragung zwischen Seelenpersonen. Freilich läßt er abgeschiedene Personen Agenten oder Perzipienten sein, und das ist natürlich als Neues auf Seite des Monadismus zu buchen. Das Finden des richtigen Partners bleibt auch auf monadischer Seite noch ein Problem, aber wohl kein so schwieriges wie im Rahmen der Weltsubjektslehre. Es trat ja schon (Seite 115) im Rahmen des reinen Animismus auf. So seltsam es klingt: gerade im Kreise des Monadismus geht es ja nach dem »Tode« nicht sehr viel anders zu als im »Leben«; telepathisch soll zwar der Verkehr sein, aber er bleibt doch ein Verkehr zwischen Personen – (wenn wir Prophetie ausschalten) – und gerade den kennen wir, während wir irgendeine Art des Verkehrs einer Person mit der Weltgeistüberperson nicht kennen.

Zum mindesten braucht also der Monadismus nicht mehr des Neuen als die Lehre vom Weltsubjekt als Planträger; vielleicht braucht er sogar weniger. Und er konserviert gerade das, was im Bereich des Seelisch-Lebendigen so überaus eindrucksvoll ist: die Person.

Mit Aufrollung der Causa vera-Frage sollten also die Vertreter der Lehre vom Weltsubjekt etwas vorsichtiger sein. –

Von Modifikationen des Monadismus haben wir schon eine erwähnt: jene Hypothese, daß die abgeschiedene Seelenperson sich nicht nur mittelbar mit Hilfe des Metagnomen äußern könne, indem sie ihm telepathisch mitteilt, was er dann in seiner Aussage wiedergibt, sondern auch unmittelbar durch »Benutzung« seines Leibes.

Diese Modifikation zieht nun sogleich eine weitere Hypothese nach sich, wenn man die Frage aufwirft, wo denn die Seele des Metagnomen während solcher Benutzung bleibe. Hier aber gäbe wohl, wenn man sich überhaupt auf diese Modifikation des Monadismus einlassen will, die schon als Ergänzung vom reinen Animismus benötigte Lehre von der Exkursion die Antwort (Seite 117 ff.). Jedoch ist diese ganze Angelegenheit heute, wo nicht einmal die Grundannahme des Monadismus sicher steht, so problematisch, daß es sich erübrigt, näher auf sie einzugehen.

c) Die Unmöglichkeit einer Entscheidung

Wie steht es denn nun mit den Tatsachen? Gibt es irgendeine sachliche Entscheidungsmöglichkeit zwischen der Lehre vom plan- oder doch katalog-tragenden Weltsubjekt, in welchem die Personen nicht mehr als solche bewußt existieren, sondern nur vom Weltsubjekt »gedacht« sind, und der monadischen Lehre vom persönlichen Überleben? Eine von beiden Lehren nämlich brauchen wir, wie gezeigt wurde (Seite 121). Gerade angesichts gesicherten parapsychologischen Gutes brauchen wir sie.

Die »Medien«, unter dieser Voraussetzung mit Recht(S. 58) so genannt, behaupten sehr oft mit Abgeschiedenen zu kommunizieren oder gar, nach jener Modifikation der monadischen Lehre, welche die abgeschiedene Seele den Leib des Mediums unmittelbar benutzen läßt, von ihnen »besessen« zu sein – (denn was hier behauptet wird, wäre in der Tat echte sogenannte »Besessenheit«). Diese ihre Behauptung als solche besagt natürlich gar nichts.

Grundsätzliche dogmatische Gegner – (als ob man auf diesem Gebiet etwas »a priori« sagen könnte!) – sagen dagegen von vornherein zu Ungunsten des Monadismus, daß man »Geistern« doch nicht solche Trivialitäten zutrauen könne, wie sie meist, als angeblich von ihnen kommend, durch die Metagnomen in Trance zutage gefördert werden.

Demgegenüber ist nun freilich zunächst zu bemerken, daß wir, für den Fall, daß es »Geister« geben möchte, doch eben gar nichts über ihre Vermögen wissen. Man könnte sehr wohl die Vermutung hegen, daß es ihnen, falls sie da sind, ebenso schwer sei mit uns zu kommunizieren wie uns mit ihnen. Ferner könnten sie in einem Milieu leben, das ebensowenig mitteilbar an uns ist, wie »Farbe« an einen total Farbenblinden.

Endlich aber: wären jene Trivialitäten nicht gerade, weil sie »Trivialitäten« sind, von Bedeutung? Englische Forscher haben diesen Gedanken bereits ausgeführt: Trivialitäten, Kleinigkeiten aus dem vergangenen »Leben« müssen wir, sagen sie, geradezu erwarten für den Fall, daß wir die wirkliche Gegenwart eines Abgeschiedenen annehmen. Denn was müßte er in erster Linie wollen? Kurz gesagt: seinen Personalausweis erbringen, zeigen, daß er wirklich als diese bestimmte Person da ist. Wie macht man es, wenn man sich am Telephon mit jemandem unterhält der nicht glaubt, daß man der sei, für den man sich ausgibt? Man erzählt ihm kleine, ausgefallene Dinge aus dem Bereich des gemeinsam Erlebten, etwa daß man da oder dort zusammengewesen sei, jenen Ausflug zusammen gemacht, ja wohl einen Unfall gemeinsam erlitten habe. Gerade solche »Trivialitäten« geben aber die angeblichen Geister kund, so daß dieser Umstand jedenfalls nicht gegen ihr Dasein spricht.

Aber damit haben wir noch nichts Positives.

Ehe wir nun weiter gehen in unserem Bestreben zwischen den beiden zur Erörterung stehenden Theorien, Weltbewußtsein oder Monade, zu entscheiden, muß auf eine gewisse Verwandtschaft zwischen beiden Hypothesen noch einmal hingewiesen werden und müssen auch noch ein Paar Modifikationen beider genannt sein. Denn nur so kann der eigentliche Kernpunkt der Frage, die uns beschäftigt, ganz klar herausgearbeitet werden.

Eine gewisse Verwandtschaft zwischen den Lehren vom überpersönlichen plantragenden Weltsubjekt und vom monadischen Überleben der Seelen besteht nun sicherlich insofern, als beide Theorien einen personalen Konstituenten haben und zwar einen beharrlichen. Für den Monadismus ist er das eigentlich Wesentliche. Aber die andere Theorie kennt auch das beharrlich Personale in Form der »Pläne« oder »Kataloge«; nicht läßt sie, wie gewisse vom Neuplatonismus herstammende metaphysische Lehren, die Personen restlos in ein Überpersönliches hinein verschwinden.

Was aber die gewissen Modifikationen der Lehre vom Weltsubjekt angeht, von denen wir redeten, so hat hier Mackenzie Metapsichica moderna, Roma, 1923. die Vermutung aufgestellt, es möchten in den Sitzungen mit Medien allerdings personale Subjekte auftreten und sich auf irgendeine Weise vermittelst des Mediums äußern, Gestaltungen also, welche nicht aus dem Unterbewußtsein des Mediums stammende Pseudopersonen sind; jedoch wäre es denkbar, daß diese Personen unter den Bedingungen des Versuches ganz neu aus einem indifferenten Überpersönlichen heraus gebildet werden, ähnlich wie die »Personen« bei der sogenannten Bewußtseinsspaltung aus der Gesamtseele des von der Spaltung betroffenen Menschen, so daß weder von einer Identität des auftretenden Geistes mit irgendeinem Verstorbenen, noch von einer Permanenz desselben die Rede sei. Österreich Die philosoph. Bedeutung der mediumistischen Phänomene, Stuttgart 1924, S. 35.) andererseits läßt es als theoretisch denkbar – (als mehr nicht) – zu, daß auftretende Geisterpersonen zwar während des Versuches als mit einem früher Lebenden identische Geister präsent, im übrigen aber als bewußte Personen ins Überpersönliche restlos aufgegangen und nur »potentiell«, also nicht als permanente Ich-Wesen, in ihm vorhanden seien. Das wäre dann auch keine »persönliche Unsterblichkeit«.

Endlich sei auch noch der in den Schriften der Laienspiritisten gelegentlich auftretenden Ansicht gedacht – (denn eine vollständige Erwägung theoretischer Möglichkeiten darf an nichts vorbeigehen!) –, daß sich in den Sitzungen Wesen äußern, die nie materialgebunden, also nie »inkarniert«, gewesen, sondern immer »freie« Geister gewesen wären. Doch das nur nebenbei.

Ich meine, nach diesen Erwägungen sind wir nun imstande klar hinzusehen, auf was es eigentlich bei der Frage der Entscheidung ankommt:

Wenn wir die Frage so formen: »Spricht etwas und was spricht zugunsten des Monadismus?«, so müssen wir also fragen: Gibt es Tatsachen im Rahmen des gut gesicherten parapsychischen Materials, welche darauf hinweisen, daß sich hier ein bewußtes Subjekt betätigt, welches als persönliches Subjekt identisch mit einem »Verstorbenen« ist und als eben dieses Subjekt eine permanente Existenz »nach dem Tode« besitzt? Denn das ist die eigentlich monadische Lehre.

Gibt es, um dasselbe methodisch noch schärfer zu sagen, unter den von Metagnomen ausgesagten paranormal erworbenen Wissensinhalten solche, die auf keine Weise als vom Wissensinhalt irgendeines noch Lebenden herstammend verstanden werden können und für die auch die Hypothese vom plantragenden Weltbewußtsein zum mindesten sehr unwahrscheinlich wird, so daß also weder ein Lebender noch das Weltsubjekt der »Agent« sein kann?

Eine sehr eingehende, wahrhaft kritische Erörterung der Tatsachen, die zugunsten der monadischen Lehre sprechen, hat Mattiesen »Der jenseitige Mensch«, Berlin, de Gruyter, 1925. – Kurze, gute Zusammenstellung der Argumente zugunsten des Monadismus auch bei Lambert, »Geheimnisvolle Tatsachen«, 1921. Bedenken gegen die Möglichkeit, die monadische Theorie endgültig zu »beweisen«, sind von Saltmarsh (Proc. Soc. Ps. Res. 40, 1932) in sehr kritischer Weise aufgezählt und erörtert worden., neben Bozzano Leider ist aber, meines Erachtens, dieser scharfsinnige Denker nicht vorsichtig genug in der Annahme der Tatsachen. Das, was wir »Sicherung« nennen, fehlt denn doch oft gar sehr. Bozzano verwendet drei Gruppen von Fakten – (leider, wie gesagt, nicht immer ganz gesicherten) – für den Monadismus: erstens, die Dramatik, welche im Text zur Sprache kommen wird (A propos de »l'Introduction à la métapsy chique humaine«, 1926, eine Streitschrift gegen das gleichnamige Werk Sudres), zweitens, die Aussagen Sterbender im letzten Stadium, zumal den Umstand, daß sie nur von Toten, nie von noch Lebenden reden (Phénomènes psychiques au moment de la mort, 1923), drittens die Übereinstimmung, welche in allen angeblich von Verstorbenen herrührenden Aussagen über das .Jenseits« herrscht (Aufsatzreihe in La Revue spirite vom Juli 1928 an). Dazu kommt seine Auffassung des Spuks (Les phénomènes de Hantise, 1929). der bedeutendste Theoretiker unseres Gebietes, geliefert, und zwar an der Hand des besten Materials, welches wir haben, des von der britischen Society for Psychical Research herbeigeschafften. Er geht überall auf die Originalprotokolle, welche, Wort für Wort die Aussagen der Medien wiedergebend, bei den Sitzungen aufgezeichnet wurden.

Ich übergehe bei der nun folgenden Erörterung der zugunsten des Monadismus sprechenden Faktoren absichtlich eine gewisse Gruppe, der Mattiesen Zeitschr. f. Parapsych., 1930, November. große Bedeutung zuschreibt, die Spukphantome. Denn deren objektive Tatsächlichkeit ist heute meines Erachtens nicht durchaus gesichert; und nur von ganz Gesichertem will ich hier reden.

Nur kurz auch will ich unter den Dingen, die für den Monadismus von Mattiesen und schon vor ihm von den britischen Forschern aufgeführt sind, zwei erwähnen: die Kreuzkorrespondenzen (»Cross Correspondences«)_und die paranormalen Angaben von Bücherstellen (»book tests«).

Bei den Kreuzkorrespondenzen geben mehrere Medien an weit voneinander gelegenen Orten fragmentarische, an sich unverständliche Mitteilungen von sich, etwa einzelne Worte eines Dichters, die erst zusammen genommen einen klaren Sinn geben. Die Medien behaupten Mitteilungen eines und desselben Abgeschiedenen wiederzugeben Gute Zusammenfassung bei J .A .Hill, New Evidences etc., S. 164 ff. und bei Dessoir, Jenseits der Seele, 6. Aufl., S. 214 ff..

Bei den book Tests sagt angeblich ein Abgeschiedener durch das Medium aus, daß in einer bestimmten Bibliothek an bestimmtem Orte ein Buch stehe, und daß sich auf einer bestimmten Seite dieses Buches eine Stelle finde, die sich auf einen ganz bestimmten Sachverhalt eindeutig beziehe. Es gibt ähnliches in bezug auf Zeitungen ( newspaper tests), ja, hier soll sogar vor Erscheinen des Blattes angegeben sein, an einer bestimmten Stelle werde sich eine bestimmte Mitteilung befinden.

Man kann natürlich die Kreuzkorrespondenzen durch Telepathie zwischen den Medien erklären. Bei den auf die Zukunft gehenden newspaper tests kann man sagen, die Gedanken des Redakteurs würden paranormal erfaßt. Bei den eigentlichen book tests kann man das latente Gedächtnis irgendeines Lebenden heranziehen. Recht gezwungen wäre das freilich wohl alles. Andererseits sind aber alle hier vorliegenden Angaben doch noch zu fragmentarisch, gelegentlich auch einigermaßen bedenklich in der Deutung, so daß hier nur weiteres Forschen empfohlen, sehr dringlich empfohlen werden muß, während eine eigentliche theoretische Verwertung dem Vorsichtigen aber noch nicht geraten erscheinen kann.

Und wir haben gesichertere Dinge, die in der Tat für eine monadische Theorie schon heute in die Waagschale fallen, ohne sie freilich entscheidend zu bejahen. Diese Dinge sind häufig beobachtet, also nichts so Ausgefallenes und Seltenes wie die soeben kurz erwähnten.

Es handelt sich um gewisse Besonderheiten der Struktur medialer Trance-Aussagen oder -Niederschriften. Der Inhalt dieser Aussagen, wenn er angeblich, das heißt nach Meinung des Mediums selbst, von einem Verstorbenen herrührt – (also nicht in Fällen ganz klaren Gedankenabzapfens von einer anwesenden Person her) –, dieser Inhalt ist nämlich einerseits tatsächlich auf das beschränkt, was gerade dieser bestimmte Verstorbene zu Lebzeiten in seinem aktuellen und latenten Wissensinhalt besaß, und andererseits hat in vielen gut gesicherten Fällen das Medium den Verstorbenen nicht gekannt. Und weiter: die Mitteilungen des Mediums gehen oft mit Sicherheit über seinen eigenen Bildungsgrad weit hinaus, entsprechen aber dem des angeblichen »Geistes«. Sie geben ferner das oft sehr Spezifische der Ausdrucksform des Verstorbenen wieder, besondere Redewendungen, Scherznamen usw., die gerade er, der dem Medium ja unbekannt ist, gebrauchte und dergleichen mehr.

Da handelt es sich also nicht nur so im allgemeinen um den Inhalt eines Wissens, welches das Medium sicherlich nur paranormal erworben haben konnte. Die Form, in der das Wissen sich kundgibt, hat zwei ganz bestimmte Eigentümlichkeiten, sie ist selektiv-limitiert (auswählend und beschränkt) und sie ist personifizierend. Wäre es hier nicht am einfachsten, am »ungekünstelten«, anzunehmen, daß die Person, welche durch Mund oder Schrift des Metagnomen ihre Existenz und ihre Anwesenheit behauptet, wirklich existiert und »anwesend« ist? Dann wäre in diesem Falle der Agent, d. h. der, welcher sein Wissen paranormal hergibt an den Perzipienten, den Metagnomen, zwar auch ein Anderer, aber kein lebender »Anderer«. Daß diese Auffassung die am wenigsten gekünstelte ist, hat schon William James zugegeben Proc. S. P. R., Band 23, S. 120 f. Man vergleiche auch Band II des großen Werkes von F. Myers »Human Personality«, 1903..

Wollen wir hier rein animistisch denken, so müssen wir sagen: Das Medium zapfte Lebenden, Anwesenden oder Abwesenden, ihr aktuelles und latentes Wissen ab; es »könnte« zwar von jedem beliebigen Menschen sich sein Wissen holen, holt es sich aber, und zwar bruchstückweise, stets nur von solchen, Anwesenden und Abwesenden, die irgendetwas über eine bestimmte verstorbene Persönlichkeit wissen oder einmal gewußt und dann vergessen haben, um die so erworbenen Bruchstücke dann tektonisch zu kombinieren in einer Form, die ganz und gar den Gepflogenheiten jener Persönlichkeit, als sie noch lebte, entspricht. Der angebliche Geist wäre eine »Spaltpersönlichkeit« des Mediums, geschaffen aus paranormal, aber nicht vom »Jenseits« her, erworbenem Wissensmaterial.

Eigentlich zu »widerlegen« dürfte diese Ansicht, die freilich die selektiv-personifizierende Limitation der Aussagen keineswegs erklärt, wenigstens dann nicht sein, wenn nur mitgeteilt wird, was »irgendein« Lebendiger aktuell oder latent weiß – und das geschieht in weitaus der Mehrzahl der Fälle allerdings.

In dem mit Recht sehr beachteten Falle Chaffin, als ein Wahrtraum zur Entdeckung eines Testaments führte Proc. S. P. R. 36, 1927, S. 517., dessen sehr versteckter Ort nur dem vor Jahren Verstorbenen bekannt war, scheint immerhin die nur mit Wissensübertragung zwischen Lebendigen arbeitende Deutung äußerst bedenklich. Auf der anderen Seite haben wir freilich in dem Falle Gordon Davis Ebenda 35, 1925, S. 471.»selektive« und »personifizierende«, übrigens zutreffende, mediale Aussagen über einen nach Ansicht des Mediums Verstorbenen, der aber noch lebte! Das könnte uns dem Monadismus gegenüber bedenklich stimmen, der hier ja selbstredend nicht in Frage kommt. Aber der Fall steht isoliert da, während es sehr viele Fälle von der zuerst beschriebenen Form gibt.

Das Seltsame ist hier eben die Personifizierung und damit erfolgende Vereinheitlichung des paranormal Geäußerten: der Verstorbene war der einzige, der alles, was mitgeteilt wird, einmal gewußt hat; von den Lebenden, die nach animistischer Auffassung ihr aktuelles oder latentes Wissen hergegeben haben müßten, hat stets nur der eine dieses, der andere jenes gewußt.

Ist da nicht in der Tat die monadische Hypothese weniger »gekünstelt«?

Hier gerade hätte heute die Forschung anzusetzen und weiterzuarbeiten. Denn die Frage des Überlebens der Person bleibt nun einmal das Hauptproblem aller Wissenschaft, mögen auch unsere offiziellen Philosophen und Psychologen fast alle einen weiten Bogen um sie machen und tun, als ob sie sie überhaupt nicht sehen Es gibt heute viele Werke über das »Wesen des Menschen« und ähnliches, die das Unsterblichkeitsproblem nicht einmal als Frage kennen!; und mögen auch gewisse formalistische Philosophengruppen nur im Rahmen des Mathematischen »sinnvolle« Fragen überhaupt zulassen.

Der Hinweis auf die selektive und personifizierende Struktur so vieler paranormaler Aussagen genügt unseres Erachtens, um die monadische Theorie zum mindesten ernsthaft zur Erörterung zu stellen. Sie gibt eben einen zureichenden Grund dafür an, weshalb der Metagnom, der ja doch, animistisch gedacht, in ganz allgemeinem Sinne paranormale Fähigkeiten besitzt, tatsächlich im einzelnen Fall immer nur ganz Bestimmtes weiß, und zwar solches, das früher einmal den Wissensinhalt einer ganz bestimmten, jetzt verstorbenen Person ausgemacht hat.

Da alles heute noch im Vorläufigen bleiben muß, eine endgültige Entscheidung also noch ausgeschlossen ist, so gehen wir auf Einzelheiten und Weiterführungen der Theorie nicht weiter ein. Wer will, mag bei Mattiesen »Der jenseitige Mensch« und Aufsätze in der Zeitschrift des Revalobundes vom März 1927 an. über die »Dramatik« medialer Aussagen nachlesen, jenes merkwürdige Phänomen, daß es so aussieht, als »unterhielten« sich da hinter der Szene mehrere Personen, wovon dann das Medium Kenntnis bekommt. Diese Dramatik hat überzeugte spiritistische Kreise zur Unterscheidung zwischen »Kontrolle« und »Kommunikator« geführt: die Kontrolle ist der das Medium unmittelbar beeinflussende Geist, der Kommunikator derjenige, der ihm, und damit anderen lebenden Personen, etwas Besonderes mitzuteilen hat. Der Kommunikator benutzt also (telepathisch?) die Kontrolle zur (telepathischen?) Mitteilung an das Medium; gelegentlich soll er aber auch unmittelbar auf dieses wirken. Hierzu tritt der von manchen Spiritisten gemachte, schon auf Seite 127 erwähnte Unterschied zwischen der Art und Weise, in der das Medium zur Aussage verwandt werden soll. Tritt nur telepathische Beeinflussung ins Spiel oder »benutzt« ein fremder Geist gelegentlich den Leib des Mediums unmittelbar?

Hier sind wir natürlich erst recht im Reich des heute Unkontrollierbaren. Daß aber alle diese Unterscheidungen, auf einem schon an und für sich unsicheren Boden, aufgestellt werden, ist nicht etwa schädliche Spielerei, sondern kann geradezu als Leitfaden für Untersuchungen in bestimmter Richtung nützlich sein.

Man wird nun vielleicht einwenden, daß alle jene Seltsamkeiten der Trancemitteilungen, welche ja Tatsachen sind und zwar mit Sicherheit auf paranormaler Grundlage ruhende Tatsachen, zwar den Rahmen des reinen Animismus sprengen, aber doch auch mit der Hypothese vom plantragenden Weltsubjekt erklärt werden könnten und nicht der monadischen Lehre ohne weiteres eine gewisse Vorzugsstellung gäben. Denn das Weltsubjekt trägt ja doch personale »Pläne« oder wenigstens »Kataloge« in sich, also gewissermaßen Menschenleben als Gedankeninhalte. Sollte sich nicht alles ebensogut wie durch die monadische Theorie dadurch verständlich machen lassen, daß man annimmt, es erfassender Metagnom eben in jedem Einzelfall einen bestimmten einzelnen solcher Pläne oder Kataloge und mache auf Grund dieses Erfassens seine paranormalen, eben auf ein bestimmtes Individuum bezüglichen Aussagen? Der Rahmen des reinen Animismus wäre, wie gesagt, auch hier schon gesprengt.

Ich meine nun aber, daß doch der monadischen Theorie ein gewisser Vorzug gebühre.

Von der »Dramatik hinter der Szene« wollen wir absehen; sie mag vom Medium unterbewußt im Sinne der Bildung von Spaltpersönlichkeiten geschaffen sein. Aber am eindeutigsten verstanden wird eben doch nur auf dem Boden des Monadismus der selektiv-personifizierende Aufbau der Aussagen des Metagnomen als Ganzes.

Diese Aussagen sind so, daß eben »Einer«, und zwar ein ganz bestimmter Abgeschiedener, da zu sein scheint mit seinen höchstpersönlichen Eigentümlichkeiten. Die Lehre vom Weltsubjekt und seinen Plänen hätte hier anzunehmen, daß auch zum Beispiel die Verwendung, die irgend jemand von drastischen Redewendungen oder von sogenannten Spitznamen macht, als Bestandteil eines bestimmten Planes oder Kataloges im Weltsubjekt registriert sei und vom Metagnomen erfaßt wurde. Wird dadurch aber nicht der »Plan« beinahe schon zu einer wirklichen, freilich nicht als solche, sondern nur als Gedankeninhalt, existierenden Person, und ist es dann nicht schon a priori besser, man läßt das Weltsubjekt einfach fort? Und weiter: ist es nicht etwas seltsam anzunehmen, daß der die Lebenspläne im Weltsubjekt erfassende Metagnom sich in seinem Erfassen nun gerade an solche Äußerlichkeiten hält, wie die geschilderten Dinge es sind, und nicht an das für den Verstorbenen lebenswichtig Gewesene? Das alles aber wird gerade verständlich, wenn eine Person da ist, die ihre Identität nachweisen will! Vgl. hierzu Seite 129.

In gewisser Hinsicht nähern sich, wenn man alles, was in den Tranceäußerungen vorliegt, durchdenkt, Weltsubjekttheorie und echt monadische Lehre einander in hohem Maße, freilich mit dem wichtigen Unterschied, daß der Plan oder Katalog nicht weiterlebt, sondern eben nur »registriert« ist. Und gerade mit Hinblick auf diesen wichtigen Unterschied gälte es die Entscheidung zu treffen. –

Es sind also, um noch einmal zusammenzufassen, zur Erklärung der Form der Aussage-Inhalte, etwa bei Frau Piper oder Frau Leonard, folgende Möglichkeiten gegeben, wobei, um das immer wieder zu sagen, nie vergessen werden darf, daß Paranormales, also nicht auf normalen Wegen Erworbenes, mit Sicherheit in den Inhalten vorliegt:

Entweder man arbeitet mit selektivem personifizierendem animistischem Gedankenlesen in unbegrenztem Ausmaße, denn nur von den Anwesenden her würde hier sicherlich nicht »abgezapft«, sondern das Wissen Abwesender, das aktuelle und namentlich das latente würde ohne Grenze benutzt.

Warum es in diesem Falle zur Zentrierung aller Aussagen um einen ganz bestimmten Verstorbenen kommt, der bei dieser Lehre ja eine imaginäre Spaltperson des Metagnomen wäre, bleibt auf dem Boden dieser Hypothese ganz ungeklärt. Oder man läßt den Metagnom in »Plänen« oder »Katalogen« des Weltsubjekts lesen, wobei aber, wegen der Details der Aussagen, die Pläne gleichsam zu, freilich nicht weiterlebenden«, Personen werden.

Oder man arbeitet mit der Monadentheorie.

Die erste Hypothese scheidet dann mit Sicherheit aus, wenn wirklich Äußerungen fallen, die kein Lebendiger weiß oder je gewußt hat; auch sonst schon kann sie, wie wir Seite 134 ff. gesehen haben, zu großen Schwierigkeiten führen.

Die letzte Entscheidung zwischen den beiden anderen Theorien wollen wir der Zukunft überlassen, wobei wir aber noch einmal ausdrücklich sagen wollen, daß beide, also auch und zwar ganz besonders die monadische, ernsthaftester Erwägung würdig sind, und daß die monadische nicht mit einem Lächeln, das im Grunde nur Verlegenheit und Scheu vor dem »modernen Geist« und der »öffentlichen Meinung« bedeutet, beiseite geschoben werden darf. Wahrhaft »aufgeklärt« sein heißt: offenen Geistes sein der Tatsächlichkeit der Welt gegenüber.

Wir selbst neigen, wie schon gesagt wurde, der monadischen Lehre deshalb mehr zu als zu der vom Weltsubjekt, weil uns gerade die trivialen höchstpersönlichen Einzelheiten, die das Medium als von einem Verstorbenen kommend ausgibt, verständlicher werden, wenn man dessen Existenz annimmt, als wenn man annimmt, der Metagnom läse gerade diese objektiven Gleichgültigkeiten im »Lebensplan«. Für den Identitätsnachweis einer Person sind diese objektiven Gleichgültigkeiten ja gerade nicht gleichgültig.

d) Die Psychometrie

Wir müssen nun noch der Verknüpfung der mentalen parapsychischen Vorgänge mit dem seltsamen Faktum der Psychometrie im Rahmen der Lehren vom Weltsubjekt und von den Monaden gedenken. Wir nehmen dabei an, daß es neben der Gedankenübertragung ein nicht auf sie zurückführbares Hellsehen gibt (Seite 70 f.), und reden insbesondere von ihm.

Da tritt denn, wie auch bei der Gedankenerfassung auf paranormale Art, die Frage auf, wie es kommt, daß der Hellseher gerade immer nur eine ganz bestimmte Situation paranormal erfasse in jedem Fall. Warum erfaßt er nicht alles, was irgendwo geschieht oder geschehen ist?

Bleiben wir zunächst beim ersten, bei dem Erfassen dessen, was irgendwo »ist« oder »geschieht«, also beim rein räumlichen Hellsehen^ so würde das wohl durch die Hypothese der Exkursion, von der wir auf Seite 117 ff. redeten, erklärt werden, jedenfalls besser als durch die Strahlenhypothese, die ja, wie wir sahen (Seite 105), nur in gewissen ganz einfachen Fällen allenfalls genügt.

Anders beim Hellsehen in die Vergangenheit, also beim paranormalen richtigen Erfassen von vergangenen Situationen, um die kein Lebender weiß.

Hier nun eben tritt die Psychometrie ins Spiel: die paranormalen Aussagen werden fast stets gemacht, und nur dann gemacht, wenn ein Metagnom einen Gegenstand betastet oder wenigstens sieht, welcher irgendwie mit der geschilderten Situation in Zusammenhang stand, welcher, als sie stattfand, präsent war.

Was hat eben_ dieser Gegenstand »an sich«? Denn irgend etwas, das ihn gerade zu einem diese und keine andere Situation offenbarenden macht, muß er doch wohl »an sich« haben. Man denke an Wasielewskis, Tischners und Pagenstechers vortreffliche Versuche.

Man hat da von einem »Belag mit psychischer Energie« geredet. Nun kann solcher »Belag« aber, um zunächst nur das zu erwähnen, nur durch Strahlungsübertragung vom Metagnomen wissend erworben sein, wie wir schon auf Seite 109 gesehen haben. Da die Strahlungstheorie hier unmöglich ist, so fällt die »Belags«-Hypothese also schon allein deshalb.

Aber weiter: die Rede vom »psychischen Energiebelag« ist überhaupt eine sinnlose Wortzusammenstellung und nichts weiter. »Energie« bedeutet den Quantitätsbetrag einer bestimmten homogenen, d. h. in sich gleichförmigen Qualität. Wo es sich aber, wie hier, um »Sinn« handelt, kommt weder ein Homogenes noch ein Quantum in Frage. Hier von »Energie« zu reden, ist ebenso unsinnig wie im Rahmen des Vitalismus Philos. d. Org., 4. Aufl., S. 297..

Aber was hat das psychometrische Objekt, etwa ein Stückchen Stoff, das zur Kleidung eines Verunglückten gehörte, denn »an sich«?

Das psychometrische Objekt ist ein Stück Materie. Materie ist eine Kombination von Elektronen und Protonen, gleichgültig, ob man diese als letzte Elemente setzt oder etwa als spezifische Zustände einer wahren materia prima auffaßt, wie manche neuen Physiker das tun. Ein bestimmter Zustand der Materie zu einer bestimmten Zeit ist also eine bestimmte Lagerung der Elektronen und Protonen oder auch ein bestimmter Bewegungszustand derselben zu eben dieser Zeit. Eine solche Lagerung oder ein solcher Bewegungszustand, also, kurz, ein solcher »Zustand« ist aber nun in jedem Zeitpunkt nur das, was er ist, aber nie das, was er »war«. Mit anderen Worten: Man kann nach allem, was wir wissen, dem gegenwärtigen Zustand eines materiellen Gegenstandes, insofern er »materiell« ist, nicht seine »Geschichte« ansehen.

Das psychometrische Objekt gibt nun aber Kunde von »Geschichte« – also kann das, was »an ihm« ist und das Wissen um seine Geschichte vermittelt, nicht irgend etwas in seiner materiellen Zuständlichkeit als solcher Liegendes sein.

Also ist es im strengen Sinne des Wortes gar nicht »an« ihm. Es kann nur etwas »in bezug auf« ihn sein.

Hier nun treten die Lehren vom katalog- oder plantragenden Weltsubjekt und von den Monaden wieder auf den Plan. Anders gesagt, die Erklärungsversuche müssen den Boden materieller Hypothesen verlassen und zu »geistigen« Hypothesen übergehen.

Soviel erscheint jedenfalls als gesichert. Aber wie nun könnte solcher Übergang sich gestalten?

Es muß, wenn hier überhaupt ein Verständnis in Verbindung mit den Hypothesen, welche schon auf anderen Feldern der Parapsychologie erwuchsen, hergestellt und nicht ganz Neues eingeführt werden soll – und das wäre gegen eine gesunde wissenschaftliche Methodik –, es muß angenommen werden, daß das psychometrische Objekt entweder, im Sinne der Lehre vom Weltsubjekt, zu dessen »Katalogen« oder »Plänen«, oder aber, im Sinne des Monadismus, zu den permanenten Monaden in Beziehung tritt.

Solche Beziehung könnte aber nur eine seelische sein.

Mit Recht hat Bozzano in seinem der Psychometrie gewidmeten Werk darauf hingewiesen, daß der Metagnom, wenigstens in den gut gesicherten und kontrollierbaren Fällen, ja doch nicht »die Geschichte des Objekts«, sondern die Erlebnisse seines früheren Besitzers paranormal erfasse. Mit ihm, sei er noch lebend oder nicht – (Bozzano ist entschiedener Monadist) –, oder aber mit etwas Überpersönlichem stelle sich durch Vermittlung des Objekts telepathische Verbindung her.

Im Rahmen der Hypothese vom Weltsubjekt hat ferner Mattiesen angenommen, das in diesem überpersönlichen Subjekt, in dem der Metagnom ja soll »lesen« können, durch die ausdrückliche Beziehung einer lebendigen Seele zu einem bestimmten Objekt, nämlich dem, welches der Metagnom sieht oder berührt, »Assoziationen«, die sich auf eben dieses Objekt beziehen, wach würden; diese eben erfasse der Metagnom.

Denkt man monadisch, so würde die personale Seele, welche einmal mit dem Objekt zu tun hatte und die Vorstellung von ihm gedächtnismäßig bewahrt, auf den Plan gerufen und würde eben, telepathisch (?) dem Metagnomen ihr assoziativ neu belebtes Wissen »mitteilen«.

Mit seelischer Assoziation, freilich nicht im »irdischen« Sinne, arbeiten, wie man sieht, beide Theorien.

Eine endgültige theoretische Entscheidung in Sachen der Psychometrie ist heute unmöglich; ist Psychometrie doch wohl das Seltsamste unter dem vielen Seltsamen, das die neue Wissenschaft uns darbietet^ Nur, daß eine normal-physikalische Deutung unmöglich ist, kann als gesichert gelten.

e) Abschluß

Nehmen wir alles, was wir über Hellsehen, mit und ohne Psychometrie, soeben gesagt haben, zusammen, so würde durch die zuletzt geschilderten Hypothesen insofern eine große Einheitlichkeit theoretischer Art auf dem Boden der gesamten mentalen Parapsychologie erzielt sein, als nun ja alles zusammenkommt, was nicht nur in erster Instanz, sondern sogar auf dem Boden der Erörterung, die wir auf Seite 57 eine Erörterung »zweiter Stufe« genannt haben, noch getrennt war: Wissensübertragung paranormaler Art und Hellsehen wären nicht mehr ganz grundsätzlich verschiedene Dinge; freilich unter gewissen Voraussetzungen über die Fähigkeiten der Seele.

Oberste Grundlage bleibt immer die Lehre, daß Leib und Seele zweierlei Wesen sind. Grundlehre bleibt ferner, daß Seelen paranormaler wechselseitiger Wissensübertragung im Seelenfeld (Seite 112) fähig sind.

Geht diese Wissensübertragung deutlich zwischen lebenden Seelenpersonen vor sich, so haben wir die einfache »animistische« Telepathie und Gedankenübertragung.

Reicht der Animismus nicht zu, kommt aber doch nur das in Frage, was in erweitertem Sinne »Wissensübertragung« heißt, so ist entweder eine paranormale Verknüpftheit zwischen lebender Seele und Weltsubjekt oder zwischen lebender Seele und personaler abgeschiedener zu setzen.

Für räumliches Hellsehen ist die Exkursionshypothese heranzuziehen; die auf Zeit leibfreie Seele »sieht« dann unmittelbar Situationen, freilich paranormal.

Handelt es sich um, psychometrisch vermitteltes, Hellsehen in die Vergangenheit, so ist dieses, nach der dargelegten Theorie, eigentlich gar nicht Hell-»sehen«, sondern durch das Objekt assoziativ vermittelte Gedankenübertragung paranormaler Art, entweder zwischen lebender Seele und Weltsubjekt oder zwischen lebender Seele und personaler abgeschiedener.

Paranormale Wissensübertragung wird das grundsätzliche Urfaktum Hierzu die Anm. über Pagenstecher auf S. 65. abgesehen vom »Sehen« beim räumlichen Hellsehen, vermittelt durch Exkursion.

Lassen wir Prophetie zu, so müssen entweder, selbst auf dem Boden des Monadismus, die »ewigen« Pläne im Weltsubjekt herangezogen oder es müssen die leibfreien Monaden mit einem das unsere weit übersteigenden »Berechnungs«-vermögen ausgestattet werden.

Soweit der Zusammenschluß aller Dinge auf parapsychischem Gebiet. –

Was das Paraphysische angeht, – seine Tatsächlichkeit zugegeben –, so haben wir alle im Anschluß an einen lebendigen Menschen auftretenden Phänomene im Sinne einer Art Übervitalismus, verbunden mit einer Erweiterung der Lehre von der Suggestion, aufgefaßt (Seite 102).

Hier wird also der lebenden Seele in gewissem Sinne eine »neue« Fähigkeit, dem Normalen gegenüber, zugeschrieben, eine Fähigkeit, die sich freilich an normal Bekanntes anschließt. War doch, wie gesagt, auf mentalem Gebiet, auch die für das bloß räumliche Hellsehen benötigte Exkursion eine solche »neue« Fähigkeit – die übrigens, wie wir auf Seite 117 sagten, vielleicht schon bei tiefer Narkose sich äußern kann.

Gibt man Paraphysisches fern vom Leib eines lebenden Menschen zu (Phantome, Spuk), so müßte die »materialisierende« Fähigkeit irgendwie dem Weltsubjekt oder den abgeschiedenen Monaden zugeschrieben werden; ebenso wie diesen ja auf mentalem Gebiete Dinge zugeschrieben werden mußten, die man de facto nur bei lebenden personalen Seelen kennt. Der Übergang ist beide Male der vom Irdisch-Personalen zu etwas anderem: bei der Weltsubjektslehre zum Nichtirdisch-Überpersonalen, bei der Monadenlehre zum Nichtirdisch-Personalen.

So ist denn also hypothetisch eine große Einheitlichkeit für das gesamte Feld des Parapsychologischen geschaffen.

Freilich – hypothetisch und zunächst nur im Sinne von Arbeitshypothesen. Und man glaube nun ja nicht, daß man, selbst wenn für die Lehre vom Weltsubjekt mit seinen Plänen oder für die Monadenlehre eindeutig entschieden wäre, alles hätte, was man zum »Verstehen« braucht. Um nur einiges zu nennen: die Prophetie hätte man doch nur in ganz schemenhafter Weise, und eigentlich gar nichts wüßte man ja doch auch über jene Frage, welche vielleicht nebensächlich erscheint, es aber keineswegs ist: wie denn in jedem paranormalen Übertragungsfalle dieser bestimmte Agent und dieser bestimmte Perzipient (beziehungsweise beim Hellsehen dieses bestimmte paranormal perzipiente Objekt) nun eigentlich zusammenkommen, wobei es gleichgültig ist, ob der Agent, also der sein Wissen Hergebende, ein »Plan«, eine lebende oder eine abgeschiedene Monade ist. Und wie viel anderes Besondere weiß man auch sonst nicht!

Also keineswegs wäre mit einer grundsätzlichen Entscheidung für eine der großen Hypothesen die Theorie »fertig«! Wahrscheinlich wird ja jene Entscheidung erst möglich sein, wenn, umgekehrt, vieles an Einzelarbeit auf beschränkten Gebieten einigermaßen »fertig« ist. Das aber ist nur durch Tatsachenforschung zu erzielen.

Die strenge »gesicherte« Tatsachenforschung also wird auf unserem Felde noch auf lange das bei weitem Wichtigste sein. Aber Hypothesen sind erlaubt, wenn man sich bewußt bleibt, daß sie Hypothesen sind; ja, sie sind sogar erlaubt angesichts solcher Dinge, die, wie leider alles Paraphysische, in ihrer Tatsächlichkeit nicht streng genug gesichert sind, obschon sie in solchen Fällen nichts mehr als logische Möglichkeitserwägungen sind.


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