Felix und Therese Dahn
Kaiser Karl und seine Paladine
Felix und Therese Dahn

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474 13. Ogiers Entrückung.

Eine alte Mär singt von Herzog Ogier, daß er über See fuhr ins Morgenland, gegen die Heiden zu kämpfen. Er kam bis Babylon, von wo aus er nach vielen Heldentaten und Gefahren, in denen ihm sein Freund Caraheu getreulich beistand, wieder zu Schiff ging und nach Indien steuerte. Er lag auf dem Vorderdeck, als ein Sturm kam: heftiger Wind riß an den Rahen und Segeln und warf den Drachen in den rollenden und brüllenden Wellen umher. Das Segelvolk griff lärmend zu mit allen Händen, der Steuermann stand sorgend am Achter-Steven, Nebel und Regen machten ihm den Ausblick schwer. Nur Ogier lag sorglos und schaute in die Wetterwolken. Wie ein Traum kam's über seine Sinne: das Brett, auf dem er lag, löste sich vom Deck und trug ihn über die tobende Meerflut dahin. Er sah noch, wie ein Windstoß sein Schiff weit hinaus in die See warf. Des Dänen Schiffsvolk aber lief nach langer Fahrt in Francien ans Land.

»Unsern Herzog,« so erzählten sie traurig, »haben die Meereswellen vom Deck gespült und verschlungen.«

Da klagten um den tapfern Recken Kaiser Karl und alle Völker seines Reiches.

Aber das Brettlein trug Ogier nach Avalon ins Feenreich. Dort sah er viel Volkes, das ihn ehrerbietig begrüßte: man führte ihn in einen Palast, – wer will den schildern! –

Auf der Schwelle schritt ihm ein wunderholdes Weib entgegen und sprach: »Sei willkommen in meinem Hans, ich bin Morgane, deine Pate.«

»Wie wäre das möglich!« rief Ogier, »du bist jung gleich dem Frühling.

475 Sie lächelte und winkte mit dem Finger: »Folge mir und teile meine Jugend.«

Sie führte ihn in einen Saal, da wuchsen Lorbeersträuche, Myrten und süßduftende Rosen. Inmitten auf einem Marmeltisch lag eine zierliche Goldkrone, von Edelsteinen funkelnd und glühend.

»Herrsche nun hier und trage diese Krone,« sprach sie und drückte ihm den funkelnden Reifen in sein ergrauendes Haar. Da schwand ihm die Erinnerung an alle irdischen Dinge: er fühlte nur Glück und Liebe zur schönen Morgane. Nun lebte er im Feenreich und alterte nicht, und alle Wunder der Elfenwelt schaute sein Auge, und er merkte nicht, wie die Zeit verrann.


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