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Die Zeit ist tot, da große Helden schufen,
Die mit der Fackel der Begeisterung,
Mit kühn erhabenem Gedankenschwung
Des Lebens florumhüllte Stufen
Und weiter – weiter bis zum Gipfel klommen,
Wo ihnen vor den sehgewalt'gen Blicken
Jach barst der Vorhang mitten in zwei Stücken –
Wo über sie der Friede dann gekommen!
Die Zeit ist tot – die Zeit der großen Seelen –
Wir sind ein ärmlich Volk nur von Pygmäen, …
Die sich mit ihrer Afterweisheit frevelnd blähen
Und dreist sich mit der Lüge Schmutz vermählen –
Mit jener Lüge, die da Prunk und Kronen
Um leere Schädel flicht – um schmale Stirnen
Das Diadem der Gottentstammtheit schlingt –
Die Weihrauchduft ohnmächt'gen Götzen bringt!
Was wir vollbringen, tun wir nach Schablonen,
Und unsre Herzen schrei'n nach Gold und Dirnen –
Und keinen gibt's, der tief im Herzen trüge
Den
Haß, der aufflammt gegen diese Lüge –
Wir knien
alle vor den Götzen nieder
Und singen unsrer Freiheit Sterbelieder!
Hast du des Daseins tiefste Qual empfunden?
Kam über dich einmal der milde Schmerz,
Der zu dir schreit aus deiner Seele Wunden?
Es krampft sich in Titanenweh das Herz,
Vom Daseinsekel angepackt, zusammen,
Und von der Lippe stiehlt sich Hohn und Scherz,
Verweht von deines Schmerzes Riesenflammen.
Du sinnst und sinnst … In tollen Takten fliegt
Dein Puls – – – als müßtest du den Fluch verdammen,
Der felsenschwer auf deiner Seele liegt –
Den
Fluch verfluchen – ja als müßtest du
Die
Welt verfluchen, die dich eingewiegt
In deiner Jugend süße Märchenruh' –
Um dich zu hartem Qualendienst zu wecken:
So ist es dir! – Das Auge schließt sich zu –
Der Schmerzen Wogen glätten sich und strecken
Gebändigt sich, wie fromme – Tigerkatzen,
Zu deinen Füßen hin – bis sie sich recken –
Empor sich recken und mit Riesentatzen
Dich niederschlagen, daß du wie ein Sklav'
Um Gnade betteln mußt bei –
Götterfratzen!
— — — — — —
Komm über mich, o traumlos ew'ger Schlaf! …
Was gestern noch geblühet,
Ist heute schon verdorrt,
Und was du jüngst mir zugeraunt,
Verklungen ist das Wort!
Verrauscht ist sie, die Stunde,
Wo dich mein Arm umfing –
Wo lustberauscht mein Flammenblick
An deinem Antlitz hing!
Der Herbstwind fegt die Blätter,
Die letzten, von dem Ast –
Ich wand're durch das öde Land,
Bald hier, bald da zu Gast …
Die Stirne glüht in Fieber –
In Fieber bebt die Hand,
Und wirre Wahnsinnsphantasie'n
Sind mir im Hirn entbrannt …
Daß ich dich lassen mußte,
Das ficht mich gar nicht an –
Das ist nun einmal Menschenlos,
Das sei nun abgetan!
Eins aber zieht mich nieder,
Das lastet wie ein Fluch,
Das lähmt der Seele stolze Kraft,
Der Hochgedanken Flug;
Das gräbt sich in die Stirne
Mit tausend Furchen ein;
Das dunkelt mir der Sonne Gold,
Das dunkelt Sternenschein;
Das wühlt sich in die Brust mir
Wie eines Schächers Blick;
Das hemmt des Atems Freiheitsdrang
Wie eines Henkers Strick!
Das grinst mich an wie eine
Verrenkte Bettlerfaust;
Das loht in mir wie Höllenqual,
Die Herz und Hirn durchbraust –
Und fragt ihr:
was entfesselt
Den wirren Qualenstrom?
Die Sehnsucht, die da lechzt nach Glück,
Nach Glück, das nur – Phantom!
Ihr habt geschwelgt in Sünden,
In Sünden sonder Zahl!
Aus euren Augen grinst der Tod
Und euer Wort ist schal!
Und euer Schwert zerfrißt der Rost –
Dieweil mit Dirnen ihr gekost,
Da rangen wir, vom Sturm umtost,
Im mächt'gen Todestal!
Ihr habt geschwelgt in Sünden,
In Sünden sonder Zahl!
Zerbrochen liegt des Lichts Panier,
Zerbrochen der heilige Gral!
Ihr habt verkauft der Seele Glut,
Verkauft des Herzens Heldenmut,
Wie ein gemein verächtlich Gut,
Ja! – um ein Sklavenmahl.
Ihr habt geschwelgt in Sünden,
In Sünden sonder Zahl!
Mit Rosen kränztet ihr die Stirn
Zu üpp'gem Freudenmahl!
Bacchantisch habt ihr Nacht und Tag
Gerast bei süßem Lautenschlag –
Da kam die Stunde, die zerbrach
Euch Thyrsus und Pokal!
Ihr habt geschwelgt in Sünden,
In Sünden sonder Zahl!
Da kam die Stunde, die euch riß
Vom Antlitz, todesfahl,
Die Masken – und wir sahen euch
In eurer Schande nackt und bleich,
Aussätz'gen Galgenschächern gleich,
Bei eurem Judasmahl!
Ihr habt geschwelgt in Sünden,
In Sünden sonder Zahl!
Aus euren Augen grinst der Tod
Und euer Wort ist schal!
Zerbrochen liegt nun all der Tand,
Aufloderte des Flitters Brand –
Nun schmeckt die Zunge dürren Sand,
Ihr – »Priester der Moral«!
Im Sklavendienst der Lüge
Hab' ich den Tag verbracht …
Nun hat den Zauberschleier leis
Herabgesenkt die Nacht.
Es schweigt verträumt die Runde,
Nur leis der Nachtwind rauscht –
Ich aber mit brennendem Munde
Habe Stunde um Stunde
Mit Geistern aus mächt'gem Grunde
Wilde Zwiesprach getauscht.
Ha! Wie er mich umflattert
Der Geister toller Schwarm!
Wie er mich preßt mit trunk'ner Lust
In seinen Riesenarm …
Wie Frage er auf Frage
In meine Seele schreit!
Und ob ich bang verzage,
Die Brust mir blutig schlage
Und bete, daß es tage –
Wie ist der Tag so weit!