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III.
Silberwährung

Über »Geld« im allgemeinen habe ich alles Nötige an anderer Stelle gesagt. Wir wollen nur das früher hier Ausgeführte auf die Gegenwart anwenden. Dabei stoßen wir sofort auf das Silberproblem. Ich bin bei Erörterung desselben Ihrer aller Aufmerksamkeit sicher; enthält es doch die allerwichtigste volkswirtschaftliche Frage der Gegenwart. Wir haben gesehen, wie die Menschheit im Verlauf der Entwicklung verschiedenartige Artikel als »Geld« benutzte und sie dann hat fallen lassen, sobald zu diesem Zweck geeignetere Artikel gefunden wurden; ebenso, daß die Völker zu allerletzt gemünzte Stücke wertvollen Metalls als den für diesen Zweck geeignetsten und vollkommensten Artikel erkannten. Nur zwei Arten von Metallen sind unter zivilisierten Völkern für die Normalwährung im Gebrauch: – Gold in den einen, Silber in den anderen Ländern. Kein Land kann beide Währungen zugleich haben. Vor Jahrhunderten wurde Silber als Normalwert in China, Indien und Japan, und während neuerer Zeit in den südamerikanischen Republiken anerkannt; es ist auch heute noch in diesen Ländern die Normalwährung. Zur Zeit seiner Einführung war es eine weise Wahl; Silber hatte damals fast den doppelten Wert wie heutzutage; es war damals seinem Werte nach unveränderlich und entsprach allen Anforderungen einer ländlichen Bevölkerung.

Die führenden Nationen Europas sowohl wie unser eigenes Land (Vereinigte Staaten) sahen sich, da sie weiter vorgeschritten und viel größere geschäftliche Transaktionen einzugehen hatten, in die Notwendigkeit versetzt, als Normalwert ein wertvolleres Metall denn Silber zu gebrauchen. Es wurde das Gold erwählt; doch da Silber in vielen Teilen der Welt nach wie vor als Geld und in den Goldwährungsländern als »Scheidemünze« benutzt wurde, so war es für diese Nationen angezeigt, über den relativen Wert des Silbers zum Golde übereinzukommen; dieser Wert wurde dahin festgesetzt, daß 15½ Unzen Silber einer Unze reinen Goldes gleichkamen. Man beachte wohl, daß dieser Annahme der zeitige Marktpreis des Silbers als Metall für Einkauf mit Gold als Metall nach Möglichkeit zu Grunde gelegt wurde. Die beteiligten Nationen beabsichtigten keineswegs, dem Silber einen bloß fiktiven, sondern vielmehr den ihm wirklich innewohnenden Wert zu geben. Und mehr als das: Jede der beteiligten Nationen verpflichtete sich nach Ablauf der getroffenen Vereinbarung, all das von ihr ausgegebene Silbergeld zu dem in dem Abkommen festgesetzten Auswechslungssatze mit Gold einzulösen. Alles ließ sich unter diesem Abkommen auf lange Zeit hin ganz vortrefflich an. Die mehr fortgeschrittenen Länder blieben bei ihrer Goldwährung, die weniger fortgeschrittenen bei ihrer Silberwährung, und beiden Gruppen war geholfen.

Was also hat die Silberfrage, die heutzutage jeder erörtert, wieder aufs Tapet gebracht? Einfach der folgende Umstand: Während die Goldzufuhr und damit auch der Goldwert im Ganzen stets derselbe blieb, wurden große Silberbergwerke neu entdeckt, wundervolle Verbesserungen in den Bergwerksmaschinen gemacht und noch wundervollere Methoden für die Bearbeitung der Silbererze gefunden. Da nun auf diese Weise immer mehr und mehr Silber mit weniger Kosten produziert wurde, so fiel auch sein Wert mehr und mehr; 1872 kostete eine Unze Silber 1 Doll. 33 Cent; heute kostet dieselbe Quantität nur noch 1 Doll. 04 Cent. Zeitweise ist das Silber auf 93 % seines früher angenommenen Wertes gefallen und daherum auf- und abgetanzt; es hat also seinen stabilen Wert vollkommen verloren. Infolgedessen sind all die Länder, welche Silberwährung haben, in Wirrwarr und ins Unglück geraten. Für Indien mit seinen 285 Millionen Menschen ist die Silberwährungsfrage außerordentlich ernst; wie sehr die südamerikanischen Republiken infolge ihrer Silberwährung und dem Wertfall des Silbers als Normal-Artikel, nach welchem alle anderen Artikel sich richten, finanziell erschüttert sind, wissen wir alle. Sogar die europäischen Nationen, welche Goldwährung besitzen, werden durch die Silberfrage in Mitleidenschaft gezogen; denn infolge des früher erwähnten Übereinkommens, demzufolge 15½ Unzen Silber gegen eine Unze Gold ausgetauscht werden müssen, haben alle diese Nationen ungeheure Massen von Silber auf sich liegen. Viele von ihnen sahen lange Zeit voraus, wie es kommen würde und stellten infolgedessen ihre Silberkäufe ein; andere stießen einen großen Teil ihres Silberbesitzes ab und nahmen die reine Goldwährung an; dennoch besitzen die europäischen Länder immerhin noch 11 Hundert Millionen Dollars gesetzlich geprägte Silbermünzen – neben den für den Kleinverkehr bestimmten Silber-Scheidemünzen. Man würde irren, wollte man den gegenwärtigen Marktpreis des Silbers höher als 25 Unzen für eine Unze Gold einschätzen, anstatt der 15½ Unzen, welche die verschiedenen Vertragsländer für eine Unze Gold gezahlt haben.

Alle europäischen Länder sind während der letzten Jahre und noch heute bemüht, ihr Silber los zu werden. Im Jahre 1878 schlossen die Länder, welche den Silberpreis zur Zeit festgesetzt und die Lateinische Union bilden – Frankreich, Belgien, Italien, die Schweiz und Griechenland – ihre Münzstätten für immer der legalen Silberprägung. Norwegen, Schweden und Dänemark flüchteten sich 1873 und 1875 vor der Silberlawine zur reinen Goldwährung hinüber, bei der sie auch heute noch stehen geblieben sind. Ebenso hat Österreich-Ungarn 1879, abgesehen von einer kleinen Summe Levante-Silbertaler für ein begrenztes Handelsgebiet, Silber nicht mehr geschlagen. Sogar das halbzivilisierte Rußland sah sich alarmiert und entrang sich der Silber-Gefahr so schnell wie möglich. Im Jahre 1876 schloß es seine Münzstätten für das gefährliche Metall; nur ein bestimmtes, geringes Quantum von Silbermünzen, dessen Abgabe an China Rußland sicher war, wurde dort geschlagen. Man sieht, alle Länder, welche es mit dem Silber versuchten und dadurch zur Erkenntnis der damit verbundenen Nachteile und Gefahren kamen, boten und bieten alle nur möglichen Mittel auf, um sich seiner zu entledigen. Seit mehr als dreizehn Jahren haben sie es von ihren Münzstätten vollkommen ausgeschlossen; denn während dieser ganzen Periode sind vollgültige Silbermünzen in Europa nicht weiter ausgegeben worden. Nur die Republik der Vereinigten Staaten versinkt immer tiefer und tiefer in die Gefahren der Silberwährung. Sobald wir Amerikaner erst dieselben Erfahrungen gemacht, wie die älteren Völker, werden wir, wie ich denke, ganz gewiß den Wunsch hegen, gerade wie sie unser System zu wechseln – doch dann dürfte es vielleicht zu spät sein. Sie sehen, die Silberwährung bringt überall Verlegenheiten. Die Unterbringung dieses so tief im Werte gefallenen Metalls macht in allen Ländern die größten Schwierigkeiten. Das Problem hängt gleich einer dunklen Wolke über ihrer Zukunft.

So sehr ist das Silber während der letzten Jahre gefallen und so sehr hat es alles in Verwirrung gebracht, daß in letzter Zeit verschiedene Konferenzen von den Völkern zusammenberufen wurden, zu denen auch die Vereinigten Staaten ihre Delegierten geschickt haben. Der Zweck aller dieser Besprechungen bestand in der Auffindung eines festen Wertverhältnisses zwischen Gold und Silber im Interesse der bedeutendsten Handelsvölker. Doch immer wieder kam man zu dem Schluß, daß die Feststellung eines solchen neuen Wertverhältnisses jetzt noch zu gefährlich sei, da man Zufluß und Wert des Silbers selbst für die nächste Zukunft noch nicht vorhersehen könne; scheint es doch beispielsweise gar nicht unmöglich, daß sein weiteres Fallen einer einzigen Unze Gold den Wert von fünfundzwanzig, ja dreißig Unzen Silber geben mag. Niemand kann darüber etwas voraussagen. Da unser eigenes Land sich bereits so tief in Gefahr begeben hat, daß es nicht weniger denn 482 Millionen Dollars in unterwertigem Silber besitzt, so müßten wir Amerikaner uns mit unseren gleich unglücklichen Nachbarn einigen und tun, wie Gläubiger, die zusammentreten, um das schlechte Geschäft eines faulen Schuldners weiter im Gange zu halten.

Man wird vielleicht fragen, weshalb ich die Silbermasse, welche Amerikas hauptsächlichster Nebenbuhler unter den europäischen Staaten, nämlich Großbritannien, besitzt, unerwähnt lasse. Hören Sie wohl zu und denken Sie über die Antwort nach: Großbritannien besitzt auch nicht nur einen einzigen Dollar Silber. Während die Bank von Frankreich nicht weniger als 650 Millionen Dollar in Silber liegen hat, ist jeder einzelne Dollar der Geldreserve Großbritanniens – Gold. Welch ein weiser alter Vogel unser teures Mutterland doch ist! Auf seinen goldenen Eiern sitzend, kann es über alle mit dem Silberwirrwarr verbundenen Gefahren gar ruhig lächeln. London wurde dadurch der finanzielle Mittelpunkt der ganzen Welt. Für alles, was in fremden Ländern gekauft oder verkauft wird, werden Wechsel auf London gezogen, nur weil jedermann weiß, daß unter allen Umständen dort in derjenigen Münze gezahlt wird, die niemals fällt – Gold. Vorsichtige Leute nehmen keine Wechsel auf Paris, Wien oder New-York. Weshalb? Weil die durch diese Städte repräsentierten Völker infolge ihres Überflusses an Silber in große Verluste hineingeraten sind; ein Umstand, welcher den dortigen Gesetzgeber in Versuchung führen mag, Wechsel in diesem Metall, dessen Wert außerordentlich veränderlich, gesetzlich zahlbar zu machen.

Ich wünschte, daß das Volk der Vereinigten Staaten Großbritannien sorgsam beobachtete. Dieses behält sich seine eigene Stellung vor und behandelt die mit Silber überladenen Nationen voll kühler Höflichkeit in den Konferenzen, die Großbritannien so gnädig ist, zu beschicken, und das nur, weil Indien, welches unter britischem Scepter lebt, unglücklicherweise noch die Silberwährung besitzt; wäre es nicht Indiens wegen, dann würde England die Beschickung von Silbenkonferenzen wahrscheinlich überhaupt ablehnen. Wenn die anderen davon sprechen, dem Silber einen bestimmten Goldwert zu geben, dann erklärt England, daß es wirklich nicht sagen kann, wie es sich über die Sache entscheiden werde. Sein hauptsächlichster Wunsch ist es, daß die Vereinigten Staaten sich tiefer und tiefer in die Silbergefahr verstricken mögen, bis sie keinen Ausweg mehr daraus finden; England selber hält an seinen altbewährten Grundsätzen fest, welche Großbritannien die Herrschaft auf dem Gebiete der Finanz sicherten. Sind doch sein einziger Nebenbuhler die Vereinigten Staaten! Welch ein ungeheurer Erfolg wäre es nicht für Großbritannien, wenn Amerika zur Annahme der Silberwährung hinunterstiege und sich so gezwungen sähe, die Währung aufzugeben, die allein einem Volke eine erste Stellung in der Finanzwelt zu sichern vermag! Silber für die Republik, Gold für die Monarchie, das ist es, was Großbritannien für die Zukunft erhofft, und was zu vermeiden, Amerika alles aufbieten sollte. Mögen die Regierungen immerhin allerlei Gesetze in Bezug auf Silber machen, die Welt kehrt sich nicht daran. Jede geschäftliche Transaktion zwischen den Völkern beruht ausschließlich auf Gold – auf nichts als Gold – und so wird es für alle Zukunft bleiben. Großbritannien weiß das und handelt demgemäß.

Ich höre die unwillige Frage: »Wie kommt es, daß unser Amerika 312 Millionen Silberdollars, gerade wie Frankreich, in seinen Gewölben vorrätig hat, anstatt wie unser Nebenbuhler, Großbritannien, diese ganze Reserve in Gold zu besitzen, da wir ja doch, ebenso wie Großbritannien, Goldwährung haben?«

Auf diese Frage sollte jeder Landwirt und jeder Arbeiter von seinem Abgeordneten im Kongreß eine Antwort fordern. Die Ursache ist einfach genug, und hier ist ihre Geschichte: Wie wir sahen, war Silber im Werte gefallen und sichtlich im Begriff, noch weiter zu fallen. Die Völker Europas trugen schwer an ihren vielen Hundert Millionen Silber-Dollars; sie eilten alle, sich des Silbers zu entledigen. Die Besitzer von Silber und Silberbergwerken wurden besorgt; was mußte geschehen, dem weiteren Falle des weißen Metalls Einhalt zu tun? Augenscheinlich konnte hier einzig und allein die Regierung helfen; so wurden denn nach dieser Seite hin aller Einfluß und alle Hilfsquellen der Silber-Männer aufgewendet – und das ach! mit nur allzu großem Erfolge; denn man erklärte, die große Masse unseres Volkes sei für das Silber. Wenn das richtig war, dann gingen die Massen Arm in Arm mit den Spekulanten, und zwar geradeweg gegen ihr eigenstes Interesse.

Der erste Gesetzesakt für Wiederherstellung des Silberwertes wurde im Jahre 1878 angenommen. Kraft dieses Aktes war unsere Regierung verpflichtet, jeden Monat mindestens zwei Millionen Silber anzukaufen, während alle anderen Regierungen ihre Silberprägungen wegen der gefährlichen Wertschwankung des weißen Metalls einstellten. Die Silberleute behaupteten steif und fest, daß die Regierungsankäufe den Wert des Silbers heben würden; hatten sie darin Recht? Nein.

Der Silberpreis hob sich trotzdem nicht. Was also war zu tun? »Ah!« – so sagten die Silberspekulanten – »der Fehler liegt darin, daß die Regierung nicht weit genug gegangen; man muß die Silbereinkäufe noch vermehren; laß die Regierung 4½ Millionen statt 2 Millionen Unzen Silber monatlich kaufen, und die ganze Silberernte Amerikas, ja, mehr als diese Ernte, wird dadurch aufgebraucht werden; auf diese Weise muß das Silber dann wieder steigen.« Allerdings hatten diese Leute darin recht, daß 4½ Millionen Silber pro Monat mehr sind, als alle Silberbergwerke der Vereinigten Staaten zusammengenommen monatlich hergeben; außerdem werden 8-10 Millionen Silber jährlich für andere Zwecke als zur Geldprägung gebraucht; sodaß alles in allem ungefähr nur vier Millionen pro Monat für die Münzung übrig bleiben. Viele Leute waren daher der Meinung, das Silber müsse nach den vermehrten Silbereinkäufen der Regierung im Werte steigen. Und wirklich stieg der Silberpreis auch, einfach weil, bevor noch der neue Vorschlag Gesetzeskraft erhalten hatte, viele Leute Silber auf Spekulation kauften. Silber stieg von 96 auf 121 – das will sagen, fast auf seinen alten Wert im Vergleich zum Golde.

Doch was war das Ergebnis des neuen Gesetzes? Die beste Antwort dafür bietet der Kurs des Silbers; er steht heute wieder auf 97. Mit anderen Worten: statt daß wir Amerikaner, gerade wie die Engländer, heute von jedem Silbertrubel hätten frei sein sollen, sind wir schon jetzt durch die Silberagitation mit 390 Millionen Dollar Silber belastet; in kurzem werden wir zweifellos gerade so schlecht daran sein, wie Frankreich; nur mit dem Unterschiede, daß Frankreich und andere Völker schon vor dreizehn Jahren dem Silberzufluß Einhalt geboten, während unsere Regierung Monat für Monat 4½ Millionen Dollars Silber mehr einkauft, zu einem etwas höheren Preise als die eben genannte Summe. Die Vereinigten Staaten wollen durchaus, ohne jede weitere Beachtung der veränderten Stellung des Silbers, dieses dem Golde an Wert gleich stellen, im direkten Gegensatz zu allen anderen führenden Völkern. Um das zu erreichen, werden wir nicht nur das Silber von unseren eigenen Bergwerken, sondern vielmehr das in der ganzen Welt gewonnene aufkaufen müssen; d. h. eine Masse von Silber, die groß genug ist, daraus 68 Millionen Silberdollars jährlich zu schlagen; außerdem müssen wir uns darauf vorbereiten, die 1100 Millionen Silberdollars zu kaufen, mit denen die europäischen Regierungen gegenwärtig überladen und die zu verkaufen sie nur allzu bereit sind.

So sehr sind die Silbereinkäufe unserer Regierung bis jetzt davon entfernt, den Wert des Silbers zu erhöhen, daß die Regierung die in ihren Gewölben liegenden 313 Millionen Dollars Silberwert nicht ohne beträchtlichen Preisverlust losschlagen könnte. Es scheint schwer ersichtlich, wie nach dem Ausweis unseres Schatzamtes unsere Regierung bis jetzt 67 Millionen an ihren Silbereinkäufen verdient haben kann. Der Verdienst liegt darin, daß in jedem Silberdollar nur für 80 Cents Silber steckt. So ist all dieser Nutzen nur »eingebildet«. Tatsächlich werden jeden Monat 4½ Millionen dessen, was unser Volk erarbeitet, nicht für allgemeinnützige Staatszwecke, sondern dazu verwandt, den Wert eines Metalls aufzublähen, indem man Preise, weit über seinen wirklichen Marktwert, dafür bezahlt. – Unsere Regierung läßt sich als Werkzeug für die Bereicherung von Silbereigentümern und Silberbergwerkseigentümern mißbrauchen. Das ist gewiß schon schlimm genug; dennoch erscheint es kaum erwähnenswert im Vergleich zu der Gefahr, der Panik und dem Unglück, welche eine solche Politik durch Erschütterung der feststehenden Goldbasis und durch gleichzeitige Einführung der höchst unsicheren Silberbasis mit sich führen muß.

Unsere Republik hat früher die Schmach des Sklavenhandels von sich geworfen. Bis vor nicht allzu langer Zeit stand sie in den Augen der Welt verachtet, weil das litterarische Eigentumsrecht anderer als amerikanischer Bürger gesetzlich ungeschützt war. Auch diese Schmach ist jetzt beseitigt. Dafür tragen wir noch heute die Schmach minderwertiger Prägung. Die große Republik der Vereinigten Staaten gibt schlechte Münzen aus; sie steht, wenn man von Mexiko absieht, welches noch immer etwas Silber schlägt, in dieser Beziehung allein da unter allen Völkern der zivilisierten Welt. Die Folgen dieser Schmach werden sich erst noch später zeigen. Denn da die Amerikanische Regierung diese unterwertigen Münzen für die Zahlung von Taxen und Steuern annimmt und sie so zu gesetzlichen Zahlungsmitteln macht, gehen diese Münzen vorläufig noch als vollwertige Dollarstücke von Hand zu Hand. Auf diese Weise hat die Amerikanische Regierung ihre Entwertung bis jetzt noch verhindern können. Wie lange sie jedoch die 4½ Millionen Dollars in Silbermünze oder Silbernoten monatlich auszugeben und dabei einen dem Golde gleichen Wert für sie aufrecht zu erhalten vermag, kann niemand vorhersagen. Unter allen Umständen ist das Eine sicher: zuguterletzt muß die Silberlast zu schwer werden. Wenn nicht etwa das Silber wieder im Werte steigt oder genug Silber in jeden Dollar gesteckt wird, um den Dollar einem Golddollar gleichwertig zu machen, oder wenn die Regierung nicht endlich die Silbereinkäufe einstellt, müssen die Vereinigten Staaten früher oder später die Goldwährung aufgeben; sie werden dann in eine ähnliche finanzielle Lage geraten, in der Argentinien und die südamerikanischen Republiken sich befinden.

Mit den unterwertigen Silberdollars wird es – sobald die Welt daran zweifelt, daß die Regierung, welche sie ausgegeben hat, mit Gold dafür zu zahlen imstande ist – ebenso gehen, wie etwa mit einer Zahl von Leuten, die sich dazu entschlossen haben, eine große Last Holz zusammen aus einem Walde zu tragen. Zuerst beugen alle ihren Nacken und laden die Last auf ihre Schultern; bald jedoch bezweifeln die Zuschauer, ob die Leute die Last wirklich lange zu tragen vermögen; infolgedessen glauben zwei oder drei voller Zaghaftigkeit, es sei besser für sie, sich der Last zu entledigen: was würde das Ergebnis in diesem Falle sein? Der Mangel an Vertrauen in ihre Kräfte würde wahrscheinlich auch die töten, welche närrisch genug wären, die Last weiter zu tragen. Ähnlich geht es mit den Werten. Ein paar Spekulanten oder »Goldwanzen« werden sich über kurz oder lang für alle Fälle selbst sichern wollen und die Silberlast von sich werfen.

Selbst die Sorglosesten dürften doch einige Zweifel darüber hegen, ob die Vereinigten Staaten allein die Last der ganzen Welt auf sich nehmen und auf die Länge der Zeit werden tragen können, während alle anderen Völker zusammengenommen sich vor solcher Last fürchten. Kein einziges Volk hat, solange es eine Weltgeschichte gibt, jemals mit Erfolg einem Metall als Geld einen Wert zu verleihen vermocht, den dieses Metall nicht in sich selbst voll besaß. Man beachte wohl: die Regierung der Vereinigten Staaten konnte bis jetzt deshalb solchen Erfolg mit ihren Silberdollars haben, weil sie eine immerhin nur begrenzte Anzahl davon ausgab und fähig war, diese mit Gold einzulösen. – Es ist gerade so, als wenn eine Privatperson ein Stück Papier nimmt und darauf schreibt: »Das ist gut für einen Dollar, und ich verspreche, soviel dafür zu zahlen.« Solches würde man »gemachtes« Geld nennen. Fraglich bleibt es nur: wie lange werden die Leute solche Papierstückchen nehmen? Würde nicht irgend ein Argwöhnischer sehr bald der Meinung Ausdruck geben, daß die betreffende Person zu viele solcher Papierstückchen ausgibt? In solchem Falle verlören diese Papierstückchen jedes Vertrauen; die Leute kämen in Zweifel, ob die betreffende Person wirklich mit Dollars dafür zahlen könne, und von diesem Augenblicke dürfte sie keine weiteren Stücke mehr ausgeben. Ganz dasselbe ist es mit den Regierungen; alle sind imstande, ihre kleinen Münzen im Vollwert zu erhalten, selbst dann, wenn ihr reiner Metallwert dem darauf aufgeprägten Wert nicht entspricht; das müßte eine armselige Regierung sein, welche die Welt nicht dazu brächte, einen Artikel als Geld von ihr zu nehmen, auch wenn dieser Artikel nur Halbgeld ist. Allein, wohl gemerkt, solche Regierung wird schnell ihren Kredit erschöpfen, sobald sie etwas anderes für »Geld« ausgiebt, als das, was seinem eigentlichen Gehalte nach in der ganzen Welt für »Vollgeld« gilt. Jedwedes Volk steht vor der Notwendigkeit, entweder sein minderwertiges Geld umzuprägen oder seine Verpflichtungen nicht zu erfüllen und so dauernden Gefahren und einem entehrenden Verlust seines Kredits und seiner Stellung ins Auge zu blicken. – In vielen Fällen wurde das »unterwertige« Geld niemals eingelöst. Die armen Leute hatten dann den Verlust zu tragen.

Immerhin zeigt das gegenwärtige Silbergesetz eine gute Eigenschaft, welche, wenn man sie nicht etwa noch nachträglich beseitigt, der Ausgabe von mehr unterwertigen Silberdollars Halt gebieten dürfte. Es bestimmt, daß von den 4½ Millionen Unzen Silber, die jeden Monat eingekauft werden müssen, nur 2 Millionen das ganze Jahr über für die Prägungszwecke verwendet werden dürfen. Darüber hinaus soll nur die für die Einlösung der Silbernoten nötige Münzmasse daraus geprägt werden. Da die Bevölkerung Papiergeld im allgemeinen dem Silbergeld vorzieht, genügen schon kleine Summen in Silberdollars. Dafür werden Silbernoten ausgegeben. Sobald die Regierung der Vereinigten Staaten aufhört, Silberdollars zu schlagen, wird sie sich der Welt in ihrem wahren Charakter zeigen: in dem Charakter eines maßlosen Silberspekulanten, da sie 4½ Millionen Unzen Silber, nicht in »Geld«, sondern in »Barren« jeden Monat aufstapelt. Gewiß, diese Tatsache muß dem Volke die Augen über die wahre Lage der Dinge zuguterletzt öffnen und es zu der Forderung zwingen, so leichtsinnigen Spekulationen ein Ende zu machen.

Immerhin ist es in jeder Hinsicht viel weniger gefährlich, das eingekaufte Silber in Barren zu behalten, als es in minderwertige Dollars zu schlagen, da es so leichter sein wird, in Zukunft die Prägung von vollgültigen Silberdollars wieder aufzunehmen – das will sagen, die Prägung von Münzen, welche den vollen Metallwert eines Dollars haben; anstatt 371 Gran sollten etwa 450 oder 560 Gran Silber dafür verwendet werden. Soviel ungefähr enthält die Regierung selbst für jeden Dollar. Kein anderer Gesetzesakt dürfte unserem Land und Volk gleich großen und gleich dauernden Nutzen bringen. Doch etwas weit höheres, als materieller Nutzen steht auf dem Spiele! – Die Ehre der Republik der Vereinigten Staaten. Der Regierungsstempel sollte einzig und allein den wirklichen Wert der Münze angeben.

Ich glaube nicht, daß – abgesehen von Silbereigentümern – viele Leute in den Vereinigten Staaten für die Einführung der Silberwährung an Stelle der Goldwährung stimmen würden. So augenscheinlich ist der Vorrang des Goldes, daß, sobald die Bevölkerung die Frage: Silber oder Gold? ganz verstanden haben wird, die Entscheidung fast einstimmig zu Gunsten des Goldes ausfallen dürfte. Diese Frage aber ist es, welche wirklich der Entscheidung wartet, obgleich die Verteidiger des Silbers jede Absicht leugnen, die Goldwährung zu gefährden, indem sie erklären, sie wünschen dem Silber nur denselben Wert zu geben, welchen das Gold als Geld hat. Aber man könnte ebensogut den Versuch machen, zwei Pferde zugleich als »erste« am Ziele zu sehen oder zwei »Allerbestes« von irgend etwas Anderem zu besitzen. Man mag vergleichweise zwei Nationalflaggen für ein und dasselbe Land fordern. Gerade so gewiß, wie jeder Bürger gezwungen ist, nur ein Banner zu wählen, bei welchem er steht oder fällt, gerade so gewiß muß er sich für nur eine Währung entscheiden: Silber oder Gold. Die Normalwährung kann ihren Thron ebensowenig mit einer anderen Währung teilen, als das Dreisternbanner sein souveränes Recht mit einer anderen Flagge in unserem eigenen Lande: auch für das »Geld« besteht das Gesetz: das Schlechteste treibt das Beste aus dem Felde. Die Ursache davon liegt klar auf der Hand.

Angenommen man hat ein Fünfdollarstück in Gold und ein Fünfdollarstück in Silber, und es bestünde ein Zweifel darüber, ob ein bloßes Kongreßgesetz Silber im gleichen Werte wie Gold erhalten könnte: dann mögen vielleicht 99 unter 100 Leuten glauben, das Gesetz sei imstande dem Silber den Wert zu geben, welchen es an und für sich nicht besitzt; aber einer unter den Hundert mag vielleicht doch daran zweifeln. Ich denke, je mehr man über »Geld« weiß, desto mehr Zweifel wird man haben; ferner, wenn die anderen auch keinen Verdacht hegen, so wird die Tatsache, daß ich selbst Verdacht habe, sie auf den Gedanken führen: Vielleicht hat er doch recht, und ich habe unrecht. Ich denke, ich zahle Smith besser morgen mit Silber für sein Grünzeug und gebe meiner Frau das schöne Goldstück zum Sparen; dann bedarf es keines Kongreßaktes – alle Kongreßakte der Welt vermögen seinen Wert nicht zu verringern; dieses Stück Goldmetall ist überall durch die ganze Welt fünf Dollars wert, ganz abgesehen von dem Regierungsstempel; dagegen haben diese fünf Stücke Silber hier nur drei Dollars und 75 Cents wirklichen Metallwert. Ja, ja, ich will Smith das Silber geben – mir taugt das Gold besser!« Smith – man darf dessen sicher sein – entledigt sich des Silbers, sobald er kann, an Jones. Und wie er, werden es viele Leute halten. Als Folge davon wird das Gold im Lande ganz aus dem Geschäft verschwinden und Silber allein im Umlauf bleiben; denn jedweder, der Silber erhält, sucht es so schnell wie möglich wieder los zu werden, und so zirkuliert es immerfort; dagegen hält der, welcher Gold kriegen kann, es zurück, sodaß Gold bald nicht mehr im Umlaufe sein würde. Die weitere Folge davon muß nun die sein, daß wir, anstatt mehr Geld im Umlauf zu haben, sehr bald weniger Geld in Umlauf haben werden, sobald wir durch Gesetz dem Silber einen künstlichen Wert zum Zweck seiner Benutzung als Geld aufzwingen. Die siebenhundert Millionen Gold, die jetzt im Umlauf sind und die Grundlage von allem bilden, müßten sehr bald verschwinden; der darauf aufgeführte ungeheure Bau des Kredits wird wankend, und die großen Massen des Volkes werden sich gezwungen sehen, Silberdollars im wirklichen Wert von nur 78 Cents zu nehmen, während diese Dollars jetzt – wo sie jederzeit in Gold umsetzbar – überall 100 Cents Wert haben. Denn, nicht zu vergessen, was ich früher bereits gesagt: 92 % aller finanziellen Operationen hängen einzig und allein von dem unbeschränkten Vertrauen des Volkes in dem unveränderlichen, stabilen Werte des benutzten Geldes ab. Nur 100 Dollars mehr in minderwertigerer Münze ausgegeben, als nach der Überzeugung aller gegen unveränderliches Gold eingewechselt werden können – und Panik und finanzielle Revolution sind unvermeidlich. Wie man sieht, kann mehr »Geld«, obgleich es nur für 8 % der kleinsten finanziellen Transaktion gebraucht wird, leicht so ausgegeben werden, daß es die überwiegende Masse aller Geschäfte im Lande schwer beeinflußt, indem es das allgemeine Vertrauen, auf das die übrigen 92 % beruhen, ins Wanken bringt. Um sich vor jeder solchen Gefahr zu sichern, darf nur solches »Geld« ausgegeben werden, das in sich selbst den Wert trägt, welchen der darauf geprägte Stempel zeigt. So streng wacht unsere große Nebenbuhlerin Großbritannien über diesen Punkt, daß sie eben jetzt zwei Millionen Dollars für Erneuerung solcher Goldmünzen ausgesetzt hat, die infolge des Gebrauches einige Cents verloren haben. Ihr Regierungsstempel sagt stets die Wahrheit aus. Unsere Republik sollte auf ihre Ehre nicht weniger eifersüchtig sein.

Wie Sie bereits sehen, fanden sich die Silberleute enttäuscht, da die Akte des Kongresses den Wert ihres Silbers nicht gehoben hatten. Zweimal hat die Regierung die Wünsche der Silberleute erfüllt, da man die Versicherung gab, daß solche Erfüllung unser Land aus der gefährlichen Lage, in die es als Silbereigentümer geraten, befreien werde; zweimal hat man sich enttäuscht gefunden. Man sollte nun denken, daß die Silberleute jetzt ihren Irrtum zugeben und der Regierung helfen würden, mit so wenig Verlust wie möglich, wieder festen Boden zu gewinnen. Aber weit entfernt davon! Ganz im Gegenteil, haben sie jetzt den kühnsten Schritt getan, indem sie an den Kongreß mit der Forderung herantraten »freie Silberprägung« einzuführen; etwas, worüber jetzt viel gesprochen wird. Was heißt das? Es heißt nichts anderes, als: unsere Regierung soll gesetzlich verpflichtet werden, ihre Münzstätten nicht nur für all das Silber zu öffnen, mit dem die europäischen Regierungen überbürdet sind, sondern auch für einen guten Teil des in der ganzen übrigen Welt gewonnenen Silbers, um für jede 78 Cents reellen Silberwert eine der Münzen auszugeben, welche wir alle zum Werte eines vollen Dollars für unsere Arbeit und unsere Erzeugnisse zu nehmen verpflichtet sein würden. Damit ist nichts anderes gemeint, als daß der europäische Kaufmann sein Silber zu uns herübersenden, hier münzen oder auch Silbernoten dafür erhalten könnte und dann imstande wäre, für einen vollen Dollar Wert unseren Weizen oder Korn oder irgend etwas anderes, dessen er bedarf, zu kaufen, obgleich er für dasselbe Quantum Silber in Europa und in jedem anderen Teile der Welt nur 78 Cents Wert erhalten würde. Europa tut jetzt gerade dasselbe mit Indien, mit der Argentinischen Republik und mit den anderen Ländern, welche Silberwährung besitzen. Der britische Kaufmann kauft in Indien für unterwertiges Geld Weizen, bringt es nach Europa und verkauft es dort für Gold. Auf diese Art hat er für indischen Weizen so außerordentlich wenig zu zahlen, daß indischer Weizen in Europa ein gefährlicher Konkurrent unseres eigenen Weizens geworden ist: ein Zustand, der nur dadurch möglich wurde, daß infolge des Silbersturzes der indische Weizenbauer für seine Erzeugnisse außerordentlich wenig erhält. Es ist kaum Monate her, seit das neue Silbergesetz durchging, welches die Regierung dazu verpflichtete, ihre Silbereinkäufe mehr als zu verdoppeln, und doch sind schon jetzt 8 Millionen Dollars mehr eingeführt worden, als wir ausgeführt haben – etwas seit fünfzehn Jahren Unerhörtes, denn früher wurde stets mehr Silber ausgeführt, als eingeführt. Jetzt kaufen wir alles von unseren eigenen Silberbergwerken produziertes Silber und werden außerdem noch mit Silber von Europa her überschüttet, statt dessen wir eigentlich Gold empfangen sollten. Innerhalb achtzehn Tagen haben wir 9 Millionen Dollars in Gold verschickt. Man sieht, gedeckt durch das gegenwärtige amerikanische Silbergesetz, hat Europa bereits damit begonnen, uns sein unterwertiges Silber zu senden; zu gleicher Zeit beraubt es uns unseres reinen Goldes – wahrhaftig ein für unser Land gefährlicher Austausch, welcher unsere Gesetzgeber mit Scham erfüllen sollte. Man muß wohl verstehen, bisher konnte die Regierung – trotz der beiden Gesetze, die sie zum Ankauf von Silber zwingen, so schlecht auch diese Gesetze immerhin sind – dennoch das Metall zum Markpreise, also ungefähr 371,1-4 Gran Silber für 78 Cents einkaufen; nur so viel Silber hat die Regierung in jedem sogenannten Dollar hineingetan. Unter »freier Münzung« wird sich all das ändern. Die Silbereigentümer werden dann auch ihrerseits den Dollar für 78 Cents Metall erhalten. Ich glaube, das übertrifft an kühlem Raffinement alles bisher Dagewesene; und doch ist das, was die Verbindung der Landwirte durch ihren Schrei nach freier Prägung unterstützt, nichts anderes, als das Unternehmen, 12 % aus den Taschen eines jeden einzelnen aus dem Volke in die Taschen der Silbereigentümer hineinzupraktizieren. Sicher stimmen alle darin überein, daß, wenn ein Dollar nur mit 78 Cents wirklichen Silberwertes geprägt wird, die Regierung und nicht die Silbereigentümer den Extragewinn von 22 Cents einstecken sollte. Die Regierung bedarf dieses ganzen Extraüberschusses um so mehr, als das von ihr gekaufte Silber, wie ich bereits früher bemerkt, zum Marktwert gekauft, nur mit Verlust von Millionen heute wieder losgeschlagen werden könnte.

Sollte die freie Silberprägung Gesetz werden, dann dürften sich unsere eigenen amerikanischen Landwirte sehr bald mit dem indischen Landwirt in gleicher Lage befinden; und doch sagt man uns, unsere Landwirte wären für Freisilberschlagung! Sollte das wahr sein, dann gibt es nur eine Erklärung dafür –: sie verstehen ihre eigenen Interessen nicht. Keine andere Volksklasse hat ein so großes Interesse an der Aufrechterhaltung der Goldwährung und an dem gänzlichen Aufgeben der Silbereinkäufe, so wie an der Beseitigung der unterwertigen Münzen, wie der Landwirt: denn viele seiner Erzeugnisse werden nach Goldwährungsländern verkauft. Wenn der amerikanische Landwirt sich mit Silber anstatt Gold zufrieden gibt, setzt er den Liverpooler Kaufmann in den Stand, für die niedrigere Silberwährung zu kaufen, also für 78 Cents anstatt für einen vollgültigen Dollar; dagegen muß der amerikanische Landwirt für alles, was er selbst in fremden Ländern einkauft, mit Gold zahlen. Das heißt: er ist gezwungen, billig zu verkaufen und teuer einzukaufen. Eben das beunruhigt zur Zeit Indien und die südamerikanischen Republiken. Die diesjährigen Getreidepreise versprechen höher zu werden, denn seit Jahren. Sehen Sie zu, Ihre Preise in Gold zu erhalten. Wenn wir unsere Münzstätten der freien Silberprägung für jedweden in der ganzen Welt öffnen, der Silber genug für einen mit unserem Regierungsstempel zu prägenden Dollar besitzt, sodaß er für jeden zu prägenden Silberdollar nur 371,1-2 Silber, im Werte von 78 Cents einzuliefern hat, dann wird jedwedes Silberbergwerk in der ganzen Welt Tag und Nacht arbeiten, nur um so schnell wie möglich uns jedes neue Pfund Silber ins Land zu werfen. Die Völker Europas, welche bereits 11 Millionen unterwertiges Silber in Händen haben, werden uns pünktlich damit beglücken, dabei aber für alles, was sie von uns kaufen, Gold von uns verlangen. So berauben sie uns unseres eigenen Goldes, während wir ihr Silber zu nehmen haben. Mit der »Freisilberprägung« in Sicht werden wir, noch ehe das Gesetz beschlossen ist, von der Goldwährung zur Silberwährung übergegangen sein. Die letzten Worte des verstorbenen und tief betrauerten Staatssekretärs Windom bewahrheiteten sich dann:

»Wahrscheinlich wäre, bevor das geschwindeste Schiff sein Silberkargo nach New-York zu bringen imstande wäre, der letzte Golddollar in Privatschatullen und bei sicheren Depositengesellschaften verborgen, um nur bei hohem Agio für die Ausfuhr wieder ans Licht zu kommen.«

Wir schwimmen in einem gefährlichen Fahrwasser. Legen Sie sich selbst die Frage vor, warum Sie die Goldwährung zu Gunsten des Silbers gefährden sollten. Kann irgend jemand glauben, daß die Silberwährung vorteilhafter sei? Unmöglich! Niemand wagt in seinen Behauptungen so weit zu gehen. Selbst der wildeste Anwalt solcher Veränderungen behauptet höchstens, versichern zu dürfen, daß Silber gerade so wertvoll wie Gold gemacht werden könne. Jeder weiß, daß nichts besseres existiert als Gold. Fragen wir einmal, weshalb jemand, der kein Silberbesitzer ist, wünschen sollte, dem Silber einen höheren Wert, als den diesem Metall innewohnenden zu verleihen? Welchen Nutzen könnte es den Leuten bringen – wenn wir einmal den Silberbesitzer bei Seite lassen – daß das Silbermetall einen anderen, als seinen natürlichen Platz einnimmt, gerade so wie Kupfer und Nickel? Weshalb sollte dem Silber ein besonderer, mit seinem natürlichen Werte nicht verbundener, höherer Gehalt zugeschrieben werden? Niemand hatte ein Vorurteil gegen dieses weiße Metall. Es stand jeder Zeit im gleichen und freien Wettbewerbe mit dem Golde; das Feld bleibt ihm, gerade so wie jedem anderen Metalle, stets offen, zu zeigen, daß es sich besser zum grundlegenden Wert eignet. Wenn Silber auf dem Weltmarkte im Preise stiege und sich dem Werte nach beständiger erwiese als Gold, würde es das Gold bald verdrängen. Warum nicht die leitende Stellung dem Metalle geben, welches im ehrlichen Wettstreit den Preis gewann? Gold bedarf keiner Wertaufblähung durch die Gesetzgebung; es spricht für sich selbst. Jedes Goldstück ist durch die ganze Welt gerade so viel wert, als es wert zu sein beansprucht; darüber besteht kein Zweifel. Verluste sind dabei nicht möglich, und, was beinahe ebenso wichtig, auch keinerlei Spekulation; sein Wert kann weder in die Höhe getrieben noch herabgedrückt werden. Der Spekulant, der keine Spielchance darin findet, sieht es mit scheelen Augen an; doch gerade das ist der Grund, dem Golde unsere Gunst zu schenken; gerade das ist es, was dem gelben Metalle die uneingeschränkte Sicherheit seines Wertes für alle Zeit giebt. Ihre eigenen Interessen und die eines Spekulanten decken sich keineswegs. Aus Ihren Verlusten zieht er gerade seine Gewinne. Der Hauptgrund, der für Ankauf von Silber und dessen Prägung in den Vereinigten Staaten geltend gemacht wird, ist der, daß wir nicht »Geld« genug im Lande haben. Freie Silberprägung soll diesem Übelstand abhelfen. Allein, wenn wir wirklich mehr »Geld« nötig hätten, dann wäre die einzig weise Maßregel der Einkauf von Gold. Weshalb Silbernoten mit all den daranhängenden unbekannten Gefahren ausgeben, wenn wir für die gleichen Noten gutes, reines Gold – wahres und wertvollstes Geld – erhalten können, bei welchem unser Land vor jedwedem Verluste geschützt bleibt? Ist es denn aber wirklich wahr, daß wir nicht genug »Geld« haben – das will sagen genug von dem gemünzten Artikel, der als Austauschartikel gegen alle anderen Artikel benutzt wird? Wenn dem wirklich so wäre – diese Entdeckung wäre wahrhaftig neu! Wir hatten in früheren Zeiten schon keinen Mangel an »Geld«; jetzt jedoch sind auf jeden Mann, jede Frau und jedes Kind fünf Dollars mehr im Umlaufe, als jemals vorher. Wir haben einen größeren Umlauf des allgemeinen Austauschartikels – das ist eben »Geld« – auf den Kopf, als irgend ein Land in ganz Europa, mit der einzigen Ausnahme von Frankreich, wo die Bevölkerung weder so viel Cheks noch Tratten, wie in anderen Ländern benutzt – ein Umstand, welcher viel mehr geprägtes Geld nötig macht, als bei uns. Gewiß ist dagegen, daß so viel Geld, wie nur irgend gewünscht wird, geschlagen werde, nur wenig einzuwenden; aber dieses Geld sollte dann vollwertig, nicht unterwertig sein. Der einzige sichere Weg dazu ist der Einkauf von Gold und dessen Umprägung in »Geld« – nicht jedoch Einkauf von Silber, dessen Zukunft außerordentlich zweifelhaft und dessen Erwerbung bis jetzt nur immer eine Verlustspekulation war. – Man frage den Anwalt für Vermehrung des Geldes, warum die Regierung nicht das für sie beste Metall »Gold« einkauft und es zum Nutzen des Volkes prägt, und höre, was er vorzubringen hat. Gold ist gerade so gut ein amerikanisches Produkt wie Silber, und unsere Bergwerke fördern jeden Monat mehr als zwei Millionen Dollars davon ans Licht. Er könnte nichts weiter dagegen einwenden, als daß eine solche Maßregel nicht dazu beitragen würde, den Preis seines eigenen Produktes, des Silbers, auf seiner gegenwärtigen Höhe zu erhalten. Er könnte nicht leugnen, daß Gold dem Werte nach das sicherere Geld ist. –

Noch etwas anderes wird für das Silber geltend gemacht. Viele Leute sagen uns, daß die »Silberwährung« in der Luft liege, daß das Volk dieselbe verlangt, weil sie »Geld« billig macht und daß, da Silber weniger wertvoll als Gold, die Leute ihre Schulden leichter bezahlen könnten. Man erlaube mir, in Bezug darauf nur einen einzigen Punkt zu erwähnen. Ersparnisse und Eigentum könnten im Werte durch Fallenlassen der Goldwährung nur reduziert werden. So lange alle Regierungsnoten so hoch im Werte stehen wie Gold, ist es ganz gleichgültig, wie viel Silber die Regierung kauft oder münzt. Nur wenn eine finanzielle Krisis hereinbricht, die Goldwährung in die Brüche geht und jeder Dollar in Gold aus dem Verkehr gezogen und mit hoher Prämie bezahlt wird, könnte die Gelegenheit für Begünstigung der einen oder anderen Klasse eintreten. Sollte irgend jemand die vage Vorstellung haben, durch Schwierigkeiten, in welche die Regierung infolge ihrer entwerteten Silbermünze und Silbereinkäufe gerät, selbst irgendwie Geld zu sparen oder zu machen, dann möge er wohl bedenken: Zur Verwirklichung seiner Erwartungen müßte seine Regierung zunächst außer stande sein, den Silberdollar mit Gold im gleichen Werte zu erhalten; in diesem Falle würde alles Gold sofort aus dem Verkehr verschwinden und mit Aufgeld bezahlt werden. Ein weiser Schatzsekretär hat das Resultat ganz richtig, wie folgt, vorhergesagt:

»Das plötzliche Verschwinden von 600 Millionen Dollars Gold mit der Panik, die es notwendigerweise begleiten müßte, würde eine Geschäftsenthaltung und Handelskrisis hervorrufen, wie sie bisher die Welt noch nie gesehen; Amerika würde sofort auf den Silberstand zurückfallen, wenn kein ferner Antrieb zur Prägung bestünde, und Silberdollars würden zu ihrem bloßen Barrenwerte herabsinken.«

Wer auf solch' eine Panik hinarbeitet, in der Hoffnung, persönlich davon Nutzen zu ziehen, steht auf derselben Linie mit demjenigen, der den Expreßzug in Gefahr bringt, um sich seines Inhalts zu bemächtigen, oder auch mit dem, welcher das Staatsschiff gegen eine Klippe zerschellen läßt, um für sich selbst einen Teil der Ladung zu sichern. Er ist ein Stranddieb und Spekulant. Seine Interessen sind denen der wirklich arbeitenden Klassen ganz und gar entgegengesetzt.

Ferner versichert man uns beständig, die große Masse des Volkes wünsche »freie Silberprägung« oder zum mindesten die Aufrechterhaltung der bestehenden Silbergesetze, weil sie in der einen oder anderen Art unter dem Eindruck steht, daß sie desto mehr Geld haben würde, je mehr Silber geprägt wird. Wir wollen einmal etwas näher darauf eingehen. Wenn die Regierung Silber kauft, so zahlt sie dafür entweder mit eigenen Noten oder Silberdollars. Wer bekommt beides? Die Besitzer der Silberbarren. Wie kann also beides den Besitzern genommen werden und in die Taschen des Volkes wandern? Soweit wir die Silberleute kennen, dürfen wir kaum erwarten, daß sie viele ihrer Silberdollars anderen Leuten zum Geschenk machen. Nur wenn sie Arbeit und Erzeugnisse des Volkes einkaufen, werden sie dieselben Dollars zu dem Kurse von 100 Cents hergeben, die ihnen selbst nur 78 Cents gekostet haben. Würden sie eine größere Anzahl von 78 Cent-Dollars für dieselbe Arbeit und dieselben Erzeugnisse hergeben, als sie in 100 Cent-Dollars herzugeben hätten? Gewiß nicht; es sei denn, daß die Bemühungen der Regierung, dem Silber einen künstlichen Wert zu verleihen, erfolglos werden, bis unser Geld so weit an Wert verloren hat, daß ein Dollar vielleicht nicht mehr die Kaufkraft auch nur eines halben Dollars besitzt; nach dem Goldwerte berechnet, würden die Silberleute unter allen Umständen einen noch geringeren Wert, als früher hergeben. Wie also sollten die Arbeiter oder Landwirte davon Nutzen ziehen? Nicht sie, sondern die Silberbesitzer, welche für Rohsilber im Werte von 78 Cents von der Regierung einen vollen Dollar erhalten, haben den Nutzen davon. Das ist so klar, wie nur möglich. Bis zu diesem Augenblick ist der Dollar, den der Arbeiter und der Landwirt erhält, wirklich auch einen vollen Dollar wert, weil die Regierung infolge ihrer außerordentlichen Bemühungen bis jetzt imstande gewesen ist, ihm seinen vollen Wert zu erhalten; aber sobald wir eine »Freisilberprägung« haben werden, muß der Silberdollar auf seinen eigentlichen Wert herabsinken – nämlich auf 78 Cents – und der Landwirt und der Arbeitsmann wird sich dann betrogen finden; man sieht, die Interessen des Landwirts, des Mechanikers und des Arbeiters, kurz all derer, welche für Lohn arbeiten, fordern, daß sie mit dem besten und nicht mit billigem Geld – also in Gold und nicht in Silber bezahlt werden.

Bis auf diese Stunde haben wir Amerikaner an der Goldwährung festgehalten. All und jedes in den Vereinigten Staaten ist heutzutage auf Goldwährung aufgebaut, da unsere Silbernoten und Silbermünzen in gleichem Wert mit erhalten werden. War das eine weise oder unweise Politik? Wäre es nicht das Beste, die Goldwährung, an welche sich die vorgeschrittenen Nationen, und ganz besonders Großbritannien klammern, fahren zu lassen, und die Silberwährung unserer südamerikanischen Nachbarn anzunehmen? Mit dem soliden Golde als unseren Grundwert sind wir das reichste Land in der ganzen Welt geworden; der größte Agrikultur-, Industrie-, Bergwerks- und Handelsstaat, der jemals existiert hat. Wir blühten auf wie kein anderes Volk, über das je die Sonne geschienen. In keinem anderen Lande sind die Löhne so hoch und die Massen des Volkes so wohlauf. Und trotzdem sollten wir die Goldwährung aufgeben oder auch nur sie gefährden? Das ist die Frage, welche heute für das Volk der Vereinigten Staaten zur Entscheidung steht.

Die New-Yorker Abendpost ist ein Freihandelsorgan; dennoch erklärte dieses Blatt: lieber wolle es zehn Mc Kinley-Gesetzen seine Zustimmung geben, als einem einzigen Silbergesetz, wie dem jetzt geforderten. Ich selbst, ein Republikaner, der an die Weisheit des Schutzzollsystems glaubt, erkläre, daß ich viel lieber auf das ganze Mc Kinley-Gesetz verzichten und dem Gesetz Mills meine Zustimmung geben wollte, wenn ich dafür das gegenwärtige Silbergesetz verwerfen und das Silber geradeso wie alle anderen Metalle behandelt sehen könnte. Stände ich bei der nächsten Präsidentenwahl vor der Entscheidung, entweder für einen Mann zu stimmen, welcher Silber- und Schutzzoll, oder für einen Mann, der Gold und Freihandel begünstigt, dann würde ich ohne weiteres für den letzteren stimmen und arbeiten, weil mein Verstand mir sagt, daß selbst ein Tarifgesetz nicht halb so wichtig für das Wohl des Landes ist, wie die Aufrechthaltung der vorzüglichsten Währung für das Geld des Volkes.

Wäre es für Sie nicht angebracht, auf die Männer zu hören, die Ihr Vertrauen besitzen und infolge ihrer amtlichen Stellung sich veranlaßt sehen, die Silberfrage gründlich zu erforschen und zu studieren? Präsident Harrison ist allbekannt durch seine Gewissenhaftigkeit. Er ist nicht reich, er ist arm. Nichts liegt ihm so am Herzen, wie das Wohl unserer Arbeitsklassen. Er war in die Notwendigkeit versetzt, die Frage zu studieren, und er erklärt Ihnen, daß die erste Folge, welche der unterwertige Silberdollar haben würde, seine Verwendung für ein Beschwindeln des armen Mannes sein würde, der solches Geld für seine Erzeugnisse oder Arbeit zu nehmen hätte. Auch Expräsident Cleveland ist gleich Präsident Harrison ein armer Mann; seine Sympathien gehören dem einfachen Arbeiter – den Massen. Er hatte die Frage zu studieren und danach seine Maßregeln zu ergreifen; allein, obgleich viele Mitglieder seiner Partei sich bei dem Kreuzzuge für das Silber beteiligt hatten – hoffentlich nur vorübergehend, da die demokratische Partei bisher stets voll und ganz für das möglichst beste Geld im Interesse der großen Volksmassen einstand – fühlte sich Herr Cleveland doch zum Bekennen der Wahrheit verpflichtet und erklärte die Idee der freien Silberwährung offen als schädlich, nur weil er fand, daß sie die Arbeiter des Volkes schädigen würde. Sein letzt veröffentlichter Brief beweist wieder, daß er der geborene Volksführer – ein tapferer Mann und kein Feigling. Seine persönlichen Aussichten fallen bei ihm dort nicht in die Wagschale, wo es sich um das wahre Wohl der Bebürdeten handelt, welche ihn einstmals zum Präsidenten machten. Neben diesen Männern steht Herr Manning; niemals verwaltete ein fähigerer, größerer und reinerer Demokrat die Finanzen unseres Landes; niemals ein fähigerer, reinerer und erhabenerer republikanischer Finanzminister als Herr Windom. Wenn je unser Volk Freunde hatte, waren diese Männer Freunde des Volkes. Beide Männer hatten das Silberproblem zu studieren; sie forschten nach dem Besten, um es dann für die dauernde Wohlfahrt des Volkes zu verwirklichen.

Beide wurden schwer besorgt wegen der drohenden Gefahr, die »minderwertiges Geld« mit sich bringt; sie taten alles, was in ihrer Macht stand, die Kongreßabgeordneten davon abzuhalten, unserer Regierung eine Gefährdung der Interessen unserer arbeitenden Klassen aufzuzwingen; müssen diese doch, wenn sie nicht den Spekulanten zur Beute fallen sollen, für ihre Arbeit oder ihre Erzeugnisse das denkbar beste Geld erhalten. All diesen großen Männern, von denen zwei durch ihre eigenen Stimmen zum höchsten politischen Amte erhoben wurden, lag und liegt einzig und allein das Wohl aller anstatt der Bereicherung einzelner, weniger, am Herzen. Obgleich politische Gegner, stimmten sie doch in dieser Frage überein; das sollte jedem Landbauer, jedem Mechaniker und jedem Arbeitsmann in den Vereinigten Staaten der beste Beweis dafür sein, daß diese Männer, nicht aber die Silberanwälte, seine weisesten Ratgeber sind. Ich schließe mit einem Wort des Rates an die kleinen Leute. Solange unsere Regierung fortfährt, sich Monat für Monat mit immer mehr Silber zu belasten, vermeide man das Silber, und mehr noch halte man sich vom Silber fern, wenn etwa gar die freie Silberprägung ernstlich ins Auge gefaßt werden sollte. Wenn Sie etwas beiseite legen, legen Sie es in Gold beiseite; wenn Sie etwas den Sparbanken anvertrauen, lassen Sie es Gold sein – fordern Sie von der Bank ein Goldzertifikat dafür ein. Arme Leute sollten sich keinerlei Risiko aussetzen. Wenn Sie nicht nach diesem Rate handeln, dürften Sie sehr bald finden, daß kein Gold für Sie übrig ist. Die Spekulanten und die, welche sich aufs Geschäft verstehen, werden schon vor Ihnen alles Gold weggefischt haben. Es ist Gefahr im Verzuge. Was sich immer ereignen mag: mit Gold können Sie ruhig schlafen. Silber wird weisen Leuten böse Träume bereiten. Unsere Regierung kann viel tun, sie ist sehr stark; dennoch vermag sie zwei Dinge nicht zu tun, wenigstens nicht allein und im Gegensatz zur ganzen Welt: sie kann dem Silber auf die Länge der Zeit keinen höheren Wert als den geben, welchen es als bloßes Metall in der ganzen Welt besitzt obgleich sie dergleichen zu tun sich anmaßt; und sie kann des Goldes wirklichen Wert nicht herabsetzen. Vielleicht werden Sie, obgleich ich das nicht hoffen will, eines schönen Tages mir für meinen Rat Dank wissen.

Glauben Sie jedoch nicht, daß ich deshalb an unserer Republik verzweifle – nimmermehr! Selbst wenn wir noch tiefer in die vom Silber unzertrennbaren Schwierigkeiten hineingezerrt werden, und die Dinge bei uns gerade so schlimm stehen sollten, wie sie jetzt in Argentinien sind, wo ein Golddollar zwei und einhalb der im Umlauf befindlichen Silberdollars wert ist, brauchen wir doch für das Endergebnis nichts zu fürchten. Der gesunde Sinn unseres Volkes wird nach einiger Zeit die Goldwährung wieder voll in ihre Rechte einsetzen und unsere Republik dann weiter den Vorrang unter den Völkern einnehmen. Dennoch, das Silberexperiment wird uns teuer zu stehen kommen; es ist deshalb besser, daß die wenigen Geldleute den Verlust so viel wie möglich zu tragen bekommen und nicht die Massen des Volkes. Selbst im besten Falle müssen die letzteren das meiste dulden; denn Geldmenschen verstehen sich besser zu schützen, als alle anderen Leute. Dessen bin ich sicher: Unser Volk würde all den ihm drohenden Verlust zu vermeiden wissen, wenn man es nur dahin bringen könnte, diese Frage wirklich zu verstehen; seine Interessen sind viel mehr noch als die der reichen Leute an gutes, ehrliches Geld gebunden; das Volk hat seine Wünsche seinen Abgeordneten nur deutlich zu erklären, um die drohende Krisis zu verhindern.

Silber ist infolge seines etwaigen Wertwechsels ein Werkzeug in den Händen der Spekulanten geworden. Feststehendes reines und unveränderliches Gold ist niemals so sehr ein Mittel für den Schutz der Volksmassen gewesen, wie gerade jetzt.

Ich würde mich vergeblich bemüht haben, wenn die hier gegebene Auseinandersetzung nicht etwas zum Verständnis der Ursachen der gegenwärtigen Lage beigetragen hätte und das Volk nicht dazu anstacheln würde, seine Abgeordneten im Kongreß klar und unzweideutig wissen zu lassen, daß, komme, was mag, die Prägung der Republik ehrlich gemacht werden und das Geld des amerikanischen Volkes den besten und sichersten Wert unter dem Gelde der ganzen Welt erhalten müsse; seine Währung sollte in der Zukunft wie in der Vergangenheit über jeden Zweifel und Verdacht erhaben sein; nicht auf- und absteigendes Silber, sondern seinem Werte nach unerschütterliches Gold.


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