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Eilftes Kapitel.
Wie sich auch die Flüsse krümmen, das Meer nimmt sie doch alle auf

Inzwischen hatte Fonseca das Kloster erreicht; er fand den Pförtner nicht mehr, und das Herz zerrissen von Zweifel und Angst war er auf den Flügeln der Liebe und Furcht nach dem von Calderon bezeichneten Hause geeilt. Das düstre und einsame Haus kam ihm eben zu Gesicht, – da der Mond sein trauriges Licht über die grauen, alten Mauern ausgoß – als er seinen Namen nennen hörte; und der Klosterpförtner trat hervor aus dem Schatten einer Mauer, neben der er sich verborgen hatte.

»Don Martin! Ihr seyd's, wahrhaftig! gesegnet seyen die Heiligen! Ich fing an zu fürchten – ja, ich fürchte noch, wir wurden betrogen!«

»Sprich, Mann, aber halte mich nicht auf! Sprich! Welche Schrecknisse hast Du zu berichten?«

»Ich kannte den Kavalier, den Du an Deiner Statt schicktest. Wer kennt nicht den Rodrigo Calderon? Ich zitterte, als ich ihn die Novize in den Wagen heben sah; aber ich glaubte, ich würde, wie verabredet war, der Genosse der Flucht seyn. Dem war nicht so. Don Rodrigo befahl mir in kurzen Worten, mich diese Nacht, wo ich könne, zu verbergen; und morgen wolle er Anstalten zu meiner Flucht von Madrid treffen. Es ahnte mir Schlimmes, denn Calderons Name ist von manchem Fluch geschwärzt. Ich beschloß dem Wagen zu folgen. Das that ich auch; aber beinahe versagte mir der Athem und die Kraft, als zum Glück der Wagen durch ein Gewühl auf der Straße aufgehalten und verwickelt wurde. Es standen keine Lakaien hinten; so stieg denn ich unbeobachtet auf den Fußtritt, und stieg herunter und verbarg mich, als der Wagen anhielt. Ich kannte das Haus nicht, wohl aber die Nachbarschaft – ein Bruder von mir lebt in der Nähe. Ich suchte meinen Verwandten auf, um eine Nacht bei ihm ein Unterkommen zu finden. Ich erfuhr, daß dunkle Geschichten diesem Haus einen üblen Namen gemacht hatten. Es war eines, das der Prinz von Spanien den Ausschweifungen geweiht hat, die so manche Familie in Madrid entehrt haben. Ich beschloß wieder zu gehen und aufzulauern. Kaum hatte ich diesen Platz erreicht, als ich einen Wagen sich rasch nähern sah. Ich verbarg mich hinter einem Pfeiler und sah den Wagen halten; und ein Mann stieg aus und ging in das Haus. Schaut, dort – dort, bei jenem Kreuzweg hält der Wagen noch. Der Mann war in einen Mantel gewickelt. Ich weiß nicht, Wer er seyn mag; aber –«

»Himmel!« rief Fonseca, als sie jetzt Picht vor der Thüre des Hauses waren, vor welchem Fonseca's Wagen noch stand; »ich höre einen Lärmen, ein Geschrei drinnen!«

Kaum hatte er dieß gesagt, als die Thüre sich öffnete. Stimmen hörte man in lautem Wortwechsel; sofort ward die Gestalt des Juden auf das Pflaster geschleudert und Calderon erschien, einen andern Mann, der ihn schien aufhalten zu wollen, auf die Seite drängend – das gezogene Schwert in seiner Rechten, den linken Arm um Beatriz geschlungen.

Fonseca eilte vorwärts.

»Mein Geliebter! mein Bräutigam!« rief die Stimme der Novize; »Du bist gekommen uns zu retten – Deine Beatriz zu retten!«

»Ja! und den Verräther zu züchtigen!« rief Fonseca mit einer Donnerstimme. »Laß Dein Opfer los, Schurke! Vertheidige Dich!«

Er machte einen verzweifelten Ausfall auf Calderon während er sprach. Der Marquis parirte nur schwach den Streich.

»Halt!« rief er, »nicht auf mich!«

»Nein – nein!« rief Beatriz, sich an ihres Vaters Brust werfend. Ihre Worte kamen zu spät. Blind und taub vor Wuth hatte Fonseca noch einmal mit tödtlicherer Sicherheit seine Waffe gegen seinen vermeintlichen Feind gezückt – die Klinge traf, aber nicht Calderons Herz. Es war Beatriz, in ihrem Blut gebadet, die zu den Füßen ihres wahnsinnigen Geliebten niedersank.

»Tochter und Mutter, Beide!« murmelte Calderon; und er fiel, als hätte der Stahl ihn durchbohrt, neben seinem Kind nieder.

»Elender! was hast Du gethan?« sprach eine Fonseca's Ohr fremde Stimme; eine Stimme, halb erstickt von Grausen und vielleicht von Reue. Der Prinz von Spanien stand auf dem Platze und seine Füße badeten in dem Blut der geopferten Jungfrau. Das Mondlicht allein beleuchtete das Schauspiel des Verbrechens und Todes; und die Gesichter Aller erschienen geisterhaft in seinen Strahlen. Beatriz wandte das Auge auf ihren Geliebten mit einem Ausdruck himmlischen Mitleids und zärtlicher Verzeihung; dann, an Calderons Brust sinkend, flüsterte sie:

»Verzeih' ihm, verzeih' ihm, Vater! Ich werde meiner Mutter sagen, daß Du mich gesegnet hast!«

###

Mehrere Tage nach dieser Schreckensnacht hörte man bei Hof nichts von Calderon. Seine Abwesenheit war unerklärlich; denn obgleich natürlich die Flucht der Novize bekannt wurde, hatte man doch keine Ahnung von ihrem Schicksal; und ihr Rang war zu gering, als daß er hätte großes Interesse an ihrer Flucht, oder viele Lebhaftigkeit in ihrer Verfolgung verursachen können. Aber diese Abwesenheit wußten die Feinde des Höflings gut zu benützen. Die Plane der Kabale waren reif, und die Hülfe der Inquisition kam, vermöge der Anstellung Aliaga's, noch zu den Machinationen von Uzeda's Anhängern. Der König war schwer gereizt durch die geheimnißvolle Abwesenheit Calderons, für die man tausend sinnreiche Erklärungen erfand. Der Herzog von Lerma, kränklich und geschwächt durchs Alter, war unfähig seinen Feinden die Spitze zu bieten. Mit schwachsinniger Verzweiflung rief er Calderon beim Namen; und als keine Spur dieses mächtigen Verbündeten zu entdecken war, unterließ er sogar, eine Besprechung mit dem König zu suchen. Plötzlich brach der Sturm los. Eines Abends erhielt Lerma den königlichen Befehl, seine Aemter niederzulegen und mit Tagesanbruch den Hof zu verlassen. In derselben Stunde öffnete sich die Thüre von Lerma's Zimmer und Rodrigo Calderon stand vor ihm. Aber wie verwandelt! wie ganz nicht mehr sich selbst ähnlich! wie verwüstet! Seine Augen waren tief in die Höhlen gesunken und ihr Feuer erloschen; seine Wangen waren hohl, sein Körper gebeugt, und wenn er redete war seine Stimme wie die eines aus dem Grabe Rufenden.

»Sieh da, Herzog von Lerma, endlich bin ich zurück!«

»Zurück! – sey mir gesegnet! Wo bist Du gewesen? Warum hast Du mich verlassen? Nun, einerlei. Du bist zurück! Eile zum König – sag' ihm, ich sey nicht alt! Ich bedürfe der Ruhe nicht. Mache die Schurkerei meines unnatürlichen Sohns zu Schanden! Sie wollten mich verbannen, Calderon; mich verbannen in meinen besten Jahren! Mein Sohn sagt, ich sey alt – alt! ha, ha! Fliege zum Prinzen; er hat sich auch in seinen Zimmern eingemauert. Er wollte mich nicht sehen; er will Dich sehen!«

»Ja! der Prinz! wir haben Grund einander zu lieben!«

»Freilich habt Ihr! Eile Calderon! kein Augenblick ist zu verlieren! Verbannt! Calderon, soll ich verbannt werden?« Und der alte Mann fiel, in Thränen ausbrechend, Calderon zu Füßen und umklammerte seine Kniee. – »Geh, geh, ich flehe Dich darum! Rette mich, Calderon; ich habe Dich geliebt, habe Dich immer geliebt. Sollen unsere Feinde triumphiren? Soll das Horn der Nichtswürdigen erhöht werden?«

Für einen Augenblick (so groß ist die mechanische Macht der Gewohnheit!) kehrte jetzt Calderon etwas von seiner alten Energie und Geisteskraft zurück; ein Blitz brach aus seinem eingesunkenen Auge; er richtete sich auf, der stattliche Mann, so groß er war, und sagte: »Ich glaubte, ich sey fertig mit den Höfen und mit dem Leben, aber ich will noch Eine Anstrengung machen; ich will Euch nicht verlassen in der Stunde Eurer Noth. Ja, Uzeda soll wieder gestürzt werden; ich will den König aufsuchen. Seyd ohne Furcht, Herr, seyd ohne Furcht; der Zauber meiner Macht ist noch nicht gebrochen.«

Mit diesen Worten hob Calderon den Kardinal vom Boden auf, befreite sich aus den ihn umschlingenden Händen des alten Mannes, und schritt mit seiner gewohnten Haltung majestätischen Selbstvertrauens auf die Thüre zu. Gerade eh' er sie erreichte, ertönten drei leise aber regelmäßige Schläge an den Dielen; die Thüre öffnete sich und der Raum draußen war angefüllt von den dunkeln Gestalten der Beamten der Inquisition.

»Halt,« sagte eine tiefe Stimme; »halt, Rodrigo Calderon, Marquis de Siete Iglesias; im Namen der allerheiligsten Inquisition verhaften wir Dich!«

»Aliaga!« murmelte Calderon, zurücktretend – –

»Still!« unterbrach ihn der Jesuit. »Beamte, führt den Gefangenen ab!«

»Armer alter Mann,« sagte Calderon sich gegen den Kardinal wendend, welcher wie vom Donner gerührt und sprachlos da stand – » Dein Leben wenigstens ist sicher. Und ich – ich biete dem Schicksal Trotz! Führt mich fort!«

Der Prinz von Spanien erholte sich bald von der Erschütterung, welche der Tod von Beatriz ihm verursachte. Neue Genüsse verscheuchten selbst die Reue. Er erschien wieder öffentlich, wenige Tage nach Calderons Verhaftung; und er verwendete sich kräftig zu Gunsten seines frühem Günstlings. Aber hätte auch die Inquisition gewünscht, ihr Opfer wieder los zu lassen, oder Uzeda seiner Rachgier entsagen wollen: der Jubel des Volks bei dem Sturz des gefürchteten und verhaßten Secretärs war so groß, und so zahlreich die Anklagen, welche der Parteihaß zu denen hinzufügte, welche die Wahrheit ihm aufbürden konnte, daß es einen weit kühnern Monarchen erfordert hätte, als Philipp III. war, um der Stimme eines ganzen Volks einem in Ungnade gefallenen Minister zu lieb, zu trotzen. Der Prinz selbst wurde bald von neuen Günstlingen dahin gebracht, weitere Verwendungen von seiner Seite für ebenso unpolitisch als fruchtlos anzusehen; und der Herzog von Uzeda und Don Gaspar de Guzman waren ebenso geschmeidige Lieblinge, während sie als Gesellschafter unendlich mehr Achtung in Anspruch nahmen.

Eines Tages überreichte ein bei dem Lever des Prinzen anwesender Offizier, der ein besonderer Günstling von ihm war, eine Bittschrift, worin um die Verwendung Seiner Hoheit gebeten wurde in Betreff einer Stelle in der königlichen Armee, die, wie er so eben durch einen Expressen erfahren, erledigt war.

»Und wessen Tod kommt so gelegen für Dein Steigen, Don Alvar?« fragte der Infant.

»Don Martin Fonseca's. Er fiel in dem letzten Gefecht, mit hundert Wunden bedeckt.«

Der Prinz fuhr zurück und wandte sich hastig ab. Der Offizier verlor von dieser Stunde alle seine Gunst, ohne daß er je seinen Fehler erfahren hätte.

Mittlerweile verstrichen Monate und Calderon schmachtete noch in seinem Kerker. Zuletzt eröffnete die Inquisition ihr schwarzes Anklageregister gegen ihn. Die erste dieser Anklagen war die der Zauberei, gegen den König geübt; die übrigen waren größtentheils ebenso lächerlich und ausschweifend. Diesen Anklagen trat Calderon mit einer Würde entgegen, welche seine Feinde verwirrte und den allgemein verbreiteten Glauben hinsichtlich der Elemente seines Charakters Lügen strafte. Auf die Folter gebracht, ertrug er ihre Martern ohne ein Stöhnen; und alle Historiker legen übereinstimmendes Zeugniß ab von der Geduld und dem Heroismus, welche den Schluß seiner wilden, meteorgleichen Laufbahn auszeichneten. Endlich starb Philipp III. Der Infant bestieg den Thron – dieser Prinz, für welchen der ehrgeizige Höfling Leben und Seele aufs Spiel gesetzt hatte! Jetzt glaubte das Volk, man würde ihm sein Opfer entziehen. Aber es irrte sich. Der neue König hatte bereits das Daseyn des Günstlings des Prinzen vergessen. Guzman aber, der unter dem Schein, den Interessen Uzeda's zu dienen, heimlich nach dem Alleinbesitz der königlichen Gunst strebte, fühlte sich nicht sicher, so lange Calderon noch lebte. Der Gang der Inquisition war zu langsam für die Ungeduld seiner Furcht; und da dieß gefürchtete Tribunal sich rühmte, nie den Tod zu verhängen, ehe der Angeklagte seine Schuld gestanden, vereitelte die Festigkeit Calderons die Rachsucht des geistlichen Gesetzes. Neue Untersuchungen wurden angeordnet: ein Leichnam ward aufgefunden, in Calderons Garten begraben – der Leichnam einer Frau. Er ward des Mordes angeklagt. Auf diese Anklage hin ward er von der Inquisition an die regelmäßigen Gerichtshöfe abgeliefert. Kein Beweis konnte gegen ihn geführt werden; aber zum allgemeinen Erstaunen brachte er nichts zu seiner Vertheidigung vor, und sein Schweigen ward als Zeugniß seines Verbrechens betrachtet. Er wurde zum Schafott verurtheilt; er lächelte als er den Richterspruch vernahm.

Ein unermeßliches Menschengewühl war an einem heitern Sommertag auf dem Hinrichtungsplatz versammelt. Ein Brüllen wilden Jubels und Frohlockens erschütterte die Luft, als Rodrigo Calderon, Marquis de Siete Iglesias auf dem Schafott erschien. Aber als die Blicke der Menge – nicht auf die erhabne und stattliche Gestalt, in allem Stolze der Mannskraft, so wie sie in ihrer Furcht vor dem finstern Geist und der eisernen Macht des Günstlings sich ihn immer zu denken gewohnt waren – nein! auf eine gebückte, gespensterartige Gestalt fielen, welche schon am Rand eines natürlichen Todes und Grabes zu stehen schien, mit einem Angesicht, welchem tiefe Furchen unaussprechlichen Grams eingegraben waren, mit hohlen Augen, welche mit trübem, kaum mehr bewußtem Licht über das unten wogende und grollende Menschenmeer hinschauten, da veränderte sich die Fluth der Empfindungen der Menge, an die Stelle der Wuth und des Triumphs traten Schaam und Mitleid. Keine Hand erhob sich zur Anklage – keine Stimme erhob sich zu Vorwurf oder Frohlocken. Neben Calderon stand der ihm beigegebene Priester, Tröstung und Beruhigung ihm zuflüsternd.

»Sey ohne Furcht, mein Sohn,« sagte der heilige Mann. »Die Qual des Leibes tilgt Jahre der Pein des Fegfeuers von Deinem Urtheilsspruch. Daran denke und segne selbst die Todesangst dieser Stunde!«

»Ja!« murmelte Calderon; »ich segne diese Stunde. Inez, Deine Tochter hat Deinen Mord gerächt! Möge der Himmel das Opfer annehmen! und mögen meine Augen, selbst über den feurigen Abgrund hinüber, erwachend auf Dir ruhen!«

Hier überflog ein heiteres und zufriedenes Lächeln das Angesicht, auf welches die Menge mit athemlosem Schauer hinstarrte. Noch eine Minute – und ein Aechzen, ein Schrei entfuhr dieser zahllosen Menge; und ein blutiges, geisterbleiches Haupt, vom Rumpfe getrennt, ward emporgehoben.

Zwei Zuschauer dieser Hinrichtung befanden sich auf einem der Balkone, die eine volle Aussicht auf diese Schreckensscene gewährten.

»So geht mein schlimmster Feind zu Grunde!« sagte Uzeda.

»Wir müssen Alles opfern, Freund und Feind, im erbarmungslosen Fortschritt der großen Sache,« versetzte der Großinquisitor; aber er seufzte zu diesen Worten.

»Guzman ist jetzt bei dem König,« sagte Uzeda in das Zimmer tretend. »Ich erwarte jeden Augenblick zum König berufen zu werden.«

»Ich kann Deine sanguinischen Hoffnungen nicht theilen, mein Sohn,« sagte Aliaga, den Kopf schüttelnd. »Mein Beruf hat mich tiefer in den Charakteren der Menschen lesen gelehrt. Gaspar de Guzman wird sich jeden Nebenbuhler aus dem Wege räumen.«

Während er sprach trat ein königlicher Kammerherr ein. Er händigte dem Großinquisitor und dem harrenden Herzog zwei Briefe mit der königlichen Unterschrift ein. Es waren die Mandate der Verbannung und Ungnade. Nicht einmal der geisterhafte Rang des Großinquisitors, nicht einmal die tiefschlauen Manöuvres von Lerma's Sohn halfen ihnen etwas gegen die Wachsamkeit und Kraft des neuen Günstlings. Im gleichen Augenblick verkündigte ein Jubelruf der wandelbaren Menge drunten, daß die Wahl des neuen Ministers des Königs bekannt und gebilligt worden. Und Aliaga und Uzeda wechselten Blicke, welche all die Leidenschaften verriethen, die den vereitelten Ehrgeiz zum ärgsten Höllenfeind machen, als sie das gewaltige Geschrei hörten:

» Lang lebe Olivarez, der Reformator

Gedämpft und schwach kam dieser Ruf Philipp IV. zu Ohren, als er in seinem Palast neben seinem neuen Minister saß.

»Woher kommt dieß Geschrei?« fragte der König hastig.

»Ohne Zweifel steigt es empor aus den redlichen Herzen Eures loyalen Volks bei der Hinrichtung Calderons.«

Philipp bedeckte sich das Antlitz mit der Hand und sann einen Augenblick nach; dann mit einem sarkastischen Lächeln zu Olivarez sich wendend, sagte er: »Siehe da die Moral vom Leben eines Höflings, Graf! – Was spricht man von der neuen Oper?« – –

Am Schluß seines Lebens in Ungnade und Verbannung, rief sich der gräfliche Herzog die Worte seines königlichen Gebieters zum ersten Mal, seit sie waren gesprochen worden, ins Gedächtniß zurück.

 

Das Schicksal Calderons hat zu manchen Erzählungen und Sagen Anlaß gegeben. Unter denen, welche einen so ergiebigen Gegenstand am glücklichsten behandelt haben, darf man den gewandten und geistreichen Telesforo de Trueba nennen, in seinem Werk über den Roman Spaniens. In einigen Begebenheiten und Namen hat seine Erzählung, betitelt: Die Schicksale Calderons, Aehnlichkeit mit der obigen Geschichte, Verwicklung, Charaktere und Hauptbegebenheiten sind jedoch weit verschieden in unsern beiderseitigen Behandlungen eines zweideutigen und unbefriedigenden Abschnitts der spanischen Geschichte.

 

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