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Viel Schalkheit hatte Eulenspiegel den Schuhmachern angetan, nicht allein an einem Ort, sondern an vielen Stätten. Nachdem er seinen letzten Streich verübt hatte, kam er nach Stade. Da verdingte er sich bei einem Schuhmacher. Als er am ersten Tage zu arbeiten begann, ging sein Meister auf den Markt und kaufte ein Fuder Holz. Er versprach dem Bauern, ihm außer dem Geld noch eine Suppe zu geben, und brachte ihn mit dem Holz vor sein Haus. Da fand er niemanden in seinem Haus – Frau und Magd waren ausgegangen – als Eulenspiegel. Der war allein und nähte Schuhe. Nun mußte der Meister noch einmal auf den Markt gehen. Er befahl deshalb Eulenspiegel, er möge nehmen, was er habe, und dem Bauern eine Suppe machen; er habe ihm dafür einiges im Schrank gelassen.
Eulenspiegel sagte ja, der Bauer warf das Holz ab und kam in das Haus. Eulenspiegel schnitt ihm Brotstücke in die Schüssel, fand aber nirgends Fett im Schrank. Da kam er zu dem Behälter, worin übelriechender Fischtran war, und begoß damit die Suppe des Bauern. Der Bauer begann sie zu essen und roch, daß sie übel stank. Er war jedoch hungrig und aß die Suppe aus.
Inzwischen kam der Schuhmacher hereingegangen und fragte den Bauern, wie ihm die Suppe geschmeckt habe. Der Bauer sagte: »Das schmeckte alles gut, nur hatte es beinahe den Geschmack von neuen Schuhen.« Damit ging der Bauer aus dem Haus.
Da mußte der Schuhmacher lachen und fragte Eulenspiegel, womit er dem Bauern die Suppe begossen habe. Eulenspiegel sprach: »Ihr sagtet mir, ich sollte nehmen, was ich hätte. Nun hatte ich kein anderes Fett als Seefischtran. Ich suchte im Schrank in der Küche, aber ich fand nirgends Fett. Da nahm ich, was ich hatte." Der Schuhmacher sagte: »Nun, das ist gut so; für den Bauern ist es gut genug.«