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Statt die deutsche Schlachtreihe gerade im Süden zu vervollständigen, verringerte man sie um die Hälfte. Das hieß auf wirklichen Erfolg verzichten. Eigentlich waren alle folgenden Monate ruhmvoller für die deutschen Waffen als der November, denn später stand man wirklich großer Übermacht gegenüber, die man bändigte und im Zaum hielt. An der Yser gedachte der Feind seiner früheren Abfertigung und blieb lahmgelegt mitten im Wassermatsch liegen, bei St. Georges steckten die Belgier unter dem schmalen Dammweg in Laufgräben, wo man sozusagen schwimmen mußte. Diesen einsamen Posten nahmen die Franzosen sehr spät als leeren Scherbenberg mit verbogenem Drahtverhau. »Vier Kolonnen«, d. h. 4 Batl. Seesoldaten, durch Schlammbänke herwatend, weil sie den wertlosen Punkt für einen Ehrenpunkt hielten, wurden dabei aufgehalten? Unnötig, weder Freund noch Feind brauchten sich zu rühren in dieser unfreiwilligen Neutralzone von 50 Quadratkilometer. Diese breite Flut beeinflußte auch die Anfeuchtung des Ypernschlachtfeldes, wo es naß aus den Wolken rieselte und naß aus der Tiefe sickerte. Die Erde wurde Sumpf, der Sumpf wurde Wasser, dennoch zitterten die jungen Freiwilligen nicht in ihren Granattrichtern oder, sie konnten mit jenem historischen Bonmot aufwarten: »Ich zittere? dann ist's vor Kälte.« Die abgehärteten Kriegsknechte drüben wehklagten noch lauter über Liegen im Wasser und Feuer. Dies behalte man im Auge zur Huldigung der braven Milizkorps, an denen nachher Militaristen herummäkelten, sie hätten Strapazen nicht ertragen können und sich ungeschickt geschlagen, mit Bravour allein sei's nicht getan, die armen Jungen hätten nach »Mama« geheult. Das ist gemeine Verleumdung. Alle alte Truppen, die ja die Ypernhölle betraten, murrten und fluchten erst recht verzweifelt, schrumpften unter solchem Elend zusammen. Gewiß muß man bisherige Kriegserfahrung der Reste von 1. englischen 9., 16., 32. fr. K. und 42. D. in Anschlag bringen, die Masse dieser Korps bestand aber sicher aus Ersatzmannschaften. Den bloßen Drillmangel der Kriegsfreiwilligen erachten wir für nichts, aufgewogen durch ihre edle Hingebung. Gerade ihnen gegenüber gingen die Feindesverluste ins Große, 1., 7. engl., 17., 18. fr. D. konnten Mitte November als erledigt gelten, vom K. Bridon ganz zu schweigen.
Kraftvergeuden erschien auf beiden Seiten das einzige Bestreben bei ewigen Vor- und Gegenstößen. Allerdings gestaltete sich der deutsche Angriff einheitlicher und wuchtiger, das Näherrücken konzentrischer Beschießung nahm erschreckend zu. Man will aber nicht Wort haben, daß die im November erkämpfte Linie doch nie in sicher unangefochtenen Besitz blieb. Eigentlich war die Schlacht für French-Foch schon verloren, ehe sie begann, sobald erst die 6. A. freien Zutritt südlich Ypern gewann, die viel zu weit ostwärts vorgeschobenen Linien der Verbündeten wurden sofort unhaltbar, sobald deutsche Waffen sich in Ypern festsetzten und von dort sowohl Hooge als Boesinghe im Rücken beschossen. Ein etwa deutscherseits befürchteter Durchbruch zwischen Dixmuiden und Kortemark schwebte vielleicht dem Feinde vor, als er nur Beseler vor sich zu haben glaubte, später war dies aussichtslos und alles hätte sich schon Ende Oktober spielend abgewickelt, wenn – ja wenn damals schon deutsche Waffen vor Ypern gelegen hätten. Die G. St. Schr. treibt nur Wasser auf Ententemühlen, derlei nimmt der Gegner dankbar entgegen wie die Kluckfabeln. Aha, die Deutschen planten schön und weise, doch blieben sieglos gegen die Ententehelden. Wir sind aber so frei zu behaupten, daß 12 deutsche Divisionen, die man zur Not wirklich Ende Oktober ansammeln konnte, 7 bis 9 verbündete einfach vernichtet hätten, sintemal man schon bei Gleichzahl allemal auf deutschen Erfolg wetten durfte. Doch im November genügten schon 20 Divisionen nicht mehr, um 20 feindliche aus so furchtbarer Stellung früh genug zu werfen, ehe man notgedrungen soviel Kräfte nach Rußland abschob. Beiderseits wollte man nachher die Schlacht abbrechen, doch die Gruppierung geschah nun mal und man gewöhnte sich an das Ungemach und bildete sich beiderseits immer wieder ein, die Schlacht werde ein schnelleres Tempo annehmen. Doch ging dies nicht an, obschon englische Militärs die deutsche Tapferkeit »wunderbar« »über alles Lob erhaben« nannten. Als wirke solch Beispiel ansteckend, schlugen sich auch Franzosen und Briten ausgezeichnet, doch Verwendung der Gurka-Bluthunde gegen die Bayern steigerte die Erbitterung, bei denen kamen die braunen Marder gerade an die Rechten.
Den Treffpunkt des gekrümmten Doppelbogens Nieuport-Lys bei Merkem zu durchbrechen, lockte trügerisch, obschon die Wasserschranke beiden Parteien jede richtige Umgehung verschloß, schon von der Karte ließ sich ablesen, daß nur das offene Gelände südlich Ypern ein Einstellen größerer Massen gestattete. Immer wieder klopften die Deutschen bei Steenstrate und Langemark an, wo das Tor zu Ypern nicht zu entriegeln war, und der Gegner ließ nicht ab, dort auf eigenen Durchbruch zu hoffen. Man wollte gegenseitig die eiserne Mauer einrennen, doch die aufprallenden Sturmböcke zersplitterten aneinander. Ehe wir die Schlacht schildern, müssen gewisse Grundlinien gezogen werden, um das Verständnis zu erleichtern. Die immer und auch dann in Rußland so prächtige Darmstädter R. D. hielt sich diesmal zurück, nur 168. Inf. pflückte sich ein besonderes Ehrenreis. Wahrscheinlich glaubt deshalb die G. St. Schr. an erst spätere Mitwirkung, das ist irrig, dagegen natürlich, daß nach den so überaus heißen Lysgefechten die Hessen sich nicht darnach drängten, erneut im Vordertreffen zu stehen. Die Württemberger, nachdem Messines am 1. mittag endgültig fiel, überschritten erst abends den Höhenrücken südöstlich Wytschaete, die Engländer den Hang entlang ins Westtal abtreibend, verfolgt von Artilleriefeuer. Wenn umgekehrt scharfe Kanonade vom Kemmel auf der deutschen Linken lag, so merkte man nichts davon. Ihr Verlust war sehr gering, auch 52. Brig. nahm keineswegs den Kampf gegen den Kemmel auf und folgte am 8. der 51. Brig. zu ihrer neuen Ostbestimmung. Wenn der Herzog Urach zeitweilig die Pommern mit führte, so belächelt man solch unnötiges Zugeständnis an prinzliches Vorrecht und G. St. Scht. zeigte sich dienstbeflissen, die Truppen Sr. Hoheit in den Vordergrund zu rücken. Ironie des Schicksals will, daß die gewaltigen Kämpfe und Verluste der Schwaben sich im August-September für die Fama in Nebel hüllten, aus denen das Messinesgefecht wie ein Sonnenblitz, aufleuchtete. Es gehört dem Verlust nach zu den unbedeutensten im Weltkrieg; gleich darauf bei Lowicz fochten sie mit ungleich opfervollerer Tatkraft. Die Einnahme des festen aber mäßig besetzten Ortes war eine schöne Waffentat, doch alle Ortskämpfe bei Ypern waren großartiger und blutiger. Dafür scheint der Feind sich energisch gegen Schulenburgs L. W. gerührt zu haben, wovon G. St. Schr. nur weiß, daß sie schon am 2. in Ablösung Urachs den Flankenschutz übernahm. Auch dies ist falsch, denn nicht nur 52. sondern auch 51. Brig. hatten in der ersten Novemberwoche Verluste, die L. W. Brig. aber doppelt so blutige, wobei auch II/134. eingriff. Das Ringen der Pommern bei Wytschaete war sehr heftig, doch wenn der feuerspeiende Kemmelberg hier das Plateau mit seinen Garben überstreute, so tat er offenbar wenig Schaden, denn die Artillerie dieses Flügels litt wenig, dagegen die Pioniere ungemein (545, wovon 291 der Pommern), was lediglich auf hartnäckigen Ortskampf schließen läßt. Die deutsche Massenbatterie von 6 F. Art. Regimentern jagte den Beobachtern und Feuerlenkern auf Yperntürmen nach; ob sie aber sonst durchschlagende Wirkung übte? Dickebusch und auch Hooge, wohin man zugleich von Höhe 60 bei Zwartelen hinüberschoß, müßten von solchem Geschoßorkan weggeblasen sein, doch nichts dergleichen geschah. Kanonade hat eben mehr einen moralischen als materiellen Wert. Dagegen wird stimmen, daß im Sperrfeuer deutscher Haubitzen alte Sturmscharen der Verbündeten niederbrachen, nachdem Wytschaete gefallen. Das Handgemenge dort und im Park war grausig, verzweifelte Verteidiger verschmähten jeden Pardon.
Man erschlug viele, andere nahm man gefangen, doch gewaltige Gegenstöße trieben wiederholt die bayrischen Kriegsfreiwilligen rückwärts; sie gerieten zweimal in Unordnung, als der Stoß im freien Felde auf sie fiel, beleuchtet von brennender Kirche und Windmühle. Die riesige Geschoßverschwendung der Kemmelbatterien erzeugte betäubenden ohrzerreißenden Lärm. Erst als die Pommern in Wytschaete reine Arbeit machten, hielt man nordöstlich davon die wiederholten Massenstürme aus, die den Bayern böse Stunden bereiteten. Anfangs hielten Gewinn und Verlust sich hier die Wage. In solch homerischem Häuserkampf lebte sich das historische »Dat flutscht besser« der Pommerschen Kolbenschwinger aus. In die Wette damit stach das bayrische Bajonett die indischen Messerhelden über den Haufen. Wo von Granathagel niedergeschlagene Bäume ins Dickicht sanken, da liegt neben ihnen manch braver Pommer und Pfälzer begraben. Die 6. b. R. D. bei Oosttaverne schlug sich glänzend, doch als Eroberer von Wytschaete kommen nur die Pommern in Betracht, die sich auf ihre Haupttaten in Rußland vorbereiteten. Daß am 10. allgemein deutsche Offensive anhob, trifft für die Südfront nicht zu. Als die Hessen stärker einfüllten, gab es kleine Verschiebungen nordwärts, doch weiteres Vorgehen östlich Kemmel hielt man für unstatthaft. Freilich endete das Ringen sehr ungünstig für die Verbündeten. Daß die Pfälzer, bis zum Kanalknie nördlich Hollebeke vorgedrungen, wiederholt in den ersten Novembertagen vor feindlichen Anlauf zurückgingen, glauben wir der Entente, dach der linke Flügel der Bayern blieb in ruckweisem Vordringen, und daß man im Raufen mit den Indern Sieger blieb, versteht sich von selber. Als man im ständigen Vordringen zuletzt die Höhen von St. Eloi erstieg und Yperns Türme vor sich sah, glaubte selbst der Bedächtigste, bald werde der Jauchzer ertönen »Stadt gewonnen!« Nein, Ypern wurde ein mytisches Troja, das man endlos belagerte. Doch blieb der Deutsche auf der ganzen Südfront Meister, wo immer bei sinkender Sonne oder scheidender Mondnacht beiderseits Stöße her und aufeinander rollten. Man sollte aber nicht zur Erhöhung eigener Leistung die feindliche Truppenzahl erhöhen: »Zwei frische feindliche Divisionen« waren eben 22. fr. K., das die G. St. Schr. schon vorher anrechnete. Feindliche Übermacht lag auf dieser Front nie vor und man kann ehrlicherweise kein besonderes Triumphlied über das Endergebnis anstimmen. Das Südende des 3. englischen K. wurde bei Woulverghem von 106. Sachsen abgedrückt; auch brachte 9. fr. Kav. D. keinen Umschwung in die langsam fortschreitenden Reitergefechte bei Douve und Ploystert. Ebensowenig gelang dem Einsatz frischer Reserven (die erst am 8. vorgehende zweite Staffel des 22. fr. K.) ein Einbruch bei Oosttaverne, wo bayrische 22. Inf. und 22 R. aneinanderstießen. Doch wenn die feindliche Offensive vom 1. bis 10. nur anfangs vorwärts kam, dann ganz zersplitterte, so trugen die Bayern ihren Angriff zwar bis St. Eloi, doch konnten Dickebusch nicht behaupten, sodaß das wahre Endziel Ypern noch in einiger Ferne lag. G. St. Schr. bricht hier mit 17. ab. V. L. beweisen aber Fortdauer der Schlacht auch bei 2. Pomm., 168. Hessen, die also vorerst ihren abgerufenen Divisionen nicht folgten und daher bei Lodz Ende November noch nicht mitfochten. Sie und bayr. 18. Inf., 17. R. litten allein sehr, keines aber so wie vier Freiwilligenregimenter im Zentrum.
Man muß es Deimling hoch anrechnen, daß er, obschon Wälder und Wiesengehöfte ihn selber aufhielten, sein 136. aufs Westufer des Kanals nach Hollebeke übertreten ließ, wodurch er Linksziehen der Bayern ermöglichte. Sein Korps schlug sich sehr rüstig, bekam aber wiederholte Rückschläge. Daß die deutsche Gegenoffensive sich erst am 10. als neuer Akt abzeichnete, darin irrt G. St. Schr.; schon am 8. gab es erneute Vorbewegung. Bis dahin brandete der am 1. 2. einsetzende Feindesangriff mit aller Gewalt gegen die Südost- und Ostgruppen. Daß die verstärkt kehrtmachenden Briten grimmig vorwärtsstrebend Gheluvelt und Veldhoek überfluteten und Div. Hohenborn in schwere Bedrängnis brachten, gibt G. St. Schr. zwischen den Zeilen zu, obschon sie Nichtbesitz von Gheluvelt nicht Wort haben will. Wir aber fügen hinzu den Nachweis, daß man Div. Kathen bis Zandvorde zurückwarf. Die kühne Behauptung, der Feind habe Fabeck gegenüber Systemwechsel vollzogen, weil dessen eigene Angriffe French jede Aussicht auf Gelingen seiner geplanten großen Angriffsbewegung genommen hätten, verhüllt die Wahrheit. Sie wurde nicht blos geplant, sondern auch kräftig ausgeführt. Deimling förmlich überrumpelt. Daß die Unordnung stieg, zeigte das Ineinanderirren der Elsässer und Bayrischen Linien. Ein Bamberger Bataillon taucht bei Zandvorde auf, wie umgekehrt 136. bei Hollebeke. Hohenborn hielt sich zuletzt, weil offenbar 245. R. seitwärts bei Pozelhoek Luft machte. Was hier von »Landwehr der 54. R. D.« geredet wird, ist ebenso schleierhaft wie früher »preußische L. W.« bei Gheluvelt, die V. L. wissen nur von L. W. bei Broodseinde oder bei Warneton, wo sie G. St. Schr. selber als 37., 11. Brig. hinverlegt und L. W. der 54. D. gibt es nicht. Wiederaufnahme des Angriffes, unter aufmunterndem Anstimmen der Regimentskapellen und Mitfahrern der diesmal schwer leidenden (215) Artillerie, brachte jedenfalls Div. Kathen erst am 8. in Zillebeke angrenzende Waldparzellen vor.
Die seit 7. von General Suren befehligte 30. Div. Hohenborn avancierte beherzt eine Strecke weit, dann stockte der Angriff und der Verlust von 99., 143. steigerte sich von Tag zu Tag. Erst als die Artilleriebeobachter nach Hooge hinübersahen und das Feuer dorthin lenkten, kam Beunruhigung in die feindliche Linie. Übrigens läßt French ausdrücklich »die 30. badische (!) Div.« erst Anfang November angreifen, bestätigt also unsere Ergründung. Wenn man uns so manch schauriges Rätsel aufgibt, so verraten wir gern, warum man Abwesende im Oktober Taten vollbringen heißt: weil sie da noch weit von jener Stelle entfernt, wo sie hätten stehen sollen. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, schleppt Truppen auf ein Oktoberschlachtfeld, wo ihr Fehlen die Führung belastet und läßt sie dort schon ihren Novemberkampf ausführen. Der redliche Historiker muß aber Vertuschungsschreibern auf die Finger klopfen. Die G. St. Schr. verheimlicht den ganzen Rückschlag und unterschlägt den Tatbestand, daß es sich deutscherseits nur um Gegenoffensive handelt, nicht um bloßen neuen Auftakt in fortgesetztem Gewaltakt deutschen Vordringens. Deimling soll mit eisernen Griffen den Feind angepackt, seine Linke bis östlich Zwartelen ununterbrochen vorgeschoben haben, während er in Wahrheit den sehr ernstgemeinten Vorstoß des 16. fr. K. bis Zandvorde kaum parierte. Daß er nach 8. wieder Herr wurde, hing offenbar mit Anrücken des K. Plettenberg zusammen, das er in der Nähe wußte, obschon erst am 7. bei Roubaix ausgeladen; daß es dann aber erst am 11. kampfbereit war, verstehe wer will! Unbegreiflich bleibt die schlappe Haltung seiner 4. D. südlich der Chaussee. Sie mag, wie wir annehmen, nur aus einem Torso bestanden haben, auch so bezeugt aber ihr winziger Verlust, daß sie sich traurig wenig anstrengte, was für Gelingen des Gardeangriffs Vorbedingung war. Wir lassen offen, ob der fast fünfmal größere Verlust von vier Bromberger Bataillonen bei Crapoumesnil sich nicht mit auf den Ypernkampf bezöge, doch die G. St. Schr. selber geht mit einem kurzen Satz schonend darüber weg, die 4. D. sei auf Waldhindernisse gestoßen, so wie sie das Versagen des Regiments Augusta mit angeblich überwältigenden Feuer entschuldigt, das doch die Franzer sogar über Kreuzfeuer nicht aufhielt. Dem Offiziosus selber scheint also die Sache nicht geheuer mit der 4. D. und unsere Verlustangabe wird wohl Recht behalten; sie genügt vollkommen für Beurteilung dieses schwächlichen Angriffes. Möglich, daß die schweren Verluste vergangener Monate den moralischen Stand der Bromberger nicht unberührt ließen, die indessen später bei Lodz tapfer genug fochten. Die Stoßrichtung der Garde von Südost nach Nordwest war prachtvoll kühn, doch ganz unangemessen, wenn nicht entsprechende Reserven folgten. G. St. Schr. verwirrt wieder, indem sie aufs wesentlich erfolglose Gefechte der Franzer Hauptnachdruck legt, statt aufs viel blutigere erfolgreiche Prachtgefecht von 1. G. nördlich davon. Prinz Eitel, hier persönlich anführend, durchbrach unzweifelhaft die englische Front. Das erstrittene Wäldchen wird allgemein als Nonnebosch ausgelegt, doch paßt nicht dazu, daß French sagt, die Garde sei dort isoliert und umzingelt gewesen. Wieso, da man dort rechts Anlehnung an 3. (und wahrscheinlich 2.) G. am Südwestrand des Polygonwaldes, links an die Franzer noch hatte? Nein, das kann nur das Bellegarder Holz gewesen sein. Daß French dies nicht deutlich sagt, – doch » hinter unserer Schanzlinie« paßt nur dazu – verdenken wir ihm nicht. Man sollte aber deutscherseits die Karte genauer ansehen. Mal beschönigen, mal den Erfolg verkleinern, ist dies Unkunde oder auch hier System? O ja, denn die deutsche Führung kommt wieder bei unserer Ergründung schlecht weg. Linsingen verriet hier wenig vom später in Rußland bewiesenen Feldherrntalent, auch 48 schwere Geschütze kamen erst später zur Geltung; nachher ging alles flotter, sobald er mit den Brombergern ausschied und Deimling, nun beschenkt mit Hannoveranern, allein kommandierte. Der Stoß von 1. G. gehört zu den herrlichsten Waffentaten des Weltkriegs, so auch vom Feind gewürdigt. Daß man im ominösen Wäldchen »700 Tote« zurückließ, solche Phantasien Frenchs pflegte er auch in späteren Fällen bei N. Chapelle und in der Sommeschlacht. Jedenfalls blieb es aber verlorene Liebesmüh, mit einem Regiment das feindliche Zentrum sprengen zu wollen, sei es auch das beste der Welt, wie einst die 1. Grenadiere der alten Garde Napoleons. Nur die Hünen der kaiserlichen Leibwächter ernteten diesen Erfolg, die sonst so sieggewöhnten Kerntruppen der 4. Grenadierbrigade keinen, festgerannt vor Hemmnissen, die sich später als brechbar erwiesen. Die Lage war nur durch schlechte Handhabung verfahren. Wäre 54. R. D. dem Vorstoß gefolgt, so war ein bedeutendes Ergebnis möglich. Entsetzen ergreift uns angesichts so wirrer Führung, die ihre besten Leute zwecklos opfert. Das Schönste ist aber, daß diese Führung noch viel verdammenswerter wäre, falls die falsche Darstellung stimmte, die Deutschen hätten sich dauernd ohne Rückschlag im Vorgehen befunden. Immerhin bleibt der Skandal bestehen, daß der für 10. angeordnete Generalangriff schon am 8. von Deimling und erst am 11. von Plettenberg unternommen wurde. Dichte Nebelschwaden am 10. haben anderswo den Angriff nicht verhindert und am 11. bekam man noch Sturm und Regen als Zugabe. Man muß beim besten Willen über Linsingens Leitung den Kopf schütteln und die Verwendung der 54. R. D. bleibt auch sonderbar.
Wir fragen hier wieder: Wo bleibt 248. R., dessen Mitkämpfen die V. L. auf Dezember verweisen? Feierte es, wo jedes Gewehr in die Front gehörte, oder war es noch nicht da? So schwer es uns ankommt, müssen wir wie bei 235. Koblenz das letztere glauben. Die beiden anderen Württemberger Regimenter 246 und 247 waren sehr eifrig im Kampfe mit gewohnter schwäbischer Aufopferung. Daß sie etwa am 6. bei Becelaere reinen Tisch machten, verlegt G. R. Schr. aus durchsichtigen Gründen auf Oktober. Tatsächlich verebbte erst spät der neu aufschäumende Anprall zwischen Gheluvelt und Broodseinde, nach dessen endlichem Mißlingen die 1. engl., 18. fr. D. als ausgebrannte Schlacke gelten konnten. Hier war es erneut die 53. D., an deren Sachsen und dann am 243. sich der furchtbare, am 1. abgedämmte Anprall zum zweiten Male brach. Es ist daher lächerlich, die Taten der Elsässer hochtrabend auszumalen, weil sie später Raumgewinn hatten, und die weit härteren Kämpfe des 27. R. K. zu übergehen. Die Sachsen ermöglichten endliches Festhalten von Gheluvelt und Vorgehen der Garde, indem sie erneut den Feind über Reutel zurückwarfen. 54. R. D. verteilte aber ihre 10 anwesenden Bataillone derart, daß 245. bei 53. D. mitwirkte, 246. den Polygonwald mit seiner verschanzten Rennbahn und eigenartig gebauten Blockhäusern angriff, 247. weiter nördlich 52. D. gegen Zonnebeke unterstützte, 26. R. Jäger bei Poel. Doppeltes Zupacken der Württemberger und der strahlenförmig nord- und südöstlich auseinander gezogenen Garde vermochte den Polygonwald nicht zu erraffen.
Der Flankenangriff kostete dort wenig, der Frontalangriff von 246. forderte ungeheure Opfer, also hätte man ihn unterlassen sollen. Das Mißverhältnis im winzigen Verlust von 3. G. ist aber so auffällig, daß es unsere Vermutung bestärkt, auch 2. G. habe dort mitgewirkt. Daß G. St. Schr. nichts davon sagt, ist um so weniger maßgebend, als sie sich ja auch irriger Vorstellung über Rgt. Augusta hingibt. 2. G. soll am 3. noch bei Arras gefochten haben. Warum sollte es aber nicht auch der D. Winkler gefolgt sein, da doch im Dezember die ganze Garde nach Ypern wanderte? G. St. Schr. verweilt lang und breit beim Gardesturm, nicht beim viel wichtigeren Ringen um Zonnebeke. French gesteht zwar, daß die Garde an drei Punkten einbrach »bis zu einem Wäldchen hinter der britischen Linie«, entstellt sonst den Vorgang nach seiner Manier; deutscherseits aber wird verschwiegen, daß der Stoß unfruchtbar bleiben mußte, solange Polygonwald nicht fiel. Nichtbesitz dieses wütend verteidigten Waldstückes verhinderte auch Festsetzen in Zonnebeke.