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Das mit Kanälen, Bächen, Gehölzen, Hügelwellen, Pachthöfen, Wiesenzäunen durchsetzte Weichbild spaltet sich, von der Meninchaussee durchschnitten, in zwei ungleiche Hälften, nördlich von Becelaere bis Langemark und von da zurückgebogen zum Kanalpunkt Steenstrate, südlich von Gheluve bis Groh-Zillebeke östlich des Kanals, dann westlich des Wassers bis Kemmel. Ein Halbkreis, an den man nur südwestlich, wo das Kanalnetz sich vereinfachte, leichter herankommen konnte. Wir verstehen uns nicht dazu, Ostangriff nicht voreilig zu finden, sobald man durch Augenschein Einsicht in diese Gelände-Fallgrube erhielt. Doch wo war Einsicht? Man hielt sich an den ebenso einfachen, wie unausstehlichen Wahlspruch: Feste druff! Deimlings Vormarsch stieß anscheinend, wenn wir V. L. richtig lesen, auf englischen Vorposten südöstlich Menin, denn seine Vorderbrigade (171., 172.) verlor extra 100 Mann. Die hybride Zusammensetzung, die sich 4. engl. K. nannte, streckte also noch weiterhin seine Fühler aus. War dies möglich, wenn es schon seit 21. in hartem Kampf gegen das ganze 27. R. K. verstrickt lag? Die Engländer stellten sich so an, und selbst bayr. Kr. Archiv begünstigt die Fabel aus durchsichtigen Gründen, daß 54. R. D. stark mitwirkte. Doch von den vier Marschsäulen des Generals von Carlowitz gelangten nur die zwei der 53. R. D. richtig an den Feind; wann, ist keineswegs so ausgemacht, wie die G. St. Schr. diktiert. Wir behaupten unverzagt, daß laut V. L. die drei Württemberger Regimenter der 54. R. D. erst im November fochten, wahrscheinlich auch 244. Rgt. der 53. D. Ein Irrtum liegt um so weniger vor, als wir Württemberger Pioniere und 54. R. Art. ebenso bereitwillig in den Oktoberverlust aufnehmen, wie Sächsische 245. R. 26. R. Jg. der 54. D. Die V. L. sind ganz genau im Datum.
Desgleichen verwendete Korps Kleist, obgleich es früher im Felde stand, als die andern, 215., 216. R. nicht. G. St. Schr. sagt natürlich das Gegenteil; die argen V. L. verlegen aber den bedeutenden Verlust dieser Regimenter auf November, wo auch 213., 214. R. erst schwer litten. Here hangs a tale, sagt Kipling, denn die Amtsschrift schwärmt nur deshalb von sehr unwahrscheinlichen Heldentaten des 215., 216. im Oktober, um deren wirkliche Novembertat, die allein ihren Verlust erklärt, einer andern Lieblingstruppe zuzuschlagen. Beim 26. R. K. steht unbedingt fest, daß 240. R. überhaupt nicht und 238. erst am Schlußtag mitfocht, vermutlich nur mit einem Bataillon, nach dem schwachen Verlust zu schließen. Mitwirkung von 235. entdecken wir gleichfalls nicht, nur für 234. schwingen wir uns allenfalls dazu auf, es wenigstens in der Feuerlinie anwesend zu glauben. Die ungeheure Einbuße von 239. und erhebliche von 233., 236., 237. R. verweist auf deren lange Vereinsamung ohne Unterstützung. Die Ungleichmäßigkeit der Verluste entspringt der Ungleichmäßigkeit der Angriffe. Da alle Teile mit höchster Tapferkeit fochten, so würden 80 Batl. (inkl. 66. R., das freilich dann bei Stade stehen blieb nach blutigem Kampfe) zweifellos die 36 englischen, 36 französischen glatt überrannt haben, wenn sie seit 20. vereinigt angriffen. Da die Territorialen bald geschlagen waren, so wäre das ziemlich passive Ergebnis eine Schande der deutschen Waffen, besonders wenn noch 25 Elsässer Bataillone und ungezählte L. W. und Ers. Batl. mitfochten. Die G. St. Schr. macht hier wieder üppigen Gebrauch von ihrer Verrechnungssucht, denn von der L. W. D. Mayer befand sich die eine Brigade noch im November vor Nieuport, die andere war von dort am 26. nach Broodseinde abmarschiert und langte daher sicher nur mit der Hälfte noch in der Feuerzone an, was wir für 73. L. W. den Listen entnehmen. Von der 2. Ers. Brig. entdecken wir nur 3. Ers. Rgt. als im Oktober blutend. Aus allem obigen geht hervor, daß statt 126 Batl., die man nach den Annahmen der G. St. Schr. summieren müßte, nur 72 wirklich zwischen Merkem und Gheluvelt fochten, während der Gegner durch 9. und Hälfte 32. K. zuletzt auf 120 stieg. Das macht auf einmal wieder alles verständlich, nämlich daß es sich hier nur um Ehre der braven Truppen, doch um Schwäche der oberen Führung handelt. Denn wenn wir behaupten, daß 8 Regimenter Albrechts im Oktober kaum Verlust hatten, so denken wir keineswegs an Aufspannung von Reserven, – sonst hätte man nicht L. W. und Ers. Batl. eingesetzt, – sondern einfach um Nichtdasein wie in der Marneschlacht. Lägen die Dinge nicht so wie wir sagen, so wäre Zermalmung von Rawlinson und Bridon bis zum 25. sicher gewesen, sodann hätte die Schlacht nach Eintreffen de Monssys nie einen kritischen Charakter annehmen können.
Ein Blinder sieht, daß es mit der amtlichen Darstellung überall einen Haken hat. Sie tut, als sei die Schlacht am 19. gleichzeitig überall entbrannt, doch Logik und Listen verneinen das. Es widerspräche schon sehr, daß Carlowitz früher bei Menin vorrückte, ehe Stetten sich als Flankendeckung heranarbeitete. Dessen Gefecht mit blanker Waffe bei Comines nördlich La Quesnoye endete angeblich am 23., doch obschon Mitry dabei den Kürzeren zog, scheint er gelassen abgezogen zu sein und es scheint kaum glaubhaft, daß 2. bayr. Schwere Reiter, von Stetten kommend und sich der Pfälzer Vorhut anschließend, schon am 24. weit jenseits der Lys westlich der Kanalstrecke Comines–Ypern bei Houthem standen. Wenn Stegemann dortiges Gefecht schon auf 22. verlegt, als wären »Comines-Houthem« eine einheitliche Handlung, so merkt man die beginnende Zeitverwischung zu dem Zweck, baldigen Angriff der 6. A. vorzuspiegeln. Die Listen sagen deutlich »Houthem 24.«, doch teilen keineswegs mit, wann das Vorhutgefecht endete. Von da ist es ein Katzensprung bis Hollebeke und es wäre ein Skandal, daß man sechs Tage dazu bedürfte, denn selbst die G. St. Schr. läßt erst am 30. die Pfälzer dort sich aufpflanzen. Doch die Lösung ist einfach. Es war eben nichts da als ein Vorhutbataillon des 5. und 18. Rgt. nebst 2. Pionieren, schwache englische Posten reichten aus, das Scharmützel hier zu halten. Das ganze offenbar ein Reitergefecht, in das bis 31. die frühergenannten Brandenburger der 2. Kav. D. sich einmischten. Da die Bayern notorisch erst im November bei Oosttaverne nördlich Houthem fochten, handelt es sich bei Schloß Hollebeke am 31. nur um seitwärtiges Vorgehen jener Schwadronen. Daß deutsche Massen vor 30. über Wervicq und Warneton (südlich Messines) vorgingen, kann schon deshalb nicht sein, weil der spätere Marschall Allenby, ein bisher wenig bewährter Herr, noch am 28. einen starken Ausfall gegen Richthofen unternahm. Dieser ausgezeichnete Reiterführer, der bald darauf in Rußland seine besondere Tüchtigkeit zeigte, hielt sich trefflich mit Hilfe der Gardejäger. Hier brachten 2. G. Drag. ihre Schießkunst an den Mann, wie früher bei Dinant die hinter Kreidefelsen versteckten G. Ulanen und im Röhricht des Morin die vornehmen Hünen der G. du Corps mit dem Adlerhelm. Erst am 29. marschierten die Württemberger des Herzogs v. Urach vor Messines, ohne vor 31. anzugreifen. So liegt auf der Hand, daß erst am 31. abends an Messines vorbei anderes Fußvolk der 6. A. vorgehen konnte, und das war eben die Vorhut der 3. Pomm. D., Teile von 2., 9., 42., sowie der 25. R. D., Kompagnien von 168. Inf., 118. R., welch letztere an dem blutigen Kampf ihrer Division und 116. Inf. bei Le Quesnoye nicht teilnahm. Von alledem weiß die G. St. Schr. nichts, welchen Undank gegen die Hessen wir bitter vermerken. Jenseits der Lys lag eine Feldschlacht in der Luft, doch erst nach langer gewaltsamer Auskundung der Reiterei, ganz gemäß der üblichen Theorie. Von der Flußüberschreitung unter feindlichem Widerstand bis zum Erscheinen vor Ypern war noch ein weiter Weg und auch Verschiebung Stettens nordöstlich nach Menin erforderte Zeit.
Aus obigem ergibt sich, daß die französische Angabe über Mitrys Aufmarsch am 25. vor Ypern genau der Wahrheit entspricht, also auch jede Schlußfolgerung daraus. Laut englischer Angabe ist Haigh erst am 22. zwischen Roulers und Langemark zurückgegangen, also erst damals die Vorhut 26. R. K. sichtbar geworden. Nach Süden liegt nur für Oberflächlichkeit die Entwicklung so klar, wie Stegemann sie aus dem Stegreif entrollt und G. St. Schr. für 21. fixiert. Zwischen 22. und 25., wo ein neuer Schlachtabschnitt begonnen haben würde, liegen drei Tage, über die man fast nichts erfährt. Wie aber, wenn überhaupt erst am 25. Hauptschlacht begann? Alles deutet darauf hin und eine schlimmere Verdammung des 4. Armeekommandos gibt es nicht. Das heißt nämlich, daß man richtig so lange wartete, bis K. Moussy im Gewaltmarsch anlangte und verfügbare numerische Überlegenheit sich ins Gegenteil verkehrte. Obwohl Kleist am 13. bei Gent viel früher hätte vorgehen können, blieb sein endliches Vorgehen im Norden am 19. noch ohne jede Unterstützung aus Osten. Den Überfall von Roulers durch die 51. R. Div. können wir in Form eines ernsteren Gefechts nicht aus den V. L. entnehmen. Die großspurige Angabe, daß 234., 235. R. dort rangen, ergänzen wir leider durch die Feststellung, daß sie fast keinen Oktoberverlust hatten. Ebensowenig leuchtet ein, daß schon der 19. bei Staden ein ernster Kampftag war, nach Ententeangabe der 20. und nach V. L. gleichfalls. Natürlich erwähnt die G. St. Schr. nicht dortiges Scharmützel am 18., wobei 66. R. 85 Mann verlor. Es stand also dort immer noch recht treulich auf Posten und es ging Angriff des K. Bridon vorher: der Gegner riß bereits die Initiative an sich und befand sich im Vormarsch, statt daß H. Albrecht spätestens am 16., 17. hätte vor Ypern stehen sollen. Stade, dieser wichtige Straßenknotenpunkt, seit 7. deutscherseits besetzt, mußte also erst wieder erobert werden, eine traurige Kraftvergeudung. Aber war Kleist dort wenigstens vollzählig im Anmarsch? Leider erzählt G. St. Schr. wieder Märchen. Erst bei Dunkelwerden des »19.« kam Vorhut 46. R. D. vor Stade, bitterer nächtlicher Straßenkampf entbrannte, doch nicht geführt mit »Holsteinern, Mecklenburgern, Hannoveranern, Oldenburgern«, sondern nur mit 214. R., 18. J. und hauptsächlich wieder 66. R. Rostocker und Rendsburger litten dabei recht mäßig, die schon am Ourcq so braven Thüringer dagegen sehr (875). Ein Irrtum laut Liste ist unmöglich, niemand wird glauben, daß 66. R. bei früheren kleinen Stadegefechten, die wir ja genau registrierten, besonders litt. Und wo wir jemals irren sollten, wer trägt die Schuld? Vom so wichtigen »Quatrecht« hört man so gut wie nichts, von wiederholten früheren Stadegefechten überhaupt nichts. Wir buchen stets nur das aus den Listen Beweisbare und sind getrost, daß unsere Divination stets Recht behält, so amtlich sich Unkunde aufspielt. Der blutige Kampf dürfte erst am 20. abends geendet haben, sonstiges wird über diesen Tag nicht gesagt. Inzwischen warf 45. R. D. Stettin ihr 210., 211. heran, die Handzaeme und Kortemark besetzten; das leichte Gefecht öffnete Verbindung zur 43. R. D. bei Bovekerke. Dies war am 21., es ist daher unwahrscheinlich, daß der feindliche Widerstand bei Stade vor 21. endgültig gebrochen wurde, da erst damals die Korpskavallerie nördlich davon über den Handzaemekanal streifte. Es scheint ausgeschlossen, daß 45. D. am 23. über Clerkem das verschanzte Merkem nahm, Einnahme von Bixschoote am 22. ist geradezu lächerlich, die Ententeangabe »28.« unendlich wahrscheinlicher. Der Houtholster Großwald enthielt drei verteidigungsfähige Schlösser; auf so unübersichtlichem Gelände muß der Kampf viele Tage gedauert haben, ehe man am 21. angeblich den Ostsaum erreichend, den Franzosen das ganze Waldgebiet entriß. Was von früherem Überschreiten des Steenebekebachs geredet wird, kann sich nur auf dessen Ostende beziehen.
Die G. St. Schr. tut nur summarisch die Kriegsgliederung der 4., 6. A. ab, so daß alle von uns gebotenen Einzelheiten sich nur aus den V. L. herausschälen, so Beigabe hessischer Fußartillerie an Kleist, die ihr Steilfeuer auf die Kanalränder richtete. Deren rasches Verlassen seitens der Belgier erklärt sich durch Verschwinden ihrer 4. D. zum Schutz der Yserschleife und ihr Bestreben, vor allem Dixmuiden zu halten. Druck auf die Yserflanke wäre wirksamer geworden, wenn auch 46. R. D. den Stoß südwestlich fortsetzen durfte, sie mußte aber südöstlich einschwenken, um dem K. Hügel zu helfen, das auf viel zu ausgedehnter Front gegen Haigh zum Angriff schritt. Wir bestehen darauf, daß nur die Hälfte der Division wirklich focht und von jetzab am Waldsaum bis zur Bahn Kortemark–Boesinghe als Deckung deffensiv stehenblieb. Das war das Vernünftigste, da ihre Artillerie so in die Flanke des nordöstlich gegen Poel umgebogenen Feindes spielte. Erst die Novemberlisten verweisen verlustreichen Großkampf nach Mangelaere zwischen Houtholst und Langemark, während man laut G. St. Schr. längst über diesen Punkt hinaus war, man müßte also bis dorthin zurückgewichen sein, offenbar wurde er erst im November genommen. Allerdings laufen Oktober-Novemberlisten etwas durcheinander, doch bleibt hinreichend klar, daß auch 213., 214. R. sowie 45. R. D. erst im November ihren Hauptverlust hatten. 214. verlor etwa 500, die Jäger 240, 213. anscheinend nur 100. Alles was von »beispielloser Tapferkeit« am Kortebekbach posaunt wird, bezieht sich auf wirklich großartigen Novemberanlauf von 215., 216. R. Um für deren mindestens unbedeutende Oktoberrolle irgendeinen Nennverlust unterzubringen, schätzen wir Monatsverlust Kleists (Artillerie 100, auch beigegeben 9. Pioniere hatten zu bluten) inkl. Vorhutgefechte am 15. und 66. R. bei Stade auf 3000. Davon nur ein Drittel für 45. D., bei der nur 211. einigermaßen litt. Es verlor schon 370, ehe man so weit war, Bixschoote anzufassen. 210. verlor anscheinend nur 200, 212. nichts. Wir sind überzeugt, daß nur die Vorderspitzen der 46. D. je den Kortebekbach überschritten, geschweige Chaussee Bixschoote–Langemark, jedenfalls wichen sie wieder – vergl. Ententebericht – in den Großwald aus, wo die Güstrower R. Art. an der Südwestecke mit sicherer Wirkung schoß, wohl gelegentlich unter Infanteriefeuer, denn sie verlor mehr als 45. R. A. trotz großer Geschoßverschwendung der verbündeten Massenbatterie bei Nordschoote westlich Merkem (in gleicher Luftlinie wie Neukerke, südlich der Yser), die das ganze Dreieck Kanal–Vaartbach–Bixschoote bestrich und bis Mangclaere wirkte. Unter solchen Umständen schließt sich frühe Wegnahme von Bixschoote aus, erst mußten hessische schwere Haubitzen die Verteidiger ausräuchern. Kleist kam schon in Linie Merkem–Kortebek zum Stehen, K. Bridon war aber so erschüttert, daß neu einsetzende französische Angriffe nur durch Eintreffen der franz. 38. D. erklärt werden können. Jetzt wanderte Bixschoote von einer Hand in die andere, die Franzosen wollen es am 30. wiedererobert haben. Den Punkt zu behalten ließ sich Foch um so mehr angelegen sein, als man hier die Kanalchaussee Boesinghe–Elverdinge deckte, wo die Bahn ihm seine Trains zuführte.
Hätte Haigh am 23. gegen Kleist gefochten, so bewiese dies nur, daß bis dahin K. Hügel sich nicht blicken ließ, was wir gerne glauben. Indessen wandte Haigh bestimmt am 25. sich südwärts, um Verbindung mit Copper herzustellen. Wie undenkbar ist aber der Vorgang, daß er mit Front nach Norden ein langes schweres Gefecht zwischen Kortebek und gar Bixschoote geführt hätte, wenn ihm seit 20. die 51. R. D. von Roulers her östlich in der Flanke stand! Und wie trieb er denn die Kraft auf, gleich nachher im Süden eine wilde Offensive zu unternehmen? All die romantische Ausmalung eines Heldengroßkampfes der ganzen 46. R. D. zwischen Houtholst und Kortebek, wobei »einige Regimenter« nur die Hälfte ihres Bestandes behielten (was nur für 214., 215. R. nach beiden Monaten zutreffen würde), die Briten aber »furchtbare Verluste erlitten«, färbt allgemeine Novembergerüchte ab. Haighs Mannen mögen noch so sehr reckenhaft gewesen sein, (bisher zeigten sie sich nicht so), doch das traut ihnen wohl selbst John Bull nicht zu, daß sie erst im Norden furchtbar litten und dann im Süden ihren Hauptkampf mit frischem Berserkergrimmen führten. Die Wahrheit sieht offenbar anders aus. Erst am 24. können Holsteiner und Mecklenburger den Südsaum des Großwaldes überschritten haben, die Pommern den Ypernkanal bei Merkem. Um diese Zeit befand sich Haigh schon in ständiger Bewegung, um dem nahenden Korps Moussy Platz zu machen. Daß vielleicht ein paar seiner Bataillone bis zu ihrer Ablösung noch Front nach Norden hatten, ist möglich, im Ganzen aber hatte Kleist nur mit Bridon und Kav. Conneau zu tun. Man mißverstehe nicht, als ob wir diesen braven Freiwilligen, die sich geradezu überraschend gut schlugen, wie die Falkenhayns, ihren Ruhmesanteil schmälern wollten, da sie im November, wo Foch einen Hauptdruck dahin verlegte, mit großen Opfern ihre Stärke zeigten. Nur einen Löwenanteil sprechen wir dem 23. so wenig zu wie dem 22. R. K., den ihnen zuzusprechen die G. St. Schr. versessen scheint. Wohl aber behaupten wir, daß Kleist, bei dem die Hauptschlacht erst am 24. begann, bis dahin so gut wie allein blieb. Denn 26. R. K. machte seine Einwirkung erst am 22. irgendwie bemerkbar.
Bei der amtlichen Vordatierung fällt zunächst auf, daß »Franzosen« Roulers verteidigten. Welche? Damit fällt sogleich die erste Mythe von dem großen Gefecht, für das die Amtsschrift an 233. R. nicht genug hat, sondern auch noch Koblenzer und Kurhessen bemüht, die noch in weiter Ferne waren. Denn da Bridon gewiß nicht seine Rechte bis Roulers ausdehnte, so könnten nur einige vorgeschobene Feldwachen dort gelegen haben, die halt überrumpelt und aufgescheucht wurden. Geschah dies aber am 19., dann stießen die Verfolger bei Ramseke bestimmt damals auf Haigh, keineswegs Franzosen und erst recht nicht bei Roosebeke, und zwar eine ganze Division Aktivtruppen, die sich wütend wehrten. Unzweifelhaft kann dies nur Moussys erste Staffel gewesen sein, die aber sicher nicht vor 24. da war, wenn am 25. erst das französische Reiterkorps vor Langemark auftritt. Man vergleiche nur die flagranten Selbstwidersprüche der Daten. Kam Moussy schon am 22. an, dann marschierte also Haigh schon damals ab und jede Möglichkeit fehlt, daß auch nur ein Bataillon von ihm gegen Kleist focht. Erfolgte dagegen der Zusammenstoß bei Roosebeke schon am 20., so konnten nur Engländer dort fechten. War es hingegen eine gute französische Division vom 9. R., dann fand der Kampf nicht vor 24. statt und so wird es mehr oder minder wohl sein. Roosebeke wurde zwar natürlich nicht am 20., sondern am 22. erobert, wahrscheinlich war aber nur irgendeine Spitze Moussys eingetroffen und das Gefecht, wohl gegen abgesessene Schwadronen und Chasseurs de Mitrys, war auch nur ein Vorhutscharmützel. Dagegen wird am Poelbahnhof nun wohl wirklich ein heftiger Kampf entbrannt sein, nämlich gegen die aufmarschierende 17. D. am 24. Da nur 236., 233. dort fochten nebst 23. R. Jg., so hatte der Gegner offenbar noch nicht seine fünf Regimenter beisammen, doch mußte man sich von da ab natürlich auf Festhalten des Gewinnstes beschränken. Das herzhafte Nachstoßen war nur deshalb geglückt, weil damals Haigh sich schon im Abzug und Moussy teils noch im Anmarsch, teils im Aufmarsch befand. Der Bahnhof liegt nordöstlich Poel, südlich der Houtholster Landstraße. Man hätte Haigh also richtig in der Flanke aufgerollt, wenn er je vor dem Großwald stand. Daß dem nicht so war und auch kein harmonisches Überfließen ins Gefecht der 46. R. D. vorlag, lehren die Ereignisse. Bezeichnenderweise nennt die G. St. Schr. nicht 236. R. Köln, das die Hauptarbeit tat. Die Goslarer Jäger hielten Poel mit so mäßigen Opfern, daß besonders Lobpreisen ihrer Haltung wohl wieder mal auf Verwechslung mit den Marburger Jägern bei Morslede beruht, wie denn Stegemann bezeichnenderweise den Platz beider Bataillone vertauscht. Die 10 wirklich fechtenden Bataillone der 51. D. verloren nur 1500. Von wirklichem damaligen Weitersteuern auf Langemark kann keine Rede sein, weder von 51. noch 46. D. Die Bahn Ostende–Staden–Ypern läuft durchs Ende des Kortebekbachs vorbei und berührt Langemark. Dort gleichzeitiges Vordringen der 46., 51. D. aus Südost und Nordost hätte diesen wichtigen Punkt damals fällen müssen, wovon aber nicht entfernt etwas zu spüren war. Wären die Zeitdaten nicht gründlich gefälscht, dann wäre Haigh schon am 21. in solche Verstrickung geraten, daß er unmöglich selbst bei Ankommen Moussys so rasch sich lösen konnte, um Rawlinson zu Hilfe zu eilen, der dann sicher erdrückt worden wäre. Denn gegen ihn entluden sich nach der Phantasie der G. St. Schr. 52. D. und 27. R. K. gemeinsam schon am 20., 21. O Wunder, nichts von alledem trat ein! Doch selbst wenn wir dies garstige Spinngewebe von Zeit- und Ortfälschung beiseite schieben, würde für den Kampf bei Langemark bestehen bleiben, daß nur die 17. franz. D. sich erfolgreich und sogar offensiv jedes Andrangs erwehrte, obschon links von ihr das Territorialkorps so ziemlich zerbrach. Für deutsche Truppen und gar so glänzende wie diese Freiwilligenmiliz mit ihrem stürmischen Vorwärtsdrang gibt es da nur eine Ehrenrettung, nämlich die von uns gebotene, daß 46., 51. D. vorerst nur mit ihren Vorderbrigaden im Feuer waren. Sonst hebt hier eine Unstimmigkeit die andere auf. Focht Haigh gegen Kleist, was wurde aus Copper, wenn er frühzeitig aus Ost und Südost umgarnt wurde? Denn will man der G. St. Schr. trauen, die sich jetzt völlig verwirrt, so stieß 52. D. am 20. (!) bei Paschendaele auf Engländer? Wir dachten, die standen bei Langemark? Doch schon recht, unfreiwilliges Eingeständnis, Kleinigkeit von 4 Tagen, denn laut V. L. am 24. gingen 237., 239. R. dort vor, als Haigh gerade einrückte, wenigstens mit seiner ersten Staffel. Denn daß Copper seine schwachen Kräfte von Dadizeele, wohin G. St. Schr. ihn verweist, bis Paschendaele ausgespreizt haben sollte, ist allzu abenteuerlich, aber wenn so, welche Schande für 52. D., 27. R. K., daß sie ihn nicht sofort zerquetschten! Am 24. erreichte dort der Kampf seine Höhe? O nein, er begann erst wirklich. Bezeichnenderweise streiften am 21. nur Teile Stettens (23. Drag.) von Menin her bei Morslede, heftiges Reitergefecht, wie soll da Anrücken der 52. D. am 20. dort möglich sein! Die konfuse Schrift verweist sie ja auch nach Keiberg, wo es nicht der V. L. bedarf, um ohnehin zu folgern, daß sie dort die Bahn der 53. D. gekreuzt hätte. Hügels linken Flügel bildeten stets 24. R. J. bei Morslede. Die Straßen Morslede–Ypern und Paschendaele–Gheluvelt kreuzen sich bei Zonnebeke, gegen die verschanzte Stellung östlich davon schmolz das Mannheimer Rgt. wie Schnee in der Sonne. Selbst ausführliche französische Darstellung sagt nicht genau, wann 9. K. vollzählig da war, doch entscheidet dies für Beurteilung der Lage. Wir nehmen an, daß die vom persönlich erschienenen Joffre befohlene Offensive am 26. Ankunft und Bereitstellung der 18. D. am Südflügel bedeutet, während G. St. Schr. schon von allen möglichen anderen Feindeskorps in rührender Unkenntnis träumt. Aus V. L. ersehen wir, daß jetzt 26. R. Art., 26. F. Art. (Thüringer) bei Hügel eintrafen, sie kam aber gegen die zahlenmäßig weit überlegene Kanonade Joffres nicht auf. Sicher ist, daß die Verbündeten aus dem gewonnenen Gelände wieder herausgestoßen wurden. Bei 52. D. gingen die Stöße zwischen verscharteten Bauten und Drahtfeldern unfruchtbar hin und her, nur daß sich am 31. die Kanonade aus Ypern verdoppelte. Wir sind in der angenehmen Lage, unbedingt sicher zu wissen, daß 238. R. erst am 29. eintraf, 240. überhaupt nicht. Über die fechtenden 7 Bataillone brach schon am 26. gewaltige Übermacht herein, die frische 18. D. nahm Paschendaele, am 27., 28. suchte man zwischen Keiberg und Morslede die Innenflügel von Hügel und Carlowitz einzukeilen, wo die Marburger Jäger noch am 30. blutig rangen. Das zeigt wieder die Unzuverlässigkeit der G. St. Schr., wonach die Offensive schon am 27. abgeschlagen sei. Sie wurde freilich von General Mayer bei Broodseinde aufgefangen, dach daß er fiel, erhöht noch nicht den Verlust seiner L. W. und Ers. Bataillone, den die V. L. meist durchaus auf November verweisen, wo bei Broodseinde der furchtbare Kampf tobte. Der Feind kam wohl erst zum Stillstand, als sich das frische Karlsruher Rgt. entgegen warf, und ebbte dann langsam zurück. 52. R. D. verlor 3000, wovon zwei Drittel auf die Mannheimer entfallen, dazu Mayers Truppen etwa 500.
Haigh, den anscheinend die Franzosen anfangs in die Mitte nahmen, zog sich ganz heraus und verzog sich auf Coppers Linke, die gleich anfangs von 241. R. 25. R. Jg. überrannt war, die Mitte bei Becelaere von 242., doch naturgemäß alles viel später als G. St. Schr. meint, da Haigh sonst Copper schon als durchbrochen vorgefunden hätte, der indessen bei Gheluvelt seine Linie wieder herstellte. Die auf 24. bis 27. im Süden vordatierte Offensive begegnete dem sächsischen Vorstoß erst am 27., als Haigh sich dort angliederte, bis dahin währte nur Wiedereinrichtung des Gleichgewichts. Das Gefecht war bis dahin so unblutig, daß 243. nur 83 verlor. Als aber die Engländer ihren wilden Stoß fortsetzten, häuften sich beiderseits die Verluste. Hier wird amtlich doppelt entstellt und übertrieben. Weder brauchte 53. R. Art. je allein die Lücke nördlich Keiberg füllen, noch schlug sie den Stoß ab, der vielmehr über Keiberg weiter brandete. Andererseits gedieh sonst die Gefahr nicht mal so weit, daß 244. R. eingesetzt werden mußte, das nur östlich Broodseinde als Verbindungsglied verschoben wurde. Die 2. englische D. blieb zwar lange im Vorgehen, die tapferen 25. R. Jg. (380) opferten sich im energischen Widerstand, doch 242. und jetzt 243., das sich kräftig einmischte, nahmen Becelaere der schon sehr entkräfteten 1. engl. D. wieder ab und arbeiteten sich nördlich der Menin-Chaussee an Gheluvelt heran. Dagegen halten wir für tendenziöse Übertreibung, daß sie in der alten Linie Pozelhoek und Straßenkreuz östlich Zonnebeke standen, diese Punkte erreichten sie weder jetzt noch vorher, besonders nicht letzteren, wo stets 239. R. in heroischem Einzelringen focht und nur Einzelteile sächsischer Jäger sich dorthin verirrten. In dieser zweiten Phase verlor 242. nochmals 560 (im ganzen 1100), 243. sogar 745, 53. D. überhaupt 3100 (160 Art., 68 Pioniere). Wir brauchen kein weiteres Zeugnis, wo der Brennpunkt der Ypernschlacht lag; 17 Batl. der 52., 53. D. bedeckten sich hier mit Ruhm, die Freiwilligenregimenter der Sachsen und Mannheimer und die kräftigen hessischen Jäger sollen ewig mit Stolz an solche Leistung zurückdenken, wie sie kein Garderegiment je besser machte.
Die Konfusionsschrift weist obige »alte Linie« dem ganzen 27. K. zu, glaubt 54. D. ganz eingerückt. Da wäre wirklich sonderbar, daß Haigh nicht viel gründlicher heimgeleuchtet wurde und er so lange sich bis Morslede austoben konnte. Eingreifen der Württemberger scheint reine Erfindung, nicht nur hatten 246., 247. R. erst im November ihren gewaltigen Verlust, sondern 248. R. nicht mal dann, sondern erst im Dezember, woraus zu schließen, daß das Gros 54. D. verspätet und erst nacheinander eintraf. Sonst wäre unverständlich, daß Haigh noch bis 2. November forthämmern durfte. Und wie steht es mit der anwesenden Vorhut 245. R., 26. R. J.? Auch ihr schwaches Gefecht bei Gheluve kann erst am 26. wirksam gewesen sein, weil westlich dieses Straßenkreuzes (Straße Wervicq–Dadizeele und Menin-Chaussee münden ineinander), das die G. St. Schr. überhaupt nicht nennt, erst am 26. Stetten die englische Kavallerie aus dem Felde schlug. 54. R. Kav. streifte bis Moldenhoek, 54. Württemberger R. Art. fuhr auf der Chaussee gegen Gheluvelt vor, wo sie – aufgepaßt! – noch bis 10. Nov. feuerte. Die Jäger beteiligten sich etwas lebhafter am Gheluveltkampf, die Division verlor jedoch höchstens 500 (80 Art. und Pioniere), da diese Teile bis 8. Nov. nur 600 einbüßten. Somit Totalverlust der 4. A. von Merkem bis Meninchaussee 11 500.
Nachdem wir mit andern Mythen aufgeräumt, berührt ebenso neu wie eigenartig die Verpflanzung der erst am 25. bei Lille ausgeladenen 6. bayr. R. D. nach Dadizeele als Reserve der 4. A., zu der sie nie gehörte, und ihr kühner Luftsprung von da ans äußerste Westende. Wir lassen sie fliegen als Phantom. Mitwirkung von L. W. Schulenburg bei Stetten ist offenbar Verwechslung vom Hörensagen, sie stand bei Richthofen, im Oktober verlustlos. 4. Jg. wirkten zwar bei Comines, begleiteten aber Stetten schwerlich, sondern blieben bei 7. Jg. an der Lys. Dagegen dürften 6. Jg. (170) doch wohl bei 3. Kav. D. geblieben sein, als sie bei Kruiseke die englische Division gleicher Nummer schlug. Lies also bei Zandvorde 6. statt 4. Jg. Daß sie da waren, zeigt ihre V. L. im November. Die 1. bayr. Jg. hatten schon zwischen Lille und Courtrai 140 verloren, jetzt nochmals so viel, ihr starkes Auftreten reizte wohl dazu, dort noch andere Bayern in ein Phantasiegefecht zu bringen. Die hervorgehobenen 5. R. Drag. sind in V. L. kaum erkennbar, dagegen 7., 8. Jg. z. Pf. (147), 14. Hus. (40), 15. Drag, bis 31. (100), 23. Drag. (92). Dazu 500 von 1. bayr., 6., 9., 10. Fußjäger. Summa etwa 1000, inkl. bayr. Reiter. Stettens gewandtes Anpacken, zunächst mit 22., 25. Kav. Brig., den Anmarsch des R. K. verschleiernd, dann nordwestlich einschwenkend, lähmte Rawlinson und lenkte ihn so südwärts ab, daß er schon bald vor 53. D. nachließ.
Wie sehr die Fama täuscht durch Üertreibung oder Übergehung, zeigt die Überlieferung, als ob die Württemberger bei Messines besonderen Blutzoll entrichteten im Stil ihrer furchtbaren August- und Septemberkämpfe. Dazu kommt noch der Irrtum, als ob sie dort gleichsam für sich jungfräulichen Kriegsboden betreten, d. h. sich spornstreichs von den Argonnen vor Messines versetzt hätten. Auch diese Division verspätete sich ungemein, landete aber vom 23. bis 27. in der Lillegegend unter hitzigen Gefechten, wie wir sahen. Diesen Verlust scheint die G. St. Schr. auf Grund summarischen Monatsrapports auf den Messineskampf zu beziehen, da sie dem 122. eine besondere Rolle zuschiebt. Es verlor aber seit seinem Verlust bei Radeghem jetzt am Oktoberende anscheinend Null und erst im November etwas, dagegen hatte 121. Verluste, kann also nicht in Reserve geblieben sein, offenbar liegt Verwechseln beider Standorte vor. Im Verhältnis zu ihrer hervorragenden Beteiligung litten selbst Artillerie und Pioniere wenig, mehr als 1100 verlor D. Urach keinesfalls bis 31. mitternachts. Der geringe Verlust (775) der Wambekegruppe rechts davon lehrt, daß es sich nur um ein Vorhutgefecht handelt, 42. Pommern bildete die Spitze, trat aber für November in Reserve. Wir verstehen uns nicht dazu außer 2. P., 2. Jg. (250), 5. Art. (30), 2. Schw. R., 6. Chev. (150), mehr als 5. Inf. (100) und möglichenfalls noch ein anderes Batl. vom 18. Rgt. als Bayerngruppe vor Hollebeke zu betrachten. Dazu preußische 2. Drag., 3. Hus. (50), reitende 35. Art. der 2. Kav. Div., sowie ein Teil 19. Straßburger Pioniere, von Deimling herverirrt. 9. J. entsendet Zandvorde. Summa höchstens 950.
Die »39. D.« des Generals der Infanterie Kathen (die 30. D. führte ein Generalmajor) hätte sich schwerlich so rasch nördlich Zandvorde aufhalten lassen, doch nur fünf anwesende Bataillone mit ungenügender Artillerie vermochten nicht mehr. Sie verloren 560, am rechten Flügel I/II/105. nur 367, obschon zwei Kompagnien allein 185 verloren. Dazu vielleicht 100 von I/126. Summa inkl. Pioniere und Artillerie 1150. Daß die letzte der drei Monatslisten ohne Datum des bis 27. an der Aisne fechtenden 126. sich auf Gheluvelt bezieht, ist um so unwahrscheinlicher, als es auch im November bei Ypern nicht focht. Daß Angehörige der Zabener 99er aus Süden vorgehen »sollten«, heißt vorsichtig zu deutsch, daß sie nicht eingriffen, nicht da waren. Richtig ist dagegen die Wendung, daß man am 31. auf »bisher unbekämpften Feind stieß«, denn die 1. engl. D. nahm in den Steintrümmern jetzt die Stelle der 7. D. ein, die als ganz ausgebrannte Schlacke auf Zwartelen auswich. 1. D. wich aber erst eine Woche später in den Herethage-, 2. D. in den Polygonwald. Um die Zeit, als 13. Fußart. das fest ummauerte Messines mit Brandgranaten ansteckte und Pioniere das Innere mit Sprengpulver niederlegten, war Gheluvelt wieder in Haighs Händen. Daß es seit 31. an von uns behauptet wurde, macht sich natürlich patriotisch besser. Doch nicht nur Ententebericht, sondern jede Wahrscheinlichkeit spricht dawider, da die bis 8. November fortdauernde Offensive den rechten Flügel Deimlings lange warf. Davon schweigt des Generalstabs Höflichkeit, doch, man liest zwischen den Zeilen nachher das Eingeständnis. Nicht mal im November war das ganze K. Deimling hier. Überall reden die V. L. eine aufklärende Sprache. Dem ums sagenhafte bayr. 16. R. bemühten Verfasser halten wir vor, daß es selbst im November bei Oosttaverne weniger als irgendein anderes verlor, also unmöglich, daß es auch noch bei Gheluvelt ernst focht. Daß ferner die bayr. Vorhut südlich Hollebeke fein behutsam liegen blieb, dafür spricht 6. bayr. Art., das nämlich noch im November auf Höhenrücken Messines–Wambeke feuerte, also war das Gefecht nicht weiter vorwärts gegangen. Endlich kann auch nur 211. R. die Bixschooteruinen verteidigt oder wiedergewonnen haben, denn nur dies Regiment Kleists litt im Oktober und erst recht im November entsprechend, die V. L. sind völlig klar, sogar mit genauen Tagesfixierungen, daß auch im Verhältnis zu 213., 214. das 216. für beide Monate viel zu wenig verlor, als daß es überhaupt im Oktober ansehnlich gefochten haben könnte, geschweige denn bei Bixschoote.
Die 6. A. verlor also 5000 mit all ihren auf Ypern angesetzten Teilen. Daß die Bayern sich unter »Einsatz der letzten Reserven« (!) des feindlichen Andrangs am 31. erwehren mußten, ist kalter Aufschnitt mit Paprikasauce. Der Feind mußte damals froh sein, die wenigen zur Hand befindlichen Kräfte zusammenzuraffen, um Wytschaete und Hollebeke zu besetzen. Selbst Besatzung von Messines kann nicht stark gewesen sein, da doch 125. Rgt. Kaiser Friedrich am 31. vormittags allein den Ort genommen haben soll. Wir glauben freilich, daß zuletzt auch 119., 121. sich größtenteils in den hochgelegenen Ort hineinbegaben, nachdem dessen Hälfte mit Gassen und Höfen den Schwaben gehörte. Daß ihre 52. Brig. nicht bei Wambeke, ihre 51. Brig. nicht am nordöstlichen Höhenrand sich am 30. entwickelten, wird aus den Standorten klar. 119. stand nachher südlich der Warnetonstraße, 52. Brig. zwischen den zwei Straßen nach Gaspartmühle und Wytschaete, d. h. südlich Wambeke. Wäre daher nicht die von uns gekennzeichnete pommersch-hessische Vorhut aufgetaucht, so hing die bayrische Vorhut bei Houthen frei in der Luft. Obschon die Württemberger auf kahlem Hang anliefen, wirkte das Streichfeuer von Kemmel her wenig verheerend. Daß trotzdem Allenbys Rückzug, Straße nach Woulverghem, unbedroht blieb, obschon er auch 1., 2. Kav. K. auf dem Halse hatte, zeigt deutlich, wie volle Freiheit der Bewegung er noch behielt, d. h. wie wenig Raum nach Westen die Fabeckgruppe noch am 1. Nov. gewann. Am 30. vollends war im Westen die deutsche Waffengewalt noch wüste und leer. Hiermit entschlüpfte wieder Näherrücken schneller Entscheidung. Die Ypernhandlung zerfiel in zwei ungleiche Hälften zeitlich und räumlich. –
Es scheint sehr vordatiert, daß 46. D. schon am 20. den Houthoulsterwald vom Feinde säuberte, die 45. nördlich des Steenebekbaches vordrang. Wir sagen genauer, daß General Bridon später bis über Janhoek und Dreibank zurückgeworfen wurde, dagegen ist reine Übertreibung, daß die 43. Div. bis über Woummen vorstieß, um dort der 43. R. Div. zu helfen. So schnell schießen selbst die Pommern nicht. Da die 43. R. Div. noch am 20., 21. bei Bovekerke focht, ist kaum anzunehmen, daß die Pommern schon am 21. sich bis weit südlich davon wagten, offenbar ist hier vieles vordatiert, da 43. R. Kav. erst am 21. über Kortemark vorging. Wieso 209., 212. zuallererst fochten, bleibt das Geheimnis der G. St. Schr., die Listen sagen nichts davon, dagegen von Rendsburger Jägern und 214. Rostockern über Staden, worauf 213. R. weiter verfolgte. Für angebliches Gefecht des 209., 212. bei Vaart am 22. besitzen wir keinen Anhalt, auch kann nicht stimmen, daß 210. schon an diesem Tage Luyghem angriff und später die starke Stellung von Merkem nahm; der Widerstand kann nicht »verzweifelt« gewesen sein, denn das Regiment verlor wenig. Es wird dann von neu eingeschobenen Teilen des 209. geredet und damit verraten, daß dies Regiment anfangs gar nicht da war, womit seine östliche Entsendung (Ledeghem, siehe früher) an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Wir können aus den Listen nicht ersehen, daß 212. Bixschoote nahm, sondern 211. und allerdings jetzt auch 209. Unmöglich kann dies schon am 22. geschehen sein, wo 210. erst weit nördlich Merkem stand. Es ging erst am 26. seitwärts längs dem Kanal vor, wo die verbündete Artillerie bei Nordschoote heftig feuerte. Richtig wird denn auch die bekannte Geschichte von mißverstandenen Befehlen und Rückwärtssammeln der Sturmtruppe, ehe Ablösung eintraf, hier vorgebracht. Und daß Bixschoote von Engländern – es möchte dann wohl deren 2. Div. gewesen sein – verteidigt wurde, ist eine sehr gewagte Behauptung, da dies den Territorialen zukam, wie auch der französische Bericht sagt. Ihre 87. Div. floh tatsächlich auf Bixschoote aus dem Houtholstwald, wo die 1., 2. belg. Kav. D. die Kav. Conneau unterstützen wollten, doch fluchtartig das Feld räumten. Die 4. belg. Div. war anscheinend schon am 19., 20. nach dem Yserkanal abberufen worden, die 5. wurde in Richtung Dixmuiden abgedrückt, und obschon die 3. allein noch außer der 4. sich kampfmutig zeigte, mußte sie über Merkem den gleichen Weg gehen. Angeblich soll später dort die franz. 38. Div. angriffsweise aufgetreten sein, doch schweigt die franz. Darstellung über Zeitdaten, die deutsche G. St. Schr. läßt die französischen Einheiten auf der Nordfront überhaupt im Dunkel, sie liebt Allgemeinheiten, wo sie nichts weiß. Übrigens wird dann später richtig 211. als Eroberer von Bixschoote am 30. genannt. Hier drang am 29. auch 209. ein, dagegen scheint 210. hier erst ganz zuletzt und am 1. Novembertag gefochten zu haben. Von irgendwelcher Anwesenheit des 212. ist nichts verzeichnet, und was die 46. R. Div. betrifft, so vermögen wir nur deren Anteil am Houtholster Wald und Janhoek festzustellen mit einem Gesamtverlust von 830 des 213., 214. nebst 18. R. Jg. und Pionieren. Da die 45. Div. nach unserer Rechnungsart nicht 1000 in der Schlacht verlor, obschon sie um Bixschoote rang, so wäre ersteres nicht auffällig, zumal der große Verlust vom 66. Rgt. bei Staden hinzutritt. 46. Div. brach aus dem Houtholster Wald mit dem Rostocker und Altonaer Rgt. stürmisch vor, angeblich bis Mangelaere und sogar Kortebek oder, wie Franzosen schreiben, Knoke. Mitwirkung vom 215., 216. erkennen wir aus den Listen nicht, und wenn Oberst Grothe des 216. bei Mangelaere fiel, so kann das ja überall einem auskundenden Regimentschef begegnen, aber wahrscheinlich fiel dies erst im November vor, wo das 216. tatsächlich »westlich Langemark« die Gegend südlich Mangelaere nahm und hielt. Dies rühmen die Engländer mit Recht als glänzende Waffentat, aber wohlgemerkt im November, als sie gar nicht mehr dort fochten, die Übertragung auf Oktober soll nur den eigenen Ruhm der 1. engl. Div. erhöhen, deren hiesiger Oktoberkampf gar nicht bedeutend war. Diese Fabel, auf welche die G. St. Schr. hereinfällt, wäre ja handgreiflicher Unsinn, denn am 22. war laut G. St. Schr. der Angriff unseres 26. R. K. auf Langemark schon in vollem Gange, so daß Haigh seine 1. Div. natürlich östlich fortschwenken ließ und die 2. dazu, da das franz. 9. K. bestimmt erst am 24. und mit der Hauptmasse wahrscheinlich erst am 25. anlangte. Deutscherseits aber übernimmt man die Fabel, um Großartiges über das 23. R. K. zu erzählen, das in Wahrheit meist nur spottschlechte Truppen gegen sich hatte und in Anbetracht dessen nichts so Hervorragendes leistete. Die 46. R. Div., d. h. 213., 214. R. scheint überhaupt erst spät die Kortebekhöhen genommen und in wechselvollem Kampf, nachdem sie über den Bach zurückgeworfen, endlich behauptet zu haben am Monatsende. Schon hier Heldentaten aufzubauen hat keine genügende Grundlage. Erst am 31. nisteten sich Pommern in den Trümmerhaufen Bixschoote ein, räumten ihn aber, angeblich weil das Dorf in einer Vertiefung lag, von feindlicher Kanonade beherrscht. Die französische Angabe, außer der 38. sei auch die 42. Div. von der Yser her eingetroffen und habe bei Knoke die Deutschen bedrängt, vordatiert augenscheinlich, da laut gleichem Gerücht die 52. Div. in Dixmuiden einrückte! Von dort mag sie ja wohl im Novemberanfang gegen die 45. R. Div. gewirkt haben, weshalb die 44. R. D. später dort eine Schutzmauer bilden sollte. Daß die Pommern sich wieder Merkem abnehmen ließen, was man für 38. Div. beansprucht, wäre wenig erbaulich gewesen, da das R. K. Kleist damals nur mit dem zerschlagenen Territorialkorps zu schaffen hatte. Daß Engländer in das Gefecht westlich Langemark (keinesfalls Bixschoote) etwas eingreifen, ist möglich, in der Hauptsache aber unantastbar, daß sie so gut wie nicht gegen Kleist fochten. Haigh war unangenehm genug erstaunt, als 26. R. K. plötzlich bei Paschendaele auftauchte und ihm die rechte Flanke abzugewinnen drohte. Er war nicht nördlich Kortebek, sondern nordöstlich vorgegangen, wo er eine Lücke neben dem 23. R. K. wahrzunehmen glaubte. So sagt ausdrücklich der Ententebericht.
Seine Aufklärung mag sehr schlecht gewesen sein, wenn er die Deutschen wirklich nur nordwärts vermutete, als ob sie im weiten Raum bis zur Lys ihre zwei Kampftruppen getrennt halten würden. Diese naive Voraussetzung bekam ihm übel. Doch wäre die ganze Mär nicht untergeschobene Finte, wenn wirklich das 26. R. K. schon am 19. bei Roulers vorgedrungen wäre? Dies Gefecht der 51. R. Div. ist uns in den Listen entgangen, 233. R. (Gotha-Meiningen) soll eine blutige Erstürmung der verbarrikadierten Stadt vollbracht haben, wobei sogar Minen losgingen? Dies Rgt. verlor bis 8. Nov. zu wenig, als daß wir noch an besonders starkes Gefecht vor der Hauptschlacht glauben können, 234., 235. litten überhaupt nicht und wir meinen vielmehr, daß diese Truppen, die erst im November Verlust an bekannten Kampforten verzeichnen, überhaupt nicht rechtzeitig anlangten, um in die Schlacht einzugreifen! Ebenso unglaublich ist frühes Eintreffen der 52. R. Div. bei Morslede, dann wäre ja die verbündete Schlachtordnung aufgerollt gewesen, ehe sie sich bilden konnte. Übrigens beträgt die Entfernung von Roulers 10 km, die laut obigem fechtend durchmessen werden mußten. Dort englische »Heereskavallerie«? Es müssen Schwadronen einer Vorhut gewesen sein, jedenfalls kam es erst am 21. nur zu einem Reitergefecht der hessischen Leibdragoner (3. Kav. D.), so daß wir Ankunft des Fußvolks auf ganze Tage später annehmen können. Tatsächlich ist Morslede erst viel später besetzt worden, und zwar von 24. R. J., während 237., 239. R. sich erst dann auf Paschendaele richteten. Es ist wahr, daß 236. R. (aber nicht die ganze 51. Div.) Westroosebeke nordöstlich Langemark an sich riß und die »sich verzweifelt wehrende französische Division« (offenbar die 17.) nach vier Uhr nachmittags bis über den Bahnhof nordwestlich Poel Capelle auf die 1. engl. Div. zurückwarf. So weit gut. Doch dies alles soll schon am 20. geschehen sein? Vernünftigerweise wird man wohl annehmen, daß es sich auf die ganze Zeit bis 24. verteilte. Paschendaele wurde genommen, in die Kapelle warfen sich 23. R. Jäger. Die 51. Div. kam aber nicht weiter, die 52. vermochte das Straßenkreuz östlich Zonnebeke nicht zu überschreiten. Auch verwechselt die G. St. Schr. das 26. mit dem 27. R. K., indem es ersteres Keiberg nehmen läßt. Es stand nie dort, sondern die 53. R. D.
Am 24. war der Angriff nordöstlich und südöstlich Langemark so ziemlich gescheitert. Von den Zonnebekerhöhen kam vernichtende Kanonade, die geschickt hergestellten verdrahteten Gräben waren nicht zu nehmen, die Verluste beim 237., 239. wuchsen beständig, während 233., 236,, die sich bei Poel vereinten, viel weniger litten. Also kann der Widerstand grade in jener Gegend, wo angeblich die anschließende 46. R. Div. so schwer litt und stritt, nicht so bedeutend gewesen sein wie südöstlich von Langemark. Laut G. St. Schr. sei das franz. 9. K. schon am 22. angekommen und ins Feuer getreten, gewiß vorsätzlich vordatiert, um das Scheitern dieses Angriffs zu begründen. Unnützerweise, denn niemand macht den braven Rheinländern und Badensern einen Vorwurf daraus, daß sie eine so furchtbare, von »Engländern« verteidigte Stellung nicht nehmen konnten. Daß man dort auf Engländer stieß, wie sollte man das verstehen, wenn der Angriff vor 24. erfolgte? Vollends wenn laut irriger Annahme Haigh so lange im Norden stand? Dies ist die klarste Überführung, daß Hügels Angriff erst sehr spät ausreifte, als der Feind sich schon neu einrichtete. Maschinen- und Kleingewehrfeuer sprühte mörderisch in die Reihen der Mannheimer und Trierer. Das Ringen auf Linie Houtholst–Bixschoote war ein Kinderspiel dagegen sowohl wegen des minder verteidigungsfähigen Bodens als der minderwertigen dortigen Gegner. Denn nur am 23. können dort noch Engländer teilweise am Kortebach gestanden haben. So ist nur normal, daß Kleist so sehr viel weniger als Hügel verlor. Die Lage war trotzdem auch dort am 31. nicht erfreulich. Korps Kleist hielt mit Hilfe der erheblich leidenden Rostocker und Pommerschen Artillerie die wütenden Gegenstöße der Franzosen aus und vermochte den Kampfzorn der 38. D. kaum standzuhalten, obwohl die Territorialen zeitweilig das Flügeldorf Bixschoote verließen und wiederholt in Auflösung verfielen. Hätte Kleist seine ganze Macht eingesetzt, so wäre er schneller vorwärts gekommen. Vermutlich fand am 24. abends der Platzwechsel Haighs statt, der südwärts in die Linie gegenüber Becelaere–Morslede einrückte, während das 9. K. Langemark und die Anschlußlinie Paschendaele besetzte. Zugleich war dies das Signal zur späteren gegnerischen Offensive, da der Feind die Deutschen für erschüttert hielt. Allerdings trug auch das 27. R. K. Carlowitz anfangs Erfolge davon, wohlgemerkt nur seine 53. Div., denn aus den Listen scheint unumstößlich hervorzugehen, daß die 54. R. D. noch nicht da war (siehe früher). Die Vorhut (Jäger und Artillerie) hatte die engl. Kav. D. bei Rolleghemkapelle vertrieben, was auch nicht so frühe geschehen sein kann, da sonst French die gegen Ravlinson heranziehende Gefahr früher erkannt hätte. In »vier Kolonnen«, d. h. brigadeweise kam das Korps bei Keiberg an den Feind? Die 54. Div. rückte überhaupt nicht auf Keiberg, sondern Gheluve aus Südost heran. Wie die G. St. Schr. mit Zeitdaten herumwirft, zeigt der Satz, daß man am 21. Verbindung aufnahm mit der deutschen 3. Kav. D., die soeben östlich Kruiseke anstürmte. Letzteres geschah aber höchstens am 25., da Kruiseke erst am 26. fiel. Unwillkürlich schlüpft hier die Wahrheit durch daß nämlich Becelaere nicht am 21., sondern frühestens am 24. der Div. Copper entrissen wurde und zwar von Sachsen, nicht von »Württembergern«, die gar nicht da waren. Wahr ist nur, daß zwei sächsische Regimenter (244. als Sicherung in Reserve, hinter Broodseinde Verbindung mit der 52. Div. herstellend) fechtend über Keiberg vordrangen in Richtung Becelaere–Zonnebeke, und daß ihr Sieg nicht am 21. endete, sondern erst begann, indem nur 241. R. rasch bei Keiberg durchdrang, sonst aber das Vordringen über Becelaere schwer und blutig fortdauerte. Die G. St. Schr. nennt nie Zonnebeke als Kampffront, doch scheinen die 25. R. J. dort vergebliche Versuche gemacht zu haben. Außerdem wird Gheluve (westlich Menin weit südöstlich Gheluvelt) vergessen, von wo die Spitze der 54. R. Div. sich näherte, nämlich 245. R., 54. R. Art. Nach anscheinend kurzem Gefecht wich hier der Feind in seine Verteidigungsstellung Zandvorde–Gheluvelt. Die drei Reservekorps bildeten jetzt eine zusammenhängende Linie mit ihren bisher nur anwesenden Vorderbrigaden, nach Süden zu besonders schwach, wo indessen die erschöpfte Div. Copper nicht zu ausgiebiger Gegenwehr fähig war. Wenn aber Stegemann träumt, daß über ihn das ganze Korps Carlowitz herfiel, so betonen wir mit Bestimmtheit, daß erst drei sächsische Regimenter damals im Feuer waren. Als das franz. 9. K. sich zwischen Langemark und Zonnebeke einfügte, besaßen die Alliierten entschiedenste Übermacht. Sowohl bei St. als der G. St. Schr. verschwimmt dies alles im Dunkel; man glaubt überall ganze deutsche Korps bis Monatsende im Gefecht, was sich erst recht beim Elsässer und Pfälzer Korps wiederholt. Die G. St. Schr. verschweigt übrigens das Gefecht bei Houthem und vertraut uns nicht an, wo und wie eigentlich die Pfälzer anrückten, da wir sonst verführt werden könnten, Marschberechnungen anzustellen. Obwohl die Übermacht sich bis zuletzt vermehrte, blieb bisher der Vorteil den Deutschen. Denn French hatte seine Vorderstellungen halten wollen; sie gingen verloren. Eine Ententestimme bekundet, daß am 24. abends die verbündete Linke sich in Unordnung befand, versteht aber wohl meist darunter die Belgier, die bei Drie Grachten endgültig Fersengeld gaben und nichts zum Entsatz Dixmuidens beitrugen, das damals schon westlich bei Terwaete und südlich bei St. Jaques umklammert war. Der persönlich herbeigeeilte Foch fürchtete jedoch vielmehr für seine Rechte, erkannte die Gefahr aus Südost als dringlichste und verabredete mit French eine Offensive dorthin und nach Osten, um sich dem wachsenden Druck entgegenzustemmen. Die Nachrichten vom Yserkanal lauteten damals noch nicht so trübe, und das ahnte er nicht, daß die deutsche Heeresleitung eine neue Gruppe im Süden zusammenstellte: 2. bay., 15. K., 3., 26. Div., 25., 6. bayr. R. Div., das Ganze unter Fabeck, Kommandierender des württembergischen Korps. Diese kam jedoch im Oktober fast gar nicht zur Geltung und man verfällt in Täuschung, sobald man es anders glaubt. Die Dinge wären viel entschiedener verlaufen, hätte man jetzt schon solche Kraft ausspielen dürfen.
Die Schlachttage bis 25. waren außer im Zentrum überwiegend blutig für die Alliierten gewesen, gleichwohl schritten sie jetzt nach Bereitstellung der 17., 18. franz. Div. zu großem Gegenangriff, wobei Haigh sich südwärts nach Becelaere verschob, um die abgekämpfte 7. Div. mit der 1. abzulösen. Die 2. und das frische franz. 9. K. warfen sich aufs Korps Hügel; die schon bei Ypern gemeldete 31. Div. wurde anscheinend nordwärts verschoben, so daß auch hier, ohne daß wir an damalige Mitwirkung der 38. D. vor 30. oder gar der 42. am 1. Nov. glauben, drei (zuletzt vier) gegen zwei deutsche Divisionen fochten, im Zentrum drei gegen zwei, zur Rechten zwei gegen eine, da wir bis zum Überdruß wiederholen müssen, daß die drei Württemberger Regimenter der 54. D. nicht mitfochten, anscheinend auch nicht 244. R. Danach wird wohl das englische Märchen von deutscher Übermacht endgültig zerrinnen. War noch der 24. (keinesfalls 22.) ein Unglückstag für French gewesen, der baß erstaunte, als vom Straßenkreuz Gheluve und von den Keiberghöhen zwei neue deutsche Sturmsäulen auf ihn zuströmten, so wollte er dies am 25. gründlich wettmachen. Starke Stöße begannen von Poel bis östlich Zonnebeke, die sich links bis Bixschoote, rechts bis Keiberg fortsetzten. Der 26. war ein besonders kritischer Tag, an welchem laut G. St. Schr. sich auch 37. L. W., 2. Ers. Brigade ins Feuer stürzten, deren Führer, General Mayer, abends fiel. Für das 3. Ersatz Rgt., 73. L. W. können wir dies festhalten, für die 74. L. W. nicht. 73., 74. L. W. waren erst am 23. und 26. von der Yser abmarschiert; jedenfalls bezieht sich der wahre Kampf und Verlust der 37. L. W. Brigade nur auf November, wo die Schlacht an ihrem Standort besonders tobte. Daß sie gerade dort amtlich nicht erwähnt wird, gehört mit zu den vielen Merkwürdigkeiten, wie angebliche Mitwirkung von »Teilen der Marinedivision und 38. L. W. Brigade«, die doch notorisch gleich darauf vor Nieuport standen, übrigens ganz geringen Verlust hatten. Vielmehr beweist dies, daß Eingreifen eines Ersatz- und L. W. Regiments erst am 30. erfolgte, wie auch eine V. L. bezeugt. Wie dem auch sei, das Ringen um Paschendaele–Broodseinde war äußerst hart; das Mannheimer Reserveregiment opferte sich und scheint mit den rheinischen Waffenbrüdern zuletzt doch noch Paschendaele gehalten zu haben, ebenso die Vorderbrigade der 51. Div. (obschon der Bahnhof nordwestlich davon angeblich verloren ging) Poel, welchen inneren Flankenposten zwischen Kleist und Hügel die Goslarer Jäger mit geringem Verlust verteidigten. Die Jäger spielten überhaupt bei Ypern eine hervorragende Rolle. Die 24. verteidigten rühmlichst Morslede, die 25 sächsischen warfen sich nach Keiberg, von Zonebeke zurückgeworfen, um den Durchbruch am Innenflügel zwischen Hügel und Carlowitz aufzuhalten. Hier schloß auch sächsische 53. R. Art. heldenmütig die Lücke, wo die Innenflanke beider Korps zu sprengen dem Feind als Ziel vorschwebte. Die beigegebene schwere Haubitzbatterie, schon lange am Koelberg aufgefahren, schleuderte ihre wuchtigen Geschosse zielgerecht. Mit großer Wut warf sich Haighs 1. Div., die Elite der englischen Veteranenarmee, auf das 241. R. westlich Becelaere, bislang nur mäßig unterstützt vom 243. und gar nicht 244., das hinter Broodseinde (einen Kampfort, den die G. St. Schr. nicht zu kennen scheint) zusah, wie sich dort das Flensburger Ersatzregiment unter General Mayer ins Getümmel stürzte. Die Sachsen überschritten gerade den Reutelbach, da erfolgte ein Gewaltsturm, der sie in einem Ruck bis Morslede trieb. Diese Stoßrichtung entspricht derselben Absicht wie bei Keiberg. Becelaere wurde umzingelt und keineswegs von »Bajonetten der Württemberger« befreit, sintemal es weder befreit wurde noch Württemberger dort waren, was nach der Sachlage nicht anders sein kann. Denn die 54. R. Div. bildete bisher die äußerste Linke mit ihrem Vortrab bei Gheluve, der Stoß richtete sich aber ausschließlich gegen die rechte Flanke des Korps Carlowitz, wo es an Korps Hügel anschloß. Die Listen lügen nicht, wenn sie die Ankunft der Württemberger erst auf November ansetzen, vielmehr bestärkt jede Nachprüfung der Lage die Richtigkeit der Listen und die Unkenntnis gewisser Autoren. Nur 54. R. P. Komp. grub sich bei Hollebosch ein, 54. R. Kav. Rgt. streifte voraus bei Moldenhoek.
Div. Copper war in so schlechtem Zustand, daß schon am 24. die Sachsen (wohl 242.) den Flecken Reutel vor dem Reutelwald ihr vor der Nase wegschnappten, aber sie wurden jetzt von Haigh bis über Becelaere zurückgeworfen. Ob Morslede sich hielt, ist zweifelhaft. Zwei Mannheimer Bataillone hatten sich nach Poel gezogen, vielleicht deutet dies an, daß Paschendaele zeitweilig verloren ging. Und dennoch, selbst wenn d'Urbal wirklich Kleist mit der frischen 38. D. zuletzt aus Bixschoote und Merkem wieder verdrängte, war der große Gewaltstoß mit schweren Opfern gescheitert. In drei Tagen gewannen die Verbündeten noch nicht 2 km Boden. So sehr die 52. Div. bei Broodseinde in Gefahr schwebte, die 53. bei Becelaere, wo Haigh entschieden vorwärts kam; gesprengt war die deutsche Linie nirgends. Am 27. kam Haighs Vorstoß zum Stehen; seine Linke wich sogar nach Ententenachricht, also muß die 2. Div. doch wieder südlich Paschendaele verdrängt worden sein. Auf der Becelaere-Heide floß viel Blut, doch nicht entfernt so grausig, wie Stegemann malt, der das 244. und seinen übergroßen Novemberverlust dorthin versetzt, so wie er auch Marburger und Goslarer Jäger im Standort verwechselt. Zehn Sachsenbataillone waren allein Mannes genug, des Anpralls Herr zu werden. Am 28. trat eine Pause der Erschöpfung ein; wahrscheinlich drückte auf Frenchs und Fochs vorheriges Siegesbewußtsein eine Menge schlechter Botschaften. Am 26. hatte Reiterkorps Stellen den Ort Kruiseke südlich von Zandvorde in glänzendem Gefecht den dortigen Teilen Ravlinsons abgenommen, nicht ohne erheblichen Verlust; die 5. Thüringer R. Dragoner sollen besonders glänzend attakiert haben mit Beihilfe der 9., 10. Jäger (nicht der 4., wie die stets ungenaue G. St. Schr. sagt; diese standen noch an der Lys und folgten erst später). Auch bayr. Reiterei und 1. b. Jäger zeichneten sich dabei aus. Daß 600 Engländer dort gefangen wurden, dürfte vielleicht übertrieben sein. Jedenfalls übte dies bedenklichen Druck auf Ravlinson, der auf Zandvorde abzog, gefolgt von den Jägern, zu denen sich jetzt die sächsischen 26. R. Jäger der 54. Div. gesellten sowie 245. R. Zugleich dürfte aber French Kunde erhalten haben, daß ein neuer Gegner im Süden nahte: das Elsässer Korps kam nach dreitägigem Gewaltmarsch ohne Bahnbenutzung von der Aisne zur Lys, noch folgte ihm nicht genügende Artillerie, doch das Unwetter mußte sich bald gegen Zandvorde entladen. Dazu Hiobspost aus dem belg. Hauptquartier Pervyse.
Am folgenden Tag war man wohl auch über Vorrücken deutscher Teile auf Messines–Wytschaete unterrichtet. Man stelle sich vor, was geschehen wäre, wenn die Bayern schon Ende Oktober in Massen bei Hollebeke einbrachen, wodurch sie Messines–Wytschaete schon in rückwärtiger Flanke faßten, zu einer Zeit, wo die Alliierten weit östlich verstrickt lagen. Und wären die Elsässer vollzählig erschienen, so wäre der Feind, während er noch bei Becelaere sich abmühte, schon damals auf Hooge geworfen worden. Das gibt den richtigen Maßstab der Notlage. Wer unsere Statistik anficht, schmälert den Ruf der Pfälzer und Elsässer, deren Oktoberleistung dann keineswegs anzuerkennen wäre, sondern die Ententeprahlerei rechtfertigen würde, daß man geringeren Schaden tat, als zu erwarten. Nun waren freilich die Reservekorps, obschon nicht so davon entblößt, wie die Fama verbreitete – jedes Korps erhielt schwere Fußart. als Beigabe –, nicht genügend mit Geschütz versehen. Die gewaltige Geschützüberlegenheit des Gegners fraß am Mark der in Grabenbau und Schanzen so ungeübten Freiwilligen, mit Jünglingen zu knabenhaften Alters durchsetzt. Erst am letzten Oktobertag kam nicht Antwerpener Belagerungsartillerie (Stegemann), die angeblich eine ebenbürtige Kanonade eröffnete, sondern eine Masse schwerer Heeresartillerie bei Gruppe Fabeck. Innerhalb eines Kreisdurchmessers von zehn Kilometer um Ypern herum beuteten die Verbündeten das Gewirr von Gewässern jeder Art (Fluß, Kanal, See, Teich, Bach), Wald und Busch, Hügel und Vertiefung in dieser feuchten Landschaft vorzüglich aus. Solche mit Geschütz überreichlich gespickte Lagerfestung zu stürmen schien ein kühnes Unterfangen, und späterer Aufmarsch des franz. 16. K. teils bei Wytschaete teils schon bei Zwartelen hinter der Front Zandvorde–Gheluvelt brachte eine Masse zusammen, die der Gruppe Fabeck wohl einen Riegel vorschieben konnte. Spätere deutsche Darstellung unterschätzt die bange Stimmung jener Tage, wo man über mangelnde Artillerie, schlechte Pionierarbeit, zugleich Verspätung und Überhastung murrte. Ententedarstellung zollt der Begeisterung unserer Freiwilligen mitleidige Achtung, baut aber falsche Siegesbilder auf. Diese Freude war von kurzer Dauer, die Stimmung wieder nebelig und trübe, als verstärkter Kanonendonner ein plötzliches strahlendes Sonntagswetter am letzten Oktobertag einläutete.
Am 29. lagen beide Parteien im Norden und Osten festgebannt; im Süden aber kam der deutsche Angriff in Fluß. Wohl brüllten englische Langrohre vom Kemmelberg und Wytschaetenhügel, doch schon pochten derbe Fäuste mit wahrhaft homerischen Proben alten Schwabenzorns an die Südkante der Stellung, und die Vorderdivision des franz. 16. K. mußte sich als schützenden Schild den Resten Ravlinsons vorlagern. Ungleich der landläufigen Fama, die ja stets am falschen Punkte ihre Gaben von Lob und Tadel ausspricht, sprechen wir den Preis der Schlacht den tapfern Sachsen zu, über welche übelwollendes Vorurteil so oft grundlos stichelte. (Schon nach der Marneschlacht, wo sie sich opferten, gab es dummes Gerede.) Ebenso gewandt wie mutig fingen sie den Stoß Haighs auf, nachdem sie Rawlinson überwältigten, ihre Artillerie leistete Großes. Am Ende der Schlacht schanzten ihre Pioniere bei Osthoek vor Zonnebeke, auch Becelaere blieb nicht mehr den Engländern, weil die Ereignisse bei Zandvorde-Gheluvelt zum Abmarsch auf Veldhoek zwangen, wahrscheinlich behauptete 242. R. den Landweg nach Poezelhoek nördlich Gheluvelt, 241., 243. drangen zuletzt in den verschanzten Reutelwald vor. 242. war offenbar im Vorrücken über den Reutelbach nordöstlich Gheluvelt gewesen, in Fühlung mit 245. am Straßenkreuz Gheluve, und wandte sich jetzt gegen die Linie Gheluvelt–Poezelhoek. Jedenfalls leisteten 242. und 25. R. J. ganz außerordentliches. Zur Entlastung der Letzteren traten die Marburger Jäger bei Keiberg ein, die sächsischen scheinen sich südwärts gerichtet zu haben. Übrigens scheint den Listen zu entnehmen, daß die Marburger, wie auch Goslarer Jäger bei Poel, erst am 30. stärker in den Kampf traten, Morslede also nicht von ersteren verteidigt wurde, sondern diese nur ihre Ankunft dort verzeichnen, nachdem der erbitterte Kampf bei Brodseinde–Morslede gegen 3. Ers. Regt. 73. L. W. und 25. R. J. endete. Wahrscheinlich sind am 28. beide Orte verloren gegangen, auch Paschendaele in Besitz der Franzosen übergegangen, aber am 29. von 287. R. und 1. Bat. der Mannheimer erneut genommen worden, sowie wir später die Marburger und Sachsen wieder bei Keiberg finden. Am 29. – so genau vermögen wir jedes Datum festzustellen – griff endlich auch das Karlsruher 238. ein und nun scheint General v. Hügel auch am 31. einen Gewaltstoß unternommen zu haben, der Paschendaele–Morslede–Broodseinde völlig sicherte, so daß die Sachsen sich erneut zwischen Reutel und Gheluvelt entfalten konnten in neuem Vollbesitz ihrer früheren eroberten Linie Keiberg–Becelaere.
Im wesentlichen flaute die Schlacht nur am 30. im Norden und Osten ab, am 29., 31. wurde noch heftig gekämpft unter dem Einfluß der im Süden hitzig entbrennenden neuen Kämpfe. Am 28. siegten die Leipziger bei La Gher und verhinderten bei Woulverghem das 3. engl. K. an Unterstützung Allenbys. Marwitz' Reitergefechte zwischen Warneton, Houthem und Kruiseeke, zu unserem Vorteil endend, verschleierten den Anmarsch der hierher verpflanzten sechs Divisionen der Armee Rupprecht, denen noch alle Bromberger und später nichts geringeres als eine Gardedivision von der 1., 2. Armee folgen sollte. Beide Parteien entblößten also die Linie Roye–Arras von Kräften, um stark bei Ypern auftreten zu können. Auch die beiderseitige Heereskavallerie war dort vollzählig versammelt, der Feind vermehrte später seine drei englischen, vier französischen, zwei belgischen noch um die 9. franz. Kav. Division, so daß er auch in dieser Waffe die Überzahl hatte. Die deutsche Reiterei wies zwar mit ihrem 1., 2. K. auf schlechtem Gelände in mühevollem Fußgefecht englische Vorstöße aus Messines–Douves ab, ihre Linke (2. K. K.) kam aber gegen Plogstreetwald nicht vorwärts, während ihr 4. K. Stetten nach dem Erfolg bei Kruiseeke gegen Zandvorde vorging, um Carlowitz von Süden her zu entlasten und den Elsässern Deimlings die Hand zu bieten. Daß die Gruppe bei Gheluve (etwa 7 km westlich Menin) rechts von Stetten bei Zandvorde mitwirkte, ist unmöglich; offenbar beobachtete sie längs der Chaussee Gheluvelt (nördlich Zandvorde südwestlich von Pozelhoek–Becelaere). Die G. St. Schr. stellt ferner die überraschende Behauptung auf, die 6. b. R. Div., diese neugebildete Truppe, sei bei Dadizeele (östlich Becelaere, dort stand früher Ravlinsons Mitte) mit den Sachsen in Verbindung getreten, als man am 29. anfing, langsam Gheluvelt zu umringen, wenigstens 16. b. R. Die Listen offenbaren aber nicht das Geringste von Einsatz dieses Regimentes im Oktober und später heißt es plötzlich richtig, daß die Division noch bei Wervicq lag, also gar nicht mitfocht! Von Wervicq war aber der Weg nach Wytschaete, wo die Truppe am 1. Nov. stand. Wie sollte sie auf so riesigem Umweg von Dadizeele dorthin gelangt sein, da sie dann erst einen weiten Südmarsch bis zur Lys zurücklegen mußte, um von da neuerdings nach Norden vorzurücken? Übrigens wäre auch arge Verstopfung der Straße Wervicq–Houthem eingetreten, wenn sich nur dort acht Brigaden (Pfälzer Korps, 3. Div., 6. R. Div., Vorderbrigade der 25. R. Div.) durcheinanderdrängten. Der dieser bayerischen Division zugehörige Verfasser der G. St. Schr. sollte doch am besten die Wahrheit kennen, hat aber als Artillerieleutnant sich einen Bären durch Infanteriekameraden aufbinden lassen, da ihm anscheinend jeder Überblick fehlte. Sonst wäre nur zu folgern, daß er solche Geschichten erzählt, um den Ruhm seiner Division zu erhöhen. Wer aber von Hörensagen urteilt, kann bloß Verwirrung stiften, Richtiges und Falsches bunt durcheinander werfen. Denn es ist richtig, daß die bayer. R. Div. sich erst am 31. zwischen Pfälzer und Württemberger einschob, das würde aber ein unmögliches Gefechtsbild geben. Der Gegner müßte ja ein wahrer Trottel gewesen sein, wenn er dann nicht in dieser Lücke durchgebrochen wäre und die Pfälzer gründlich abgefertigt hätte. Aber es ist falsch, solche Lücke anzunehmen, denn die Pommern kamen nicht am 1. Nov., sondern schon am letzten Oktobertag vor Wytschaete im Verein mit 168. Inf., 118. R. Die Hessen hatten ihren blutigen Sieg bei Le Quesnoye hinter sich und waren frei zum Vormarsch über die Lys, es ist daher grobe Unkenntnis, sie erst am 10. Nov. eingreifen zu lassen (siehe Listen). Doch was soll man von einer Abhandlung sagen, die weder wie Stegemann etwas vom blutigen Hessenkampf an der Lys weiß, noch den wichtigen Reiterkampf bei Houthem berücksichtigt, welcher allein erklärt, daß die Straße nach Hollebeke geöffnet war! Es wird auch nur undeutlich erwähnt, daß bestimmt nicht das Pfälzer Korps, sondern nur die 4. b. Div. im Vormarsch war, was aber auch nicht stimmt, denn das bei Houthem aufgetretene 3. Regt. und 4. D. fochten nachher östlich des Kanals; was bei Hollebeke-Eloi stritt, gehört im Gegenteil zur 3. b. Div. Übrigens wird immer vergessen, daß das Pfälzer Korps nur 3 Aktivbrigaden zählte (die vierte bei Metzer Reserve), also »4. D.« nicht die Stärke besaß, um sich gegen vorausgesetzt zahlreichen Feind allein weit vorn zu behaupten, wenn sie nicht sofort fünf pommersche und hessische Regimenter oder wenigstens Bataillone neben sich gehabt hätte. Letztere rückten offenbar nicht über Vervicq, sondern auf der Straße Warneton vor, die unmittelbar vor Wytschaete führt. Es trat also keine Überlastung der östlichen Straße ein, die am Westufer des Yserkanals entlang führt, und die 6. R. Div. mag dort vielleicht noch später angelangt sein. Was von Bayern in den letzten zwei Oktobertagen focht, waren augenscheinlich nur wenig Bataillone mit Jägern, Pionieren, Artillerie. Dagegen gibt die Überweisung der 2. Kav. Div. an Fabek den Wink, daß wenigstens ein Teil der zwischen Comines und Houthem fechtenden Schwadronen sich aufmachte, um gegen Schloß Hollebeke auszuschwärmen und Spitzen vorzutreiben. Was auch geschah, wie wir sehen. Daher läuft die ganze Hollebeke-Affäre im Oktober auf eine Art Vorpostengefecht hinaus und so wird verständlich, daß nur Pioniere und 2. Jäger nebst den Reitern dort Verluste hatten. Vom 5. Regt. focht wohl nur ein Bataillon, vom 17. oder 18. vielleicht keins. Die erbitterten Nahkämpfe, welche die G. St. Schr. sich dort abspielen läßt, sind anscheinend ebenso Mythe wie angebliche Erstürmung von Dorf und Schloß Hollebeke. Daß man auch nur die Umgebung dieser Punkte erreichte, wäre erklärlich, da der Feind sich dort, so wenig km von Ypern, noch keines Angriffs versah. Auch wurden die schwachen Kräfte schon am 30. zurückgetrieben, wie die Angabe verrät, ihr linker Flügel sei nördlich des Wambeekebaches von einer englischen Division (so arg wirds wohl nicht sein, doch scheint das 3. K. eine halbe Division jetzt nördlich der Lys zwischen Messines und Wytschaete herangeführt zu haben) und Allenbys Reitern angefallen worden! Nördlich Wambeekebach, weit südlich Ostaverne, womit jede Möglichkeit dahinfällt, die Bayern hätten damals nur die Umgebung von Hollebeke erreicht. Wie hätten sie dies können, solange Ostaverne in Flanke und Rücken lag. Wir beharren dabei, daß die Listen fast stets den Tatsachen entsprechen, daher ein Nachtrag in den Novemberlisten für 5. (das überhaupt wenig verlor) und 17. oder 18. Rgt. schwerlich vorliegt. Weder der neblig trübe Sommerabend noch der klare sonnige 31. waren Kampftage für die Pfälzer, wohl aber am Sonntag für jene von uns genannten Pommern und Hessen. Diese allein verwehrten, daß der Feind nicht aus Wytschaete nach Osten vorstieß und die Anmarschstraße der Pfälzer durchschnitt, die dann an den Westrand des Kanals Comines–Ypern abgedrängt worden wären. Denn auch der angeblich harte Kampf der 122. Württemberger neben den Bayern schenkt uns zunächst ein Fragezeichen, da die Heilbronner Füsiliere tatsächlich damals Null verloren, dann aber Heiterkeit, weil wir erneut die wirre Verbastelung durchschauen. Was melden die Listen davon? Nichts, wohl aber von erheblichem Kampf von 2., 9., 42., 168., wozu noch 118. R. stieß (zusammen etwa 800). Sie waren es, die Dorf Wanbeke südlich des Baches eroberten und feindliche Angriffe abschlugen. Wir sind nicht gesonnen, zuzulassen, wie Abwesende oder Scharmützelnde mit dem Verdienst anderer geschmückt werden. Teils werden hier Kämpfe des 31. Okt. auf den 1. Nov., teils solche des 1. Nov. (Bayern) auf 30., 31. Okt. fälschlich übertragen.
Diese unerquickliche Hin- und Herschieberei trifft auch für die Württemberger bei Messines zu, wo gleichfalls der Dorfkampf des letzten Oktobertages in den ersten Novembertag hineinspielte. Schwere Geschütze hatten diesen stark verschanzten Stützpunkt und die beiderseitigen Anschlußgräben erschüttert, als 125. Stuttgarter von Osten eindrangen, angeblich südlich davon 119., dahinter 121., nördlich 122. Die V. L. enthüllen wieder den Irrtum: 122. in Reserve, 121. möglichenfalls nördlich bei Gaspardmühle die Flanke der Wanbeke-Gruppe deckend. Ein Teil von ihnen warf sich in den Nordrand von Messines hinein, vielleicht durch feindlichen Vorstoß abgedrängt, es werden aber wohl auch Teile des 119. den Südrand berührt haben. Die Olgagrenadiere hielten den Feind nach Nordwest in Schach, dem gegenüber die Reiterei Richthofen am Douve-Ufer nichts anrichtete, während 2. Kav. Korps südlich gegen St. Yvo (Ostrand des Plogsteertwaldes ) auch nicht weiterkam. Recht begreifen kann man diese Verhältnisse nicht, denn sächsische Reiterei streifte bei Neuve Eglise westlich des Waldes und kann dort schwerlich vertrieben sein, weil die Sachsen sich bis Woulverghem westlich Messines vorarbeiteten, das also schon westlich und nördlich unter Umfassung lag. Indessen scheint die furchtbare englische Massenbatterie von Kemmelberg nordwestlich Woulverghem, die mit ihren weitreichenden Kanonen die ganze Höhen- und Talgegend vor Wytschaete–Messines beherrschte, jede Ausnutzung dieser günstigen Bedingungen unterbunden zu haben. Am Höhenzug, der nördlich Messines nach Wytschaete streift, konnten die 121er (angeblich 122er) nicht hinauf, da die englischen Geschosse in die Tiefe hinabreichten, litten aber nicht sehr, wie die G. St. Schr. für diese Stelle behauptet. Auch die Olgagrenadiere hatten im Süden keinen so schweren Stand. Offenbar hat der Verfasser den Gesamtverlust der Division bloß für Messines gerechnet, ohne nachzusehen, daß sie schon früher bei den Leipzigern ernste Kämpfe hatte. Heut trug natürlich 125. den Hauptverlust (500), die Gesamteinbuße hielt sich auf erträglicher Höhe, und entfällt natürlich teilweise auf den 1. Nov. seit Mitternacht. Daß Artillerie und Pioniere daran einen guten Anteil hatten (4. Komp. 13. P. allein 55) ergab sich aus den Verhältnissen. Denn Letztere sprengten Haus nach Haus in die Luft oder hieben mit Beilen und Pickeln die Mauern ein, alles im schwersten Straßenkampf! Erstere aber fuhr teilweise nahe hinein, 6./65. Art. schoß mitten in der Hauptstraße, ohne Pferde durch Begleitmannschaften die Geschütze heranschleppend, das am Südrand liegende Kloster in Brand. Es vertrat die Bedeutung einer Zitadelle, von da kam schärfstes Flankenfeuer eingegrabener Maschinengewehre, dessenungeachtet die braven Stürmer den Nordostsaum und zwei Barrikaden eroberten und die zwei Querstraßen entlang stürmten, die östlich nach Gaspar, nördlich nach Wytschaete führen. Bei Messines laufen nämlich vier Straßen zusammen, südlich von Plogstreet, westlich von Woulverghem. Dies Wegekreuz gestattete rasches Heranbringen von Verstärkungen, so daß der zähe Verteidiger das Gefecht noch die ganze folgende Nacht fortsetzen konnte. Allerdings noch ohne volle Entscheidung; doch die Stuttgarter würgten sich immer tiefer ins Innere hinein. Ein Leutnant durchschlich tollkühn die Trümmer von Hinterhöfen und Seitengärten und besetzte ein Eckhaus am Markt, wo er sich unverzagt hielt, bis sich zu ihm spät abends neue Kameraden gesellten. Des Klosters dicke Türme und Mauern, von denen so schweres Feuer herabkam, stürzten jetzt zermalmend auf die hartnäckigen Verteidiger herab, die mit wildem Schlachtruf für Alt-England starben. Als die Dunkelheit einbrach, riß der tolle Häuser- und Straßenkampf nicht ab, sondern tobte unermüdlich bis zum Morgengrauen. Die 125er erwiesen sich hier wie immer als ein wahres Eliteregiment. Solche echten Taten soll der Geschichtsschreiber festhalten, nicht falsche erfinden, noch gar Beeinträchtigung wahren Verdienstes durch Aufbauschung unbedeutender Nebensachen erlauben.
Mit allem Heldenmut der Seinen war freilich dem Herzog Urach nicht gedient, solange er den Ort nicht fest in Händen hatte, am Ausläufer des auf der Ostseite steil abfallenden Kemmelberges gelegen und daher ein Schlüssel zur englischen Artilleriestellung. Wenn die Eroberung von Messines einer solchen Elitedivision so viel Zeit kostete, ist erst recht unglaubhaft, daß die Pfälzer sich sofort bis Osttaverne durchrangen, zumal zugegeben wird, daß ihre Linke zurückging, das wäre aber grade dort gewesen, falls die Rechte bei Hollebeke lag. So taumelt man von einem Widerspruch in den anderen, wohl in dem Bestreben, den Bayern recht viel Schönes anzudichten, deren viele wirkliche Taten Vermehrung nicht bedürfen. Natürlich übersieht man, daß dann der weitere Novemberkampf wenig rühmlich für das Pfälzer Korps wäre, das trotz Besitz von Hollebeke und Osttaverne (beides unwahr) fernere acht bis zehn Tage brauchte, um sich bis zum nahen St. Eloi durchzuringen! Umgekehrt wäre freilich auch unrühmlich, wenn die angeblich schon anwesende 3. b. D. (4. westlich Zandvorde) nicht am 30., 31. schon Osttaverne genommen hätte, was aber natürlich der von uns festgestellten kleinen Vorhut unmöglich war. Denn es ist entschieden unrichtig, daß damals schon bedeutende feindliche Streitkräfte bei Hollebeke standen, höchstens war die Hälfte 16. K. am 31. dort anfangs aufmarschiert, rückte aber eiligst nach Osten ab, wo ihre Gegenwart zur Rettung von Gheluvelt–Zwartelen–Kl. Zillebeke unbedingt nötig schien. Sie scheint nach 1. Nov. durch das 22. K. abgelöst zu sein, außerdem schob French am Kemmel eine oder später zwei indische Brigaden ein, wodurch sich das Zünglein numerischen Übergewichts erst recht auf Ententeseite neigte. Durch das falsche Mitkämpfen des Pfälzer Korps schon im Oktober, sei es auch nur mit einer Division, wird lediglich die Ententefabel von deutscher Übermacht gestärkt, während in Wirklichkeit jetzt am 1. November schon acht französische, mindestens vier britische Divisionen gegen höchstens neun deutsche unvollzählige oder nicht voll eingesetzte fochten. Die Ententeberichte zählen einfach fast alle im November aufgetretenen deutschen Truppen schon Ende Oktober mit, naiv oder absichtlich, doch an jedem Punkt hatten die Deutschen sich damals einer Überzahl zu erwehren. So arbeiten deutsche Oberflächlichkeit und fremde Ruhmredigkeit Hand in Hand, um Wasser auf die Mühle des Gegners zu treiben, so schreibt man amtlich Kriegsgeschichte.
Selbst bezüglich der Geschützüberlegenheit des Feindes an Zahl und Wirkung wird nicht die volle Wahrheit gesagt. Die Ypernschlacht ist die einzige im Weltkrieg, wo eine bessere Beschaffenheit unserer Artillerie nicht in Erscheinung trat. Die mit schlauer Findigkeit eingebauten und versteckten feindlichen Batteriemassen behielten im ganzen die Oberhand. Es war grausam unüberlegt und geradezu unverantwortlich, daß man junge Truppen nicht durch besonders reichliche Zugabe von schwerem Geschütz kräftigte, uneingedenk des Napoleonischen Wortes: »Eine Infanterie braucht um so mehr Artillerie, je schlechter sie ist.« Schlecht war diese wahrlich nicht, doch zu jung an Alter und Ausbildung, aller Heldenmut schützte diese bewundernswerten Freiwilligen nicht vor Folgen ihrer Unerfahrenheit im Grabenkrieg, den die Ententeveteranen, besonders die Briten seit dem Burenkrieg, aus dem Grunde verstanden. Um so ruhmvoller die Haltung besonders der Sachsen. Doch selbst hier gibt man nicht der Wahrheit die Ehre, sondern vertuscht im Interesse des Generalstabs, daß auch die Elsässer ohne ausreichende Artillerie eingriffen. Tatsächlich trafen nur 84. und Teile der 80. Artillerie ein, während zwei andere Elsässer Batterien nach Poel hinter der Front herum abfuhren, ein schlagender Beweis, wie man auch dort genügender Artillerie entbehrte. Statt dessen wird lang und breit erzählt, daß Fabecks schwere Heeresartillerie schon am 30. bombardierte. Da wir jedoch nach den Listen jeden Artillerieverlust sogar batterieweise, z. B. der sächsischen Haubitzenbatterie feststellen, so können wir ruhig sagen, daß alle in Frage kommenden schweren Batterien Fabecks, z. B. vom 1. bayer. oder 4. Magdeburger Fußartillerieregiment nur für Novemberverlust verzeichnen. Wie sollen wir also an Ankunft der schweren Artillerie schon am 30. glauben, da die Überlieferung doch ausdrücklich den Verdruß der Elsässer über Artilleriemangel betont? Bei den Bayern feuerte nur die schon bei Houthem den Vortrab begleitende 5. Art., nicht die 6. bayr. R. Art., die doch gewiß zur Stelle gewesen wäre, wenn ihre Div. focht.
Daß zum ersten Mal ins Feuer gehende Truppen leicht unterliegen, soll die bayer. R. Div. in der Nacht zum 1. Nov. erfahren haben. Ihr 17. R. warf sich plötzlich auf Wytschaete? Obwohl rote Leuchtkugeln vom Feind her durch mondhelle Luft flogen, gelang überraschender Anlauf, ohne einen Schuß zu tun? An der Windmühle vor Wytschaete vorbei stießen die braven bayrischen Reservisten bis zum Westrand der Ortschaft durch, gerieten aber nicht nur ins Feuer der eigenen Artillerie (welcher? Ihrer 6. R. Art., die noch gar nicht da war?), da diese Wytschaete auch bei Nacht beschoß, sondern auch des aus Süden anrückenden 21. R., und es war sechs Uhr vorüber, als am ersten Novembermorgen sich sechs französische Regimenter (von welchem Korps?) auf 17. R. stürzten und es aus dem Höhendorf trieben? So ungefähr, wenn auch mit andern Worten, lautet die Erzählung, gegen welche wir an sich nichts einzuwenden hätten, da der Verlust beider Regimenter ja diesmal richtig in die Novemberlisten fällt. So scharf wir ein Aufstellen dieser Division bei Dadizeele und Mitwirkung vom 16. R. bei Kruiseke und Gheluvelt bestreiten – focht dies Regiment auf eigene Hand außerhalb des Divisionsrahmens? So schlägt immer eine Unwahrheit die andere tot –, glauben wir doch gern, daß sie am 31. abends vor Wytschaete zwischen Pommern und Pfälzer aufmarschierte. Doch die Einzelheiten sind unwahrscheinlich. Die sechs französischen Regimenter könnten wohl nur vom 22. K. sein, da das 16. bereits ganz nach Osten abmarschierte, und es scheint fragwürdig, ob letzteres ganz schon am 31. Oktober anlangte, sicher aber, daß 22. K. erst seit 3. Nov. ins Feuer ging und zwar nur mit der ersten Staffel. Andererseits wäre doch wohl wahrscheinlicher, daß General du Trossel, dessen Pommerndivision vollzählig am 1. früh zur Stelle war, den Angriff eröffnet hätte, als die unter allen Umständen später anlangende bayrische Reservedivision sofort nach ihrer Ankunft nach langem Marsch. Wir folgern, daß die offizielle Schrift fast durchweg das schwere Ringen am 1. Nov. auf 31. Okt. überträgt, wo die Schlacht auf 17 km Front wesentlich wie am 30. Artillerieduell blieb mit Ausnahme gewisser Brennpunkte, wo die gegnerische Infanterie sich zu sehr ineinander verbiß, um sich pausierend loszulösen.
Wir kommen jetzt zum Elsässer Korps, das sich in Gewaltmarsch besonders gesputet hatte, also eher noch vollzähliger angelangt sein müßte, als etwa die 4. b. Div. Wir gaben aber bereits an, welche Bataillone nachweislich laut den Listen zur Stelle waren; denn was in solcher Krise keinen Verlust hat, war gewiß nicht anwesend, im ganzen 172., I/III/171., I/II/105. und wahrscheinlich I/126. Mit ihrer gewöhnlichen Ungenauigkeit schweigt die G. St. Schr. ganz vom 171., 172. und bewegt sich in Allgemeinheiten, fügt aber dem I/II/105. (diesmal mit den Listen übereinstimmend) noch I/143. und 99er hinzu. Warum sollten wir aber glauben, daß deren Verlust aus den Novemberlisten nachzutragen sei, während bei den andern obengenannten die Sache richtig stimmt? Möglich, daß I/143., I/99. am 31. anlangten, jedoch in Reserve blieben, vielleicht auch 8. Jäger, obwohl die Schrift letztere nicht erwähnt, sondern nur die Jägerbataillone des Kav. K. Stetten. Man vergesse nicht, daß Div. Copper schon sehr übel zugerichtet war, und es wiederum die deutsche Waffenehre schmälern würde, wenn mehr als höchstens zehn Elsässer Bataillone mitwirkten, da gleichzeitig sieben sächsische und drei Jäger-Bataillone auf die erschöpften Engländer loshämmerten, alle noch frisch oder so gut wie frisch. Hätten noch gar die Württemberger Reserveregimenter mitgewirkt, so wäre der Erfolg unrühmlich und im Ergebnis unbefriedigend gewesen. Wahrhaftig, daß man sich Minderzahl andichtet, ist eine bekannte Gepflogenheit, aber daß man sich Überzahl andichtet, ist wirklich neu. Und das alles nur aus Oberflächlichkeit, gewiß nicht aus bösem Willen.
– – Am 30. sollten Fabeck und Herzog Albrecht gemeinsam zum Angriff übergehen, nachdem Frenchs Offensive gescheitert, doch bei Fabeck blieb es bei der guten Absicht ohne Ausführung, weil die Kräfte noch nicht vereint. Die hessische 25. R. Div. wurde von der Lys herangezogen, abgelöst bei Warneton von der 11. Brandenburger L. W. Brig. Schulenburg, die ihrerseits wieder die 26. Div. vor Messines später ablösen sollte. Natürlich nennt die G. St. Schr. nicht ein Pfälzer Regiment, das wirklich die Feuerzone betrat, sondern erwähnt nur ganz allgemein 4. b. Div., Spitze bei Wambeke (wo die Pommern standen). Und 11. L. W. Brig. verweist sie nach Gheluvelt, obschon deren Novemberliste deutlich widerspricht. Derlei ermutigt uns gewiß nicht, wenn sie wie Stegemann die Ankunft des ganzen Elsässer Korps voraussetzt, uns ihrer Flüchtigkeit anzuschließen. Wie Aussagen beteiligter Offiziere uns verrieten, warf sich Deimling überstürzt in den Feind, je wie seine Teile nacheinander ankamen. Daraus ist ihm kein Vorwurf zu machen, denn die Umstände drängten zu rascher Tat. Die Kavallerie Stetten soll ausgeschieden sein als Lückenfüllung; indessen müssen wir auch dies einschränken, denn 7. Jäger zu Pferd hatten Verluste bei Gheluve, rückten also mit der dortigen Gruppe vor (245. R., 26. R. J., 54. Würt. Art.), gemeinsam mit den Jägerbataillonen 9., 10. und 1. bayr.
Da an diesem Tage weder die 4. und Gardekavallerie Div. bei St. Yvo gegen den Ploogstreetwald vorkamen, noch der Herzog von Urach seine 52. Brig. nach Ersteigung nordöstlicher Höhenwellen weiter gegen Messines vorbringen konnte und den auf den Abend befohlenen Nachtsturm aufschieben mußte, kam alles darauf an, daß wenigstens Deimling den Angriff auf Zandvorde vorwärts trug. Wir betonten bereits, daß wir von dem angeblichen vor acht Uhr früh einsetzenden Bombardement Fabeckscher schwerer Artillerie nichts wissen wollen; Augenzeugen versichern das Gegenteil. Es wird dann auch kleinlaut beigefügt, das Wetter habe Beobachtung und Wirkung erschwert. Allerdings herrschte dunstige Unsichtigkeit, die beiläufig auch beim Gegner die Fliegeraufklärung verhindert haben muß, denn wir haben den Eindruck, als ob die Annäherung frischer Truppen für French ziemlich überraschend kam. Um neun Uhr schritt Deimling zum Angriff und besaß nach zweistündigem Gefecht Zandvorde nebst der westlich und vor allem nordöstlich anstoßenden Höhe, welch letztere als Beobachtungsposten der englischen Artillerie gedient hatte. Ihr 40 m hoher Hang wurde von den Jägern erklommen, worauf Batterien der 84. Straßburger Artillerie dort auffuhren, und ihre Geschosse schleuderten, um das Gefilde nach Gheluvelt reinzufegen. Von sechzig Batterien Feldhaubitzen und neun Mörserbatterien, die man Fabeck beigab im Gegensatz zur ärmlichen Ausstattung der Reservekorps mit dieser Gattung, war aber weder heut noch am Folgetag etwas zu spüren. Denn Gheluvelt widerstand der Kanonade, und ein abends dorthin gerichteter Vorstoß blieb ganz erfolglos. Zandvorde sei von der 39. Division genommen worden? Das gibt wieder ein schiefes Bild, nur das 172. Rgt. genügte dazu. Der Ort ist wahrscheinlich nur von der 3. engl. Kav. Div. verteidigt worden, von der ein Halbregiment vernichtet auf der Strecke blieb und seine Maschinengewehre liegen ließ. Noch war aber das wichtigere Gheluvelt nicht unser, vor dem die genannten vier sächsischen Bataillone und einige Schützenschwärme der Div. Hohenborn sich abmühten oder auch nicht, wie der geringe Verlust von 245. lehrt. Nur 54. R. Art. unterhält auf der Chaussee ein scharfes Feuer. Umsonst setzte der schneidige Korpschef seine Person aus, wie allseitig bezeugt wird. Wo keine Truppen sind, kann der bravste General nichts erzwingen. Sir Copper, dessen von Unglück verfolgte Division abgelöst werden sollte, mußte hier verharren, brauchte sich aber am Folgetag nicht allein mit der eigenen gebrochenen Kraft zu behelfen, sondern wurde links durch Teile des franz. 16. K. und rechts durch die von Becelaere abziehende 1. engl. Div. gedeckt. Wenn die G. St. Schr. hier die ganze 54. Div. und die 30. Div. angreifen läßt, so leugnen wir umso zuversichtlicher jede Mitwirkung der schwäbischen Reserveregimenter, als die Schrift selber nur jene vier sächsischen Bataillone zu nennen weiß. Wahrscheinlich fand ernstlicher Angriff auf Gheluvelt heut überhaupt nicht statt. Haigh hatte seinen Angriff gegen die 53. D. nicht zu erneuern gewagt; ähnlich sah es bei der 51. Div. aus, sie blieb defensiv, was ganz zu den Listen stimmt, da sie kaum die Hälfte litt als die 52. Diese gewann an strahlendem Sonntag Boden südöstlich Langemark, was jedoch fünfhundert Schritt kaum überstieg. General v. Hügel vermochte den vom frischen Karlsruher Regiment vorgetragenen Anlauf nicht durchzuführen. Die Karlsruher verschwendeten sehr wenig ihr Blut, wohl kaum vom Anblick der hingemähten Mannheimer angefeuert. Der persönlich eingetroffene Generalissimus Joffre wollte sogar seinerseits Offensive nochmals veranstalten, zu welchem Behuf er ein neu eingetroffenes Korps für November bereitstellte. Dies soll das »2.« gewesen sein, das aber unseres Wissens noch nicht von den Argonnen weggezogen wurde; ein französischer Bericht nennt das berühmte 20. K., was uns eher möglich scheint. Doch kommt ja wenig darauf an, welches, denn ein frisches Korps verstärkte jedenfalls die Langemarklinie, doch sicher erst im November. Verwechslung mit dem 22. oder 32. K. liegt schwerlich vor; denn da das 16. K. erst am 1. Nov. notorisch zwischen Voumerzele und Zwardelen aufmarschierte und ebenso sicher dann starke französische Massen bei Wytschaete standen, sind bestimmt außer dem 16., 22. K. noch zwei andere Korps im November auf der Nordostseite frisch eingetroffen. Diese traten seit 1. Nov. nacheinander in volle Tätigkeit.
Unter solchen Umständen konnte auch dem General v. Kleist kein besseres Los beschieden sein. Er führte die Pommern erneut gegen Bixschoote, Altonaer und Mecklenburger auf die Chaussee nach Langemark. Äußerer Erfolg war nur scheinbar da. Wie 216. R., in dessen Tätigkeit die G. St. Schr. sich verfrüht an unrichtigem Ort verliebt, nach Bixschoote mit dem 211. gekommen sein soll, wissen die Götter; war denn der Divisionsverband ganz zerrissen, 45., 46. Div. durcheinandergewürfelt? Auch hier grübeln wir nicht lange über die Unmöglichkeit. Lösung: der Verfasser hörte oder weiß, daß 216. R. schwer litt, nämlich im November, darf aber den wahren Punkt, wo dies stattfand, nicht angeben zugunsten einer neuen Fabel, da er andere Teile dorthin versetzt. Jedenfalls konnte das völlig zerschossene Kanaldorf, wie schon erwähnt, vom 209., 211. nicht besetzt gehalten werden, weil sein lehmiger Vertiefungskessel keine Deckung bot. 209. ging auf die rechte Kanalflanke zurück, angeblich frühere Eroberung vom 22. ist Verwechslung mit 29. laut franz. Bericht. Zu fünfstündigem vorherigen Dorfgefecht stimmen wieder die Listen nicht, die ja sonst durchaus angemessene Einbuße der andern Reservekorps verzeichnen. Auch das scheint willkürliches Vorrücken des Stundenzeigers auf späteres. Und bei angeblicher Eroberung Gheluvelts am 31. begegnen wir auf Schritt und Tritt Unstimmigkeiten. –
Der Urheber jener G. St. Schr. scheint als Bayer darauf versessen, überall süddeutsche Landsleute im Vordertreffen siegreich zu erschauen. Niemand will diesen ihren Lorbeer rauben, aber zerpflücken müssen wir den bloßen Papierlorbeer der Theatergarderobe. Wir sprachen schon über die Undenkbarkeit, daß die 6. b. R. Div. über Dadizeele in so weitem Umweg auf der Chaussee Menin–Wervicq nach Wytschaete kam, gleichzeitig aber ihr 16. R. vereinzelt im Osten focht. Nun soll es vollends am 31. in den Kampf bei Gheluvelt eingegriffen haben. Nehmen wir mal an, erstere Behauptung sei richtig und die 6. R. Div. etwa am 30. früh nach Wervicq abmarschiert, so könnte 16. R. als Nachtrab bei Gheluve kehrtgemacht und nordwestlich ins Feuer marschiert sein. Dann konnte es aber bestimmt nicht später am heftigen Kampf seiner Division bei Osttaverne–Wytschaete teilnehmen, das aber ist Tatsache nach den Listen. Sobald man deren chronologische Reihenfolge und ihre ausdrücklichen Zeitdaten zur Richtschnur nimmt, hellt sich jede Unwahrscheinlichkeit auf, und wie sollte sie nicht, da stets jede Logik dafür spricht! So z. B. redet jener Verfasser vom »breiten« Gefechtsstreifen der Pfälzer in den letzten Oktobertagen; er war aber gar nicht breit, sondern zwischen Kanal und Wambekebach sehr eingeengt! Einfach Verwechslung mit späterer Entfaltung zu beiden Seiten des Kanals. Vermutlich stammt der ganze Scherz von Kampf des 16. R. im Osten daher, daß die Überlieferung von »Bayern« bei Gheluvelt spricht. Ja natürlich, 1. b. Jäger! Auch sah man dort wirklich »Württemberger«, doch nur Teile 126er des Elsässer Korps könnten gemeint sein, was wir indessen bezweifeln, sonst gab es dort nur schwäbische Kanoniere der 54. R. Art. Die Listen der Württemberger R. Regimenter verzeichnen stets nur Zonnebeke–Polygonwald und Umgegend, wo erst im Nov. gefochten wurde, weshalb ihr Verlust ja auch nur in Novemberlisten vorkommt. Durch solches Gestrüpp muß man sich den Weg bahnen, um ins Klare zu kommen. Was übrigens der Verfasser unter »preußischen Landsturm« versteht, der einen Sturm auf Gheluvelt mitmachte, bleibt sein Geheimnis. Landsturm gab es hier nicht, meint er hannoversche Landwehr? Die stand auch im November bei Broodseinde. Wären so viel Kräfte vereint gewesen, so war Wegnahme Gheluvelts keine besondere Heldentat, auf welches »Bayern« und »Württemberger« mit stolz sein dürften. Es würde wieder nur die deutsche Leistung herabdrücken. Allein, es ist ja alles Phantasterei. Weder waren diese da, noch das ganze Elsässer Korps, und was vom 54. R. Div. geredet wird, bezieht sich einfach auf ihre vier sächsischen Bataillone, die von Gheluve herkamen, bezeichnenderweise weiß die Schrift auch keine andern namhaft zu machen, und endlich ist auch Gheluvelt an diesem Tage nicht genommen worden, was die Engländer ganz richtig leugnen. Die deutschen Kräfte waren viel zu schwach, um dies zu leisten, da Rawlinson zuletzt in Verbindung mit der Vorhut des 16. fr. K. und mit der 1. engl. Div. focht. Dagegen bringt man wieder die Sachsen um ihr Verdienst, da nur bei diesen die Entscheidung lag. Aber nicht bei 245. R., das sehr wenig litt, sondern beim 242. der andern 53. Division. Während 243. mit ernsten Opfern die Front der 1. engl. Div. im Reutelwald festhielt, brach 242. südlich Poezelhoek durch und bedrohte Gheluvelt im Nordosten, fortschreitend schon aus Norden, Verbindung zwischen Haigh und Ravlinson teilweise durchschneidend. Dies bewog Haigh zum Zurückweichen, da die 1. Div. immer mehr in Verstrickung hineinwirrte, früher noch weit vorwärts zwischen Keiberg und Zonnebeke stürmend, als schon seine rechte rückwärtige Flanke durch Deimlings Anmarsch bedroht. Bei seinem jetzigen notgedrungenen Rückzug auf Veldhoek gingen die schottischen Füsiliere zugrunde.
Von diesem allein wichtigen Vorgang sagt die G. St. Schr. kein Wörtchen, um dafür von glanzvoller Eroberung Gheluvelts schwärmen zu können, wo 1000 Gef. (17 Off.), 3 Geschütze erbeutet worden seien. Diese Ziffer widerspricht, wie auch »600« bei Kruiseke, der niedrigen im Heeresbericht, vielleicht liegengebliebene Verwundete mitberechnet, doch so viel Gefangene konnte man nach dem ganzen wirklichen Gefechtsgang überhaupt nicht dort, sondern nur beim Rückzug Haighs machen. Den Sachsen allein gebührt der Ruhm. Die 53. Div. exkl. 244. R., das seine Verlustlosigkeit im November erschreckend nachholte, verlor auf zehn Bataillone (Artillerie und Pioniere bluteten auch entsprechend ihrem tapfern Verhalten bei Keiberg und Hollebosch) weit mehr als das mit mindestens zwanzig fechtende Korps Kleist. Sie litt noch mehr als jede brandenburger Division an der Yser. Für solche Opfer bei solchem Erfolg – denn nur sie brach die beste feindliche Division – soll ihr der gebührende Preis versagt werden? Mit nichten. Wir winden den tapfern Sachsen den gebührenden Lorbeerkranz mit dem selben Eifer, mit dem wir Aufblasung unscheinbarer Begebenheiten ablehnen. Da sie nun aber zehn Tage im allerheftigsten Feuer standen, darf man da verzeihlicherweise den Elsässer Verlust im zweitägigen viel ungefährlicheren Gefecht höher anschlagen als er wirklich war? Auch solcher logischer Schluß hat Wert, selbst wenn nicht alle Listen auf unserer Seite wären. Er wäre viel größer, wenn die in der Schrift genannten 99., 143. mitfochten, geschweige das ganze Korps. Inwiefern I/143. der Div. Hohenborn dem Oberst Oldershausen vom 105. als besondere Sturmtruppe unterstellt gewesen sein soll, klingt ziemlich unglaubwürdig. Wie kam 105. auf die Ostseite, wenn 99. Hohenborns angeblich von Süden stürmte, war ersteres von seiner Division abgetrennt? Lauter Sonderbares! Vielmehr ist bezeichnend, daß Oldershausen »stark vermischte Teile der 54. R. Div.«, nämlich »besonders« von 26. R. J. mit sich hatte, denn dies Bataillon und sogar 25. R. J., deren früheren Platz jetzt 24. R. J. bei Keiberg einnahmen, scheinen sich südwärts zu Div. Kathen gezogen zu haben, weil ihr Mitwirken gegen Klein-Zillebeke in den Listen notiert wird. In dieser Richtung führte General Kathen sein 171., 172. vor unter den Augen des persönlich erschienenen obersten Kriegsherrn, kam aber gegen die aus dem Waldstück westlich Gheluvelt heftig feuernden Vorderteile des fr. 16. K. nicht auf. Die Waldecken umgab ein Wall von Erdwerken und Stacheldrahtfeldern, ebenso fest lag Rawlinson beim Dorfe eingebuddelt! Während Kathens Linke im ganzen nur fünfhundert Meter Raum gewann, nahm Hohenborns 105. im Dorfkampf die Vorhand, ohne aber die zerschossenen Hausruinen nehmen zu können. Unter Heckenzäunen und Büschen entstand ein wildes Ringen, wobei die britischen Scharfschützen die mitstürmenden Divisionäre Hohenborn und Schäfer aufs Korn nahmen. Des Letzteren 54. Div. war im grunde nur durch ihre Jäger vertreten, dazu eifrige Kanoniere und Pioniere, ebenso bedeutete I/126. die einzigen »Württemberger«, die hier Schwabenstreiche vollführten. Alles was von Sturmtruppe unter Oberst v. Hügel hier geredet wird, fällt auf dem 1. Nov. Dagegen beweist ihr Verlust, daß 54. Würt. R. Art. sich äußerst brav benahm, Geschütze bis in die Schützenlinie vorbewegend. Die Anwesenheit der Artilleriechefs beider Divisionen im vorderen Schützenstand giebt uns den Fingerzeig, daß hier von Osten her fast nur Artillerie- und Pionierkampf stattfand. Deimlings 15. Pioniere litten erheblich, auch die Würt. R. P. K. arbeitete vornean. Den Korpschef Deimling, der sich erneut persönlich einsetzte, verwundete ein Artilleriegeschoß, anscheinend blutete oder erkrankte auch General Hohenborn, denn ein anderer führte nachher seine Division, wie auch Korpschef Carlowitz ausschied (Ursache unbekannt) und General Schubert sein Kommando übernahm. Es war eine Stunde vor Mittag, als General Kathen seine Rechte nach Gheluvelt warf und um drei Uhr soll allgemeiner umfassender Angriff mit 99ern Hohenborns von Süden her den Widerstand gebrochen haben. Tatsächlich figurierte Div. Hohenborn lediglich mit ein paar aufmarschierten Bataillonen, nur Teile ihrer 80. Artillerie feuerten etwas, nur die 84. Kathens ununterbrochen. Daß eine Batterieabteilung Rainer dicht am Dorfe feuerte, mag schon sein, doch die weit überlegene englische Artillerie hielt ein Durchdringen des Vorstoßes nieder, während eine Anzahl Maschinengewehre das Feld unter Schuß hielten. Die Verteidiger benutzten jeden Trümmervorsprung und verwendeten ihre geübten Schützen in den Baumwipfeln des Parks, wie dies auch im verdrahteten Reutelwald das unaufhaltsam vordringende 243. Sächsische spürte. Nun erhalten wir wieder einen unfreiwilligen Wink durch die Angabe, daß die Deutschen nördlich Gheluvelt vorbrechen wollten. Unsinn, wenn es sich um Erstürmer des Dorfes handelt, die durchaus Front nach Westen haben mußten und sonst einem verheerenden Flankenfeuer aus Veldhoek und Groß-Zillebeke die linke Seite geboten hätten. Jawohl » nördlich am Dorf vorbei«, doch eben 242. bei Poezelhoek, die Linke der 1. engl. Div. vor sich hertreibend, die sich südwärts zurückzog, während die 2. Div. in Richtung Reutelwald abrückte. (Da die Listen ausdrücklich »Gheluvelt« für 242. R. verzeichnen, so wird die Vergeßlichkeit der G. St. Schr. geradezu peinlich). Ein mit pünktlicher Schnelle einsetzender Gegenstoß kann nur von der abziehenden Rechten der 1. engl. Div. erfolgt sein, da die 7. D. überhaupt keine Kraft mehr dazu hatte und die Franzosen bei Klein-Zillebeke durch Kathen gefesselt wurden. Britische Kerntruppen können viel und dieser Stoß warf die schwachen Abteilungen im Dorfe, wo II/105. am meisten litt, hinaus. Daß die Deutschen in Grabenhandgemenge sich für angeblich unüberwindlich erwiesen, nimmt den Briten gegenüber doch einigermaßen Wunder, und wenn wir auch einen Teil der überrannten Gräben und vielleicht das Schloß, aus dem vorher so viele Maschinengewehre spielten, behalten haben mögen, so lesen wir klar zwischen den Zeilen, daß Gheluvelt ganz oder bestimmt der Nordteil den Briten blieb. Aus einem Datum der Listen könnte man sogar folgern, daß ein Teil sächsischer Jäger bis Gheluve zurückgingen, vielleicht um von dort sich wieder dem Standort ihrer Division anzuschließen. Die drei Jägerbataillone des Kav. K. fochten wohl auch am Südende des Dorfes (keineswegs 99er), doch diese am Dorf fechtenden zehn Bataillone waren wirklich nicht stark genug, allein Rawlinsons 7. Inf., 3. Kav. Div., mochten sie noch so geschwächt sein, samt zwei Brigaden der 1. Div. zu überwältigen. Dagegen zwang 242. nördlich Haigh zum Abzug auf Veldhoek und Herenthage, wo er sich eingrub. (Da deutsche Berichte überall Engländer sehen, so muß streng unterschieden werden, daß bis Broodseinde hin jetzt nur Franzosen standen). Die Legende vom Gegenstoß des 16. b. R. (siehe früher), dessen Oberst dabei fiel, scheint dem Zweck zu dienen, einen Zusammenbruch des englischen Angriffs vorzuzaubern. Da überrascht die seltsame Übereinstimmung, mit dem nämlichen Vorfall bei Wytschaete (siehe früher): deutsche Artillerie habe bayrische für britische Mützen gehalten und von hinten auf sie gefeuert. So etwas kommt natürlich vor, obschon eine Nichtansage eines eigenen Infanterieangriffs zu den Seltenheiten gehört. Aber daß der nämliche Vorgang sich zweimal am gleichen Tage (bei Wytschaete wenigstens in der Morgendämmerung des 1. Nov., hier am hellen Tage bei besonders klarem Wetter) abspielt, klingt doch sehr gesucht. Sollte man beide angeblichen Erlebnisse der 6. R. Div. etwa blind durcheinander werfen?
Die Sterne lügen nicht, sagt Wallenstein, die Listen auch nicht und damit scheint der Fall erledigt. Nicht so ad acta legen können wir, daß das Schicksal des Tages auch hier peinlich schwankte und der Erfolg, wenn ein solcher vorlag, jedenfalls nur ein halber war. Die Engländer litten stark, doch ihre Stellung einzuknicken gelang nur der 53. R. D. nördlich Gheluvelt. Die große Aufnahmestellung in der verdrahteten Waldung, die östlich Kl. Zillebeke vorspringt und deren Südecke einer ausgebauten Bastion glich, nördlich die Meninchaussee nach Ypern östlich Gr. Zillebeke berührend, machte ein Heraustreten aus Gheluvelt schwer, sobald es genommen. Aber es war nicht genommen, außer vorübergehend und am Schluß vielleicht nur am Südrand. Da am 1. November große Offensive von Joffre angesagt war, so muß man sich auf noch viel härteren Kampf gefaßt machen. Die deutschen Batterien konnten sich jetzt näher heranschieben, die Elsässer Artillerie fand einen guten Posten in Höhe 40 bei Zandvorde, von wo man schon Hooge, den Sitz der englischen Oberleitung, bestrich. In einem dortigen Gebäude tötete eine Granate einen General und einige Generalstabsoffiziere, was aber schwerlich auf die Gefechtsleitung bei Gheluvelt eingewirkt hatte, wie deutscherseits vermutet. Bei so wildem Durcheinander von Dorf- und Waldkampf ficht jede Abteilung auf eigene Hand und folgt ihrer eigenen Eingebung.
In der Nacht langte die Hauptmasse der Elsässer an, ebenso am linken Flügel die 6. b. R. D. und nacheinander fünf Regimenter des Pfälzer Korps, 25. R. und 3. D. wurden vollzählig. Im Zentrum rückten jetzt 2. Ers., 37. L. W. Brig. vollzählig ein, desgleichen östlich Langemark die 9. R. D. und am rechten Flügel, der einer Unterstützung zu bedürfen schien, Teile 3. R. K. und ein noch kleinerer Teil 22. R. K., welche Gelegenheit die G. St. Schr. zu neuer Legendenbildung benutzt. Somit standen jetzt am rechten Flügel etwa 4 ½ D. gegen 4 (später 5) feindliche, im Zentrum rund 6, da die zurückgehaltenen oder erst jetzt angelangten Teile des 23., 26., 27. R. K. alle die Vorderbühne des Kampfplatzes füllten, gegen 7 inkl. Frenchs »Spezialreserve«, im Süden 8 gegen 8, was sich bald deutscherseits auf 7 durch Ausscheiden der Württemberger minderte, von denen eine Brigade schon gleich in den Ruhestand trat. Umgekehrt steigerte sich die Zahl im Zentrum später auf 8 durch Beitritt zwei neuer Divisionen. In Summa genau gleiche Kräfte, doch auf verbündeter Seite ein Mehr an Artillerie und Kavallerie, besonders nachdem drei Kav. Div. zu Hindenburg abgingen, also 5:10. Später erhielt Deimling noch eine aus Linien- und Reservebrigaden zusammengesetzte hannoversche Div., d'Urbal aber Zuaven- und Turcobrigaden, so daß auch dies sich ausglich. Dagegen schieden nach Mitte November nochmals drei Divisionen nach Rußland aus, so daß nachher nur 31 deutsche Infanteriebrigaden gegen 38 standen. Die Behauptung, daß 40 verbündete Divisionen bei Ypern erschienen und nur 25 deutsche, ist unverständlich. Selbst wenn wir merken, daß mit üblicher Ungenauigkeit »Ypern« als die Strecke bis Nieuport gemeint ist (dort inkl. Marinediv. im November etwa 10 deutsche Brigaden gegen 6 französische, 15 belgische, letztere aber nur noch mit einem Stärkebestand von 6 Brigaden) und wenn wir nachtragen, daß 42. franz. D. nun zum Bixschooteflügel stieß, so daß jetzt vor Ypern 40 verbündete Brigaden (von verschiedener Stärke) herauskommen, sind dies noch lange nicht im ganzen 40 alliierte »Divisionen«! Im höchsten Stand am 10. November fochten allerdings sogar 52 deutsche Brigaden inkl. Marinedivision gegen 30 alliierte Divisionen, von denen aber die 6 belgischen nur als 2 zählten! Wo kommen die andern 10 her? Darüber fehlt es an richtigem Ausweis. Sind etwa die Kavalleriedivisionen mitgerechnet? Möglich, daß später auch das 2. (?) franz. und das ganze 3. englische dort standen, macht aber stets nur 34 Divisionen und soviel neue schwarze Brigaden kamen doch schwerlich. Vermutlich ist auch das kanadische Korps mitgezählt, das erst im Frühjahr hinzu kam. Übrigens geht uns dies für November nichts an, sondern nur die Feststellung, daß es allerdings einen Augenblick gab, wo die Deutschen im Zentrum Übermacht hatten, was aber nur kurze Zeit dauerte, und daß auch damals im ganzen vor Ypern nur 20 deutsche gegen etwa 20 alliierte Divisionen standen, daß aber sonst in jedem Stadium die Übermacht durchaus auf Ententeseite lag. Ende November standen im Süden noch 12, im Zentrum 12, im Norden 8–9 deutsche Brigaden, also 32 gegen wahrscheinlich 42; am 31. Oktober aber waren, um es nochmals herauszuschälen, vor Ypern schwerlich mehr als 80 (höchstens 90) Inf.- und Jägerbatl. ernstlich im Feuer, d. h. eine Stärke von 13–14 Inf. Brig. gegen kaum weniger als 10 Div. nach Eintreffen der franz. 38. und einer Div. 16. K., womöglich auch noch der 31. und einer vom 3. engl. K. Wir sind freilich weit davon entfernt, daran zu glauben, daß die letztgenannten vier Div. sich am 31. schon richtig auf ihren Posten befanden, immerhin Teile davon. 16. K. war freilich am 30. im An- und Aufmarsch begriffen, doch anscheinend am 31. nur mit einer Vorhutbrigade im Zillebekewald, mit einer andern bei Woumerzele gegenüber Hollebeke im Vorbeizug nach Osten, bis 3. von Indern und 22. franz. K. abgelöst. 31. D. löste später 17. D. bei Langemark ab. 9. K. stand jetzt zwischen Polygonwald und Zonnebeke. Die G. St. Schr. phantasiert für Monatsende im Süden: »2. und 9. franz. K. waren hier neu aufgetreten.« 9. K. focht schon zuvor und zwar nicht im Süden, mit schwerer Verworrenheit heißt es daher gleich an anderer Stelle: »An der Nordfront waren zwei und 9. K. neu aufgetreten.« 9. K. war nicht neu und nie im Norden, was nun wieder Verwechslung mit 32. K. ist. »2. K.« ist franz. Sinn- oder Druckfehler nachgeschrieben; daß es zwischen Argonnen und Flandern hin und her sprang, ist ziemlich unglaubwürdig, da es später anscheinend wieder beim Argonnenheer Gerard focht. Indessen vermuten wir nach einer Darstellung französischer Herkunft, daß vielmehr 20. K. aus Nancy-Amiens hier im November eintraf. Eine feindliche Oktoberstärke, wie sie nie bestand, wird deshalb von G. St. Schr. aufgestellt, weil laut ihr alle deutschen Korps vollzählig erschienen, damit man sich nicht über Führung und Generalstab böse Gedanken mache. Geschieht dies leichtfertig oder bewußt rücksichtslos, da es dann für die trefflichen oder richtiger unübertrefflichen Truppen ein Schimpf wäre, daß sie mit solcher Stärke den Feind nicht überwanden? Die Entente behielte also Recht, wenn sie von deutscher Übermacht fabelt, und mag triumphierend auf die Amtsschrift verweisen als Bestätigung, indem sie natürlich im gleichen Atem die falschen Angaben für ihre eigene Stärke im Oktober auslacht. Letzteres hilft ihr nicht, denn eins ist ebenso falsch wie das andere in dieser Tendenzschrift. Gottlob sind wir da, um dem Unfug zu steuern, in der Hand die V. L. als Beweisdokumente. Beide Parteien entstellen in gleicher Weise, indem sie das beiderseits im November neu Erschienene schon im Oktober rechnen, und zwar die verbündeten einseitig nur das deutsche, ohne die Falle zu sehen: wenn die deutsche Übermacht im Oktober so wenig erreichte, warum dann auch die verbündete Übermacht im November weniger denn nichts? Es muß eben ein für allemal unterstrichen werden, daß nicht die Oktober-, sondern die Novemberschlacht die wahre »große« war, mit unvergleichlich größeren Opfern. Die ganze Oktoberschlacht kostete den Deutschen nur 16 500, den Verbündeten sicher sehr viel mehr. D. Copper war von 400 Off. 12 000 (?) Gewehren auf 40 Off. 2 000 gesunken. Inkl. Yserschlacht 29 000 Deutsche, 50 000 Verbündete, ganzer deutscher Monatsverlust 143 000, der feindliche darf um fast 100 000 mehr inkl. Gefangene geschätzt werden.
Nur unsere Ergründung erklärt das Mißlingen der Ypern-Unternehmung, bei der rein nichts herauskam als taktische Einzelerfolge, trotz der jede Erwartung weit übertreffenden Leistung der Freiwilligenkorps. Übrigens darf man auch die Aktivtruppen beiderseits kaum sehr verschieden bewerten, da die ungeheuren Verluste überall den Stamm der Cadres einschrumpfen ließen, oft auf ein Minimum. So verlor z. B. 125. Stuttgart bis Witte Sept. 50 Off. 2 000, also war bei Messines nicht mehr sehr viel davon vorhanden, doch die eingestellten Ersatzrekruten schlugen sich wie »Alte«. Diese Schlacht blamierte alle Milizverächter um so mehr, als die hartgeprüften Freiwilligenscharen nach so heißer Feuertaufe jetzt im November eine noch viel schlimmere Schlachtbrandhölle überstanden und neue Wunder der Tapferkeit den erstaunten Militaristen vorführten, wie gleichzeitig 25. R. K. bei Lodz fast noch die Garde an Opfermut übertraf und später bei Limanova die 47. R. D. die besten K. K. Aktivtruppen in Schatten stellte. Als im November die Garde neben dem 27. R. K. focht, wurden Teile von ihr mächtig beschämt durch die wilde Kampflust der Freiwilligen, und so glänzend sich Elsässer und Pfälzer schlugen, wird wohl niemand behaupten, daß sie so furchtbar ringen mußten wie die Freiwilligenkorps vom Polygonwald bis Merkem. Avis au lecteur!
Der Truppenzusammendrang im November war ungewöhnlich und ist auf einem bestimmten Schlachtfeld nur von der Verdunschlacht später übertroffen worden. Wir verrechnen die deutsche Ypernmasse auf 285 Batl. Sie brigadenweise herauszubekommen, im Vergleich zum Gegner quält man sich eigentlich umsonst, da die französischen Divisionen so viel stärker formiert als die deutschen. Die Franzosen zählten hier allein 230 Batl., ohne Turcobrigaden zu rechnen, die Engländer und Inder mindestens 75. Rechnet man die Yserarmee inkl. 42. D., die jetzt bei Ypern mitfocht, auf 55 franz., 45 (d. h. 90 mit halber Stärke) belgische, so standen wahrscheinlich von Nieuport bis zur Lys inkl. Turcos 420 Batl. gegenüber 352 deutschen. Selbst hiermit kommen wir nicht weiter, denn deutscherseits waren nur 103 Freiwilligenbataillone vollzählig und frisch, im November aber auch schon abgenutzt, als etwa 100 franz. und engl. (22., 32. K. Inder und Spezialreserven Frenchs) als neugebildete und aufgefüllte Truppen den Kampf verstärkten. Alle Aktivtruppen und 3. R. K. hatten im September-Oktober bedeutend gelitten. Selbst die geringe Stärke der Belgier hebt nicht auf, daß im November abzüglich beiderseitigen Oktoberverlusts schwerlich mehr als 300 000 deutsche Gewehre gegen mindestens 400 000 Verbündete standen.
Nach eigener Angabe hatten 340 000 Verbündete (40 000 Inder) längs Yser und Lys gestanden, also inkl. 3. engl. K. Das dürfte sich aber nur auf Oktober beziehen, vor Eintreffen der neuen Verstärkungen. Begreifen solche Rechner nicht, daß jede zu geringe Stärkeangabe unweigerlich Vergrößerung der vorherigen Verlustsumme nach sich zieht. Die notorisch fechtende Masse betrug inkl. Art. und Kav. etatmäßig sicher 550 000 exkl. 3. engl. K., hätte also schon weit über 200 000 verloren, wenn sogar noch 3. engl. K. in 340 000 einbegriffen wäre, und da 40 000 Inder noch keinen Mann einbüßten, wäre der sonstige Verlust prozentual noch viel größer. Und doch wird ausdrücklich erwähnt, daß viele Korps neu aufgefüllt waren, etwa 7 franz. Div. waren ganz neugebildet. 9., 16. K. litten freilich bisher schon ungemein, ihr starkes Auftreten bei Ypern beweist aber, daß sie Neuauffüllung erhielten. Somit ist unser Ansatz 400 000 exkl. Hauptteil 3. engl. K. noch bescheiden. Die Unwahrhaftigkeit der Ententeangaben wird auch aus folgendem klar: Verloren die Verbündeten bei Ypern bei den meisten Teilen nach eigenem Geständnis 50 %, so würde dies bei ihrer eigenen Stärkeangabe doch schon 150 000 ausmachen. Wenn French also amtlich anfangs nur 57 000 bis 1. Nov. seit August, bis 15. »über 70 000« verloren haben wollte, so wies ihn Lord Newtons Oberhausrede schon früher 80 000 nach. Keinesfalls verlor er bei Ypern »50 000«, da er selber Ende September schon 35 000 angab. Nun verloren aber drei englische Regimenter »in einigen Stunden« 80 %, und wenn zwei Divisionen von »zusammen 37 000 auf 5300« schmolzen, so sind das schon 85 %, und wenn zwei Divisionen allein fast 32 000 einbüßten, so denke man sich das Übrige. Offenbar sind dies 1., 7. gewesen, stimmt aber dazu, daß 7. D. von »12 000« auf »2 000« schmolz? Allerdings sind damit Gewehre gemeint, doch inkl. Off., Art., Pion., Train ergibt sich doch höchstens 15 000, sodaß 1. D. allein 22 000 gehabt haben müßte. Das ist kaum denkbar, wohl aber richtig, daß jede englische D. durchschnittlich 18 000 zählte. Hiermit wird aber bewiesen, daß sie bei Ypern wirklich ihre etatmäßige Stärke wieder hatten, d. h. teils neu aufgefüllt waren, teils wie Copper, Inder, Spezialreserve überhaupt bisher den Feldzug nicht mitmachten. French also bei Ypern, inkl. Allenby und Teile 3. K. sicher 120 000 zählte. Belgier abgezogen würden von »340 000« also nur 160 000 für 300 fr. Bataillone und 5 Kav. D. nebst starker Artillerie zu rechnen sein, was rein unsinnig ist. Vielmehr besteht dringender Verdacht, daß 450 000 verbündete Gewehre (etatmäßig 500 000) bei Ypern feuerten und das Gerede von deutscher Übermacht selbst im November sich ins äußerste Gegenteil verkehrt. Wie traurig stimmt es, daß Ende Oktober 200 000 deutsche Gewehre auf etwa 160 000 Verbündete hätten stoßen können, was einen Vollsieg verbürgt hätte.
Für obige Schätzung macht einen Unterschied die Zahl der Regimenter, wobei es durch V. L. neue Überraschungen gibt. Bei Deimling erschien nämlich merkwürdigerweise ein Lothringer Regiment, 130. Mudras, wahrscheinlich nur ein Bataillon, während anscheinend 132. noch im November ausblieb. 9. R. D. hatte nur drei Regimenter, doch »2. Ers. Brig.« auch drei. Bei 4. bayr. D. ergänzten 5., 8. R. die fehlende Metzer Brigade, doch 4. Pomm. D. erschien unvollzählig. 66. R. schied aus, dagegen erschienen drei rheinische Regimenter, wahrscheinlich aber nur mit vier Bataillonen. Bei Nieuport zwei neue L. W. Ers. Rgt., ebenso die Marinedivision, die jedoch nur Brigadestärke hatte. Später traten noch 142. Badische zu Hügel, 89. zu Kleist über, vier hannoversche Regimenter zu Deimling. Der Zuwachs im November betrug allein an neu auftretenden Kräften etwa 32 Rgt. exkl. Marine, dazu aber die ganze Fülle der im Oktober nicht wirklich engagierten Teile. Die G. St. Schr. rechnet 25 deutsche Divisionen, es sind aber offiziell nur 24 erkennbar, während nach regimentweiser Abschätzung inkl. 16 Jägerbataillone sogar 26 ½ exkl. Marine herauskommen. Die gleiche offizielle Angabe, daß bis 14. Nov. 40 verbündete Divisionen in den Yser-Ypernkampf geworfen seien, stimmt absolut nicht. Etwa 6 anglo-indische, 18 französisch-afrikanische ( hoch gerechnet), 6 belgische von Halbstärke, macht nach Adam Riese nur 30. Sollen aber 3 engl., 5 franz., 2 belg. Kav. Div. mitgerechnet werden? Nein, auf so verstohlenem Seitenweg kann man keine verbündete Übermacht von erheblichem Umfang einschmuggeln, sondern nur auf der geraden, statistischen Straße die Dinge klären. Nach 15. Nov. verschwanden allmählich 90 Batl., neu hinzu 6, sodaß zu Neujahr wirklich bedeutende verbündete Übermacht auf »dem Papier« vorhanden war, doch so erschöpft und verblutet, daß vielleicht noch 200 000 (wahrscheinlich mehr) Gewehre gegen 150 000 blieben. – Die Verbündeten behaupten sehr übertrieben, sie hätten im Oktober nicht eine ihrer Hauptstellungen eingebüßt. Ihre Vorderstellungen waren alle gefallen: Gheluve, Keiberg, Morslede, Roosebeke, Poel, Houtholst. Hauptstellungen Zandvorde, Becelaere, Paschendaele, Bixschoote, Merkem, Messines; doch diese fielen alle, obschon einige nicht unbedingt. Doch dies auch noch durch dauernde Eroberung von Gheluvelt und Hollebeke ergänzen wollen, ist ein zuchtloses Phantasiebegehren. Es wäre ja unmöglich gewesen, daß die Verbündeten erneut ihre Offensive bis über Becelaere vortrugen, wenn Gheluvelt in deutschen Händen war, von wo Flankenfeuer ein Vorbrechen über Veldhoek vereitelt hätte. Umgekehrt war entscheidendes Vorgehen über Wambeke unmöglich, solange Allenby nicht Messines abtrat und daher auch Festsetzen bei Hollebeke untunlich, solange man nicht über Wambeke die beherrschenden Punkte Wytschaete–Osttaverne gewann, von wo scharfes Flankenfeuer auf der bayrischen Linken lag. Ganz abgesehen von allen andern Gründen, ist also größerer Angriff der 6. A. westlich des Kanals vor 1. Nov. ausgeschlossen. Das Wettlaufen von Hessen, Pommern, Bayern über die Lys muß ein durcheinander gewesen sein, ehe der Knäuel sich entwirrte, während bei Messines die Flammen gen Himmel schlugen. Nachdem die Reiterei, zuerst die Württemberger durchließ, mußte die Pommernvorhut kurz vor Torschluß erst den Weg Wambeke–Houthem für die Bayern freilegen. »Die Sterne lügen nicht«. Die V. L. sind wahr, obschon nicht immer klar; Irrtum vorbehalten. Die G. St. Schr., eines Stegemann würdig, leistet der Ententefabel von deutscher Übermacht Vorschub und bemakelt die Truppen. Niemand darf bezweifeln, daß 55 Batl. inkl. Stettens Jäger in einem Zug die viel schwächeren Engländer bis Groß-Zillebeke überrannt hätten. Aus französischer Darstellung steht fest, daß nur Moussys Res. Brig. sich entgegenwarf. Copper war schon früh verloren, wenn Carlowitz mit vereinten 26 Batl. über ihn herfiel. War plötzliche Erkrankung dieses Generals eine »diplomatische«, weil O. H. L. ihm Mißfallen über verspäteten Anmarsch zu erkennen gab? Doch wir brauchen nicht äußere Bestätigung unserer Divination, die allein des Rätsels Schlüssel liefert, warum trotz aufopfernster Tapferkeit das Ergebnis nur sehr bescheidenen Erwartungen entsprach. Sie waren aber nicht bescheiden gewesen und hätten es von Rechts wegen nicht sein sollen bei richtiger Erkenntnis und Ausnutzung der Lage. Zur Entschuldigung schieben die ahnungslosen Einfälle der G. St. Schr. dem Feind größtmöglichste Stärke zu, unterschieben den Theatereffekt unwahrer Erfolge, um die Oberleitung vor verdientem Tadel zu sichern Man täuscht zweckdienlich den Leser. Ja, man betrog die braven Jungen der Volksmiliz um den Sieg: nur wenige Tage früher einheitlich eingesetzt, hätten sie die weitgespreizte Front auseinandergesprengt. Umsonst verströmte das Blut junger Helden, die es zwar dem Feind bitter heimzahlten, doch nichts Wesentliches einheimsen konnten.
Ein taktischer Erfolg läßt sich nicht absprechen, doch innerhalb natürlicher Grenzen zu geringer Machtentfaltung. Ein sichtbarer, doch unausgereifter Sieg von bescheidenem Umfang. Ein Ruhm der Truppen und eine Unehre der obersten und oberen Führung. Den Herren Joffre und French dürfen wir aber auch den Hohn anhängen, daß sie wohl selber nicht wußten, was sie wollten. Oder doch? Reklamespektakel für politische Ausbeutung. Sie konnten doch beim besten Willen nicht hoffen, hier nach Maas und Rhein durchzubrechen, während ihre rückwärtige Verbindung schon in größter Gefahr schwebte und nur ein Gewaltmittel wie die Überschwemmung, sie vor unmittelbarem Rückenstoß rettete. Besonders der große Stratege Foch, der dreist und gottesfürchtig im Norden bis Januar weiterwurstelte, ist eine wunderbare Erscheinung. Blickt man auf die Karte und zugleich auf die am 30. noch völlig leere Südflanke, so glaubt man es mit Verrückten zu tun zu haben. Doch das unterscheidet eben den Krieg von jeder andern Kunst, daß ein Verrückter, der mit seinem Eisenkopf an die Wand rennt, auch nicht dümmer handelt, als der Vernünftige, der sich zu lange besinnt, die Mauer zu übersteigen. Selbst die G. St. Schr. leugnet ja nicht, daß die »6. A.«, soll heißen deren schwache Vorhuten, erst am 30. eingriff. Wäre die Schlacht schon am 20. entbrannt, so würde also die 4. A. zehn Tage lang zwecklos gerungen haben, und obschon wir dies Zeitenmaß auf die Hälfte verkürzen, ist auch dies noch viel zu viel für isoliertes Frontalringen. Beruhen alle Verwischungen der G. St. Schr. auf Unkunde oder System? Jedenfalls wird verschleiert, daß sich das Beispiel der Marneschlacht wiederholte: Ungebührliche Verspätung vieler Teile und trotzdem verfrühter Angriff ohne Vereinung. Um vorwitzigen Fragen vorzubeugen, wird dann später die mächtige Ententeoffensive der ersten Novemberwoche unterschlagen.
Hätten die vielen deutschen Waffenströme, die sich zum Ypernkanal hinwälzten, gemeinsam ihre klirrenden Wogen ergossen, so trat bildlich eine eindrucksvollere Überschwemmung ein, als die wässrige der Yser. Man mußte nur Plan und Geduld haben. Den feuerspeienden Kemmelberg, dem Schlüssel der Stellung, war nur durch Umgehung beizukommen (wie 1918 bewiesen), man hätte also besser getan, nicht den Stoß über die Lys so weit östlich anzusetzen, sondern alles Verfügbare aufs 3. engl. K. zu wälzen und sich weit westlich im Rücken Yperns durchzuringen. Dort wo General Laffert, dessen Tatkraft wir schon bei Vitry sahen, schon Bresche hieb, daß die Splitter umherflogen, mußte strategischer Durchbruch glücken. Daß die Leipziger schon bei Woulverghem westlich Messines dem K. Poultenay in die Flanke fielen, verdeutlicht klar, wie viel dort auszurichten war, wenn fünf andere deutsche Divisionen noch nordwestlicher vordrängten. Dieser Stoß war auch geeignet, die Verbindungslinie Bethune–Poperinghe zu zerschneiden, von wo der Feind seinen Nachschub ununterbrochen nachholte. Die Reiterkorps längs der Lys unterhielten ja genügend Verbindung mit der 4. A., zu der ohnehin Deimling sowie 9. R. D., 2. Ers. Brig. und hannoversche L. W. im Anzug waren. Sie konnte ihre eigene Schlacht schlagen. Mußte sie trotzdem nachgeben, so konnte sie elastisch ausweichen, den Feind ostwärts sich nachlocken, damit sich das strategische Netz um so sicherer um ihn zusammenziehe. Wenn man ihm gleichzeitig südwestlich und nordwestlich durch Beseler und Fabeck bedrohte, war sein Rückzug ja doch unvermeidlich. Bei solcher Gruppierung konnte nicht zweifelhaft sein, daß jedes wilde Ausgreifen der Verbündeten nach Osten nur zu ihrem Verderben ausschlug. Auch hätte man so viel Zeit für 6. A. erspart, deren operativer Eingriff dann viel früher erfolgen konnte, als so weit nördlich mit langwieriger Freimachung der Lysübergänge. Doch wie so oft dachte man nur an vorwärts um jeden Preis, das so oft verspottete Steinmetz-Manöver. Das unglaublich durchschnittene Gelände östlich Ypern sprang doch schon topographisch auf der Karte ins Auge, trotzdem hetzte man die »jungen« Truppen, denen man doch nicht recht traute, zu unangenehmen Frontalstürmen. Man gibt vor, der Feind sollte gefaßt werden, ehe er Verstärkungen bekam. Die hätte er gar nicht mehr durchgebracht, wenn die 6. A. über Rue de Bois vorbrach, ohne sich vorerst um Ypern zu kümmern. (Zur Flankendeckung genügten Marwitz und 25. D.). Wahrscheinlich herrschte wieder das Pedantensystem der lückenlosen Front, als ob Lücken nicht oft Sackgassen für unvorsichtig hineinstürzende Feinde wären.
Solche Stellungen greift man nicht blindlings an, man manövriert den Feind hinaus. Sollten etwa die »unmöglichen« Freiwilligen sich kräftig und gesund austoben? Kräftig fiel es aus, doch ziemlich ungesund für die armen Jungen, die sich eine Woche lang allein die Zähne ausbissen, denn die gewünschte Stützung durch 6. A. blieb aus. Und doch wußte man, daß englische Veteranen vom Burenkrieg her das Einbuddeln aus dem Grund verstanden und Fachleute den französischen Sappeurs bessere Ausbildung als den deutschen zuerkannten. Ob mit Recht oder Unrecht, da später das Plus eher auf unserer Seite lag, doch gewiß nicht bei diesen unerfahrenen Milizpionieren; hier vor ein schlimmeres Kampffeld gestellt, als je ein deutsches Heer.
French sah seine Lage nicht rosig an, fabelte von »großer Übermacht« des Feindes, fand sich zu »ausgedehnt«. Wer hieß ihn Haigh den abenteuernden Rawlinson nachzuschieben wie einem verlorenen Sohn, ihn heimzuholen! Doch da traut man French viel Bescheidenheit zu. Als er und Foch sich persönlich nach Ypern als jetzigen Hauptbrennpunkt begaben, betrachteten sie das Bild nur im unklaren Umriß und glaubten am besten nach vorne auszureißen. Spukte immer noch der Wahn, Belgien sei noch nicht erdrückt? So heißhungrig man allen Lügenkram verspeiste, belehrte doch Antwerpens Fall, wie wenig auf belgische Waffen zu bauen sei. Man erlaubte sich ein unmögliches Spiel. Schlacht liefern mit großer Wasserscheide im Rücken ist schon an und für sich gefährlich; berühmte Beispiele warnen, besonders gefährlich, wenn rücklings ein anderer Feind lauert, um dort am Wasser angekommenen Rückzug abzufangen. Jeder andere als Napoleon hätte an der Beresina den Untergang gefunden. Warum wir hier auf einmal die von uns theoretisch verpönte Einkesselung gutheißen? Es gibt eben Ausnahmefälle (Sedan zwischen Grenze und Maasschleife), wo die Natur selber die Einschließung übernimmt, sodaß der Angriffsring weniger Truppen braucht. Dies lag hier vor, die Kanalschranke wäre Rückensperre geworden, wenn Foch noch lange nach Osten das Feld hielt. Nie ließ das Schicksal so tolle Fehler so gnädig unbestraft, als stände geschrieben: Die Entente darf jede Tollheit wagen, ohne die Bilanz zu ziehen, doch jeder Fehler Deutschlands wird auf der Tat ertappt, bis die blanke Rüstung abgenutzt und verrostet. –
Lage bei Ypern am 1. November 1914.
Die beste deutsche Stoßrichtung aus Süden unterschied sich auch taktisch vorteilhaft von sonstigem Holz- und Wasserrevier, nordöstlich des Ypernbogens, dortigen Einbruch sah aber French nicht vor, nur Allenby stand dort Posten und empfand ihn offenbar noch Ende Oktober nicht als gefährdet, sonst hätte er Messines nicht noch am 1. Nov. gehalten. Denn waren früher deutsche Massen bei Wytschaete–Hollebeke erschienen, so war seine Stellung überhöht und unterhöhlt, ein neuer Beweis, daß dies damals noch nicht vorlag. Nun wohl, obschon wir eine noch westlichere Stellung empfahlen, würden wir uns doch selbst direkt mit dem Angriff über Hollebeke zufrieden geben, wenn letzterer nur zeitig erfolgt und hartnäckiger durchgeführt worden wäre. Doch man muß noch mehr mißbilligen. Dieser Stoß, der den Feind in Kern und Herz traf bis in Ypern hinan, an dessen wünschenswerter rascher Besetzung Ende Oktober nichts abgehalten hätte, wurde er wenigstens noch im November mit aller Kraft fortgesetzt? Ja und nein. Schon ließ man dem Gegner Zeit, etwa 4 bis 5 Div. gegen 6 ½ deutsche aufzubieten, doch letztere wäre auf die Dauer durchgedrungen. Statt aber zwei weitere Divisionen dort nachzufüllen, was bestimmt Entscheidung brachte, schob man sie in den immer frontaler werdenden Südostteil auf Zillebeke ein, in blinder Besorgnis, der erstärkte Feind könne irgendwo nach Osten durchbrechen. Und wenn er das tat? Dies konnte uns nur recht sein, während wir ihm aus Süden die Kehle zuschnürten, und den strategischen Lebensodem auspreßten. Also wieder ein blinder Schreckschuß wie der am Ourcq, und wieder das trügerische Gespenst doppelseitiger Umfassung (Moltke) durch Gewichtlegen auf den Druck aus Norden, der nur beim Abbauen des Gegners unter Druck aus Süden Chancen bot, denn sonst ließ sich der Kanal dort nicht umgehen; auch schränkte die Überschwemmung den Raum ein. Gleichwohl versteifte man sich noch monatelang darauf, immer wieder unfruchtbar dort anzupacken, wo man doch nie so tief in des Feindes Zentralstellung hineinfassen durfte, wie am Süden. Dieser Grundfehler entsprang der aussichtslosen Keilerei im Osten, wo man im Doppelsinne »grundlos« durch Moräste und Blutbäder watet. Von Anfang bis Ende wäre Defensive im Norden und Osten, äußerste Offensive im Süden die richtige Haltung gewesen. Statt dessen Wegreißen von 3 D. der Südgruppe nach Rußland. Allzuviel ist ungesund. Das für Rußland Nötige konnte man ebensogut und viel zweckmäßiger der Mittelfront entnehmen, statt grade hier auszusetzen, wo schon die schwere Artillerie ein Loch schoß. Die vorgefaßte Tendenz geht so weit, die Novemberschlacht nur wie ein Anhängsel der Oktoberschlacht, gleichsam eine Nachgeburt zu behandeln. Denn es ist natürlich peinlich zu gestehen, daß 4., 6. Art. nicht ineinandergriffen. Deshalb läßt die G. St. Schr. überall schon schwere Artillerie losdonnern, wo man noch keinen Ton von ihr hörte. Am 1. Nov. war keine entscheidende Wendung in absehbarer Zeit zu erwarten, weil der Feind die Gefahrlücke mit frischen Waffen schloß. Immerhin gab es theoretisch keine schlimmere Lage, als die der Verbündeten; überblickt man die schlechtesten der Kriegsgeschichte. Je weiter sie ostwärts hämmerten, desto näher rückte der Rückschlag, daß deutsche Artillerie aus Nord und südlich Ypern den Kanal in einem Engpaß beschoß, wo die schmale Durchschlupfpforte nach Südwest sich gerade durch die Überschwemmung verengte. Man tadelte Napoleon, daß er am 17. Okt. 1813 nicht von Leipzig abzog. Genau die gleichen Verhältnisse, wie an jenem 19. Oktober wären hier am 19. Nov. eingetreten, falls French–Foch den strategisch selbstverständlichen Rückzug endlich antraten. Es war so, als ob damals Ginlay, statt aus dem Weg geworfen zu sein, in Lindenau und Blücher schon in der Hallischen Vorstadt gestanden hätten. Und dennoch rückten die Verbündeten nicht ab, und wieder rettete sie die so beliebte Umgruppierung, die uns im September den entscheidenden Sieg in Lothringen kostete, auch bei Ypern. Hier lag jetzt die Entscheidung; aufs äußerste zu durchkämpfen; mochte darüber die recht wacklige russische Dampfwalze über die schlesische Grenze rollen. Brauchte Hindenburg Verstärkung? Warum ließ man es dazu kommen, daß die Flandernschlacht 10 Tage später begann, als angemessen? War die Angelegenheit am 1. Nov. erledigt, dann brauchte man nicht solche Massenanhäufung und die Verstärkungen rollten viel eher nach Rußland. Der gleiche Rechenfehler wie im September. Russische Langsamkeit stand schwerlich vor Anfang Dezember bei Hohensalza und wenn schon! Bis dahin war Entscheidung bei Ypern längst erzwungen; schlimmste Niederlage der Verbündeten hätte ihre Stimmung so niedergedrückt, daß kein russischer Vormarsch mit Hindenburg im Hintergrund sie heben konnte. Krieg ist kein Lotteriespiel, hier spielt man selber Trümpfe aus, so gut man kann. Über den Vergleich mit Schachspiel machte sich Tolstoi lustig, weil im Krieg oft der Turm ein Bauer und der Bauer ein Turm sein kann. Ein leidenschaftliches Drama ist kein Hantieren am Schachbrett. Gleichwohl muß man die »Eröffnungen« kennen und dem Schachmeister ist in beschränktem Maße gegeben, was des Kriegsmeisters Kombinationsgabe ausmacht. Simultan- und Blindspiel zeigt etwas von dem, was der Feldherr haben muß. Geistesgegenwart divinatorischen Hellgesichts das »hinter die feindliche Front sieht« und das Ferne sichtbar überschaut. Als ödes Hämmern auf beiderseitige Truppenwände in den Nebelmond hinüberspiegelte, umqualmte Nebel der Ungewißheit die Flandrische Ebene, die kein Sonnenstrahl sieghaften Hellblicks durchbrach.