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Ich bin genötigt, Feuilletons zu schreiben. Meine Verzweiflung. Selbstmörderische Anwandlungen. Industriefestlichkeit. 1022 Mitwirkende. 32 000 Franken Einnahmen. 800 Franken als Benefiz. Herr Delessert, der Polizeipräsident. Einrichtung einer Zensur für Konzertprogramme. Die Spitalsteuereinnehmer. Der Doktor Amussat. Ich gehe nach Nizza. Konzerte im Zirkus der Champs-Èlysées.
ein Dasein nach dieser Zeit bietet keinerlei musikalisches Ereignis, das der Beachtung wert wäre. Ich blieb in Paris, fast einzig und allein mit meinem Amt beschäftigt, ich sage nicht als Kritiker, sondern als Feuilletonist; das ist ein großer Unterschied. Der Kritiker (ich nehme an, er sei ehrenwert und verständig) schreibt nur, wenn er einen Gedanken hat, wenn er eine Frage erklären, eine Richtung bekämpfen, wenn er loben oder tadeln will. Alsdann hat er Gründe, um derentwillen er seine Meinung sagt. Gründe für die Verteilung von Tadel oder Lob. Der unglückliche Feuilletonist aber, der verpflichtet ist, über alles zu schreiben, was zur Domäne seines Feuilletons gehört (der traurigen Domäne eines Sumpfes voller Heuschrecken und Kröten!) will weiter nichts, als die Erledigung der ihm obliegenden Arbeit. Sehr oft hat er keinerlei Meinung über die »Sachen«, zu deren Besprechung er gezwungen ist. Diese Sachen erregen weder seinen Zorn, noch seine Bewunderung; sie existieren gar nicht für ihn. Und trotzdem muß er sich stellen, als glaube er an ihre Existenz, als habe er einen Grund, ihnen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, für oder gegen sie Stellung zu nehmen. Die Mehrzahl meiner Amtsgenossen wissen sich mühelos, oft sogar mit liebenswürdiger Leichtigkeit aus dieser Klemme zu ziehen. Für mich ist das, wenn es mir gelingt herauszukommen, eine ebenso langwierige, als schmerzhafte Anstrengung. Ich habe mich einmal drei ganze Tage lang in mein Zimmer eingeschlossen, um ein Feuilleton über eine komische Oper zu schreiben, ohne den Anfang zu finden. Ich entsinne mich nicht des »Werkes«, das ich zu besprechen hatte (eine Woche nach seiner ersten Aufführung hatte ich den Namen auf immer vergessen), aber die Marter, die ich während dieser drei Tage ausstand, bevor ich die drei ersten Zeilen meines Artikels fand – ja! deren entsinne ich mich. Meine Gehirnlappen schienen aus den Fugen gehen zu wollen. Ich hatte so etwas wie glühende Asche in den Adern. Manchmal blieb ich sitzen, auf meinen Tisch gestützt, den Kopf in meinen Händen; manchmal marschierte ich mit großen Schritten, wie ein Soldat auf Posten bei fünfundzwanzig Grad Kälte. Ich stellte mich ans Fenster, besah die Nachbargärten, die Höhen des Montmartre, den Sonnenuntergang ... und alsbald entführte mich die Träumerei tausend Meilen weit weg von meiner verdammten komischen Oper. Und wenn beim Umwenden meine Augen auf ihren verfluchten Titel fielen, der am Kopf des verfluchten Blattes Papier stand, das noch weiß war und hartnäckig auf die andern Worte wartete, mit denen ich es bedecken sollte, fühlte ich mich von Verzweiflung ergriffen. Eine Gitarre lehnte an meinem Tisch; mit einem Fußtritt zerbrach ich ihr den Bauch ... Auf meinem Gang durchs Zimmer betrachteten mich zwei Pistolen mit ihren runden Augen ... ich schaute sie lange an ... dann kam es über mich, mir den Kopf mit kräftigen Faustschlägen zu bearbeiten. Schließlich weinte ich wie ein Schüler, der seine Aufgabe nicht machen kann, mit wütendem Unwillen und raufte mir dabei die Haare. Dieser Salzwassererguß meiner Augen schien mich etwas zu erleichtern. Ich kehrte die Mündungen meiner Pistolen, die mich noch immer ansahen, der Wand zu. Ich fühlte Mitleid mit meiner unschuldigen Gitarre, nahm sie wieder auf und bat sie um einige Akkorde, die sie mir ohne Groll gewährte. In diesem Augenblick klopfte mein sechsjähriger Sohn an meine Tür; ich hatte ihn, infolge meiner schlechten Laune, am Morgen ungerecht gezankt. Als ich nicht öffnete, rief er:
– »Vater, willst du wieder lieb mit mir sein?«
Ich eilte, ihm zu öffnen:
– »Ja, mein Kind, seien wir lieb miteinander! Komm'!«
Ich nahm ihn auf meine Knie, legte seinen blonden Kopf an meine Brust, und so schliefen wir beide ein. Das bedeutete den Verzicht auf den Anfang meines Artikels – am Abend des dritten Tages. Am nächsten Morgen gelang es mir endlich, ich weiß nicht wie, ich weiß nicht was, über ich weiß nicht wen zu schreiben.
*
Das war vor fünfzehn Jahren! ... Und meine Folter dauert fort! ... Vernichtung! Immer noch nicht weiter zu sein! Man lasse mich doch Partituren schreiben, Orchester dirigieren, Proben leiten; man lasse mich acht, ja zehn Stunden stehen mit dem Stock in der Hand, um Choristen ohne begleitendes Instrument einzuüben, ihnen selbst die Einsätze vorsingend und nur den Takt schlagend, so lange bis ich Blut speie und der Krampf den Arm mir niederhält; man lasse mich Pulte, Kontrabässe, Harfen schleppen, Treppen verschieben, Bretter festnageln, wie ein Möbelträger oder Zimmermann; man lasse mich dann zur Erholung während der Nacht Stecher oder Kopisten korrigieren; das tat ich, tue ich und werde es tun; das gehört zu meinem musikalischen Leben, und ich ertrage es ohne Klage, ja ohne nur daran zu denken, so wie der Jäger Frost, Hitze, Hunger, Durst, Sonne, Platzregen, Staub, Kot und die tausend Strapazen der Jagd erträgt! Aber ewig zu feuilletonisieren um des Geldes willen! Nichtigkeiten über Nichtigkeiten zu schreiben! Unerträglichen Abgeschmacktheiten lauliches Lob zu spenden! Heute abend von einem großen Meister und morgen von einem Simpel mit demselben Ernst in derselben Sprache zu reden!, seine Zeit, seinen Verstand, seinen Mut und seine Geduld an diese Arbeit zu vergeuden, mit der Gewißheit, nicht einmal der Kunst dienlich sein zu können durch Aufdeckung irgendwelcher Mißbräuche, Zerstörung von Vorurteilen, Richtigstellung von Meinungen, Reinigung des öffentlichen Geschmacks durch gerechte Würdigung von Menschen und Dingen! O, das ist der Gipfel der Erniedrigung! Lieber noch ... Finanzminister einer Republik sein.
Warum habe ich nicht die Wahl!
Ich unterzog mich mit weniger Resignation, als je, den Unannehmlichkeiten meiner Stellung, als im Jahre 1844 die Industrieausstellung zu Paris stattfand. Es war kurz vor ihrer Beendigung. Der Zufall (dieser unbekannte Gott, der eine so große Rolle in meinem Leben spielt) ließ mich Strauß, dem Direktor der fashionablen Bälle, in einem Café begegnen. Die Unterhaltung drehte sich um den bevorstehenden Schluß der Ausstellung und um die Möglichkeit, in dem immensen Raume, wo sie statthatte und der bald frei werden mußte, den industriellen Ausstellern ein richtiges Fest zu geben.
– »Ich habe lange darüber nachgedacht,« sagte ich zu Strauß, »aber nach meinen Berechnungen hält mich, was die Musik betrifft, eine Schwierigkeit zurück: die Frage, ob wir über das Lokal werden verfügen können.«
– »Diese Schwierigkeit ist durchaus nicht unüberwindlich,« versetzte lebhaft Strauß, »ich kenne Herrn Sénac, den Sekretär des Handelsministers, gut; er leitet alle Angelegenheiten der französischen Industrie und kann uns die Mittel zur Ausführung dieses Planes geben.«
Trotz seiner Begeisterung blieb ich ziemlich kalt. Es wurde nur, bevor wir schieden, verabredet, am nächsten Tage Herrn Sénac gemeinsam zu besuchen und, im Falle er die Möglichkeit, über das Ausstellungsgebäude zu verfügen, durchblicken ließe, die Frage ernsthafter zu erwägen.
Ohne sich gerade zu verpflichten, entmutigte uns doch Herr Sénac beim Vortrag unserer Frage nicht im geringsten. Er versprach uns baldige Antwort, die wir wirklich nach Verlauf einiger Tage erhielten, und die günstig war. Es fehlte nur noch die Genehmigung des Polizeipräfekten, Herrn Delessert.
Wir setzten ihn von unserem Plan in Kenntnis, der in der Veranstaltung einer dreitägigen Festlichkeit im Ausstellungsgebäude bestand. Diese Festlichkeit sollte bestehen in einem Konzert, einem Ball und einem Bankett der industriellen Aussteller. Die Idee von Strauß, nach dem Konzert Gelegenheit zum Tanzen, Essen und Trinken zu geben, hätte uns ohne allen Zweifel viel Geld eingebracht; aber Herr Delessert, der als Präfekt immer im voraus von Aufständen und Verschwörungen überzeugt war, wünschte weder das Fest, noch den Ball, noch die Musik und untersagte rundweg das Ganze.
Diese Vorsicht erschien mir übertrieben bis zur Absurdität. Ich sprach mit Herrn Bertin darüber; er war derselben Ansicht und ließ Herrn Duchâtel, den Minister des Innern, das Vorgefallene wissen. Dieser schickte dem Präfekten sogleich den Befehl, uns wenigstens Musik machen zu lassen, und Herr Delessert sah sich genötigt, ein großes Konzert für den ersten Tag zu genehmigen und ein sogenanntes populäres unter der Leitung von Strauß für den zweiten: ein Spaziergang mit Musik, wobei zwar Walzer, Polkas und Galopps gespielt, aber nicht getanzt werden durften.
Das hieß, uns den sicheren Gewinn der Veranstaltung wegnehmen. Herr Delessert fürchtete trotzdem noch Gefahr für den Staat, von seiten unserer Orchester, unserer Choristen und der Liebhaber, die, um jene zu hören, sich am hellen Tage nach dem Zentrum der Champs-Élysées begeben sollten. Wußte man doch nicht einmal, ob Strauß und ich nicht Verschwörer in der Maske von Musikern waren! ... Nichtsdestoweniger glaubte ich mir Genüge getan dadurch, daß ich ein Riesenkonzert einrichten und leiten konnte, und beschränkte meine Wünsche auf den musikalischen Erfolg der Unternehmung und die Hoffnung, nicht alles, was ich besaß, dabei zu verlieren.
Mein Plan war bald entworfen. Ich überließ Strauß die Beschäftigung mit seinem Tanzorchester, nach dem nicht getanzt werden durfte, und verpflichtete für das große Konzert ungefähr alles, was in Paris einigen Ruf als Chorist oder Instrumentalist hatte. Es gelang mir, ein Personal von eintausendzweiundzwanzig Mitwirkenden zusammenzubringen. Alle waren bezahlt, mit Ausnahme der Sänger (Nicht-Choristen) unserer Opernhäuser. Ich hatte einen brieflichen Aufruf an diese gerichtet, in dem ich sie bat, sich der Masse meiner Sänger anzuschließen und ihr mit Seele und Stimme voranzugehen.
Duprez, Frau Stolz und Chollet waren die einzigen, die sich weigerten; aber ihre Abwesenheit am Tage des Konzerts wurde bemerkt und am nächsten Tage von der Presse scharf getadelt. Beinahe alle Mitglieder der Konservatoriumskonzerte glaubten gleichfalls, ferne bleiben und noch einmal, samt ihrem »alten General«, schmollen zu müssen. Ganz natürlich sah Habeneck diese große Feierlichkeit, die er nicht dirigierte, mit scheelen Augen an ...
Um nicht die Kosten bis zu schwindelnder Höhe anwachsen zu lassen, verlangte ich von den Künstlern nur zwei Proben, deren eine in mehreren Abteilungen, die andere insgesamt stattfinden sollte. So ließ ich denn zuerst im Hertzschen Saal, den wir hierzu gemietet hatten, nacheinander üben:
die Violinen,
die Bratschen und Violoncelli,
die Kontrabässe,
die Holzblasinstrumente,
die Blechblasinstrumente,
die Harfen,
das Schlagzeug,
die Choristinnen und Kinder,
die Choristen.
Diese neun Proben, an denen jedes Individuum nur einmal teilnahm, zeitigten wunderbare Ergebnisse, die man mit fünf Ensembleproben sicherlich nicht erreicht hätte. Besonders merkwürdig war die der sechsunddreißig Kontrabässe. Als wir an die bewegte Stelle des Scherzos in der C-Moll-Sinfonie von Beethoven kamen, die auf dem Programme stand, glaubten wir das Grunzen von fünfzig aufgescheuchten Schweinen zu hören: so groß war die Zusammenhangslosigkeit und der Mangel an Reinheit bei der Ausführung dieser Passage. Allmählich indessen wurde sie besser, der Zusammenhang wurde hergestellt und die Stelle kam sauber in ihrer ganzen wilden Rauheit zum Vorschein.
Schlecht war's, ward besser dann, noch fehlt' ein kleiner Rest,
doch schließlich ging's aufs allerbest.
Wir hatten achtzehn- oder zwanzigmal wiederholt, was untunlich gewesen wäre bei Anwesenheit des ganzen Orchesters. Das ist der Vorteil von Einzelproben. Man geht dann rasch über diejenigen Strecken des Programms hinweg, die dem Teile des Chores oder des Orchesters, mit dem man sich beschäftigt, keinerlei Schwierigkeiten darbieten, und verwendet dagegen alle nötige Zeit und Aufmerksamkeit auf das Studium der verwirrenden und unbequemen Stellen. Nur für den Leiter des Orchesters entsteht hieraus eine ungewöhnlich große Anstrengung. Aber – ich glaube es schon gesagt zu haben – in solchem Falle verfüge ich über außergewöhnliche Kräfte und meine Stärke kann es mit der eines Arbeitspferdes aufnehmen.
Ich hatte, wie sich denken läßt, mein Programm so zusammengestellt, daß es nichts enthielt als Stücke in sehr breitem Zeitmaß oder solche, die den Mitwirkenden schon bekannt waren, nämlich diese:
Ouvertüre zur Vestalin (Spontini),
Gebet aus der Stummen (Auber),
Scherzo und Finale der
C-Moll-Sinfonie (Beethoven),
Gebet aus Moses (Rossini),
Hymne an Frankreich (die ich eigens für diesen Anlaß komponiert hatte),
Ouvertüre zum Freischütz (Weber),
Hymne an Bacchus aus Antigone (Mendelssohn),
Der Gang zum Hochgericht (aus meiner phantastischen Sinfonie),
Gesang der Industriellen (für dieses Fest geschrieben; Text von Adolphe Dumas, Musik von Méraux),
Chor aus Karl VI. (Haléwy),
Schwerterweihe aus den Hugenotten (Meyerbeer),
Szene des Gartens der Freuden aus Armida (Gluck),
Apotheose (aus meiner Trauer- und Triumphsinfonie).
Wir mußten die Hauptprobe im Ausstellungsgebäude abhalten, dessen großes mittleres Viereck, den »Maschinensaal«, ich für das Konzert bestimmt hatte. Noch nicht einmal am Vortage dieser wichtigen Probe, während die Zimmerleute an der Errichtung meines Podiums arbeiteten, war der Saal frei. Eine große Anzahl eiserner Maschinen versperrten den für das Publikum bestimmten Platz. Man hatte nicht einmal die nötigen Maßregeln zum Wegschaffen dieses ungeheuren Apparates getroffen.
Ich unterlasse es, die Bangigkeit zu beschreiben, die mich bei diesem Anblick befiel.
Die Mauern von Paris waren bedeckt mit Anschlägen, die das Festkonzert verkündeten; ich war für eine beträchtliche Summe engagiert und sah mich in meinem Vorhaben durch ein ganz unüberwindliches, unvorhergesehenes Hindernis gestört! Wir konnten das Konzert nicht um einen einzigen Tag verschieben; der Befehl, das Gebäude spätestens am fünften August abzureißen, war schon gegeben, und die Eigentümer der zu seiner Konstruktion verwendeten Materialien hatten das Recht, am ersten August, dem Tage des ersten Konzertes, mit dem Abtragen zu beginnen; nur mit Hilfe von Geld willigten sie ein, es ein paar Stunden länger stehen zu lassen. Sie waren die eigentlichen Herren des Lokals und bewiesen uns schlagend, daß der Handelsminister uns etwas geliehen, das ihm nicht mehr gehörte. Ich schwankte einen Augenblick und wollte mich aufmachen, um eine Bekanntmachung anschlagen zu lassen, die das Fest absagen sollte. Strauß hielt mich fast mit Gewalt zurück, versichernd, daß am nächsten Tage fünfzig Wagen den Platz abräumen würden. Da ich mich auf jede Weise verloren sah, ließ ich den Dingen ihren Lauf. Andern Tages fanden sich meine tausend Künstler zur Hauptprobe ein, die, begleitet vom Geschrei der Fuhrknechte, beim Knallen ihrer Peitschen, beim Gewieher der Pferde ihren Verlauf nahm. Aber schließlich: die Fuhrleute waren doch da, die Pferde brachten allmählich die Maschinen weg, der Platz wurde frei und ich fühlte die Beklemmung von meiner Brust weichen. Nach der Probe ein anderer Alp. Die zahlreichen Anwesenden, die zugehört hatten, kamen auf mich zu mit der einstimmigen Versicherung, das Podium müsse neu gemacht werden, weil es, infolge der Stellung des Chores vor dem Orchester, unmöglich sei, von den Instrumenten auch nur einen Ton zu hören. Man stelle sich ein Orchester von fünfhundert Instrumentalisten vor, die man nicht hört! Sogleich machten sich sechzig Handwerker an die Arbeit und sägten das Podium entzwei, dessen Fläche um mehr als das doppelte steiler hätte sein müssen, senkten das für den Chor bestimmte Vorderteil um drei Meter und legten so das Orchester frei, dessen letzte Stufen sie außerdem noch erhöhten. Diese neue Anordnung mußte notwendig den Instrumenten zu ihrem Rechte verhelfen, trotz der geringen Akustik des Lokales: ein nicht zu verkennender, aber unabstellbarer Fehler. Nachdem diese zweite Beunruhigung fast verschwunden war, tauchte eine dritte, nicht minder schwere, auf. Strauß und ich benutzten einigen Stunden der Frist, die uns inmitten des Spektakels blieb, und fuhren im Wagen zu verschiedenen Musikalienhändlern, die Konzertbillets feil hatten, um den Stand des ihnen anvertrauten Verkaufs zu erfahren. Nach der Addition erkannten wir mit Schrecken, das die sich ergebende Summe von zwölftausend Franken nicht die Hälfte der Auslagen deckte. Wir mußten nun für den nächsten Tag auf eine außergewöhnliche Einnahme am Saaleingang rechnen, oder, im Falle ihres Ausbleibens, uns darauf gefaßt machen, das Defizit zu bezahlen.
Welche Nacht haben wir, der eine, wie der andere, nach diesen Erfahrungen verbracht!
Aber es war nicht mehr rückgängig zu machen.
Andern Tages, am ersten August, machte ich mich gegen Mittag auf den Weg nach dem Ausstellungsgebäude. Das Konzert war auf ein Uhr angesagt. Ich bemerke zuerst mit einer Freude, der ich mich nicht hinzugeben wage, die außergewöhnlich große Anzahl von Wagen, die sich gegen das Zentrum der Champs-Élysées hin bewegen. Ich trete ein, finde alles in vollkommener Ordnung, meine Instruktionen pünktlich befolgt. Die Musiker, Choristen, Subdirigenten des Orchesters und Chors nehmen ohne Unruhe den ihnen zugewiesenen Platz ein. Ich blicke Herrn Rocquemont, meinen Bibliothekar, fragend an, einen Mann von seltener Intelligenz, von unermüdlicher Tatkraft, dessen Freundschaft zu mir, die ebenso aufrichtig ist, als die meine zu ihm, ihn in manchen ähnlichen Fällen zu Dienstleistungen befähigte, die man nie vergißt. Er versichert mich, die Noten seien zur Stelle und es fehle nichts. Das musikalische Fieber beginnt sich in meinen Adern zu regen; ich denke nicht mehr an das Publikum, noch an die Einnahme, noch an das Defizit. Ich will das Zeichen zum Beginn der Ouvertüre geben, als sich ein heftiges Krachen von Holz, begleitet von einem langgezogenen Heulen, vernehmen läßt.
Es war die Menge, die, mit soeben im Bureau gekauften Billets bewaffnet, eine Schranke zerbrach, den Saal stürmte und dabei ein Freudengeschrei ausstieß.
– »Sehen Sie diese Überschwemmung!« sagte ein Musiker und zeigte mir den Saal, der sich mit einem Schlag füllte.
– »Ah!!! wir sind gerettet!« schrie ich und gab meinem Pult den freudigsten Schlag mit dem Taktstock, den ich jemals getan. »Nun wollen wir auch etwas Schönes machen!«
Wir begannen; die Einleitung zur Vestalin entfaltete ihre breiten Perioden; und von diesem Augenblicke an wuchs die Majestät, Gewalt und das Zusammenwirken dieser ungeheuren Masse von Instrumenten und Singstimmen mehr und mehr. Meine eintausendzweiundzwanzig Künstler gingen zusammen, wie die Spieler eines ausgezeichneten Quartetts. Ich hatte zwei Subdirigenten: Tilmant, den Kapellmeister der komischen Oper, der die Blasinstrumente dirigierte, und meinen Freund Auguste Morel, den heutigen Direktor des Marseiller Konservatoriums, der das Schlagzeug anführte. Außerdem waren fünf Leiter für den Chor, der eine in der Mitte, die andern an den vier Ecken der Chormasse, aufgestellt, die meine Bewegungen den Sängern übertragen sollten, welche mir den Rücken drehten und mich nicht sehen konnten. So gab es also sieben Taktschläger, die mich niemals aus dem Auge verloren, und unsere acht Arme, obgleich in großer Entfernung voneinander, erhoben sich gleichzeitig mit der unglaublichsten Präzision. Daher das wunderbare Zusammenspiel, worüber das Publikum sich so sehr erstaunte.
Die größten Wirkungen wurden durch die Freischütz-Ouvertüre erzielt, deren Andante von vierundzwanzig Hörnern geblasen wurde; durch das Gebet aus Moses, das wiederholt ward, und in dem die Harfenisten, fünfundzwanzig an der Zahl, anstatt die Arpeggien in einfachen Noten auszuführen, vierstimmige Akkorde spielten, was, da das Vierfache an Saiten in Schwingung versetzt wurde, die Anzahl der Harfen auf hundert zu verstärken schien. Ferner hatte die Hymne an Frankreich, die gleichfalls wiederholt werden sollte, die ich aber nicht wiederholte, starken Beifall, sowie auch der Chor der Schwerterweihe aus den Hugenotten, der das Auditorium entflammte. Ich hatte die Soli dieses erhabenen Stückes verzwanzigfacht; es ergaben sich also achtzig Baßstimmen aus den vier Partien der drei Mönche und des Saint-Bris. Der Eindruck auf die Mitwirkenden und die dem Orchester zunächst sitzenden Zuhörer übertraf jedes bekannte Maß. Was mich betrifft, so wurde ich beim Dirigieren von einem so heftigen Zittern ergriffen, daß meine Zähne aufeinander schlugen, wie in den stärksten Fieberanfällen. Trotz der Klanglosigkeit des Lokals glaube ich nicht, daß man oft eine ähnliche musikalische Wirkung gehört hat, und habe damals bedauert, daß Meyerbeer nicht Zeuge davon sein konnte. Dies furchtbare Stück, das gleichsam mit dem elektrischen Strom aus einer ungeheuren Volta-Säule geschrieben ist, schien von Donnerschlägen begleitet und von Stürmen gesungen zu werden.
Ich war nach diesem Stück in einem Zustand, der eine ziemlich lange Unterbrechung des Konzerts nötig machte. Man brachte mir Punsch und Kleider. Auf dem Podium selbst bildete man aus einem Dutzend zusammengerückter Harfen in ihren Leinenhüllen eine Art kleines Zimmer, in dem ich mich, wenn ich mich etwas bückte, vor dem Publikum entkleiden und sogar das Hemd wechseln konnte, ohne gesehen zu werden.
Unter den andern Stücken des Programmes, die hiernach am besten gefielen, waren die Leichenrede und die Apotheose aus meiner Trauer- und Triumphsinfonie, deren Posaunensolo Dieppo mit bemerkenswertem Können blies, und die Szene aus Armida, deren wollüstige Ruhe allgemeines Entzücken verursachte.
Mein »Gang zum Hochgericht«, dessen Instrumentation so stark und dessen Wirkung in den gewöhnlichen Konzertsälen so energisch ist, kam matt und klanglos heraus. Dasselbe gilt vom Scherzo und Finale aus der C-Moll-Sinfonie von Beethoven. Die Hymne an Bacchus von Mendelssohn erschien schwerfällig und ohne Glanz; einige Tage später äußerte eine Zeitung, die Priester dieses Bacchus hätten zweifellos Bier, anstatt kyprischen Wein getrunken.
Der Gesang der Industriellen fand eine sehr kühle Aufnahme, hauptsächlich bei den Mitwirkenden. Ich hatte mich verpflichtet, den Text von Adolphe Dumas in Musik zu setzen, aber es war mir unmöglich gewesen, damit zustande zu kommen. Damit die Verse nicht verloren wären und um meinen guten Willen zu zeigen, mußte ich einwilligen, daß ein Komponist seiner eigenen Wahl sie vertone. Er bestimmte hierzu seinen Schwager Amédée Méreau, Klavierlehrer in Rouen.
Die Ouvertüre zur Vestalin erregte lebhaften Beifall, ebenso der a capella-Chor aus der Stummen. Was den Chor aus Karl VI. betrifft, den ich auf Betreiben Schlesingers, des Verlegers dieses Werkes von Halévy, im letzten Augenblick ins Programm aufgenommen hatte, so erzielte er eine besondere Wirkung. Er weckte die stupiden Instinkte des Widerspruchs, die stets im Pariser Volke gären, und bei dem so wohlbekannten Refrain:
Krieg dem Tyrann! England wird nie,
niemals in Frankreich Herrscher sein!
sangen drei Viertel des Auditoriums mit dem Chor. Es war ein plebejischer Protest von groteskem Nationalismus gegen die zu jener Zeit vom König Louis-Philippe verfolgte Politik, die den Einwendungen des Herrn Polizeipräfekten gegen das Festkonzert Recht zu geben schien. Dieser lächerliche Zwischenfall hatte Folgen, von denen ich sogleich reden will.
Endlich schloß meine »Musikausstellung«, nicht nur ohne Unfall, sondern sogar mit glänzendem Erfolg und dem Beifall des ungeheuren Publikums, das ihr beiwohnte. Beim Hinausgehen hatte ich die süße Genugtuung, die Herren Spitalsteuereinnehmer auf einem großen Tische das Ergebnis meiner Einnahme zählen zu sehen. Sie belief sich auf 32 000 Franken. Sie nahmen davon den achten Teil weg, will sagen 4000 Franken. Die Einnahme des von meinem Teilhaber Strauß dirigierten Tanzmusik-Konzerts, das zwei Tage später stattfand, war weniger als mittelmäßig. Zur Deckung der Kosten dieser letzten, völlig erfolglosen Festivität mußte der Überschuß vom Gewinn des großen Konzertes verwendet werden und, letzten Endes, hatte ich nach soviel ausgestandenen Strapazen und Gefahren, nach Bewältigung einer so großen Arbeit, für mein Teil eine Quittung über 4000 Franken vom Herrn Spitalsteuereinnehmer und einen Reingewinn von netto 800 Franken ...
Reizendes Land der Freiheit, wo die Künstler Sklaven sind, empfange ihren aufrichtigen Segen und den Ausdruck ihrer Bewunderung für deine Gesetze der Gleichheit, Freiheit und der Noblesse!
Kaum waren wir, Strauß und ich, damit fertig, unsere Musiker, Kopisten, Drucker, Instrumentenmacher, Maurer, Dachdecker, Schreiner, Zimmerleute, Tapezierer, Kassierer, Saalinspektoren zu bezahlen, als der Herr Polizeipräfekt, der uns die bescheidene Summe von 1238 Franken für seine Beamten und Munizipalgardisten hatte zahlen lassen (der Polizeidienst für die Oper kostet nur 80 Franken) – als der Herr Polizeipräfekt uns bat, in dringlicher Angelegenheit bei ihm zu erscheinen.
– »Worum dreht es sich wohl?« fragte ich Strauß. »Haben Sie eine Ahnung?«
– »Nicht die geringste.«
– »Sollte Herr Delessert Gewissensbisse bekommen haben, weil er uns den Dienst seiner überflüssigen Beamten so teuer bezahlen ließ? Will er uns einen Teil der Summe zurückerstatten?«
– »Ja, rechnen wir damit!«
Wir kommen auf die Polizeipräfektur.
– »Mein Herr,« sagt Herr Delessert zu mir, »es tut mir leid, einen schweren Vorwurf gegen Sie richten zu müssen!«
– »Und der wäre?« entgegnete ich höchlich erstaunt.
– »Sie haben in das Programm Ihres großen Konzertes ein Stück eingeschwärzt, das geeignet ist, politische Leidenschaften zu entfachen, welche die Regierung zu unterdrücken und zu ersticken bestrebt ist. Ich meine den Chor aus Karl VI., der in die ersten Ankündigungen des Konzertes nicht mit aufgenommen war. Der Herr Minister des Innern hatte allen Grund zur Unzufriedenheit mit den Kundgebungen, die durch diesen Gesang hervorgerufen wurden, und ich teile in diesem Punkte seine Empfindung vollkommen.«
– »Herr Präfekt«, erwiderte ich mit aller Ruhe, die mir zu Gebote stand, »Sie sind vollständig im Irrtum. Der Chor aus Karl VI. stand allerdings nicht auf meinem ersten Programm; aber als ich hörte, daß Halévy sich verletzt fühle, an einer Festlichkeit, wo Werke fast aller großen zeitgenössischen Komponisten aufgeführt werden sollten, nicht teil zu haben, willigte ich in den Vorschlag, der mir von seinem Verleger gemacht worden war, den Chor aus Karl VI. ins Programm aufzunehmen, zumal da er von einer großen Menge leicht auszuführen war. Diese Erwägung allein bestimmte meine Wahl. Ich bin nicht im geringsten Freund nationaler Gefühlsentladungen, wenn sie im Jahre 1844 bei einer Szene aus der Zeit Karls VI. stattfinden, und ich habe so wenig daran gedacht, dieses Stück in mein Programm einzuschwärzen, daß sein Titel über acht Tage lang auf allen Ankündigungen des Festkonzertes stand, auf Anschlägen, die selbst an den Mauern der Polizeipräfektur zu lesen waren. Hegen Sie, Herr Präfekt, hierüber nicht den geringsten Zweifel und klären Sie den Herrn Minister des Innern auf.«
Herr Delessert war ein wenig verwirrt wegen seines Irrtums und gab sich mit meiner Erklärung zufrieden, ja er entschuldigte sich, mir eine Rüge erteilt zu haben, deren Ungerechtigkeit er erkannte.
Nichtsdestoweniger ward von diesem Tag ab die Zensur für Konzertprogramme eingeführt, und man konnte keine Romanze von Bérat oder von Fräulein Puget an einem öffentlichen Orte mehr singen ohne die Erlaubnis des Ministers des Innern, die von einem Polizeibeamten visiert sein mußte.
Ich hatte gerade die närrische Unternehmung, die ich mich heute hüten würde zu versuchen, zu Ende geführt, als mein alter Anatomielehrer, mein trefflicher Freund Herr Dr. Amussat, mich besuchte. Als er mich sah, wich er einen Schritt zurück.
»Nanu! Was haben Sie, Berlioz! Sie sind gelb wie ein altes Pergament, alle Ihre Züge tragen den Ausdruck ungewöhnlicher Ermüdung und Erregtheit.«
»Sie sprechen von Erregtheit,« antwortete ich ihm; »welchen Grund zur Erregung könnte ich wohl haben? Sie waren beim Festkonzert, Sie wissen, wie sich dort alles zugetragen; ich hatte das Vergnügen, den Herren Spitalsteuereinnehmern 4000 Franken zu bezahlen; 800 Franken sind mir geblieben; worüber sollte ich mich beklagen? Ist nicht alles in Ordnung?«
Amussat fühlte mir den Puls.
– »Mein Lieber, es ist ein Nervenfieber im Anzug. Man sollte Sie zur Ader lassen.«
– »Schön! Warten wir nicht erst bis morgen; lassen Sie mich zur Ader!« Sofort entkleide ich mich, Ammussat läßt mich reichlich zur Ader und sagt zu mir:
»Nun tun Sie mir den Gefallen und verlassen Sie Paris so schnell wie möglich. Gehen Sie nach den hierischen Inseln, nach Cannes, nach Nizza, wohin Sie wollen, aber atmen Sie südliche Meerluft und denken Sie nicht weiter an all die Dinge, die Ihnen das Blut erhitzen und Ihr so wie so schon höchst reizbares Nervensystem erregen. Adieu, Sie dürfen nicht zaudern.«
Ich folgte seinem Rat und ging, dank der 800 Franken, die das Festkonzert mir eingebracht hatte, auf einen Monat nach Nizza, um, soweit möglich, den Schaden zu heilen, den es meiner Gesundheit zugefügt hatte.
Nicht ohne Bewegung sah ich die Orte wieder, an denen ich mich zu einer Gesundung anderer Art, am Anfang meiner italienischen Reise, vor dreizehn Jahren, aufgehalten hatte ... Ich schwamm viel im Meer, machte zahlreiche Ausflüge in die Umgebung von Nizza, Villafranca, Beaulieu, Cimiès, nach dem Leuchtturm. Ich begann wieder mit meinen Streifzügen in die Felsen der Küste, wo ich die stets in der Sonne schlafenden altbekannten Kanonen wieder antraf; ich sah die frischen, lachenden Buchten wieder, die mit Meeralgen austapeziert sind und in denen ich ehemals badete. Das Zimmer, in dem ich im Jahre 1831 die Ouvertüre zu König Lear geschrieben hatte, war von einer englischen Familie in Beschlag genommen, und so nistete ich mich in einem Turm ein, der sich, über dem Hause, an den Felsen von les Ponchettes lehnt.
Dort genoß ich mit Entzücken die herrliche Aussicht auf das Mittelmeer und eine Ruhe, deren Wert ich mehr als je empfand. Dann, als ich, so gut es gehen mochte, von meiner Gelbsucht geheilt und mit meinen 800 Franken zu Rande war, verließ ich die reizende sardinische Küste, die auf mich immer eine so mächtige Anziehung ausübt, und kehrte nach Paris zurück, um meine Sisyphusrolle wieder aufzunehmen.
Der Direktor des Franconischen Theaters ließ sich durch die außerordentlich hohe Ziffer der Einnahme aus dem industriellen Festkonzert verleiten und machte mir einige Monate nach dieser Reise den Vorschlag, eine Reihe großer musikalischer Vorführungen in seinem Zirkus in den Champs Élysées zu veranstalten.
Ich erinnere mich nicht mehr der Maßnahmen, die wir beide zu diesem Behufe trafen. Ich weiß nur, daß die Unternehmung für ihn ungünstig ausfiel. Er richtete vier Konzerte ein, für die wir fünfhundert Musiker engagiert hatten, und die Unkosten, die durch dieses enorme Personal verursacht wurden, konnten durch die Einnahmen nicht ganz gedeckt werden. Außerdem war auch dieses Mal das Lokal für Musik ungeeignet. Der Ton verbreitete sich in diesem kreisförmigen Gebäude mit unausstehlicher Langsamkeit, woraus sich, für alle etwas detaillierten Kompositionen, die jämmerlichsten Harmoniemischungen ergaben. Ein einziges Stück tat dort große Wirkung: das Dies irae meines Requiems. Die Breite des Zeitmaßes und der Akkorde ließ es in dieser weiten Umfriedung, die wie eine Kirche hallte, weniger verfehlt erscheinen, als irgendeines der andern Stücke. Der Erfolg, den es hatte, veranlaßte uns, es in das Programm sämtlicher Konzerte aufzunehmen.
Diese für mich nicht gewinnbringende Unternehmung verursachte mir übergroße Anstrengungen. Die Gelegenheit zur Erholung in den wohltätigen Gewässern des Mittelmeers bot sich mir von neuem dank zweier Konzerte, die ich in Marseille und Lyon geben sollte, und deren Ertrag zum mindesten die Reisekosten decken mußte. So kam es, daß ich zum ersten Male meine Kompositionen in einigen Provinzen Frankreichs zur Aufführung brachte.
Die Briefe, die ich im Jahre 1848 in der Gazette musicale an meinen Mitarbeiter Edouard Monnais richtete, enthalten, trotzdem sie in einem wenig ernsthaften Tone abgefaßt sind, den genauen Bericht dessen, was mir auf diesem Ausflug nach dem Süden begegnete und auf einem andern nach Lille, den ich bald nachher unternahm. Sie finden sich unter dem Titel »Akademische Korrespondenz« in meiner Schrift »Musikalische Seltsamkeiten« ( Grotesques de la musique).
Einige Monate später begab ich mich zum erstenmal auf die Reise nach Süddeutschland, d. h. nach Österreich, Ungarn und Böhmen. Ich lasse die Erzählung dieser Reise folgen, wie ich sie in Form von Briefen an meinen Freund Humbert Ferrand im Journal des Débats veröffentlichen ließ.