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Hahnenkrei des deutschen Morgens.

1848.

Hat mir ein goldkammiger Hahn gekräht,
Der der Zeiten und Völker Geheimnis singt –
Ihr wißt, es wird nimmer zu Wind verweht,
Was der kluge Schnabel der Weisheit klingt –
Er sang aus verborgener Zukunft Wolke
Mir Wunderrunen vom deutschen Volke.

Er krähte – sein goldiger Kamm ward bleich –
Mir der deutschen Treue geschwundene Kraft,
Die Leichengesänge vom heiligen Reich,
Von verrosteten Degen der Ritterschaft,
Von gebrochenen Türmen, geschleiften Wehren
Und des Kaiserpurpurs zerrissenen Ehren.

So kräht' er mir traurig vom dürren Ast
Der Schandejahrhunderte Weh und Ach,
Er krähte, daß unter der Töne Last
Vom eisigen Jammer das Herz mir brach,
Daß mir mit mordlich scharfen Harpunen
Die Brust durchschossen des Sanges Runen.

Doch sieh! Bald fliegt er auf grünen Baum,
Bald kräht er von blühendem Zweig sein Lied,
Das hell, ein leuchtender Zeitentraum,
Der Zukunft sonnige Bahnen zieht:
Er kräht gar lustig aus heitrer Wolke
Verjüngte Freuden dem deutschen Volke.

Er krähte: »Der düstern Jahrhunderte Lauf
Verrann, Germaniens Luft wird klar,
Neu wachen die Heinriche, Friedriche auf,
Mit ihnen der Seher, der Helden Schar,
Die deutsche Sonne mit glänzenden Tagen
Lenkt über die Häupter der Völker den Wagen.«

O Goldkamm, du glückverkündender Hahn,
So singst und klingst du vom grünen Ast –
O süßer, heiliger, deutscher Wahn!
Ich halte die Herrlichkeit fest umfaßt:
Was seine Runen geklungen haben,
Die Weissagung soll mir kein Grab begraben.



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