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1844.
Und es wollte ein Liedchen mir klingen,
Ein Liedchen im lustigen Ton:
Sei geschwinde! Der Tag fliegt auf Schwingen,
Im Nu ist der Schelm dir entflohn.
Weiland sangst du von Liebe und Rosen,
Von Venus und Bacchus den Reihn,
Vom Geheimnis, das Liebende kosen
Im blühenden, lustigen Mai'n.
Weiland sangst du in fröhlichen Weisen,
Von Jugend und Freude bekränzt:
Reich' ich jemals ans Alter der Greisen,
Dann wird dreifach gespielt und gelenzt.
Ach! Die Nachtigall lieblicher Tage!
Unsterbliches, fröhliches Lied!
Was erweckst du Gelübde und Sage?
Und warnst, wie die Stunde entflieht?
Wohl beteur' ich's wie weiland noch heute:
Die Weise, die Lehre war gut,
Doch es läutet des Tages Geläute
Andre Zeiten und anderen Mut;
Doch es ringet der Tag seine Glocken
Im Reitergalopp, nicht im Trab,
Und spinnt auf dem schnurrenden Rocken
In Jahrzehnten Jahrhunderte ab.
Hier gelingt's nicht, sich Eignes zu losen,
Es reißet uns mit in den Tanz
Und zeigt uns für Efeu und Rosen
Von Eichen den ernsteren Kranz.
Und er rufet den Flöten und Geigen,
Den leichteren Spielern:
Zurück!
Andre Tänze durchtanzet mein Reigen,
Andre Preise erringet mein Glück.
Doch du, Nachtigall, klinge nicht Klage,
Mut klinge, mein fröhliches Lied!
Denn voran schreitet einer dem Tage,
Welcher winkt, wann er steht, wann er flieht.