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Ein Traum.

1842.

Und es saßen die Schwarzen, das grausige Drei,
Die Furien, die höllischen Schwestern,
Und riefen das Zaubergesindel herbei,
Welche Gott und das Göttliche lästern;
Und Merlin der Welsche frisch trieb er voran
Von Füchsen und Wölfen das Satansgespann,
Und hinter ihm tückische Fratzen
Auf Böcken und Affen und Katzen.

Er ordnet die Scharen und schließet den Kreis –
Die Glocke dröhnt zwölfmal die Stunde –
Dann sprudelt unheimlich Geheimnis ihm heiß
Wie Feu'r aus unseligem Munde:
»Von Mitternacht dräuet uns mordlicher Schein,
Ihr Brüder und Schwestern, und winkt übern Rhein,
Von Mitternacht dräut es uns Welschen,
Wenn wir es durch Zauber nicht fälschen.

So rollet des Schicksals gewaltiges Rad
Das Glück in germanischer Runde;
Drum stehn wir, berufen zu Rat und zu Tat,
Geschlossen im nächtlichen Bunde.
Herbei! Mit verborgenen Kräften herbei!
Mit Zaubergesängen und Wehegeschrei,
Mit Flüchen den festen und starken,
Zu schirmen die gallischen Marken!«

Und es hob sich satanisch die scheußliche Macht,
Und es bleichten der Mond und die Sterne,
Und sie teilten den Deutschen die schreckliche Acht
Des Unheils für Nähe und Ferne,
Sie teilten sie fluchend von Haus und von Herd,
Von Ehre der Freien, von Schild und von Schwert,
Mit Hieben in alle acht Winde
Besiegelt's das Satansgesinde.

Und es blies das Geschrei mir der Traum in das Ohr
Und die lästernden fluchenden Klänge,
Dann hob sich ein leuchtender Herold empor.
Und es tönte wie Himmelsgesänge:
»Laß sie zaubern mit Künsten der Mitternacht,
Laß sie hauen die Acht und die Aberacht,
Laß sie hauen nach allen Weltenden,
Sie werden Weg Gottes nicht wenden.

Denn Gott und die Zeiten sie halten Gericht,
Gehängt ist die mächtige Wage,
Und Herrscher und Völker darauf als Gewicht,
Erzitternd dem Alten der Tage:
Denn sein ist die Herrschaft, und sein ist die Macht,
Denn sein ist die Rache, und sein ist die Acht;
Laß sie hauen nach allen acht Winden,
Sie werden das Schicksal nicht binden.«

Verstummt war der Engel, verschwunden der Traum,
Ich staunte mit bebendem Herzen,
Dann hob ich die Stimme zum himmlischen Raum,
Zum Tröster der irdischen Schmerzen:
»Gott Heil! Es mag eh'r wohl das Wunder geschehn,
Daß segelnde Schiffe die Alpen auf gehn,
Daß Winde von Schwerthieben bluten,
Als daß Gott läßt die Tapfern und Guten.«



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