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(April 1886)
Ein' edle Abatissin kam,
Ein' Nonn' beim Bischof klagen,
Die hätt' gen Himmelsbräutigam
Der Treue sich entschlagen,
»O weh, der Sünde groß und schwer!
Frau Aebtin, kehret heime,
Beschicket gleich die Werkleut' her
Mit Steinen und mit Leime
Und mauret mir die Sünd'rin ein;
Sie seh' nit nächster Sonne Schein!
Gott möge ihr genaden!«
Die Abatissin heime kehrt,
Sie ließ den Zelter jagen,
Und that, wie sie der Bischof lehrt,
Das gab ein großes Klagen.
Sie führten das bleich' Schwesterlein
Hinwärts zu einer Blende,
Da fügten hastig Stein auf Stein
Der Werkleut' flinke Hände.
Sie maureten die Nonne ein,
Sie sieht nit nächster Sonne Schein.
Gott möge ihr genaden!
Und als die Wände feucht und kalt
Das junge Blut umfassen,
Da hat es, eh' man schloß den Spalt,
Sich noch vernehmen lassen:
»Wie groß die Sünd' und schwer die Pön,
Die Wonne war doch süße,
Und kennt wer meinen Buhlen schön,
Der bring' ihm letzte Grüße!
Ein Feuer ist die Lieb', das zehrt,
Und Gott, der ihrer nit gewehrt,
Mög' mir und euch genaden!«
Und eh' verblich der Sonne Schein,
Vier Maultier' vor dem Wagen,
Der Bischof fuhr ins Kloster ein,
Die Abatissin fragen.
Die leitet ihn an ihrer Hand
Hinabwarts viele Stufen,
Bis wo man hinter nasser Wand
Die Nonn' noch hörte rufen.
Der Bischof, der bekreuzt die Stein'.
»Der Erde Lust verläuft in Pein.
Gott möge dir genaden!«
Drauf leitet ihn die Aebtin noch
Ins Gastgelaß, ins reiche.
»O, edle Frau, was habt Ihr doch
Für Hände weiß und weiche!«
Und als die nächste Sonn' sie find't,
Umfahet beid' ein Schauern,
Sie dachten an ein bleiches Kind,
Das tot lag hinter Mauern:
Beim Scheiden an der Klosterpfort',
Da flüstern sie als Abschiedswort:
»Gott möge uns genaden!«