Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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Stilles Bescheiden.

Bei ihres Anblicks Lieblichkeit, –
Der alle Sinne mir berücket,
Der mich beseligt und entzücket
Und doch zu tiefst bedrängt mit Leid –
Nie werd' ich nur mit einem Blick
Der Herrin meine Lieb' gestehen,
Nie ihre Gegenliebe flehen
Und stumm ertragen mein Geschick!
Ein Frevel wär's an holder Frau,
Wenn ich den eitlen Glauben hegte,
Daß mich, nur mich allein, bewegte
All ihrer Anmut reiche Schau.
Nein, nein, ich bin der einz'ge nicht,
Den ihre Nähe froh beseelet!
Der letzte war' ich, den sie wählet;
Ich steh' im Banne harter Pflicht,
Nicht Jugendkraft, noch Wohlgestalt
Vermag mir mehr das Wort zu führen,
Ich kann vielleicht durch Lieder rühren,
Doch Mitleid wehrt der Lieb' Gewalt.
So fass' ich denn den einen Mut,
Es im Beginne schon zu enden.
Wie käm' zu eines Bettlers Händen
So hohes überreiches Gut?
Ergeben will ich meine Last
Auch fürder stumm des Weges tragen,
Es soll kein Blick der Herrin sagen,
Wie mächtig es mich stets erfaßt
Bei ihres Anblicks Lieblichkeit,
Der alle Sinne mir berücket,
Der mich beseligt und entzücket
Und doch zu tiefst bedrängt mit Leid.


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