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Wo heute das dunkle Gewässer des Zeller- oder Irrsees sich vor den Augen des Wanderers ausbreitet, erstreckte sich einst ein fruchtbares Gebiet, in dessen Mitte sich das prachtvolle Schloß eines bösen Zauberers erhob. Die armen Talbewohner, die in den Hütten rundherum wohnten, mußten sich manchen üblen Streich von dem Schloßherrn gefallen lassen, besonders aber hatte er es auf die Ischler Salz- und Bergarbeiter abgesehen. Die Arbeit der fleißigen Leute war ihm lästig, und er wollte diesen Maulwürfen, wie er sie nannte, seine Macht zu spüren geben.
Eines Tages ließ er ihnen durch einen Boten einen verschlossenen Topf überbringen, in dem sich Sole befinden sollte, die er prüfen lassen wollte. Die Ischler aber waren mißtrauisch genug, ihm den sonderbaren Topf ungeöffnet wieder zurückzuschicken; denn sie sagten sich, von dem bösen Zauberer könne nichts Gutes kommen.
Der Bote wanderte mit dem schweren Topf, dessen Gewicht ihm in der sommerlichen Hitze den Schweiß aus den Poren trieb, zu seinem Auftraggeber zurück. In der Nähe des Zauberschlosses setzte er sich ermüdet in den Schatten eines Gebüsches, um ein wenig zu verschnaufen. Dabei betrachtete er den Topf und dachte neugierig, ob sich wohl wirklich Sole drin befinden mag. Schließlich konnte er seine Neugier nicht mehr zügeln und öffnete den Topf. Da wallte es auf, ungeheure Wassermassen stürzten aus dem Gefäß, und jeder Versuch des armen Mannes, den Topf wieder mit dem Deckel zu schließen, war vergeblich. Das Wasser strömte und strömte, überflutete bald die ganze Gegend, unterwusch den Hügel, auf dem das Schloß des Zauberers stand, und zog es samt dem Schloßherrn zu sich in die Tiefe. So hatte sich über den boshaften Zauberer selbst das Unheil ergossen, das den Ischlern zugedacht war
An der Stelle, wo einst das Schloß stand, breiten sich heute die Fluten des Irrsees aus. Ab und zu, an klaren Tagen, sieht man auf dem tiefsten Grund des Sees die Zinnen des Schlosses aufglänzen; zu Zeiten aber, in denen der Sturm über den See heult, will mancher Schiffer einem unheimlichen, graubärtigen Mann begegnet sein, der mit seinem Boot ziellos über den See fährt.