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Mehr als ein Jahrtausend ist vergangen, seit der Bayernherzog Tassilo Herr über jenen Landstrich war, wo sich jetzt im Tal der Krems der Prachtbau des Benediktinerstiftes Kremsmünster erhebt. Dichte Wälder erstreckten sich damals weithin, Bären und Wölfe, Hirsche und Eber waren dort zu Hause.
Als der Bayernherzog einst in Lorch weilte, vergnügte sich sein Sohn Gunter in den Wäldern mit der Jagd. Eifrig dem edlen Waidwerk hingegeben, drang er immer tiefer in den Wald vor und kam, sein Gefolge weit hinter sich lassend, bis ins Tal der Krems. Hier trieb er einen ungeheuren Eber auf und ging dem Tier mutig mit seinem Jagdspieß zu Leib. Er brachte dem flüchtenden Eber eine schwere Wunde bei, doch sein Speer zerbrach, und das verletzte Wild wandte sich wütend gegen seinen Verfolger. Mit seinen Hauern riß es dem Jäger eine große Wunde am Fuß, so daß Gunter stöhnend zu Boden sank und hilflos und einsam im Moos verblutete. Es war an der Stelle, wo heute der Gunterteich liegt.
Der treue Jagdhund des Knaben brachte die Jagdgefährten auf die Spur des Vermißten und führte sie zu der abgelegenen Stelle im Wald, wo sein Herr tot auf dem Waldboden lag. Eilends wurde ein Bote nach Lorch abgesandt, um dem Herzog die gräßliche Nachricht vom Tod seines Sohnes zu überbringen. Schmerzgebeugt machte sich der Herzog sofort auf den Weg zur Unglücksstätte. Gebrochen saß er bis tief in die Nacht hinein bei der Leiche seines Kindes und trauerte über den jähen Tod des Jünglings.
Da trat plötzlich ein schneeweißer Hirsch aus dem Dunkel des Waldes hervor, zwischen dessen Geweih rotglühende Flammen in Kreuzesform leuchteten, näherte sich dem gebrochenen Vater und verschwand hierauf wieder im Dunkel der Nacht – es war der St.-Hubertus-Hirsch.
Mit höchster Verwunderung hatte Herzog Tassilo diese wundersame Erscheinung gesehen; sie schien ihm eine Mahnung des Himmels, dem geliebten Sohn an der Stätte seines Todes ein Erinnerungsmal zu setzen. Er ließ an dieser Stelle zunächst eine hölzerne Kapelle erbauen, die später zu einer stattlichen Kirche erweitert und mit einem Kloster umgeben wurde. Sein Sohn Gunter wurde in der Kirche beigesetzt, in das Kloster aber wurden Benediktinermönche berufen, die seit der Gründung des Klosters im Jahre 777 bis heute an dieser Stätte wirken. Zum Gedenken an den Anlaß der Gründung führt das Stift den Eber im Wappen.