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Die Sage weiß aber auch von einem Mühlviertler Pfarrer zu erzählen, dem keine glorreiche Himmelfahrt beschieden gewesen, weil er es an der nötigen Sorgfalt in seinem Leben hat fehlen lassen.
Der Ort wird nicht genau genannt, feststeht jedoch, daß die Sage ebenfalls aus der nordwestlichen Ecke des Mühlviertels stamrnt, denn dort wird sie erzählt.
War da ein Bub, der zufällig des Abends einmal in sein Dorfkirchlein ging, weil er es liebte, das Dämmern im Gotteshaus zu erwarten. Nun hatte er aber tagsüber tüchtig gewerkt und er schlief in der angenehmen Kühle plötzlich ein. Er erwachte auch nicht, als der Mesner das Tor abschloß, er war so still in seinen Winkel gedruckt, daß er gar nicht bemerkt wurde.
Des nachts aber, eben schlug die Turmuhr die Mitternacht, wachte das Büblein plötzlich auf und siehe: eben trat aus der Sakristei eine helle Gestalt. Und wie groß war das Erstaunen des Buben, als er sah, daß dies der vor einiger Zeit verstorbene frühere Seelsorger der Pfarre war. Er trug das Meßbuch in der Hand und ein Licht, welches das ganze Gotteshaus mit hellem Schein erfüllte, und plötzlich frug seine klare Stirnme in den Raum hinein, ob niemand hier sei, der bei einer Meßfeier ministrieren wolle.
Der Bub aber zitterte so heftig vor Angst und Staunen, daß er sich nicht regte, sondern sich noch enger und fester in seine dunkle Ecke drückte. Da wandte sich die Gestalt wieder und ging davon und Sekunden später lag das Kirchlein wieder in der alten Ruhe und Finsternis.
Der Bub aber konnte den Morgen kaum erwarten, und als endlich der Mesner kam, erzählte er ihm sofort sein nächtliches Erlebnis. Erst wollte es ja der alte Mann nicht glauben, meinte, er hätte wohl geträumt, aber da der Bub ihm auf Ehr und Gewissen die Wahrhaftigkeit seiner Erzählung versicherte, und der Mesner den Buben sonst als klaren und vernünftigen Kopf kannte, so beschlossen sie, in der nächsten Nacht beide in der Kirche zu bleiben, um abzuwarten, ob denn der ehemalige Geistliche wieder erscheinen würde.
Und so taten sie denn. Wohl saßen sie beide ängstlich in der Ecke, aber sie hielten durch. Und als die Uhr die zwölfte Stunde geschlagen hatte, da knackste wieder das Schloß der Sakristeitür und herein trat der Pfarrer mit dem Meßbuch und dem strahlenden Licht. Wieder fragte er in die Stille hinein, ob jemand da sei, der ministrieren wollte. Da nahm der Bub allen Mut zusammen und sagte, er wolle dem ehrwürdigen Herrn bei der heiligen Messe dienen. Der Pfarrer nickte freudig und begann, ernst und andächtig die Meßfeier abzuhalten. Und weil alles so ganz richtig vor sich ging, wurde dem Buben wohler dabei und es entschwand ihm alle Furcht. Selten noch hatte er einen andächtigeren Priester seines Amtes walten sehen.
Als die Messe gelesen war, da nahm der Pfarrer wieder das Buch und sein Licht und wandte sich zum Gehen. Er verhielt seinen Schritt vor dem Buben, der noch mit gefalteten Händen stand und das Wunder der nächtlichen Meßfeier nicht fassen konnte, und sagte zu ihm: »Ich danke dir, daß du mir den Liebesdienst erwiesen hast, mein Kind. Hundertmal war ich schon hier und habe immer vergeblich auf einen Ministranten gehofft. Nun aber bin ich erlöst und muß nicht mehr aus meiner Grabesruhe herauf. Ich habe in meinem Leben hundertmal unandächtig das Meßopfer dargebracht. Nun aber ist diese Schuld getilgt.«
Mit einem freundlichen Nicken ging er davon und der Spuk wurde wirklich nicht mehr gesehen. Der Mesner aber beschwor, wie der Knabe, alles wachen Sinnes wahrhaftig erlebt zu haben.