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In der Schädelmühle bei Mödling lebte einst ein Müller, der mit einer bösen, zänkischen Frau verheiratet war. Täglich gab es Streit und Unfrieden im Haus; das Weib trieb es so arg, daß der Müller keine ruhige Stunde mehr hatte und in seiner Verzweiflung auf den Gedanken verfiel, den Teufel zu Hilfe zu rufen, um von seiner Frau erlöst zu werden.
Er ging in den Wald, beschwor den Leibhaftigen, und plötzlich stand wirklich der Teufel vor ihm und fragte: »Was willst du von mir?«
»Ich möchte gern von meinem bösen Weib befreit werden«, erwiderte der Müller. »Kannst du mir dazu verhelfen?«
»Warum nicht?« Meinte der Teufel. »Noch heute nacht hole ich sie, wenn du mich dafür jede Nacht in deiner Mühle mahlen läßt.«
Der Müller dachte über dieses Verlangen nicht weiter nach und willigte ein. Der Vertrag wurde geschlossen, und in der folgenden Nacht kam richtig der Teufel in die Klausenmühle und holte die böse Müllerin.
Erfreut rieb sich der Müller die Hände und meinte vergnügt bei sich selbst: »Nun ist Ruhe im Haus, jetzt werde ich endlich ein friedliches Leben führen.«
Aber bald mußte er erkennen, daß er einen schlechten Handel eingegangen war. Denn von nun an hatte er keine ruhige Nacht mehr; der Lärm und das Toben wurden oft so schrecklich, daß er gern sogar seine zänkische Frau wieder zurückgenommen hätte, wenn er dafür den Teufel mit seinem nächtlichen Spuk losgeworden wäre.
Allnächtlich, wenn die zwölfte Stunde schlug, erschien ein mit Säcken beladener sechsspänniger Wagen vor der Mühle. Das eine Pferd des vordersten Gespanns war ein achtfüßiger Schimmel, auf dem ein einäugiger Mann ritt. Sobald die Fuhre vor dem Haus stand, sprang der Fuhrmann vom Pferd, hinkte zum Wagen und klatschte in die Hände. Auf dieses Zeichen erschien alsbald der Teufel, der mit dem andern die Säcke in die Mühle trug und in den Trichter leerte. Das ging nicht ohne Fluchen und Schimpfen. Aber wenn sich die Räder der Mühle dann zu drehen begannen, gab es erst recht ein fürchterliches Poltern und Rumpeln, das die ganze Nacht bis zur Morgendämmerung währte.
Eines Nachts versteckte sich der Müller hinter dem Trichter, um zu erfahren, was die Säcke des Teufels eigentlich enthielten. Er erschrak nicht wenig, als er sah, wie lauter unheimliche Totenschädel aus den Säcken in den Trichter kollerten. Dann vernahm er ein Zwiegespräch, das der Teufel mit einem Helfer führte. »Nun wird es nicht mehr lang dauern, daß auch der Schädel des Müllers an die Reihe kommt«, sagte der Satan zu dem hinkenden Gesellen, und dieser grinste höhnisch dazu.
Nun war's mit der Fassung des Müllers vorbei. Mit wankenden Knien schlich er in seine Schlafkammer, ohne Schlaf oder Ruhe zu finden. Gleich am nächsten Morgen eilte er zu seinen Nachbarn und bat sie, ihm gegen die beiden nächtlichen Ruhestörer zu Hilfe zu kommen. Bei Einbruch der Dunkelheit bewaffneten sich die Bauern mit Knütteln und versteckten sich in der Mehlkammer. Als um Mitternacht der Teufel mit dem einäugigen Fuhrmann die vollen Säcke die Stiege hinaufschleppte, sprangen die Bauern aus ihrem Versteck hervor und erschlugen den Hinkenden. Auch der Teufel bekam seine Prügel, ließ seine Säcke im Stich und fuhr zur Tür hinaus, nicht ohne den toten Fuhrmann mit sich zu nehmen. Den warf er hurtig auf den Wagen und raste davon, um sich nie wieder blicken zu lassen.
Seit dieser Zeit nannte man die Mühle in Klausen die »Schädelmühle«.