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Einmal ging ein Bräutigam aus dem Gölsental mit dem. Brautführer aus, um Gäste zur Hochzeit zu laden. Unterwegs trafen beide einen fremden Mann, der sie gar eigenartig anblickte. Zu dem sagte der Brautführer: »Du könntest leicht auch zur Hochzeit kommen!« Darauf nickte der Fremde.
Am Hochzeitstag kam wirklich der eingeladene Mann, ging geradewegs auf den Bräutigam und Brautführer zu und sagte, sie hätten ihn geladen und er sei nun da. Nun blieb den beiden nichts übrig, als ihn freundlich zu empfangen und zu bewirten. Er tanzte und unterhielt sich recht gut. Als er Abschied nahm, sprach er zu dem Bräutigam: »Weil du mich zu deinem Ehrentag so freundlich empfangen hast, so lade ich dich zu meinem Ehrentag ein. Er wird in drei Tagen stattfinden. Geh nur fort, so wirst du hinkommen! Und zwar wirst du zuerst auf eine Wiese kommen, dann auf eine Heide, dann zu einem Häuschen, wo du die Musik hören und danach leicht mein Hochzeitshaus finden wirst.«
Der junge Ehemann ging am bestimmten Tag wirklich fort, um der Einladung zu folgen. Er kam auf eine Wiese, wo erstaunlich viel Futter wuchs, aber recht mageres Vieh weidete. Dann kam er auf eine Heide, wo fast kahler Sand, aber recht fettes Vieh war. Dann kam er zu einem Häuschen, worin es gewaltig summte. Neugierig, was darin sei, machte er ein Schuberl auf, um hineinzugucken. Flugs fuhren dichte Schwärme von Bienen heraus und flogen fröhlich von dannen. Da machte er sich Vorwürfe, daß er seinem freundlichen Lader so viele Bienen auslasse und schob das Schuberl schnell wieder zu. Er ging wieder ein Stückchen weiter, hörte bald Musik und hellen Jubel und trat in das Hochzeitshaus ein. Der Bräutigam empfing ihn recht freundlich und sagte zu ihm, er möge tanzen nach Herzenslust, aber nicht länger, als die Musik spiele. Er tanzte also zweimal, aber länger, als ihm erlaubt war. Da warnte ihn der Bräutigam nochmals, er solle doch ja gewiß nicht noch ein drittes Mal länger tanzen, als das Spiel dauere. So gab er denn acht und folgte der eindringlichen Weisung. Darauf sagte der Bräutigam zu seinem Gaste, er könne nun wieder heimgehen. Bevor er aber ging, bat er den Bräutigam noch um Aufklärung über das magere Vieh auf der fetten Wiese und das fette Vieh auf der mageren Heide und bat ihn um Verzeihung dafür, daß er ihm so viele Bienen ausgelassen habe. Der aber erwiderte: »Daß du eine Menge Bienen ausgelassen hast, das macht nichts, denn es waren arme Seelen, die froh sind, daß sie erlöst wurden. Das fette Vieh, das du auf der dürren Heide gesehen hast, wirst du nicht mehr antreffen, denn es waren arme Seelen, die der Erlösung schon nahe waren. Das dürre Vieh auf der fetten Wiese wirst du noch antreffen; denn es sind arme Seelen, die noch lange zu leiden haben.«
Danach nahm der Gast Abschied von seinem liebenswürdigen Wirte, kam wieder zu dem kleinen Häuschen und wollte alle darin summenden armen Seelen erlösen, er fand aber kein Schuberl mehr. Dann kam er wieder auf die sandige Heide und traf kein Vieh dort. Dann kam er auf die saftige Wiese und fand das elende Vieh noch. Endlich kam er zu seinem Hause zurück; aber alles dünkte ihm fremd, niemand kannte ihn und wollte ihn in sein Haus einlassen. Da er jedoch auf seinem Rechte bestand und seine Geschichte erzählte, schlug man in den Büchern nach und fand in der Tat, daß er derselbe Mann sei, der vor dreihundert Jahren, drei Tage nach seiner Hochzeit unerklärlich verschwunden war. Man nahm ihn also staunend auf; doch er zerfiel gleich darauf in Staub und Asche.