Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Der Werwolf am Baumstumpf

Im Dorfe M. in Masuren lebte ein Mann, der hatte von seinem Vater die Macht geerbt, sich nachts heimlich in einen Wolf zu verwandeln. Deshalb wurde er in der Umgebung auch Werwolf genannt. Es wagte aber niemand in der Gegenwart des Mannes von dieser Sache zu sprechen, da er dann für seine Herde fürchten mußte. Im nahen Walde stand ein Baumstumpf, der Überrest einer vom Blitz zerstörten Fichte. Sobald den Bauern die reißende Wut überkam, schlich er von seinem Hof in den Wald und rollte über jenen Baumstumpf. Dabei sprach er die geheimgehaltenen Zauberworte, die sein Vater ihm auf dem Sterbebett ins Ohr geflüstert hatte, und schon trabte er als Wolf weiter. Hatte er seinen Blutdurst in den Herden der Nachbarn, denen er feindlich gesinnt war, gestillt, so kehrte er zu jenem Ort zurück, überschlug sich rückwärts über den Baumstumpf und war wieder Mensch. Nur der stiere Blick und geronnenes Blut an Lippen und Bart ließen erkennen, daß er in der Nacht als Wolf auf Raub ausgewesen war.

 


 


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