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Die Prahlerey

Ein Fuchs begegnete einst einem Maultier, und erkundigte sich unter anderm auch nach dem Stande seiner Ältern. Das Maulthier schämte sich zu gestehen, daß sein Vater ein Esel war, und erwähnte daher nur der Mutter, welche, wie es sagte, in dem königl. Marstalle Verwandte habe. Wie viele Menschen giebt es welche ihrer Herkunft sich schämen, und durch unverschämte Lügen, und Prahlereyen die Dunkelheit derselben zu bemänteln suchen. Im Orient war eines ein Fürst, welcher seine Staatsdiener aus den untersten Ständen wählte, und sich gut dabey befand. Damit sich diese Emporkömmlinge indessen nicht übernahmen, befahl er, daß bey öffentlichen Gelegenheiten jedem derselben das Sinnbild des vorigen Standes vorgetragen werden sollte, Eine vortreffliche Einrichtung! Zu wünschen ist, daß sie allgemein eingeführt würde. Mancher, der jetzt vor Stolz sich nicht kennt, und mit Verachtung auf andere herabblickt, würde in seinem Schilde ein Beil, ein Begeleisen, einen Pfriem, oder sonst ein Abzeichen eines ehrlichen Handwerks erblicken.

Für diesen Zustand sind Krebse sehr zuträglich. Diese Thiere gehen rückwärts, und da hat man schön Gelegenheit, sich zu erinnern, woher man kömmt, und seines gegenwärtigen Zustandes wegen nicht stolz zu werden. Möchten Menschen, welche aus niederm Stande sich erheben, und stolz auf ihre Erhebung sind, auch auf dem Rücken Augen haben, um in die Vergangenheit zurücksehen zu können!

Ein Mann, welcher durch Kenntnisse, Industrie und Sparsamkeit zu großem Vermögen gelangt war, ließ das kleine Häfelchen, in welchem er als armer Junge die Suppe aus den Häusern seiner Wohlthäter zusammengetragen hatte, in Silber fassen. Es stand immer auf seinem Eßtische, und er unterließ niemals, auch wenn er Gäste hatte, daraus zu trinken, und seiner Wohlthäter sich dankbar zu erinnern. Solche Menschen verdienen Ehre, und allgemeine Achtung; Glückspilze aber, welche im Glücke stolz werden, ihres vorigen Zustandes vergessen, ihrer Abkunft, und armer Verwandten sich schämen, und durch ihre Aufgeblasenheit aller Menschen Augen zu betäuben suchen, sind, und bleiben der Gegenstand allgemeiner Verachtung.


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