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Das kleine Ehe-Barometer

Der Ehestand ist ein Baum, welchen Gott selbst pflanzte. Er grünet und blühet lieblich, daher so viele Menschen in seinen Schatten sich legen möchten. Nachher aber finden sie oft, daß der liebliche Baum ein wahrer Passionsbaum ist, welcher nur Kreuz und Leiden trägt. Ich bin der Meinung, die Eheleute müssen einen harten Kopf haben, weil sie oft schmerzlich gekämmt werden; gute Zähne, weil sie manche harte Nuß zu beißen bekommen; einen festen Rücken, weil sie schwere Bürden zu tagen haben; gute Lebern, weil so oft und so manches drüber kriecht; gute Füße, weil der Schuh sie sehr oft drückt. Des erste Erforderniß im Ehestand ist – Geduld.

Wer denn doch in diesen Stand sich begeben will, soll wenigst vorsichtig zu Werke gehen, damit ihn die getroffene Wahl nicht reue.

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Da sind Geld, Schönheit, Ansehen, Verwandtschaft, und hundert andere Dinge, welche man beabsichtigt; an Tugend, und andere gute Eigenschaften wird wenig gedacht. Daher könnt es auch, daß so viele ihre getroffene Wahl bereuen. Wie mancher Gatte wünscht wieder frey zu seyn? Wie manche Gattin flucht der Stunde, in welcher sie den Trauring erhielt? Dem Augenblick, in welchem sie das Jawort von sich gab?

Der Ehestand gleicht häufig dem Fische. Da sieht man viel Fröhlichkeit, und muntere Sprünge, im Hintergrunde aber findet sich Galle, ungeheuer viel Galle.

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Ihr Unzufriedenen in der Ehe habt euch eure Leiden selbst zugezogen, weil ihr so unbesonnen, so eilig, so vernunftlos in euerer Wahl waret.

Ein böses Weib ist für Ehemann eine große Plage. Es ist wahrlich besser unter Tygern und Löwen, unter Bären und Wölfen zu leben, als mit einem bösen Weibe. Ein böses Weib ist ein knarrender Wetterfahn, eine betäubende Klapperbüchse, ein gewichster Mantel, durch welchen das Wasser der Ermahnung nicht dringen kann, ein Blasbalg des Zorns, ein Ziehpflaster für den Geldbeutel, die Grabstätte des Frohsinns, der Inbegriff aller Bosheit, welche man mit Worten nicht genug beschreiben kann. Gebirgichte Gegenden geben den Donner in vielfachem Wiederhall zurück. Hierin gleicht ihnen ein böses Weib, obwohl sie kein Berg, sondern ein Thal, nämlich ein Jammerthal ist. Jedes rauhe Wort des Mannes, giebt sie mit zehen, und mehr Schimpfworten zurück. Die alten hatten bey den Trauungen oft seltsame Gebräuche, über deren Sinn und Bedeutung die Gelehrten verschiedner Meinung sind. In einem Lande war es Sitte, die Thüre, und die Thürschwelle, über welche die Braut eingeführt wurde, mit Oel und Fett zu beschmieren. Ich weiß die Bedeutung dieses Gebrauches nicht, doch glaube ich, daß man anzeigen wollte, die Frau soll still seyn, und ihre Zunge im Zaum halten; wie die Thürangeln, wenn sie mit Fett beschmiert werden, aufhören zu schreyen und zu knarrren.

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Belehrend für böse Weiber ist folgende Fabel:

Ein Weib wurde von ihrem Manne so mißhandelt, daß sie in der Verzweiflung auf das Feld lief, in der Absicht, sich selbst das Leben zu nehmen. Hatte sie den Muth nicht, oder besann sie sich eines Bessern, kurz! es unterblieb. Trostlos setzt sie sich an den Fuß eines Strauchs, und weinte und klagte bitterlich. Da fieng der Strauch zu sprechen an. »Du hast Unrecht, sagte er, dich zu beklagen, da du selbst die Ursache deiner Leiden bist. Du erbitterst deinen Mann durch Eigensinn und Widerstand. Betrachte meinen Nachbar, die Eiche; und sieh, wie seine Blätter zerfezt, und seine Äste zersplittert sind. Die Starrsinnige bietet den Stürmen Trotz, und diese rächen sich dann, und verursachen diese Verwüstung. Ich bleibe unversehrt, denn ich biege und schmiege mich, wenn die Stürme toben. Folge meinem Beyspiel.«

Ein zänkisches Weib, ist wie ein immer durchtriefendes Dach.

Der Gatte eines solchen Weibes ist ein bedaurenswerther Tropf; die Dienstbothen, die Kinder sind unter ihrer Zuchtruthe arme Tröpfe.

Wenn indessen von einer Seite ein zänkisches Weib die größte Plage ist, so liegt wohl manchmal und sehr oft der Fehler bey den Männern. Sie sind ärger, als der Satan. Wenn diese Menschen nur bedenken wollten, daß sie mit ihrem Toben , und zornig seyn, nichts nützen, wohl aber viel schaden.

Der Zornige gleicht dem Meere, welches, wenn es in Unruhe ist, wenn Stürme die Wellen empor thürmen, allen Unrath auswirft. Eben so der Zornige. Wenn eine Kleinigkeit seine Galle rege macht; wenn etwa die Köchin eine Speise verdarb, die Kinder im Hause umher lärmen, oder die Gattin durch Widerspruch ihn erbittert, so bricht der Sturm los, die Wellen thürmen sich und der Unrath, das ist, Schimpfworte, und Flüche aller Art werden ausgeworfen. Welcher Schaden wurde schon durch Feuer und Wasser auf der Erde angerichtet? Und doch ist es eine Kleinigkeit gegen das Elend, welches durch den Zorn in die Welt kam; die Schandthaten und Ungerechtigkeiten, welche durch ihn verübt wurden; das Blut, welches durch in floß, Verdammter Zorn! Du bist ein Mörder des Gemüths, ein Zertrenner des Friedens, das Gift des Lebens, ein Kuppler des Todes, ein an menschlichem Blut sich labender Tyger, ein Räuber des Verstandes, eine wahre Schule der Narrheit, der Weg zum Verderben. Nicht nur die Seele also, auch die Gesundheit, der Körper wird dadurch zerstört. Welches Elend! Wenn die Galle in das Blut übergeht, und alle Säfte verdirbt. Geduld, ihr Ehemänner, ist für euch eine unentbehrliche Tugend. Wenn ihr in dem Ehestand anstatt des Bisamkrauts eine Brennessel pflükket, was hilft es euch zu schreyen: der Tod ist im Topfe? Das Übel ist einmal geschehen, und nur Geduld kann dasselbe heilen, oder doch verringern. Geduld ist auch den Weibern nothwendig. Sie können durch sie ihre Leiden sehr erleichtern, und ihre zornige und rohe Männer durch Sanftmuth bessern. Mancher rohe Ehemann wird auch vom Bösen gequält. Seine Stimme gleicht der eines Löwen, seine Zuge der einer Schlange, seine Augen denen eines Tygers, seine Hände den Tatzen eines Bären. Diesen bösen Geist kann die Gattin nur durch Geduld und Sanftmuth besänftigen.

Geduld also, ihr Weiber und ihr Männer! Geduld in den Stunden der Trübsal, und des Kummers! ‚Geduld, wenn ihr das Unglück habt, Herzenleid an eueren Kindern zu erleben!

Das Heiraten gleicht dem Fischen. Mancher fischt, und bekömmt einen stattlichen Haufen, eine gute Hausfrau, welche ihr Brod nicht ißt im Müßiggang. Ein Andrer fängt einen Karpfen, eine Reiche, mit welcher er einen Rogen zieht. Dieser fischt und fängt einen elenden Weißfisch, welcher voll Gräte ist; und jener gar eine giftige Schlange. Das Heirathen gleicht einem Glückstopf. Manche zieht, und erhält einen Kamm, welcher sie tüchtig zauset. Diese zieht einen Schwamm, einen Saufer welcher niemals trocken wird. Jene erhält Würfel, einen Spieler, welcher alles durchbringt und b und Kinder an den Bettelstab versetzt. Da rufen die armen Betrognen: Ach, hätte ich das gewußt!

Mancher läßt sich durch die Schönheit verblenden, ohne des Sprichworts sich zu erinnern: Schönheit vergeht, Tugend besteht. Wenn die Schönheit des Körpers wäre wie die Kleider der Israeliten in der Wüste, welche in 40 Jahren sich nicht abnutzten; allein manche hat jetzt goldne Haare, und bald maßt sie sich wie eine alte Bruthenne. Die Augen sind glänzend schwarz, aber bald werden sie triefend, und roth, wie die gewisser Tauben. Die Wangen sind voll, und lieblich, aber bald werden sie einfallen, wie ein leerer Dudelsack. Die Nase ist schön geformt, alabastern, aber bald wird sie ein alter Kalender, welcher immer nasses Wetter anzeigt. Der Mund glänzt wie Corallen, aber bald wir er einer gerupften Blaumeise gleichen. Der Wuchs ist schön, aber bald geht er in Trümmer, wie die alabasternen Büchsen der Magdalena. Tugend besteht, aber Schönheit vergeht. Ein bloß schönes Weib gleicht den Apothekerpillen, welche von aussen schön vergoldet sind. Ein schönes Weib ohne Tugend ist wie ein goldner Becher, in welchem saurer Landshuterwein ist; wie eine gefiernißte Tabaksbüchse. Da ruft der arme Betrogne! Ach hätte ich das gewußt!

Manche glaubt einen Engel zu bekommen, und erhält einen wilden Mann. Diese hat einen Saufer zum Mann, und ist ein geplagtes Geschöpf, denn es ist eine wahre Pein, immer mit einem solchen Menschen umgehen zu müssen. Wie vieles Unglück ist schon aus der Trunkenheit entstanden?

Wie mancher Säufer hat schon sich, und die Seinigen durch seine Trunkenheit an den Bettelstab gebracht?

Ein Bettler sprach einst einen Herrn, welcher zu Bette lag, um ein Almosen an. Dieser antwortete, daß er der starken Kopfschmerzen wegen nicht aufstehen könne, und gestand, daß er den Tag zuvor zu viel getrunken habe. Wenn das ist, so trinkt heute noch mehr, sagte der Bettler, und als der Herr ihm bemerkte, daß er dann morgen wieder Kopfschmerzen haben werde, erwiederte er, daß er die Ladung alle Tage verdoppeln müsse. Was wird aber am Ende aus mir werden? fragte der Herr. Ein Bettler, wie ich, sagte dieser lachend. Auch ich war einst wohlhabend, und der Hang zur Trunkenheit hat mich in diesen Zustand gesetzt.

Die Frau eines solchen Trunkenboldes klagt nun bitterlich: Auch hätte ich das gewußt! Du hättest es wissen können, arme Betrogne, allein du warst geblendet, wie Tobias, Du fragtest weder Gott noch deine Ältern, oder deine Freunde um Rath. Der Knabe ließ dir keine Ruhe, und du hast dein Unglück dir selbst zugezogen.

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Willst du heirathen, so besinn dich fein
Sonst bekömmst du Essig statt des Wein!


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