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Francisco Pizarro sendete endlich seinen Bruder Hernando mit dem Heere gegen Cuzco. Es wurde eine Bekanntmachung erlassen und darin gesagt, er rücke gegen Cuzco, um mehrern Einwohnern dieser Stadt Gerechtigkeit zu verschaffen; sie hätten sich bei dem Statthalter beklagt Almagro halte mit Gewalt ihre Güter und Häuser im Besitze, und er habe sich gegen alles Recht der Stadt Cuzco bemächtigt.– Als Pizarro vor Cuzco angekommen war, nahm, er seine Stellung auf dem nahe liegenden Berge. Bei Tagesanbruch sah er, daß Rodrigo Orgoños mit dem ganzen Heere des Almagro in Schlachtordnung sich aufgestellt hatte. Francisco de Chases, Juan Tello, Vasco de Guevara befehligten die Reiterei. An den Berg gelehnt standen einige Spanier mit einer großen Anzahl bewaffneter Indianer. Unterdessen hatte man alle Freunde und Anhänger Pizarro's, die sich in der Stadt befanden, in der Citadelle von Cuzco eingekerkert; die Gefängnisse in welche man sie warf, waren so enge, daß einige von ihnen darin erstickten. Nachdem Pizarro am folgenden Morgen eine Messe hatte lesen lassen, stieg er mit seinem Heere in guter, Ordnung in die Ebene herab gegen die Stadt, in der Absicht sich auf einer Höhe, von welcher die Citadelle beherrscht wurde, festzusetzen. Er und seine Leute glaubten Almagro würde, wenn er die bedeutenden Streitkräfte Pizarro's erblicke, keine Schlacht wagen, und sie hegten den aufrichtigen Wunsch es möge zu keinem Blutvergießen zwischen den Spaniern kommen.– Rodrigo Orgoños, der die große nach Cuzco fahrende Straße besetzt hielt, war anderer Gesinnung; er hatte diese Stellung eingenommen, weil er glaubte der Feind könne von einer andern Seite wegen eines daselbst befindlichen Sumpfes nicht in Cuzco eindringen und müsse nothwendig eine Schlacht annehmen. Sobald Pizarro die Absicht des Orgoños merkte, gab er das Zeichen zum Angriff. Die Schlacht begann mit dem Kampfe der Indianer gegen einander, die Reiterei Pizarro's suchte den Sumpf zu passiren, die Schützen, welche schnell vorrückten, gewannen ihnen den Vorsprung ab und gaben eine so heftige Salve auf eine feindliche Abtheilung, daß dieselbe zurückwich. Dagegen that die Artillerie Almagro's Pizarro's Leuten großen Schaden; als diese aber glücklich über den Sumpf und über einen kleinen Fluß gekommen waren, rückten sie in guter Ordnung und muthig auf den Feind los. Da Pizarro bemerkte, daß die Lanzenträger des Almagro ihre Lanzen hoch hielten, befahl er den Schützen gleichfalls ein wenig hoch zu schießen, und diese führten den Befehl so gut aus, daß sie durch zweimaliges Feuern mehr als fünfzig Lanzenspitzen wegschossen. Als Rodrigo Orgoños dieses sah, befahl er seinen Hauptleuten rasch vorzudringen und rückte dann selbst mit dem Kern der Truppen nach, nm persönlich den Pizarro anzugreifen, den man sehr leicht an der Spitze seiner Schwadron erkennen konnte. Dabei rief er laut aus:
»Allmächtiger, was mir auch begegnen mag, ich werde meine Pflicht thun und den Tod suchen!« Er beging aber den Fehler seine Flanke bloßzugeben, Pizarro und Alonso de Alvarado benutzten dieses und richteten einen Theil ihrer Truppen gegen seine Flanke. Orgoños wurde durch einen Schuß aus einer Büchse am Kopfe verwundet, die Kugel war durch seinen Helm gedrungen; trotz dieser Verwundung thötete er mit seiner Lanze zwei Leute und versetzte mit seinem Degen einem Diener Pizarro's, den er wegen seiner guten Kleidung für diesen selbst hielt, einen Hieb in den Mund. Der Kampf wurde alsbald blutig, es kam zum Handgemenge und man schlug sich auf beiden Seiten mit großer Tapferkeit; endlich gelang es Pizarro die Feinde in die Flucht zu schlagen. Orgoños und mehrere andere Officiere wurden zusammengehauen und Almagro selbst, der wegen Krankheit an der Schlacht keinen Theil nahm, sondern ihr von einer Anhöhe aus zusah, gefangen.– Als die Indianer den Kampf zwischen den Spaniern beendet sahen, stellten sie ihn ebenfalls ein, um die Gefallenen auf der einen und andern Seite zu plündern; ihre Raubsucht war so groß, daß mehrere die noch lebten, aber ihrer Wunden wegen sich nicht vertheidigen konnten gleiches Los wie die Leichen erfuhren. Diese Schlacht fand am 27. April im Jahre 1538 statt.
Nach der Schlacht that Pizarro alles, um die Hauptleute des Almagro, die sich durch die Flucht gerettet hatten, für seine Sache zu gewinnen; da ihm dieß jedoch nicht bei allen gelang, so verbannte er diejenigen, deren feindselige Stimmung er kannte, aus der Stadt Cuzco. Sehr große Mühe hatte er seine eigenen, Leute zufrieden zu stellen, jeder schlug nämlich seine geleisteten Dienste so hoch an, daß ihnen kaum die ganze Statthalterschaft Cuzco als hinlängliche Belohnung derselben erschien. Dieses Verhältniß bewog ihn das Heer zu trennen und nach verschiedenen Seiten abzusenden, um durch die einzelnen Abtheilungen in Gegenden, die man nur zum Theil kannte, neue Eroberungen und Entdeckungen zu machen. Er erlangte dadurch einen doppelten Vortheil: einmal belohnte er seine Freunde, und dann wurde er seiner Feinde los. Trotzdem bildeten sich auf Anstiften einiger Anhänger des gefangenen Almagro zu wiederholtenmalen Verschwörungen gegen Hernando Pizarro, welcher als Befehlshaber in Cuzco stand; sie hatten besonders zum Zweck Almagro zu befreien und brachten Pizarro zur Ueberzeugung, daß das Land niemals ruhig seyn würde, so lange Almagro noch am Leben sey. Er beschloß daher dessen Tod in der Hoffnung aller Welt die Gerechtigkeit dieser Maaßregel durch Auseinandersetzung seiner Verbrechen beweisen zu können; er wollte ihr nämlich zeigen, daß er der erste und Haupturheber aller Unordnungen sey, indem er zuerst den Krieg angefangen habe; er habe ferner die Herrschaft Cuzco sich angemaßt und mehrere Leute, die seinen Planen Widerstand geleistet, hinrichten lassen. All' dieser Verbrechen wegen verdammte er ihn zum Tode. Als ihm sein Urtheil vorgelesen wurde, suchte er auf all' nur mögliche Weise das Mitleid Pizarro's zu erwecken. Er stellte ihm vor, daß sein Bruder und er ihm gewissermaßen die Größe und Macht die sie erreicht hätten, verdankten; er habe den bedeutendsten Theil der Kosten für die Entdeckungsexpedition nach Peru, über welches sie nun herrschten, getragen; er erinnerte ihn zugleich, daß er ihn freiwillig aus der Gefangenschaft entlassen und dem Rathe seiner Hauptleute, ihn hinzurichten, kein Gehör geschenkt habe. Wenn auch Pizarro während seiner Gefangenschaft eine üble Behandlung erfahren, so sey dieß weder auf seinen Befehl noch mit seinem Wissen geschehen; er möge sein hohes Alter, das ihn bald ohnedieß ins Grab führen würde, berücksichtigen. Hernando Pizarro ließ sich nicht rühren; er gab ihm kurz zur Antwort: solche weinerliche Redensarten ziemten sich nicht für einen Mann von Verstand und Muth; er möge sich fassen, größere Seelenstärke zeigen und sich, da sein Tod einmal unabänderlich beschlossen sey, in den Willen Gottes fügen; er möge bei seinem Tode Standhaftigkeit beweisen, wie sich dieß für einen guten Christen und einen Mann von Ehre und Muth gezieme. Almagro entgegnete ihm hierauf: er dürfe darüber nicht erstaunen, daß er den Tod fürchte, denn er sey Mensch und Sünder, und Christus selbst habe den Tod gefürchtet. Nach diesen Worten wurde der Befehl Pizarro's an ihm vollzogen und ihm das Haupt abgeschlagen.– Nachdem Hernando Pizarro die Ruhe in Cuzco auf diese Weise für vollständig hergestellt hielt, begab er sich nach dem Lande Collao, um neue Eroberungen zu machen, kehrte aber bald darauf, indem er seinen Bruder Gonzalo zur Fortsetzung der Unternehmung an seiner Stelle ließ, nach Cuzco zurück, um seinen Bruder Francisco daselbst zu besuchen. Dieser war nämlich zu der Zeit, als Hernando gegen Cuzco zur Bekämpfung des Almagro heranzog, zurück nach Los Reyes gegangen, um daselbst mehrere Angelegenheiten dieser Stadt zu ordnen.– In Cuzco langte indessen die Nachricht an, daß Gonzalo bis in die Provinz Charcas vorgedrungen und von einem großen Indianerheere so enge eingeschlossen sey, daß er Gefahr laufe von ihm vernichtet oder gefangen genommen zu werden. Da verließ Hernando Cuzco wieder, um ihm mit seiner Reiterei zu Hülfe zu eilen, ja selbst Francisco machte sich auf den Weg und hatte bereits drei Tagemärsche zurückgelegt, als die Botschaft bei ihm eintraf, Gonzalo habe sich aus seiner gefährlichen Lage gerettet, die Indianer geschlagen und in die Flucht gejagt. Hernando und Gonzalo setzten hierauf unter fortwährenden Kämpfen mit den Indianern ihre Eroberungen fort, und es gelang ihnen endlich die Ruhe daselbst herzustellen, nachdem sie den Anführer der Indianer Tyzo gefangen genommen hatten. Siegreich kehrten sie hierauf nach Cuzco zurück, wo sie von ihrem Bruder mit großer Freude empfangen wurden. Dieser belohnte die Verdienste derer, welche dieser Eroberung beigewohnt hatten, auf jede Weise und schickte dann mehrere Hauptleute auf weitere Eroberungen aus. Hernando Pizarro schiffte sich nach Spanien ein, um dem Könige von allem was vorgefallen war Rechenschaft abzulegen, trotz der Warnung mehrerer, die ihm vorstellten daß man nicht wissen könne wie die Hinrichtung Almagro's am spanischen Hofe aufgenommen würde. Noch vor seiner Abreise rieth er seinem Bruder, denen welche früher im Dienste Almagro's gestanden, nicht zu trauen und nicht zu erlauben daß sie zusammenkamen, indem er behauptete daß, wenn sich deren sieben oder acht beisammenbefänden, sie ganz gewiß eine Verschwörung gegen ihn anstiften würden.